Der transzelluläre Substrattransport durch Exosomen ist notwendig für die Immunantwort bei der bakteriellen Pneumonie 1 J. Rossaint,1 A. Stadtmann,1 H. Van Aken,1 A. Zarbock1 Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Münster Fragestellung: Im Rahmen der Pneumonie kommt es zur Aktivierung des Immunsystems und nachfolgend zu einer Interaktion zwischen polymorphkernigen neutrophilen Granulozyten (PMNs) und Thrombozyten [1]. Diese Interaktion ist notwendig für die vollständige Aktivierung von PMNs und die effektive Bekämpfung von Bakterien. Im Rahmen der Interaktion von Thrombozyten mit Leukozyten kommt es zu einem transzellulären Substrattransport zwischen den Zellen, der für die effektive Prostaglandin-Synthese, wie z.B. Thromboxan A2 (TxA2), notwendig ist [2]. Diese Mediatoren sind an der PMN-Rekrutierung in inflammatorisches Gewebe beteiligt. Exosomen sind exkretorische Zellvesikel, welche Moleküle und Substrate zwischen verschiedenen Zellen transportieren können. Die Rolle des exosomalen Transports zwischen PMNs und Thrombozyten und die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen sind jedoch bis jetzt unbekannt. Ziel dieser Studie war es die Bedeutung und den molekularen Mechanismus des exosomalen Transports im Rahmen der Thrombozyten-PMN-Interaktion sowie die funktionale Bedeutung für die Immunfunktion zur Bekämpfung der bakteriellen Pneumonie zu untersuchen. Methodik: Eine Pneumonie wurde in Mäusen durch Instillation von E. coli induziert [3]. Nach 24 Stunden wurde die Anzahl der PMNs in der bronchoalveolären Lavage (BAL) sowie die Anzahl der Bakterien in der BAL, Lunge und Milz quantifiziert (n=4). Des Weiteren wurde die Anzahl zirkulierender Thrombozyten-PMN-Aggregate analysiert. Exosomen wurden mit Hilfe kommerzieller Kits (SystemBio) isoliert und quantifiziert. Zur Darstellung der Exosomenaufnahme in Thrombozyten wurde eine Immunfluoreszenzfärbung benutzt. Um den transzellulären Metabolismus in vitro zu untersuchen wurden PMNs mit C14-markierter Arachidonsäure beladen und mit Thrombozyten inkubiert. Nach Stimulation mit ADP und fMLP wurde C14-TxB2 (stabiler Metabolit von C14-TxA2) detektiert. Caveolin-1, Clathrin und Mac-1 in isolierten Exosomen wurden mit Hilfe des Western Blots nachgewiesen. Die statistische Signifikanz-Bestimmung erfolgte mittels One-way ANOVA und anschließendem Student-Newman-Keuls-Test oder t-Test. Das Signifikanz-Niveau wurde bei p<0,05 festgesetzt. Tierschutzkommission genehmigt. Alle Tierversuche wurden von der Ergebnisse: Zunächst zeigten wir, dass die Inkubation von Thrombozyten mit PMNs die Exosomenfreisetzung aus PMNs signifikant steigert und dass dieser Prozess vom thrombozytären Adhäsionsmolekül GPIbα vermittelt wird. In den aus PMNs freigesetzten Exosomen war die Konzentration von Arachidonsäure stark erhöht. Biochemisch konnten wir zeigen, dass PMN-Exosomen den endosomalen Marker Caveolin-1 exprimieren, was auf eine gerichtete Freisetzung aus PMNs per Exozytose hinweist. Die Inhibition der Exozytose aus PMNs durch BAPTA-AM (10 µg/ml) verminderte die Exosomen-Freisetzung signifikant. Mittels Immunofluoreszenzfärbung konnten wir zeigen, dass Exosomen in Thrombozyten aufgenommen werden und dort mit thrombozytärer Cox1 kolokalisieren (Abb.1). Wir konnten weiterhin zeigen, dass Exosomen Clathrin und Mac-1 exprimieren und dass sowohl die Inhibition von Clathrin mittels Chlorpromazin (5 µg/ml) als auch die Blockade von Mac-1 mit einem Antikörper die TxA2Produktion durch Thrombozyten stark vermindert. Funktionell verminderte die Blockade des Adhäsionsmoleküls GPIbα die PMN-Thrombozyten Interaktion, die PMN-Rekrutierung in die Lunge und erhöhte die Bakterienanzahl in der BAL, Lunge und Milz 24h nach E. coli Instillation. Des Weiteren Abb. 1. Exosomen kolokalisieren nach Aufnahme in Thrombozyten mit Cox1. PMNs grün, Thrombozyten rot, Exosomen gelb, Cox1 lila. konnte eine Rekonstitution von GPIbα-behandelten Mäusen mit isolierten Exosomen die Mortalität nach Pneumonie-Induktion verringern, während die gleichzeitige Mac-1 Blockade auf isolierten Exosomen vor Rekonstitution die Mortalität verschlechterte. Interpretation: Die Ergebnisse zeigen, dass Arachidonsäure-haltige Exosomen aus PMNs nach PMN-Thrombozyten Interaktion GPIbα-abhängig exozytiert und Mac-1und Clathrin-abhängig in Thrombozyten internalisiert werden. Die TxA2-Synthese aus PMN-ständiger Arachidonsäure nach exosomalem, transzellulären Transport aus PMNs in Thrombozyten ist für eine effektive Bakterienbekämpfung im Rahmen bakterieller Pneumonien notwendig. Literatur: 1. Rossaint J, Zarbock A. Platelets in leucocyte recruitment and function. Cardiovasc Res. 2015; 107: 386-95. 2. Maugeri N, Evangelista V, Piccardoni P, Dell'Elba G, Celardo A, de Gaetano G, et al. Transcellular metabolism of arachidonic acid: increased platelet thromboxane generation in the presence of activated polymorphonuclear leukocytes. Blood. 1992; 80: 447-51. 3. Ittner A, Block H, Reichel CA, Varjosalo M, Gehart H, Sumara G, et al. Regulation of PTEN activity by p38delta-PKD1 signaling in neutrophils confers inflammatory responses in the lung. J Exp Med. 2012; 209: 2229-46.