! ! Universitätsklinikum Ulm !!!!!!!!!!!!!!!Institut für Naturheilkunde und klinische Pharmakologie Prof. Dr. Thomas Simmet Charakterisierung Granzym B-sezernierender B-Zellen Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm von Elisabeth Schwesinger Geboren in Bobingen 2011 Amtierender Dekan: Prof. Dr. Thomas Wirth 1. Berichterstatter: PD Dr. med. Bernd Jahrsdörfer 2. Berichterstatter: Prof. Dr. med. Thomas Barth Tag der Promotion: 12.01.2012 Meinen Eltern Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Ziele der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Material und Methoden 2.1 Probengewinnung und Zellkultur 2.2 Reagenzien . . . . . . . . . . . . 2.3 Durchflusszytometrie . . . . . . . 2.4 Granzym B-Sekretions-Assay . . 2.5 ELISpot . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Statistische Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Ergebnisse 3.1 Differenzierung von B-Zellen zu Granzym B-sezernierenden Zellen . . . 3.1.1 Differenzierung von B-Zellen zu Granzym B-sezernierenden Zellen nach Stimulation mit IL-21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Induktion von Granzym B in B-Zellen durch die Zytokinkombination IL-4 und IL-10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Aktive Sekretion von Granzym B durch B-Zellen . . . . . . . . 3.2 Phänotyp, Viabilität und Proliferation Granzym B-sezernierender gesunder B-Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Naive B-Zellen produzieren größere Mengen an Granzym B als Memory B-Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Oberflächenphänotypisierung von Granzym B-produzierenden BZellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I 1 1 4 5 5 6 8 9 10 11 12 12 12 17 20 22 22 24 3.2.3 3.3 Proliferation von B-Zellen unter Granzym B-induzierenden Stimuli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.4 Viabilität von Granzym B-sezernierenden B-Zellen . . . . . . . . Wirkung von IL-21 auf maligne B-Zellen von Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Granzym B-Produktion in malignen B-Zellen der chronisch lymphatischen Leukämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Expression von humanem MIG in Zellen der chronisch lymphatischen B-Zellleukämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 30 34 34 37 4 Diskussion 39 4.1 Einordung der Ergebnisse aus den Experimenten mit gesunden B-Zellen in die aktuelle Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 4.2 Ergebnisanalyse der Experimente mit malignen B-Zellen der chronisch lymphatischen Leukämie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.3 Mögliche physiologische Bedeutung Granzym B-produzierender B-Zellen 48 5 Zusammenfassung 49 6 Literaturverzeichnis 51 II Abkürzungsverzeichnis APC APZ BCIP/ NBT Allophycocyanine Antigen-präsentierende Zelle 5-Bromo-4-Chloro-3-Indolyl-Phosphate/ Nitro Blue Tetrazolium B-Zellrezeptor Bovines Serum-Albumin Cluster of Differentiation Carboxyfluorescein-Succinimidylester Chronisch lymphatische Leukämie Cytosin-phosphatidyl-Guanin Colony-Stimulating Factor Cytotoxic T Lymphocyte CXC-Chemokinrezeptor Ethylendiamintetraessigsäure Endkonzentration Enzyme-Linked Immuno-Spot Sulfosuccinimidyl-6-(biotinamido)Hexanoat Fluoresence-Activated Cell Sorting Fas-Ligand Fluoresceine Isothiocyanate Frühsommer-Meningoenzephalitis Granzym B Interferon BCR BSA CD CFSE CLL CpG CSF CTL CXCR EDTA EK ELISpot EZ-Link FACS FasL FITC FSME GrB IFN III Ig IL LIF MHC MIG MIP NK-Zellen NKT-Zellen ODN PBS PE PE-Cy5 PHA PRR PVDF RANTES Immunglobulin Interleukin Leukemia-Inhibiting Factor Major Histocompatibility Complex Monokine-Induced by IFN-γ Macrophage Inflammatory Protein Natürliche Killerzellen Natürliche Killer-T-Zellen Oligodesoxynukleotid Phosphate-Buffered Saline Phycoerythrin Phycoerythrin-Cychrom 5 Phytohämagglutinin Pattern Recognition Receptor Polyvinylidenfluorid Regulated upon Activation, Normal T Cell Expressed, and Secreted T-Helferzelle Toll-like-Rezeptor Tumor Necrosis Factor Tumor Necrosis Factor-Related Apoptosis-Inducing Ligand TH TLR TNF TRAIL IV 1 Einleitung 1.1 Grundlagen Lymphozyten gelten als die wichtigsten Protagonisten in den Abläufen des erworbenen Immunsystems. Sowohl die T- als auch die B-Zellen entwickeln sich aus gemeinsamen lymphoiden Progenitorzellen im Knochenmark. Während die T-Zellen jedoch im Thymus heranreifen, vollzieht sich bei B-Zellen dieser Prozess im Knochenmark. Die reifen Lymphozyten zirkulieren im Blut zwischen den lymphatischen Organen, wo sie in Kontakt mit Antigen kommen [26]. In den Primärfollikeln der peripheren lymphatischen Organe wird der Grundstein der Antikörper-vermittelten Immunabwehr gelegt, indem naive Lymphozyten einwandern und Proliferationsinseln, die sogenannten Keimzentren, bilden. Die Keimzentrumsreaktion beginnt mit der Aktivierung der BZelle durch Stimulation ihrer Antigen-Rezeptoren und durch kostimulatiorische Signale von Helferzellen. Die naive B-Zelle differenziert daraufhin zum stark proliferierenden Zentroblasten, der sich durch eine verminderte Anzahl an Oberflächenimmunglobulinen auszeichnet und sich in einer aufgrund der hohen Zelldichte dunkel erscheinenden Zone des Keimzentrums ansiedelt. In dieser Phase werden die Antigenrezeptoren des Zentroblasten durch somatische Hypermutation der Ig-V-Genregion so verändert, dass sie höhere oder niedrigere Affinität zum jeweiligen Antigen aufweisen. Hieraufhin entwickeln sie sich weiter zu Zentrozyten, wobei sich die Proliferationsrate verringert, dafür aber wieder mehr Immunglobulin auf der Oberfläche exprimiert wird. Zentrozyten befinden sich in der hellen Zone des Keimzentrums. In diesem Stadium werden die Zellen gemäß ihrer Fähigkeit, das jeweilige Antigen zu binden, mit Hilfe von follikulären dendritischen Zellen und T-Zellen selektiert (sogenannte Affinitätsreifung). Ein Großteil der B-Zellen wird im Rahmen dieses Selektionsprozesses aussortiert und 1 1 Einleitung kontrolliert abgetötet. B-Zellen jedoch, die eine Antikörpervariante mit hoher Affinität zum Antigen aufweisen, differenzieren daraufhin zu langlebigen Memory-B-Zellen oder Antikörper-produzierenden Plasmazellen [31, 26]. Naive T-Zellen entwickeln sich zu Effektorzellen, verantwortlich für die zellvermittelte Immunabwehr. Hier sind zunächst die CD4+ T-Zellen zu erwähnen. Diese lassen sich unterteilen in die Untergruppe der TH 1-Helferzellen, die vor allem im Rahmen von bakteriellen Infektionen Makrophagen anlocken und aktivieren oder für die virale Abwehr wichtige Zytokine produzieren, während die Untergruppe der TH 2-Helferzellen insbesondere bei der Interaktion mit B-Zellen eine große Rolle spielt. Die Differenzierung in die jeweilige Untergruppe hängt dabei vor allem von der Anwesenheit bestimmter Zytokine während der Proliferationsphase der T-Zellaktivierung ab. Nach erfolgter Virusinfektion beispielsweise, sezernieren Makrophagen und dendritische Zellen hohe Level an Chemokinen wie MIP-1α, MIP-1β oder RANTES. Diese wiederum binden an ihre jeweiligen Rezeptoren, z. B. auf dendritischen Zellen, und induzieren die Freisetzung von IL-12. IL-12 und IFN-γ sind die vorherrschenden Zytokine während der frühen Phase viraler Infektionen und bewirken u. a. die Differenzierung naiver CD4+ T-Zellen zu TH 1-Helferzellen. Deren Aufgabe besteht in diesem Zusammenhang vor allem in der Produktion von Zytokinen wie IL-2 oder IFN-γ, die die Proliferation und Funktionsfähigkeit von CD8+ T-Zellen (CTL) fördern [26]. CD8+ T-Zellen, die zweite wichtige T-Zellgruppe, erkennen virale Peptide, die im Zellplasma der befallenen Körperzelle prozessiert und auf deren Zelloberfläche präsentiert werden, durch ihren spezifischen T-Zellrezeptor. Um die Replikation der Viruspartikel zu unterbinden, sind sie in der Lage, in befallenen Zielzellen durch Freisetzung zytotoxischer Proteine und anderer löslicher anti-viraler Faktoren aus lytischen Granula Apoptose, den programmierten Zelltod, auszulösen. Ähnliche Fähigkeiten haben auch die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen), die ebenfalls von lymphoiden Vorläuferzellen abstammen, jedoch zum angeborenen Immunsystem gehören, zu jenen Zellen, die unmittelbar und schnell den Körper vor Angriffen durch Krankheitserreger schützen [26, 28]. Ein Schlüsselmechanismus ist dabei die Sekretion zytotoxischer Granula in die sogenannte sekretorische Synapse zwischen Effektorzelle und Zielzelle [3, 54]. Ein wichtiger Bestandteil dieser Granula ist unter anderem Granzym B (GrB), eine Serinprotease, die im synaptischen Spalt von Cathepsin C aktiviert wird und durch Pinozytose 2 1 Einleitung oder einen Mannose-6-Phosphat-Rezeptor-vermittelten Vorgang endozytotisch in die Zielzelle aufgenommen wird [61]. Dort kann es in Anwesenheit von Perforin oder eines anderen endosomolytischen Agens (beispielsweise adenoviraler Proteine oder bakterieller Streptolysine) aus den Granula freigesetzt werden und, entweder durch Auslösung der klassischen Caspase-Kaskade oder über das zytosolische, pro-apoptotische Protein Bid, den programmierten Zelltod der Zielzelle auslösen [12, 61, 4]. Bis in das Jahr 2006 waren lediglich CD8+ T-Zellen und NK-Zellen als lymphozytäre Produzenten von GrB bekannt. In diesem Zusammenhang spielt auch das im Jahr 2000 neu entdeckte Zytokin Interleukin 21 (IL-21) eine wichtige Rolle. Es gehört zur IL-2 Zytokinfamilie und wird insbesondere von NKT-Zellen und CD4+ T-Zellen produziert [6]. An seinen Zielzellen (vor allem Zellen des lymphohämatopoetischen Systems, aber auch Keratinozyten und Fibroblasten) bindet es an den IL-21-Rezeptor und induziert dort die Aktivierung von Januskinase 1 und 3 und der Transkriptionsfaktoren STAT 1, 3 und 5 [10]. Es gilt als potenter Stimulator der zytolytischen Aktivität von CD8+ T-Zellen und NK-Zellen [44], indem es die Gentranskription für Granzym A und Granzym B induziert. Außerdem scheint es eine Rolle zu spielen im Zusammenhang mit einigen Autoimmunerkrankungen wie dem systemischen Lupus erythematodes oder der rheumatoiden Arthritis [10]. Hinsichtlich seiner Wirkung auf B-Zellen ist bekannt, dass es zusammen mit IL-4 die Antikörperproduktion steigern und zusammen mit CD40 die B-Zellproliferation positiv beeinflussen kann [15]. Jahrsdörfer und Kollegen zeigten im Jahre 2006, dass auch Leukämiezellen der chronisch lymphatischen B-Zellleukämie (B-CLL) in der Lage sind, GrB in Reaktion auf Stimulation mit IL-21 in Kombination mit dem immunstimulatorischen CpG ODN oder Antikörpern gegen den B-Zellrezeptor (anti-BCR) zu produzieren und dadurch in malignen Bystander-B-Zellen GrB-abhängig Apoptose zu induzieren [22]. Unmethylierte CpG-Dinukleotide sind relativ häufig im Genom vieler Bakterien und einiger DNA-Viren zu finden, sie sind jedoch nicht Bestandteil von Säugetier-DNA. Im menschlichen Körper können sie daher von eigener DNA unterschieden und von einem bestimmten Rezeptor des angeborenen Immunsystems erkannt werden, dem sogenannten Toll-like-Rezeptor 9 (TLR9), der zu den Pattern Recognition Receptors (PRR) des angeborenen Immunsystems gehört. Auf ruhenden menschlichen Immunzellen findet sich dieser Rezeptor vor allem auf plasmazytoiden dendritischen Zellen und B-Zellen. 3 1 Einleitung CpG DNA gilt als potenter Verstärker der humoralen Immunantwort von B-Zellen, der zu einem frühen Zeitpunkt der Infektion und unmittelbar an B-Zellen angreifen kann [36, 35, 27]. Abbildung 1: Die Granzym B-sezernierende B-Zelle und beteiligte Stimuli 1.2 Ziele der Arbeit Ausgehend von den oben beschriebenen Ergebnissen beschäftigt sich meine Arbeit mit der Frage, in welchem Ausmaß auch in B-Zellen gesunder Individuen GrB induziert werden kann. Um zudem die physiologische Rolle dieser Zellen näher zu beleuchten, prüft die Arbeit insbesondere die phänotypischen Eigenschaften dieser Zellen sowie ihre Fähigkeit zur GrB-Produktion unter verschiedenen Stimuli, ihre Viabilität und ihre Proliferationsfähigkeit. Außerdem beschäftigt sich die Arbeit anknüpfend an die Ergebnisse von Jahrsdörfer et al. auch mit B-CLL-Zellen. Dabei sollten diese weiterführend phänotypisch charakterisiert werden. Zudem war von Interesse, ob die gezeigten zytotoxischen Effekte auf maligne Nachbarzellen koordiniert werden können. Zu diesem Zweck wurden Experimente durchgeführt, die die Expression des chemotaktisch wirksamen MIG auf malignen Zellen unter GrB-induzierenden Stimuli zeigen sollten. 4 2 Material und Methoden 2.1 Probengewinnung und Zellkultur Die Gewinnung der Probenmaterialien wurde von der Ethikkommission der Universität Ulm genehmigt. Die Finanzierung des Forschungsprojektes trugen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (Grant JA 1769/1-1), die Deutsche José Carreras LeukämieStiftung (Grant SP 07/10), und der Deutsche Akademische Austauschdienst (Grant D/08/11870). Peripheres Blut von gesunden Probanden und Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie aus der hämatologischen Ambulanz des Universitätsklinikums Ulm wurde nach Aufklärung und Zustimmung der Probanden abgenommen. Mononukleäre Zellen aus etwa 150 ml peripherem Blut wurden mittels Ficoll-Dichtezentrifugation unmittelbar nach der Blutabnahme gewonnen. Für die Blutabnahme wurden Heparin-beschichtete 10 ml-Vacutainer (Becton Dickinson, San Jose, USA) verwendet. Nach 2 : 1 Verdünnung des Vollblutes mit PBS (10 x; Invitrogen Gibco) schichteten wir1 es auf zuvor auf 37 °C erwärmtes Biocoll (Biochrom AG) und trennten die Bestandteile durch 15-minütige Dichtegradientenzentrifugation bei 1000 g und 20 °C. Hiernach entnahmen wir die Zellen des Buffy Coats und reinigten sie durch erneute Verdünnung mit PBS und Zentrifugation (10 Minuten; 520 g; 4 °C). Im Anschluss lysierten wir die verbliebenen Erythrozyten mittels 4 ml Lysepuffer für 5 Minuten. Die Reaktion wurde mit PBS gestoppt, der Lysepuffer in einem weiteren Waschschritt entfernt und die Zellen unter Zuhilfenahme einer Neubauer-Zählkammer (Brand, Wertheim) und Trypanblau (Biochrom AG, Berlin) gezählt. Für die meisten Experimente wurden CD19+ B-Zellen mittels des B-Zell-Isolationskits II der Firma Miltenyi Biotec 1 Sämtliche Vorgehensweisen entsprechen den Protokollen des Labors unter der Leitung von Priv.Doz. Dr. med. Bernd Jahrsdörfer. 5 2 Material und Methoden (Bergisch Gladbach) nach Anleitung des Herstellers isoliert. Hierfür lösten wir die Zellen zunächst in MACS Puffer und fügten Biotin-Antikörper-Cocktail des Herstellers in entsprechender Menge hinzu. Nach 10-minütiger Inkubation bei 4 °C behandelten wir die Zellen mit zugehörigen Anti-Biotin-Microbeads für 15 Minuten. Nach dem Waschen der Zellen konnten B-Zellen über magnetischen Säulen isoliert werden. Um möglichst reine B-Zellen zu erhalten, wurden zwei magnetische Säulen nacheinander geschaltet. Dabei wurden stets Reinheiten von über 99 % erreicht. Durch negative magnetische Selektion erhielten wir so B-Zellen ohne Markierung ihrer Oberfläche mit Antikörpern. Die Fraktion der T- und NK-Zellen diente bei einigen Experimenten als Kontrolle. Wir überprüften stets die Reinheit der B-Zellen durch FACS-Analyse. Die Gewinnung von CD19+ /CD5+ Leukämiezellen erfolgte analog mittels B-Zell-Isolationskit I. Einige Experimente erforderten die Sortierung der Zellen nach Expression ihrer Oberflächenmarker wie CD27 und IgD mittels eines FACSAria (Becton Dickinson, San Jose, USA). Während der in-vitro-Inkubation wurden die Zellen in AIM-V Medium (Gibco BRL, Grand Island, NY) suspendiert und auf einer 96-well-Platte in der Konzentration von 1 x 106 Zellen/ml und 200 µl/well bei 37 °C und 5 % CO2 -Gehalt der Umgebungsluft mit verschiedenen Reagenzien inkubiert. 2.2 Reagenzien Humanes IL-21 wurde von BioSource (Camarillo, USA) erworben und, soweit nicht anders angegeben, in einer Endkonzentration (EK) von 50 ng/ml verwendet. Humanes IL-1β (EK 100 ng/ml), IL-2 (EK 500 U/ml), IL-3 (EK 100 ng/ml), IL-4 (EK 500 U/ml), IL-6 (EK 200 ng/ml), IL-7 (EK 25 ng/ml), IL-8 (EK 50 ng/ml), IL-9 (EK 25 ng/ml), IL-10 (EK 25 ng/ml), IL-11 (EK 200 ng/ml), IL-12 (EK 50 ng/ml), IL-15 (EK 50 ng/ml), GM-CSF (EK 500 U/ml), G-CSF (EK 1500 U/ml), M-CSF (EK 10 ng/ml) und TNF-α (EK 200 ng/ml) wurden bei PeproTech GmbH in Hamburg gekauft. IL-23 (EK 50 ng/ml) stammt aus dem Sortiment der Firma BD Biosciences aus Heidelberg. IL-18 (EK 40 ng/ml) wurde bei MBL International (Woburn, USA), IFN-α (EK 100 U/ml) und IFN-γ (EK 100 U/ml) wurden bei PBL Interferon Source (Piscataway, USA) erworben. Humanes IL-22 (EK 100 ng/ml) wurde von RDI Research Diagnostics 6 2 Material und Methoden Inc. (Concord, USA), Leukemia inhibiting factor (LIF; EK 10 ng/ml) bei AbDSerotec (Raleigh, USA) gekauft. Für eine Antigen-unabhängige B-Zellrezeptorstimulation (anti-BCR) nutzten wir die Affinität aufgereinigter Kaninchen-F(ab’)2-Fragmente an humane IgA/IgG/IgM (heavy und light chains) -Antikörper der Firma Jackson ImmunoResearch Laboratories (USA) in einer Konzentration von 6,5 µg/ml, soweit nicht anders angegeben. CpG ODN 2216 (= CpG A), CpG ODN 2006 (= CpG B) und CpG ODN 2395 (= CpG C) stammen von der Firma Coley Pharmaceutical Group (Wellesley, USA), CFSE (EK 1 µM) von Molecular Probes (Carlsbad, USA). Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die verwendeten Pufferlösungen. Dabei stammen die einzelnen Lösungen von folgenden Firmen: Bovines Serum-Albumin (BSA) von Carl ROTH GmbH & Co KG (Karlsruhe), Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) von Fluka Biochemika (Buchs, Schweiz), Fixationspuffer und Permeabilisationspuffer von ADG, Bio Research (Kaumberg, Österreich), 4-(2-hydroxyethyl)1-Piperazineethansulfonsäure (HEPES) von Invitrogen (Carlsbad, USA), Paraformaldehyd von Merck (Darmstadt), Milli Q von Millipore (Bedford, USA), Saponin von AppliChem (Darmstadt), Sterofundin von Braun (Melsungen) und Tween von Sigma Laborchemikalien GmbH (München). Tabelle 1: Puffer 7 2 Material und Methoden 2.3 Durchflusszytometrie Die kultivierten Zellen wurden zu den angegebenen Zeitpunkten geerntet und mit gekühltem PBS gewaschen. Für die Oberflächenfärbung verwendeten wir Antikörper, die mit fluoreszierenden Markern gekoppelt waren. Mit FITC, PE, PE-Cy5, PE-Cy7 oder APC markierte Antikörper gegen CD19, CD20, CD27, CD38, IgD, MHC I, MHC II, CD69, CD54, CD80, IFN-γ und CD86 stammen von der Firma Becton Dickinson (Heidelberg). Antikörper gegen Perforin, Granulysin, TRAIL und FasL wurden bei eBiosciences in San Diego (USA) erworben. Mit PE oder APC markierte Granzym B-Antikörper (Klon GB12) und die zugehörigen Isotyp-Kontrollen wurden bei Caltag Laboratories (Buckingham, UK) erworben. Um Granzym B intrazellulär mittels Durchflusszytometrie darzustellen, wurden die Zellen zunächst für 16 Stunden kultiviert. Nach Zugabe von Brefeldin A (Epicentre Technologies, Madison, USA) in einer Endkonzentration von 1 µg/ml inkubierten wir die Zellen für weitere 4 Stunden. Für Oberflächenfärbungen wurden die Zellen in FACS-Röhrchen (BD Biosciences, Heidelberg) transferiert, für 15 Minuten bei ca. 20 °C mit den jeweiligen Antikörpern gefärbt und danach mit PBS gewaschen. Die Intrazellulärfärbungen erfolgten unter Verwendung von Fixations- und Permeabilisationspuffer (ADG, Bio Research GmbH, Österreich). Hierfür wurden die mit PBS gewaschenen Zellen, zum Teil nach erfolgter Oberflächenfärbung, zunächst mit jeweils 100 µl Fixationspuffer resuspendiert und für 15 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Nach erneutem Waschen mit PBS wurden die Zellen mit 100 µl Permeabilisationspuffer sowie anti-Granzym B bzw. der IsotypKontrolle behandelt und für weitere 15 Minuten inkubiert. Um apoptotische Zellen mittels Durchflusszytometrie darzustellen, färbten wir die Zellen mit Annexin V (BD Biosciences, Heidelberg) für 15 Minuten bei Raumtemperatur. Propidiumiodid (Sigma Laborchemikalien GmbH, Steinheim) wurde unmittelbar vor der FACS-Analyse in einer Konzentration von 1 µg/ml zugegeben. Zur Standardisierung erhielten die Proben zusätzlich eine definierte Anzahl an Calibration Beads (BD Biosciences, Heidelberg). Für die Messung der Proben nutzten wir Geräte vom Typ FACScan und FACSCalibur (Becton Dickinson Immunocytometry Systems, San Jose, USA). Die Auswertung der Daten erfolgte mittels FlowJo Software (Version 8.7.1, Tree Star, Stanford, USA). 8 2 Material und Methoden 2.4 Granzym B-Sekretions-Assay Um sezerniertes GrB durchflusszytometrisch darzustellen, entwickelten wir einen auf Biotin-Neutravidin-Bindung basierenden GrB-Sekretions-Assay. Hierzu wurden 3 µl von 1 M Dithiothreitol (Pierce, Rockford, USA) zu 1 mg menschlichem GrB-Antikörper (KlonGB10, Mabtech Inc., Mariemont, USA), gelöst in 500 µl PBS/10 mM EDTA, hinzugegeben. Nach einstündiger Inkubation bei 4 °C entfernten wir überschüssiges Dithiothreitol mittels Gelchromatographie (Sephadex G25, Pharmacia). Anschließend gaben wir 0,5 mg Neutravidin in 200 µl PBS zu 50 µg Succinimidyl-4-(N-Maleimidomethyl)1-Carboxylat (Thermo Scientific, Rockford, USA), gelöst in 20 µl Dimethylsulfoxid, hinzu und inkubierten die Reagenzien für 30 Minuten bei Raumtemperatur. Das aktivierte Neutravidin wurde mittels Sephadex G25 gereinigt und in PBS/EDTA gelöst. GrB-Antikörper und aktiviertes Neutravidin wurden im Verhältnis 2 : 1 gemischt. Nach einstündiger Inkubation bei Raumtemperatur stoppten wir die Reaktion durch Zugabe von N-Ethylmaleimid (Pierce, Rockford, USA) in einer Konzentration von 10 µg/ml. Im nächsten Schritt wurden B-Zellen gesunder Probanden isoliert. Diese wurden in 10-minütiger Inkubation bei Raumtemperatur durch Zugabe von 200 µl EZ-Link (Sulfosuccinimidyl-6-(biotinamido)-Hexanoat in einer Konzentration von 1mg/ml, bei pH: 8,4) der Firma Pierce (Rockford, USA) biotinyliert. Die Zellen wurden hierauf zweimalig mit 50 ml PBS/0,5 % BSA gewaschen, gezählt und in 4 ml PBS/0,5 % BSA resuspendiert. Nach einem dritten Waschschritt inkubierten wir die Zellen für 20 Minuten mit dem anti-GrB-Antikörper-Neutravidin-Konjugat bei Raumtemperatur und stoppten die Reaktion mittels Zugabe von PBS/0,5 % BSA und durch einen weiteren Waschschritt. Anschließend resuspendierten wir die Zellen in AIM-V Medium (Gibco BRL, Grand Island, NY, USA) und inkubierten die Zellen 48 Stunden lang auf einer 96well-Platte in einer Konzentration von 1 x 106 Zellen/ml und 200 µl/well bei 37 °C und 5 % CO2 -Gehalt der Umgebungsluft mit IL-21 (50 ng/ml) und anti-BCR (6,5 µg/ml). Im Anschluss ernteten wir die Zellen, färbten sie mit einem PE-markierten Antikörper gegen humanes GrB (Klon GB12, Caltag Laboratories, Buckingham, UK) und werteten die Proben mittels FACS-Analyse aus. Einen Überblick über die Vorgehensweise gibt Abbildung 2. 9 2 Material und Methoden Abbildung 2: Reaktionsschritte beim Granzym B (GrB)-Sekretions-Assay 2.5 ELISpot Zur Anwendung kamen ein GrB-ELISpot-Kit der Firma Cell Sciences (Canton, USA) sowie ein MIG-EliSpot-Kit der Firma R&D Systems (Minneapolis, USA). Wir verwendeten 96-well-PVDF-beschichtete Platten von Millipore (Bedford, USA). Alle ELISpots wurden nach Anleitung der Hersteller durchgeführt. Hierzu aktivierten wir die Platten zunächst 30 Sekunden lang mit 70 % Ethanol. Nach einem Waschschritt beschichteten wir die Platten über Nacht mit Capture-Antikörpern und blockten am nächsten Tag mit in PBS gelöstem Magermilchpulver. Die zuvor isolierten B-Zellen wurden in AIM-V Medium resuspendiert und in einer Konzentration von 1 x 105 Zellen in 100 µl bei 37 °C und 5 % CO2 -Gehalt der Umgebungsluft mit verschieden Reagenzien 15-20 Stunden lang inkubiert. Nach der Kulturzeit entfernten wir die Zellen durch 3maliges Waschen der Platten mit 0,1 % Tween 20 und beschichteten die Platten mit Detection-Antikörpern für 1,5 Stunden. Durch Inkubation mit Streptavidin-AlkalinePhosphatase für eine Stunde und nachfolgendem Einwirken von BCIP/NBT-Puffer für 10 Minuten bei Raumtemperatur entwickelten sich Farbspots. Nach dem Trocknen der Platten konnten diese mit Hilfe eines Immunospot Series 1 Analyzer und Immunospot 3 Software (beide von CTL Cellular Technology, Cleveland, USA) ausgewertet werden. 10 2 Material und Methoden 2.6 Statistische Auswertung Die im Folgenden dargestellten Werte sind Mittelwerte, angegeben mit der jeweiligen Standardabweichung der Mittelwerte. Um statistische Unterschiede zwischen zwei Datenerhebungen herauszuarbeiten, wendeten wir den t-Test für gepaarte Stichproben an. Die statistische Signifikanz der Ergebnisse wurde durch Angabe der p-Werte kenntlich gemacht. Für die Auswertungen der ELISpot-Experimente errechneten wir zuerst die Prozentwerte der jeweiligen maximal gezählten Punktzahl und multiplizierten diese mit dem Mittelwert der maximalen Punktzahlen, um Vergleichbarkeit der einzelnen Experimente zu erreichen. 11 3 Ergebnisse 3.1 Differenzierung von B-Zellen zu Granzym B-sezernierenden Zellen 3.1.1 Differenzierung von B-Zellen zu Granzym B-sezernierenden Zellen nach Stimulation mit IL-21 Ein wichtiges Ziel dieser Arbeit bestand darin, GrB-produzierende B-Zellen hinsichtlich ihrer auslösenden Stimuli, ihrer Viabilität und der Art ihrer Oberflächenmarker zu charakterisieren. Zunächst wurden unfraktionierte B-Zellen gesunder Spender im Verband mit anderen peripheren mononukleären Zellen und isolierte B-Zellen hoher Reinheit verglichen. Abbildung 3 zeigt, dass beide Gruppen in der Lage sind, GrB zu produzieren. Dies legt die Vermutung nahe, dass Granzym B von B-Zellen gesunder Individuen produziert werden kann und keine anderen Zellen Teil dieses Prozesses sein müssen, solange IL-21 und B-Zellrezeptorstimulation vorliegen. 12 3 Ergebnisse Abbildung 3: In B-Zellen im Verband mit unfraktionierten mononukleären Zellen und isolierten B-Zellen konnte gleichermaßen Induktion von Granzym B (GrB) nachgewiesen werden. Periphere mononukleäre Blutzellen (PBMC) und isolierte B-Zellen von gesunden Spendern wurden für 24 Stunden mit oder ohne Interleukin (IL) 21 (50 ng/ml) und B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) kultiviert und anschließend mit anti-GrB PE (Phycoerythrin) (PBMC zusätzlich mit anti-CD19 Cychrom 5) gefärbt. Gezeigt werden Dot-Plots, wobei jeder Punkt einer mit fluoreszierendem Farbstoff markierten Zelle entspricht. In der oberen Reihe (PBMC) entsprechen die rechten oberen Quadranten den GrB-enthaltenden B-Zellen, in der unteren Reihe markiert das Gate selbige. 13 3 Ergebnisse Abbildung 4: B-Zellen werden durch Interleukin (IL) 21 angeregt, Granzym B (GrB) zu produzieren. Dieser Effekt wird durch B-Zellrezeptorstimulation verstärkt. B-Zellen von einem gesunden Spender wurden für 24 Stunden mit IL-21 (50 ng/ml), BZellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) oder beidem zusammen kultiviert und anschließend mit anti-GrB PE (Phycoerythrin) gefärbt. Das Gate im Dot-Plot markiert den Prozentsatz der GrB-produzierenden Zellen. Weiterhin konnte belegt werden, dass auch IL-21 alleine die Induktion von GrB in BZellen hervorrufen kann (Abbildung 4). Ein Vergleich mit zusätzlich durch anti-BCR stimulierten Zellen zeigt jedoch, dass dieser Effekt noch verstärkt werden kann. Dies legt nahe, dass die Aktivierung des B-Zellrezeptors eine entscheidende Rolle bei der GrB-Produktion spielt. Um weiterhin zu prüfen, welche Konzentrationen an Reagenzien nötig sind, damit optimale Induktion der GrB-Produktion erreicht werden kann, wurden Experimente mit Konzentrationsreihen durchgeführt. Gezeigt wird in Abbildung 5 ein ELISpot, der die maximale Anzahl an Punkten, repräsentativ für GrBproduzierende Zellen, bei einer Konzentration von 25 ng IL-21 und 1,625 bis 6,5 µg anti-BCR angibt. Die Differenzierung von B-Zellen in GrB-produzierende Zellen spielt sich in der Mehrheit aller stimulierten Zellen ab. Abbildung 6 zeigt die GrB-Induktion nach Stimulation mit IL-21 und anti-BCR verglichen mit Zellen in Medium nach 6, 12, 24 und 48 Stunden, wobei der Anteil der GrB-produzierenden Zellen nach 48 Stunden über 63 % lag. 14 3 Ergebnisse 5. 15 3 Ergebnisse Abbildung 5: Interleukin (IL) 21 und B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) induzieren Granzym B (GrB) in B-Zellen am stärksten, wenn in Konzentrationen von 25 ng IL-21 und 1,625 µg anti-BCR verwendet. Isolierte B-Zellen hoher Reinheit (99,9 %) von einem gesunden Spender wurden in 1 x 105 Zellen pro100 µl und well mit verschiedenen Konzentrationen von anti-BCR und IL-21 über Nacht auf einer ELISpot (Enzyme-Linked Immuno-Spot) -Platte inkubiert. Jede Kombination wurde in Duplikaten pipettiert. Als Negativkontrollen wurden unstimulierte Zellen in Medium, als Positivkontrolle TZellen/ Natürliche Killer (NK) Zellen stimuliert mit Phytohämagglutinin (PHA) (10 µg/ml) herangezogen. Der ELISpot wurde wie im Material- und Methodenteil beschrieben entwickelt und ausgewertet. 16 3 Ergebnisse Abbildung 6: Die Granzym B (GrB) -Produktion durch B-Zellen nimmt in den ersten 48 Stunden nach Stimulation stetig zu. Isolierte B-Zellen von gesundem Spender wurden für 6, 12, 24 und 48 Stunden mit Interleukin (IL) 21 (50 ng/ml) und BZellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) kultiviert und anschließend mit antiGrB PE (Phycoerythrin) gefärbt. Das Gate im Dot-Plot markiert den Prozentsatz der GrB-produzierenden Zellen. 3.1.2 Induktion von Granzym B in B-Zellen durch die Zytokinkombination IL-4 und IL-10 Wie schon gezeigt ist IL-21, welches der IL-2-Zytokinfamilie angehört, ein potenter Stimulator der GrB-Produktion in B-Zellen. Um zu überprüfen, ob auch andere Zytokine aus dieser Gruppe oder auch andere Zytokingruppen ähnliche Effekte haben, wurden ELISpots mit verschiedenen Zytokinen bzw. Zytokinkombinationen durchgeführt. Sämtliche Proben wurden zusätzlich mit anti-BCR behandelt. Als Positivkontrolle dienten T- und NK-Zellen stimuliert mit PHA, als Negativkontrollen mit antiBCR behandelte B-Zellen. Abbildung 7.1 zeigt exemplarisch einen ELISpot mit einigen getesteten Zytokinen. Die oberste Reihe stellt dabei den GrB-induzierenden Effekt der einzelnen Zytokine dar, alle anderen Proben enthalten die jeweils am Rand angegebenen Zytokinkombinationen. 7.2 bis 7.3 beschreiben eine Zusammenfassung der 17 3 Ergebnisse GrB-Produktion durch B-Zellen nach Stimulation mit allen verwendeten Zytokinen und deren Zusammenwirken. Die Experimente legen nahe, dass die meisten Zytokine keinen mit IL-21 vergleichbaren Effekt aufweisen. Lediglich die Kombination von IL4 und IL-10 zeigte bei der statistischen Auswertung aller Experimente ebenfalls eine signifikante Induktion von GrB in B-Zellen. 7.1 18 3 Ergebnisse 7.2 7.3 Abbildung 7: Granzym B (GrB) wird vor allem nach Stimulation mit Interleukin (IL) 21 produziert, doch auch die Kombination von IL-4 und IL-10 zeigt die Fähigkeit, GrB in B-Zellen zu induzieren. 7.1: Isolierte B-Zellen hoher Reinheit (99,5 %) von einem gesunden Spender wurden in 1 x 105 Zellen pro 100 µl und well mit verschiedenen Konzentrationen von Zytokinen und Zytokinkombinationen (für Konzentrationsangaben s. Material und Methoden) über Nacht auf einer GrB-ELISpot (Enzyme-Linked ImmunoSpot) -Platte inkubiert. Alle Proben erhielten zusätzlich B-Zellrezeptorantikörper (antiBCR). Als Negativkontrolle wurden mit anti-BCR stimulierte Zellen in Medium, als Positivkontrolle T-Zellen stimuliert mit PHA (Phytohämagglutinin) (10 µg/ml) herangezogen. 7.2: B-Zellen wurden mit einzelnen Zytokinen wie beschrieben kultiviert. Die Säulendiagramme stehen für die mittlere gezählte Zellzahl. Die gezeigten Daten sind repräsentativ für bis zu 5 unabhängige Experimente. 7.3: B-Zellen wurden mit den einzelnen Zytokinen in Kombination mit IL-4 wie beschrieben kultiviert. Die Säulendiagramme stehen für die mittlere gezählte Zellzahl. Die gezeigten Daten sind repräsentativ für bis zu 5 unabhängige Experimente. Erstveröffentlichung in Hagn et al. [17]. 19 3 Ergebnisse 3.1.3 Aktive Sekretion von Granzym B durch B-Zellen Um zu überprüfen, ob GrB im Inneren der B-Zellen verbleibt oder aktiv in die Umgebung sezerniert wird, wurde zusätzlich zu den gezeigten ELISpot-Experimenten ein FACS-basiertes GrB-Sekretionsprotokoll entwickelt. Die Vorgehensweise ist im Materialund Methodenteil detailliert beschrieben. Abbildung 8.1 belegt, dass nach 48-stündiger Inkubation bei bis zu 50 % der IL-21-stimulierten B-Zellen GrB auf der Oberfläche nachgewiesen werden konnte, also von der Zelle sezerniert wurde. Eine Zusammenfassung der FACS-GrB-Sekretionsexperimente gibt Abbildung 8.2. 20 3 Ergebnisse 8.1 8.2 Abbildung 8: Das von B-Zellen produzierte Granzym B (GrB) kann aktiv sezerniert werden. Isolierte B-Zellen von gesunden Spendern wurden biotinyliert und mit einem Neutravidin-GrB-Konjugat (= Capture Antibody) versehen (s. Material und Methoden). Die Zellen wurden daraufhin mit oder ohne Interleukin (IL) 21 (50 ng/ml) und B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) für 48 Stunden inkubiert. Das sezernierte GrB wurde an der Oberfläche vom Capture Antibody abgefangen und durch Fluoreszenz-markierten GrB-Antikörper mittels Durchflusszytometrie sichtbar gemacht. 8.1: Zu sehen sind Dot-Plots mit und ohne Stimulation, sowie die zugehörige Isotyp-Kontrolle unter Stimulation. Die Gates umschließen GrB-sezernierende Zellen. 8.2: Die Säulendiagramme repräsentieren die GrB-Sekretion von drei unabhängigen Experimenten. Erstveröffentlichung in Hagn et al. [17]. 21 3 Ergebnisse 3.2 Phänotyp, Viabilität und Proliferation Granzym B-sezernierender gesunder B-Zellen 3.2.1 Naive B-Zellen produzieren größere Mengen an Granzym B als Memory B-Zellen B-Zellen können grob in zwei Hauptgruppen unterteilt werden. B-Zellen, die noch nicht in Kontakt mit Antigen getreten sind, exprimieren auf ihrer Oberfläche IgD, jedoch keine CD27-Moleküle. Diese Gruppe nennt man naive B-Zellen. Kommen B-Zellen in Kontakt mit Antigen, differenzieren sie zu Memory-B-Zellen. Diese weisen keine IgDOberflächenmoleküle mehr auf, exprimieren jedoch CD27. Um zu überprüfen, ob GrBproduzierende B-Zellen phänotypisch einer dieser Gruppen zugeordnet werden können, wurden isolierte B-Zellen mittels Zellsorter in naive und Memory-B-Zellen getrennt und mit IL-21 und anti-BCR kultiviert. Abbildung 9.1 zeigt zunächst die getrennten B-Zellfraktionen, Abbildung 9.2 fasst die durchgeführten Experimente zusammen und belegt, dass beide Gruppen in der Lage sind, GrB zu produzieren, naive B-Zellen dies jedoch in signifikant höherem Maße können als Memory-B-Zellen. 22 3 Ergebnisse 9.1 9.2 Abbildung 9: Naive B-Zellen produzieren größere Mengen an Granzym B (GrB) als Memory-B-Zellen. Isolierte B-Zellen von gesunden Spendern wurden mit IgD und CD27 gefärbt, mittels Durchflusszytometrie nach Zellgruppen sortiert und über Nacht mit oder ohne Interleukin (IL) 21 (50 ng/ml) und B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) inkubiert. 9.1: Zu sehen ist das Gating am FACSsort vor dem Sortieren (links) und die einzelnen Zellfraktionen nach dem Sortiervorgang (rechts). 9.2: Die Säulendiagramme stehen für die GrB-Sekretion, repräsentativ für 3 Experimente. Erstveröffentlichung in Hagn et al. [17]. 23 3 Ergebnisse 3.2.2 Oberflächenphänotypisierung von Granzym B-produzierenden B-Zellen In einem weiteren Teil der Arbeit wurden GrB-produzierende Zellen auf ihre Expression von Oberflächenmarkern hin mittels FACS-Analyse untersucht, um Rückschlüsse auf etwaige Funktionen zu ziehen und Ähnlichkeiten mit anderen Immunzellen zu detektieren. Dabei zeigte sich (Abbildung 10), dass bei GrB-produzierenden Zellen sowohl IgD als auch CD27, das als Marker für Memory-B-Zellen gilt, herunterreguliert werden, während die Expression von CD19 nahezu gleich bleibt. Für CD20 zeigte sich im Vergleich zu Medium eine leichte Zunahme der Oberflächenmoleküle, während CD38 herunterreguliert wurde. Außerdem wurde verglichen, ob GrB-produzierende Zellen im Vergleich zu GrB-negativen Zellen und unstimulierten Zellen Oberflächenmoleküle aufweisen, die Auskunft über mögliche Bindung an bzw. Stimulation durch andere Zellen geben könnten. Abbildung 10: Interleukin (IL) 21-stimulierte B-Zellen zeigen einen CD19+ CD20+ CD27¯IgD¯CD38¯ Phänotyp. Isolierte B-Zellen wurden mit oder ohne B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) und IL-21 (50 ng/ml) für 72 Stunden inkubiert. Gezeigt ist die Expression von CD19, CD20, CD27, CD38 und IgD als Histogramm und Balkendiagramm. Letzteres ist repräsentativ für 3-5 unabhängige Experimente. Erstveröffentlichung in Hagn et al. [17]. 24 3 Ergebnisse Abbildung 11 zeigt eine Auswahl der getesteten Oberflächenmoleküle. Insbesondere das antigenpräsentierende Molekül MHC II, das Zellädhäsionsmolekül CD54, der frühe Aktivierungsmarker CD69 und die für die T-Zellaktivierung wichtigen kostimulatorischen Moleküle CD80 und CD86 weisen bedeutend stärkere Oberflächenexpression auf als unstimulierte Zellen. Weiterhin wurden die Zellen auch auf Expression von intrazellulären Markern und anderen zytotoxischen Molekülen hin überprüft. Dabei zeigte sich eine geringe, teilweise jedoch statistisch signifikante, Zunahme der Expression des zytolytischen Moleküls Perforin, des pro-apoptotisch wirksamen Moleküls Granulysin, der Apoptose-induzierenden Liganden TRAIL und FasL und des anti-viral wirksamen Botenstoffs IFN-γ. Da dies allesamt Moleküle sind, die typischerweise in zytotoxischen T-Zellen gefunden werden, könnte dies zusammen mit den GrB-Befunden auf eine mögliche Existenz zytotoxischer B-Zellen hinweisen. Um die phagozytotischen Eigenschaften vom GrB-produzierenden Zellen zu überprüfen, wurden Zellen neben der üblichen Stimulation mit IL-21 und anti-BCR zusätzlich mit FITC-markiertem Dextran über Nacht inkubiert. Auch hier zeigte sich eine verstärkte Aufnahme der stimulierten Zellen gegenüber Medium (Abbildung 12), wobei insbesondere die Granzym B-positiven B-Zellen eine signifikant höhere Dextranaufnahme aufwiesen als GrB-negative oder unstimulierte B-Zellen. 25 3 Ergebnisse 11.1 11.2 26 3 Ergebnisse 11.3 Abbildung 11: Granzym B (GrB) -produzierende Zellen regulieren für die B- und TZellinteraktion wichtige Moleküle herauf und zeigen erhöhte Expression von anderen zytotoxischen Molekülen. Isolierte B-Zellen von gesunden Spendern wurden mit oder ohne B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) und Interleukin (IL) 21 (50 ng/ml) für 72 Stunden inkubiert und mittels Durchflusszytometrie analysiert. 11.1: Exemplarisches Gating der Zellen. 11.2: Gezeigt wird in den Abbildungen die Expression von MHC I, MHC II, CD69, CD54, CD80 und CD86 auf Medium, GrB-positiven und GrBnegativen Zellen. Die Balkendiagramme sind repräsentativ für 3-5 unabhängige Experimente. Erstveröffentlichung in Hagn et al. [17]. 11.3 : Gezeigt wird die Expression von Perforin, Granulysin, Interferon (IFN) -γ, Fas-Ligand und TRAIL (Tumor Necrosis Factor-Related Apoptosis-Inducing Ligand) auf B-Zellen in Medium und stimulierten B-Zellen. Die Balkendiagramme sind repräsentativ für 2-3 unabhängige Experimente. 27 3 Ergebnisse Abbildung 12: GrB-positive B-Zellen zeigen vermehrte phagozytotische Aktivität. Isolierte B-Zellen von gesunden Spendern wurden mit oder ohne B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) und Interleukin (IL) 21 (50 ng/ml) über Nacht zusammen mit Fluoresceine Isothiocyanate (FITC) -markiertem Dextran inkubiert und mittels Durchflusszytometrie analysiert. Die Säulendiagramme repräsentieren die Aufnahme von Dextran in die Zellen und damit die phagozytotische Aktivität der Zellen. Sie stehen für 3 unabhängige Experimente. 3.2.3 Proliferation von B-Zellen unter Granzym B-induzierenden Stimuli Um mögliche Einflüsse von IL-21 auf die Proliferationsrate stimulierter B-Zellen zu untersuchen, wurden Zellen am Tag 0 mit CFSE (Carboxyfluorescein-Succinimidylester) gefärbt. CFSE bindet unspezifisch an intrazelluläre Proteine und verteilt sich bei Teilung der Zelle gleichmäßig auf die Tochterzellen. Auf diese Weise kann durch Abnahme der CFSE-Konzentration auf Proliferation der Zellen geschlossen werden. Die Zellteilung wurde unter Stimulation mit verschiedenen Reagenzien fünf Tage lang verfolgt. Dabei zeigte sich kaum Proliferation bei Inkubation in Medium, Stimulation mit antiBCR, IL-21 oder Kombination aus anti-BCR und IL-21. War hingegen CpG ODN der Probe beigefügt worden, proliferierten bis zu 70 % der Zellen (Abbildung 13.1). Auch hier wurde untersucht, ob GrB-positive B-Zellen sich hinsichtlich ihrer Proliferation von Zellen, die kein GrB produzieren, unterscheiden. Abbildung 13.2 zeigt eine höhe- 28 3 Ergebnisse re Proliferationsrate bei Granzym B-positiven Zellen unter Stimulation mit IL-21 und CpG ODN. 13.1 29 3 Ergebnisse 13.2 Abbildung 13: Granzym B (GrB) -produzierende B-Zellen proliferieren insbesondere unter der Einwirkung von CpG ODN (Cytosin-phosphatidyl-Guanin Oligodesoxynekleotid). Isolierte B-Zellen von gesunden Spendern wurden zunächst mit CFSE (Carboxyfluorescein-Succinimidylester) gefärbt, wobei die vollständige Anfärbung der Zellen am Tag 0 überprüft wurde. Es folgte die Kultur der Zellen ohne Stimulus, mit B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) (6,5 µg/ml) und Interleukin (IL) 21 (50 ng/ml) einzeln oder zusammen, mit oder ohne CpG ODN 2006 (2,5 µg/ml) über 2, 3 oder 5 Tage. 13.1: Gezeigt werden die Proliferationsraten unter den angegebenen Stimuli verglichen mit Medium am Tag 5. Die Linksverschiebung der Kurve, gekennzeichnet durch den Querbalken, repräsentiert die Proliferation der Zellen. 13.2: Gezeigt wird eine Zusammenfassung über das Proliferationsverhalten unter verschiedenen Stimuli und deren Kombination an drei unterschiedlichen Zeitpunkten. Die Daten sind repräsentativ für 3 unabhängige Experimente. 3.2.4 Viabilität von Granzym B-sezernierenden B-Zellen Ähnliches wurde auch bei Prüfung der Viabilität der B-Zellen beobachtet. Zur Abgrenzung von lebenden gegenüber apoptotischen Zellen wurde eine Färbung mit Annexin V und Propidiumiodid verwendet. Annexin V bindet an Phosphatidylserin, einen sich in der Zelle befindlichen Phospholipidbestandteil, der bei Apoptose an die Außenseite transloziert wird. Zusätzlich wurden die Proben kurz vor der FACS-Analyse mit 30 3 Ergebnisse Propidiumiodid behandelt, um zusätzlich nekrotische Zellen abzugrenzen. Die nicht markierte Zellfraktion stellt somit den Anteil der lebenden Zellen dar. Zur Objektivierung der Messergebnisse wurde zusätzlich eine definierte Menge an Calibration Beads in jede Probe pipettiert. Abbildung 14.1 zeigt exemplarisch das Gating dieser Proben. Ähnlich wie bei der Untersuchung der Proliferation überlebten vor allem mit CpG ODN stimulierte Zellen länger. Auch Zellen, die mit IL-21 und anti-BCR inkubiert wurden, zeigten trotz der Expression von GrB mehr viable Zellen als Medium alleine (Abbildung 14.2). Ein Vergleich GrB-positiver und -negativer Zellen wies auf einen signifikanten Unterschied hinsichtlich des Überlebens am Tag 3 zugunsten der GrB-produzierenden Zellen hin, wie in Abbildung 14.3 dargestellt. 31 3 Ergebnisse 14.1 14.2 32 3 Ergebnisse 14.3 Abbildung 14: Mit Interleukin (IL) 21 und B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) stimulierte B-Zellen überleben signifikant besser als unstimulierte Zellen. Isolierte B-Zellen von gesunden Spendern wurden mit oder ohne anti-BCR (6,5 µg/ml), IL-21 (50 ng/ml) und CpG ODN ( Cytosin-phosphatidyl-Guanin Oligodesoxynekleotid) 2006 (2,5 µg/ml) über 1, 2 oder 3 Tage inkubiert und dann entweder mit anti-Granzym B (GrB) Antikörper oder Annexin V/ Propidiumiodid gefärbt. 14.1: Gezeigt wird das Gating bei der Lebendfärbung. Die Probe wurde mit anti-BCR und IL-21 stimuliert und zeigt die lebenden Zellen an Tag 3. 14.2: Das Säulendiagramm stellt die Überlebensraten und GrB-Produktion bei verschiedenen Stimuli an Tag 3 dar. Die Daten sind repräsentativ für 3 unabhängige Experimente. 14.3: Intrazelluläre GrB-Färbung und Lebendfärbungen können aufgrund der Verwendung von Fixations- und Permeabilisationspuffer, und somit der Abtötung der Zellen bei der GrB-Färbung, nicht in einer Probe erfolgen. Die Daten dieser Abbildung wurden durch morphologische Kriterien (sog. Back-Gating) gewonnen und repräsentieren die Ergebnisse von 3 unabhängigen Experimenten. 33 3 Ergebnisse 3.3 Wirkung von IL-21 auf maligne B-Zellen von Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie 3.3.1 Granzym B-Produktion in malignen B-Zellen der chronisch lymphatischen Leukämie Wie bereits erwähnt, wurde GrB-Produktion schon früher in malignen B-Zellen der chronisch lymphatischen B-Zellleukämie entdeckt. Um nachzuvollziehen, ob die bisher gewonnenen Ergebnisse aus den Experimenten mit gesunden B-Zellen in ähnlicher Weise auch für diese Tumorzellen gelten, wurden weitere Experimente durchgeführt. Zunächst wurde geprüft, ob in CLL-Zellen ähnlich viel GrB induziert werden kann. Dazu wurden zunächst C19+ /CD5+ Tumorzellen durch negative magnetische Selektion isoliert und mit verschiedenen Reagenzien kultiviert. In einigen wenigen Patientenproben wurde eine schwache spontane Sekretion von GrB ohne jegliche vorherige Stimulation beobachtet (keine Abbildung). Obwohl dieser Effekt nicht bei allen CLL-Proben zu finden war, könnte er darauf hindeuten, dass GrB-produzierende B-Zellen eine Rolle in der Tumorphysiologie von CLL-Patienten spielen könnten. Wurden CLL-Zellen mit anti-BCR und IL-21 stimuliert, zeigte sich eine geringe Induktion von GrB. Die stärkste Reaktion zeigte sich nach Stimulation mit IL-21 und CpG ODN. Die Werte blieben aber allesamt deutlich unter den bei gesunden B-Zellen beobachteten Effekten. In den meisten Experimenten lagen die Prozentsätze von GrB-produzierenden B-CLL-Zellen lediglich zwischen 1 und 2 Prozentpunkten (Abbildung 15.1). Um die Oberflächenmoleküle der Tumorzellen genauer zu charakterisieren, wurden ähnliche FACS-Experimente wie bei gesunden B-Zellen durchgeführt. Die Resultate hierzu ergaben jedoch sehr inkonsistente Ergebnisse. Lediglich eine signifikante Herunterregulierung von CD27 konnte bei stimulierten B-CLL-Zellen nachgewiesen werden (Abbildung 15.2). 34 3 Ergebnisse 15.1 35 3 Ergebnisse 15.2 Abbildung 15: Chronisch lymphatische Leukämie (CLL) Zellen produzieren geringe Mengen an Granzym B (GrB) unter Stimulation mit Interleukin (IL) 21 und entweder B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) oder CpG ODN (Cytosin-phosphatidyl-Guanin Oligodesoxynekleotid) und zeigen einen CD27- Phänotyp. Isolierte CD19+ /CD5+ BCLL-Zellen von Ambulanzpatienten der Universitätsklinik Ulm wurden mit oder ohne anti-BCR (6,5 µg/ml), IL-21 (50 ng/ml) und CpG ODN 2006 (2,5 µg/ml) kultiviert und mit GrB-Produktion mittels Durchflusszytometrie untersucht. 15.1: Gezeigt werden isolierte B-Zellen gesunder Spender im Vergleich mit B-CLL-Tumorzellen unter angegebener Stimulation. Die Balkendiagramme repräsentieren die GrB-Produktion von bis zu 25 unterschiedlichen Proben jeweils der gleichen Spender. 15.2: Gezeigt wird die Expression von Major Histocompatibility Complex (MHC) I, MHC II, CD38, CD27, IgD, CD80 und CD86 auf B-CLL-Zellen in Medium und nach 48 Stunden Stimulation. Die Balkendiagramme sind repräsentativ für bis zu 3 unabhängige Experimente. 36 3 Ergebnisse 3.3.2 Expression von humanem MIG in Zellen der chronisch lymphatischen B-Zellleukämie Um weitere Einsicht in die Tumorbiologie von CLL-Zellen zu gewinnen und insbesondere die Seite der immunologischen Tumorabwehr zu beleuchten, wurden einige Experimente bezüglich des Chemokins MIG (CXCL9) durchgeführt. Dabei stimulierten wir isolierte CLL-Zellen mit verschiedenen Reagenzien (Abbildung 16.1). Interessanterweise reagierten die Zellen nicht nur auf Stimulation mit IFN-γ, sondern sezernierten größere Mengen des Chemokins auch unter Stimulation mit CpG ODN und IL-21, der Kombination, die, wie vorher gezeigt, auch die höchste GrB-Induktion bewirkte. Neu ist außerdem, dass durch Zugabe von CpG B oder C zu IFN-γ die MIG-Sekretion im Vergleich zu B-Zellrezeptorstimulation und IFN-γ stark gesteigert werden konnte (Abbildung 16.2). Ähnliche Versuche wurden auch mit B-Zellen gesunder Spender duchgeführt (keine Abbildung). Hierbei zeigten sich ebenfalls synergistische Effekte bei Stimulation von IFN-γ in Kombination mit CpG B oder C. Die Kombination IL-21 plus CpG ODN wies deutlich weniger MIG-Expression auf als in malignen Zellen. 16.1 37 3 Ergebnisse 16.2 Abbildung 16: Humanes MIG (Monokine-Induced by Interferon-γ) wird von B-CLL (chronisch lymphatische Leukämie) Zellen nach Stimulation durch Interleukin (IL) 21 und CpG ODN (Cytosin-phosphatidyl-Guanin Oligodesoxynekleotid) exprimiert. 16.1: Isolierte CD19+ /CD5+ B-CLL-Zellen (Reinheit 99,3 %) von Ambulanzpatienten der Universitätsklinik Ulm wurden in Konzentrationen von 1 x 105 Zellen pro 100 µl und well mit verschieden Stimuli (Konzentrationen siehe Material und Methoden) über Nacht auf MIG-ELISpot (Enzyme-Linked Immuno-Spot) -Platten inkubiert und nach Anweisung des Herstellers entwickelt. Als Positivkontrollen fungierten T-Zellen + PHA (Phytohämagglutinin), als Negativkontrollen B-CLL-Zellen + PHA. 16.2: B-CLLZellen wurden mit IL-21 oder IFN (Interferon) -γ und jeweils B-Zellrezeptorantikörper (anti-BCR) oder CpG B oder C (je 2,5 µg/ml) auf MIG-ELISpot-Platten wie beschrieben kultiviert. Die Säulendiagramme stehen für die mittlere gezählte, korrigierte Punktzahl. Die Daten sind repräsentativ für 3 Experimente. 38 4 Diskussion 4.1 Einordung der Ergebnisse aus den Experimenten mit gesunden B-Zellen in die aktuelle Literatur Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass B-Zellen junger, gesunder Spender in der Lage sind, große Mengen der Apoptose-induzierenden Serinprotease GrB herzustellen. Aus der Tatsache, dass nicht nur B-Zellen im Verband mit anderen mononukleären Zellen, sondern auch isolierte B-Zellen hoher Reinheit GrB produzieren können, ist abzuleiten, dass außer IL-21 und B-Zellrezeptorstimulation keine weiteren Stimuli von eventuell nicht-identifizierten Zellen nötig sind, um GrB-Induktion in B-Zellen auszulösen. Die obligatorische Anwesenheit von IL-21 weist darauf hin, dass CD4+ T-Zellen am Prozess der Stimulation beteiligt sind. Insbesondere die Untergruppe der TH 17-Zellen, die IL21 neben IL-17 und IL-22 in hohen Mengen produziert, könnte hier eine Rolle spielen. Bisher sind diese als pro-inflammatorische Effektor-T-Zellen bekannt und mit einer Reihe von Autoimmunkrankheiten assoziiert [34, 42]. Zudem zeigte sich, dass TH 17Zellen in der Lage sind, in B-Zellen stark proliferative Effekte zu induzieren und u. a. die Antikörperproduktion zu triggern [42]. Die B-Zellrezeptorstimulation kann in vivo durch vielerlei Antigene ausgelöst werden, vorzugsweise aber durch oligomerische Proteine. Sie benötigt normalerweise sowohl eine Bindung von Antigen durch das B-Zelloberflächenimmunglobulin, also den BZellrezeptor, als auch die Interaktion der B-Zelle mit einer antigenspezifischen HelferT-Zelle. Diese stimulieren die B-Zelle durch die Bindung von CD40-Ligand auf der T-Zelle an CD40 auf der B-Zelle, durch die Interaktion von anderen TNF-LigandRezeptorpaaren und durch die Freisetzung von Zytokinen. Es gibt aber auch mikrobielle 39 4 Diskussion Antigene, die B-Zellen ohne die Hilfe von T-Zellen aktivieren können (sog. Thymusunabhängige Antigene). Dies geschieht beispielsweise durch direktes Binden eines Teils des Antigens an einen Rezeptor des angeborenen Immunsystems (beispielsweise einen Toll-like-Rezeptor) oder durch extensives Quervernetzen des Membran-IgMs mittels eines polymeren Antigens [26]. Letzteren Mechanismus nutzten wir für die in-vitroExperimente. Rückschließend bedeutet das, dass die gesehenen verstärkenden Effekte von anti-BCR nicht notwendigerweise Teil eines antigen-spezifischen Vorgang sein müssen, sondern durchaus im Rahmen der angeborenen Immunität eine Rolle spielen könnten. Die Ergebnisse aus den Konzentrationsversuchen zeigen optimale Konzentrationen von anti-BCR im Bereich von 1,65 µg/ml bis 6,5 µg/ml und liegen damit unter oder im Bereich dessen, was auch in anderen Forschungsarbeiten an Konzentrationen angewendet wurde [21]. Für die Aktivierung zytotoxischer T-Zellen durch IL-21 wurden bei etwa 30 ng/ml optimale Ergebnisse festgestellt [39, 40], was sich ebenfalls mit den oben dargestellten Ergebnissen deckt. Dies weist darauf hin, dass die von uns verwendeten Konzentrationen in vivo erreicht und wirksam werden können. Abbildung 6 zeigt weiterhin, dass ein Großteil der stimulierten Zellen fähig ist, GrB zu produzieren und zwar innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne, ein weiterer Hinweis dafür, dass diese Zellen einen Teil der schnellen Immunabwehr darstellen können. Zudem zeigte ich durch ELISpot-Experimente und die Etablierung des Sekretions-Assays, dass GrB nicht in der Zelle verbleibt, sondern aktiv sezerniert wird. Ob die Wirkung des freigesetzten GrB in Reaktion auf endokrine oder parakrine Mechanismen erfolgt, bleibt jedoch noch offen. Naive B-Zellen von gesunden Spendern zeigen ein höheres Potential für GrB-Expression als Memory-B-Zellen. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass naive B-Zellen generell eine höhere Expression des IL-21-Rezeptors an ihrer Oberfläche aufweisen [13]. Möglicherweise spielt aber auch die vorausgegangene Stimulation der Memory-Zellen durch Anwesenheit eines Antigens im Sinne einer Spezialisierung dieser Zellen eine Rolle. Die Entwicklung funktioneller, Antigen-spezifischer Memory-B-Zellen ist auf die Aktivierung durch Helfer-T-Zellen angewiesen. Daraufhin treten sie in eine Phase der Proliferation und Selektion im lymphatischen Gewebe ein. Erst nach etwa einer Woche sind die ersten Memory-B-Zellen funktionsfähig, das höchste Level ist ca. einen Monat nach Immunisierung erreicht [26]. Meine Ergebnisse deuten somit darauf hin, dass B- 40 4 Diskussion Zellen in einer frühen Phase ihrer Entwicklung und damit möglicherweise im Rahmen der schnellen Immunantwort eine Rolle spielen können. Vor allem zeigen die Befunde, dass die GrB-Produktion der B-Zellen nicht nur in Anwesenheit ihres jeweiligen spezifischen Antigens, sondern auch in Zellen induziert werden kann, die noch keinen Antigen-Kontakt hatten. Die Experimente zur Erfassung aller Zytokine, die GrB in B-Zellen induzieren können, zeigten neben der Stimulation durch IL-21 eine signifikante Produktion an GrB unter der Stimulation mit IL-4 und IL-10. IL-4 gehört wie IL-21 zur HämatopoetinZytokinfamilie und wird insbesondere von TH 2-Zellen, aber auch Mastzellen produziert. Zu seinen Aufgaben gehören neben der Aktivierung von B-Zellen die Differenzierung von naiven T-Zellen in TH 2-Zellen [26]. Hinsichtlich seiner Wirkung auf zytotoxische T-Zellen wird berichtet, dass diese zwar unter dem Einfluss von IL-4 proliferieren, ihre Fähigkeit zur Hochregulation von GrB jedoch verlieren [47]. IL-10 wird ebenfalls u. a. von TH 2-Zellen sezerniert und gilt als potenter Suppressor von Makrophagen [26]. Des Weiteren wurde es als Inhibitor der NK-Zell-stimulierenden IL-12-Produktion in PBMC beschrieben [7]. Kürzlich wurde es jedoch auch in der Umgebung von aktivierten, GrB-produzierenden peripheren dendritischen Zellen entdeckt [23]. Sowohl IL-10 als auch IL-4 inhibieren die Produktion pro-inflammatorischer Zytokine und gelten somit als anti-inflammatorisch [59]. Von beiden weiß man, dass sie bei der Verhinderung von TH 1-vermittelten Autoimmunkrankheiten eine Rolle spielen, wie beispielsweise der experimentellen Encephalomyelitis, eines Mausmodells der Multiplen Sklerose [2]. Es stellt sich also die Frage, ob Granzym B-produzierende B-Zellen möglicherweise ebenfalls autoimmune Zellen bekämpfen können und somit immunsuppressive Funktionen haben. Fest steht, dass alle Zytokine, die eine Induktion von GrB hervorrufen, von TH 2-Zellen produziert werden können. Möglich erschien zu einem frühen Zeitpunkt der Arbeit auch die These, dass die Produktion von GrB in B-Zellen autoregulativen Zwecken dient, d. h., dass B-Zellen, die GrB exprimieren, dadurch selbst apoptotisch werden [20, 9]. Meine Experimente zeigten jedoch, dass mit anti-BCR und IL-21 stimulierte Zellen besser als unstimulierte überleben und dass GrB-produzierende Zellen einen Überlebensvorteil gegenüber GrB-negativen Zellen besitzen. Hieraus lässt sich schließen, dass die GrB-Produktion in B-Zellen zumindest keine autoregulative Funktion hat. Die Zellen überlebten insbesondere dann 41 4 Diskussion vermehrt, wenn sie zusätzlich mit CpG ODN, synthetisch hergestellten Nukleotiden, stimuliert wurden. Es ist bekannt, dass B-Zellen nach Stimulation mit CpG ODN eine vermehrte Expression kostimulatorischer Moleküle wie CD80, CD86 und MHC II, Sekretion von IL-6 und IL-10 sowie starke Proliferation und Differenzierung von naiven B-Zellen in IgM-produzierende Plasmazellen zeigen, während CpG ODN bezüglich der Generierung von Memory-B-Zellen ohne Wirkung bleibt. Des Weiteren konnten anti-apoptotische Effekte nachgewiesen werden [36, 35, 27]. In meinen Experimenten prüfte ich deshalb einen möglichen Effekt auf GrB-sezernierende B-Zellen. CpG ODN alleine wies keine GrB-Induktion in B-Zellen auf und auch bei zusätzlicher Stimulation mit IL-21 und anti-BCR gegenüber alleiniger Stimulation mit IL-21 und anti-BCR konnte die GrB-Produktion nur unwesentlich gesteigert werden. Ich fand jedoch, dass Stimulation mit CpG ODN die Viabilität der durch IL-21 und anti-BCR schon besser überlebenden GrB-sezernierenden B-Zellen nochmals signifikant heraufsetzt. Dies lässt darauf schließen, dass das Auftreten von CpG-DNA im Rahmen von Infektionen GrBsezernierende B-Zellen zusätzlich aktiviert. Es unterstreicht somit deren Rolle in der frühen Immunabwehr. Ähnliche Resultate fand ich auch hinsichtlich der Proliferation von B-Zellen. Mit IL-21 und anti-BCR stimulierte Zellen besaßen keine wesentlich höheren Proliferationsraten als Zellen in Medium. Wurde jedoch zusätzlich mit CpG ODN stimuliert, proliferierten die Zellen stark, wobei GrB-produzierende Zellen unter der Stimulation CpG ODN und IL-21 höhere Proliferationsraten aufwiesen als GrB-negative Zellen unter der gleichen Stimulation, möglicherweise ein Zeichen ihrer hohen Aktivierungsstufe. Ein weiterer wichtiger Befundbaustein der vorliegenden Arbeit besteht in der Charakterisierung der Oberflächenmoleküle GrB-produzierender B-Zellen. Nach Stimulation mit IL-21 und anti-BCR zeigte sich ein CD19+ CD20+ CD27¯IgD¯CD38¯ Phänotyp. Wie erwartet fand sich auf GrB-produzierenden Zellen der Oberflächenmarker CD19, ein typischer B-Zellmarker, der schon auf frühen B-Zellvorstufen zu finden ist. Er ist Teil des Korezeptorkomplexes für B-Zellen zusammen mit CD21 und CD81. Bindung des BZellrezeptors mit diesem Komplex erhöht seine Signaltransduktion um ein Vielfaches. CD19 ist essenziell für die Immunantwort von B-Zellen auf membranständige Antigene. Seine Bedeutung wird insbesondere dadurch offenkundig, dass Mutationen im Gen für CD19 die Antikörperantwort des Körpers dramatisch herabsetzten [57, 8]. Auch CD20 42 4 Diskussion fand sich auf der Oberfläche von IL-21-stimulierten B-Zellen. Es gilt als typischer Marker auf B-Zellen und ist wie CD19 auf Vorläufer-B-Zellen und reifen B-Zellen, nicht aber auf Plasmazellen zu finden. Seine Funktion besteht in der Regulation der Aktivierung und Differenzierung der B-Zelle durch Bildung von Kalzium-Kanälen [52]. Die GrB-produzierende B-Zelle ist demnach eine frühe, aber reife B-Zelle, die sich klar von Plasmazellen abgrenzen lässt. CD27 und IgD wurden nach Stimulation mit IL-21 und anti-BCR im Vergleich zur unstimulierten Probe herunterreguliert. CD27 kennzeichnet periphere B-Zellen, die Antigenkontakt hatten, also Memory-B-Zellen oder Plasmazellen. Dieses Molekül wird während der letzten Phasen im Keimzentrum heraufreguliert und besitzt u. a. kostimulatorische Funktionen für T-Zellen [45]. IgD existiert auf der Oberfläche von nahezu allen reifen B-Zellen, seine Funktion ist jedoch ungenügend erforscht. Aktivierung der B-Zelle führt zur Abnahme des IgD auf der Zelloberfläche [26], wie auch in meinen Experimenten gezeigt. IgD+ CD27¯ Zellen kennzeichnen die Gruppe der naiven B-Zellen [30]. Auch die Konzentration von CD38 nimmt im Vergleich zu Medium unter Stimulation eher ab. Dieser Marker ist stark auf Plasmazellen aber auch unreifen B-Zellen exprimiert, jedoch auf naiven und Memory B-Zellen kaum vorhanden [45]. Zusammenfassend ähnelt der gefundene CD19+ CD20+ CD27¯IgD¯CD38¯ Phänotyp am ehesten dem der naiven B-Zelle, wobei die Herunterregulation des IgDOberflächenmoleküles auf eine Aktivierung der Zelle schließen lässt. Weiterhin untersuchte ich die Expression von MHC I und MHC II. Dies sind Proteinkomplexe, die Peptidfragmente von Antigenen auf der Zelloberfläche exprimieren, um sie T-Zellen zu präsentieren. MHC I kommt auf so gut wie allen peripheren Blutzellen vor und präsentiert neben zelleigenen Peptiden vorwiegend Teile viraler Proteine, die im Zytosol der infizierten Zellen synthetisiert werden und nach Bindung an MHC I im endoplasmatischen Retikulum an die Oberfläche der befallenen Zellen gelangen. Somit können diese Zellen von zytotoxischen T-Zellen erkannt und abgetötet werden [26]. Ich fand, dass MHC I auf GrB-positiven Zellen im Vergleich zu GrB-negativen Zellen und Zellen in Medium sich kaum verändert, ein Hinweis darauf, dass die GrBproduzierenden B-Zellen in gleichem Maße wie unstimulierte Zellen eigene oder virale Antigene präsentieren, welche dann von CD8+ zytotoxischen T-Zellen erkannt werden. MHC II hingegen fand sich auf GrB-sezernierenden B-Zellen im Vergleich zu Medium signifikant vermehrt. Es ist ein Molekül, das sich auf Antigen-präsentierenden Zellen 43 4 Diskussion (APZ) wie dendritischen Zellen und auch B-Zellen findet, die durch phagozytotische Aktivität Pathogene (z.B. Bakterien) in Endosomen aufnehmen, um sie dann CD4+ Helfer-T-Zellen zu präsentieren. Diese wiederum aktivieren die APZ bei Erkennung ihres spezifischen Antigens auf deren Oberfläche und helfen Makrophagen so bei der Abtötung der Keime. Mit ihrer Hilfe können auch B-Zellen proliferieren und sich in Plasmazellen differenzieren [26]. Die Aufregulation des MHC II Komplexes in meinen Experimenten deutet demnach auf erhöhte Kompetenz zur Antigenpräsentation in GrB-produzierenden B-Zellen hin. In ähnlichem Zusammenhang kann auch die erhöhte Aufnahme von Dextran in Granzym B-positive Zellen gedeutet werden. Auch der Aktivierungsmarker CD69 ist auf GrB-positiven B-Zellen vermehrt exprimiert. Dabei handelt es sich um einen Membranrezeptor, der auf fast allen aus dem Knochenmark stammenden Zellen in einer frühen Phase lymphozytärer Aktivierung zu finden ist. Die Rolle des Rezeptors sowie seines Liganden sind zur Zeit noch unzureichend erforscht; CD69-Aktivierung scheint aber sowohl eine pro-inflammatorische als auch eine immunregulative Komponente zu besitzen [49]. Die starke Expression von CD54 (ICAM-1), einem interzellulären Adhäsionsmolekül, auf GrB-produzierenden Zellen macht es diesen möglich, sich an andere Zellen oder Matrix zu binden, und erfüllt damit eine wichtige Voraussetzung für die Migration der Zellen in Infektionsgebiete und die Anheftung an T-Zellen und deren Aktivierung [48]. Möglicherweise vermittelt die Adhäsion durch CD54 auch einen zusätzlichen Überlebensvorteil, da sie die Zelle vor Apoptose schützt [33]. Die Heraufregulation von CD80 und CD86 auf GrB-positiven Zellen deutet auf die verbesserte Fähigkeit dieser Zellen zur Kostimulation von T-Zellen hin. Diese Marker finden sich schon relativ kurze Zeit nach Aktivierung auf Lymphozyten, Makrophagen sowie dendritischen Zellen und induzieren Proliferation und Zytokin-Produktion von T-Zellen, fördern die Entwicklung zytotoxischer T-Lymphozyten und verbessern somit die T-Zellimmunantwort [38]. Neben den genannten Oberflächenmarkern fand ich in meinen Experimenten auch Unterschiede in der Expression von intrazellulären Molekülen zwischen mit IL-21 und anti-BCR stimulierten und unstimulierten B-Zellen. Dabei wurden insbesondere weitere mit der Induktion von Apoptose assoziierte Moleküle untersucht. Vor allem prüfte 44 4 Diskussion ich die Anwesenheit von Perforin, einem Molekül, das wie GrB in großen Mengen in den Granula von NK-Zellen und zytotoxischen T-Zellen vorkommt und Transmembranporen in die Zellmembranen von Zielzellen einbaut, möglicherweise, um anderen zytotoxischen Substanzen wie Granzymen den Eintritt in die Zielzelle zu erleichtern. Perforin ist außerdem wichtig für die Freisetzung von in Endosomen befindlichem Granzym in das Zytosol der Zielzellen und damit für seine apoptotische Wirksamkeit [26]. Meine Experimente zeigen, dass stimulierte B-Zellen zwar geringe Mengen an Perforin enthalten, jedoch in wesentlich niedrigerem Ausmaß als NK-Zellen oder CTL. In letzter Zeit gab es allerdings vermehrt Hinweise darauf, dass GrB-vermittelte Apoptose nicht unbedingt auf die Anwesenheit von Perforin angewiesen ist [37, 12, 14]. Die GrB-Aufnahme in die Zielzelle erfolgt via Mannose-6-Phosphat-Rezeptor oder Pinozytose und auch die Freisetzung von GrB aus Endosomen kann durch bestimmte virale Moleküle, die von der Zelle im Rahmen einer Infektion aufgenommen wurden, gefördert werden [43, 50]. Granulysin ist ebenfalls ein Protein, das in den Granula von CTL gespeichert wird, in Zielzellen Apoptose induzieren kann und außerdem direkte antimikrobielle Effekte gegen Bakterien, Parasiten und Pilze zeigt [51]. Wie bei Perforin kommt es in GrB-produzierenden B-Zellen jedoch kaum vor. Gleiches gilt für IFN-γ, ein Zytokin mit anti-proliferativen Effekten, das u. a. auch die Expression von Fas und Fas-Ligand in Tumorzellen steigert und somit zu deren Zelltod führen kann [46, 62]. Auch deren Expression wurde in meinen Experimenten untersucht, da Fas-Ligand, ein Molekül, das von CTL exprimiert wird, neben dem Perforin-Granzym-induzierten Apoptose-Prozess, als wichtigster Killing-Mechanismus von CTL gilt. Bindet dabei Fas-Ligand CD95 (Fas) auf der Zelloberfläche einer Zielzelle, kommt es durch Aktivierung der Caspase-Kaskade zum programmierten Tod der Zielzelle [26, 41]. Dies könnte auch bei GrB-produzierenden B-Zellen der Fall sein, da Fas-Ligand auf der Oberfläche von stimulierten B-Zellen zwar schwach, aber dennoch signifikant hochreguliert wird. Ebenso fand ich auch TRAIL (tumor necrosis factor-related apoptosis-inducing ligand), einen Liganden, der ebenfalls durch Induktion von Apoptose eine Rolle in der CTLund NK-Zell-vermittelten Tumorabwehr und viralen Immunabwehr spielt [60], auf GrBproduzierenden B-Zellen leicht erhöht. Trotz der von mir gefundenen Heraufregulation dieser zytotoxischen Moleküle muss festgehalten werden, dass sie in ihrer Ausprägung nicht an CTL oder NK-Zellen heranreichen. Die GrB-Produktion in B-Zellen scheint somit ein eher isoliertes Phänomen zytotoxischer Aktivität dieser Zellen zu sein, eine 45 4 Diskussion Tatsache, die jedoch ihre Funktionsfähigkeit nicht einschränken muss. 4.2 Ergebnisanalyse der Experimente mit malignen B-Zellen der chronisch lymphatischen Leukämie Meine Experimente mit Zellen der chronisch lymphatischen B-Zellleukämie (B-CLL) bestätigten, dass auch in diesen GrB induziert werden kann. Die B-CLL zählt zu der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome. Sie gilt bis heute als unheilbar, zeigt jedoch meistens einen eher langsamen Verlauf. Insbesondere erkranken ältere Menschen, Männer häufiger als Frauen. Die B-CLL zeichnet sich vor allem durch maligne Entartung eines B-Zellklones und dessen unkontrollierter Proliferation aus, was Lymphknotenschwellungen und Abwehrschwäche durch Verdrängung von immunkompetenten Zellen nach sich zieht [1]. Meine Ergebnisse hinsichtlich B-CLL-Zellen zeigten insgesamt eher inkonsistente und heterogene Ergebnisse. Dies ist eventuell darauf zurückzuführen, dass CLL-Patienten verschiedener Stadien, Krankheitsausprägungen und mit unterschiedlichem zytogenetischen Status eingeschlossen wurden. Gemeinsam war ihnen lediglich eine bestehende Lymphozytose zum Zeitpunkt der Blutabnahme und der CD19+ /CD5+ Phänotyp. Ich fand in einigen dieser Proben spontane GrB-Sekretion, möglicherweise ein Hinweis auf eine autoregulative Tumorabwehr der CLL-Zellen. Zu steigern war die Produktion an GrB insbesondere durch Stimulation mit CpG ODN plus IL-21. Von CpG ODN ist schon länger bekannt, dass es in CLL-Zellen Apoptose auslösen kann [25]. Jahrsdörfer et al. fanden, dass insbesondere die Kombination von IL-21 und CpG ODN einen zytotoxischen Effekt auf B-CLL hat und stimulierte Zellen unbehandelte Bystander-CLL-Zellen abzutöten in der Lage sind, ein Effekt, der zumindest zum Teil GrB-abhängig ist [22]. Darüber hinaus stellte ich fest, dass auch die Kombination aus IL-21 und anti-BCR kleine Mengen an GrB in CLL-Zellen induzieren kann, allerdings in geringerem Maße als in der Kombination mit CpG ODN, wobei die GrB-Produktion jedoch immer unter den Ergebnissen von B-Zellen gesunder Spender blieb. Dass CpG plus IL-21 - im Gegensatz zu den Ergebnissen bei gesunden Spendern - einen stärkeren 46 4 Diskussion Effekt aufwies als eine Stimulation mit IL-21 und anti-BCR, hängt unter Umständen mit dem starken pro-apoptotischen Effekt des CpGs auf B-CLL zusammen [25], wenn man die Möglichkeit eines autoregulativen Prozesses durch parakrine Sekretion von GrB in Betracht zieht. Auf gesunde B-Zellen dagegen zeigte die Kombination von CpG ODN und IL-21 einen pro-proliferativen, anti-apoptotischen Effekt. Die Untersuchung der Oberflächenmarker auf CLL-Zellen ergab ebenfalls sehr disparate Ergebnisse in den einzelnen Experimenten und die Expression der Oberflächenmarker verhielt sich nicht immer wie auf B-Zellen gesunder Spender. Lediglich der Memory-Marker CD27 fand sich vermehrt auf nicht stimulierten Zellen analog zu den B-Zellexperimenten. Der Vergleich von CLL-Zellen und normalen B-Zellen weist auf eine stärkere Verwandtschaft der malignen Zellen zu Memory-B-Zellen als zu naiven B-Zellen hin [32]. Vielleicht ist dies auch ein Grund dafür, dass B-CLL-Zellen im Allgemeinen weniger GrB produzieren. Bei NK-Zellen und CTL wird ein parakriner Funktionsmechanismus für die Apoptoseinduzierende Wirkung von Granzym B angenommen, d. h., Zielzelle und Effektorzelle müssen zusammen eine sekretorische Synapse bilden [3]. Um sich jedoch in der Blutbahn zu finden, sind chemotaktische Signale nötig. Ich untersuchte deshalb die Expression von humanem MIG auf unterschiedlich stimulierten B-CLL-Zellen. Dieses Chemokin wurde erstmals in Monozyten gefunden, induziert in Reaktion auf die Stimulation mit IFN-γ, um gezielt aktivierte Lymphozyten anzulocken. Studien zeigten, dass MIG u. a. einen inhibierenden Effekt auf Neovaskularisierung hat und eine Rolle in der Tumorabwehr spielen kann [11]. Trentin et al. bewiesen zudem, dass der Rezeptor für dieses Chemokin, CXCR3, auch auf malignen B-Zellen zu finden ist, diese also von MIG angelockt werden können [56]. Die von mir gefundene Expression von MIG zeigte sich interessanterweise nicht nur in Reaktion auf Stimulation durch IFN-γ, sondern, wenn auch etwas geringer, bei Stimulation mit CpG ODN und IL-21, also der Stimuli, die auch die GrB-Produktion am meisten anregen. Es ist schon länger bekannt, dass CpG ODN CXCR3-Chemokine in B-Zellen induziert [29], ich bestätigte dies nun jedoch auch für maligne B-Zellen und zeigte, dass ihre Induktion durch IL-21 deutlich gesteigert werden kann. Durch die Sekretion von MIG durch GrB-sezernierende CLLZellen werden diese somit theoretisch in die Lage versetzt, andere CXCR3-tragende Bystander-CLL-Zellen anzulocken und diese mittels Sekretion ihrer zytotoxischen Mo- 47 4 Diskussion leküle abzutöten. 4.3 Mögliche physiologische Bedeutung Granzym B-produzierender B-Zellen Ausgehend von meinen Ergebnissen postuliere ich für GrB-sezernierende gesunde und maligne B-Zellen verschiedene Funktionen in vivo. Die Tatsache, dass IL-21, der wohl wichtigste GrB-Stimulus, vor allem in der akuten Phase viraler Infektionen von T-Zellen sezerniert wird [19], gibt einen wichtigen Hinweis auf eine mögliche Rolle von GrBproduzierenden B-Zellen in der frühen Virusabwehr. Zudem ist bekannt, dass gerade in der frühen Phase verschiedener Viruserkrankungen erhöhte GrB-Spiegel im Serum zu finden sind [5, 53]. Möglicherweise schließen GrB-produzierende B-Zellen die Lücke zwischen Infektion und der vollen Aktivierung von virusspezifischen CTL, die zunächst durch antigenpräsentierende Zellen aktiviert werden müssen, was einige Tage dauern kann, und somit dem Virus Zeit für nahezu ungestörte Replikation lässt [55]. B-Zellen sind im Gegensatz dazu in der Lage, eine Vielzahl von Antigenen direkt zu erkennen, und können somit schneller reagieren [58]. In Bestätigung dieser Theorie fand unsere Arbeitsgruppe kürzlich, dass durch Impfungen gegen das FSME-Virus von gesunden Probanden virale Antigene die GrB-Induktion von mit IL-21 und anti-BCR stimulierten Zellen deutlich steigern konnten [17]. Die Aufgabe von GrB-sezernierenden B-Zellen könnte also in der zellulären Immunantwort gegen frühe virale Replikation liegen. Aus der GrB-Produktion maligner B-Zellen und ihrer pro-apoptotischen Wirkung auf Bystander-CLL-Zellen hingegen könnten sich zukünftig neue Therapiemöglichkeiten ergeben. Erste vielversprechende Resultate in der Tumortherapie lieferten präklinische und klinische Studien sowohl für IL-21 [18] als auch für CpG ODN [24]. Es bleibt abzuwarten, ob die hier demonstrierten Ergebnisse Anstoß für eine Studie geben, die eine mögliche Kombination von IL-21 mit CpG ODN untersucht. 48 5 Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, in welchem Ausmaß in B-Zellen gesunder Individuen Granzym B induziert werden kann. Sie soll Aufschluss über deren phänotypische Eigenschaften, Viabilität und Proliferationsfähigkeit geben. Ein weiteres Ziel besteht in der genauen Untersuchung Granzym B-sezernierender Leukämiezellen. Hier interessierte insbesondere, ob die in anderen Studien gezeigten zytotoxischen Effekte auf maligne Nachbarzellen koordiniert werden können. Zu diesem Zweck wurden Experimente durchgeführt, die die Expression des chemotaktisch wirksamen MonokineInduced by IFN-γ (MIG) auf malignen Zellen unter Granzym B-induzierenden Stimuli zeigen sollten. Neben der Isolation peripherer mononukleärer Blutzellen und ihrer Aufreinigung in hochreine B-Zellfraktionen bediente ich mich vor allem durchflusszytometrischer Verfahren und Enzyme-Linked Immuno-Spot (ELISpot) -Analysen. Zudem wurde im Rahmen dieser Arbeit ein auf Durchflusszytometrie basierender Granzym B-SekretionsAssay etabliert. Meine Ergebnisse zeigen, dass B-Zellen gesunder Spender in Reaktion auf B-Zellrezeptorstimulation und Interleukin 21 (IL-21) beträchtliche Mengen an biologisch wirksamem Granzym B produzieren und auch aktiv sezernieren können. Dies ist sowohl im Verband mit anderen mononukleären Zellen des peripheren Blutes als auch in hochisolierten B-Zellen möglich, was darauf hinweist, dass keine Stimuli von anderen Zellen außer den genannten zur Granzym B-Induktion nötig sind. IL-21 ist zudem auch allein in der Lage, Granzym in B-Zellen zu induzieren, seine Wirkung wird jedoch durch B-Zellrezeptorstimulation stark gesteigert. Mehr als 60 % der B-Zellen weisen unter dieser Stimulation nach 48 Stunden Granzym B-Produktion auf. Außer IL-21 sind 49 5 Zusammenfassung auch IL-4 und IL-10 in der Lage, zusammen mit B-Zellrezeptorstimulation Granzym zu induzieren. Die Produktion von Granzym B ist vor allem in naiven B-Zellen zu beobachten, aber auch Memory-B-Zellen scheinen in gewissem Ausmaß dazu befähigt zu sein. Granzym B-produzierende Zellen zeigten sich resistenter gegenüber Apoptose als unstimulierte Zellen und wiesen im allgemeinen eine höhere Vitalität auf, was darauf schließen lässt, dass das Granzym B in ihnen keinem autoregulativen Zweck dient. Ihre Differenzierung war mit einem CD19+ CD20+ CD27¯IgD¯CD38¯ Phänotyp, erhöhter Phagozytoseaktivität und einer starken Expression von Zelladhäsionsmolekülen (CD54), antigenpräsentierenden Molekülen (Major Histocompatibility Complex II ) und kostimulatorischen Molekülen (CD80, CD86) assoziiert. Im Gegensatz hierzu konnten maligne Zellen der chronisch lymphatischen B-Zellleukämie vor allem durch CpG ODN (Cytosin-phosphatidyl-Guanin Oligodesoxynekleotid) und IL-21 zur Granzym B-Produktion angeregt werden. Dabei zeigten sich heterogene Ergebnisse im Hinblick auf das Ausmaß ihrer Granzym-Sekretion sowie in Bezug auf die Expression von Oberflächenmarkern. Möglicherweise ist dies unterschiedlichen Stadien oder genotypischen Ausprägungen der verschiedenen Patientenproben geschuldet. Ich konnte weiterhin zeigen, dass mit IL-21 und CpG ODN stimulierte Zellen das Chemokin MIG produzieren, was als ein Weg für Granzym B-produzierende Leukämiezellen interpretiert werden kann, mit Bystander-Zellen als möglichen Zielzellen in Kontakt zu treten. Weitere Untersuchungen in diese Richtung sind wünschenswert und könnten einen neuen Therapieansatz für die Behandlung der chronisch lymphatischen B-Zellleukämie aufweisen. Meine Ergebnisse zeigen, dass die Differenzierung Granzym B-sezernierender B-Zellen der Interaktion mit anderen Zellen und nicht primär autoregulativen Zwecken dient. Aufgrund der bekannten Aufgaben von IL-21 und zusätzlichen Erkenntnissen unserer Forschungsgruppe kann von einer Funktion in der frühen zellulären Immunantwort gegen virale Infektionen ausgegangen werden. Weitere Studien sind jedoch notwendig, um insbesondere zu beleuchten, ob das von B-Zellen produzierte Granzym B strukturell dem von natürlichen Killerzellen und CD8+ T-Zellen entspricht, ob es klassische zytotoxische Aufgaben erfüllt oder möglicherweise eine Zytokin-ähnliche Rolle im Immunsystem übernimmt. 50 6 Literaturverzeichnis [1] Aries, S.-P., Baetge, B., Braun, M., Bruening, A., Dodt, C., Fischer, J., Frercks, H.-J., Gianitsis, E., Hach-Wunderle, V., Kurowski, R., Kurowski, V., Preuss, R., Schwabe, K., Stierle, U. and Wellhoener, P. (2004). Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer. [2] Bettelli, E., Prabhu Das, M., Howard, E. D., Weiner, H. L., Sobel, R. A. and Kuchroo, V. K. (1998). IL-10 is Critical in the Regulation of Autoimmune Encephalomyelitis as Demonstrated by Studies of IL-10- and IL-4-Deficient and Transgenic Mice. The Journal of Immunology 161, 3299–3306. [3] Bossi, G., Trambas, C., Booth, S., Clark, R., Stinchcombe, J. and Griffiths, G. M. (2002). 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Rojewski vom Institut für Transfusionsmedizin für seine Hilfe beim Zell-Sorting, Prof. H. R. Rodewald vom Institut für Immunologie für die Erlaubnis zur Benutzung des FACSAria, Prof. B. Böhm für die Erlaubnis zur Nutzung des ELISpot Readers und Herrn B. Büchele für die Hilfe bei der AntikörperStreptavidin-Konjugation. Außerdem danke ich meinem Betreuer Herrn PD Dr. B. Jahrsdörfer, sowie Frau Dr. M. Hagn, Frau V. Ebel und Frau T. Beyer für Anleitung und kritische Anregungen während meiner Labortätigkeit und schließlich meiner Familie und meinem Freund für ihre Unterstützung. Veröffentlichungen Diese Doktorarbeit enthält Abbildungen und Inhalte, die zum Teil an anderer Stelle veröffentlicht wurden: [17, 16] 59