Die Französische Revolution – Grundsubstanz und wesentliche Begriffe1 (Ergänzung zum Kompendium II)2 EINLEITUNG Französische Revolution, Epoche der französischen Geschichte von 1789 bis 1799, in der die Feudalherrschaft gewaltsam abgeschafft und eine bürgerliche Republik etabliert wurde. Die Französische Revolution hatte tief greifende Auswirkungen auf beinahe ganz Europa. 2. HISTORISCHE GRUNDLAGEN Die revolutionären Unruhen resultierten aus der Unfähigkeit des Ancien régime, auf die geistigen (siehe Aufklärung) und wirtschaftlich-politischen Herausforderungen Ende des 18. Jahrhunderts angemessen zu reagieren. Das ökonomisch erstarkte Bürgertum drängte auf größere politische Einflussnahme, eklatante soziale Missstände erforderten dringend eine Lösung. Hinzu kam der Staatsbankrott von 1788, der eine Legitimitätskrise der Monarchie auslöste. Langfristig wirkten sich hier u. a. noch die Lasten des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) aus. Während der Regierungszeit Ludwigs XVI. wurden die Rufe nach Reformen immer lauter. Die Reformen der Finanzminister Anne Robert Jacques Turgot und Jacques Necker erbrachten zwar eine größere Transparenz der Staatsfinanzen, scheiterten aber letztlich am Widerstand konservativer Kräfte in der Notablenversammlung von 1787/88. Im Lauf der nächsten Jahre verschärfte sich die Finanzkrise immer mehr. Forderungen nach einer Einberufung der Generalstände (Klerus, Adel und dritter Stand), die seit 1614 nicht mehr zusammengetreten waren, zwangen Ludwig XVI. 1788, landesweite Wahlen zu genehmigen. Im Vorfeld der Wahlen kursierten zahlreiche Pamphlete mit aufklärerischem Gedankengut und die so genannten Beschwerdehefte (Cahiers de doléances), in denen die Kritik der Bevölkerung an den aktuellen Zuständen deutlich zum Ausdruck kam. 3. GENERALSTÄNDE UND ABSETZUNG LUDWIGS XVI. Am 5. Mai 1789 traten die Generalstände in Versailles zusammen. Der dritte Stand hatte zwar eine Verdopplung seiner Mandatszahl erreicht (er stellte 578 Abgeordnete, der Klerus 291 und der Adel 270), scheiterte jedoch mit seiner Forderung, in den Generalständen gleichberechtigt nach Köpfen anstatt nach Ständen abzustimmen. Der dritte Stand rekrutierte sich vor allem aus Angehörigen des aufgeklärten, gebildeten Bürgertums und bestand nahezu ausschließlich aus Reformbefürwortern. Seine prominentesten Führer waren der Abbé Sieyès, der sich in seiner einflussreichen Schrift Qu’est-ce que le tiers état? (Was ist der dritte Stand?) gegen jede Form von Standesprivilegien ausgesprochen hatte, und Graf Mirabeau. Am 17. Juni erklärte sich der dritte Stand zur Nationalversammlung (Assemblée nationale) und legte am 20. Juni einen feierlichen Eid ab, keinesfalls vor der Schaffung einer neuen Verfassung auseinander zu treten (Ballhausschwur). Zahlreiche Vertreter der beiden anderen Stände, vor allem der niedere Klerus und die liberale Minderheit des Adels, schlossen sich an. Auf Druck der Pariser Bevölkerung musste Ludwig XVI. schließlich die Nationalversammlung anerkennen, die sich, nachdem ihr auf Anweisung des Königs auch die übrigen Vertreter von Klerus und Adel beigetreten waren, am 9. Juli 1789 zur verfassunggebenden Nationalversammlung (Assemblée nationale constituante) konstituierte. 1 Nach Microsoft Encarta Die Wichtigsten Begriffe Personen sind in der Reihenfolge ihrer Verwendung am Ende der Darstellung aufgeführt. 2 Zwischenzeitlich hatte der König loyale Truppen rings um Paris konzentriert und am 11. Juli den beim Volk populären Necker erneut aus der Regierung entlassen. Diese Provokationen lösten letztlich am 14. Juli den Sturm auf das verhasste Staatsgefängnis, die Bastille, aus. Schon vor den Pariser Unruhen war es in vielen Teilen Frankreichs aufgrund der herrschenden Hungersnot zu Ausschreitungen seitens der Bauern gekommen; seit den Pariser Unruhen gingen die Aufstände gegen die Aristokratie in den Provinzen weiter. Die erste Welle der Émigrés, vor allem Adelige, verließ in Reaktion auf die Unruhen in Paris und in den Provinzen überstürzt das Land. Unter ihnen waren auch die späteren Könige Ludwig XVIII. und Karl X., die jüngeren Brüder Ludwigs XVI., die im Ausland um Unterstützung für die französische Monarchie warben. In Paris wurde angesichts der Unruhen eilig eine provisorische revolutionäre Regierung gebildet und eine Bürgermiliz ins Leben gerufen, die so genannte Nationalgarde unter dem Befehl des Marquis de Lafayette. Die blau-weiß-rote Kokarde der Nationalgarde inspirierte später die Farbgebung der neuen Nationalflagge, die als Trikolore die weiße Standarte der Bourbonen ersetzte. Ludwig XVI. verzichtete nun auf eine militärische Lösung und setzte Necker erneut als Minister ein. Die Nationalversammlung stellte in der Folge zahlreiche der von der provisorischen Regierung getroffenen Maßnahmen auf eine offizielle rechtliche Grundlage: Sie beseitigte die feudalen Standesrechte und andere Privilegien und hob den geistlichen Zehnt auf (4./5. August 1789), verkündete die Menschen- und Bürgerrechte (26. August), säkularisierte die Kirchengüter und wandelte sie in Nationalgüter um (2. November), untergliederte das Land in einer Verwaltungsreform in 83 Departements, die Hauptstadt Paris in 48 Sektionen (Januar 1790), schaffte den Erbadel ab (19. Juni 1790) und schuf eine Zivilverfassung für den Klerus (12. Juli 1790). Die Phase der Kooperation zwischen Königshaus und Nationalversammlung wurde durch des Königs misslungene Flucht nach Varennes im Juni 1791 beendet. Die Nationalversammlung hatte sich zwischenzeitlich bevorzugt der Ausarbeitung einer Verfassung gewidmet. Die Verfassung, die schließlich am 3. September 1791 verkündet wurde, sah noch eine konstitutionelle Monarchie vor mit legislativen Befugnissen des Königs sowie ein Zensuswahlrecht, das die Mehrheit der Bevölkerung von der Teilnahme an der Politik ausschloss. Unter dem Eindruck der Flucht des Königs und des Blutbades auf dem Marsfeld vom 17. Juli 1791 (Sprengung einer antimonarchistischen Kundgebung durch die Nationalgarde) mehrten sich jedoch die Stimmen für die Schaffung einer Republik. Federführend waren hier vor allem die radikalen politischen Clubs der Jakobiner, unter denen zunächst noch die gemäßigteren Girondisten das Übergewicht hatten, und der Cordeliers; die gemäßigten Monarchisten dagegen schlossen sich im Klub der Feuillants zusammen. In der neu gewählten Gesetzgebenden Nationalversammlung (Assemblée nationale législative), die am 1. Oktober 1791 zusammentrat, stellten die genannten politischen Clubs die Mehrheit; allerdings kam es schon bald unter den Jakobinern zu scharfen Gegensätzen zwischen den Flügeln der Girondisten und der radikaleren Bergpartei. Am 20. April 1792 setzten die Girondisten, die noch die Nationalversammlung dominierten, die Kriegserklärung an Österreich und Preußen durch, womit die langwierigen, beinahe ganz Europa in Atem haltenden Kriege der Französischen Revolution eingeleitet wurden. In Reaktion auf das Koblenzer Manifest des österreichisch-preußischen Oberbefehlshabers, das in radikaler Form die uneingeschränkte Wiederherstellung der Monarchie in Frankreich als Kriegsziel der Koalition formulierte, stürmte am 10. August 1792 die Pariser Bevölkerung die Tuilerien, die Residenz des Königs; Ludwig XVI. wurde abgesetzt und mit seiner Familie im Temple inhaftiert, und es wurde die Wahl eines Nationalkonvents (Convention nationale) beschlossen. Mit dem Sturm auf die Tuilerien begann eine deutlich radikalere Phase der Französischen Revolution. 4. NATIONALKONVENT UND SCHRECKENSHERRSCHAFT In der Folgezeit wurden in den so genannten Septembermorden zwischen dem 2. und dem 6. September über 1 000 politische Gefangene, vor allem Geistliche, die den Eid auf die Zivilverfassung des Klerus verweigert hatten, und Royalisten, in Schnellverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet – toleriert u. a. von dem Justizminister Georges Danton. Am 20. September 1792 brachte die französische Armee bei Valmy den Vorstoß der österreichisch-preußischen Invasionstruppen zum Stehen. Der neu gewählte Nationalkonvent trat am 21. September 1792 zusammen und rief sogleich die Republik aus. Beherrscht wurde der Konvent zunächst von den Girondisten und der Bergpartei. Mit dem 22. September begann das „Jahr I” des neuen republikanischen Kalenders. Am 11. Dezember 1792 wurde der Prozess gegen Ludwig XVI., den „Bürger Capet”, eröffnet, am 17. Januar 1793 erging das Todesurteil wegen Landesverrats, und am 21. Januar 1793 wurde der König hingerichtet. In der Folge schaltete die Bergpartei aufgrund der prekären außenpolitisch-militärischen und der instabilen innnenpolitischen Lage die Girondisten im Nationalkonvent nach und nach aus; Ende Mai/Anfang Juni wurden einige der führenden Girondisten verhaftet. Ab dem Juni 1793 wirkten die Jakobiner, d. h. in erster Linie die Bergpartei, bestimmend im Konvent und dessen Ausschüssen („Jakobinerherrschaft”), vor allem nach der Ermordung des radikalen Jakobinerführers Jean Paul Marat durch Charlotte Corday, einer Girondistin, im Juli 1793. Am 6. April gründete der Konvent den Wohlfahrtsausschuss als maßgebliches Exekutivorgan der Republik und gestand ihm weit reichende Vollmachten zu; die demokratische Verfassung vom 24. Juni 1793 wurde vorläufig (bis zu einem Friedensschluss mit der Koalition) suspendiert. Dem Wohlfahrtsausschuss gehörten u. a. Danton, Louis Saint-Just und Lazare Carnot an; am 27. Juli kam auch der Jakobinerführer Maximilien de Robespierre hinzu, der bald den Ausschuss dominierte. Robespierre setzte mit Hilfe von Danton, Saint-Just und Carnot im Wohlfahrtsausschuss extreme Maßnahmen durch, um eine Gegenrevolution schon im Keim zu ersticken. Von April 1793 bis Juli 1794, der Zeit der so genannten Schreckensherrschaft, wurden die Befugnisse des Ausschusses monatlich vom Nationalkonvent bestätigt. Dabei bewegte man sich zunehmend in Richtung eines dirigistisch-radikaldemokratischen Staatswesens. Von einschneidender Wirkung war die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und die Einrichtung eines Revolutionstribunals zur Aburteilung politisch missliebiger Personen. Das erste prominente Opfer des Tribunals war die ehemalige Königin Marie Antoinette, die am 16. Oktober hingerichtet wurde; 14 Tage später folgten die 31 hochrangigen, im Mai/Juni verhafteten Girondisten. Insgesamt fanden in Paris über 2 000 Personen den Tod durch die Guillotine, im Rest des Landes nochmals über 15 000 (über 1 600 wurden allein in Lyon auf Anordung Joseph Fouchés hingerichtet). Rechnet man die Todesfälle in den katastrophal überfüllten Gefängnissen und die Schnellverfahren auf dem Schlachtfeld hinzu, so belief sich die Zahl der Opfer der Schreckensherrschaft auf schätzungsweise 40 000 Menschen. Robespierre ergänzte diesen Schrecken (La Grande Terreur) um antireligiöse Vorschriften, er richtete den „Kult der Vernunft” und das „Fest des Höchsten Wesens” ein und ersetzte im Oktober 1793 den julianischen Kalender durch den republikanischen Kalender. Im Kampf um die Macht und die politische Vorherrschaft behielt Robespierre zunächst die Oberhand. Am 24. März 1794 wurden Hébert und seine wichtigsten Verbündeten hingerichtet, Danton und seine Anhänger am 5. April. Schließlich richtete sich aber der Terror gegen ihn selber. Am 27. Juli 1794, dem 9. Thermidor II nach dem Revolutionskalender, wurde Robespierre gestürzt, zusammen mit Saint-Just, Couthon und 98 weiteren Gefolgsleuten inhaftiert und folgenden Tages hingerichtet. Bis Ende 1794 stand der Nationalkonvent nun unter dem Einfluss der gemäßigten Republikaner, der so genannten „Thermidorianer”. 5. DAS DIREKTORIUM UND DIE MACHTÜBERNAHME NAPOLÉONS Ende September 1795 wurde die neue Direktorial-Verfassung angenommen; am 26. Oktober lösten sich Nationalkonvent und Wohlfahrtsausschuss auf, und am 31. Oktober 1795 trat das Direktorium (Directoire) als oberstes Regierungsorgan zusammen. Durch das Zensuswahlrecht der neuen Verfassung wurde in Frankreich wieder die bürgerliche Klassengesellschaft festgeschrieben. Angriffe auf die neue Verfassung von Rechts und Links, von Royalisten und Jakobinern bzw. FrühKommunisten (Françoise Babeuf), konnte das Direktorium abwehren. Obwohl sich das Direktorium auf eine Reihe fähiger Führungspersönlichkeiten, wie Charles Maurice de Talleyrand-Périgord und Joseph Fouché stützen konnte, traten Misserfolge wie der durch die drastische Abwertung der Assignaten ausgelöste Staatsbankrott (30. September 1797) auf. Problematisch wirkte sich auch die entschiedene Gegnerschaft des restlichen Europa aus, das nahezu vollständig unter monarchisch-absolutistischer Herrschaft stand, und die militärischen Niederlagen der Franzosen gegen die antifranzösische Koalition. Am 9. November 1799 (dem 18. Brumaire) setzte der korsische Artilleriegeneral Napoléon Bonaparte in einem Staatsstreich das Direktorium ab, erließ am 24. Dezember 1799 die Konsulatsverfassung und wurde selbst Erster Konsul. Damit war die Revolution innenpolitisch am Ende, wurde jedoch durch die Koalitionskriege und die Napoleonischen Kriege in weite Teile Europas getragen. Markierte Begriffe in der Reihenfolge ihrer Verwendung Ancien régime (französisch: alte Regierungsform), Bezeichnung für das Staats- und Gesellschaftssystem des absolutistischen Frankreich vor 1789. Zum Teil wird der Begriff nur auf die Regierung Ludwigs XVI. bis zur Französischen Revolution angewendet, zum Teil auch auf die längere Periode von ungefähr 1598 bis 1789. Ursprünglich hatte der Begriff keine historische, sondern eine politische Bedeutung: Während der Französischen Revolution, der „neuen Regierungsform”, war Ancien régime die abwertende Bezeichnung für die vorangegangene Ära, in der die Regierung allein dem König verantwortlich war und nicht den gewählten Volksvertretern. In einem weiteren Sinne bezeichnet Ancien régime die europäische Staats- und Gesellschaftsordnung von etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Turgot, Anne Robert Jacques, Baron de l’Aulne (1727-1781), französischer Ökonom und Staatsmann, geboren in Paris, studierte an der Sorbonne. Als Wirtschaftswissenschaftler wird er zu den Physiokraten gezählt. Sein Hauptwerk ist Réflexions sur la formation et la distribution des richesses (1766, Betrachtungen über die Bildung und Verteilung des Reichtums). Nach Turgot ist die einzige Quelle des Vermögens Grund und Boden; nur landwirtschaftliche Produkte dürften daher besteuert werden. 1774 wurde Turgot Generalkontrolleur der Finanzen unter Ludwig XVI. Er führte sofort strenge Reformen hinsichtlich der Ausgaben und der Besteuerung ein. 1776 unterbreitete er seine berühmten sechs Edikte dem Königlichen Rat. Darin drängte er darauf, die staatlichen Frondienste abzuschaffen, die Handelsmonopole zu unterdrücken und den Adel zu besteuern. Er scheiterte jedoch am Widerstand einflussreicher kommerzieller und politischer Interessensgruppen und wurde zum Rücktritt gezwungen. Necker, Jacques (1732-1804), französischer Finanzier und Staatsmann, geboren in Genf. Er begann als Lehrling in einer Pariser Bank (1747), 1762 gründete er seine eigene Bank. Er wurde Direktor der Ostindischen Kompanie von Frankreich. 1775 schrieb er eine beachtete Wirtschaftsstudie, Essai sur la législation et le commerce des grains (Aufsatz über die Gesetzgebung und den Getreidehandel), in welcher er die Politik des Freihandels angriff, die von Finanzminister Anne Robert Jacques Turgot eingeführt worden war. Necker wurde 1777 zum Nachfolger von Turgot ernannt und führte eine Reihe von Finanzreformen ein, darunter ein gerechteres Besteuerungssystem und einen Plan, um die Verschuldung der Zentralregierung zu reduzieren. 1781 stellte er den Compte rendu au Roi (Bericht an den König) fertig, eine umfassende Analyse der Verschuldung der Zentralregierung. Im Verlauf desselben Jahres entließ König Ludwig XVI. Necker, teils deshalb, weil der König den Protestantismus Neckers nicht billigte, und teils deshalb, weil Necker Königin Marie Antoinette verärgert hatte. Er hinderte sie daran, gewisse Extravaganzen durchzusetzen, weil er auf seiner Sparpolitik beharrte. 1788 wurde Necker erneut Finanzminister. Die Öffentlichkeit rühmte ihn als den einzigen Mann, der in der Lage sei, wieder eine solide Verwaltung für das in Unordnung geratene französische Finanzsystem zu schaffen. Im folgenden Jahr nahm seine Popularität noch zu, als er dem König vorschlug, die Generalstände (États généraux) einzuberufen, die seit dem Jahr 1614 nicht mehr zusammengetroffen waren. Die Annahme verschiedener radikaler Vorschläge dieser Körperschaft veranlasste Ludwig XVI. zur erneuten Entlassung Neckers. Diese Handlung war der unmittelbare Auslöser für den Sturm auf die Bastille durch die aufgebrachte Bevölkerung von Paris am 14. Juli 1789. Kurz danach wurde Necker erneut vom König berufen, aber er konnte die Krise nicht lösen, trat im September 1790 zurück und lebte auf seinem Landgut in Coppet in der Schweiz im Ruhestand. Generalstände (französisch États généraux,), nationale Ständeversammlung in Frankreich vor 1789. Die Mitglieder waren in drei Klassen oder Stände eingeteilt: Klerus, Adel und Dritter Stand, der die große Mehrheit der Bevölkerung ausmachte. Die Hauptaufgabe der Generalstände war die Zustimmung zu königlichen Steuererhebungen. Die Generalstände wurden zum ersten Mal 1302 von König Philipp IV. einberufen und erreichten den Höhepunkt ihrer Macht im 14. und 15. Jahrhundert. Unter Karl VII. begann die Monarchie eigene Einnahmequellen zu erschließen und stützte sich immer weniger auf die Generalstände. Nach 1614 wurden sie erst wieder 1789 von Ludwig XVI. einberufen; Frankreich war am Vorabend der Französischen Revolution in eine Finanzkrise geraten. Im Juni 1789 löste der Dritte Stand die Revolution aus. Er stellte sich mit Unterstützung einiger Vertreter des Klerus und des Adels gegen den König und erklärte sich selbst zur Nationalversammlung. Dritter Stand (französisch tiers état), Bezeichnung für die nicht privilegierte Schicht der Bürger, Bauern, Handwerker etc. in Abgrenzung zu den beiden anderen, mit Privilegien ausgestatteten Ständen des Adels und der Geistlichkeit in der Ständeordnung des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Obwohl die Vertretung der großen Masse der Bevölkerung, war der dritte Stand in den Ständeversammlungen rechtlich unterrepräsentiert. Im Vorfeld der Französischen Revolution forderte Graf Sieyès in seiner einflussreichen Flugschrift Qu’est-ce que le tiers état? (Was ist der dritte Stand?) im Januar 1789 für den dritten Stand als dem Inbegriff der Nation die Macht im Staate; im Juni 1789 erklärte sich der dritte Stand der französischen Generalstände im Ballhausschwur zur Nationalversammlung, und in der Folge übernahm er, nun rechtlich mit dem 1. und dem 2. Stand gleichgestellt, die politische Führung in Frankreich. Im Zuge der Industrialisierung verengte sich der Begriff „dritter Stand” auf das Bürgertum; das Industrieproletariat wurde zum „vierten Stand”. Sieyès, Emmanuel Joseph Graf, genannt Abbé Sieyès, (1748-1836), französischer Revolutionär und Staatsmann, geboren in Fréjus. Sieyès schlug die geistliche Laufbahn ein, wurde 1773 zum Priester geweiht und war ab 1788 Generalvikar der Diözese Chartres. Zu Beginn der Französischen Revolution veröffentlichte Sieyès seine Schrift Qu’est-ce que le tiers état? (1789; Was ist der dritte Stand?), in der er sich gegen jede Art von Standesprivilegien aussprach und den dritten Stand mit der Nation an sich gleichsetzte. Le tiers état wurde zur einflussreichsten und am weitesten verbreiteten Flugschrift der Französischen Revolution und beeinflusste schließlich auch die französische Verfassung von 1791. Unter Sieyès’ Führung erklärten sich die Vertreter des dritten Standes in den Generalständen am 17. Juni 1789 zur Nationalversammlung. In der Folge war Sieyès Mitglied des Nationalkonvents (1792-1795), in dem er 1793 für den Tod des Königs stimmte, und des Rates der 500 (1795-1799). 1799 unterstützte er als Mitglied des Direktoriums den Staatsstreich Napoleons und wurde neben Pierre Roger Ducos und Napoleon dritter Konsul. Im Auftrag Napoleons arbeitete Sieyès eine neue Verfassung aus, die Napoleon jedoch weitgehend änderte; daraufhin trat Sieyès zurück. Nach Napoleons Sturz wurde Sieyès 1815 verbannt; 1830, nach der Julirevolution, kehrte er nach Paris zurück. Mirabeau, Honoré Gabriel du Riqueti, Graf von (1749-1791), französischer Politiker, Publizist und herausragender Redner. Mirabeau wurde am 9. März 1749 in Le Bignon (Departement Loiret) geboren. Er führte in seiner Jugend ein ausschweifendes Leben; 1777 wurde er wegen seiner Flucht mit der verheirateten Marie-Thérèse de Monnier (1754-1789; „Sophie”) zum Tod verurteilt, dann aber nach mehrjähriger Haft in Vincennes und Pontarlier begnadigt. Im Gefängnis verfasste er seine berühmten Lettres à Sophie (herausgegeben 1792). 1784 reiste er in geheimer Mission nach London, 1786/87 dann als Geheimagent nach Berlin, wo er von Friedrich II. empfangen wurde. Er verarbeitete seine Erfahrungen und Eindrücke mit Hilfe des deutschen Majors Jakob Mauvillon (1743-1794) in dem Werk De la monarchie prussienne sous Frédéric le Grand (4 Bde., 1788; Über die preußische Monarchie unter Friedrich dem Großen). Des Weiteren entstand während seines Aufenthalts am preußischen Hof die zweibändige Histoire secrète de la cour de Berlin (1789; Geheime Geschichte des Berliner Hofes). Nach Frankreich zurückgekehrt wurde Mirabeau 1789 in die Generalstände gewählt, und zwar, obwohl Adliger, als Vertreter des dritten Standes, des Bürgertums. Am 17. Juni 1789 erklärte er zusammen mit Emmanuel Sieyès den dritten Stand zur Nationalversammlung. Am 23. Juni antwortete Mirabeau einem königlichen Boten, der das Missfallen König Ludwigs XVI. zum Ausdruck brachte: „Wenn Ihr Befehl habt, uns aus diesem Saal zu vertreiben, dann müsst Ihr auch die Vollmacht zur Gewaltanwendung haben, denn wir werden nur der Macht der Bajonette weichen.” Mirabeau spielte bald die führende Rolle in der Nationalversammlung. Er befürwortete die konstitutionelle Monarchie nach englischem Vorbild und versuchte, zwischen den reaktionären Kräften am Hof Ludwigs XVI. und den zunehmend radikalen Kräften der Französischen Revolution zu vermitteln. Mirabeaus Haltung war jedoch ambivalent: Nach außen antifeudalistisch und antiroyalistisch, pflegte er gleichzeitig geheime Beziehungen zum Hof, der ihn auch großzügig bezahlte, und trat weiterhin für eine starke Monarchie ein. In der Verfassungsberatung forderte er ein absolutes Vetorecht für den König und geriet darüber in Konflikt mit den „Patrioten”. Im Dezember 1790 übernahm Mirabeau das Präsidentenamt des Jakobinerklubs und im Februar des folgenden Jahres wurde er zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt. Sein unerwarteter Tod am 2. April 1791 in Paris bedeutete das Ende der gemäßigten Richtung und den Beginn der Radikalisierung der Revolution. Ballhausschwur, Schwur, mit dem der Dritte Stand der französischen Generalstände seine Souveränität als die vom Volk gewählten Vertreter der Nation geltend machte. Am 17. Juni 1789 hatte sich der Dritte Stand als Nationalversammlung konstituiert gegen den Widerstand König Ludwigs XVI. Als die Abgeordneten des Dritten Standes dann am 20. Juni zur Versammlung in Versailles eintrafen, fanden sie die Türen zum Sitzungssaal verschlossen. Die Abgeordneten argwöhnten, dass der König die Auflösung der Nationalversammlung angeordnete habe, und kamen im benachbarten Ballspielsaal von Versailles zusammen. Dort schworen bis auf einen alle 600 anwesenden Abgeordneten, nicht eher auseinander zu gehen, bis sie eine neue Verfassung ausgearbeitet hatten. Der Schwur wurde am 23. Juni wiederholt, woraufhin der König der Ausarbeitung einer neuen Verfassung zustimmte. Émigrés (Emigranten), Bezeichnung für die Royalisten, meistens Aristokraten oder Kleriker, die während der Revolution von 1789 aus Frankreich flohen. Der Begriff Émigrés als Bezeichnung für politische Flüchtlinge taucht im Zusammenhang mit der Französischen Revolution erstmals auf. Die prominentesten Figuren unter den Emigranten waren der Comte de Provence, später König Ludwig XVIII., der Comte d’Artois, später König Karl X. (beides Brüder von König Ludwig XVI.) und Louis Joseph de Bourbon, Prinz von Condé. Die Emigranten suchten zuerst in Deutschland und Österreich, später auch in England und Russland Zuflucht. Vor der Hinrichtung Ludwigs XVI. hatten sich die Emigranten an Verschwörungen und Komplotten zur Wiederherstellung der absoluten Monarchie beteiligt. Nach seiner Hinrichtung 1793 setzten sie sich für die Wiederherstellung der Bourbonen-Monarchie ein und erklärten den Sohn Ludwigs als Ludwig XVII. zum König. Als dieser 1795 starb, trat der Comte de Provence an seine Stelle. Viele Emigranten kämpften in den Heeren der verbündeten europäischen Mächte gegen die Französische Revolution. Ein Emigranten-Trupp gehörte zu der Invasionsarmee unter der Führung des Herzogs von Braunschweig im Jahr 1792, und 3 000 Emigranten beteiligten sich an der missglückten Landung in der Bretagne im Jahr 1795. Der Besitz der Emigranten in Frankreich wurde konfisziert und diente als Sicherheit für das neue Papiergeld, die so genannten Assignaten. Den Angehörigen der Emigranten wurden die bürgerlichen Rechte abgesprochen, und viele fielen während der Schreckensherrschaft der Guillotine zum Opfer. Manche Emigranten kehrten unter Napoleon, andere erst mit der Wiedereinsetzung der Bourbonen 1814 nach Frankreich zurück. Nach 1917 übertrug man die Bezeichnung Emigranten auch auf die Flüchtlinge der Russischen Revolution und später auf alle politischen Flüchtlinge. Lafayette, Marie Joseph Motier, Marquis de (1757-1834), französischer General und Politiker, nahm auf der Seite der Kolonisten am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil und spielte eine wichtige Rolle in der Französischen Revolution. Lafayette wurde am 6. September 1757 als Sohn eines Adligen in Chavaniac (Departement HautLoire) geboren. Von 1771 bis 1776 diente er in der französischen Armee. Nach der Unabhängigkeitserklärung der britischen Kolonien ging er nach Nordamerika und bot dem Kongress seine Dienste an. Durch einen Sonderbeschluss des Kongresses wurde er 1777 als Generalmajor der Kontinentalarmee verpflichtet; in der Folge arbeitete er eng mit George Washington zusammen und kam in dessen Stab. 1778 verbündeten sich Frankreich und die USA gegen Großbritannien, das daraufhin Frankreich den Krieg erklärte. Lafayette kehrte für sechs Monate nach Frankreich zurück, um Finanz- und Militärhilfe für die USA zu requirieren. Zurück in Amerika war er 1780 führend am Virginia-Feldzug beteiligt, der 1781 mit der Kapitulation der Briten bei Yorktown endete. Als überzeugter Demokrat und Verfechter des Freiheitsgedankens war Lafayette in der Anfangsphase der Französischen Revolution einer der führenden Politiker. 1789 wurde er Mitglied der Nationalversammlung und legte einen an die amerikanische Unabhängigkeitserklärung angelehnten Entwurf der Menschenrechte vor. Nach dem Sturm auf die Bastille befehligte er die Nationalgarde und gründete den politisch gemäßigten Klub der Feuillants, die für eine konstitutionelle Monarchie eintraten. 1792 kommandierte Lafayette eine Armee im Krieg zwischen Frankreich und Österreich, wurde dann aber von den Jakobinern öffentlich beschuldigt, er würde sich ihren radikalen Zielen in den Weg stellen und wolle die Truppen gegen sie wenden; die Nationalversammlung erklärte ihn zum Verräter, und Lafayette floh nach Flandern. Dort nahmen ihn die Österreicher gefangen. Von 1792 bis 1797 war Lafayette in Preußen und Österreich interniert; 1799 kehrte er nach Frankreich zurück, hielt sich aber vom öffentlichen Leben fern, da er die Politik Napoleon Bonapartes ablehnte. Nach dem Untergang Napoleons engagierte sich Lafayette wieder in die Politik; 1815 sowie von 1818 bis 1824 und von 1825 bis zu seinem Tod war er Mitglied der Deputiertenkammer; während der Juli-Revolution von 1830 befehligte er erneut die Nationalgarde. Lafayette starb am 20. Mai 1834 in Paris. Als Liberaler mit einem gemäßigten Programm für Sozialreformen machte sich Lafayette sowohl die Royalisten, die in ihm einen Verräter an seiner Schicht, dem Adel, sahen, als auch die radikalen Revolutionäre zu Gegnern, denen sein Kurs zu halbherzig war. Lafayette stand zu seiner demokratischen, freiheitlichen Überzeugung auch dann, als sein eigener Besitz während der Französischen Revolution konfisziert wurde, und sein ganzes Leben lang trat er für soziale Gerechtigkeit, die Schaffung einer Volksvertretung, religiöse Toleranz und Pressefreiheit ein. DIE MENSCHEN- UND BÜRGERRECHTE IM WORTLAUT Präambel: Die als Nationalversammlung eingesetzten Vertreter des französischen Volkes haben in der Erwägung, dass die Unkenntnis, das Vergessen oder Verachten der Menschenrechte die alleinigen Ursachen des öffentlichen Unglücks und der Korruption der Regierungen sind, beschlossen, in einer feierlichen Erklärung die natürlichen, unveräußerlichen und heiligen Rechte des Menschen darzulegen, damit diese Erklärung allen Mitgliedern der Gesellschaft stetig vor Augen steht, und sie unablässig an ihre Rechte und Pflichten erinnert; damit die Handlungen der legislativen und der exekutiven Gewalt zu jeder Zeit mit dem Zweck jeder politischen Einrichtung verglichen werden können und dadurch entsprechend geachtet werden; damit die Ansprüche der Bürger von heute an auf einfachen und unbestreitbaren Grundsätzen beruhen und immer auf die Erhaltung der Verfassung und das Glück aller hinzielen. Demzufolge anerkennt und erklärt die Nationalversammlung in Gegenwart und unter dem Schutz des Höchsten Wesens nachstehende Menschen- und Bürgerrechte: Artikel I: Die Menschen sind und bleiben von Geburt an frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im Allgemeinnutzen begründet sein. Artikel II: Das Ziel einer jeden politischen Vereinigung besteht in der Erhaltung der natürlichen und unantastbaren Menschenrechte. Diese Rechte sind Freiheit, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung. Artikel III: Die Nation bildet den hauptsächlichen Ursprung jeder Souveränität. Keine Körperschaft und kein Individuum können eine Gewalt ausüben, die nicht ausdrücklich von der Nation ausgeht. Artikel IV: Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was dem anderen nicht schadet. Somit hat die Ausübung der natürlichen Rechte jedes Menschen nur die Grenzen, die anderen Mitgliedern der Gesellschaft den Genuss derselben Rechte garantiert. Diese Grenzen können nur gesetzlich festgelegt werden. Artikel V: Dem Gesetz allein obliegt es, die der Gesellschaft schädlichen Handlungen zu verbieten. Alles, was nicht gesetzlich verboten ist, kann nicht verhindert werden ... Artikel VI: Das Gesetz ist der Ausdruck des allgemeinen Willens. Alle Bürger sind berechtigt, persönlich oder durch ihre Vertreter an seiner Gestaltung mitzuwirken ... Da alle Bürger in seinen Augen gleich sind, haben sie auch gleichermaßen Zugang zu allen Würden, Stellungen oder öffentlichen Ämtern, je nach Fähigkeiten, ohne einen anderen Unterschied als den ihrer Tugend oder Talente. Artikel VII: Kein Mensch kann anders als in den gesetzlich verfügten Fällen und den vorgeschriebenen Formen angeklagt, verhaftet oder gefangen genommen werden. Wer willkürlich Befehle verlangt, ausfertigt, ausführt oder ausführen läßt, muss bestraft werden ... Artikel VIII: Das Gesetz soll nur unbedingte und offensichtlich notwendige Strafen festlegen. Niemand kann wegen eines Gesetzes bestraft werden, das nicht vor dem Tatmoment erlassen, verkündet und angewendet worden ist. Artikel IX: Da jeder Mensch nur solange für unschuldig gilt, wie er nicht für schuldig befunden ist, soll, wenn eine Verhaftung unumgänglich ist, jede unnötige Härte zur Versicherung seiner Person gesetzlich streng verboten sein. Artikel X: Niemand darf wegen seiner Meinung, selbst religiöser Art, belangt werden, solange die Äußerungen nicht die gesetzlich festgelegte Ordnung stören. Artikel XI: Freie Gedanken- und Meinungsfreiheit ist eines der kostbarsten Menschenrechte; jeder Bürger kann daher frei schreiben, reden und drucken, unter Vorbehalt des Missbrauchs dieser Freiheit in den gesetzlich festgelegten Fällen. Artikel XII: Die Sicherung der Menschen- und Bürgerrechte erfordert eine Streitmacht, die zum Vorteil aller eingesetzt wird, und nicht zum besonderen Nutzen derer, denen sie anvertraut ist. Artikel XIII: Für den Unterhalt der Streitmacht ist ... eine allgemeine Abgabe unumgänglich. Artikel XIV: Die Bürger haben das Recht, selbst oder durch Vertreter die Notwendigkeit der öffentlichen Ausgaben ... zu überprüfen ... (und) zu bestimmen. Artikel XV: Die Gesellschaft hat das Recht, von jedem öffentlichen Beamten Rechenschaft über seine Verwaltung zu fordern. Artikel XVI: Jede Gesellschaft, in der die Garantie dieser Rechte nicht erfolgt und die Gewaltenteilung nicht festgeschrieben ist, hat keine Verfassung. Artikel XVII: Da das Eigentum ein unverletzliches und heiliges Recht ist, kann es niemandem genommen werden, außer im Falle öffentlicher Notwendigkeit unter der Bedingung einer gerechten und vorherigen Entschädigung. Flucht nach Varennes, misslungener Fluchtversuch König Ludwigs XVI. und seiner Familie aus dem revolutionären Frankreich in der Nacht zum 21. Juni 1791. Die königliche Familie wollte zunächst in die Grenzstadt Montmédy fliehen, in der noch königstreue Regimenter der französischen Armee stationiert waren. Die Flucht aus Paris verlief zunächst ohne Zwischenfälle, aber schon in Varennes wurde die königliche Familie erkannt und festgenommen. Bewacht von Soldaten der Nationalgarde wurde sie am 25. Juni nach Paris zurückgebracht, und in den Tuilerien unter Hausarrest gestellt. Der König wurde vorläufig von seinem Amt suspendiert. Ludwigs Fluchtversuch führte zu einer Polarisierung der Parteien in Frankreich: Die gemäßigte Fraktion der Nationalversammlung sprach sich weiterhin für eine konstitutionelle Monarchie mit Ludwig XVI. an der Spitze aus; die radikalere Fraktion wollte den König verurteilt und bestraft sehen, ebenso ein Großteil der Pariser Bevölkerung. Sie sah in dem Fluchtversuch eine Verschwörung des Adels und verdächtigte den König, mit ausländischen Mächten einen Krieg gegen das revolutionäre Frankreich geplant zu haben. Außenpolitisch förderte die Flucht und die Festnahme des Königs die Bereitschaft der europäischen Monarchen, zugunsten des Königtums in Frankreich einzugreifen. Jakobiner, Mitglieder eines radikalen politischen Klubs während der Französischen Revolution. Der Klub wurde 1789 als Société des amis de la constitution (Gesellschaft der Verfassungsfreunde) gegründet. Der Name Jakobiner leitet sich von ihrem Versammlungsort ab, dem ehemaligen Dominikanerkloster Saint-Jacques in Paris. Zu den Mitgliedern zählten schon bald Mirabeau und Maximilien de Robespierre, der später die führende Rolle im Klub übernahm. Zwar zählte der Klub in Paris nur etwa 3 000 Mitglieder, übte aber über 1 200 assoziierte Gesellschaften in ganz Frankreich großen Einfluss aus. Die straffe Organisation der Gesellschaften und das geschickte Auftreten ihrer Führer in der Öffentlichkeit machten die Jakobiner zu einer starken politischen Macht in Frankreich. Zu Beginn befürwortete der Klub noch die konstitutionelle Monarchie, aber nach dem Fluchtversuch Ludwigs XVI. im Jahre 1791 wandten sich die Jakobiner gegen jede Form der Monarchie. Im Nationalkonvent, der französischen Abgeordnetenversammlung zwischen 1792 und 1795, erreichten die Jakobiner den Höhepunkt ihrer Macht. Ohne ihre Zustimmung konnte der Nationalkonvent keine wichtige Entscheidung fällen. Sie beherrschten den mächtigen Wohlfahrtsausschuss und organisierten die Schreckensherrschaft, die jede Opposition mit Gewalt unterdrückte. Die Jakobiner forderten das Todesurteil für den König, verdrängten die gemäßigteren Girondisten und ließen Tausende ihrer Gegner durch die Guillotine hinrichten. Nach dem Sturz Robespierres wurde der Klub am 11. November 1794 durch den Nationalkonvent aufgelöst. Außerhalb Frankreichs bezeichnete man die Anhänger der Französischen Revolution und der Demokratie als Jakobiner. Girondisten, gemäßigte Republikaner der Französischen Revolution, die vor allem das liberale, wohlhabende Bürgertum im Westen und Süden Frankreichs vertraten. Benannt sind sie nach dem Departement Gironde, aus dem ihre einflussreichsten Abgeordneten kamen; nach einem ihrer Führer, Jacques Pierre Brissot, bezeichnete man sie auch als Brissotins. Die Gruppe trat zum ersten Mal in der gesetzgebenden Versammlung, die im Oktober 1791 gewählt worden war und in der sie die Mehrheit stellte, in Erscheinung. Die Girondisten arbeiteten zunächst mit den Jakobinern zusammen, doch die beiden Fraktionen gerieten wegen des Krieges gegen Österreich und Preußen in Konflikt: Im Gegensatz zu den Jakobinern traten die Girondisten für den Krieg ein, in der Überzeugung, er würde Frankreich geschlossen hinter die Revolution stellen. Unter der Führung von Brissot und Jean Marie Roland de La Platière brachten sie die Versammlung im April 1792 dazu, für den Krieg zu stimmen. Beim Sturz des französischen Königtums im August 1792 taten sich die Girondisten nochmals mit den Jakobinern zusammen. In dem neu gewählten Nationalkonvent, der im September 1792 zusammentrat, dominierten dann die Jakobiner; die Girondisten verloren allmählich ihren Einfluss. Nach dem Aufstand der Sansculotten von Ende Mai bis Anfang Juni 1793 schalteten die Jakobiner die Girondisten ganz aus, indem sie die führenden Girondisten verhafteten; am 31. Oktober wurden Brissot und 30 weitere Girondisten durch die Guillotine hingerichtet. Cordeliers, Bezeichnung für einen Zweig des Ordens der Franziskaner in Frankreich, andernorts auch Observanten genannt, und Name eines politischen Klubs während der Französischen Revolution. Die Franziskaner trugen Strickgürtel, cordes (französisch: Seil), daher die Bezeichnung Cordeliers. Ein Kloster der Cordeliers bei Paris, das zu Beginn der Französischen Revolution geschlossen worden war, diente ab 1790 als Treffpunkt eines radikalen revolutionären Klubs, des Klubs der Cordeliers, der sich, anders als etwa die Jakobiner, vor allem der ärmeren Bevölkerungsschichten annahm. Führende Mitglieder des Klubs waren Jean Paul Marat, Georges Danton, Camille Desmoulins und Jacques Hébert. 1793 waren die Cordeliers am Sturz der gemäßigten Girondisten beteiligt. Nachdem im März/April 1794 Hébert, Desmoulins und Danton auf Betreiben Robespierres hingerichtet worden waren, löste sich der Klub auf. Feuillants, Bezeichnung für zwei voneinander unabhängige Organisationen in Frankreich – einen Mönchsorden und einen politischen Klub. DER POLITISCHE KLUB Der politische Klub der Feuillants wurde am 16. Juli 1791, während der Französischen Revolution, in Paris gegründet. Die meisten Mitglieder hatten vorher dem radikalen politischen Klub der Jakobiner angehört. Nach dem Fluchtversuch König Ludwigs XVI. im Juni 1791 (siehe Flucht nach Varennes) spalteten sich die Jakobiner in Anhänger einer republikanischen Regierungsform und Befürworter einer konstitutionellen Monarchie. Die Monarchisten verließen den Klub der Jakobiner und schlugen ihr Hauptquartier in einem leeren Feuillants-Kloster bei den Tuilerien auf – daher auch der Name des Klubs. Zu seinen Führern gehörten Antoine Barnave und Alexandre de Lameth; seine Mitglieder stammten vielfach aus dem Großbürgertum und dem liberalen ehemaligen Adel. Auf Grund dieser Zusammensetzung, die sie in den Ruf brachte, mit Königtum und Aristokratie zu kooperieren, nahm der Einfluss der Feuillants ständig ab. Nach dem Sturz der Monarchie 1792 wurden die Feuillants politisch bedeutungslos. Während der Schreckensherrschaft flohen viele der führenden Feuillants ins Ausland, einige wurden guillotiniert. Bergpartei, französisch Montagne, Bezeichnung für die radikalste Partei im Nationalkonvent während der Französischen Revolution unter der Führung von Maximilien de Robespierre und Georges Danton. Der Name der Partei leitet sich von den Sitzplätzen ihrer Mitglieder auf den höher gelegenen Bänken im Konvent her. Die Bergpartei war zunächst die führende Fraktion innerhalb der Jakobiner, geriet dann aber wegen ihrer zunehmenden Radikalität in Distanz zu ihnen. Die Bergpartei stand in Opposition zu den gemäßigteren Girondisten und vertrat vor allem die ärmeren Bevölkerungsschichten. Von Juni 1793 bis Juli 1794 beherrschte sie unter ihrem Führer Robespierre den Wohlfahrtsausschuss, das Exekutivorgan der Revolutionsregierung. Nach der Auflösung des Nationalkonvents und des Wohlfahrtsausschusses 1795 wurde sie unterdrückt. Nationalkonvent, französisch Convention nationale, verfassunggebende Versammlung, die ab September 1792 während der Französischen Revolution zusammentrat und deren Ausschüsse die Exekutive ausübten. Der Nationalkonvent schaffte die Monarchie ab, rief die Französische Republik aus und verurteilte im Januar 1793 König Ludwig XVI. zum Tode. Zur Zeit der Schreckensherrschaft (April 1793-Juli 1794) dominierte der zwölfköpfige Wohlfahrtsausschuss den Nationalkonvent und damit die Exekutive. Der Nationalkonvent wurde am 26. Oktober 1795, nach der Einführung des Direktoriums, aufgelöst. Sturm auf die Tuilerien, Erstürmung der französischen Königsresidenz durch das Volk von Paris am 10. August 1792 im Rahmen der Französischen Revolution. Kurz vor Einmarsch der österreichisch-preußischen Truppen in Frankreich (siehe 1. Koalitionskrieg) hatte deren Oberbefehlshaber, Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, am 25. Juli 1792 das so genannte Koblenzer Manifest erlassen. In diesem Manifest stellte er die Beseitigung der „Anarchie” und die Befreiung des Königs als oberstes Ziel des Krieges gegen das revolutionäre Frankreich heraus und drohte mit Repressalien und Racheakten. Nach der Wiedereinsetzung des Königs dagegen würde sich die antifranzösische Koalition nicht in die inneren Angelegenheiten Frankreichs einmischen und von Eroberungen absehen. Nach Bekanntwerden der Schrift stürmten Pariser Volksmassen unter Führung der Sansculotten am 10. August 1792 nach einem Feuergefecht mit der royalistischen Schweizergarde, bei dem etwa 1000 Gardisten getötet wurden, die Tuilerien, nahmen die königliche Familie gefangen und stellten sie drei Tage später im Temple unter Hausarrest. Am Tag nach dem Sturm auf die Tuilerien beschloss die Gesetzgebende Versammlung die Ausschreibung von Wahlen zum Nationalkonvent, der dann am 20. September 1792 zusammentrat und am 21. September die Absetzung Ludwigs XVI. und die Errichtung der Republik verkündete. Mit dem Sturm auf die Tuilerien begann eine neue, deutlich radikalere Phase der Französischen Revolution. Danton, Georges Jacques (1759-1794), französischer Advokat und Revolutionär. Danton wurde am 28. Oktober 1759 in Arcis-sur-Aube geboren, genoss eine gute Erziehung und wurde Advokat. Bei Ausbruch der Französischen Revolution 1789 stürzte er sich mit großem Enthusiasmus in die Politik und gründete 1790 zusammen mit Camille Desmoulins und Jean Paul Marat den radikalen Klub der Cordeliers. Dantons Reden waren radikal und mitreißend, seine Aktionen eher vorsichtig. Er war großzügig, freundlich, ideologisch flexibel und schwer zu durchschauen; 1791 verdächtigte man Danton sogar der Annahme von Bestechungsgeldern der Royalisten. Im Dezember 1791 wurde Danton in die Pariser Stadtverwaltung (Kommune) gewählt; im August 1792 war er wahrscheinlich führend am Sturm auf die Tuillerien und am Sturz der Monarchie beteiligt. Als Justizminister wurde Danton im neugewählten Nationalkonvent heftig von den gemäßigten Girondisten angegriffen, die ihn für einen gefährlichen Radikalen hielten. Dantons Versuche, die Gegner zu beschwichtigen, wurden zurückgewiesen, und schließlich verbündete sich Danton mit der radikalen Bergpartei, um die Girondisten zu stürzen (Juni 1793). Seit April 1793 war Danton Präsident des Wohlfahrtsausschusses, dem Exekutivorgan der Republik, wurde im Juli allerdings wegen seiner Kontakte zum Ausland und angeblicher Bereicherung von Maximilien de Robespierre abgelöst. 1794 war die Führung der Republik durch neue Fraktionskämpfe und gegenseitige Anklagen der Korruption und des Verrats gespalten. Danton suchte zwischen den Gegnern zu vermitteln; seine eigene Sympathie galt eindeutig denen, die Unterdrückung und Terror im Inneren abbauen wollten, den indulgents, den „Nachsichtigen”. Zögernd kam Robespierre zu dem Schluss, dass die Regierung nur dann arbeiten könne, wenn man sowohl die extremen Radikalen wie auch die indulgents aus der Regierung entfernte. Auf Betreiben Robespierres wurde Danton daher verhaftet, vor dem Revolutionstribunal angeklagt und am 5. April 1794 durch die Guillotine hingerichtet. Das Urteil der Historiker über den Politiker Danton ist gespalten: Für die einen ist er der Realist, der sich nie durch ideologischen Eifer irreführen ließ. Die anderen sehen in ihm, ebenso wie seinerzeit Robespierre, den Opportunisten, der eine ständige Gefahr für die Sache der Revolution darstellte. Marat, Jean Paul (1743-1793), französischer Publizist und Revolutionär. Marat wurde am 24. Mai 1743 in Boudry in der Nähe von Neuchâtel (Schweiz) geboren. Er studierte Medizin und verbrachte anschließend einige Jahre in England. Nach Frankreich zurückgekehrt, war er ab 1777 zeitweise Arzt beim Comte d’Artois, dem Bruder Ludwigs XVI. und späteren König Karl X., und er veröffentlichte Schriften zu so unterschiedlichen Bereichen wie Theorie der Politik, Recht, Physiologie und Physik. Die französische Akademie wies sein Werk jedoch zurück, was Marat als Verschwörung der Obrigkeit gegen seine Person interpretierte. In der Tat hatte sich Marat mit seiner überaus polemischen Art eine Unzahl von Feinden geschaffen, und er fühlte sich nahezu überall von persönlichen Gegnern umgeben. Nach einem Jahrzehnt publizistischer Arbeit war Marat enttäuscht und verarmt, und es schien, als habe er versagt. Die Französische Revolution eröffnete Marat neue Möglichkeiten: Mit seinen heftigen, von maßlosem Hass geprägten Attacken auf das absolutistische System und auch das gemäßigte Bürgertum schwang er sich rasch zu einem der radikalsten Führer des Pariser Volkes auf. Ab September 1789 gab er eine Zeitung heraus, den Publiciste Parisien, den er wenig später in L’Ami du Peuple (Der Freund des Volkes) umbenannte. L’Ami du Peuple wurde bald Frankreichs einflussreichste und gefürchtetste radikale Zeitung. In scharfen Worten griff Marat darin alle Gemäßigten an, vor allem die Bourgeoisie in der Nationalversammlung: In ihr sah er eine Ansammlung von Verrätern und Volksfeinden, er veröffentlichte die Namen von so genannten Volksfeinden und deren „Vergehen” und lieferte sie damit der Rache des Volkes aus; den politischen Massenmord und die gewaltsame Revolution von unten propagierte er als legitime Mittel in der politischen Auseinandersetzung. Nach dem Sturz der Monarchie im August 1792 schloss er sich den radikalen Jakobinern um Georges Danton an. Wenig später setzte er seine Forderung nach politischem Massenmord in die Tat um: Die Septembermorde waren im Wesentlichen von ihm initiiert. Als Mitglied des Nationalkonvents und Präsident des Jakobinerklubs drängte Marat zu diktatorischen Maßnahmen, um die Revolution zu verteidigen, und führte einen fanatischen Kampf gegen die gemäßigten Girondisten, der im Sturz der Girondisten im Mai/Juni 1793 gipfelte. Wenig später, am 13. Juli 1793, wurde Marat, der den Gemäßigten unterdessen als Symbol der Auswüchse und Schrecken der Revolution galt, von Charlotte Corday, einer Anhängerin der Girondisten, im Bad erdolcht. Corday, Charlotte, vollständiger Name Marie Anne Charlotte Corday d’Armont (1768-1793), französische Republikanerin; ermordete den französischen Revolutionär Jean Paul Marat. Charlotte Corday wurde in Saint Saturnin in der Normandie geboren und verbrachte ihre frühen Jahre in einem Kloster. Als Anhängerin der gemäßigten Girondisten in der Französischen Revolution sah sie in Marat, dem radikalen Jakobiner, einen der Hauptverantwortlichen für die Schreckensherrschaft. Am 13. Juli 1793 verschaffte sich Charlotte Corday Zutritt zu Marats Haus in Paris unter dem Vorwand, ihm die Namen der Girondisten aus Caen preiszugeben. Dort erstach sie den Revolutionär in der Badewanne. Charlotte Corday wurde von Marats Freunden gefangen genommen, ein Revolutionsgericht verurteilte sie, und am 17. Juli wurde sie guillotiniert. Ihre Tat hielt der französische Maler Jacques-Louis David in seinem Bild Der ermordete Marat fest. Wohlfahrtsausschuss, (französisch Comité du salut public) vom Nationalkonvent 1793 während der Französischen Revolution eingerichtetes Exekutivorgan. Er bestand ursprünglich aus neun (später aus zwölf) Mitgliedern, wurde zur Überwachung des Nationalkonvents und der Regierung eingesetzt und war zunächst nur für einen Monat legitimiert. Im Juli 1793, nach der Niederlage der gemäßigten Girondisten im Konvent, traten einflussreiche Führer der radikalen Jakobiner, wie Maximilien de Robespierre, Louis de Saint-Just und Georges Danton, dem Ausschuss bei, der jetzt zum Zentrum der Macht im Lande wurde. Im Dezember 1793 übertrug der Konvent dem Ausschuss formell die Exekutivgewalt. Unter Robespierre wurde der Ausschuss zum Organ der Jakobiner-Revolutionsregierung mit diktatorischen Vollmachten; er errichtete die so genannte Schreckensherrschaft, mit der jegliche Opposition im Inneren unterdrückt werden sollte. Die harten Maßnahmen des Wohlfahrtsausschusses führten zu wachsendem Widerstand und zum Sturz Robespierres und seiner Anhänger am 27. Juli 1794. Die Regierungsgewalt wurde wieder dem Konvent übertragen, der Einfluss des Wohlfahrtsausschusses auf die Außenpolitik beschränkt. Im Oktober 1795 wurde der Ausschuss aufgelöst. Saint-Just, Louis Antoine Léon de (1767-1794), französischer Revolutionär. Er wurde in Decize (Departement Nièvre) geboren und absolvierte ein Jurastudium an der Universität Reims. 1789 veröffentlichte Saint-Just mit dem Gedicht Organt eine Satire über die französische Monarchie und Aristokratie. Nach Ausbruch der Französischen Revolution 1789 wurde er zum Leutnant der Nationalgarde in Blérancourt im Departement Aisne ernannt. 1792 kam er als Abgeordneter für Aisne in den Nationalkonvent, wo er sich vehement für die Hinrichtung Ludwigs XVI. einsetzte. Im folgenden Jahr wurde Saint-Just, der dem engeren Kreis um den Jakobinerführer Maximilien de Robespierre angehörte, in den Wohlfahrtsausschuss berufen und 1794 zum Präsidenten des Konvents gewählt. Er war einer der radikalsten Republikaner, unterstützte tatkräftig Robespierres Schreckensherrschaft und spielte 1794 eine entscheidende Rolle beim Sturz der Girondisten und der Verurteilung und Hinrichtung Dantons. Unmittelbar nach Robespierres Sturz ordnete der Konvent am 27. Juli 1794 die Verhaftung Saint-Justs an; einen Tag später wurde er auf der Guillotine hingerichtet. Carnot, Lazare Nicolas Marguerite (1753-1823), französischer Politiker und Mathematiker, spielte eine wichtige Rolle in der Französischen Revolution. 1791 wurde Carnot Mitglied der gesetzgebenden Versammlung und 1792 des Nationalkonvents. 1793 kam er in den Wohlfahrtsausschuss, wurde für das Kriegswesen zuständig und veranlasste die Levée en Masse. Er gilt als der Schöpfer des Revolutionsheeres, und obwohl er nie ein Kommando innehatte, war Carnot der verantwortliche Stratege in den Kriegen der Französischen Revolution zwischen 1792 und 1795. 1794 war Carnot am Sturz Robespierres beteiligt, und 1795 kam er ins Direktorium. 1797 musste er aus Frankreich fliehen, da man ihn als Royalisten verdächtigte; aber 1800 holte ihn Napoleon nach Frankreich zurück und ernannte ihn zum Kriegsminister. Wenig später trat Carnot zurück, da er die monarchistischen Tendenzen der napoleonischen Politik ablehnte. Nach der Rückkehr der Bourbonen auf den französischen Thron wurde Carnot 1815 aus Frankreich verbannt; er ging zunächst nach Warschau und verbrachte dann seine letzten Jahre in Magdeburg. Carnot verfasste einige wichtige Schriften zur Mathematik; seine einflussreichsten Werke aber handeln über militärische Themen. De la défense des places fortes (1810; Von der Verteidigung fester Plätze) ist eine klassische Studie über den Festungsbau. Robespierre, Maximilien de (1758-1794), französischer Politiker zur Zeit der Französischen Revolution. Robespierre wurde am 6. Mai 1758 in Arras geboren. Ab 1781 war er als Advokat in seiner Geburtsstadt tätig. 1789 wurde er Deputierter des Dritten Standes in den Generalständen, anschließend gehörte er der Konstituierenden Nationalversammlung an, und nach dem Sturm auf die Tuilerien 1792 wurde er Mitglied der Pariser Kommune und des Nationalkonvents. Er gehörte zur Führungsriege im Klub der Jakobiner, wo er durch Reden auf sich aufmerksam machte, die von den Ideen Jean-Jacques Rousseaus beeinflusst waren, und er war einer der Führer der radikalen Bergpartei im Konvent. Robespierre betrieb Ende 1792 im Konvent maßgeblich die Hinrichtung Ludwigs XVI., und im Mai/Juni 1793 stürzte er mit Hilfe der Sansculotten die Girondisten, die sich im Gegensatz zu Robespierre für einen Krieg gegen Österreich und Preußen ausgesprochen hatten. Ab Juli 1793 gehörte Robespierre dem Wohlfahrtsausschuss an. Dort konnte er sukzessive seine Macht ausbauen; als Vorsitzender des Wohlfahrtsausschusses verfügte er schließlich faktisch über diktatorische Macht. Seine Schreckensherrschaft (La Terreur) rechtfertigte er als Notwendigkeit, um die Krise von 1793 bewältigen zu können. Im Frühjahr 1794 schaltete er seine politischen Gegner aus (u. a. Jacques René Hébert, Camille Desmoulins und Georges Jacques Danton), indem er sie anklagen, verurteilen und hinrichten ließ. Robespierres zunehmend von Terror begleitete Herrschaft (La Grande Terreur) führte schließlich im Juli 1794 zu seinem Sturz durch den Konvent. Einen Tag nach seiner Verhaftung am 27. Juli 1794 (nach dem französischen Revolutionskalender der 9. Thermidor) wurde er gemeinsam mit seinen Anhängern und seinem Bruder Augustin in Paris durch die Guillotine hingerichtet. Marie Antoinette (1755-1793), Gemahlin Ludwigs XVI. von Frankreich. Ihre mangelnde Popularität trug zur Diskreditierung der Monarchie in der Zeit vor der Französischen Revolution bei. Marie Antoinette wurde am 2. November 1755 als Tochter von Kaiser Franz I. und der Kaiserin Maria Theresia geboren. 1770 verheirateten ihre Eltern sie mit dem französischen Dauphin (Thronerben) Ludwig, um das Bündnis zwischen Frankreich und den Habsburgern zu festigen. Marie Antoinette wurde von den Franzosen als Fremde abgelehnt, machte sich durch ihr Eintreten für österreichische Interessen sowie ihre Verschwendungssucht, die man fälschlicherweise für die finanziellen Probleme der Regierung verantwortlich machte, noch unbeliebter; vollends untergraben wurde ihr Ruf durch ihre vermeintliche Verwicklung in die so genannte Halsbandaffäre von 1785. Nach dem Ausbruch der Revolution 1789 stellte sich Marie Antoinette auf die Seite der reformfeindlichen Kräfte am Hof, die sich jedem Kompromiss mit den gemäßigten Revolutionären widersetzten. Sie bat ihren Bruder, Kaiser Leopold II., um Hilfe für die französische Monarchie. 1791 versuchten Marie Antoinette und Ludwig aus Paris zu fliehen, wurden jedoch bei Varennes gefangen genommen und nach Paris zurückgebracht. 1792 wurde die Monarchie gestürzt und die königliche Familie inhaftiert. Im Januar 1793 wurde der König hingerichtet; dann kam auch Marie Antoinette vor ein Revolutionstribunal, wurde wegen Verrats zum Tode verurteilt und am 16. Oktober 1793 in Paris auf der Guillotine hingerichtet. Fouché, Joseph, Herzog von Otranto (1759-1820), französischer Politiker, der als Begründer der Spionage im modernen Sinne gilt. Fouché wurde am 21. Mai 1759 in der Nähe von Nantes geboren, besuchte ein Priesterseminar und wurde Lehrer. ROLLE IN DER FRANZÖSISCHEN REVOLUTION Während der Französischen Revolution wandte sich Fouché der Politik zu. 1792 wurde er in den Nationalkonvent gewählt und stimmte 1793 mit der Mehrheit, den Jakobinern, für die Hinrichtung König Ludwigs XVI. Als Repräsentant der Revolutionsregierung in Lyon bekämpfte er die royalistische Opposition mit außerordentlicher Härte und ließ über 1 600 Menschen hinrichten. 1794 attackierte Robespierre, zu der Zeit an der Spitze der Revolutionsregierung, Fouché wegen dessen Maßlosigkeit. Fouché fürchtete eine Verhaftung; es folgten ein Komplott und ein Gegenkomplott, Robespierre wurde gestürzt und am 27. Juli bzw. nach dem Revolutionskalender am 9. Thermidor 1794 hingerichtet. POLIZEIMINISTER UNTER NAPOLEON 1799 wurde Fouché vom Direktorium zum Polizeiminister der französischen Republik ernannt. Fouché war über Napoleons Pläne zur Machtübernahme informiert und unterstützte dessen Staatsstreich vom 9. November bzw. 18. Brumaire 1799. Als Napoleons Polizeiminister baute Fouché die erste Geheimpolizei und das erste Spitzelsystem der Neuzeit auf. Seine Verdienste wurden mit einem Senatorenposten sowie einer üppigen Pension belohnt; 1809 wurde er in den Adelsstand erhoben und erhielt den Titel Herzog von Otranto. 1809 wurde Fouché Innenminister. Unter Überschreitung seiner Kompetenzen stellte er ein Heer auf, um eine Invasion der Briten in den Niederlanden abzuwehren und trat anschließend in geheime Friedensverhandlungen mit den Briten. 1810 wurden diese Verbindungen mit dem Feind aufgedeckt; Fouché verlor sein Ministeramt. Drei Jahre später wurde er rehabilitiert und zum Gouverneur der illyrischen Provinzen ernannt, die Frankreich 1809 von Österreich gewonnen hatte. Nach Napoleons erzwungener Abdankung 1814 schloss sich Fouché König Ludwig XVIII. an, und als Napoleon aus dem Exil zurückkehrte, wurde Fouché erneut dessen Polizeiminister. Seine Verbindungen zur Gegenseite erhielt er aber weiterhin aufrecht, und bald begann er, zusammen mit dem österreichischen Außenminister Fürst Klemens von Metternich, gegen Napoleon zu intrigieren. Nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo nahm Fouché Napoleons Abdankung entgegen und stand anschließend für kurze Zeit an der Spitze der provisorischen Regierung. Unter Ludwig XVIII. war er 1815 nochmals für einige Monate Polizeiminister, bis ihn die Ultraroyalisten zum Rücktritt zwangen. Wegen der Rolle, die er im Prozess und bei der Hinrichtung Ludwigs XVI. gespielt hatte, wurde Fouché 1816 als Königsmörder ins Exil geschickt und lebte u. a. in Prag. Er starb am 25. Dezember 1820 in Triest. Direktorium, Exekutive der Französischen Republik, eingeführt 1795 nach dem Sturz Robespierres gemäß der vom Nationalkonvent verkündeten Verfassung. Das Direktorium bestand aus fünf Mitgliedern, die von beiden Kammern der Legislative gewählt wurden, und war von Oktober 1795 bis November 1799 oberste Regierungsbehörde der Französischen Republik. Jeder Direktor war drei Monate lang Staatsoberhaupt, ein Direktor wurde jedes Jahr ausgewechselt. Mitglieder des Direktoriums waren u. a. der Vicomte de Barras, Lazare Carnot, Joseph Fouché und Graf Emmanuel Sieyès. Infolge von Unfähigkeit und Korruption innerhalb des Direktoriums verschlechterte sich die finanzielle Lage der Regierung dermaßen, dass es Anfang 1796 zum Staatsbankrott kam. Das Direktorium versuchte daraufhin, die Staatsfinanzen durch militärische Eroberungen im Ausland wieder aufzubessern. Dazu ernannte es Napoleon Bonaparte (später Napoleon I.), der das Direktorium bereits früher unterstützt hatte, zum Oberbefehlshaber des französischen Heeres in Italien. Napoleon konnte eine Reihe von Siegen erringen, die seiner Macht und seinem Ansehen zugute kamen, während gleichzeitig das Direktorium in der Heimat an Einfluss verlor. 1799 schwächten eine Reihe von Niederlagen im Ausland und die wachsende Opposition gegen die Revolution das Direktorium derart, dass Napoleon am 9. November ohne große Gegenwehr die Macht übernehmen konnte. Dieser Sturz des Direktoriums ging als Staatsstreich vom 18. Brumaire des Jahres VIII (nach der 1792 eingeführten republikanischen Zeitrechnung) in die Geschichte ein. Babeuf, François Noël (1760-1797), französischer Revolutionär, geboren in Saint-Quentin. Babeuf war zunächst als Feldmesser in Staatsdiensten tätig; bei Ausbruch der Französischen Revolution wurde er auf der Seite der Jakobiner als Redner und Publizist politisch aktiv. Er gab die Zeitung Le tribun du peuple (Der Volkstribun) heraus, in der er 1795 sein Manifest der Plebejer veröffentlichte. Kernpunkte des Manifestes waren die Abschaffung des privaten Grundbesitzes und die gleichmäßige Verteilung sowohl des Bodens als auch der Ernteerträge. Im März 1796 gründete er den Geheimbund „Verschwörung der Gleichen” zum Sturz des Direktoriums; aber die „Verschwörung” wurde aufgedeckt und Babeuf am 28. Mai 1797 guillotiniert. Babeuf gilt als einer der Urväter des proletarischen Kommunismus. Assignaten, faktisch das Papiergeld der Französischen Revolution; verzinsliche Staatsobligationen, ausgegeben von der französischen Revolutionsregierung zwischen 1789 und 1797 und verbunden mit der Zusage, die Assignaten in Geldbeträge umzutauschen; als Sicherheiten dienten eingezogene Ländereien der Kirche, der Krone und emigrierter Adliger (Émigrés). Die erste Ausgabe belief sich auf 400 Millionen Livres. 1789 brachten die Assignaten 5 Prozent Zinsen. 1790 wurden sie gesetzliches Zahlungsmittel, wobei die Zinsen wegfielen. Eine Inflation war unausweichlich: 1796 waren (ohne die Fälschungen) 45,5 Milliarden Livres im Umlauf, doch der Umtauschwert war auf 30 Assignaten pro Livre gefallen. Zu diesem Kurs wurden sie in Landberechtigungsscheine (mandats territoriaux) im Wert von 800 Millionen Livre umgetauscht, womit alle Ländereien in öffentlichem Besitz mit einer Hypothek belegt waren. Der Umlauf der mandats war jedoch nicht zufriedenstellend, und der Staat nahm sie zu einem Siebzehntel ihres Nennwertes zurück. Die Ausgabe von Assignaten und Landberechtigungsscheinen wurde 1797 eingestellt, und Frankreich kehrte zum Münzgeld zurück. . .