Jahn wörtlich

Werbung
Jahn wörtlich
Festlichkeiten, Feierlichkeiten und
Gebräuche sind als unzertrennliche
Gefährten des gesellschaftlichen Seins
auf der Erde verbreitet, so weit
Menschen verkehren. Sie schließen
sich den wichtigsten Handlungen an,
gesellen sich zu Freude und Trauer, ja
durchschlingen das ganze
menschliche Leben. Sie sind ein
Bedürfnis des Menschen, der das
Geistige in einem vermittelnden
Sinnbild reiner erkennt, das
Übersinnliche in einer sinnlichen
Vergegenwärtigung sich tiefer ins Herz
prägt.
Festlichkeit ist das Erheben über das
gemeine Leben, Herauskommen aus
der Alltäglichkeit, Entfesselung des
Geistes von leiblicher Unterdrückung,
Abspannung des Körpers von der
Fronarbeit, Befreiung des Herzens von
Daseinssorgen.
Friedrich Ludwig Jahn, Deutsches Volkstum,
1810, Abschnitt VII Volksgefühl, Kap. 3
Volksfeste S. 166 f.
Feste als Bedürfnis des Menschen.
Feste zu feiern als Erhebung über das
alltägliche Leben.
Haben wir nicht alle das Gefühl Feste
herauszuheben aus dem Alltag.
Dazu gehört die innere aber auch
äußerlich sichtbare Einstellung.
Es ist eben ein „Feiertag“, gleichgüpltig
ob es eine Familienfest wie eine Taufe,
ein Trauerfall des Todes eines nahen
Freundes ist.
Innerlich die Freude, das Gedenken,
äußerlich die Festgestaltung, die
eigene Kleidung.
Alles ein Herausheben aus dem Alltag.
Viele verstehen nicht mehr selbst für
sich oder andere ein Fest zu feiern.
Der gleiche Trott, die gleiche Kleidung.
Hier ist das Bedürfnis des Menschen
Festlichkeit zu leben bereits
verkümmert.
Jahn Medaille vom Vierten Deutschen
Turnfest 1872 in Bonn
Haben wir solches nicht schon in
unserer Umgebung beobachtet ?
Diese Menschen können sich nicht
mehr freuen, im öden Gleichklang der
Tage versauern sie.
Turnfeste sind Feiertage.
Ihnen wohnt eine Tradition, ein
ähnlicher Ablauf inne.
Sie haben ihre Geschichte und zeigen
zugleich Geschichte, Tradition.
Etwas das seit Jahrhunderten gelebt
wird unbd das uns alle belebt, in den
Bann schlägt.
Um wie viel mehr angeeifert, um wie
viel mehr von der Sinnhaftigkeit
unseres Tun überzeugt kommen wir
von Turnfesten zurück.
„Das Geistige in einem vermittelnden
Sinnbild reiner erkennen“ nennt Jahn
den Funken, der beim gemeinsamen
Fest, seinen Feiern überspringt.
Sollten wir nicht wieder lernen, Feste
richtig zu feiern ?
Nicht als „Event“ mit Getöse und Lärm,
Alkohol und Bewusstlosigkeit, sondern
als Erheben über das Alltägliche, als
Besinnung auf den Inhalt einer
traditionellen Feier.
Für die Rückkehr des heutigen
Menschen zu sich selbst und seinen
Wurzeln zeigt Jahn einen Weg auf.
Herunterladen