solches Expressionsmuster wird auch von Kaiserling (2004) beschrieben und spricht für eine lymph-hämangioendotheliale Mischdifferenzierung. Hingegen ergab der Einsatz von D2-40 für das Hobnailhämangiom und den Dabska-Tumor bei beiden eine moderat homogene immunhistochemische Farbreaktion. Franke et al. (2004), die dies ebenfalls nachwiesen, stellten daher die Hypothese auf, daß diese Tumore lymphangischen Ursprungs seien. Übereinstimmend damit fiel in dieser Studie die Reaktion in Lymphangiomen und Lymphangiosarkomen stark positiv aus. Des Weiteren kann durch den Einsatz von D2-40 sowohl die mischendotheliale Differenzierung in Angiosarkomen als auch die lymphangische Abstammung von Kaposi-Sarkomen nachgewiesen werden. Damit stimmen die hier erhobenen Befunde mit denen der Literatur (Kahn et al., 2002; Fogt, 2004; Kaiserling, 2004; Costa da Cunha und Galambos, 2008; Kalof und Cooper, 2009) überein, die den Antikörper gegen M2A als sensitiven Marker zur Differenzierung zwischen Lymph- und Hämangioendothel ansehen. Daher sollte in der Diagnostik der Antikörper gegen M2A zur Differenzierung zwischen lymphangischen und hämangischen Gefäßtumoren intensiver genutzt werden. Eine Aussage zum Differenzierungsgrad maligner Tumore erlaubt dieser Antikörper aber nicht. 4.5 Zusammenfassung und Ausblick 4.5.1 Zusammenfassung Die immunhistochemischen Merkmale der in dieser Arbeit untersuchten Gefäßtumore stimmten zum Großteil mit denen der bearbeiteten Literatur überein: benigne hämangioendotheliale Gefäßtumore exprimierten die Endothelmarker CD31, CD34, vWF und BMA120, während eine Expression von ACE nur in einzelnen Fällen nachweisbar war. D2-40 stellte sich als diskriminierender Antikörper bei der Untersuchung zwischen lymph- und hämangioendothelialen Tumoren dar. So fiel die M2A-Expression in den Hämangiomen mehrheitlich komplett negativ aus. Die M2A-Expression im Hobnailhämangiom deutet dementsprechend auf eine lymphangische Herkunft des Hobnailhämangioms hin. D2-40 wies in der vorliegenden Arbeit auch für die reinen lymphendothelialen Tumore eine hohe Sensitivität und Spezifität für lymphangisches Endothel auf. Die Tumorzellen der Lymphangiome reagierten am stärksten mit den Antikörpern gegen CD31 und M2A und dem Antikörper BMA120, hingegen nur schwach oder gar nicht mit den Antikörpern gegen CD34 und vWF. Für den Antikörper BMA120 ergab sich eine hohe Sensitivität für Endothelzellen jedoch nur eine geringe Spezifität bezüglich der Histogenese, so daß er keine diagnostische Differenzierung zwischen lymphatischen und hämatogenen Endothelzellen erlaubt. 112 In Angiosarkomen war die kombinierte Expression von CD31, CD34 und vWF in den atypischen Tumorzellen für das Vorliegen eines malignen endothelialen Tumor wegweisend, ebenso wie die positive Reaktion mit dem Antikörper gegen BMA120. Die variable, insgesamt schwache ACE-Expression war für die Diagnostik der Angiosarkome wenig hilfreich. Die Expression von M2A in einigen Angiosarkomen erlaubt einen Rückschluß auf eine lymphangische Mischdifferenzierung dieser Tumore. Da in den Lymphangiosarkomen die Endothelmarker CD34 und vWF nur sehr schwach oder gar nicht exprimiert wurden, sind sie für die primäre Diagnostik dieser Tumore wenig hilfreich, im Gegensatz zu dem Antikörper BMA120 und den Antikörpern gegen M2A und CD31. Dabei kommt dem Antikörper gegen M2A als Differenzierungsmarker zwischen hämangischen und lymphangischen Endothel, der zwischen Angiosarkomen und Lymphangiosarkomen unterscheidet, eine zentrale Rolle zu. Die Kaposi-Sarkome exprimierten sowohl im Patch- als auch im Plaque-Stadium sowohl CD31 als auch CD34 und reagierten auch mit dem Antikörper BMA120. Die vWFExpression fiel in den Kaposi-Sarkomen des Patch-Stadiums schwach aus. Im PlaqueStadium war sie gar nicht nachweisbar, so daß der Antikörper gegen vWF in der Diagnostik von Kaposi-Sarkomen nicht wegweisend ist. Die Expression von ACE in den verschiedenen Kaposi-Sarkomen-Stadien fiel unterschiedlich aus (Plaque-Stadium: mittelgradig positiv, Patch-Stadium: sehr schwache Reaktion) und korrelierte eindeutig mit dem Tumorstadium. Die in Tumoren beider Stadien stark positive M2A-Expression entspricht der heute akzeptierten Meinung, dass Kaposi-Sarkome von lymphendothelialen Zellen bzw. aus einer gemeinsamen pluripotenten Stammzelle entstehen. Die Diagnostik von Hämangioperizytomen mittels der in dieser Arbeit verwendeten immunhistochemischen Marker erwies sich als nicht sinnvoll, jedoch erlaubt der negative Reaktionsausfall den Ausschluß eines endothelialen Tumors und kann damit die Diagnose eines von den Perizyten ausgehenden Tumors stützen. Da die Expression von CD34 und vWF - im Vergleich zu der von CD31 - in malignen Gefäßtumoren reduziert erscheint, sind diese beiden Marker geeigneter für den Nachweis hochdifferenziertes Endothels. Die schwache bis fehlende CD34-Expression in Lymphgefäßen erlaubt den Schluß, daß der Antikörper gegen CD34 spezifischer hämangio- als lymphangioendotheliales Endothel markiert. Die starke Reaktion des Antikörpers BMA120 sowohl mit lymph- als auch mit hämangioendothelialen Zellen spricht für die hohe Sensitivität und Spezifität des Antikörpers für endothelial differenzierte Zellen, jedoch ohne zwischen häm- und lymphendothelialen Zellen zu differenzieren. Die ACE-Expression in der Mehrzahl der untersuchten Gefäßtumore ist 113 allerdings nicht endothelspezifisch, so daß dieser Antikörper nur in Kombination mit dem Antikörper gegen CD31 verwendet werden sollte. Die hier erhobenen Befunde unterstreichen erstmals die Bedeutung des Antikörpers gegen ACE sowie die Bedeutung des Antikörpers BMA120 für die verschiedenen Gefäßtumore. Der Antikörper gegen M2A ist ein spezifischer Marker zum Nachweis einer lymphendothelialen Histogenese, z.B. im Hobnailhämangiom, im Dabska-Tumor oder im Kaposi-Sarkom, aber auch einer lymphendothelialen Mischdifferenzierung in einem Teil der Angiosarkome. Zusammenfassend lassen sich folgende tumorspezifische Markerkombinationen (für Lymphangiome, Hobnailhämangiome, Angioleiomyome, Angiomyolipome, Hämangioendotheliome, Dabska-Tumore, Angiosarkome und Kaposi-Sarkome) zur Diagnostik von Gefäßtumoren ableiten: Für benigne Gefäßtumore ist eine Kombination aus CD31, CD34 und BMA120 zu favorisieren, zur Diagnostik von Lymphangiomen und Hobnailhämangiomen sollte zusätzlich auch D2-40 eingesetzt werden. Der Einsatz von ACE erscheint nur für die Diagnostik von Angioleiomyomen sinnvoll zu sein. Bei Gefäßtumoren intermediärer Malignität ist bei Hämangioendotheliomen der Einsatz der Antikörper CD31, CD34 und BMA120 relevant, bei Dabska-Tumoren hingegen nur der von BMA120 und M2A. Bei Verdacht auf maligne Gefäßtumore sollte den Endothelmarkern CD31, CD34, vWF und BMA120, bei Verdacht auf ein Angiosarkom oder Kaposi-Sarkom noch ACE und M2A hinzugefügt werden. 4.5.2 Ausblick Die Ergebnisse der immunhistochemischen Untersuchungen dieser Arbeit verdeutlichen, daß die Diagnostik der hier bearbeiteten Gefäßtumore nicht alleine auf einen einzelnen Endothelmarker beschränkt werden kann. Vielmehr ist es sinnvoll, für jeden Tumor eine spezifische Endothelmarkerkombination zu verwenden. Auch wenn in der vorliegenden Studie im Vergleich zu bisher publizierten Studien insgesamt eine große Anzahl an Gefäßtumoren untersucht wurde, erlauben die vorliegenden Zahlen nur eine eingeschränkt gültige Aussage. Welchen Einfluß die Lokalisation der Tumore auf das jeweilige Antigenexpressionsprofil hat ist unklar. Im Rahmen von Multicenterstudien sollten daher an größeren Fallzahlen die jeweiligen Antigenprofile der verschiedenen Gefäßtumorentitäten bezüglich der hier herausgearbeiteten Antigenprofile unter dem Aspekt der Tumorlokalisation studiert werden, sowie - im Fall maligner Tumore - die Expressionsmuster der jeweiligen Metastasen. 114 Eine klinische Relevanz können die hier herausgearbeiteten, für die verschiedenen Gefäßtumore variierende Expressionsmuster im Hinblick auf ein therapeutisches Immuntargeting erlangen. Dabei werden spezifische Medikamente an Antikörper gegen bestimmte endotheliale Oberflächenantigene gekoppelt, die diese Medikamente gezielt an den Gefäßtumor transportieren. Dadurch kann eine systemische Wirkung der Medikamente minimiert werden. Die zu konstruierenden Antikörper müßten dann gezielt mehrere der in dieser Arbeit als spezifisch herausgearbeiteten Markerkombinationen erkennen. Gerade im Hinblick auf die therapeutische Potenz des Immuntargeting sollte in Studien mit größerer Fallzahl die sehr seltenen Entitäten wir z.B. der Dabska-Tumor oder Hämangioendotheliome weiter untersucht werden. Da es sich dabei um sehr seltene Tumore handelt, sollten hierzu Multicenter-Studien initiiert werden. 115