14 WETTBEWERB SCHULZUBAU LÄNGENFELDGASSE IN WIEN Situation und Konzept Das Wettbewerbsgebiet ist im Wesentlichen geprägt durch die campusartig organisierten Bestandsschulgebäude im Norden und dem Steinbauerpark im Süden. Ein einfacher, langrechteckiger, drei bis vier- geschossiger Baukörper kann die gestellte Aufgabe maximal einfach und effizient lösen. Zur Steinbauergasse wird damit ein klarer Abschluss des Schulareals geschaffen, zum Bestand spannt sich eine vielfältig nutzbare Freifläche auf. Ein Durchgang von der Steinbauergasse in den bestehenden Campus verzurrt das Areal und den neuen Baukörper mit der Nachbarschaft und dem Bestand. Zugleich bildet der Durchgang die Zäsur zwischen Volksschule und Berufsschule und generiert eine angenehme "Torsituation" zum Schulgelände, die ähnlich auch in benachbarten Wohn- Quartieren angetroffen wird (siehe Bild unten). Beide Schulen können völlig separat erschlossen und genutzt werden, bei Bedarf aber auch zusammengeschaltet werden. Der neue Baukörper fügt sich gut in die Gebäudefluchten der angrenzenden Strassen ein, gibt sich aber in Form und Materialisierung deutlich als Schulbau zu erkennen. Organisation und Gliederung sind denkbar einfach: Im östlichen Gebäudeteil ist die Berufsschule angeordnet, die Volksschule orientiert sich mit ihren Zugängen zur Längenfeldgasse. Großzügige Lufträume verbinden in jeder (Teil-)Schule die angemessen dimensionierten Erschließungsflächen und fördern so Übersichtlichkeit und eine schnelle Orientierung. Ein wesentlicher Bestandteil des Entwurfs ist die Dachlandschaft. Hier können für beide Schulen attraktive und großzügige Freibereiche angeboten werden, die zur vielfältigen Nutzung einladen (siehe Bild rechts). FASSADE UND AUSDRUCK Schulhäuser haben über ihre Funktion hinaus einen wichtigen Stellenwert im Quartier. Als öffentliche Bauten haben sie repräsentativen Charakter. Der hohe Nutzungsdruck bringt auch einen hohen Verschleiß mit sich. Ein solides und der Bedeutung des Schulhauses adäquates Materialkonzept ist zwingend. Wir schlagen daher für die Fassaden einen Wechsel aus Glas- und brünierten Metall vor. Die den Aufbau des Gebäudes prägende Innenstruktur wird von aussen sichtbar in den Stützen und den sich abzeichnenden, geschlossenen Brüstungselementen. Durch eine weitgehend sturzfreie Ausbildung der Fassade kommt ein Maximum an Tageslicht ins Innere der Räume. Der außenliegende, flexible Sonnenschutz (Alu- Lamellen mit getrenntem Behang zur Lichtlenkung) verhindert ein Überhitzen im Sommer. MATERIAL UND TRAGWERK Das Gebäude ist im Wesentlichen als konventioneller Stahlbeton- Skelettbau errichtet. Das durchgängige Konstruktionsraster beträgt 7.50m, das Ausbau- und Fassadenraster 1.25m. Das konstruktive System bietet ein Höchstmaß an Flexibilität, da sich die tragenden Elemente auf Teile der Flurtrennwände und Stützen in der Fassdenebene reduzieren. Klassentrennwände werden in Leichtbauweise errichtet, so dass ggfs. ein Umbau möglich ist. Treppenhauswände und die Kerne im Zentrum des Bauwerks sorgen für die notwendige Aussteifung. Die Dachkonstruktion der Turnhalle besteht aus vorgefertigten Fertigteilbindern im Abstand von 1.25m. Durch die enge Reihung der Binder entsteht eine ruhige, nahezu homogene Fläche über der Hallenebene. Hochwertigste, selektive Dreifachverglasungen in allen Bereichen werden als selbstverständlich vorrausgesetzt. Die Gestalt im Inneren wird geprägt durch wenige, sorgfältig ausgesuchte Matrialien, wie z.B. heller, glatter Sichtbeton, warmes Eichenholz für die Flurtrennwände , Mobiliar und Böden. Die äußere Gestalt ist geprägt durch Metall und Glas (siehe Beschreibung oben unter Fassade und Ausdruck). Es wird dabei Bezug genommen zu den bestehenden Gebäuden auf dem Gelände. Innenwände und Decken erhalten akustisch wirksame Oberflächen, ansonsten bleiben die Stahlbetondecken unverkleidet (Speichermasse). Hochbelastete Bereiche, wie die Eingangsbereiche und Treppen, erhalten einen hellen Natursteinboden, der zusammen mit den anderen Oberflächen zu einer zeitlos- dauerhaften und nachhaltigen Erscheinung des Gebäudes Typischewas "Torsituation" beiträgt, im Hinblick auf Unterhalt und Wartung geringe Kosten erwarten lässt. Für die Pausenflächen und Wege im Freiraum ist weitgehend an wassergebundene Oberflächen gedacht. Hochbeanspruchte Wege werden mit einem wasserdurchlässigen Drainpflaster ausgeführt. WETTBEWERB SCHULZUBAU LÄNGENFELDGASSE IN WIEN Gebäudeklima- und Energiekonzept Der Neubau wird als Niedrigstenergie- Gebäude im Sinn der Ziele des Städtischen Energieeffizienzprogramms konzipiert. Zielwert Energiekennzahl HWB < 7kWh/m3.a gemäß OIB RL 6/ 2011. Die Energiekennzahl wird durch die überaus kompakte Baukörpergeometrie ohne Vor- und Rücksprünge in Verbindung mit Fenstern in 3-Scheiben- Wärmeschutzqualität und hochwärmegedämmten opaken Bauteilen sowie luftdicht ausgeführten Bauteilanschlüssen erreicht. Passive Kühlmaßnahmen/ Sommerlicher Wärmeschutz Zur Vermeidung sommerlicher Überwärmung werden die raumwirksamen Speichermassen weitgehend freigehalten. In den Klassenräumen sorgen außenliegende, bewegliche und einstrahlungsgeregelte Verschattungsvorrichtungen für Minimierung der solaren Lasten und Tageslichtlenkung in den Raum. Über Nachtlüftung werden die Speichermassen thermisch entladen. Die Zufuhr der kühlen Außenluft erfolgt über witterungsgeschützte Öffnungselemente in den Klassen, danach strömt die Luft durch Überströmöffnungen in den Erschließungsbereichen über die Dachoberlichter nach außen. Raumakustisches Konzept Um die Raumdecken der Klassenräume als thermische Speichermasse großteils zu erhalten (Sommertauglichkeit), werden die raumakustisch notwendigen Bedämpfungsflächen nur im Bereich einer abgehängten Teilfläche an der Decke in Verbindung mit Absorberflächen an den Flurtrennwänden realisiert. Wärmeversorgung Die Wärme zu Heizzwecken wird über einen Anschluss an das Fernwärme- Sekundärnetz vorgesehen. Die Wärmeabgabe erfolgt überwiegend durch Fußbodenheizung. Dabei werden die Oberflächentemperaturen unter 28°C gehalten, weshalb der dann eintretende Selbstregeleffekt einer Überwärmung entgegenwirkt. Eine weitere Heizgruppe mit VL/RL 70/50°C versorgt die Radiatoren in den Nebenräumen sowie die Deckenstrahlplatten im Turnsaal und im Gymnastikraum. Die Erschließungsbereiche werden auf Grund der besseren Reinigbarkeit ebenso mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Für die Warmwasserbereitung in den Sanitärgruppen werden elektrisch beheizte Untertischspeicher verwendet. Für die Garderoben der beiden Turnsäle wird das Warmwasser zentral aus der Heizzentrale über Fernwärme erzeugt. Komfortlüftung Sowohl Volksschule als auch die Berufsschule und die Turnsäle werden mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung ausgestattet. Ein Lüftungsgerät pro Bereich (unterschiedliche Nutzungszeiten!) wird im Untergeschoss untergebracht und mit einer hocheffizienten Wärme- und Feuchterückgewinnung (Rotationswärmetauscher mit WRG 75%, FRG 50%) ausgestattet. Die nötige Frischluftmenge ist auf den erforderlichen hygienischen Frischluftbedarf der Personen von ausgelegt. Luftführung: Frische Außenluft aus dem rückwärtigen Hofbereich gelangt über das Lüftungsgerät in das Zuluft- Kanalnetz und wird direkt in die Klassenzimmer verteilt. Durch schallgedämmte Überströmöffnungen gelangt die Luft aus den Klassen in den Erschließungsbereich und wird dort über zentrale Abluftgitter abgesaugt den Wärmetauscher in den Fortluftabschnitt mit Ausblasgitter ebenfalls im Hof. Die Sanitärgruppen werden mit be- und entlüftet. Die beiden Turnsäle werden mit einer eigenen Lüftungsanlage ausgestattet, da deren Betriebszeiten differieren können. Nutzung lokaler erneuerbarer Energie 30% der Dachflächen (= oberste Dachfläche über dem Berufsschultrakt) werden für Stromgewinnung mit einer netzgekoppelten Photovoltaik- Anlage bereitgehalten. Damit wird eine Peakleistung von bis zu 120kWp ermöglicht. Insgesamt ist an ein einfaches Technikkonzept gedacht, das mit wenigen, wartungsarmen Komponenten auskommt und sich im Wesentlichen auf das stringente Gebäudekonzept und der zur Verfügung stehenden Fernwärme aufbaut.