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Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 2
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 3
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 4
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 5
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 6
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 7
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 8
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 9
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 10
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 11
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 12
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 13
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 14
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 15
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 16
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 17
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 18
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 19
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 20
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 21
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 22
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 23
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 24
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 25
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 26
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 27
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 28
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 29
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 30
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 31
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 32
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 33
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 34
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 35
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 36
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 37
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 38
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 39
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 40
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 41
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 42
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 43
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 44
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 45
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 46
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 47
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 48
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 49
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 50
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 51
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 52
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 53
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 54
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 55
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 56
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 57
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 58
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 59
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 60
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 61
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 62
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 63
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 64
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 65
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 66
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 67
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 68
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 69
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 70
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 71
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 72
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 73
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 74
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 75
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 76
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 77
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 78
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 79
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 80
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 81
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 82
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 83
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 84
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 85
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 86
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 87
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 88
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 89
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 90
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 91
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 92
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 93
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 94
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 95
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 96
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 97
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 98
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 99
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 100
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 101
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 102
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 103
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 104
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 105
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 106
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 107
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 108
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 109
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 110
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 111
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 112
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 113
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 114
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 115
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 116
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 117
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 118
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 119
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 120
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 121
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 122
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 123
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 124
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 125
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 126
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 127
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 128
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 129
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 130
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 131
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 132
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 133
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 134
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 135
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 136
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 137
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 138
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 139
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 140
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 141
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 142
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 143
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Slide 144
Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 2 von 4
Teil 2 von 4
„Der Mittler (1)“
Die antike Philosophie ist gescheitert.
Die Metaphysik geht weiter
als Christliche Religionsphilosophie.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Die Vorsokratiker meinten, sich von der trüben und
willkürlichen Subjektivität ihres Gottes/ihrer Götter
verabschieden zu müssen.
Dann hat sich gezeigt, dass das wahre Sein
nur dann vollkommen gedacht werden kann,
wenn ihm Subjektivität zuerkannt wird.
Diese Subjektivität allerdings hat das Irrationale der
olympischen Götter hinter sich zu lassen und ist
zum Inbegriff aller Objektivität und Wahrheit
zu läutern.
Das Scheitern der antiken Philosophie
Diese Läuterung hat mit Aristoteles begonnen,
wird aber vollends erst in der christlichen Religion/
Religionsphilosophiedurchgeführt .
Jesus als Mittler?
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Das Land, in dem
Milch und Honig
fließen
2. Mose 3,8 u.a.
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
Zerstörung
des Tempels
„Die Zerstörung des Tempels von Jerusalem“
Francesco Hayez (1867)
Der religiöse/historische Hintergrund
Gottes Verheißung - historische Wirklichkeit
babylonisches
Exil
„The Flight of the Prisoners“
James Tissot (1896-1902)
Der religiöse/historische Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes.
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Strikte Einhaltung ist
Voraussetzung für
1. die Vervollkommnung
des Bundesschlusses
Jahwes mit Israel
am Sinai ...
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
... und damit
Voraussetzung für
2. die Ankunft des
Messias
Türcke 1994, 72
Der religiöse/historische Hintergrund
Was tat not?
Das mosaische Gesetz:
Identitätsstiftende
Vergegenwärtigung
des Willens Gottes;
Rettung des jüdischen
Volkes nur durch
Gesetzestreue.
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Unterordnung der Menschheit
unter seinen Willen durch
strikte Befolgung
des mosaischen Gesetzes:
Der Bundesschluss –
eine unendliche Perpetuierung
von Zwangshandlungen
Türcke 1994, 50; ibid. 69; ibid. 72
Der religiöse Hintergrund
Der Wille Gottes im AT
Der jüdische Gott
ein strafender Gott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Die späte Revolution
neu!
Türcke 1994, 72 Fußnote 38
Erst sehr viel später hat die
jüdische Mystik gefolgert, dass
die Tora nur für das Zeitalter
der Sünde gelte,
im messianischen Zeitalter
eine neue Tora in Kraft treten
werde.
Der religiöse Hintergrund
Das unmittelbar bevorstehende Weltgericht
Erwartung an das Weltgericht
Westportal des Freiburger Münsters
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
universale Vergeltung
Johannes der Täufer
nach Matthäus 3,2 ff:
... Tut Buße ...
... jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und
ins Feuer geworfen.*
*http://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-imbibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/30001/ch/5b1258e91513c7249703f035e79a9103/
Der religiöse Hintergrund
Erwartung Johannes‘ des Täufers
Abwendung von
Gottes Zorn nur
durch Abkehr
von allen Sünden/
die reinigende Taufe
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Überzeugung
universale Versöhnung
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Die Notwendigkeit des
Gesetzes ist Ausdruck
der Unerlöstheit
der Menschheit,
denn ...
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
... wo Geist und Natur
ausgesöhnt sind,
ist die Welt sündenfrei.
Dort bedarf es
keiner Gesetzesgewalt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Alle Vergeltung im Weltgericht
wäre nur die Perpetuierung
des bisherigen Weltlaufes
mit umgekehrtem
Vorzeichen
und keine
Erlösung.
Türcke 1994, 50
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Göttlicher Wille ist die Erlösung
durch Versöhnung von Geist
und Natur:
Erlösergott
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesus von Nazareth:
Eine mit Gott versöhnte
Menschheit bedarf des
mosaischen Gesetzes nicht;
es wird überflüssig.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus von Nazareth
überführt das den Juden
Heiligste, ihr mosaisches
Gesetz, der Unheiligkeit.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Der religiöse Hintergrund
Jesu‘ Provokation
Jesus setzt sich in diametralen
Widerspruch zum jüdischen
Glauben.
Er wird als Gotteslästerer
verurteilt und gekreuzigt.
Türcke 1994, 50; ibid. 69
Ist in Christus der
Mittler gefunden,
weil er Versöhnung
predigte und dafür
hingerichtet wurde?
Christus der Mittler?
Christus der Mittler?
Das Erbe der Antike
Ideenwelt
Vermittlung
Sinnenwelt
Es gibt ideelles Sein/
objektive Wahrheit.
Vermittler sind „Dritte
Menschen“, keine
vollkommenen
göttlichen Subjekte (Demiurg [Platon]/
unbewegterBeweger [Aristoteles]) .
Mit ihnen kann Vermittlung nicht gelingen.
*Türcke 1994, 51
Christus der Mittler?
bei Paulus
Das ganze Evangelium in
zwei Thesen:*
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben**
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
2. er ist auferweckt worden
**Die Beugung der historischen Wahrheit:
eine „Hypothek“, die Paulus vorfand.
*Türcke 1994, 51; **ibid., 70, Fußnote 34
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
• Opfer seiner
selbst: reflexiv
• Opfer eines anderen: transitiv
• Opfer sein: prädikativ
Norbert Dittmar: „Du Opfer…!“. Der Begriff „Opfer in der Vergangenheit und heute“
Podiumsdiskussion der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, 17. Januar 2011
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
„Do
„Ich gebe
ut des“
damit Du gibst“
Einschub: Das Opfer – Begriff und Bedeutung
Bei Bedarf
zu wiederholen
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Die göttlichen Mächte sind das Substanzielle,
das Bestimmende.
Die einzelnen Menschen sind das Zufällige,
das Nichtige.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Einschub: Das Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichen, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Das gemeinsame Kernmotiv
von Rechtsprechung, Opfer und
philosophischem Idealismus:
Die Unterordnung
des Individuellen unter das Allgemeine
mit dem Ziel der Erlösung.
Türcke 1994, 72
Das Opfer in Welt, Religion und Philosophie
Rechtsprechung: Beugung des Täters unter
das weltliche Gesetz (Annullierung der Schuld)
Religiöses Opfer: Beugung des Sünders
unter das göttliche Gesetz (Vermittl. mit Gott)
Grundidee des philosophischen Idealismus:
Vorrang des Geistes vor der Natur (zur
Erlangung wahrer Erkenntnis)**
Türcke 1994, 73; **Gessmann 2009, 334/1
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (1):
zum Opfer
Historischer Befund Christliche Deutung
• Hinrichtung
• eines Schuldigen
• zur Stabilisierung
des herrschenden
Systems
• Sühneopfer
• eines Unschuldigen
• zur Erlösung
der Welt
Jesu Tod: die christliche Umdeutung (2):
des Opfers
Antikes Opfer
Christi Sühneopfer
• Geschenk der
Menschheit an
ihren Gott
• Geschenk Gottes
an seine Menschheit
• bei Bedarf zu
wiederholen
• ein für alle Mal vollzogen, Wiederholung
nicht erforderlich
Türcke 1994, 72
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Weil (so Jesus) alle Vergeltung
nur die Perpetuierung des
bisherigen Weltlaufes ist,
ist mit Jesu‘ Hinrichtung
auch keine Vermittlung erfolgt.
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Jesu Tod: „die
Die christliche Theologie
Erlösung der
gibt die Verhinderung der
Menschheit“
Vermittlung für ihr Gelingen
aus
Der Sündenfall
der christlichen
Theologie
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wer oder was macht diesen
Sündenfall
ungeschehen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
G. W. F. Hegel
Jesu Tod: die Umdeutung des Opfers
durch die Christen
Wie?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 73
Mit der
Denkfigur
der absoluten
Vermittlung
G.W.F. Hegel
1770-1831
Bis dahin braucht die Religionsphilosophie
noch 1800 Jahre.
So lange müssen wir nicht mehr warten,
aber: der Reihe nach!
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Das ganze Evangelium besteht
aus zwei Thesen:*
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
(vermittlungsbedürftig)
2. er ist auferweckt worden
(gehörte zum „Erfahrungsschatz“)
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
1. Christus ist für unsere Sünden
einen Opfertod gestorben
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Was folgt daraus für unser
Verständnis von Christus?
Unter welcher Bedingung
ist das möglich?
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Nur wer nicht wie alle anderen
Menschen dem Sündenzusammenhang untersteht, kann
andere von der Sünde loskaufen.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 51
Von Sünde frei ist nur Gott.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
bei Paulus
Jesus hat die Menschheit von der
Sünde losgekauft.
Demnach war Jesus sündenfrei.
Paulus von Tarsus
5-64
Tarsus/Rom
*Türcke 1994, 52
Wer sündenfrei ist, hat Teil am
Sein Gottes.
Demnach hat Jesus Teil am
Sein Gottes.
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
Damit ist Gott
sowohl als Inbegriff des Ideellen
als auch als Subjekt (historische
Person/Jesus/Mensch) gefasst;
die historische Person wird zum
Ideal.*
*Türcke 1994, 52
Christus als Mittler in der Religionsphilosophie
IdeGott
elles
Christus
Ideal
SubMensch
jekt
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
?
?
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich?
ja, denn:
durch Jesu Tod ist Vermittlung/Erlösung
vollendet; und was vollendet ist, muss
nicht immer wieder neu vollzogen werden.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• erlösendes Geschenk Gottes an die
Menschheit, kein Opfer der Menschen
an ihren Gott?
ja, denn:
nicht von Menschen, sondern allein von
Gott kann Erlösung geschehen.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• ein für alle Mal vollzogen/Wiederholung
nicht erforderlich
?
• Geschenk Gottes an die Menschheit,
kein Opfer der Menschen an ihren Gott
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
• Wenn tatsächlich Erlösung geschehen ist,
dann ist sie ein für alle Mal vollzogen/
eine Wiederholung nicht erforderlich,
• und dann war Jesu Tod ein Geschenk
Gottes an die Menschheit.
Jesu Tod: die Deutung als Opfer
durch die Christen
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Was aber berechtigt Christen
zum Glauben, dass Erlösung
tatsächlich geschehen ist, wenn
sie die Welt, wie sie ist,
betrachten?
Lautes Bekennen jedenfalls
trägt nichts zur Auflösung
dieser Frage bei!
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 54
Die alles entscheidende
Prämisse, für den Glauben
an die vollzogene Erlösung der
Menschheit/ihre gelungene
Vermittlung mit Gott
ist Jesu Göttlichkeit.
Die Alles-oder-Nichts-Frage
Ist die Göttlichkeit Christi
begreiflich zu machen?
Christoph Türcke
* 1948
Türcke 1994, 55
Wie?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Die Welt ist erlösungsbedürftig.
Ein Schöpfer, der eine erlösungsbedürftige
Welt schafft, ist kein vollkommener Gott.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
?
Deshalb kann Christus, der Bringer der
Vollkommenheit, nicht von diesem
Schöpfergott abstammen.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Schöpfer und Erlöser mögen beide
göttliche Kraft haben. In ihrem Wesen
aber sind sie gegensätzlich.
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Marcions Vorstellung führt zu einem
dualistischen Weltbild, in dem zwei
göttliche Prinzipien widerstreiten.
Erlösung ist in solch einer Welt nicht
möglich.
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Dualismus
Türcke 1994, 55
Monarchianismus
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Marcion
85-160
Sinope
Türcke 1994, 55
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Gott adoptierte den Menschen
Jesus zu seinem Sohn
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Christus: Adoptivsohn Gottes
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Theodotus von Byzanz:
Monarchianismus als
Adoptianismus
Defizit: Gott und Jesus sind nur
äußerlich zusammengefügt,
nicht vereint.
Theodotus
2. Jhd.
Byzanz
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Noet von Smyrna (Ende 2. Jh.)
Monarchianismus als Patripassianismus:
Gott ist
Alleinherrscher;
Christus ist Gottes
andere Seinsweise
Türcke 1994, 56
Defizit:
ungeschaffener und
unwandelbarer Gott
zugleich wandelbar
und sterblich:
Gott hat keine Einheit
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Christi Göttlichkeit ist – noch - unbegreiflich
wo wir stehen:
Der Monarchianismus ist gescheitert,
denn in ihm bleibt Gott den Menschen
äußerlich (Adoptianismus)
oder er vernichtet sich (Patripassianismus).
Von dem rein und in sich verharrenden
Gott aber kann nichts gewusst werden.
Das rechte Verständnis von Vermittlung
wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
?
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
wo müssen wir hin?
• Vater und Sohn müssen real unterschieden
sein.
• Der Unterschied muss in den einen Gott
fallen.
• Ergo: Das göttliche Sein muss sich von sich
selbst unterscheiden und in diesem Unterschied zugleich mit sich identisch bleiben.
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Wie die Göttlichkeit Christi begreiflich wird
Monarchianismus
Agnostizismus
spekulative
Philosophie
Türcke 1994, 57
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Spekulation (Augustinus):
Der Mensch ist Ebenbild
Gottes, ... Spiegel göttlicher
Wahrheit, ... durch den
Sündenfall getrübt, ... durch
Glauben wieder klarer und
heller.
speculum (lat.): Spiegel, Abbild
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Spekulation (Mittelalter):
Form höchster Erkenntnis,
... nur durch Teilhabe am
göttlichen Denken begriffen.
speculari (lat.): spähen, auskundschaften
Gessmann, 2009, 677/1, 2
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Das rechte Verständnis von Vermittlung:
Die spekulative Philosophie
Die Luft wird
dünner,
die Schritte
werden kleiner.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Christi Zeugung:
ein innergöttlicher Vorgang.
Christus ist ein Gewordener,
deshalb Gott untergeordnet.
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
„Subordinatianismus“:
realer Unterschied bei
erhaltener Göttlichkeit.
Tertullian
155-240
Karthago
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Der Sohn als Mittler:
- Problem gelöst?
Nein, denn so wäre Christus
ein Mittelwesen zwischen
Gott und Welt
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wie kann in Gott gleichermaßen Einheit
und Differenz sein?
Tertullian
155-240
Karthago
„Subordinatianismus“
Die Auferstehung des
Dritten Menschen
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Arius treibt den Subordinatianismus auf die Spitze:
„Christus ist Geschöpf mit
besonderer Vollkommenheit
aber keineswegs gleichen
Wesens mit dem Schöpfergott.“
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Subordinatianismus: ein Skandal
Arius
260-336
Alexandria/
Konstantinopel
Ist der Sohn weniger als der Vater,
so ist weniger als Gott Mensch
geworden. Gott hat sich also
nicht ganz gegeben.
Die Erlösung hat gar
nicht stattgefunden.
Türcke 1994, 57
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Der Heilsmittler darf
kein Dritter Mensch sein,
sondern Vater und Sohn müssen
völlig wesensgleich sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Voraussetzungen für gelingende
Vermittlung:
Die Zeugung des Sohnes muss
ein Vorgang im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes sein.
298-373
Alexandria
Türcke 1994, 59
Wie aber ist da noch realer
Unterschied denkbar?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der reale Unterschied zwischen
• (1) dem im innersten, von
Zeit und Raum unberührten
Wesen Gottes gezeugten Sohn
• und (2) dem Vater:
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn sind Hypostasen,
die in gleicher Weise am
göttlichen Wesen Anteil haben.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das Allgemeine ist das Wesen.
Das Besondere des Vaters
ist das Ungezeugtsein.
Das Besondere des Sohnes
ist das Gezeugtsein.
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Vater und Sohn haben also
unterschiedliche Merkmale, die
zu ihrem Wesen hinzutreten.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Basilius
336-365
Ankara
Türcke 1994, 60
Defizit:
In Gott kann es keine Merkmale
(= Akzidenzien) geben, denn:
Nichts, was er ist,
kommt ihm von außen zu;
Gott ist sein Wesen
(und hat es nicht),
und zwar als Vater wie als Sohn.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
wo stehen wir?
Vater und Sohn müssen
gleichen Wesens sein.
Dieses Wesen darf nicht ein
Drittes sein, das beide nicht
selbst schon sind.
Türcke 1994, 60
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Wenn Christus ganz Gott ist,
kann er nicht gleichzeitig
auch noch ganz Mensch sein,
denn:
dann zerfiele Christus in zwei
Teile: einen anbetungswürdigen (Gott) und einen
nicht anbetungswürdigen Teil
(Mensch).
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Also hat Christus von der
menschlichen Natur nur das
belebte Fleisch angenommen,
an die Stelle des menschlichen
Intellektes ist der
Göttliche Geist getreten.
(vertreten auf der Synode zu Alexandrien 362)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Defizit:
So ist der Erlöser
zwar ganz Gott,
aber nicht ganz Mensch.
Er wird zum Dritten
neben beiden:
Der Dritte Mensch
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Synode zu Rom 382
Apollinaris
315-390
Laodicea/
Antiochien
Türcke 1994, 64 f
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Frage:
Was ist es, das die
Wesensgleichheit
von Vater und Sohn
ausmacht?
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus Antwort:
Der Heilige Geist
macht die Wesensgleichheit
von Vater und Sohn aus.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
„Im Vater ist die Einheit,
im Sohn die Gleichheit,
im Heiligen Geist die Eintracht
der Einheit und Gleichheit;
und alle drei sind
eins wegen des Vaters,
gleich wegen des Sohnes,
verbunden wegen des
Heiligen Geistes.“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Vater,
Sohn,
Geist:
drei aufeinander bezogene
Momente der göttlichen Substanz
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
1. Negation:
Gott darf nicht in zwei
widerstreitende Mächte
auseinanderfallen !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
2. Negation:
Gott darf nicht
ausschließlich Vater sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
3. Negation:
Der Sohn darf kein Drittes
neben Gott und Welt sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Trinität als Resultat
konsequent aufeinander
folgender Negationen:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
4. Negation:
Der Geist darf kein Drittes
neben Vater und Sohn sein !
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zugleich gilt:
Ohne Unterschied in Gott kein
Wissen von Gott und keine
Menschwerdung.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Ohne vollständige Eintracht
des Unterschiedenen
keine Einheit Gottes/
kein Monotheismus
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Wenn die Göttlichen Personen
alles das nicht sind:
Was sind sie dann?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
In Gott betrifft nicht jede
Aussage die Substanz,
sondern kann eine
Beziehung betreffen.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Hieße der Vater „Vater“
in Bezug auf sich selbst,
oder hieße der Sohn „Sohn“
in Bezug auf sich selbst,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so würden diese Aussagen die
Substanz betreffen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Da der Vater „Vater“
in Bezug auf den Sohn,
und der Sohn „Sohn“
in Bezug auf den Vater heißt,
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 61
so betreffen diese Aussagen
nicht die Substanz,
sondern die Relation.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Die Verschiedenheit
von Vater und Sohn
ist deshalb keine
Verschiedenheit der Substanz
sondern ausschließlich eine
Verschiedenheit der Relation.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die spezifische Differenz der
Göttlichen Personen gegeneinander ist ihre Relation zueinander.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ihr Sein ist Relationsein.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind nichts als Bezug.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Und was nichts als Bezug ist,
ist nicht Substanz.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Die Bezogenen
(Vater, Sohn, Heiliger Geist)
sind Bezug, nicht Substanz.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Ist das ein Problem?
Ist nicht ein rein geistiger Gott
gut vorstellbar?
Einschub: Der Begriff der Substanz
Einschub: Der Begriff der Substanz
In der
griechischen Philosophie:
Substanz
Materielles.
Substanz (ousía):
„causa sui“: auf sich beruhend,
keines anderen bedürfend:
Merkmale des Göttlichen!
Gessmann 2009, 697/2
Einschub: Der Begriff der Substanz
Im Rationalismus:
Baruch de Spinoza
1632 - 1677
Amsterdam/Den Haag
„Unter Substanz verstehe ich
das, was in sich ist und
durch sich begriffen wird;
d.h. etwas, dessen Begriff
nicht den Begriff eines andern
Dinges nötig hat, um daraus
gebildet zu werden.“
Baruch de Spinoza, Ethik, 1. Über Gott
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Das ewige sich aus sich selbst
heraus Erhalten zeigt sich als
dreifaltiges Sichbeziehen
auf Sichbeziehendes,
als nichts als Relation,
als Relation von Substanzlosem
zu Substanzlosem.*
Türcke 1994, 62; *vergl. Hegel, WdL Bd. II, 25
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus zu Ende gedacht:
Vater, Sohn und Heiliger Geist
sind als substanzlos gedacht:
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute/Göttliche
wird zum Nichts.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Der Supergau
der
Religionsphilosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Das Absolute ist das Leere
- Gott ist Nichts -
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
?? ?
?
Das Absolute
ist das Leere??
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
„Wenn man ... fragt, was diese
drei sind, dann wird die große
Armut offenbar, an welcher die
menschliche Sprache leidet.
... man hat die Formel geprägt:
drei Personen, nicht um den
wahren Sachverhalt auszudrücken, sondern um nicht
schweigen zu müssen“
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Begriffsbestimmung
der Trinität
Metapher
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 63
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Lieber ein unbegründeter
Glaube an die unaussprechliche Fülle des Absoluten
als die begründete Einsicht
in eine absolute Leere.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 64
Vernunft ade?
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Die göttliche und die menschliche Natur
Christi müssen bereits als geeinte in Raum
und Zeit getreten sein,
denn nur so ist die Einheit des Erlösers
vollkommen,
und die vollkommene Einheit des Erlösers
ist Voraussetzung für vollkommene Erlösung.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
was haben wir verstanden?
Keine der bisher entwickelten Vorstellungen
von der Göttlichkeit Jesu leisten dies.
Entweder ist Gott nicht ganz Gott,
oder Christus ist nicht ganz Mensch,
oder beide sind beides nicht,
oder einer von beiden oder beide
werden zum Dritten Menschen.
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Zum Ansich der göttlichen Natur
soll Einheit mit der menschlichen,
zum Ansich der menschlichen Natur
Einheit mit der göttlichen gehören.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
(Wechselseitige Mitteilung der Eigenarten
communicatio idiomatum)
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Defizit:
Ihr Sein ist bloßes Vermitteltsein:
Vermittlung von nichts mit nichts.
Kyrillos
375-444
Alexandria
Türcke 1994, 66
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
!!!
???
Türcke 1994, 64
Substanzverlust
Gottes
Konzil zu Chalcedon
451
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Konzil zu Chalcedon
451
Türcke 1994, 67
Göttlichkeit Christi und spekulative
Philosophie
Das kirchliche Machtwort:
Konzil zu Chalcedon
451
Unvermischt,
unverwandelt,
ungetrennt
und ungesondert
sind die zwei Naturen
Christi!!!
Türcke 1994, 67
Wer mit solcher Bastapolitik
der Kirche nicht einverstanden
ist, möge weiterblättern
zu Teil 3 dieser Foliensammlung
Literatur:
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Phänomenologie des Geistes,
stw, Frankfurt/Main 1970
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik, stw,
Frankfurt/Main 1969
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997