Enzyme oder Stoffe, die Enzyme beeinflussen, haben große Bedeutung in der Medizin. Viele Stoffwechselerkrankungen werden dadurch verursacht, dass bestimmte Enzyme nicht oder nicht ausreichend gebildet werden. Ein Enzymmangel lässt sich zum Teil durch die Zufuhr entsprechender Enzyme behandeln. So normalisiert sich zum Beispiel bei manchen Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse die gestörte Verdauung durch die Einnahme von Pankreatin. An der Blutgerinnung ist eine ganze Reihe von Enzymen sowie positiver und negativer Effektoren beteiligt, die bewirken, dass aus löslichem Fibrinogen unlösliches Fibrin wird. Menschen, die an einer Störung der Blutgerinnung leiden, kann heutzutage geolfen werden, indem ihnen Gerinnungsfaktoren gespritzt werden. Um dagegen nach einer Operation die Blutgerinnung zu hemmen und so Thrombosen und Embolien vorzubeugen, injiziert man den Betroffenen Heparin. Dieses aktiviert einen Inhibitor des Gerinnungsenzyms Thrombin. Auch Urokinase oder Streptokinase machen das Blut dünner. Aber im Gegensatz zu Heparin aktivieren sie Enzyme, die spezifisch dafür sind, Fibrin aufzulösen. Bei einem akuten Herzinfarkt werden Eiweiß spaltende Enzyme in den Blutkreislauf gespritzt. Sie bewirken, dass sich der lebensbedrohliche Blutpfropf in den Herzkranzgefäßen auflöst. Orlistat, die so genannte Fettpille, wird zur Behandlung von Übergewicht genutzt. Orlistat hemmt das Enzym Lipase, das bei der Verdauung im Darm Fette spaltet. Bei der Einnahme von Orlistat bleibt etwa ein Drittel der Fette im Darm unzerlegt und wird ausgeschieden, liefert dem Körper also keine Energie. MEDIZIN Enzyme in der medizinischen Therapie, Diagnostik und Analytik Gesunde Organe und Gewebe weisen bestimmte Enzyme in charakteristischen Konzentrationen auf. Man spricht von Enzymmustern oder Enzymprofilen. Solche spezifischen Enzyme lassen sich in geringer Konzentration auch im Blut nachweisen. Bei Erkrankungen verändert sich das Enzymprofil geschädigter Organe und die charakteristischen Enzyme treten dann auch in erhöhtem Maße im Blut auf. Zum Beispiel führt bereits ein Muskelkater oder eine Prellung zu einer deutlichen Erhöhung von Kreatinphosphokinase im Blut. Zur Behandlung von Diabetes mellitus können Glucosidase-Hemmer eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um Oligosaccharide, die an die Glucosidasen des Darms binden und diese Enzyme kompetetiv hemmen. So wird die Spaltung von Oligosacchariden aus der Nahrung verzögert. Als Folge davon wird Glucose bei der Verdauung langsamer freigesetzt und der Blutzuckerwert des Patienten steigt nach einer Mahlzeit nicht so hoch und schnell an. Enzymprofile dienen zur Diagnose und zur Beobachtung des Krankheitsverlaufs etwa bei Hepatitis, Gallenkolliken, alkoholbedingten Leberschädigungen und Herzinfarkten. So kann an dem Enzymprofil aus dem Blut eines Patienten mit Gelbsucht erkannt werden, ob diese durch Viren oder einen Verschluss der Gallenblase durch Gallensteine verursacht wird. Ein weiteres Anwendungsgebiet von spezifischen Enzymen ist die quantitative Bestimmung von Stoffen in Blut und anderen Körperflüssigkeiten. Um zum Beispiel die Lactat-Konzentration im Blut zu bestimmen, gibt man zum Blutserum Lactat-Dehydrogenase. Das bei der Umsetzung entstehende Produkt kann experimentell gut erfasst werden. Da es proportional zum Substrat entsteht, lässt sich aus der Konzentration des Produkts auf die Lactat-Konzentration im Blut schließen. Solche Bestimmungen sind für Glucose, Harnsäure, Blutharnstoff, Fett, Cholesterin und Blutalkohol im allgemeinen Gebrauch. Konzentration von Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) und γ-Glutamyltranspeptidase (γ-GT) im Blut bei einer Virushepatitis Konzentration von alkalischer Phosphatase (AP), γ-Glutamyltranspeptidase (γ -GT) und Glutamat-PyruvatTransaminase (GPT) beim Verschluss der Gallenblase Stoffumwandlung durch Enzyme 33