SWR Konzertreihe Mannheim Sa 23. März 2013, 19.30 Uhr

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SWR Konzertreihe Mannheim
Sa 23. März 2013, 19.30 Uhr
Mannheim, Rosengarten
SWR Vokalensemble Stuttgart
Leitung: Marcus Creed
Herausgeber
SÜDWESTRUNDFUNK
Marketing SWR2/SWR Orchester & Ensembles
Chormanagement
Cornelia Bend
Redaktion
Dorothea Bossert
Gestaltung
SWR Design Stuttgart
Internet
www.SWR.de/konzertreihe-mannheim
Amerika!
Aaron Copland
1900 – 1990
John Cage
1912 – 1992
Four Motets
Five für fünf Musiker
Help us, o Lord!
Solisten aus dem SWR Vokalensemble:
Thou, o Jehovah Abideth forever
Johanna Zimmer, Angelika Lenter, Sophia Maeno, Sabine Czinczel, Ulrike Becker
Have Mercy on us, o My Lord
Sing Ye Praises To our King
Leonard Bernstein
Solisten aus dem SWR Vokalensemble: Annette Ruoff (Sopran), Ulrike Koch (Alt),
Missa Brevis
Rüdiger Linn (Tenor), Philip Niederberger (Bass)
Jay Schwartz
*1965
Music for six Voices II
für gemischten Chor a cappella
1918 – 1990
für Countertenor solo, gemischten Chor und Schlagzeug
Kyrie
Gloria
Sanctus
Benedictus
Agnus Dei
Samuel Barber
1910 – 1981
Dona nobis pacem
A stopwatch and an ordnance map
für Männerchor und Kesselpauken
Solist aus dem SWR Vokalensemble: Alexander Yudenkov (Tenor)
Franz Vitzthum
Countertenor
Franz Bach, Boris Müller
Schlagzeug
Tomoko Hemmi, Jürgen Kruse
Pause
Synthesizer
SWR Vokalensemble Stuttgart
Dirigent: Marcus Creed
Steve Reich
*1936
Proverb
für fünf Solisten, 2 Vibraphone und Synthesizer
Solisten aus dem SWR Vokalensemble:
Konzerteinführung jeweils 1 Stunde vorher
Johanna Zimmer, Kirsten Drope, Kerstin Steube (Sopran)
mit Dorothea Bossert und Jay Schwartz
Johannes Kaleschke, Julius Pfeifer (Tenor)
Sendung am Freitag, 19. April ab 20.03 Uhr in 5.1 Dolby digital
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Amerika!
Welch unterschiedliche Wege die amerikanischen Künstler sich dabei suchten, bleibt
faszinierend. So setzten Samuel Barber, Leonard Bernstein und größten Teils auch Aaron
Copland die althergebrachte Musiktradition ohne Brüche fort. »University composers«
wie Elliott Carter oder Milton Babitt entwickelten hingegen den seriellen Stil, in Fortsetzung der Musiksprache Schönbergs, weiter. John Cage wiederum versuchte, mit anderen
Künstlern der »New York School« alles »Verbrauchte« hinter sich zu lassen und durch
Experimentieren zu ganz neuen ästhetischen Maßstäben zu finden. Anregungen suchte
er sich dafür bei einer Vielzahl von Künstlern oder Philosophen, die er später als Lehrer
bezeichnete, wobei die asiatischen Traditionen eine beträchtliche Rolle spielten. Der fast
Zumindest musikalisch gesehen muss doch Amerika das Land der unbegrenzten Mög-
eine Generation jüngere Steve Reich ließ sich hingegen von westafrikanischer und
lichkeiten sein, als das es immer wieder ausgerufen wird. Das legen die Werke des heu-
balinesischer Musik inspirieren, und wurde zu einem Mitbegründer einer ganz neuen
tigen Abends nahe, die von Komponisten geschrieben wurden, wie sie unterschiedlicher
Musikrichtung, der Minimal Music. Und der Kalifornier Jay Schwartz, der heutzutage
nicht sein könnten. In der Tat hat sich in den USA eine sehr große stilistische Vielfalt
Maßstäbe als Komponist setzt, beschäftigte sich schon früh mit traditionellen Kompo-
entwickelt, was aus europäischer Sicht eine beneidenswerte Unbefangenheit vermuten
nisten wie Schubert und fand durch Erforschung der Klänge zu einem ganz anderen Stil.
lässt und schnell an den amerikanischen Traum von Freiheit und Selbstverwirklichung
denken lässt. Doch ist das, was es an neuartiger Musiksprache im modernen und post-
Was somit im Amerika der europäischen Siedler jahrhundertelang versucht wurde, ist
modernen Amerika gibt, nicht in einem Vakuum entstanden. Vielmehr ist es, ähnlich
im 20. Jahrhundert mit scheinbarer Leichtigkeit gelungen: Nordamerika ist in seiner
wie in Europa, das Ergebnis der Auseinandersetzung mit einem ganz spezifischen musi-
Musikkultur einzigartig und ungeheuer reich. Es ist – und das ist aus amerikanischer
kalischen Erbe.
Sicht eine tröstliche Genugtuung– Europa darin mindestens ebenbürtig.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts bewegte sich die Kultur der europäischen Siedler in
den USA in einem hochsensiblen Spannungsfeld. Da war zum einen der Wunsch, die
liebgewonnenen Traditionen des Heimatkontinents fortzuführen und ähnlich Meisterhaftes auch im neuen Land zu etablieren. Zum anderen entstand früh das Bedürfnis, die
Aaron Copland
neue Identität – das Amerikanische – kulturell auszudrücken und sich damit von Europa
Was heute immer noch als »typisch Copland« gilt, sind Werke, von denen der Komponist
zu distanzieren.
sich in seiner zweiten Lebenshälfte ausdrücklich distanziert hat: Es sind die populären
Kompositionen aus den 30er und 40er Jahren, wie »Fanfare
Doch erst mit der Moderne – also zu einer Zeit, in der auch in Europa Aufbruchsstim-
for the Common Man«, «Billy the Kid« oder «Appalachian
mung herrschte – gelang nach und nach in der neuen Welt ein deutlicher Bruch zu den
Spring«, die ihn zum Wegbereiter einer ganz neuen amerika-
bisher eingeübten Ausdrucksformen. Dass von den 50er Jahren an tatsächlich ganz neue,
nischen Klassik gemacht haben, indem er die traditionelle
genuin amerikanische Mischungen entstanden, verdankt sich unter anderem der Globa-
Musiksprache mit Stilelementen, »borrowed melodies« (ge-
lisierung, durch welche die europäische Tradition zu einem Einfluss unter vielen
borgte Melodien) seiner Heimat versah. Ab den 50er Jahren
schrumpfte. Als feste Bezugsgröße war Europa aber auch jetzt nicht wegzudenken. Sehr
wandte er sich stattdessen einer stark von der Zwölftonmusik
intensiv setzten sich die Komponisten nach wie vor mit den Strömungen, die vom alten
geprägten Kompositionsweise zu, die ihm allerdings viele
Kontinent herüberschwappten, auseinander. Arnold Schönberg und Igor Strawinsky
Misserfolge einbrachte.
wurden in Amerika zu wichtigen Lehrmeistern. Und welcher Komponist versuchte nicht,
nach Europa zu gelangen, um dort wichtige Anregungen zu erhalten. Wie Aaron Cop-
Geboren wurde Aaron Copland im Jahr 1900 in Brooklyn, als
land und Philipp Glass, pilgerten sie etwa in Scharen nach Paris, um mit Hilfe von Nadia
Sohn litauisch-jüdischer Einwanderer. Früh wandte er sich aus eigenem Antrieb der Mu-
Boulanger ihren eigenen Stil zu finden.
sik zu. Im Alter von 15 Jahren beschloß er, Komposition zu studieren. Sechs Jahre später
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hatte er genug Geld gespart, um die ersehnte Reise nach Paris anzutreten und bei Nadia
Boulanger zu studieren. Diese Zeit sollte ihn für seine weitere Laufbahn sehr prägen. In
Jay Schwartz
Paris entstanden, gleich zu Beginn, also im Herbst 1921, seine »Four Motets« (Vier Mo-
Wie viele US-amerikanische Komponisten suchte auch Jay Schwartz schon als Student
tetten). Er blieb vier Jahre lang bei Nadja Boulanger, die ihm half, seinen ureigenen und
den Anschluss an das europäische Musikleben. Geboren wurde er im Jahr 1965 im kalifornischen San Diego. Nach seinem Klavier- und
– worauf er Wert legte – amerikanischen Stil zu finden.
Kompositions-Studium an der Arizona State UniAuf den Lehrplan hatte Boulanger damals, als eine der traditionellen Werkformen, die
versity, wechselte er als Doktorandenstipendiat
Motette gesetzt, um ihre Schüler den kontrapunktischen Stil erproben zu lassen. Cop-
der Musikwissenschaft an die Universität Tübin-
land verwendete dafür biblische Texte, die er in einem a-cappella-Stück vertonte. Vom
gen. Von 1992 bis 1995 war er Assistent für die
Ergebnis war Boulanger begeistert:» Diese Motetten klingen ganz erstaunlich.« So gerie-
Schauspielmusik am Staatstheater Stuttgart. Heu-
ten sie auch nicht in Vergessenheit. Im Jahr 1924 wurden sie vom Paris-American-Gar-
te lebt er als freischaffender Komponist in Köln
genville-Chor in Fountainebleau aufgeführt. Im Februar 1937 dirigierte die Komponistin
und hat eine Vielzahl von Werken im Auftrag nam-
und Lehrmeisterin sie in der ersten Pariser Aufführung. Darüber hinaus behandelte
hafter Ensembles und Festivals geschaffen, wie
Boulanger die Motetten regelmäßig in ihren Kompositionsklassen.
etwa für das Berliner Sinfonieorchester oder die
Donaueschinger Musiktage. Im Jahr 2000 zeich­
Trotz des Erfolgs duldete Copland viel später, im Jahr 1979, nur widerwillig den Erstdruck
nete ihn die Stadt Köln mit dem Bernd-Alois-Zimmermann-Preis für Komposition aus.
der »Four Motets« aus seiner Pariser Zeit: »Für mich sind das Schülerstücke, die einigen
Insgesamt dreimal erhielt er von der Heinrich-Strobel-Stiftung (SWR) ein Stipendium für
Einfluss von Mussorgsky aufweisen, den ich damals bewunderte. Ich habe ihrer Veröf-
Elektronische Musik.
fentlichung mit sehr gemischten Gefühlen zugestimmt. Sie mögen zwar in gewisser
Weise die Neugier befriedigen – vielleicht wollen die Menschen wissen, was ich als Student gemacht habe – aber es ist nicht wirklich mein Stil.«
Seine Werke betitelt Jay Schwartz serienmäßig und sehr sachlich mit »Musik für ...« und
ergänzt die jeweilige Besetzung (»Music for Autosonic Gongs«, »Music for Piano«, »Music
for a Bridge«). Neben einigen Orchesterstücken, entstanden so zahlreiche Werke für die
Ausgewählt hat Copland hier zwei Gebete um Erbarmen und zwei Lobgesänge, die er
unterschiedlichsten Ensemblebesetzungen. In den späten 90er Jahren fand er einen
sehr schlicht und geradlinig vertont und die gerade dadurch eindrucksvoll und plastisch
neuen kompositorischen Ansatz, den er nun konsequent verfolgt: durch extreme Ver-
wirken. Die eher ruhig und meditativ gehaltenen Gebete wechseln sich mit den beiden
langsamung des musikalischen Geschehens beleuchtet er, wie ein Klangforscher, die
lebhafteren Lobgesängen ab. In ihrem friedlichen, schlichten Gestus erinnern die Motet-
Grundsubstanz eines Werkes. Das Entstehen der Töne fasziniert ihn schon seit langem:
ten eher an Volksgesänge als an religiöse Musik. In den beiden Gebeten »Help Us, O Lord«
»Sehr prägend für mich waren hierbei Tonaufnahmen der klassischen und romantischen
und »Have Mercy on Us, O My Lord« stützen sich die Stimmen gegenseitig durch beglei-
Kammermusik, vor allem von Schubert. Bei den Aufnahmen, die ich als Kind immer und
tendes Summen. Der Lobgesang »Thou, O Jehovah, Abideth Forever« wirkt sehr frisch
immer wieder hörte, waren für mich die Stellen zwischen den Themen am faszinie-
und wie ein Ausruf durch den Wechsel von Unisonoführung und Mehrstimmigkeit. Die
rendsten – jene langsamen, ausgedehnten Kadenzen und Übergänge, in denen man auf
Schlussmotette »Sing Ye Praises to Our King« schreitet unbeirrt wie ein lebhafter Marsch
den Aufnahmen deutlich das Bogenhaar und das Atmen der Musiker hört, so dass man
dahin, wird aber von einem lyrischen Sopransolo unterbrochen, welches die tieferen
auf den kommenden Klang, auf das kommende Thema gefesselt wartet.« So versuchte
Stimmen wie in einem alten Kirchengesang mit lang ausgehaltenen Grundtönen und
Schwartz auch schon früh ganz unbewußt, auf dem Klavier oder der Geige möglichst
Terzen begleiten.
langsam zu spielen, um der Entstehung des Tones genau nachzuspüren, mit seinen ersten, kaum hörbaren Geräuschen und Schwingungen. Als ihm später klar wurde, warum
es ihn nach Langsamkeit verlangte, setzte er es bewusst als Kompositionstechnik ein. »Es
ist, als ob ich diese Stellen unter die Lupe nehme und um ein Vielfaches vergrößere, oder
besser: Mein Wunsch ist es, mich in diese Stellen hineinzuversenken, um dort in den
Räumen zwischen Stille und Klang zu verweilen.« Jeder Werkentstehung geht dabei eine
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intensive Phase des Experimentierens voran, in dem er auch Obertöne, Mikrotonalität
Barber wurde im Jahr 1910 in Pennsylvania geboren und komponierte bereits im Alter
und das menschliche Erinnerungsvermögen an vergangene Klänge beim Hören in die
von sieben Jahren. Zwei Jahre später teilte er seiner Mutter schriftlich mit, dass es seine
präzise geschaffenen Klangarchitekturen mit einfließen lässt.
Bestimmung sei, Komponist zu werden. Kurz darauf führte er mit seiner Schwester seine erste Oper »The Rose Tree« auf. Studiert hat er später, ebenso wie Leonard Bernstein,
»Music für six voices II« ist das zweite von drei Werken, die Schwartz für sechs Stimmen
der den acht Jahre älteren Barber sehr bewunderte, am Curtis Institute in Philadelphia.
komponiert hat. Dass die Textvorlage aus dem Folksong »The First Time Ever I Saw Your
Durch das »Adagio für Streicher«, das Arturo Toscanini im
Face« von Ewan MacColl stammt, wird durch die extreme Dehnung der Worte ganz be-
Jahr 1938 in der Orchesterfassung aufführte, wurde Barber
wußt verschleiert. Die Worte sind dadurch schließlich fast nur noch in Form von Vokalen
in kurzer Zeit zu einem der populärsten Klassik-Komponisten
wahrnehmbar. Dabei entstehen auch Laute wie »mm« und «ahh«, die, laut Schwartz,
der USA. Seine erste Oper »Vanessa wurde im Jahr 1958 an
den primitiven, archaischen menschlichen Urlauten entsprechen. Viele Glissandi verlei-
der MET uraufgeführt und im selben Jahr als erste amerikani-
hen dem Stück einen Hauch von Unwirklichkeit. Gegliedert ist die »Music für six voices
sche Oper bei den Salzburger Festspielen inszeniert. Barbers
II« in drei Abschnitte. Gleichsam aus dem Nichts entfaltet sich zu Beginn im pianissimo
Freund und Lebensgefährte Gian Carlo Menotti hatte das Lib-
ein Klanggeschehen noch im Unisono. Auch später bleibt die Harmonik schlicht. In un-
retto verfasst. Für diese Oper, ebenso wie für sein Klavierkon-
merklichem Übergang beginnt der Mittelteil, der mit der Anweisung »With a little more
zert (1962) erhielt Barber den Pulitzer-Preis.
motion« etwas bewegter ist und auch dynamisch bis ins fortissimo reicht. Nach einer
kurzen Generalpause setzt der wiederum sehr langsame, leise Schlußteil ein, in dem
In den Jahren 1939 – 42 arbeitete Barber als Kompositionsleh-
lang ausgehaltene Quartintervalle dominieren, die an die mittelalterliche Vokalmusik
rer am Curtis Institute in Philadelphia, bevor er das, aus mangelnder Freude am Lehren,
denken lassen, nur zwischenzeitlich gestört von einigen scharfen Sekundreibungen in
schließlich aufgab. In dieser Zeit leitete er auch den Madrigalchor des Ensembles und
den Frauenstimmen. Das Werk verhallt im pianissimo und einem Glissando der Männer-
komponierte für dessen Männerstimmen »A stopwatch and an ordnance map«. Als Text-
stimmen, das »so lange und langsam wie möglich« auszuführen ist.
grundlage wählte er ein Gedicht des Engländers Stephen Spender, das den Tod eines Sol-
»Music für six voices II« komponierte Schwartz im Auftrag der »Musik der Jahrhunderte
also wenige Monate nach Beginn des 2. Weltkrieges, in dem Barber später selbst als Sol-
Stuttgart«. Uraufgeführt wurde das Werk im Jahr 2007 von den Neuen Vocalsolisten
dat diente.
daten im Spanischen Bürgerkrieg beschreibt. Die Premiere fand im Januar 1940 statt,
Stuttgart.
Im Vergleich zu anderen Werken Barbers ist »A stopwatch and an ordnance map« in seiner Klangsprache ausgesprochen modern. Gleich in den ersten Takten beginnt, von unheilvoll dröhnenden Kesselpauken eingeleitet, ein düsterer Marsch, in dem die Männerstimmen in gleichförmig dahinstapfendem Sprechgesang die bedrohliche Stimmung
Samuel Barber
eines Kriegsschauplatzes vermitteln. Ebenso wie bereits im Totenklage-Gedicht von
Spender angelegt, läßt Barber den Erzählfluss immer wieder von den, im Marschrhyth-
Dass Samuel Barber kein revolutionärer Erneuerer des Musiklebens sein würde, dessen
mus herausgeschleuderten Worten »A stopwatch and an ordnance map«, also »Eine
war er sich bewußt. »Man sagt, ich hätte überhaupt keinen Stil, doch das macht nichts.
Stoppuhr und Generalstabskarte« unterbrechen. Zwischendurch löst sich der Chor dann
Ich werde meine Sache genauso weitermachen. Und dazu brauche ich, wie ich glaube,
in ein erzählerisch-expressives Stimmgeflecht auf, das auch ganz wehmütige, fast zärt-
einen gewissen Mut.« So gilt Barber, ähnlich wie Brahms, als ein Epigone, der jedoch
liche Motive kennt, wie etwa in der mehrfachen träumerischen Wiederholung von »un-
durch seine ganz eigene, unverwechselbare Handschrift und ein großes Ausdrucksver-
der the olive tree«. In der Textzeile »He stayed faithfully in that place« (»Er blieb pflicht-
mögen beeindruckte. Im bereits etablierten, spätromantischen Stil schuf er einzigarti-
getreu an diesem Ort«) wartet Barber in den Paukenstimmen mit wirkungsvollen, durch
ge Meisterwerke und wurde so zu einem der berühmtesten Komponisten des 20. Jahr-
das Stimmpedal erzielten Glissandi auf, deren merkwürdig verzogene Klänge der un-
hunderts.
heilvollen Atmosphäre noch eine unwirkliche Aura geben.
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Steve Reich
allerdings auf den britischen Sänger und Dirigent Paul Hillier zurück. Ihm und seinem
Ensemble »Theater of Voices« ist das Werk auch gewidmet. Sie brachten das fertige
Als einer der Mitbegründer der Minimal Music schuf Steve Reich eine ganz neue, anders-
Werk in seiner amerikanischen Premiere und beim Alte Musik-Festival in Utrecht zur
artige Klangsprache, die auf sehr subtilen Gestaltungsmitteln beruht. So arbeitet Reich
Aufführung. Hillier hatte sich ein Vokalstück mit Perkussionsbegleitung gewünscht.
mit der Reduktion des musikalischen Materials, der Wiederholung von Klangmustern
Der kurze, aber treffende Titel des Werkes, »Proverb« (»Sprichwort«), geht auf die
und verzichtet weitgehend auf den traditionellen, musikalischen Spannungsaufbau zu
Textvorlage zurück, für die Reich einen kurzen Ausspruch des Philosophen Ludwig
einem Höhepunkt hin. Wie sein Komponistenkollege John Adams kommentierte: »Er hat
Wittgenstein wählte: »Welch ein kleiner Gedanke doch ein ganzes Leben füllen kann!«.
das Rad nicht neu erfunden, aber er hat uns eine ganz neue Weise gezeigt, wie man da-
Hier wird er in seiner englischen Übersetzung gesungen: »How small a thought it
mit fahren kann.« Die New York Times nannte Reich »unseren größten lebenden Kompo-
takes to fill a whole life«. Da Reich nun für Hillier, also einen Fachmann für Alte Musik
nisten.«
komponierte und er sich selbst auch sehr dafür interessiert, ließ er sich für dieses
Werk von Perotin insprieren. »Proverb« ist somit an die Klangsprache des Mittelalters
Als Kind deutsch-jüdisch-stämmiger Eltern wurde Reich im Jahr 1936 in New York City
angelehnt, verweist zugleich aber auf ganz subtile Weise auf die heutige Zeit. Das
geboren. Auf Wunsch seines Vaters lernte er als Kind Klavier spielen, wechselte als Teen-
Stück beginnt mit zweistimmigem Organum, wie es in der Zeit vor Perotin, dem man
ager jedoch zum Schlagzeug und nahm später privaten Unterricht beim Jazzmusiker
die Einführung der Vierstimmigkeit zuschreibt, üblich war. Die Frauenstimmen erge-
Hall Overton. Bevor er Musik studierte, absolvierte er noch ein Studium der Philosophie,
hen sich in einem puristischem Gesang aus lang ausgehaltenen Tönen. Die Männer-
das er mit einer Arbeit über Ludwig Wittgenstein abschloß. Komposition studierte Reich
stimmen setzen mit ebenfalls für das Mittelalter typischem rythmisch prägnantem
an der Juilliard School of Music und dem Mills College, unter anderem bei Luciano Berio
Organum ein. Beides wird vom Synthesizer durch den Klang einer Barockorgel dezent
und Darius Milhaud. Im Rückblick nennt er jedoch Overton
begleitet. Durch das Sampling der einzelnen Stimmen greifen diese später immer
und dessen Lehrer Vincent Persichetti seine besten Lehrer, da
engmaschiger und rhythmischer ineinander. Die fein austarierten Tonwechsel, in
sie in der Lage gewesen seien, mit ihm die musikalische Welt
gleichmäßigem Rhythmus begleitet von den Vibraphonen, sorgen dafür, dass sich
zum Leben zu erwecken, die in ihm selbst schlummerte, statt
auch das Ohr des Zuhörers im Laufe des Stückes zunehmend für das Klanggeschehen
ihm ihr eigenes Kompositionskonzept überzustülpen. Wert-
sensibilisiert und man immer weiter in das Stück hineingezogen wird.
volle Anregungen holte sich Reich auch in den Konzerten des
Jazz-Saxophonisten John Coltrane, die er als Student mit Begeisterung besuchte. Während er an der Hochschule mit ansah, wie seine Kommilitonen Werke komponierten, die sie
selbst nie spielten, erlebte Reich bei Coltrane eine musikalische Authentizität und einen unmittelbaren Ausdruck, die
John Cage
ihn zutiefst faszinierten. Außerdem prägten ihn aber auch die balinesische Gamelan-
John Cage hat nicht nur die Musikgeschichte und das Komponieren im 20. Jahrhundert
Musik und die afrikanische Trommelmusik, welche er u.a. in verschiedenen Workshops
wie kaum ein anderer beeinflußt. Er verlangte auch eine ganz neue Wahrnehmungswei-
erkundete. In den 60er Jahren begann er, davon und durch die Bekanntschaft mit Terry
se zuerst der Musik, schließlich aber auch unserer Umwelt. Indem Cage in seinem Werk
Riley angeregt, mit Tonbandschleifen zu experimentieren, indem er auf verschiedenen
eingeübte und bequem gewordene Hörrituale enttarnte, sensibilisierte er auch dafür,
Bandmaschinen abgespielte Aufnahmen, in Phasen verschoben, wiederholte, was ihn
wie hinterfragenswert alles andere ist, was wir tagtäglich reflexartig praktizieren. Sei-
zur Entwicklung der Minimal Music führte. Im Jahr 1966 gründetet er in New York das
nem Publikum wünschte er auf seine humorvolle Art schlicht »happy new ears«.
Ensemble »Steve Reich and the Musicians«.
John Milton Cage wurde im September 1912 als Sohn eines Erfinders in Los Angeles ge»Proverb« entstand im Auftrag der BBC-Proms, aus Anlass ihres 100-jährigen Jubilä-
boren. Musikalisch prägte ihn schon früh Arnold Schönberg, der ihm kostenlosen Privat-
ums, und des Festivals für Alte Musik in Utrecht. Es wurde, in einer Arbeitsfassung,
unterricht gab, ihm dafür aber das Versprechen abnahm, sein Leben der Musik zu wid-
im Jahr 1995 von Peter Eötvös in London uraufgeführt. Die Idee zu diesem Werk geht
men. Seit Ende der 30er Jahre arbeitete Cage mit seinem Lebenspartner, dem Choreo-
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graphen Merce Cunningham zusammen, für dessen Tanzensemble viele seiner Werke
Ausdruck: eine Gruppe von Individuen sollte auf harmonische Weise und ohne strikte
entstanden. Er zog nach New York und stand dort in regem Austausch mit vielen Künst-
Regeln so zusammenleben, dass jeder einzelne seinem Selbst noch Ausdruck verleihen
lern, auch mit Marcel Duchamp, den er einen seiner Lehrer nannte.
kann. Cage widmete »Five« den Wittener Tagen für neue Kammermusik und ihrem Leiter Wilfried Brennecke.
1940 erfand Cage, mit Schlagzeugmusik beschäftigt, das präparierte Klavier. Später inszenierte er mit dem »Untitled Event« das erste Happening der Kunstgeschichte, und
prägte mit anderen Künstlern die Fluxus-Bewegung. Er setzte sich intensiv mit asiatischen Philosophien wie dem ZenBuddhismus auseinander, lehrte an der Avantgarde-Künstler-
Leonard Bernstein
schmiede »Black Mountain College« und schon 1958 bei den
Als Leonard Bernstein Mitte der 60er Jahre nach Europa kam, war es ein Leichtes für ihn,
Darmstädter Ferienkursen. In den 50er Jahren begann er, Zu-
als »Enfant terrible« die Klassikszene gehörig aufzumischen. Unerhört und ungesehen
fallsoperationen als Technik beim Komponieren zu verwen-
waren die Emotionalität und Extrovertiertheit, mit der er
den, als ein Mittel, um die »verbrauchten Klänge« der traditi-
Musiker und Publikum anfeuerte – von Luftsprüngen und
onellen Kunstmusik hinter sich zu lassen. Am wichtigsten
Tanzschritten auf dem Podium bis hin zu Handküssen an die
war ihm sein Klavierstück »4’33«, mit dem er ein Zufallspro-
Sängerinnen. Im Vergleich dazu umgab seinen Rivalen Kara-
dukt erster Güte schuf: der Pianist sitzt still am Klavier (Spiel-
jan mehr die Aura eines Heiligen denn eines Superstars. Doch
anweisung: »tacet«), ohne auch nur eine einzige Taste zu drü-
Bernstein war kein Clown. Bei aller Lebensfreude ließ er spü-
cken. Damit warf er die Frage auf, warum wir die Musik, welche unsere Umgebung bie-
ren, mit welcher Ernsthaftigkeit und Gründlichkeit er sich sei-
tet, wie Verkehrs- oder Publikumsgeräusche, versuchen, auszublenden statt an sie den
ner Lebensaufgabe, der Musik, verschrieben hatte, was ihn
gleichen ästhetischen Maßstab anzulegen wie an das Bühnengeschehen. Cage sagte
für seine Fans wohl umso charismatischer machte.
einmal, er beschäftige sich mit Geräuschen lieber als mit Musik, nicht nur weil sie einen
höheren ästhetischen Nutzen hätten, sondern vor allem, da ein Komponist letztendlich
Im Jahr 1918 wurde »Louis Bernstein« , der sich später nur
nur jemand sei, der anderen sagt, was sie zu tun hätten. Stattdessen wollte er lieber eine
noch »Leonard« nannte, in Massachusetts, als Kind ukrainisch-jüdischer Einwanderer,
soziale Interaktionsmöglichkeit, im Idealfall im anarchischen Sinne, schaffen.
geboren. Er studierte an der Harvard University Klavier und Komposition, später am Curtis Institute in Philadelphia. Als Assistant des New York Philharmonic Orchestras sprang
»Five«, das im Januar 1988 entstand, war eines der ersten von den insgesamt zweiund-
er im Jahr 1943 für den erkrankten Bruno Walter ein und startete so schon als 25-jähri-
fünfzig »Number Pieces« (Zahlenstücke). Cage schrieb sie in den letzten sechs Jahren
ger in eine äußerst erfolgreiche Dirigentenlaufbahn. Als Komponist gelang es ihm vor
seines Lebens. Jedes der Stücke ist nach der Anzahl seiner Akteure benannt. So konzipier-
allem mit der »Westside Story« (1957), seinen Anspruch zu verwirklichen, Meisterwerke
te Cage »Five« für fünf Musiker, ließ aber offen, welche Instrumente oder Stimmen er-
zu schreiben, die amerikanisch klingen und populär sind. Statt der Avantgarde, die für
klingen sollen. Was er vorgibt, sind die Tonhöhen und die Dynamik. Ferner erhält jeder
Bernstein zu wenig mit dem Leben zu tun hatte, wandte er sich dem Eklektizismus zu,
Akteur fünf Zeitfenster (»time brackets«), innerhalb derer er mit seinen Tönen zu begin-
dem in seinen Augen die Zukunft gehörte. Für ihn war es vertretbar, darin sämtliche
nen bzw. zu enden hat, eine Technik, die Cage schon seit Anfang der 50er Jahre immer
Stile, auch der Unterhaltungsmusik mit einzubeziehen, solange sie auf dem tonalen
wieder anwendete. Dadurch wollte er die Komposition statt zu einer Struktur zu einem
Prinzip beruhen, dass in seinen Augen den kosmischen Harmonien entspricht.
Prozess werden lassen: »also von einem Objekt, das Teile hat, hin zu etwas, das man
»Wetter« nennen könnte«.
Bernstein war eng mit Aaron Copland befreundet, den er auf dessen Geburtstagsfeier
im Jahr 1979 »meinen ersten Freund in New York, meinen Meister, mein Vorbild, meinen
Jedes der Zeitfenster in »Five« enthält ein bis drei Klänge. Die Stimmen der fünf Musiker
Weisen, meinen Therapeuten, meinen Führer, meinen Berater, meinen älteren Bruder,
korrespondieren dabei nicht direkt miteinander, sondern überlappen mehr zufällig. Da-
meinen geliebten Freund« nannte.
rin findet Cages Utopie von einem ganz neuen gesellschaftlichen Miteinander seinen
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Die Missa Brevis ist das einzige a-cappella-Werk, das von Bernstein veröffentlicht wurde.
Aus ihr spricht ganz der berühmte Bernstein’sche Esprit. Die Soli des Countertenors, Glocken und Perkussion, geben der Messe eine große szenische Lebendigkeit. Die Messe ent-
Aaron Copland
Four Motets
stand in ihrer jetzigen Form erst im Jahr 1988, also zwei Jahre vor Bernsteins Tod, ihre
Wurzeln sind jedoch viel älter. Bereits im Jahr 1955, als Bernstein an »Candide« arbeitete,
schrieb er nebenbei eine Chormusik zum Schauspiel »Die Lerche«, das vom Prozess der
1 Help Us, O Lord
Hilf uns, o Herr
Jeanne d’Arc handelt. Darin wollte er die inneren Stimmen der Jeanne d’Arc hörbar ma-
Help us, O Lord.
Hilf uns, o Herr.
chen, die ihr halfen, ihre Truppen bei Orleans zum Sieg zu führen. Als der Dirigent Robert
For with Thee is the fount of life.
Denn in Dir ist die Quelle unseres Lebens.
Shaw die Musik hörte, riet er Bernstein, die Musik doch zu einer Missas brevis umzu-
In Thy light shall we see light.
In Deinem Licht werden wir das Licht schauen.
schreiben. Dreißig Jahre später fand Bernstein einen Anlass, um diesen Vorschlag in die
Let us march and try our ways.
Lass uns unsere Wege wagen.
Tat umzusetzen: er komponierte die Messe für die Verabschiedung Shaws von seinem
Turn to God.
Wende dich zu Gott.
Amt als künstlerischem Leiter des Atlanta Symphony Orchestras.
It is good that man should wait.
Es ist gut, dass der Mensch wartet,
It is good that man should hope.
Es ist gut, dass der Mensch hofft,
Um dem Schauspiel über Jeanne d’Arc den passenden musikalischen Hintergrund zu ge-
Hope for the salvation of the Lord.
hofft auf die Erlösung des Herrn.
ben, bettet Bernstein in seine – moderne – Klangsprache immer wieder Bezüge zur
Help us, O Lord.
Hilf uns, o Herr.
ten oder Quinten parallel führt. Besonders tief lässt das »Sanctus« in diese Klangwelt
2 Thou, O Jehovah, Abideth Forever
Du, O Jehovah, bestehst für immer
eintauchen, in dem Bernstein mit den alten Kirchentonarten Dorisch und Mixolydisch
Thou, O Jehovah, abideth forever.
Du, O Jehovah, bestehst für immer
spielt. Das unbegleitete, mit »frei« überschriebene Countertenor-Solo lässt an einen
God reigneth over all men and nations.
Gott herrscht über alle Menschen und Nationen.
Gregorianischen Choral denken. Bernstein läßt die Messe mit einem tänzerischen Dona
His throne doth last
Sein Reich bleibt ewig bestehen.
nobis pacem enden.
and doth guide all the ages.
Und leitet durch alle Zeiten.
Wherefore willst Thou forsake us ever?
Wirst Du uns jemals verlassen?
When then willst Thou forget us never?
Wirst Du uns jemals vergessen – jemals?
And all the length of our days
In all unseren Tagen wirst du ewig
Will ever be our Savior.
unser Heiland sein.
Klangwelt des Mittelalters und der Renaissance ein, etwa indem er die Stimmen in Quar-
Autorin:
Julika Jahnke lebt in Augsburg, studierte Musikwissenschaft und Nordamerikanistik in ihrer
Heimat­stadt Berlin und arbeitet seit 1997 als Autorin und Moderatorin für Kulturwellen der ARD
(BR Klassik, SWR2 und MDR Figaro). Außerdem betreut sie PR-Projekte für den Veranstalter »Parktheater Göggingen«.
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3 Have Mercy on Us, O My Lord
Erbarme dich unser, o mein Herr
Have Mercy on Us, O My Lord
Erbarme dich unser, o mein Herr,
Be not far from us, O my God.
bleibe bei uns, O mein Gott.
Give ear unto our humble prayer.
Erhöre unser stammelndes Gebet,
Attend and judge us in Thy might.
Sei mit uns und richte uns in der Allmächtigkeit.
Uphold us with Thy guiding hand.
Leite uns mit Deiner Hand.
Restore us to Thy kindly light.
Bring uns zurück in Dein wohltuendes Licht.
Have mercy.
Sei uns gnädig.
Be not far from us, O my God
Bleibe bei uns, O mein Gott.
O my heart is sorely pained.
O meine Seele ist voll von Leid
Cast me not away from Thee.
Verwirf mich nicht vor Dir.
Then we shall trust in Thee,
Dann werden wir auf Dich vertrauen,
Then we will bear our place.
dann werden wir unser Schicksal meistern.
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4 Sing Ye Praises to Our King
Singt unserem König Lobgesänge
Sing ye praises to our King.
Singt unserem König Lobgesänge.
O sing ye praises to our King and Ruler.
Singt unserem König und Herrscher Lobgesänge.
Come and hear all ye men,
Kommt und hört all ihr Menschen,
Come and hear my praises.
Kommt und hört meine Loblieder.
He doth bless all the earth,
Er segnet die ganze Erde,
bringeth peace and comfort.
bringt Frieden und Trost.
Shout unto God all ye men.
Alle Menschen, jubelt zu Gott.
Shout unto God all your praises.
Kommt und preist ihn alle Menschen.
Jay Schwartz
Music for six Voices II
für gemischten Chor a cappella
nach »The First Time Ever I Saw Your Face« by Ewan MacColl
The first time ever I saw your face
Bei einer digitalen Extremverlangsamung
I thought the sun rose in your eyes
des aufgenommenen, gesprochenen Textes
And the moon and the stars were the gifts
werden Vokale zu lang gedehnten Glissandi.
you gave to the dark and the end of the skies
Nicht der Text selbst, sondern lediglich die
And the first time ever I kissed your mouth
Tonhöhen und Tonumfänge des gesproche-
I felt the earth move in my hand
nen Textes liegen der Komposition als kompo-
Like the trembling heart of a captive bird
sitorische Bausteine zugrunde.
Samuel Barber
A Stopwatch and an
Ordnance Map
Samuel Barber
Eine Stoppuhr und eine
Generalstabskarte
A stopwatch and an ordnance map.
Eine Stoppuhr und eine Generalstabskarte.
At five a man fell to the ground
Um fünf fiel ein Mann zu Boden
And the watch flew off his wrist
und die Uhr flog ihm vom Arm.
Like a moon struck from the earth
Wie ein von der Erde geschlagener Mond
Marking a blank time that stares
zeigt sie bedeutungslos gewordene Zeit an,
On the tides of change beneath.
im Strom der Veränderung da unten.
All under the olive trees.
Alles unter den Olivenbäumen.
A stopwatch and an ordnance map.
Eine Stoppuhr und eine Generalsstabkarte.
He stayed faithfully in that place
Treu blieb er an jener Stelle,
From his living comrade split
Von seinem lebendigen Kameraden getrennt.
By dividers of the bullet
Der Zirkel dieser Kugel
Opening wide the distances
hat die Dimensionen
Of his final loneliness.
seiner letzten Einsamkeit weit ausgedehnt.
All under the olive trees.
Alles unter den Olivenbäumen
A stopwatch and an ordnance map.
eine Stoppuhr und eine Generalstabskarte
And the bones are fixed at five
und die Knochen sind fest um fünf
Under the moon‘s timelessness;
unter der Zeitlosigkeit des Mondes;
But another who lives on
Doch ein anderer, der noch lebt,
Wears within his heart forever
trägt für immer in seinem Herzen
Space split open by the bullet.
den Raum, den die Kugel aufriss.
All under the olive trees.
Alles unter den Olivenbäumen
Stephen Spender
That was there at my command, my love
And the first time ever I lay with you
I felt your heart so close to mine
And I knew our joy would fill the earth
And last, till the end of time, my love
The first time ever I saw your face
Your face
Your face
Your face
Ewan Mac Coll
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Steve Reich
Proverb
»How small a thought it takes to fill a whole life«
»Welch ein kleiner Gedanke doch ein ganzes Leben füllen kann«
(Ludwig Wittgenstein)
John Cage
Five für fünf Musiker
Vokalisen
Leonard Bernstein
Missa Brevis
Domine Deus,
Herr und Gott,
Agnus Dei, Filius Patris.
Lamm Gottes, Sohn des Vaters!
Qui tollis peccata mundi,
Du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
miserere nobis.
erbarme dich unser.
Qui tollis peccata mundi,
Du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
suscipe deprecationem nostram.
nimm unser Flehen gnädig auf.
Qui sedes ad dexteram Patris,
Du sitzest zur Rechten des Vaters:
miserere nobis.
erbarme dich unser.
Quoniam tu solus sanctus.
Denn du allein bist der Heilige,
Tu solus Dominus.
Du allein der Herr,
Tu solus Altissimus, Jesu Christe.
Du allein der Höchste, Jesus Christus.
Cum Sancto Spiritu,
Mit dem Heiligen Geiste,
in gloria Dei Patris.
in der Herrlichkeit Gottes des Vaters.
Amen.
Amen.
SANCTUS
SANCTUS
Sanctus, Sanctus, Sanctus
Heilig, heilig, heilig
Dominus Deus Sabaoth.
Herr, Gott der Heerscharen.
Pleni sunt coeli et terrae
Himmel und Erde sind erfüllt
gloriae tuae.
von deiner Herrlichkeit.
Osanna in excelsis.
Hosanna in der Höhe.
KYRIE
KYRIE
Kyrie eleison.
Herr, erbarme dich unser.
Benedictus
BENEDICTUS
Christe eleison.
Christus, erbarme dich unser.
Benedictus qui venit
Hochgelobt sei, der da kommt
Kyrie eleison.
Herr, erbarme dich unser.
in nomine Domini.
im Namen des Herrn!
Osanna in excelsis.
Hosanna in der Höhe.
GLORIA
GLORIA
Gloria in excelsis Deo.
Ehre sei Gott in der Höhe.
AGNUS DEI
AGNUS DEI
Et in terra pax
Und auf Erden Friede
Agnus Dei,
Lamm Gottes,
hominibus bonae voluntatis.
den Menschen, die guten Willens sind.
qui tollis peccata mundi:
du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
Laudamus te.
Wir loben dich.
miserere nobis.
erbarme dich unser.
Benedicimus te.
Wir preisen dich.
Agnus Dei,
Lamm Gottes,
Adoramus te.
Wir beten dich an.
qui tollis peccata mundi:
du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
Glorificamus te.
Wir verherrlichen dich.
miserere nobis.
erbarme dich unser.
Gratias agimus tibi
Wir sagen dir Dank
Agnus Dei,
Lamm Gottes,
propter magnam gloriam tuam.
ob deiner großen Herrlichkeit!
qui tollis peccata mundi:
du nimmst hinweg die Sünden der Welt:
Domine Deus, Rex coelestis,
Herr und Gott, König des Himmels,
Deus Pater omnipotens.
Gott, allmächtiger Vater!
DONA NOBIS PACEM
DONA NOBIS PACEM
Domine Fili unigenite Jesu Christe.
Herr Jesus Christus, eingeborener Sohn!
dona nobis pacem.
gib uns den Frieden.
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Franz Vitzthum, Countertenor
SWR Vokalensemble Stuttgart
Franz Vitzthum, geboren in der Operpfalz,
Das SWR Vokalensemble Stuttgart mit seinen 30 Sängerinnen und Sängern zählt zu den
er­hielt seine erste musikalische Ausbildung
international führenden Ensembles für die Vokalmusik des 20. Jahrhunderts und der Ge-
bei den Regensburger Domspatzen. Sein Ge-
genwart.
sangsstudium absolvierte er 2007 bei Kai
Wessel an der Musikhochschule Köln. Schon
Bereits 1947 erfolgte der erste Auftritt bei den Donaueschinger Musiktagen. 1951 kam
während seiner Ausbildung erhielt er zahl-
mit Hermann Joseph Dahmen ein Chefdirigent, der die Spezialisierung des Chores auf
reiche Preise und Stipendien. Die Presse lobt
zeitgenössische Vokalmusik entschieden vorantrieb. Zu internationaler Reputation als
Franz Vitzthums Stimme als intonations­
Ensemble für Neue Musik gelangte das SWR Vokalensemble dann mit den Chefdirigen-
sicheren, linear geführten Countertenor, der
ten Marinus Voorberg (1975 – 1981), Klaus-Martin Ziegler (1981 – 1987) und mit Rupert
mühelos in die Mezzolage reicht und durch
Huber (1990 – 2000).
außergewöhnliche
Klangschönheit
über-
zeugt. Es folgten Einladungen zu Solo-Aben-
Seit 2003 ist Marcus Creed Chefdirigent. Unter seiner Leitung gründete das Vokalensem-
den beim Rheingau Musik Festival, den Hän-
ble seine erste eigene Konzertreihe in Stuttgart. Die CD-Produktionen, die unter der Lei-
del-Festspielen in Halle, Karlsruhe und Göt-
tung Marcus Creeds bisher entstanden sind, wurden mit renommierten Auszeichnun-
tingen, zu La Folle Journée in Nantes und dem Bach Festival Philadelpia. Er arbeitete u. a.
gen bedacht, darunter Aufnahmen mit nahezu unbekannten Werken von Charles Ives,
mit den Dirigenten Nicolas McGegan, Andrew Parrott, Hermann Max, Peter Neumann
Elliott Carter und Heitor Villa-Lobos. Für seine Produktion von Bruckners e-Moll-Messe
und Christoph Poppen zusammen. Desweiteren hat er bei diversen Opern- und Oratori-
und einer Motettenauswahl wurde das SWR Vokalensemble Stuttgart 2009 als »Ensem-
enproduktionen mitgewirkt, u. a. bei Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung (Gla-
ble des Jahres« sowie 2011 und 2012 für die »Chorproduktion des Jahres« mit dem Echo
nert), Jephta und Solomon (Händel), Orfeo (Gluck) und Orlando generoso (Steffani) und
Klassik prämiert (2011: Heitor Villa-Lobos, Chorwerke; 2012: György Ligeti, Requiem). Au-
zuletzt in Spartaco (Porsile) an der Winteroper in Schwetzingen. Franz Vitzthum ist auch
ßerdem wurde es 2011 für seinen wegweisenden Einsatz für zeitgenössische Vokalmusik
vielgefragter Kammermusikpartner. So konzertiert er regelmäßig mit dem Lautenisten
mit dem »Europäischen Chorpreis« der Kulturstiftung Pro Europa ausgezeichnet.
Julian Behr und dem Basler Ensemble Capricornus und singt mit dem von ihm gegründeten Vokalensemble Stimmwerck.
Neben ihren vielfältigen Verpflichtungen betreuen die Mitglieder des SWR Vokalensembles Stuttgart mit VE Young CLASSIX ein umfangreiches Kinder- und Jugendprogramm.
Diese vielseitige Tätigkeit spiegelt sich in seiner Diskographie wider, die laufend erwei-
Darüber hinaus sind Mitglieder des Ensembles in einer selbst verantworteten Kammer-
tert wird. Nach seiner Debüt-CD »Ich will in Friede fahren« mit dem Gambenconsort Les
musikreihe im Kunstmuseum Stuttgart zu hören.
Escapades hat Franz Vitzthum unter dem Titel »Himmels-Lieder« soeben eine weitere
Solo-CD mit geistlichen Barockliedern für das Label Christophorus aufgenommen.
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Marcus Creed
Der Dirigent ist an der Südküste Englands
geboren und aufgewachsen.
Er begann sein Studium am King‘s College in
Cambridge, wo er Gelegenheit hatte, im berühmten King‘s College Choir zu singen.
Weitere Stu­dien führten ihn an die Christ
Church in Oxford und die Guildhall School in
London.
Ab 1977 lebte Marcus Creed in Berlin. Stationen seiner Arbeit waren die Deutsche Oper
Berlin, die Hochschule der Künste sowie die
Gruppe Neue Musik und das Scharoun Ensemble. Von 1987 bis 2001 war Marcus Creed künstlerischer Leiter des RIAS-Kammerchores. 1998 folgte er einem Ruf auf eine Dirigierprofessur an der Musikhochschule Köln.
Seit 2003 ist Marcus Creed künstlerischer Leiter des SWR Vokalensembles Stuttgart. Das
Sopran
Alt
Tenor
Bass
besondere Anliegen von Marcus Creed gilt mit diesem Ensemble der Wiederaufführung
Julika Birke*
Ulrike Becker
Frank Bossert
Bernhard Hartmann
herausragender Kompositionen der jüngsten Vergangenheit, darunter z.B. Werke von
Barbara van den
Boom
Sabine Czinczel
Johannes Kaleschke
Reiner Holthaus
Luigi Nono, György Kurtág, Wolfgang Rihm oder Heinz Holliger.
Judith Hilger
Herbert Klein
Achim Jäckel
Kirsten Drope
Ulrike Koch
Rüdiger Linn
Torsten Müller
Marcus Creed ist regelmäßiger Gast bei internationalen Festivals der Alten und Neuen
Eva Kleinheins*
Sophia Maeno
Hubert Mayer
Philip Niederberger
Musik und arbeitet regelmäßig mit der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Freiburger
Andrea Lehment*
Sandra Stahlheber*
Julius Pfeifer
Mikhail Nikiforov
Barockorchester und Concerto Köln zusammen. Seine CD-Veröffentlichungen wurden
Angelika Lenter*
Wiebke Wighardt
Wilfried Rombach*
Thomas Scharr*
für ihre stilsicheren und klangsensiblen Interpretationen mit internationalen Auszei-
Annette Ruoff
Ute Wille
Alexander Yudenkov Mikhail Shashkov
Eva-Maria Schappé
chungen prämiert, darunter der Preis der deutschen Schallplattenkritik, der Edison
Award, der Diapason d’Or, der Cannes Classical Award sowie der Echo Klassik.
Kerstin Steube
Johanna Zimmer
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* als Gast
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Die nächsten Konzerte
des SWR Vokalensembles Stuttgart
Do 06. Juni 2013, 20 Uhr
Speyer, Dom
Schwetzinger SWR Festspiele
Fr 07. Juni 2013, 19 Uhr
Stuttgart, Stiftskirche
»Stunde der Kirchenmusik«
Fr 19. April 2013, 11 Uhr
SWR Young CLASSIX
Schulkonzert
Stuttgart, Musikhochschule, großer Saal
Sindbad der Seefahrer
Eine musikalische Geschichte
für Sprecher und Stimmen
von Gordon Kampe (Uraufführung)
Erzähler: Malte Arkona
Sindbad: Hubertus Gertzen
SWR Vokalensemble Stuttgart
Dirigent: Klaas Stok
Ein Projekt für Schulklassen 1.-5. Klasse
SWR Young CLASSIX bietet dazu Unterrichtsmaterial,
Schulbesuche und Coaching
www.ve-young classix.de
So 26. Mai 2013, 18 Uhr
Speyer Dreifaltigkeitskirche
Schwetzinger SWR Festspiele
Benjamin Britten (1913 – 1976)
Hymn to the Virgin
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Zwei Motetten op 29 für fünfstimmigen gemischten Chor a cappella
Paul Hindemith (1895 – 1963)
Messe für gemischten Chor a cappella
Benjamin Britten (1913 – 1976)
Sacred and Profane, op. 91.
Eight Medieval Lyrics für gemischten Chor a cappella
SWR Vokalensemble Stuttgart
Dirigent: Marcus Creed
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Charles Koechlin (1867 – 1950)
Choral sur le nom de Fauré für Streichorchester
Lili Boulanger (1893 – 1918)
Pie Jesu für Singstimme, Streichquartett, Harfe und Orgel
Gabriel Fauré (1845 – 1924)
Super Flumina Babylonis für Chor und Orchester
Francis Poulenc (1899 – 1963)
Konzert für Orgel, Pauken und Streicher g-Moll FP93
Gabriel Fauré (1845 – 1924)
Requiem für Sopran, Bariton, Chor und Orchester op. 48
Christina Landshamer, Sopran
Michael Nagy, Bariton
Oliver Latry, Orgel
SWR Vokalensemble Stuttgart
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Dirigent: Stéphane Denève
Do 04. Juli 2013, 11 Uhr
Rosengarten Mannheim, Musensaal
SWR Young CLASSIX
Schulkonzert
Empfohlen für Grundschulklassen
Sa 06. Juli 2013, 11 Uhr
Theaterhaus Stuttgart, T1
SWR Young CLASSIX
Familienkonzert
Empfohlen für Familien mit Kindern im Vor- und Grundschulalter
20.000 Meilen unter dem Meer (Uraufführung)
Eine musikalische Erzählung von Henrik Albrecht
nach dem Roman von Jules Verne
Mit Malte Arkona
SWR Vokalensemble Stuttgart
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Dirigent: Stéphane Denève
swryoungclassix.de
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Sa 13. Juli 2013, 20 Uhr
Konzertreihe des SWR Vokalensembles Stuttgart
Stuttgart, Ev. Kirche Stuttgart-Gaisburg
Konzerteinführung 19 Uhr
So 14. Juli 2013, 18 Uhr
Sonderkonzert des SWR Vokalensembles Stuttgart zusammen mit seinem 2. Patenchor
Stuttgart, Ev. Kirche Stuttgart-Gaisburg
Konzerteinführung 17 Uhr
Mi 17. Juli 2013, 20 Uhr
Festival RheinVokal
Koblenz, St. Kastor
Fr 19. Juli 2013, 19.30 Uhr
Gastkonzert Stadtkirche Schwaigern
Russland!
Mikhail Glinka (1804 – 1857)
Cherubimgesang
für 6 Stimmen a cappella
Sergej Rachmaninov (1873 – 1943)
Gebet der nächtlich wachenden Muttergottes
Peter Tschaikowsky (1840 – 1893)
Cherubimgesang
aus: Liturgie des hl. Johann Chrysostomos
Alfred Schnittke (1934 – 1998)
Drei geistliche Gesänge
Sergei Iwanowitsch Tanejew (1856 – 1915)
Chöre nach Jakow Polonski op. 27
Sofia Gubaidulina (*1931)
Hommage a Marina Zwetajewa
Suite für gemischten Chor a cappella in 5 Sätzen
nur am So 14. Juli 2013:
Daniel Smutny (1976)
Neunstimmige Motette für zwei inneinander verschränkte Chöre (Uraufführung)
mit der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz,
Leitung Jochen Steuerwald
SWR Vokalensemble Stuttgart
Dirigent Marcus Creed
VO N BUXTE H U DE B IS B OU L ANG E R
Geistliche Musik in Speyer
Do 16. Mai, 20 Uhr, Dom
Musica Fiata
La Capella Ducale
mit Werken von Buxtehude
So 26. Mai, 18 Uhr, Dreifaltigkeitskirche
SWR Vokalensemble Stuttgart
mit Werken von Britten, Brahms und Hindemith
Fr 31. Mai, 20 Uhr, Dreifaltigkeitskirche
Capella Cracoviensis
mit Werken polnischer Barockkomponisten
Do 6. Juni, 20 Uhr, Dom
SWR Vokalensemble Stuttgart
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
mit Werken von Koechlin, Boulanger, Fauré und Poulenc
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Ausführliches Programm: schwetzinger-SWR-festspiele.de
Eintrittskarten: SWR2KulturService.de · Tel. 07221-300 200
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