Geschäftsfeld 1 Entwicklung des Immunstatus und des blutbildenden Systems bei juvenilen Ratten Im Rahmen der heutigen Arzneimittelentwicklung werden Studien für die Zulassung von Kinderarzneimitteln immer häufiger von den Behörden verlangt. Dafür sind Studien an juvenilen Tieren nötig, die den kindlichen Organismus besser widerspiegeln als adulte Tiere. Zukünftig wird die Nachfrage nach biopharmazeutischen Wirkstoffen steigen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pharmazeutischen Biotechnologie entwickeln heute schon standardisierte Herstellungssequenzen, mit denen schnell beliebige Antikörper und Nukleinsäuren in klinisch verwendbarer Qualität hergestellt werden können. gien für die Herstellung und Charakterisierung von Wirkstoffen auf der Basis von Antikörpern und Nukleinsäuren bis in den technischen Maßstab und zur klinischen Anwendungsreife zu entwickeln. Dies schließt eine Validierung der Herstellung im arzneimittelrechtlichen Sinne entsprechend den Qualitätsstandards der »Guten Herstellungspraxis« (GMP) ein. Schnelle und robuste GMP-Produktionstechnologie Neben der Robustheit steht für die GMPPlattformtechnologien auch die Schnel­ ligkeit im Vordergrund – ein großer Vorteil für unsere Kunden. Denn diese Produktionstechnologien sollen den Zeitbedarf und damit auch die Kosten reduzieren, die für die Entwicklung von biopharmazeutischen Wirkstoffkandida­ ten bis hin zur frühen klinischen Prüfphase nötig sind. Eine weitere Beschleu­ nigung entsteht parallel dazu durch Nutzung des präklini­schen (GLP) und klinischen Synergiepotenzials (GCP), das schon jetzt am Fraunhofer ITEM gegeben ist und mit der Medizinischen 28 Fraunhofer ITEM Jahresbericht 2008 Hochschule Hannover und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig in Form des »Hannover Center of Translational Medicine« (HCTM) weiter ausgebaut wird. Bedingt durch die kombinierte präund postnatale Entwicklung und die Komplexität der Entwicklungsschritte sind besonders das hämatopoetische und das Immunsystem im heranwachsenden Organismus vielfältigen Einflüssen ausgesetzt. Für die Ratte, eines der etablierten Tiermodelle in der Immuntoxikologie, existieren nur wenige Daten zur Reifung beider Systeme und daher zielte das Forschungsvorhaben der Arbeitsgruppe Reproduktionstoxikologie auf eine kontinuierliche Begutachtung zwischen der frühen neonata­ len Phase (Tag 2 nach der Geburt) und Hannover – zukünftig ein heraus­ ragender Pharma-Biotech-Standort Hannover ist in der sich entwickelnden Konstellation nachhaltig herausragend aus der deutschen Pharma-Biotechnologie-Landschaft, da hier in einmaliger Weise mit GLP, GMP und GCP alle GXPQualitätsstandards in einer nicht nur für Pharma- und Biotech-Unternehmen, sondern auch für akademische Einrichtungen gut zugänglichen Umgebung gegeben sind und für die klinische Entwicklung von biopharmazeutischen Wirkstoffkandidaten offen stehen. Kontakt Dr. Holger Ziehr Telefon +49 531 6181-6000 [email protected] Für die Zulassung von Arzneimitteln für Kinder verlangen die Behörden immer häufiger prä­ klinische Studien. Dafür sind letztlich Studien an juvenilen Tieren nötig, die den kindlichen Organismus besser widerspiegeln als erwach­ sene Tiere. Geschäftsfeld 1 dem Erreichen der Adoleszenz (Tag 21) hin. Um die Entwicklung des Immunstatus und des blutbildenden Systems während der postnatalen Phase bei der Ratte zu verfolgen, wurden folgende Untersuchungen durchgeführt: Gewichtsentwicklung von Leber, Milz und Thymus, kleines Blutbild und Differentialblutbild inklusive Erythrozytenbefundung aus peripherem Blut, FACSAnalyse anhand exprimierter Oberflächenmarker der Komponenten des Immunsystems aus Blut, Milz und Knochenmark, Differenzierung immunkom­ petenter Zellen in der Lunge, Untersuchungen zur spontanen und stimulierten Proliferation von Milzzellen sowie die histologische Begutachtung des Thymus. Anhand der gewonnenen Daten kann die altersabhängige Reifung des blutbildenden Systems mit einer Abnahme unreifer Vorstufen (z. B. Normo­ blasten und jugendliche Leukozyten) und der Zunahme ausgereifter Zellen im Blutbild deutlich verfolgt werden. Bei der Beurteilung des Immunstatus zeigen sich u. a. die altersabhängige Zunahme von T-Lymphozyten, T-HelferZellen und zytotoxischen T-Lymphozyten in Blut und Milz und die schon frühe Einwanderung von Makrophagen und Granulozyten in die Lunge. Die Ergebnisse verdeutlichen die Bedeutung der frühen postnatalen Phase für die Entwicklung und Reifung von Immun- und blutbildendem System bei der Ratte und stellen die Basis für juvenile Studien in diesem immuntoxikologischen Tiermodell dar. Kontakt Dr. Geertje Lewin Telefon +49 511 5350-453 [email protected] Messungen der Lungenfunktion bei neugeborenen und jugendlichen Ratten – neue Möglichkeiten der Risikoabschätzung für Kinder und Jugendliche Man weiß seit vielen Jahren, dass Kinder sich physiologisch anders verhalten als Erwachsene. Um eine Risikoabschätzung für Neugeborene und Heranwachsende vornehmen zu können, müssen im Vergleich zu Erwachsenen weitere Parameter herangezogen werden. Hierzu gehören u. a. der Reifegrad verschiedener Organsysteme zum Zeitpunkt der Geburt und die postnatale Entwicklungsgeschwindigkeit. Die Lunge ist ein wichtiges Zielorgan bei den Untersuchungen am Fraun­ hofer ITEM. Sie ist zum Zeitpunkt der Geburt nicht ausgereift und stellt ein Organsystem dar, welches sehr empfindlich auf äußere Einflüsse reagiert. In der Toxikologie wird die Ratte am häufigsten als Tiermodell eingesetzt. Im Vergleich zum Menschen weisen Ratten bei der Geburt einen pulmo­ nalen Entwicklungsgrad auf, der dem eines zu früh geborenen Säuglings gleicht. Durch funktionelle Untersuchungen an juvenilen Ratten zwischen dem 2. und dem 50. Tag nach der Geburt konnten erstmals so entscheidende Lungenfunktionsparameter wie Atemzugvo­ lumen, Atemfrequenz, Atemminutenvolumen, Einatem- und Ausatemgeschwindigkeit in ihrer altersbedingten Entwicklung gemessen werden. Durch die Methodik der plethysmographischen Messung konnten alle diese Untersuchungen ohne invasive Eingriffe oder Narkosen am wachen Tier durchgeführt werden und auch die allgemeine Entwicklung der Tiere wurde hierdurch nicht beeinträchtigt. Es zeigt sich deutlich die wachs­tumsbedingte Zunahme von Atemzugvolumen und Atemminutenvolumen mit dem Erreichen adulter Lungenfunktionsparameter wie Atemzugvolumen, Atemfrequenz, Atemminutenvolumen, Einatem- und Ausatemgeschwindigkeit können in dieser Röhre am wachen Tier gemessen werden. Diese plethysmographische Messung erfordert keine invasiven Eingriffe oder Narkosen und auch die allgemeine Entwicklung der Tiere wird nicht beeinträchtigt. Werte etwa im Alter von 45-50 Tagen, bei gleichzeitiger Abnahme der Einatemzeit, vermutlich bedingt durch die Kräftigung und Reifung der Lungen. Durch diese Untersuchungen stehen nun Basisdaten der Lungenfunktion im Tiermodell der juvenilen Ratte zur Verfügung, welche eine Modellierung der pulmonalen Entwicklung im Menschen zwischen dem Zeitpunkt der Geburt und dem Erreichen des Erwachsenen­ alters ermöglichen. Kontakt Dr. Geertje Lewin Telefon +49 511 5350-453 [email protected] Fraunhofer ITEM Jahresbericht 2008 29