Übersicht Chimäre Rezeptoren verleihen T

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Übersicht
Chimäre Rezeptoren verleihen T-Lymphozyten
MHC-unabhängige Antigen-Spezifität: Ein alternatives
Konzept für die adoptive Immuntherapie?
Chimeric Receptors Endow T Lymphocytes with MHC-independent Antigen Specificity:
An Alternative in Adoptive Immunotherapy?
A. Hombach1, Claudia Heuser1, C. Pohl2, H. Abken1·3
Zusammenfassung: Ein vielversprechender Ansatz
der adoptiven Immuntherapie beruht auf der Induktion
einer spezifischen zellulären anti-Tumor-Reaktion mit
Hilfe Antigen-spezifischer, zytotoxischer T-Zellen. Da
Tumor-spezifische T-Zellen selten in hinreichender
Anzahl isolierbar sind, wurde vorgeschlagen, zytotoxische T-Zellen mit einem Antigen-spezifischen, rekombinanten T-Zell-Rezeptor auszustatten, der aus einer
extrazellulären Antigen-bindenden Domäne, abgleitet
von einem Antikörper (scFv), und einer intrazellulären
Signalkette (CDS- ; FceRI- ) besteht. Der chimäre
Rezeptor verleiht den T-Zellen Spezifität für das jeweilige Antigen und vermag nach Antigen-Bindung
eine MHC-unabhängige zelluläre Aktivierung zu induzieren. In diesem Konzept werden die Vorteile des humoralen Arms des Immunsystems zur Antigenerkennung mit dem zellulären Arm der Vermittlung einer
komplexen Immunreaktion kombiniert. Die prinzipielle Durchführbarkeit und Wirksamkeit dieses Ansatzes
wurde in vitro dokumentiert. Die klinische Erprobung
wird in der nächsten Zukunft zeigen, ob das chimäre
Rezeptor-Konzept in der adoptiven zellulären Immuntherapie mit genetisch modifizierten, Antigen-spezifischen Effektorzellen zur effizienten Ergänzung der
konventionellen Tumortherapie geeignet ist.
Schlüsselwörter: Rezeptoren, Antigen-, T-Zell;
Chimäre Proteine/Genetik; Immuntherapie, adoptive;
Immunglobulinfragmente/Genetik; Antikörper, antiidiotypische; Gentransfer
Summary: A promising approach in adoptive immunotherapy is based on the induction of a specific
cellular anti-tumor reaction by antigen-specific, cytolytic T cells. Due to difficulties in isolating tumorspecific T cells in sufficient amounts, it was proposed
1
Lab. Tumorgenetik, Klinik l für Innere Medizin, Universität zu Köln
Evangelisches
Krankenhaus Köln-Kalk, Köln, Germany
3
Korrespondenzadresse: Univ.-Prof. Dr. H. Abken, Lab. Tumorgenetik, Klinik l für Innere Medizin, Universität zu Köln, Joseph-Stelzmann-Str. 9, D-50931 Köln, Germany. Fax: +49-221-478-4130;
E-Mail: [email protected]
Nach einem Vortrag von H. Abken auf dem Kongreß „Molekulare
und zelluläre Diagnostik", gehalten am 4. Oktober 1999 in Regensburg
Eingegangen: 20. Dezember 1999
126
to graft cytolytic T cells with an antigen-specific, recombinant T cell receptor that consists of an extracellular antigen-binding domain, derived from an antibody (scFv), and an intracellular signalling domain derived from the CDS- or FceRI-y chain. The chimeric
receptor confers antigen specificity to T cells and induces MHC-independent cellular activation after binding to antigen. This approach combines the advantages
of the humoral division of the immune system in antigen recognition with the cellular division in mediating
a complex immune reaction. The feasibility and efficacy of this approach in vitro was recently documented. Clinical trials in the near future will reveal whether
the chimeric receptor approach in the adoptive cellular
immunotherapy utilizing genetically modified, antigen-specific effector cells will be suitable to strengthen conventional tumor therapy.
Keywords: Receptors, Antigen, T-Cell; Chimeric Proteins/genetics; Immunotherapy, Adoptive; Immunoglobulin Fragments/genetics; Antibodies, Anti-Idiotypic;
Gene Transfer.
ie spezifische Immuntherapie maligner ErkrankunD
gen hat in den vergangenen Jahren zunehmend an
Bedeutung gewonnen. Grundsätzlich unterscheidet
man Antikörper-vermittelte Ansätze von den immuntherapeutischen Strategien, die auf der Zuhilfenahme des zellulären Arms des Immunsystems basieren. Beide immuntherapeutische Ansätze können für
eine Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden. In
dieser Übersicht sollen die Möglichkeiten einer kombinierten Anwendung für die Therapie maligner Tumore mittels rekombinanter T-Zell-Rezeptoren analysiert werden.
Für eine erfolgreiche Anwendung der zellulären Immuntherapie 'von Malignomen müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Die verwendeten immunologischen Effektorzellen sollen (i) einfach isolierbar
sein, (ii) eine hohe Tumorspezifität besitzen und (iii)
in der Lage sein, eine umfassende anti-Tumor-Reaktion zu vermitteln. Tumor-infiltrierende T-Zellen (TIL)
besifzten häufig eine hohe Tumorspezifität und können
insbesondere nach ex vivo-Aktivierung eine effiziente
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A. Hombach et al.: Chimäre Rezeptoren
Tabelle 1 Vor- und Nachteile von Antikörpern und Tumor-spezifischen T-Zellen zur spezifischen Immuntherapie von
malignen Erkrankungen
Vorteile
Antikörper
Tumorspezifische T-Zellen
MHC-unabhängige Antigen-Erkennung.
Erkennung von Antigen unterschiedlicher
Zusammensetzung.
Vermittlung komplexer Immunreaktionen.
Expansion spezifischer T-Zellen nach Antigenkontakt.
Fähigkeit zur aktiven Tumorpenetration.
Hohe zytolytische Aktivität,
Nachteile Keine Effektordomänen zur Aktivierung von T-Zellen. MHC-restringierte Erkennung von Peptidantigenen.
Geringe eigene zytolytische Wirkung.
Aufwendige Präparation.
zytolytische Aktivität gegen die jeweiligen Tumprzellen entwickeln. Jedoch ist die Präparation und ex vivo
Expansion dieser Zellen mit einem erheblichen zeitlichen und apparativen Aufwand verbunden. Darüber
hinaus ist die spezifische Erkennung der Tumorzellen
durch die T-Zellen an die Expression von MHC-Molekülen durch die Tumorzellen und deren Beladung
mit spezifischen Peptidantigen gebunden. Häufig ist
jedoch die Expression von MHC-Molekülen auf den
Tumorzellen reprimiert oder es findet eine defiziente
Prozessierung von Tumor-spezifischen Peptid-Antigenen statt, so daß eine spezifische T-Zellerkennung und
somit eine zelluläre Immunreaktion ausbleibt.
Andererseits exprimieren Tumorzellen häufig sog.
„Tumor-assoziierte Antigene44, die mit Hilfe spezifischer Antikörper erkannt werden können. Im Gegensatz zur MHC-restringierten Antigen-Erkennung durch
den T-Zell-Rezeptor ist die Bindung des Antikörpers
an das Antigen MHC-unabhängig. Ein wesentlicher
Unterschied zwischen dem Antigen eines Antikörpers
und dem eines T-Zellrezeptors besteht weiterhin darin, .
daß potentiell nahezu jede hinreichend komplexe
Struktur, unabhängig von ihrer Zusammensetzung, von
Antikörpern erkannt werden kann, während die Antigenerkennung des T-Zellrezeptors in der Regel auf
MHC-gebundene Peptid-Antigene beschränkt ist. Im
Gegensatz zu zellulären Effektoren besitzen Tumorspezifische Antikörper, soweit sie nicht modifiziert
wurden, jedoch nur ein geringes zytotoxisches Potential. Tabelle l faßt die Vor- und Nachteile von Antikörpern und- von Antigen-spezifischen T-Zellen in
ihrer Anwendung in der Tumortherapie zusammen.
Durch die in den letzten Jahren erzielten Fortschrit:
te in der Generierung von rekombinanten Einzelkettenantikörpern (single chain fragment of variable region, scFv) und der Entwicklung effizienter Gentransferverfahren zur Übertragung von rekombinanter DNA in
T-Zellen des peripheren Bluts ist die Konstruktion und
Nicht standardisierte Abkürzungen: BSM, bovine submaxillary
mucin; CA. cancer antigen; HMW-MAA, high-molecular weight
melanoma-associated antigen; ITAM, immunoreceptor tyrosinebased activation motif; MHC, major histocompatibility complex;
CD, cluster designation; ScFv, single chain fragment of variable
region; TAG, tumor-associated glycoprotein; TCR, T-cell receptor;
TIL, tumor-infiltrating lymphocyte.
Expression von rekombinanten T-Zell-Rezeptoren mit
Antikörper-ähnlicher Spezifität ermöglicht geworden
[l, 2, zur Übersicht 3]. Derartige „chimäre" T-Zell-Rezeptoren werden durch die Fusion eines rekombinanten Einzelkettenantikörpers (scFv) mit dem transmembranen und intrazellulären Anteil einer Signal-leitenden T-Zell-Rezeptoruntereinheit generiert, wobei die
Signaleinheit aus der CDS- Kette oder aus anderen
multimeren Rezeptoren mit der Fähigkeit zur Leukozyten-Aktivierung, wie z.B. aus der -Kette des FceRI
Rezeptors, abgeleitet sein kann (Abb. l). Durch diese
Konstruktion verknüpfen die Rezeptoren die universalen Bindungseigenschaften von Antikörpern mit den
umfangreichen Fähigkeiten von T-Zellen zur Induktion
und Vermittlung einer effizienten zellulären Immunreaktion, wobei die MHC-unabhängige Antigenbindung
durch den Antikörper für die Auslösung der zellulärer
Aktivierung genutzt wird. Die DNS einer Expressionskassette, die für einen derartigen rekombinanten Rezeptor kodiert, wird mit Hilfe eines retroviralen Gentransfer-Verfahrens in T-Lymphozyten überfuhrt. Die
T-Zellen, die nach Gentransfer den rekombinanten TZell-Rezeptor exprimieren, besitzen die Spezifität der
jeweiligen Antikörper-Bindungsstelle und werden
nach Antigen-Bindung zu einer MHC-unabhängigen
Immunreaktion gegen die Zellen aktiviert, die das spezifische Antigen exprimieren.
Auf der Grundlage dieses Konzepts haben wir mehrere chimäre scFv- - und scFv- T-Zel l-Rezeptoren
mit Spezifität gegen Tumor-assoziierte Antigene generiert (Tabelle 2). Nach Expression dieser Rezeptoren in
T-Lymphozyten wird eine spezifische zelluläre und
MHC-unabhängige anti-Tumor-Reaktion induziert.
Folgende Voraussetzungen sollten zur Realisierung
des Konzepts für eine adoptive Immuntherapie von
Tumoren erfüllt sein:
1. die Antigen-Bindungsdomäne muß hohe Spezifität
für das jeweilige Membran-gebundene Tumorantigen besitzen;
2. der rekombinante Rezeptor muß stabil auf der Oberfäche der Effektor-Zellen exprimiert werden und
nach Antigenkontakt eine effiziente zelluläre Aktivierung vermitteln;
3. die Ausstattung von peripheren T-Zellen mit rekombinanten Rezeptoren erfordert ein effizientes Gentransferverfahren.
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Rekombinanter
T-Zell-Rezeptor
T-Zelle
U
Antikörper
Rezeptor
Mastzelle
Zelluläre
Aktivierung
}. scFv- / -Rezeptor}
Effektor-Zelle ("T-Cell-Body")
mit MHC-unabhänger Spezifität
Abbildung 1 ' Schematische Darstellung der Herstellung und -Expression rekombinanter T-Zell-Rezeptoren mit MHC-unabhängiger, Antikörper-ähnlicher Spezifität.
Im folgenden werden die Vor-und Nachteile dieses
Konzepts für die Anwendung in der zellulären Immuntherapie von Tumoren anhand der oben genannten
Voraussetzungen diskutiert.
Die Antigen-Bindungsdomäne
Eine Voraussetzung zur Generierung rekombinanter TZel l-Rezeptoren mit MHC-unabhängiger Antigen-Bindedomäne ist die Verfügbarkeit von tumorspezifischen
Einzelkettenantikörpern (scFv). Die „Phage-Display"Technik erlaubt die schnelle und effiziente Isolierung
spezifischer Einzel ketten- Antikörper aus cDNS-Ban-
128
ken von Hybridomzellen oder B-Zellen immunisierter
und nicht-immunisierter Versuchstiere in Form von
Phagen-Antikörpern (M13-scFv) [9]. Dieses Verfahren
beruht darauf, daß das scFv Fragment als Fusionsprotein mit dem gp3 Phagenprotein auf der Oberfläche
des M13 Phagen exprimiert wird. Die Isolierung gewünschter scFv erfolgt durch Bindung und Anreicherung der M13-scFv-Phagenantikörper an das jeweilige
Antigen (panning). Darüber hinaus ist mit Hilfe dieser
Technik auch die Isolierung von humanen scFv aus
den cDNS-Banken humaner B-Zellen möglich. Sind
ausreichende Mengen des entsprechenden Antigens in
notwendiger Reinheit verfügbar, können mit Hilfe der
Panning-Technik in kurzer Zeit Tumor-spezifische
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Tabelle 2 Spezifität der rekornbinanten T-Zell-Rezeptoren
Antikörper (scFv)
Spezifität ,
Tumor
Referenz
B72.3
CC49
NS19-9
HRS3
763.74
BW431/26
TAG72 (CA72-4)
TAG72 (CA72-4)
CA19-9
CD30
HMWMAA
Verschiedene Adenokarzinome
Verschiedene Adenokarzinome
Pankreas-Karzinom, kolorektale Karzinome
Hodgkin-Lymphom, verschiedene NHL
Melanom
Kolorektale Karzinome
[4]
[5]
Unpublizierte Daten
[6]
[7]
[8]
CEA
Antigen zur
Absorption
der PhagenAntikörper
anti-idiotypischer
Antikörper
L
IjN
Vorteile
Surrogat-Antigeh
I
Indirekt immobilisiertes
Antigen aus ZellLysat/ZellkulturÜberstand
!
!b s
Geringe unspezifische
Bindung.
Geringe unspezifische
Bindung.
Der anti-idiotypische
Antikörper kann leicht
in größeren Mengen
produziert werden.
Das Surrogat-Antigen
kann Epitope des
ursprünglichen Antigens
ersetzen.
Zur Selektion von
Phagen-Antikörpern
können AntigenRohpräperationen
verwendet werden.
Keine Absorption der
Phagen-Antikörper auf
Zellen erforderlich.
Keine Absorption der
Phagen-Antikörper auf
Zellen erforderlich.
Nachteile
Abbildung 2 Darstellung unterschiedlicher Strategien zur Generierung-von
rekornbinanten Einzelkettenantikörpern
und deren jeweiliger Vor-und Nachtei-
Begrenzte Anzahl von
Epitopen für die
Selektion von PhagenAntikÖrpem.
Evtl. Präabsorption der
Phagenantikörper gegen
den Fc-Änteil
notwendig.
Präabsorpdon der
Begrenzte Anzahl von
Epitopen für die Selektion Phagenantikörper
von Phagen-Antikörpem. notwendig.
Präabsorption der
Phagenantikörper
notwendig.
le.
scFv isoliert werden. In der Regel steht jedoch das entsprechende Tumor-assoziierte Antigen nicht in ausreichender Menge und Reinheit zur Verfügung, um eine
Anreicherung der spezifischen M13-scFv Phagen
durch Panning zu erzielen. Eine alternative Möglichkeit ist die Anreicherung Tumor-spezifischer Phagenantikörper durch Bindung an Antigen-positive Tu-
.
Verfahren nur
anwendbar für
multivalente
Antigene/Epitope.
Ein Fang-Antikörper
muß zur Verfügung
stehen.
morzellen. Dieses Verfahren erfordert jedoch eine aufwendige Vorabsorption der Phagen-Antikörper an Antigen-negative Zellen und resultiert häufig in der Isolierung unspezifisch bindender Phagen-Antikörper.
Zur Vermeidung dieser Probleme haben wir Panning-Strategien entwickelt, die im Folgenden kurz dargestellt werden (Abbildung 2):
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/. Anreicherung Antigen-spezifischcr scFv mil Hilfe
anti-idiotypischer Antikörper.
Anti-idioiypischc Antikörper gegen den Tumor-spezifischen monoklonalcn Antikörper können das primäre
Antigen ersetzen und sind leicht in ausreichender
Menge und Reinheit herstellbar. Mit Hilfe derartiger
Antikörper gelang uns die Isolierung von scFv mit
Spezifität für das Hodgkin-Lymphom-assoziierte
CD30 Antigen (HRS3-scFv) [10] sowie für das Melanom-assoziierte HMW-MAA Antigen (763.74-scFv)
[7] aus der cDNS zweier Hybridomzellinien. Mit einer
Reihe verschiedener anti-idiotypischer Antikörper, die
jeweils unterschiedliche Idiotope auf den parentaJen
Antikörpern erkennen, konnten wir zeigen, daß der rekombinante anti-CD30 HRS3-scFv das gleiche idiotypische Profil besitzt wie der entsprechende parentale
Antikörper [11J. Hingegen kam es bei dem in dieser
Weise isolierten anti-HMW MAA 763.74-scFv im Vergleich zu dem parentalen Antikörper zu einem Verlust
von Idiotopen (unpublizierte Daten).
Weiterhin zeigte sich, daß chimäre scFv- T-Zellrezeptoren, die derartig isolierte scFv als Antigen-Bindungsdomäne tragen, ein unterschiedliches Potential für
eine zelluläre Aktivierung haben. Interessanterweise ist
das Aktivierungspotential darüber hinaus abhängig von
dem jeweiligen Liganden. Während der anti-CD30-scFvRezeptor sowohl nach Kreuzvernetzung durch die antiidiotypischen Antikörper als auch durch das CD30 Antigen eine effiziente zelluläre Aktivierung induziert, führt
die Bindung des anti-HMW-MAA-scFv- Rezeptors mit
dem HMW-MAA Antigen nur zu einer schwachen zellulären Aktivierung, obwohl die Kreuzvernetzung mit
einem Bindungs-aktiven anti-idiotypisehen Antikörper
eine effiziente zelluläre Aktivierung induziert [7].
2. Anreicherung Tumor-spezifischer scFv durch ein
Surrogat-Ann gen.
Anstelle des nativen Tumor-Antigens verwendeten wir
ein Surrogat-Antigen (Bovines Submaxillläres Muzin;
BSM) zur Isolierung eines M13-Phagenantikörpers
mit Spezifität für das CA72-4 Tumorantigen (TAG72),
das von unterschiedlichen Adenokarzinomen exprimiert wird. Das Surrrogat-Antigen besitzt ein dem
CA72-4 Antigen ähnliches Glykolisierungsmuster. Das
Muzin wurde auf der Plastikoberfläche immobilisiert
und ein spezifisch bindender scFv aus der cDNS-Bank
einer Hybridomzellinie (B72.3) mit Hilfe des PanningVerfahrens isoliert. Der resultierende scFv'besitzt Spezifität für ein Kohlenhydrat-Epitop des CA72-4 Antigens (Sialy-Tn). Der hiervon abgeleitete rekombinante
B72.3-scFv-y Rezeptor kann die Spezifität der Rezeptor-exprimierenden T-Zellen gegen das Sialy-Tn-Kohlenhydratepitop des CA72-4 Antigens auf kolorektalen
Tumorzellen richten [4].
3. Isolierung Antigen-spezifischer scFv mit Hilfe von
indirekt immobilisiertem Antigen mit repetitiven Antigen-Strukturen.
Zur Isolierung eines scFv Einzelkettenantikörpers mit
Spezifität für das Tumor-assoziierte Antigen CA19-9
130
verwendeten wir Antigen-Rohpräperationen aus Tumorzell-Lysaten oder alternativ den Zelikulturüberstand einer Tumorzellinie, die das CA19-9 in hoher
Konzentration in den Kulturüberstand sezerniert. Das
Antigen besitzt repetitive Kohlenhydratepitope und
kann durch einen monoklonalen anti-CA19-9 iFangantikörper (NSJ9-9) indirekt immobilisiert werden, ohne
dadurch die entsprechenden Epitope vollständig zu
blockieren. Mit Hilfe dieses Verfahrens isolierten wir
aus der cDNS-Bank der Hybridomzellinie des Antikörpers NS19-9 einen scFv mit Spezifität für das
CA19-9 Antigen. Jedoch war bei diesem Vorgehen der
Anteil von Phagenantikörpern mit unspezifischer Bindung an den Fangantikörper relativ hoch, so daß beim
Screening von Phagen-Banken mit hoher Diversität,
z.B. Phagen-Banken aus primären Lymphozyten, eine
Präabsorption der Phagenantikörper mit dem Fangantikörper erwogen werden sollte.
Einfluß der Signal-Domäne auf die
Expression des Chimären Rezeptors
Zur Herstellung von Chimären Rezeptoren aus Antigen-bindender scFv Domäne und Signaldomäne verwendeten wir die transmembranen und intrazellulären
Anteile der -Signalkette des hochaffinen IgE Rezeptors (FceRI-v) und der -Signalkette (CDS- ) des TZell-Rezeptor-Komplexes (TCR). Beide Signalketten
weisen große Homologien auf, jedoch besitzt die Signaldomäne nur ein Thyrosin-Aktivierungsmotiv
(ITAM) im Gegensatz zu drei Aktivierungsmotiven
auf der -Kette. Mit Hilfe der FceRI- Kette als Signaldomäne konnten wir eine Reihe von Chimären
scFv- Rezeptoren mit Spezifität für unterschiedliche
Tumor-assoziierte Antigene generieren (Tabelle 2), die
nach Gentransfer in T-Zellen funktionell und stabil exprimiert werden. Im Gegensatz zu den scFv- Rezeptoren erwies sich jedoch die Expression der analogen
scFv- Rezeptoren als instabil (Tabelle 3).
Von Moritz et al. [12] wurde gezeigt, daß bei
Chimären -Rezeptoren die Minimalkonfiguration des
Rezeptors, bestehend aus der Antigen-Bindungsdomäne und dem transmembranen- und intrazellulären Anteil der Signaldomäne, durch eine zusätzliche extrazelluläre Domäne modifiziert werden muß, um eine stabile Expression zu erreichen. Aus diesem Grund inserierten wir zwischen jdie Antigenbindungs- und SignalDomäne den konstanten Fc Anteil des humanen IgGl
(Hinge-CH2/CH3). Wir zeigten, daß die in dieser
Weise modifizierten -Rezeptoren stabil exprimiert
werden und gleichermaßen funktionell sind wie die
analogen -Rezeptoren (Tabelle 3). Die Expressionsdichte der entsprechenden -Rezeptoren auf der Zellmembran von Rezeptor-exprimierenden T-Zellen ist
jedoch deutlich höher als diejenige der korrespondierenden -Ketten Rezeptoren, obwohl die Transkription
der - und -Rezeptoren unter der Kontrolle des gleicheji Promotors erfolgt. Jedoch konnten wir keine
Korrelation zwischen dem Ausmaß einer Rezeptor-
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Tabelle 3 Funktionelle und stabile Expression von rekombinanten - und -Rezeptoren
Rekombinanter Rezeptor
B72.3-scFv-y
B72.3-scFv<
B72.3-scFv-Fc-Y
'
CC49-scFv-Fc-Y
CC49-scFv-Fc^
HRSS-scFvHRS3-scFv-Fc-Y
.
HRSS-scFvHRS3-scFv-Fc^
763.74-scFv-Y
humBW431/26-scFv-Y
humBW431/26-scFv-Fc-Y
humBW431/26-scFv-Fc-£
NS19-9-scFv-Fc-y
lgG1 FcDomäne
Rezeptors
Expression1
+
+
+
i.A.2
1
Die funktionelle Expression des rekgmbinanten
Rezeptors wurde definiert durch stabile Expression auf
der Zelloberfäche und zellulärer Aktivierung nach
spezifischer Rezeptor-Kreuzvernetzung.
2
In Analyse.
vermittelten zellulären Aktivierung und der Expressionsdichte der entsprechenden Rezeptoren auf der Zellmembran beobachten. Andererseits zeigte sich, daß die
Expression von rekombinanten -Rezeptoren sowohl
bei einer Maus T-Hybridom-Zellinie als auch bei
menschlichen T-Zellen aus dem peripheren Blut
schneller supprimiert wird als die Expression des entsprechenden -Rezeptors (unveröffentliche Daten).
Einfluß der konstanten Domäne auf die
Rezeptor-Expression
Rekombinante - und - T-Zell-Rezeptoren unterscheiden sich im Hinblick auf die minimalen Voraussetzungen zur funktionellen und stabilen Expression. Wie
oben dargestellt, können rekombinante -Rezeptoren
nur mittels einer geeigneten konstanten Domäne zwischen Antigenbindungs- und Signal-Domäne funktionell und stabil exprimiert werden. Die analogen scFvV Rezeptoren werden jedoch auch ohne diese Domäne
stabil exprimiert und sind funktionell aktiv. Um zu untersuchen, ob sich durch die inserierte extrazelluläre
Domäne die Eigenschaften eines rekombinanten Rezeptors ändern, haben wir zwei rekombinante -Ketten
Rezeptoren hergestellt, die die gleichen Antigenbindungs- (HRS3-scFv) und Signaldomänen ( -Kette)
enthalten, sich jedoch durch eine zusätzliche extrazelluläre konstante Domäne unterscheiden (humane IgGl
Fc-Domäne) (unpublizierte Daten). Beide Rezeptoren
(HRS3-scFv-v; HRS3-scFv-Fc-y) wurden funktionell
und stabil in einer T-Hybridomzellinie und nach retroviralem Gentransfer in peripheren T-Zellen exprimiert
und ihre Eigenschaften im Hinblick auf Antigen-Bindung und zelluläre Aktivierung nach Antigen-Kontakt
verglichen (Tabelle 4). Dabei zeigte sich, daß sowohl
der HRS3-scFv-y- als auch der HRS3-scFv-Fc-y Rezeptor als 'Homodimere exprimiert werden und eine
gleich effiziente Konjugat-Bildung zwischen Rezeptor-exprimierenden T-Zellen und Antigen-positiven
Tumorzellen vermittelten. Jedoch ist die Rezeptor-vermittelte T-Zell-Aktivierung durch den HRS3-scFv-FcY Rezeptor deutlich schwächer als durch den HRS3scFv- Rezeptor, was zeigt, daß die extrazelluläre FcDomäne die Signal weiterleitung nach Antigen-Bindung beeinträchtigt. Ein weiterer Unterschied zeigte
sich bei der Aktivierung Rezeptor-exprimierender Zellen in Gegenwart des löslichem Antigens. Der HRS3scFv-Fc- Rezeptor wurde hierbei durch 5-10fach
niedrigere Konzentrationen des löslichen Antigens
blockiert als der korrespondierende HRS3-scFv-y Rezeptor ohne Fc-Domäne. Dieses ist insbesondere im
Hinblick auf einen möglichen therapeutischen Einsatz
bedeutsam, da Tumor-assoziierte Antigene häufig sezerniert werden und eine Rezeptor-vermittelte T-ZellAktivierung mit nachfolgender anti-tumoraler Immunreaktion blockieren können.
Expression der rekombinanten
Rezeptoren in peripheren T-Zellen und
Monitoring der Rezeptor-Expression
Die klinischen Anwendung rekombinanter Rezeptoren
für die adoptive Immuntherapie erfordert:
1. einen effizienten Gentransfer in T-Zellen des peripheren Blutes;
2. ein einfaches Monitoring der transduzierten Zellen;
3. eine Verfahren zur Anreicherung transduzierter und
Rezeptor exprimierender T-Zellen.
Die zur Zeit effizientesten Verfahren für einen Gentransfer in periphere T-Lymphozyten beruhen auf der
Verwendung replikationsdefizienter amphotroper Retroviren. Diese werden von Helferzellinien produziert,
die stabil die retroviralen Gene (gag, pol, env) exprimieren und in die der retrovirale Vektor mit dem Verpackungssignal und der Expressionskassette für den
Chimären Rezeptor transfiziert wird. Dieses Vorgehen
hat allerdings den Nachteil, daß stabile Zell-Klone mit
hoher Virusproduktion isoliert und propagiert werden
müssen. Darüber hinaus besteht, insbesondere bei
Langzeitkulturen, die Gefahr einer Infektion der Produzenten-Zellinien mit Wild-Typ-Viren und die Gefahr
einer Rekombination der retroviralen Gene, die zur
Produktion replikationskompetenter Viren führen
kann. Aus diesem Grund werden zum Gen transfer in ·
jüngster Zeit replikationsdefiziente amphotrope Retroviren verwendet, die von transienten Produzentenlinien sezerniert werden [2, 13]. Hierbei wird eine geeignete Zellinie (293T) mit einem MuLV-abgeleiteten reUnauthenticated
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131
A. Hombach et al.: Chimäre Rezeptoren
(roviralcn Vektor, der die DNS-Sequenz für den rekomhinantcn Rezeptor trägt, zusammen mit Express!ons-Plasmiden, die die DNS-Sequenzen für die retroviralcn Hclfcrfirnktionen tragen (MuLV-gag- und pol,
GALV-env), kotransfiziert. Die transfiziertcn Zellen
se/ernieren anschließend transient hohe Titer replikationsdefizicntcr Retroviren. Nach Infektion von Lym-
pho/yten aus dem peripheren Blut lassen sich, abhängig vom jeweiligen Blut-Spender, Transduktionsraten
von bis zu ca. 60% erreichen. Mit Hilfe dieses transienlen Produktionssystems konnten wir ampholrope
Viren generieren, die eine Transduktion peripherer TLymphozyten und Expression der rekombinanten Rezeptoren mit hoher Effizienz erlauben (Tabelle 5).
Tabelle 4 Einfluß der konstanten Rezeptor-Domäne auf Expression und Funktion
HRSS-scFvMembran-Expression des rekombinanten Rezeptors
Expression als Homodimer
Expression als Monomer
Konjugat-Bildung zwischen Effektor- und Tumorzellen
Rezeptor-Blockierung durch lösliches Antigen
Rezeptor-vermittelte Proliferation
Rezeptor-vermittelte Zytokin-Sekretion
HRS3-scFv-Fc-y
W4
1
Die Rezeptor-Expression wurde durchflußzytometrisch mit Hilfe eines anti-idiotypischen Antikörpers bestimmt.
+ = hohe; (+) = schwache; - = keine Rezeptor-Expression.
2
Der Nachweis der Rezeptoren erfolgte im Western-Blot mittels spezifischer Antikörper gegen die -Signalkette
unter reduzierenden- und nicht-reduzierenden Bedingungen.
3
Effektor- und Target-Zellen wurden mit grünen (PKH2) und roten (PKH26) Fluoreszenzfarbstoffen markiert und die
Anzahl doppelt fluoreszierender konjugierter Zellen in Gegenwart blockierender anti-idiotypischer oder nicht-blockierenden Antikörpers durchflußzytometrisch bestimmt. + = hohe Konjugatbildung; (+) = geringe Konjugatbildung;
- = keine Konjugatbildung.
4
Mikrotiterplaten wurden mit einem anti-idiotypischen Antikörper oder dem CD30 Antigen beschichtet und chimäre
Rezeptoren exprimierende T-Hybridomzellen in Gegenwart unterschiedlicher Konzentrationen des löslichen Liganden
inkubiert. Das Maß der zellulären Aktivierung wurde durch die Quantifizierung der IL-2 Sekretion mit Hilfe eines
ELISA bestimmt, + = Inhibition durch niedrige Ligandenkonzentrationen; (+) = Inhibition erst durch hohe Konzentrationen; - = keine Inhibition.
5
Chimäre Rezeptoren exprimierende periphere T-Zellen wurden in CD30-beschichteten Mikrotiterplaten inkubiert
und die Menge der BrdU-Inkorporation in proliferierende Zellen bestimmt, + = hohe Proliferation; (+) = mäßige Proliferation; - = keine Proliferation.
6
Chimäre Rezeptoren exprimierende periphere T-Zellen wurden mit CD30-positiven Tumor-Zellen kokultiviert und
das Maß der zellulären Aktivierung durch die Quantifizierung der IFN-y-Sekretion mit Hilfe eines ELISA bestimmt.
++ = hohe zelluläre Aktivierung; + = mittlere zelluläre Aktivierung; (+) = geringe zelluläre Aktivierung; - = keine
zelluläre Aktivierung.
.
Tabelle 5 Detektion und Anreicherung Rezeptor exprimierender Zellen
ScFv
B72.3-scFv
CC49-scFv
HRS3-scFv
763.74-scFv
humBW431/26-scFv
NS19-9-scFv
anti-idiotypischer
Antikörper
vorhanden
+
+
+
-
Detektion/Anreiche- Rezeptor-Modifikation
rung durch den anti- mit lgG1 Fc-Domäne1
idiotypischen
Antikörper
-/-/+/+
+/n.t.2
. +/+
-/-
-
Detektion/Anreicherung durch einen
anti-lgG1 Fc
Antikörper
+
+
+
+
+
+/+
1
Die rekombinanten - und -Rezeptoren wurden modifiziert durch Insertion des konstanten Anteils humaner lgG1
zwischen die Antigenbindungs- und Signaldomäne.
2
Nicht untersucht.
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J Lab Med 2000; 24 (3): 126-134 Unauthenticated
Download Date | 5/12/16 4:35 AM
A. Hombach et al.: Chimäre Rezeptoren
Das Monitoring erfolgreich transduzierter T-Zellen
nach retroviraler Infektion erfordert ein einfaches und
schnelles Verfahren zur Detektion des rekombinanten
Rezeptors auf der Zellmembran. Hierzu verwenden
wir anti-idiotypische Antikörper mit Spezifität für den
Antigenbindungsteil des rekombinanten Rezeptors.
Mit Hilfe der anti-idiotypischen Antikörper und der
Durchflußzytometrie läßt sich die Anzahl transduzierter T-Zellen leicht bestimmen. Darüber hinaus ist mit
anti-idiotypischer Antikörper eine Anreicherung Rezeptor-exprimierender T-Zellen diurch Zell-Sortierungs-Verfahren, beispielsweise mittels Magnet-Partikel'gekoppelter Antikörper (MACS), möglich (Tabelle
5, unpublizierte Daten). Dies ist insbesondere bei den
Lymphozyten-Spendern bedeutsam, bei denen die
Transduktion mit amphotropen Retroviren nur zu einer
relativ geringen Anzahl Rezeptor-exprimierender Zellen führt. Der Einsatz anti-idiotypischer Antikörper
wird jedoch dadurch limitiert, daß nur für wenige Antikörper anti-idiotypische Antikörper zur Verfügung
stehen. Darüber hinaus kann es bei rekombinanten
Einzelketten-Antikörpern im Vergleich zu den parentalen Antikörpern zu einem Idiotop-Verlust kommen,
wie oben dargestellt.
Um rekombinante T-Zell-Rezeptoren unabhängig
von der jeweiligen Antigen-Bindungsdomäne zu detektieren. haben wir in eine Reihe der von uns entwickelten Rezeptoren. den konstanten Fc-Anteil des
humanen IgGl Immunglobulins eingefügt. Der Gentransfer dieser Konstrukte in T-Zellen führt zur Expression stabiler und funktioneller - und -Ketten Rezeptoren (Tabelle 3). Die Expression dieser Rezeptoren kann dann, unabhängig von der jeweiligen Antigenbindungs-Domäne, mit Hilfe eines anti-humanen
IgGl Fc Antikörpers durchflußzytometrisch nachgewiesen werden. Darüber hinaus wird mit Hilfe dieser
Antikörper, analog zu der Verwendung der anti-idiotypischen Antikörper, eine Anreicherung von Rezeptorexprimierenden T-Zellen mittels Zell-Sortierungs-Verfahren ermöglicht (Tabelle 5, unpublizierte Daten). Ein
Nachteil bei diesem Vorgehen ist jedoch, daß der konstante Anteil der Rezeptor-Domäne die Eigenschaften
des Rezeptors in Hinblick auf Signaltransduktion verändern und zu einer Verschlechterung der zellulären
Aktivierung nach spezifischer Antigen-Bindung führen
kann.
Zusammenfassung und offene Fragen
Die Effizienz der Induktion einer spezifischen anti-tumoralen Immunreaktion mit Hilfe rekombinanter TZell-Rezeptoren ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Von herausragender Bedeutung sind hierbei eine
Antigen-spezifische Bindungs-Domäne, die für den
Rezeptor verwendete Signal-Domäne und die Rezeptor-Konfiguration.
Darüber hinaus sind bisher folgende Fragen ungelöst:
1. Welchen Einfluß besitzt die Avidität des rekombinanten Rezeptors auf die Effizienz der zellulären
Aktivierung?
2. Welchen Einfluß besitzen kostimulierende Moleküle und deren Liganden auf eine Rezeptor-vermittelte zelluläre Aktivierung? Läßt sich eine Rezeptor-vermittelte Immunreaktion beispielsweise
durch Interaktion des CD28-Rezeptors mit B7-Liganden oder mit anti-CD28 Antikörpern modulieren?
3. Läßt sich mit Hilfe von Rezeptor-exprimierenden
peripheren T-Zellen eine Immunreaktion gegen autologe Tumorzellen richten?
4. Ist eine von murinen Antikörpern abgeleitete Antigenbindungs-Domäne bei einem therapeutischen
Einsatz immunogen? Könnte eine therapielimitierenden Immunreaktion des Empfängers gegen die TZellen mit rekombinanten Rezeptoren auftreten?
Sind bei einem therapeutischen Einsatz humane
oder humanisierte Einzelkettenantikörper den murinen scFv überlegen?
5. Welche Rolle spielt die Art des Zielantigens und
dessen Interaktion mit dem rekombinanten T-ZellRezeptor? Sind alle Antigene gleichermaßen als
Zielstruktur für derartige Rezeptoren geeignet oder
gibt es Rezeptor-Antigen-Interaktionen, die nicht zu
einer zellulären Aktivierung der Effektor-Zelle
führen?
Die Induktion einer spezifischen zellulären antiTumor-Reaktion mit Hilfe rekombinanter T-Zell-Rezeptoren ist ein vielversprechender neuer Ansatz der
zellulären Immuntherapie. Das Konzept kombiniert
hierbei die Vorteile des humoralen und zellulären
Arms des Immunsystems zur Antigenerkennung und
Vermittlung einer komplexen Immunreaktion. Die
Wirksamkeit und prinzipielle Durchführbarkeit dieses
Ansatzes wurde in zahlreichen in vitro Studien dokumentiert. Jedoch wird erst die klinische Erprobung zeigen, ob dieses alternative Konzept einer zellulären Immuntherapie zur Ergänzung der konventionellen Tumortherapie geeignet ist.
Danksagung
Die Arbeiten der Autoren wurden unterstützt durch die
Deutsche Forschungsgemeinschaft Bonn, durch den
Sonderforschungsbereich 502 an der Universität zu
Köln, durch die Deutsche Krebshilfe Bonn und durch
das Fortune-Programm der Universität zu Köln.
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Unauthenticated
J Lab Med
2000;
24 (3):4:35
126-134
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Date
| 5/12/16
AM
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