Neuro - MedUni Wien

Werbung
NEUROIMMUNOLOGIE
1.
Immunologische Grundlagen mit Bezug zur Neurologie
2.
Neuroimmunologische Erkrankungen
2.1.
Beispiel für eine Erkrankung des Zentralen Nervensystems:
MULTIPLE SKLEROSE ;
Tiermodell: chronische experimentelle autoimmune Enzaphalomyelitis
2.2. Beispiel für Erkrankung des Muskels / der neuromuskulären Synapse:
2.2.1. MYASTHENIA GRAVIS;
2.2.2. LAMBERT-EATON-MYASTHENES-SYNDROM
Tiermodell: Passivtransfer-Modell (systemische oder lokale Wirkung
von IgG-Antikörpern im Tiermodell)
2.3. Beispiel für Erkrankung des Peripheren Nervensystems:
GUILLAIN-BARRÉ-SYNDROM ;
Tiermodell: experimentelle autoimmune Neuritis
Prionenerkrankungen
1. Immunologische Grundlagen mit Bezug zur Neurologie
Zelluläre Elemente:
Mikrogliazellen, Astrozyten, Oligodendrozyten, Neuron, Endothelium
Mastzellen, T-Lymphozyten, B-Lymphozyten
Humorale Träger des Immunsystems:
Immunglobuline: durch Blut-Liquor-Schranke und Blut-Hirn-Schranke in das ZNS
Verteilung der Immunglobuline im Liquor ist wie im Serum polyklonal.
Im pathologischen Fall: ZNS-eigenen IgG-Produktion -->Konzentrationserhöhung von
Gesamt-Ig und zur oligoklonalen Verteilung
Komplementsystem:
- Myelin (im zentralen und peripheren NS): Komplementaktivierung
- eingewanderte Makrophagen - Mikroglia - Astrozyten: wesentliche Quellen für
Komplementfaktoren
Kooperation zw. immunkompetenten Zellen über Zytokine:
-Zytokine: von einer Vielzahl von Zelltypen, wie Makrophagen, T-Zellen aber auch von
Endothelzellen, Astrozyten und Mikroglia an Entzündungsorten freigesetzt
- Rezeptoren für Zytokine: gliale und neuronale Strukturen des NS
Lymphozytenwanderung:
Beispiel: Einwanderung von T-Zellen aus dem Blut in das ZNS durch die Blut-Hirn-Schranke
(Homing- und Migrationsprozeß)
Immungenetik:
Immunpathologische Effektormechanismen:
Typ I: spielen in der Neuroimmunologie keine bekannte Rolle
Typ II: Myasthenia gravis
Typ III: Immunvaskulitis
Typ IV: postvakzinalen Erkrankungen des zentralen und peripheren NS;
wahrscheinlich auch bei der multiplen Sklerose
2. Neuroimmunologische Erkrankungen
2.1. ZENTRALES NERVENSYSTEM:
MULTIPLE SKLEROSE (Enzephalomyelitis disseminata)
Definition:
Multiple Sklerose (MS):schubförmig oder chronisch progredient verlaufende,
multifokale, entzündliche Entmarkungskrankheit;
im Gehirn und Rückenmark: multiple Entmarkungsherde unterschiedlicher
Größe;
Die Entmarkungsherde sind durch einen kompletten Verlust der
Myelinscheiden (Isolierschicht der Nervenfasern) gekennzeichnet.
Die MS ist charakterisiert durch Entzündung, Demyelinisierung und
Gliose.
Faktoren:
Pathologie:
- Ätiologie nicht gesichert
-Viele Beobachtungen stammen aus dem Tiermodell, der experimentellautoimmunen Enzephalomyelitis (EAE), und epidemiologischen Studien
(Migrationsstudie).
-Zerstörung der Myelinscheiden in den MS-Herden: auf Basis einer chronischen
bzw. schubförmigen Entzündungsreaktion im ZNS
-MS-Herde: zelluläre Infiltrate mit T-Zellen, B-Zellen und Makrophagen Æ TLymphozyten mediierte Immunreaktion
- Durch T-Zellen aktivierte Makrophagen und Mikrogliazellen sind für die
Zerstörung des Myelins verantwortlich. Gewebeschädigend: von Makrophagen
und Mikroglia freigesetzte zytotoxischen Produkte
- Antikörper gegen Myelinbestandteile Æ Entmarkung ;
Antikörper: im Serum von MS-Patienten gegen zahlreiche Virusantigene (vor
allem gegen Masernvirus) und gegen Myelinproteine; „molecular mimikry“
- im Liquor cerebrospinalis : entzündliche Reaktionen mit lymphozytärer
Pleozytose und eine verstärkte Immunglobulinproduktion durch eine begrenzte
Zahl von B-Zellklonen; Nachweis "Oligoklonaler Banden" (IgG) im Liquor
- im Blut: gegen Markscheidenantigene gerichtete T-Zellen, die MHC-restringiert
immundominante Epitope erkennen
- im Schub: Nachweis im Blut und Liquor von proinflammatorische Th1-Zytokine
- im Schub: vermehrte Zirkulation im Blut und Liquor von löslichen
Adhäsionsmolekülen (Hinweis auf T-Zellmigration)
Pathogenese der MS:
MS wird als
Autoimmunerkrankung
des ZNS angesehen.
Tiermodell für MS:
Experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis (EAE):
Therapie der Multiplen Sklerose:
2.2. MUSKEL / NEUROMUSKULÄRE SYNAPSE
(MYASTHENIA GRAVIS, LAMBERT-EATON-MYASTHENES SYNDROM)
2.2.1. MYASTHENIA GRAVIS:
Definition:
Myasthenia gravis (MG): Erkrankung der motorischen Endplatte (erste gesicherte
neurologische Autoimmunerkrankung mit molekular definierten
Autoantigenen) Krankheit, bei der Autoantikörper gegen
Azetylcholinrezeptoren der motorischen Endplatte eine progressive
Muskelschwäche verursachen.
Ätiopathogenese:
Die immunpathologische Reaktion folgt dem Typ II.
- Autoantikörper gegen nikotinischen Acetylcholinrezeptor (AChR), der auf
Skelettmuskelzellen der neuromuskulären Endplatten vorkommt, führen zu
einer Schädigung der postsynaptischen Muskelmembran. --> Blockierung der
Signalübertragung (--> progressive Muskelschwäche)
Tiermodell:
- Immunisierung von Ratten oder Mäusen mit gereinigten Acetylcholinrezeptoren:
Auslösung einer Krankheit, die Ähnlichkeiten mit der Myasthenia gravis aufweist
(experimentell induzierte Krankheit)
-adoptiver Transfer der gebildeten Antikörper gegen Azetylcholinrezeptor auf
normale Versuchstiere --> Auslösung der Krankheit
-Interessanterweise gelingt dieser adoptive Transfer unter gewissen
Versuchsbedingungen auch mit Acetylcholin-Rezeptor-spezifischen CD4+ TLymphozyten.
Immundiagnostik:
Nachweis der Antikörper gegen den nikotinischen Acetylcholinrezeptor im Serum
mittels Doppel-Immunpräzipitationstests
Therapie:
- Cholinesteraseinhibitoren
- Immunsuppression: Corticosteroide und Azathioprin;
bei Therapieresistenz alternativ oder zusätzlich: Cyclosporin A
- bei myasthenen Krisen Immunadsorption * (Säulen) oder ggf. bei Kontraindikation
auch hochdosierte intravenöse Immunglobuline;
- Thymektomie
* Immunadsorption:
Alternative zur Plasmapheresetherapie: selektive Immunadsorption
2.2.2. LAMBERT-EATON-MYASTHENES SYNDROM
Definition:
Lambert-Eaton-myasthenes Syndrom:
Autoimmunerkrankung der neuromuskulären Synapse;
primäre physiologische Störung: verminderte Freisetzung des
Neurotransmitters Acetylcholin aus den Nervenendigungen in den
Synaptischen Spalt
Ätiopathogenese:
- Bei 70% aller Patienten tritt diese Krankheit als paraneoplastische Erkrankung bei
kleinzelligem Bronchialkarzinom auf.
-häufig mit autonomen Störungen und anderen Autoimmunerkrankungen verknüpft
- humoral vermittelte Autoimmunkrankheit mit zirkulierenden IgG-Autoantikörpern
gegen präsynaptische spannungsabhängige Calciumkanäle, die sich an den
Freisetzungsstellen für den Neurotransmitter Acetylcholin befinden
Immundiagnostik:
Nachweis der Antikörper gegen spannungsabhängige Calciumkanäle durch
Immunpräzipitationsassays
Immuntherapie:
-Lambert-Eaton-Syndrom assoziiert mit kleinzelligem Bronchialkarzinom:
Therapie des Tumors; Entfernung des Tumors
-3,4-Diaminopyridin (Wirkung auf L-Typ-Calciumkanäle; Steigerung der
Acetylcholinausschüttung)
- Immunsuppression mit Corticosteroide und Azathioprin
- Plasmapherese
2.3. PERIPHERES NERVENSYSTEM
GUILLAIN-BARRÉ-SYNDROM (Synonym: Akute Polyradikuloneuritis)
Definition:
Guillain-Barré-Syndrom: wahrscheinlich eine heterogene Krankheitsgruppe mit ähnlichem
klinischem Phänotyp und Liquorbefunden, aber mit unterschiedlichen
neurophysiologischen Funktionsstörungen, verschiedenen pathologischen
Veränderungen im Nerv und vermutlich auch distinkter Pathogenese;
Von der akuten ist eine chronische Verlaufsform zu unterscheiden.
"Autoimmuner Angriff" auf zelluläre Strukturen (Schwann Zelle) --> resultierend
in einer Demyelinisierung und / oder Axonverlust.
Ätiopathogenese:
- Ursache unbekannt
- Assoziation zwischen dem Guillain-Barré-Syndrom und einer
vorangegangenen Campylobacter jejuni (gramnegative Enterobakterium)
Infektion
- molekulare Mimikry
- Nachweis von Antikörper gegen Ganglioside im Serum
auch Antikörper gegen Myelinproteine P0 und P2, deren pathogene
Bedeutung unklar ist
- Bedeutung T-Zell mediierter Mechanismen ?
Immunpathologische Reaktionen bei Guillain-Barré-Syndrom
Tiermodell:
Experimentell-autoimmune Neuritis:
- Immunisierung mit Markscheidenproteinen P0 und P2 Æ Auslösung von einer
akuten Nervenentzündung
- Verwendung von antigenspezifischen T-Zellinien
- morphologisch: zelluläre Infiltrate und Entmarkung peripherer Nervenfasern
Immundiagnostik:
- 15-30% aller Patienten : Nachweis von Antikörper der Klassen IgG, IgM und IgA
gegen GM1 und verwandte Glykolipide
bei etwa 30%: serologische Hinweise auf eine rezente Infektion (insbesondere IgAAntikörper gegen Campylobacter jejuni –Membranproteine oder Lipopolysaccharid)
im akuten Stadium: im Serum und Liquor aktivierte Komplementkomponenten
sowie Zeichen einer T-Zellaktivierung und T-Zellmigration
Therapie:
- Plasmapheresetherapie und intravenöse IgG-Gabe
- immunsuppressive Therapien
Prionenerkrankungen
Empfohlene Literatur:
- Neurologie Karl F. Masuhr ,Marianne
Neumann
- Praxis der Neurologie Klaus Kunze
Kapitel Immunpathologie und Immuntherapie (Neuroimmunologische
Krankheiten)
- Abul K. Abbas, Andrew H. Lichtman, Jordan S. Pober IMMUNOLOGIE
(Übersetzt von Beda M. Stadler und Max Hess)
-Charles A. Janeway, Paul Travers, Mark Walport, Mark Shlomchik
IMMUNOLOGIE
-Cotran, Kumar, Collins; Robbins PATHOLOGIC BASIS OF DISEASE
-Brostoff, Scadding, Male, Roitt CLINICAL IMMUNOLOGY
Herunterladen