Vincaleukoblastin - ein neues Zytostatikum Dtsdi. med. Wschr., 88. Jg. ÜBERSICHTEN Vincaleukoblastin - ein neues Zytostatikum Die Chemotherapie der bösartigen Neubildungen hat in den letzten Jahren wesentlich an Umfang zugenommen. Obwohl aber die Zahl der Zytostatika ständig größer wird, sind wir bisher nicht in der Lage, beim Menschen maligne Neubildungen durch chemische Mittel zu heilen (17). Deutliche Besserungen des klinischen Bildes und bei einer ganzen Reihe neoplastischer Erkrankungen auch objektiv feststellbare Remissionen wurden jedoch nach zytostatischer Behandlung gefunden. Es ist deshalb trotz aller notwendigen Skepsis gegenüber neuen und zum Teil zuerst sehr enthusiastisch empfohlenen Zytostatika durchaus richtig, wenn die Entwicklung neuer Heilmittel gerade auf diesem Sektor mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wird. In dieser Ubersicht soll nun versucht werden, einen ersten Uberblick über die chemische Struktur und die Wirkungs- und Anwendungsweise eines neuen Zytostatikums - Vincaleukoblastin (Vinblastin, Velbe®) - und vor allem über die bisherigen klinischen Erfahrungen damit zu geben, über das in den letzten zwei bis drei Jahren mehrfach vor allem im amerikanischen Schrifttum berichtet wurde. Zu den klinischen Erfahrungen muß dabei allerdings gleich im Anfang darauf hingewiesen werden, daß ein Ver- gleich der Erfolge und Mißerfolge der verschiedenen Autoren nur in sehr begrenztem Umfange möglich ist, da es bisher keine allgemein gültigen und objektiven Bewertungsmaßstäbe gibt und sich somit leicht subjektive Eindrücke einschleichen können. Fast gleichzeitig von einer Arbeitsgruppe an der University of Western Ontario in Kanada und in den Laboratorien der Firma Eli Lilly & Co in Indianapolis, Indiana/USA, wurde ein leukopenischer Effekt von Extrakten einer Immergrünart Vinca rosea Linn. gefunden (4,14,23). Extrakte aus Immergrünarten sind in der Volksmedizin vieler Länder als Mittel gegen verschiedene Krankheiten bekannt und wurden deshalb auf pharmakologische Wirkungen geprüft (14). Bekannt war auch schon, daß ein Alkaloid aus der Vinca rosea, das Ajmalicin, eine Depressorwirkung auf den arteriellen Blutdruck hat (18). Bei den jetzigen Versuchen ergab sich nun bei den Versuchstieren nach Gabe von Immergrünextrakten die schon erwähnte Leukopenie. Es lag nahe, diese Extrakte auch auf eine zytostatische Wirksamkeit zu prüfen und die wirksamen Bestandteile zu isolieren. Bei der Isolierung zeigte sich, daß hier eine neue Gruppe von Alkaloiden vorlag. Die chemischen und physikalischen Konstanten wurden von Neuss, Gor- Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 1484 Vincaleukoblastin - ein neues Zytostatikum man und Mitarbeitern mitgeteilt, die auch die Struktur aufklärten (8,22). Bei den beiden einander isomeren Substanzen handelt es sich um das Vincaleukoblastin und das Leurosin, zwei dimere Alkaloide, die sowohl Indol als auch Dihydroindol enthalten. Zwei weitere aus der Vinca rosea isolierte Alkaloide, das Vindolin und das Catharantin, sollen biologische Vorstufen hierzu sein. Zytostatische Wirksamkeit im Tierversuch Größere Versuchsserien an Tieren und Zellkulturen wurden durchgeführt, um Einblick in den Wirkungsmechanismus zu erhalten. Es zeigte sich dabei, daß Vincaleukoblastin sowohl in vivo als auch in vitro zu einer Hemmung der Zellteilung führt. Ähnlich wie das Colchicin ist Vinblastin ein Spindelgift, es zeigt den typischen C-MitoseEffekt, das heißt, es ruft dieselben Veränderungen hervor, die auch nach Gabe von Coldiicin auftreten und von einer ganzen Reihe weiterer Stoffe ebenfalls verursacht werden. Während es zu einer Anhäufung von Zellen in der Metaphase kommt, werden Zellen im Stadium der Postmetaphase - Anaphase, Telophase - oft überhaupt nicht mehr gefunden (7, 14, 24). Der Effekt ist bei gleicher Dosierung stärker als der des Coichicins. Neben dem einfachen Stehenbleiben der mitotischen Zellteilung auf der Stufe der Metaphase kommt es zu etlichen Veränderungen der Chromosomen mit Makro- und Mikronuclei-Bildung und verschiedenen weiteren Abnormitäten, Die Prophase der Kernteilung wird jedoch offenbar nicht beeinflußt. Im Gegensatz zum Colchicin und anderen Spindelgiften sind nun die Wirkungen des Vinbiastins bei Zusatz bestimmter Stoffe zur Zellkultur oder Gabe im Tierversuch reversibel, wobei besonders die Glutaminsäure eine Rolle spielt (7, 14). Bei Gewebekulturen fanden Johnson und Mitarbeiter eine komplette Reversibilität der Wirkung des Vincaleukoblastins nach Gabe von Glutaminsäure, Asparaginsäure, a-Ketoglutarsäure, Ornithin, Citrullin und Arginm sowie eine teilweise Aufhebung der Wirkung nach Tryptophan und Coenzym A. Sie schließen daraus auf ein Eingreifen des Vincaleukoblastins in die zellulären Stoffwechseiwege, die von der Glutaminsäure zum Harnstoff und zum Zitronensäurezyklus führen. Im Tierversuch ließ Vinblastin eine deutliche Hemmung zahlreicher spontaner und transplantierter bösartiger Tumoren erkennen, zum Teil kam es sogar zu völliger Hei- lung. Erfolge ließen sich bei transplantierter Mäuse- leukämie P 1534 (14), L 1210 und Akr, beim Ehrlichschen Aszitestumor sowie in etwas geringerem Maße bei transplantierten und spontanen Mammakarzinomen von C3HMäusen und bei der transpiantierten Leukämie IRC 741 bei Fischer-Ratten erzielen (6, 7), Die durch Behandlung mit Vincaleukoblastin von der Transplantationsleukämie geheilten Mäuse (Akr, P 1534) waren bei erneuter Injektion von Leukämiezellen weitgehend resistent, die Akr-Mäuse waren auch nicht anfällig gegen spontane Leukämien. Bei Gabe nur einer einzelnen Dosis des Medikamentes ist die Wirkung stärker als bei der einzelnen Dosis einer Dauer- medìkation; der beste Effekt wird jedoch durch wiederholte Gaben erreicht. Bei Inkubation von Tumorzellen in vitro fand sich gleichfalls eine Wachstumshemmung durch Zusatz von Vinblastin. Hertz (9) beschreibt weiter eine deutliche Hemmung des Wachstums von auf Hamster transplantiertem menschlichem Chorionkarzinom, wobei die Verträglichkeit des Medikamentes gut war. Nach Johnson und Mitarbeitern (14) gibt es jedoch auch eine ganze Reihe von experimentellen Tumoren, die nicht von Vinbiastin beeinflußt werden. Es ist, wie diese Autoren meinen, nach den Ergebnissen der Versuche nicht als Breitspektrumzytostatikum anzusprechen. Cutts und Mitarbei- 1487 ter (6) haben, um auch die Wirkung auf normales oder auf regenerierendes Gewebe zu erproben, partiell hepatektomierte Ratten mit Vinblastin behandelt. Dabei ergab sich keine Hemmung der Leberregeneration. Nebenwirkungen waren im Tierversuch bei hohen Dosen von Vinblastin eine häufig sehr deutlich ausgeprägte Leukopenie, bei sub- kutaner Injektion auf der Injektionsseite gelegentlich Haarausfall und bei intramuskulärer Verabreichung die Bildung von Nekrosen ini Injektionsgebiet. Die Leukopenie ließ sich mit Glutaminsäure recht gut behandeln, meist ging sie auch nach Absetzen des Medikamentes von allein schnell zurück. Mäuse tolerierten im allgemeinen größere Dosen von Vinbiastin als Ratten und Meerschweinchen. Anwendung beim Menschen Da sich somit im Tierversuch eine Wirksamkeit des Medikamentes gegen maligne Neoplasien ergeben hatte und auch kein Anhalt für eine besonders starke Toxizität vorlag, wurde Vinblastin klinisch erprobt. Es liegen jetzt Berichte über die Behandlung von über 800 Patienten mit bösartigen Erkrankungen vor. Wie schon eingangs hervorgehoben, erscheint ein statistischer Vergleich der Ergebnisse wegen der verschiedenen Kriterien, die von den einzelnen Autoren als Maßstäbe der Bewertung der Heilerfolge genommen wurden, nicht sinnvoll. Um trotzdem einen möglichst objektiven Uberblick über die verschiedenen Arbeiten zu geben, seien im folgenden die Ergebnisse der einzelnen Untersucher in Stichworten mitgeteilt. Armstrong (1): Dosisabhängiger Effekt auf Leukopoese. Gute klinische Resultate beim Morbus Hodgkin (in 9 von 10 Fällen) und beim Mammakarzinom (3 von 5 Fällen gebessert), sonst nur geringer Effekt. Armstrong und Dyke (2): Bei 45 Patienten deutliche Besserung in 12 Fällen, die meisten davon Morbus Hodgkin. Armstrong und Mitarbeiter (3): Etwa 70 Patienten. Bei 10 Fällen von Morbus Hodgkin und 5 Mammakarzinomen Besserungen in mehr als 500/o der Fälle, sonst wenig Erfolge. (Wahrscheinlich ist in den drei Arbeiten zum Teil über die gleichen Fälle berichtet worden.) Bond und Mitarbeiter (5): tlber 30 Patienten behandelt, zum Teil Besserungen. Keine Einzelangaben über Erfolge. (Ubersthneidungen mit Arbeiten von Hodes und Mitarbeitern?) Hertz und Mitarbeiter (10): 8 Patienten mit metastasierenden Chorionkarzinom, davon bei 5 Fällen Besserungen. Hill und Loeb (11): 21 akute Leukämien, davon ein guter Erfolg, 7 mäßige Erfolge, 4 geringe Besserungen, 9 Mißerfolge. Unter 11 chronisch-lymphatischen Leukämien je ein guter und ein mäßiger Erfolg, 9 Mißerfolge. Von 5 chronisch-myeloischen Leukämien je ein guter und ein mäßiger Erfolg, in einem Fall geringe Besserung, 2 Mißerfolge. Unter li Lymphomen je ein guter und ein mäßiger Erfolg, 4 geringe Besserungen, 5 Mißerfolge. In 9 Fällen von Morbus Hodgkin 5 gute Erfolge, ein mäßiger Erfolg, 3 geringe Besserungen. Von 20 soliden Tumoren 3 gute und 5 mäßige Erfolge, 6 geringe Besserungen und 6 Mißerfolge. Unter 6 sonstigen Tumoren 2 geringe Besserungen und 4 Mißerfolge. Hodes und Mitarbeiter (12): 21 Leukämien, zum Teil gebessert, zeitweilige Remissionen. Hodes und Mitarbeiter (13): 27 Patienten mit verschiedenen Malignomen, keine länger anhaltenden Remissionen, Organbefunde zum Teil rückläufig. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Nr. 30, 26. Juli 1963 Vincaleukoblastin - ein neues Zytostatikuin Johnston und Novales (15, 16): 8 Mammakarzinomfälle, davon 6 verwertbar, 2 nur subjektiv, 3 auth objektiv gebessert. Reossifikation von Knodienmetastasen. Besserungen bis zu mehr als einem Jahr anhaltend. Erfolge erst nach Behandlung von 6'/a Wochen bis 3 Monaten. Keiser und Mitarbeiter (17): 32 Fälle verschiedener bösartiger Erkrankungen, Erfolge in 10 Fällen, Teilerfolge in 6 Fällen, 13 Mißerfolge, 3 Fälle nicht beurteilbar. Beste Erfolge beim Morbus Hodgkin. Tab. 1. Analyse der Ergebnisse der Behandlung mit Velbe® bei 300 Patienten ea .5 Diagnose Ea a.0 MacFarlane und Mitarbeiter (19): 25 inoperable Lungen- karzinome, 9 Monate mit Velbe behandelt. 13 Pafienten überlebten, davon 11 gebessert. Durchschnittliche Uberlebenszeit 71/a Monate. Martz und Keiser (20): 3 Fälle von Chorionkarzinom. Bei 2 Patienten kurzfristige Remissionen. Mathe und Mitarbeiter (21): 24 Patienten mit Morbus Hodgkin, davon in 7 Fällen vollständige Remissionen, in 9 Fällen teilweise. 8 Mißerfolge. 8 Sarkome wegen geringer Zahl nicht beurteilt. Rohn und Mitarbeiter (25): Keine neuen Fälle, Verweis auf Hodes. Vaitkevicius und Mitarbeiter (27): 40 Fälle, Besserungen bei Morbus Hodgkin, Karzinomen der Lunge, des Kolon, des Ovar, der oberen Luftwege und des Magens. Vaitkevicius mid Mitarbeiter (26): 52 solide Tumoren. Zeitweilige Besserungen. Warwick und Mitarbeiter (28): 22 Patienten, Teilerfolge bei aküter Leukämie, Lymphosarkom und Mammakarzinom. Warwick und Mitarbeiter (29): 120 Fälle. Unter 27 Fällen von Morbus Hodgkin bei 16 Remissionen von 2 Wochen bis zu 11 Monaten. Auch einige Fälle von soliden Tumoren, akuter Stammzellenleukämie, Lymphosarkoin und Retikulozellsarkom gebessert. Will und Mitarbeiter (30): loo verschiedene Karzinome und 100 verschiedene Sarkome, Lymphome und Leukämien. Nur bei Morbus Hodgkin befriedigende Ergebnisse (Besse- rung in über 50°/o der Fälle). Sonst nur geringe Erfolge oder nicht signifikante Besserungen. Anwendung beim Morbus Hodgkin empfohlen, wenn sonstige Therapie ohne Erfolg. Whitelaw und Mitarbeiter (31): 55 Fälle. Gute Erfolge beim Morbus Hodgkin im Anfangsstadium, sonst zwar zum Teil bemerkenswerter Rückgang des Tumors, aber nur zeitweilig wirkliche Besserungen. Weiter wird eine Analyse von 300 mit Vinbiastin behandelten Patienten gebracht, die von der Firma Eli Lilly, Indianapolis, mitgeteilt wurde (Tabelle 1). Dabei zeigte sich, daß größere Erfolge nur beim Morbus Hodgkin und in geringerem Maße bei den verschiedenen Formen von Leukämien zu verzeichnen sind. Auch bei einigen Karzinomen und Sarkomen scheinen Erfolge vorzuliegen, doch sind die Zahlen im allgemeinen zu klein, um daraus sichere Schlüsse zu ziehen. In Einzelfällen sind die Ergebnisse recht bemer- kenswert. So kam es bei Knochenmetastasen von Mammakarzinomen während der Behandlung mit Vinbiastin zu deutlichen Reossifikationen (15, 16). Doch sind die Befunde von Untersucher zu Untersucher sehr wechselnd. Den allgemeinen Eindruck bestätigen Will und Mitarbeiter von der Midwest Cooperative Chemotherapy Group (30), wenn sie feststellen, daß in einer Serie von 200 Patienten (100 Patienten mit verschiedenen Karzinomen und 100 Dtsch. med. Wsthr., 88. Jg. ( Leukämien: akute Stammzell- akute lymphatisthe akute monozytäre akute myeloische thron. lymphatische thron. myeloische Lymphosarkom Leuko-Lymphosarkom großes follikuläres Lymphom Retikulumzellsarkom multiple Myelome Thymom Sarkome: Knochen, osteogen Ewing Fibrosarkom, Uterus objektiv 34 31 31 5 2 6 8 3 14 9 3 3 4 3 6 2 0 0 2 2 klo- . 39 Mißerfolge nisch c - Morbus Hodgkin Besserungen verwertbar 8 7 22 20 21 9 5 4 13 3 17 6 2 3 10 3 1 1 3 5 2 0 5 0 2 2 2 1 0 1 0 2 0 1 2 0 0 1 1 1 0 2 1 1 1 0 0 0 0 1 1 1 1 0 0 0 0 1 1 Fibrosark. Synovia 2 1 Leiomyosarkom Rhabdomyosarkom undifferenziert 1 1 0 0 0 0 0 4 2 1 1 1 1 0 0 1 1 I 7 3 O O O O 7 3 2 3 4 0 1 2 3 2 11 10 14 2 4 2 5 1 1 0 1 1 1 1 1 2 2 2 0 0 0 2 2 4 1 Tumore des Zentral- nervensystems: Astrozytoin Neuroblastoin Retinoblastom Karzinome: Blase Brust Bronchus Coecum Cervix uteri Colon Epidermoid Osophagus Niere Leber Melanom 16 1 Testes: EmbryonalzellSeminom Teratom Thyreoidea Uterus (Endometrium) undifferenziert Chorionkarzinom verschiedene, nicht spezifiziert 5 13 0 5 8 5 3 6 9 7 8 2 2 6 2 4 2 0 0 0 13 I 3 9 5 6 3 O O O O 2 1 1 1 1 1 1 0 10 8 0 0 2 0 0 7 12 9 8 Ovar (papilläre seröse Cystadenokarzinome) Pankreas Prostata Rektum Magen 1 0 6 1 0 0 0 3 3 2 2 1. 1 2 1 0 0 I I O O I 4 4 7 10 5 9 3 0 5 3 0 5 6 3 11 11 0 0 11 300 243 84 .109 125 f 1 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 1488 Nr. 30, 26. Juli 1963 Vincaleukoblastin - ein neues Zytostatikum Patienten mit Sarkomen, Lymphomen und Leukämien) bei keinem Fall von Karzinom eine dauernde Besserung vorkam, wenn auch verschiedentlich mini- male Remissionen des Tumors und zeitweilige Schmerzfreiheit beobachtet wurden. Bei über der Hälfte der Patienten mit Morbus Hodgkin stellten sich wenigstens zeitweilig objektive und subjektive Besserungen ein. Alle Veränderungen bei anderen Lymphomen, Sarkomen und Leukämien waren nicht signifikant. Herausgehoben werden sollte noch der Befund von Keiser und Mitarbeiter (17), die, wie auch andere Un- tersucher, nach Verabreichung von Vinbiastin ein 1489 begrenzten Anwendungsmöglichkeiten handelt. Es werden besonders beim Morbus Hodgkin und bei den verschiedenen Leukämien Erfolge erzielt, doch sind die Berichte bisher nicht so überzeugend, daß von einem wesentlichen Fortschritt in der Chemotherapie der bösartigen Neoplasien gesprochen werden kann. Trotzdem sollte in allen Fälleti, in denen mit anderen Methóden kein Erfolg erzielt wurde, ein Behandlungsversuch mit Vinblastin gemacht werden. Sehr interessant ist ferner, daß durch den Antagonismus zu verschiedenen Aminosäuren erste Anhaltspunkte für einen Einblick in den Wirkungsmechanismus gefunden werden konnten. sehr schnelles Nachlassen der Schmerzen feststellten. Dosierung und Nebenwirkungen Die Dosierung ist unterschiedlich, im allgemeinen werden 0,1 bis 0,2 mg/kg Körpérgewicht gegeben, und zwar intravenös. Einzelne Autoren geben das Mittel als Dauertropfinfusion, um Gefäßschäden zu vermeiden. Die Wiederholung der Injektion und die Höhe der jeweils nächsten Dosis richten sich nach Wirkung und individueller Verträglichkeit. Abstände von einer Woche zwischen den einzelnen Gaben scheinen die Regel zu sein. Bei oraler Gabe muß die Dosis erhöht werden. Die Angaben über Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen schwanken recht erheblich. Es wird von Haarausfall, Nervenstörungen und Durchfällen berichtet, doch scheinen diese Störungen nicht übermäßig häufig und im allgemeinen harmlos zu sein. Wesentlich schwerwiegender ist hingegen die Hemmung der Leukopoese. Alle Untersucher berichten, daß es besonders bei höherer Dosierung in praktisch allen Fällen sehr bald zu einer Leukopenie kommt, die aber bei Unterbrechung der Behandlung meist auch sehr schnell wieder zurückgeht. Glutaminsäuregaben wirken sich hier günstig aus, doch geht aus den Arbeiten nicht klar hervor, inwieweit auch die zytostatische Wirkung auf den Tumor aufgehoben wird. Dies Ist jedoch wahrscheinlich, da die Glutaminsäure ebenso wie die bereits angeführten anderen Aminosäuren die Hemmung in der Metaphase rückgängig macht. Vereinzelt sind Todesfälle durch Agranulozytosen vorgekommen Ein Einfluß des Vinbiastins auf die Erythropoese und die Zahl der Thrombozyten spielt offenbar keine Rolle. Gelegentlich steigt sogar die Zahl der Thrombozyten während der Behandlung wieder an. Die verschiedenen Arbeiten über Vincaleucoblastin zeigen, daß es sich hier um ein Zytostatikum mit Literatur Armstrong, J. G.: Meeting of the Amer. Ass, for Cancer Keiser, G., K. Brunner, G. Martz: Sdiweiz. med. Wsthr. Res., Atlantic City, April 1961, Abstract der Firma Eli Lilly. 92 (1962), 486. Armstrong, J. G., R. W. Dyke: Proc. Amer. Ass. Can- W. Overbeck: Naunyn-Sthmiedebergs Arth. exp., Path. Pharmak. 228 (1956), 169. cer Res. 3 (1961), 206. Kroneberg, G., K. Graf, Armstrong, J. G., R. W. Dyke, P. J. Fouts, J. E. Gahimer' Cancer Chemotherapy Reports Nr. 18, Mai 1962, 49. Beer, C. T.: Brit. Emp. Cancer Campaigne 33d Ann. Rep. (1955), 487. Bond, W. H., R. J. Rohn, J. Yardley, M. E. Hodes: Proc. Amer. Ass. Cancer Res. 3 (1961), 211. L. Cutts, J. H., C. T. Beer, R. Noble: Cancer Res. 20 (1960), 1023. Cutts, J. H.: Cancer Res. 21 (1961), 168. Gorman, M., N. Neuss, J. H. Svoboda: J. Amer. them. 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Sie glauben, daraus auf eine analgetische Wirkung des Medikamentes schließen zu können. Nicht geklärt scheint jedoch dabei die Frage einer Ausschaltung der psychischen Beeinflussung des Patienten durch den behandelnden Arzt zu sein.