LaboReport - Labor Dr. Gärtner

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LaboReport
Januar 2009
Schnelldiagnostik von
Legionellen-Infektionen
Legionellen sind gram-negative Stäbchenbakterien, die
ubiquitär in natürlichen und künstlichen Wasserquellen
(Flüssen, Seen, Wasserversorgungssystemen) vorkommen.
Zur Gattung Legionella zählen mehr als 40 verschiedene
Arten, wobei Legionella pneumophila für etwa 90% der
Erkrankungen verantwortlich ist.
Klinik, Epidemiologie und Prognose der
Legionellen-Infektion
Die Infektion mit Legionellen erfolgt in der Regel durch
Inhalation erregerhaltiger Aerosole. Eine LegionellenInfektion äußert sich klinisch entweder in einer grippeähnlichen, ca. 2-3 Tage anhaltenden Erkrankung, dem sog.
Pontiac-Fieber, oder in der schwerwiegenden Legionärserkrankung. Diese stellt eine Broncho- oder Lobärpneumonie mit systemischen Begleitsymptomen dar. Die Letalität
der Legionellen-Pneumonie beträgt etwa 13%, wobei hospitalisierte Patienten eine wesentlich schlechtere Prognose
als ambulante Patienten aufweisen (1).
In Deutschland werden etwa 4% der ambulant erworbenen
Pneumonien bei Erwachsenen durch Legionellen verursacht.
Dies entspricht mind. 15.000 - 30.000 Fällen pro Jahr (1).
Zusätzlich werden Legionelloseausbrüche durch kontaminerte Klimaanlagen oder Wassersysteme beobachtet.
Aufgrund der natürlichen Resistenz von Legionellen gegenüber Betalaktam-Antibiotika, werden Legionellen-Pneumonien häufig inadäquat antibiotisch therapiert. Die Therapie
der Wahl besteht in der Gabe eines Makrolid- oder ChinolonAntibiotikums.
Diagnostik von Legionellen-Infektionen
Ein schneller Nachweis einer Legionellen-Pneumonie ist für
den Beginn einer adäquaten antibiotischen Therapie dringend erforderlich. Aufgrund des langsamen Wachstums auf
Spezialnährmedien ist der klassische kulturelle Nachweis
von Legionellen als Akutdiagnostik wenig geeignet. Als
Schnelldiagnostik bei Verdacht auf Legionellen-Pneumonie
stellt der Antigennachweis im Urin die Diagnostik der
Wahl dar (2). Für spezielle Fragestellungen, zum Beispiel
Patienten mit Nierenversagen, steht zusätzlich der DNANachweis mittels PCR aus respiratorischen Sekreten (BAL,
Sputum etc.) zur Verfügung. Bei bereits länger bestehender Klinik können ferner spezifische Antikörper im Serum
bestimmt werden.
Legionellen-Antigennachweis im Urin
Der Legionellen-Antigennachweis im Urin hat eine Sensitivität von 65-100% und eine Spezifität von annähernd
100% für den Nachweis von Legionella pneumophila Serogruppe 1, welche die klinisch bedeutsamste Serogruppe
darstellt (2-4). Andere Serogruppen von L. pneumophila
und weitere Legionellen-Spezies werden mit geringerer
Sensitivität ebenfalls nachgewiesen (5).
Der Legionellen-Antigennachweis im Urin ist grundsätzlich
bei allen hospitalisierten Patienten mit dem klinischen Bild
einer atypischen Pneumonie indiziert, insbesondere jedoch
bei
Patienten mit schwerer Pneumonie, die eine
intensivmedizinische Behandlung erfordert
Patienten > 65 Jahre
Immunsupprimierten
Rauchern
Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen
Patienten mit kürzlich zurückliegendem
Auslandsaufenthalt (Klimaanlagen!)
Grenzen der Methode
Da im Frühstadium der Legionellose die Antigenausscheidung
im Urin noch gering sein kann, sollte bei entsprechender
Klinik und zunächst negativem Antigennachweis im Urin
eine kurzfristige Kontrolle erfolgen und ggf. zusätzlich
ein DNA-Nachweis aus respiratorischem Sekret versucht
werden.
Der Test eignet sich nicht zur Therapiekontrolle, da das Legionellen-Antigen auch nach erfolgreicher Therapie über
mehrere Wochen ausgeschieden werden kann.
Bei nosokomialen Legionellosen werden häufiger als im ambulanten Bereich andere Legionellen-Spezies als L. pneumophila beobachtet, so dass hier die zusätzliche kulturelle
Anzüchtung aus respiratorischen Materialien sinnvoll ist.
Dauer der Untersuchung und Abrechnung
Der Legionellen-Antigennachweis im Urin wird in unserem
Labor täglich durchgeführt. Er ist sowohl im kassenärztlichen als auch im privatärztlichen Bereich abrechenbar.
Da es sich um einen meldepflichtigen Erreger handelt, kann
die Ausnahmekennziffer EBM 32006 angegeben werden.
Literatur
1.
von Baum H, Ewig S, Marre R, Suttorp N, Gonschior S,
Welte T, Lück C: Community-acquired Legionella pneumonia: New insights from the German Competence
Network for Community Acquired Pneumonia (CAPNETZ).
Clin Infect Dis 2008, 46, 1356-1364.
2. Murdoch DR: Diagnosis of Legionella infection. Clin Infect Dis, 2003, 36,64-69.
3.
Guerrero C, Toldos CM, Yagüe G, Ramírez C, Rodríguez
T, Segovia M: Comparison of diagnostic sensitivities of
three assays (Bartels EIA, Biotest EIA, and Binax NOW
immunochromatographic test) for detection of Legionella
pneumophila serogroup 1 antigen in urine. J Clin Microbiol 2004, 42, 467-468.
4.
Helbig JH, Uldum SA, Bernander S, Lück PC, Wewalka
G, Abraham B, Gaia V, Harrison TG: Clinical utility of
urinary antigen detection for diagnosis of communityacquired, travelassociated, and nosocomial Legionnaires‘ diseases. J Clin Microbiol, 2003, 41, 838-840.
5.
Benson RF: Evaluation of the Binax and Biotest urinary
antigen kits for detection of Legionnaires‘ disease due
to multiple serogroups and species of Legionella. J Clin Microbiol 2000, 38, 2763-2765.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung:
Prof. Dr. med. Nele Wellinghausen
Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und
Infektionsepidemiologie
Fachärztin für Laboratoriumsmedizin
Telefon (0 75 1) 502-220
Dr. med. Ursula Weber
Fachärztin für Laboratoriumsmedizin
Fachärztin für Kinderheilkunde, Allergologie
Tel. (0 75 1) 502-210
Dr. med. Torsten Schmidt-Wieland
Facharzt für Mikrobiologie
und Infektionsepidemiologie
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88212 Ravensburg
Telefon (0 75 1)502-0
Telefax (0 75 1)502-355
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