Berlusconi Weinbau Quantenphysik Sicherheit ÖGB

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Verbindungszeitung
der K.Ö.St.V.
Comagena Tulln
Oktober / 2006
Quantenphysik
Quantentheorie vs. Relativitätstheorie
Weinbau
Woher die edlen
Tropfen kommen
ÖGB
Warum Rödel den ÖGB
abschaffen würde
Berlusconi
Politiker und Medienzar
Sicherheit
Wieviel Freiheit
darf sie kosten?
Oktober 2006
Vorwort
Liebe Bundesbrüder und Farbenschwestern!
Liebe Leserschaft!
Endlich, die neue Ausgabe unserer Verbindungszeitung ist da! Sicher habt ihr schon
ungeduldig dem Erscheinungstermin
entgegengefiebert. Wie schon in den letzen
Ausgaben habe ich mich auch diesmal
bemüht, ein buntes Spektrum an Geschichten und Informationen in die Zeitung
hineinzupacken. Ich hoffe, es ist mir
gelungen euren Geschmack zu treffen und
ich glaube, jeder von euch findet auf den
folgenden Seiten irgendetwas das ihn
interessieren wird.
Den Artikel über die Relativitätstheorie, der
in der letzten Ausgabe erschienen ist,
glaube ich noch halbwegs verstanden zu
haben. Zur Quantenphysik, über die Mägs
dankeswerter Weise diesmal schreibt, kann
ich nur sagen: „Das passt einfach nicht in
meinen Kopf hinein“. Ich bin aber angeblich
nicht der einzige, der das nicht versteht.
Dies soll aber keinesfalls als kritische
Äußerung zu diesem komplexen Thema
verstanden werden. Ganz im Gegenteil, ich
möchte meine Bewunderung für die
Beschäftigung mit so komplizierten Dingen
zum Ausdruck bringen. Außerdem dürfen
wir uns darauf freuen auch in den nächsten
Ausgaben wieder etwas aus diesem Fach
zu lesen.
Eirena schreibt diesmal über die Geschichte
des Weinbaus. Zeferem berichtet über die
Astrologie, was mich auf die Idee gebracht
hat, vielleicht ein Horoskop in die nächste
Zeitung aufzunehmen. Und Eppy möchte
uns allen das Rauchen abgewöhnen. Sich
das Rauchen abzugewöhnen ist übrigens
gar nicht so schwer, ich selbst bin bereits
im fünften Monat rauchfrei, muss morgens
nicht mehr husten und habe nun wirklich
mehr Geld für andere Laster.
Und was gibt’s sonst noch: Rödl möchte die
Gewerkschaft abschaffen, Huygens
berichtet vom Pennälertag, und hat bereits
das Programm für den (imaginären)
Fernsehsender COT erstellt. In der Bastlecke geht’s diesmal um die „Turnusplatzkämpfe“ unserer Jungmediziner, in der
Rubrik H3 findet ihr eine kleine Geschichte
der EU, und Liber schreibt über Berlusconis
Medienmacht.
Besonders aufmerksam machen möchte ich
noch auf die neue Rubrik von Parzifal. Er
wird uns in den nächsten Ausgaben
bestimmte Ausdrücke und deren Bedeutungswandel im Laufe der Geschichte näher
bringen. Ich bitte euch um zahlreiche
Anregungen zu diesem Thema.
Danke an alle, die am Zustandekommen
dieser Ausgabe beteiligt waren und viel
Spaß beim Lesen.
Euer D.Q.
Impressum: Verbindungszeitschrift der K.Ö.St.V. Comagena Tulln, Redaktionsanschrift: Donaulände 38, 3430 Tulln, Chefredakteur: Stefan Schmid, Layout:
Philipp Monihart, Druck: Eigenverfahren, Auflage: 450 Stk., Verlagspostamt: 3430 Tulln, Kontakt: [email protected]
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln die Meinung des Verfassers wider und müssen nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Kurz gesagt: Wir drucken alles, was wir kriegen und korrigieren nur Rechtschreibung und Grammatik. Aber wer liest eigentlich ein Impressum?
Oktober 2006
Die Worte des Seniors
Liebe Bundesbrüder und –Schwestern,
werte Leser!
Herzlich Willkommen im Wintersemester
2006/2007! Eines gleich vorweg: Das CHC
hat sich fast nicht verändert, dass Programm sieht auch fast so aus wie jedes
Jahr, daher verweise ich an dieser Stelle
mal eben auf das bereits ausgesendete
Semesterprogramm, die stets aktuelle und
immer sehenswerte Homepage (www.
comagena.com) und widme mich einem
anderen Thema: Der Astrologie – genauer:
Dem Horoskop
Dank der guten Vorarbeit von Bundesbruder
Mägs kennen viele Leser der Comagena
Intern! den Unterschied zwischen Astronomie und Astrologie, jedoch können 40% der
Besucher von Volkssternwarten in Deutschland nicht sicher zwischen diesen beiden
Begriffen unterscheiden. Das ist ja auch
kein Wunder, bedenkt man, dass sich erst
im 17. Jahrhundert die Wege der Astronomie und der Astrologie getrennt haben: Die
Astronomie ist jener Teil der Naturwissenschaft, der sich mit der Erforschung des
Weltraumes beschäftigt, die Astrologie
jedoch, beschäftigt sich jedoch mit der
Deutung von Sternenkarten, den
Horoskopen. Dieser Begriff
ist abgeleitet von
horoskopos: So hieß
der am Osthorizont
aufsteigende
Tierkreisgrad,
weil er „die
Stunde
anzeigt“ (von
griech. hora
= die
Stunde
und
skopein
=
schauen, sehen). Das Horoskop zeigt die
Stellung von bestimmten Planten zum
Zeitpunkt der Geburt eines Menschen. Aus
diesen Konstellationen kann man gewisse
Hinweise auf charakterliche Eigenarten von
Menschen erkennen. Warum das so ist,
kann bis heute keiner sagen, fest steht
jedoch, dass in der Praxis vieles zutrifft.
Die Struktur eines Horoskops besteht aus 5
Teilen, die jedoch als ein Ganzes gedeutet
werden müssen:
Im Zentrum der Zeichnung, im Kreis in der
Mitte, sieht man das eigentliche Wesenzentrum des Menschen. Weil sich der Wesenskern nicht endgültig beschreiben lässt,
lassen die meisten Astrologen den Kreis in
der Mitte des Horoskops offen und zeichnen
keine Aspekte hindurch. Das Horoskop
„umschreibt“ also den Wesenskern. Wenn
der Mensch geboren wird, fängt - symbolisch gesehen - dieses Zentrum an,
Energien in alle Richtungen auszustrahlen.
Die nach allen Seiten ausströmenden
Energien treffen zuerst auf die Linien des
Aspektbildes auf. Aus ihm kann man die
Grundorientierung eines Menschen im
Leben entschlüsseln. Man sieht aber auch,
dass da und dort latente Anlagen sind, die
nicht zur Verwirklichung
kommen, weil sie im
„Gesamtschaltplan“ nicht
optimal eingeordnet
sind.
Die Energien aus
dem Wesensmittelpunkt werden
durch die Linien
des Aspektbildes
auf die Planeten,
die individuell im
Kreis des Horoskops
angeordnet sind,
weitergeleitet und
verteilt. Die Planeten sind
die eigentlichen Werkzeuge
des inneren Wesens, Fähigkeiten
oder Eigenschaften grundsätzlicher
Art. Die Planeten sind im Horoskop das
beweglichste Element. Sie haben unterschiedliche Umlaufgeschwindigkeiten und
stehen in jedem Horoskop immer wieder in
anderen Tierkreiszeichen, in anderer
Verteilung und Beziehung zueinander.
Die Tierkreiszeichen verbinden uns mit
kosmischen Qualitäten. Sie bilden ein
Bezugssystem, stehen als solches für die
Ordnung der Natur und geben den individuellen „Organen“, den Planeten, eine
natürliche Prägung. Erst in dieser Ausformung werden die menschlichen Wesenskräfte mit der Wirklichkeit, der Natur,
konfrontiert. Es entsteht die charakterliche
Eigenart. Die Häuser stellen die realen und
formalen Lebenssituationen mit all ihren
detaillierten Erlebnis- und Tätigkeitsformen
dar. Sie sind gegenüber dem individuellen
Wesensaufbau des Einzelmenschen
(Aspekte, Planeten, Zeichen) eine äußere,
nicht ursprünglich auf das Individuum
einwirkende Formal-Konstellation. Im
Häusersystem wird aufgezeigt, wie die
Umwelt auf den Menschen einwirkt und wie
er auf diese reagiert. Erst all diese Wechselwirkungen, die zwischen dem zentralen,
inneren Kern (Kreis in der Mitte), den
Wesenskräften oder Funktionsorganen
(Planeten), den Tierkreiszeichen als
kosmische Stimulatoren und Modifikatoren
und den verschiedenen Lebensbereichen
(Häusersystem) stattfinden, machen den
ganzen Menschen aus.
Nicht unerwähnt möchte ich natürlich einige
Ansichten der Astrologie-Gegner lassen: Die
astrologische Einteilung des Sonnenlaufes
in die 12 Tierkreiszeichen ist völlig willkürlich, von Menschen geschaffen. Ebenso
willkürlich wie z.B. die Einteilung des
Jahres in 12 Monate die sich zwar aus dem
Mondlauf ergeben hat, aber auch völlig
anders gestaltet werden könnte. Es ließe
sich problemlos z.B. ein Kalender mit 24
Monaten je ca. 15 Tagen konstruieren. Oder
man könnte den Tag anstatt in 24 Stunden
in 48 Stunden je 30 Minuten aufteilen!
Ebenso könnte man die Sternbilder anders
nennen, anders abgrenzen. Es gibt eine
Unzahl von Methoden, Horoskope zu
Oktober 2006
berechnen z.B. je nach Kulturkreis (chinesisches Horoskop usw.). Ebenso werden
unterschiedliche Informationen zur
Horoskoperstellung herangezogen. Die
Ergebnisse sind meist sehr verschieden
voneinander, es gibt nur eine Gemeinsamkeit: diese Ergebnisse lassen sich nicht
wissenschaftlich beweisen und treffen nur
dem Zufallsprinzip entsprechend zu.
In über 500 groß angelegten, weltweiten
Untersuchungen der letzten Jahrzehnte
konnte eine „Treffsicherheit“ der Horoskope
und Vorhersagen, welche die zufällige
Wahrscheinlichkeit übersteigt, nie bewiesen
werden. Grenzt man die Statistik auf
astrologiegläubige Menschen ein, ist die
Treffsicherheit höher. Man nennt diesen
Effekt das „Prinzip der selbsterfüllenden
Prophezeiungen“ - wenn man an etwas
glaubt, wird man es finden!
Die Aussagen von heutigen Horoskopen
aber auch von Wahrsagern vergangener
Jahrhunderte (Nostradamus) sind so
allgemein verfasst, das jeder in den
Vorhersagen auf sich oder bestimmte
Ereignisse zutreffende Tatsachen finden
kann. Es ist nur Auslegungssache.
Um das zu verdeutlichen lässt sich ein
einfaches Beispiel konstruieren. Wenn in
einen Horoskop stehen würde: „Heute
geschieht ein Unglück“ wartet ein astrologiegläubiger Mensch den ganzen Tag auf
ein Ereignis. Fällt ihm nur eine Kaffeetasse
herunter, bewahrheitet sich die Vorhersage!
Es ist eine Sache der persönlichen Interpretation, was ein Unglück ist. Daraus ergibt
sich die oft gestellte Frage: Astrologie =
geschickt angewandte Psychologie?
Und was spricht heute noch für die
Astrologie? Kurz gesagt: Nichts. Es gibt
etliche fundierte, wissenschaftliche
Untersuchungen zu diesem Thema, die
wissenschaftlichen Argumente gegen die
Astrologie sind erdrückend.
Euer Zefrem
Literaturverzeichnis: Astrologie - Eine
Einführung von Dr. Peter Niehenke [ReclamVerlag: ISBN 3-15-007296-4]
Die Worte des PhilisterSeniors
Liebe Bundesbrüder und Leser!
Das Wintersemester hat bereits
begonnen, die erste Kneipe ist
geschlagen. Daher freut es
mich, dass jetzt, zeitgerecht
vor dem Stiftungsfest, das
wir am 11.11. feiern dürfen,
eine Ausgabe unserer
Comagena Intern erscheint.
Alle von Euch haben das
Semesterprogramm erhalten
und ich hoffe, es ist nicht in
der Flut der von der Post
gebrachten Schriftstücke
untergegangen oder gar in
der Rundablage gelandet.
Auch dieses Semesters hat
wieder ein bewährtes Team
versucht, Althergebrachtes mit
Neuem zu verbinden und so
würde ich mich wirklich freuen,
Euch auf der einen oder anderen
Veranstaltung begrüßen zu dürfen.
Den Höhepunkt des Semesters stellt
wie jedes Jahr das Stiftungsfestwochenende dar, welches neben dem
Festkommers am Samstag auch den AHC
und den KC umfasst. Im Rahmen des AHC
ist heuer das AHChC zu wählen, da die
letzte Wahl bereits zwei Jahre
zurückliegt. Ich freue mich, Euch
mitteilen zu dürfen, dass fast das
gesamte AHChC sich bereit erklärt
hat, weiter zu machen. Leider
beendet Bbr Hermann
Kramer v/o Hermes sein
Amt als Philisterschriftführer, jedoch hat er sich
dankenswerter Weise
bereit erklärt, der Comagena
weiterhin als Standesführer zur
Verfügung zu stehen und wird
auch das Verbindungsarchiv von
ihm betreut. An seiner Stelle
konnte ich Bbr Prof Mag Ewald
Dopplinger v/o Eppy als Philisterschriftführer gewinnen und es
würde mich freuen, wenn Ihr dem
bewährten, nur geringfügig veränderten Team Euer Vertrauen schenken
würdet.
In zwei Jahren dürfen wir unser 75.
Stiftungsfest feiern, ein stolzes Alter für
eine Verbindung und für uns alle sicher
ein Grund der Freude. Runde Stiftungsfeste schreien geradezu nach großen
Feiern, Zeremonien, Gedenksteinen oder
ähnlichem. Die Frage ist, ob wir dies alles und wenn ja - was wir wollen.
Ziel der nächsten beiden Jahre sollte es
daher sein, alles daran zu setzen, dass
dieses Stiftungsfest einen würdigen
Rahmen unseres Jubiläums darstellt.
Angesichts der momentanen erfreulichen
Stärke der Aktivitas bin ich davon überzeugt, dass dies auch gelingen wird, jedoch
bedarf es dazu nicht nur des Einsatzes der
Aktiven sondern eines jeden Bundesbruders
und so möchte ich jeden einzelnen von
Euch bereits jetzt ersuchen, sich Gedanken
darüber zu machen, wie nach seiner
persönlichen Vorstellung dieses Stiftungsfest gestaltet werden wollte und mir seine
Ideen mitzuteilen.
Neben einer Aufgabe eines jeden einzelnen
Bundesbruders wird es vor allem eine der
Hauptaufgaben des nächsten AHChCs sein,
neben den jedes Semester wechselnden
ChCs der Aktivitas die gesamte Verbindung
kontinuierlich und zielstrebig auf dieses 75.
Stiftungsfest hinzuführen, damit es wirklich
ein schönes Fest für uns alle wird.
Ich hoffe somit auf eine breite Unterstützung, freue mich auf Eure Rückmeldungen
und verbleibe mit den besten bundesbrüderlichen Grüßen
Oppi
Oktober 2006
H3 – kleine Geschichte der Europäischen Union
Europa ist geographisch nicht eindeutig
definierbar, kulturell ebenfalls nur vage. Nun
kann man Europa als christliches Abendland
definieren, das im Gegensatz zum Morgenland steht. Kulturelle Basis ist sicherlich das
Christentum, welches Grundverhaltensregeln für die Welt aufstellte (10 Gebote). Die
Antike mit den germanischen Kulturen stellt
die zweite Basis dar, an der sich in der
Renaissance orientiert wurde. Über die
Aufklärung, den Liberalismus und die
Entwicklung der Städte konnte Europa die
restliche Welt wirtschaftlich überholen.
Die einzige gesamt-europäische Macht war
die Kirche, die Habsburger scheiterten mit
ihrer Großmachtpolitik, Napoleon war nur
sehr kurzfristig erfolgreich. Hitler war
insofern am weitesten, da er bis 1942/43
einen fast ganz Europa umfassenden
Wirtschaftsraum, einen gemeinsamen
Markt, aufbauen konnte. (Die Mittel dazu
sind ein anderes Thema.) Nach dem
Zweiten Weltkrieg entstanden zwei neue
Großmächte, die Vereinigten Staaten und
die Sowjetunion. Das Vereinigte Königreich,
Frankreich und Deutschland wurden
weltpolitisch bedeutungslos. Der Zusammenschluss und die Abgabe von Souveränität von Frankreich und Deutschland sind die
Fundamente der EU bis heute! Die USA
wurde zur Hegemonialmacht (West-)
Europas.
1951 wurde unter dem französischen
Außenminister Robert Schuman die
Europäische Gemeinschaft für Kohle uns
Stahl (EGKS/Montanunion) gegründet. Eine
supranationale Behörde regelte die Nutzung
von Kohle und Stahl in den Ländern BRD,
Frankreich, Benelux und Italien. Die
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
sowie die Europäische Atomgemeinschaft
(Euratom) wurden 1958 in Rom (römische
Verträge) gegründet. Die Europa-Politik der
Mitgliedsstaaten wechselte oft zwischen
Europhobie und Eurosklerose. Mit der
Etablierung einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft war vor allem der
französische Ministerpräsident De Gaulle
nicht einverstanden, was zur Politik des
„leeren Stuhls“ führte, da Frankreich die
Sitzungen in den 1960er Jahren nicht mehr
besuchte. In den 1980er Jahren legte die
britische Premierministerin Thatcher die
Europapolitik fast lahm.
In den 1960er Jahren wurden durch
außereuropäische Verträge die Kolonien der
europäischen Staaten integriert, was sich
für Frankreich und Italien äußerst positiv
auswirkte. 1967 schlossen sich EWG, EGKS
und Euratom zur Europäischen Gemeinschaft (EG) zusammen. Eine gemeinsame
und einheitliche Markt-, Verkehrs- und
Wettbewerbspolitik wurde forciert, weitere
Oktober 2006
Ziele waren Rechtsangleichungen sowie
das Zusammenlegen der Außenzölle. Ab
1970 (nach dem Rücktritt von De Gaulle)
einigten sich die sechs Staaten über die
Agrarpolitik sowie die Zusammenarbeit der
Außenminister und das Anstreben einer
Währungspolitik. 1973 traten die ersten
neuen Staaten der EG bei, jene sind das
Vereinigte Königreich, Irland und Dänemark.
Norwegen trat ebenfalls bei, doch dann
wieder aus.
Gleichzeitig ereignete sich eine Rezension
(Erdölschocks), durch die drei Neuen
entstand eine Bremswirkung und das
Wirtschaftswunder nach dem Zweiten
Weltkrieg ging auch endgültig zu Ende. Es
kam ganz Allgemein zu einem Rückzug auf
nationales Niveau. 1979 trat Griechenland
und 1981 Spanien und Portugal der EG bei.
In den 1980er Jahren forderten die USA die
EG immer mehr wirtschaftlich heraus und
es wurde klar, dass die Erweiterungen noch
nicht abgeschlossen waren. 1987 einigte
man sich über die „gemeinsame europäische Akte“, welche die Grundlage der
Maastrichtverträge darstellt. Ein Jahr später
wurde neuerlich das EG-Budget saniert.
1989 beantragte Österreich die Mitgliedschaft in der EG, ein Jahr später einigte
man sich über das 2. Schengener-Abkommen (Freizügigkeit des Personenverkehrs).
1992 entstand nun der Maastrichtvertrag:
Das drei-Säulen-Modell (EG / Gemeinsame
Außen- und Sicherheitspolitik / Polizeiliche
und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen ) konnte sich durchsetzen. 1995 traten
Österreich, Schweden und Finnland der
mittlerweile umbenannten EU bei, 1999
wurden die Wechselkurse der Mitgliedsländer fix aneinander gebunden. Gleichzeitig
begann der Bologna-Prozess, indem die
Studienbedingungen angeglichen werden
sollen, in der Lissabon-Strategie (2000)
wurde verankert, dass die EU die USA 2010
wirtschaftlich überholt haben sollte. 2002
wurde der Verfassungskonvent vom Rat und
den Außenministern angenommen, von
Frankreich und den Niederlanden jedoch
abgelehnt. 2004 wurde die letzte große
Aufnahmewelle durchgezogen.
Zwei Prinzipien, die die EU ausmachen und
die in der Geschichte einmalig sind, ist
erstens die Solidarität den Mitgliedssaaten
gegenüber. Wenn eine Maßnahme einem
anderen hilft, für den eigenen Staat aber
eher bedeutungslos ist, so ist dieser
Maßnahme zuzustimmen. Zum Zweiten ist
es die Subsidiarität, die besagt, was der
einzelne machen kann, soll nicht die höhere
Instanz übernehmen.
Bei aller Entwicklung und wirtschaftlichem
Fortschritt wird immer wieder die Fragen
aufgeworfen, ob es denn ein Kerneuropa (F,
D + Ö) gebe, da Europa mit seiner Vielfalt in
jeglicher Form ein Kontinent mit verschiedenen Geschwindigkeiten ist. Diese Frage
soll nur ein Denkanstoß sein, denn jeglicher
Zweifel an der EU möchte ich mit folgendem Zitat des luxemburgischen
Außenministers Jean-Claude Juncker
entgegentreten: „Wer an der Europäischen
Union zweifelt, soll einen Soldatenfriedhof
besuchen.“
Franz Hebenstreit v. Hebinger
PT 2006 Wolfsberg – St. Veit – ein kurzer Bericht!
Wie jedes Jahr fand auch heuer am
Pfingstwochenende wieder der Pennälertag
statt und - wie jedes Jahr - fuhr eine
glorreiche Abordnung von Comagenen und
Tullinen unter der Führung von den
Bundesbrüdern Hebinger und Rödel sowie
den Farbenschwestern Kirk und Nofretete
zum Pennälertag.
Wie jedes Jahr traf man natürlich dort auch
heuer (na, wann und wo? Richtig: am
Pfingstwochenende am Pennälertag) wieder
bekannte Gesichter aus den Reihen des
MKV, CV und VfM. Ärgerlich war nur, dass
wir etwas außerhalb von Wolfsberg
einquartiert waren, und wir somit entweder
auf ein Taxi oder den guten Willen von
Bundesbruder Mark Anton und Farbenschwester Nofretete angewiesen waren.
Trotzdem konnten wir uns alle den Genüssen couleurstudentischen Lebens hingeben:
Niederösterreichkneipe, Liechtensteinkneipe, Bier, Bars, Bier en masse, Buden,
Festumzug, Festmesse und Festkommers samt Festrede von Verteidigungsminister Günther Platter und
Ehrenringverleihung an Nationalratspräsident Dr. Andreas Khol!
Die grandiosen
Chargierten waren
auf COT-Seite die
Bundesbrüder
Hebinger, Phoenix
und Rödel, für die
Tullina chargierten
die Farbenschwestern Nofretete und
Eirena. Für die Tullina
gab es ein weiteres
Großereignis, für das
sogar die hohe
Philisterseniora extra
anreiste: ein Essen aller gemischten
Verbindungen Österreichs. Alles in Allem
war der Pennälertag wohl sehr
gelungen! Ich freue mich jedenfalls schon auf Salzburg 2007!
Gerhard Pölsterl v/o Huygens
Oktober 2006
ÖGB? Abschaffen!
Von einem Bankenskandal, dem ÖGB und
der leider nachvollziehbaren Mutlosigkeit
der österreichischen Bundesregierung.
Wozu brauchen wir eigentlich noch eine
Gewerkschaft? Warum benötigt Österreich,
ein Land in dem der klassische manuelle
Arbeiter zur Ausnahmerscheinung geworden ist noch immer eine riesige Gewerkschaftsorganisation um die Vertretung eine
hart arbeitende Arbeiterklasse gegenüber
einer nach Profit gierende Unternehmerklasse zu gewährleisten? Wären moderne
Gewerkschaften tatsächlich auf solch ein
simples Bild reduzierbar, die Antwort
müsste lauten: „Nein!“. Doch Gewerkschaften sind weitaus mehr geworden,
moderne Gewerkschaften haben sich vom
natürlichen Gegner der Wirtschaft zu deren
unverzichtbarem Partnern entwickelt.
Im Zeitalter der Industrialisierung waren
Gewerkschaften tatsächlich nur der
Gegenpol zu mächtigen Wirtschaftskapitänen und einem willfährigen Staat, sie
waren die Vertretung der Arbeiterklasse
gegen das Kapital. Zu Beginn sah man
gewerkschaftliche Aktivität lediglich als zu
eliminierenden Störfaktor in der wirtschaftlichen Entwicklung, doch schon bald
mussten die frühen Wirtschaftskapitäne
akzeptieren, dass sie sich einer neuen
Machtbasis gegenüber standen und
Menschen nicht mehr frei nach Belieben
unterdrücken konnten. Mit der staatlichen
Akzeptanz und später sogar Förderung
gewerkschaftlicher Bewegungen musste
„das Kapital“ endgültig einsehen, dass die
Zeit der unumschränkten, unkontrollierten
und schon gar nicht legitimierten Macht
über Heerscharen von Arbeitern vorbei war.
Nach einer langen, von Klassen- und
Nationalbewusstsein, von Arbeitskampf und
Kriegstreiberei geprägten Zeit, sah man
irgendwann ein, dass Verhandlungen und
Kooperation fast immer zu besseren
Ergebnissen als die Konfrontation führen
sollten. Wie sich die Gesellschaft veränderte, so veränderte sich auch die Gewerkschaft.
Österreich hat keine große Gewerkschaftsgeschichte. Die Monarchie ließ immer
gerade soviel Arbeitervertretung zu, wie
nötig war, um deren revolutionäre Entfaltung zu verhindern, in der Zwischenkriegszeit wurde nach einem kurzen demokratischen Intermezzo gewerkschaftliche
Organisation mit politischer Aktivität für den
Sozialismus gleichgesetzt und – auch unter
Beteiligung des Couleurstudententums –
von einem totalitären Regime brutal
unterdrückt. Es sollte noch einen weiteren
Weltkrieg brauchen, um auch das österreichische Bürgertum davon zu überzeugen,
dass Arbeiter nicht Menschen zweiter
Klasse wären, erst nach dem Kollaps eines
noch menschenverachtenderen Regime als
es der Ständestaat eines Engelbert Dollfuß
gewesen war, konnte sich auch in Österreich eine allgemein akzeptierte Gewerkschaftsbewegung etablieren.
In einer von Kooperation und Kompromissbereitschaft getragenen allgemeinen
Aufbruchsstimmung bildete sich ein System
heraus, in dem die beiden Seiten miteinander redeten anstatt sich zu bekämpfen.
Vertreter der Wirtschaft kooperierten mit
den Spitzen der Gewerkschaft und mit
immer weitergehender Institutionalisierung
Oktober 2006
war jenes System geboren, das Österreichs
Arbeitsbeziehungen bis heute prägen sollte
– Die Sozialpartnerschaft.
die Existenzberechtigung verloren. Es hat
nach dem BAWAG-Desaster in der größten
uns über die Jahrzehnte viel gebracht,
Krise seiner Existenz, dass er vier Monate
durch mangelnde Fähigkeit zur Anpassung
nach dem Platzen der Bombe trotz
ist die Sozialpartnerschaft aber heute zu
augenscheinlicher Bemühungen einer
Das System der Sozialpartnerschaft hat uns
einer demokratisch nicht legitimierten
neuen Spitze noch immer nicht mehr
nicht selten die Eskalation des ArbeitsInstanz geworden, die sich zwar schon
Reformwerk als eine noch nicht abgekampfs mit all seinen
selbst eingesteht,
schlossene Mitgliederbefragung und einen
negativen Seiten wie
nur mehr einen
neue Werbelinie zustande gebracht hat, ist
Lassen wir den ÖGB in Konkurs gehen!
einer Senkung der
Bruchteil der Bevölfür mich ein deutliches Zeichen der NichtProduktivität,
kerung angemesReformierbarkeit dieses Verbandes.
Beeinträchtigungen des allgemeinen
sen vertreten zu können, trotzdem aber die
Anscheinend böte ein Konkurs mit anschlieWirtschaftslebens und der Bildung gegenMacht hat, über Arbeitsbedingungen nahezu
ßender Neugründung die einzig realistische
seitiger Feindbilder erspart, auf der anderen
der gesamten Bevölkerung zu entscheiden.
Möglichkeit, den Gewerkschaftsbund in
Seite erhielt mit der Sozialpartnerschaft
Ich verlange nicht, das österreichische
grundlegenden Dingen zu reformieren.
aber auch eine demokratisch nicht
System der Sozialpartnerschaft aufzugeben.
legitimerte Kraft die Macht, wesentliche
Was ich hingegen verlange, das ist ein
Der ÖGB besteht zur Zeit aus 12 unterTeile der Politik zu bestimmen. Der Mangel
gewachsenes und heute leider in vielen
schiedlich starken Teilgewerkschaften die
an Demokratie ist ein großer, jedoch bei
Bereichen die Realität nicht mehr wideralle darum bemüht sind, ihre Errungenweitem nicht der einzige Kritikpunkt an
spiegelndes System zu erneuern um es von
schaften – seien sie nun für die Allgemeindiesem österreichischen System der
einem Klotz am Bein zum Schrittmacher
heit oder nur für spezifische GewerkSozialpartnerschaft.
einer positiven wirtschaftlichen Entwickschaftsgruppen von Vorteil – vor jeglichem
lung, sowohl für Arbeitgeber als auch
Zugriff von außen zu bewahren. Wessen
Werden Arbeitskämpfe nämlich berechtigt
Arbeitnehmer werden zu lassen. Klingt wie
Rechte nun angetastet werden und welche
durchgeführt, so sind sie ein durchaus
ein brav auswendig gelernter Stehsatz
bestehen bleiben, das entscheiden aber
probates Mittel um erstarrte Strukturen
unserer Kollegen aus ÖGB und Wirtschaftskeine sachlichen Analysen sondern einzig
aufzubrechen. Die Vermeidung jeder Form
kammer, ist es aber nicht. Denn de facto
und allein die relative Stärke einer Teilgevon Arbeitskämpfen führt mittelfristig dazu,
böte das zum Zeitpunkt der Niederschrift
werkschaft. Unter anderem verfügen wir
dass eben solch erstarrte Strukturen
aktuelle BAWAG-Desaster ideale Voraussetheute über eine Gewerkschaft des Öffentgeschaffen und über Jahrzehnte hin
zungen, eine solch grundlegende Reform
lichen Dienstes und eine Gewerkschaft der
archiviert werden. Ein gutes Beispiel hierzu
der Sozialpartnerschaft erfolgreich über die
Gemeindebediensteten, wir verfügen über
ist die Sozialpartnerschaft selbst, die es bis
Bühne zu bringen und daher fordere ich:
eine Gewerkschaft für Transport und
heute noch immer nicht geschafft hat,
Lassen wir den ÖGB in Konkurs gehen!
Verkehr und eine Gewerkschaft der
Gruppen in ihren Entscheidungsprozess zu
Eisenbahner. Auch wenn sich die acht
integrieren, die es zu ihrer Gründerzeit noch
Klingt nach neoliberaler Heuschreckenrherestlichen Teilgewerkschaften in ihren Tätignicht gab.
torik, ist es aber nicht. Wäre die Wirtschaftskeitsbereichen nicht mehr derart offensichtkammer in einer
lich überschneiden,
...hat die Sozialpartnerschaft ihre
Ein ebenfalls strukturelles Problem ist, dass
ähnlichen Krise, so
so lässt mich allein
Existenzberechtigung
verloren...
lediglich Großverbände miteinander
würde ich selbiges
die Fülle an Teilorgaverhandeln und somit auch nur die
für die Wirtschaftsnisationen schon auf
Interessen der beiden Großverbände
kammer fordern und träfe die Krise beide
der obersten Ebene erschrecken. Warum
vertreten werden. Durch den Rost fallen auf
Institutionen, so wäre das in meinen Augen
kann es eigentlich nicht reichen, bloß über
der einen Seite all jene, die von der
noch besser für das System, denn erst die
vier Gewerkschaften zu verfügen. Eine
Gewerkschaft schon aus Eigeninteresse
Krise zwingt zur Reformation. Erst die
Neugründung böte die Chance, dieses Ziel
nicht vertreten werden können, auf der
beidseitige Krise würde sofort zu einer
zu realisieren: Eine Gewerkschaft der
anderen Seite all jene Wirtschaftstreibeidseitigen Reform führen, die Erfahrung
freiberuflich Tätigen, eine Gewerkschaft der
benden, die über keine schlagkräftige Lobby
lässt jedoch erwarten, dass auch eine
Angestellten, eine Gewerkschaft der
im Verband verfügen. Sowohl der frei
scheinbar einseitige Reform zum Umdenken
körperlich Arbeitenden und eine Gewerkarbeitende Grafikdesigner als auch der
auf beiden Seiten führen würde. Würde sich
schaft der Arbeitslosen – mehr hat
arbeitslos gewordene Metallarbeiter der
der ÖGB von Grund auf erneueren so
Österreich in meinen Augen nicht notwengerne auch zu niedrigerem Lohn arbeiten
müsste auch die Wirtschaftskammer
dig.
würde bleiben hier außen vor.
Grundlegendes in ihren Denk- und Handlungsansätzen ändern.
Neben Arbeitern und Angestellten finden
In meinen Augen hat das System der Sozialsich hier zwei Gruppen, die in der momenpartnerschaft in seiner momentanen Form
Der Österreichische Gewerkschaftsbund ist
tanen Situation von Gewerkschaftsseite
Oktober 2006
bestenfalls wahrgenommen, jedoch sicher
nicht vertreten werden: Freiberufler und
Arbeitslose.
Die erste Gruppe, die freiberuflich Tätigen,
oft als neues Phänomen in der Mitte
zwischen Arbeit und Kapital gesehen,
werden weder vom Wirtschaftsbund, noch
vom ÖGB wirksam vertreten. In meinen
Augen sind Freiberufler in ihrer ständiger
Suche nach neuen Arbeitsverhältnissen und
externen Aufträgen eine Berufsgruppe, die
gewerkschaftliche Vertretung mehr als
notwendig hat. Theoretisch gesehen sind
Freiberufler unabhängig, für sich selbst
verantwortlich und nicht an Vorgaben und
Zeitpläne eines Arbeitgebers gebunden.
Betrachtet man die Realität, so zeigt sich
aber, dass dem Trend zur freiberuflichen
Tätigkeit weniger das Streben nach
persönlicher Freiheit und beruflicher
Erfüllung auf Seiten des „Arbeitnehmers“
denn der Versuch des Arbeitgebers, sich aus
der Verantwortung zu Grunde liegt. Die
Praxis, möglichst viele Arbeiten durch
freiberufliche Mitarbeiter durchführen zu
lassen mag zwar den (scheinbaren)
Gewinn- und Effizienzzwängen der liberalen
Wirtschaftsdoktrin, der wir uns nach immer
größer werdenden Problemen einer stark
sozialorientierten Marktwirtschaft mehr
oder weniger freiwillig verschrieben haben,
genügen, für jeden Einzelnen zum Freiberufler avancierten Mitarbeiter aber bedeutet
dies Nichtinformation über zukünftige
Lebensbedingungen unsichere Einkommenslage und ständige Kündigungsgefahr.
Unter dem Deckmantel der Selbstständigkeit werden so immer mehr Menschen zu
Arbeitern ohne kollektive Vertretung, ohne
Macht gegenüber ihrem Arbeitgeber. Welche
Vereinigung würde sich aus dieser Sicht
besser zur wirksamen Vertretung eignen als
eine starke Gewerkschaft?
Die Gründung einer Gewerkschaft der
freiberuflich Tätigen ist nicht so weit
hergeholt und wurde bereits mehrmals
diskutiert, doch worin läge der Sinn einer
Gewerkschaft der Arbeitslosen? Die Antwort
ist, dass die Interessen der arbeitenden
Bevölkerung nicht zwingend mit jenen der
Arbeitslosen übereinstimmen müssen.
Während es für die Gewerkschaften der
Arbeitenden durchaus
Sinn macht, etwa höhere
Löhne oder auch Abfindungen zu fordern, müsste
eine Gewerkschaft der
Arbeitslosen in bestimmten Bereichen das genaue
Gegenteil fordern. Hohe
Löhne mögen gut und
schön sein, für den
Arbeitgeber bedeuten sie
höheren Aufwand und
somit tendentiell eine
Abschreckung, neue
Arbeitskräfte einzustellen.
Hohe Abfindungen
schlagen in die selbe
Kerbe, die Gefahr, hohe
Abfertigungszahlungen
leisten zu müssen mag
auf der einen Seite die
Bindung zwischen
Arbeitnehmer und -geber
stärken, auf der anderen
Seite bedeutet diese
gespannt blickt er in eine ungewisse Zukunft
Senkung der Fluktuationsrate für den Arbeitslosen
heiten zwischen Angestellten und Arbeitern
weniger Chancen, wieder ins Erwerbsleben
einzusteigen. Diese und auch viele andere
verschiedener Körperschaften würde dieses
Beispiele der sogenannten InsiderModell auch in nicht unbeträchtlichem
Ausmaß Verhandlungsaufwand sparen.
Outsider-Theorie sind in meinen Augen
überzeugend genug, die Gründung einer
Gewerkschaft der Arbeitslosen, welche per
Österreich hätte die Chance gehabt, die
nahezu versteinerte Sozialpartnerschaft zu
Gesetz zwingend bei Verhandlungen der
einem modernen und in Europa einzigaranderen drei Gewerkschaften vertreten sein
müsste, zu rechtfertigen.
tigem System zu transformieren. Wäre die
österreichische Bundesregierung nicht auf
eine Bundeshaftung eingegangen, wäre im
Neben der zusätzlichen Vertretung der oben
beschriebenen zwei Gruppen hätte die von
Bawag-Skandal seitens der Regierung ein
mir vorgeschlagene Aufteilung auch in der
härterer Kurs gefahren worden, ich denke
dass die Bank den ÖGB in den Konkurs
Vertretung der „herkömmlichen“ Gruppen
gezogen und der Sozialpartnerschaft damit
gravierende Vorteile. Eine Vertretung der
Angestellten etwa müsste – ebenso wie
die Möglichkeit zu einem Neuanfang
gegeben hätte. Mag sein dass eine solche
eine Vertretung der Arbeiter – nicht mehr
Vorgehensweise für österreichische
unterscheiden zwischen Angestellten des
Bundes, der Gemeinden oder auch privater
Verhältnisse unrealistisch gewesen wäre,
mag sein, dass die „unsoziale und machtArbeitgeber. Die Gewerkschaft könnte auf
besessene österreichische Bundesregieoberster Ebene Richtlinien wie etwa
Schwankungsbreiten für Lohnanpassungen
rung“ dafür medial gegeiselt und im Herbst
des Jahres noch deutlicher abgewählt
oder Arbeitszeiten verhandeln, innerhalb
worden wäre, für Österreich wäre es wohl
von untergelagerten Fachgewerkschaften
könnte anschließend deren konkrete
die bessere Lösung gewesen.
Ausgestaltung geregelt werden. Neben dem
Stephan Schiffleithner v/o Rödel
systembedingten Wegfall von Ungleich-
Oktober 2006
Die Geschichte des Weinbaus
Nachdem ich mich in der letzten Cot-Intern
auf mehrfachen Wunsch statt dem Wein
dem Bier gewidmet habe, fasste ich den
Entschluss nun mit dem Wein fortzufahren.
Da dieses Thema aber bei weitem zu
umfangreich für einen Artikel ist werde ich
mich heute nur mit der Geschichte des
Weines und Weinbaus beschäftigen.
Bereits um 6000 v.Chr. wurde in Kaukasien
oder Mesopotamien Wein angebaut und
3000 Jahre später wurden Weinreben auch
in Ägypten und Phönizien heimisch. Ca.
2000 v.Chr. wurde er in Griechenland
bekannt und etwa 1000 Jahre später in
Nordafrika, Italien und Sizilien. Die darauf
folgenden 500 Jahre dienten dazu den
Weinbau auch nach Spanien, Portugal und
Südfrankreich zu bringen. Durch die Römer,
die dem edlen Rebensaft anscheinend sehr
zugetan waren, erhielt er seine noch heute
gegebene weite Verbreitung in Europa. Dass
die Geschichte des Rebstockes älter ist als
die der Menschen, wird dadurch bewiesen,
dass man in vielen Ländern der Erde (unter
anderem auch in Österreich) Samen und
Blattabdrücke von Reben in Formationen
aus dem Tertiär gefunden hat. Es wird
behauptet, dass die Geschichte des Weines
ebenso alt ist, wie die der Menschen. Einen
Beweis dafür gibt es allerdings nicht. Über
10
die Qualität des Weines entscheiden das
Terroir (Boden, Klima und Lage), die
angebaute Rebsorte und die „Qualitätsphilosophie“ und das Können des Winzers.
Jeder Wein ist also das Produkt eines
Winzers und einer bestimmten Region.
Österreichs Weinbaugebiete liegen am
Rande der warmen, trockenen kontinentalen Klimazone. Mit den sonnenreichen
und heißen Sommern gehört Österreich
zum pannonischen Klimagebiet mit einer
einzigen Ausnahme. Die steirischen
Weinbaugebiete zählen zum illyrischen
Florengebiet. Die Frische und Fruchtigkeit
der österreichischen Weine stammt aus
dem Norden und die Ausgewogenheit und
der Gehalt aus dem Süden. Voraussetzung
für einen erfolgreichen Rebenanbau sind ein
früh anbrechendes Frühjahr, ein langer
Sommer und ein milder Herbst. Die
höchsten Weingärten Österreichs liegen auf
etwa 600m. Unsere heimischen Böden sind
sehr vielfältig und bestehen aus Löß, Kalk,
Urgestein und steinig-trockenen Tonschieferböden. Da jeder Boden für spezielle
Rebsorten besonders gut geeignet ist und
seine eigenen Weintypen hervorbringt ist
die Weinvielfalt in Österreich dementsprechend hoch. Charakteristisch für unseren
Weinbau ist daher eine große Vielfalt auf
kleinstem Raum.
Die Geschichte des Weinbaus in Österreich
Eine Legende erzählt, dass der Weinbau bei
uns mit dem römischen Kaiser Probus
begann. In Wahrheit gab es diesen aber
schon zur Zeit der Kelten im Donauland und
am Rande der Alpen. Allerdings bekamen
die römischen Legionäre, auf Anordnung
des Kaisers Probus, ihr Tagesquantum Wein
nicht mehr aus Italien, sondern aus den
heimischen Weingärten. Damit begann die
erste Blütezeit des österreichischen
Weinbaus. Erst in der berühmten Lebensbeschreibung des Hl. Severin wird der
Österreichische Wein schriftlich erwähnt.
Die bis dahin hoch entwickelte Weinkultur
verfiel zur Zeit der Völkerwanderung, kam
aber nie gänzlich zum erliegen. Einen
Aufschwung gab es unter Karl dem Großen.
Es wurden Musterweingärten angelegt und
eine Sortenbereinigung durchgeführt. Einen
wesentlichen Beitrag zur Ausbreitung des
Weinbaus leisteten damals Klöster und
Stifte.
Aus einem Dokument aus dem Jahre 1137
geht hervor, dass die Wiener Weingartenbesitzer schon eine eigene Standesvertretung
hatten und aus dem 14. Jahrhundert gibt es
erste Hinweise auf heute noch verbreitete
Oktober 2006
Rebsorten (Blauburgunder und Traminer).
Aus dem 16. Jahrhundert sind die Verordnungen über Weinbau und Weinverkauf,
sowie das erste Buch „Von Bau, Pflege und
Brauch des Weins“ erhalten. Seine größte
Ausdehnung erreichte der heimische
Weinbau auch in dieser Zeit. Damals war
die Fläche der Weingärten ca. zehnmal so
groß wie heute. Doch der nächste Rückschlag kam sehr bald. Das Aufkommen des
Bieres, hohe Abgaben, und die Folgen des
Dreißigjährigen Krieges führten im 17.
Jahrhundert zu einem Niedergang des
Weinbaus. Durch eine Steuerreform unter
Maria-Theresia erholte sich die Wirtschaft
und mit ihr der Weinbau. Einen Erlass, der
erlaubte, die eigene Pressung auch im
eigenen Haus zu verkaufen („zu allen
Zeiten, wie, wann und zu welchem Preis er
will“), aus der Zeit von Kaiser Joseph II,
wollte die wirtschaftliche Lage der Bauern
verbessern. Dies war der Grundstein für den
weltberühmten und allseits beliebten
„Heurigen“. Damit ist Joseph II nach Probus
und Karl dem großen der dritte Kaiser der in
diesem Teil der Geschichte eine große Rolle
gespielt hat.
Die Entwicklung während der letzten
hundert Jahre
Die Weingärten ganzer Anbaugebiete
wurden, durch eine Klimaveränderung
(Kälteschäden) im 19. Jahrhundert,
eingeschleppte Pilzkrankheiten (OidiumEchter Mehltau-Schlauchpilz, PeronosporaFalscher Mehltau-Algenpilz) sowie die
Reblauskatastrophe, verwüstet. Im Jahre
1882 wurde der Handel mit Reben, die noch
eine Wurzel hatten, unter Strafandrohung
verboten aber die Seuche konnte dadurch
nicht mehr aufgehalten werden. August
Wilhelm Freiherr von Babo, erster Direktor
der Weinbauschule Klosterneuburg, erfand
eine äußerst wirksame Methode zur
Bekämpfung von Rebläusen. Die wertvollen
europäischen Reben pfropfte er auf die
Reblaus resistente amerikanische Unterlagsrebe. Das vergangene Jahrhundert in
der Geschichte des österreichischen
Weinbaus ist durch ein starkes Eingreifen
des Gesetzgebers auf dem Gebiet der
Weinbereitung und Weinbezeichnung
geprägt. Durch die Anpassung der Anbaumethoden und Weinwirtschaftsstrukturen erfolgreicher Weinbauländer ist es nun
das Bestreben, qualitätsbetonten Weinexport auszuweiten und die international
bereits große Anerkennung österreichischer
Weine noch mehr zu steigern. Der leistungsfähige, genau kontrollierte Weinbau
bringt heute sehr anerkannte und qualitativ
höchstwertige Weine hervor!
Ich möchte noch alle darauf hinweisen,
dass die Tullina am 18.11.2006 zu einer
Weinverkostung auf unserer schönen Bude
lädt. Auch für das leibliche Wohl ist mit
einer Käsetafel bestens gesorgt.
Ich hoffe möglichst viele von euch dort
anzutreffen und ein Gläschen mit euch
genießen zu dürfen.
In diesem Sinne Prost
eure Eirena
11
Oktober 2006
w(as)w(arum)w(ieso).wissen.com(agena)
Erläuterung der in Zeitungen häufig
wiederkehrender Fremdwörter und
Ausdrücke, insbesondere jener, welche die
Politik, die Technik, den Sport und die Kunst
betreffen. Von Redakteur Philipp Spatz.
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
Dieses im ersten Moment kurios anmutende
Buch ist 1912 erschienen und wurde von
mir im Rahmen einer Flohmarktspende
gefunden.
Aber Hand aufs Herz! Wäre so ein Büchlein
nicht auch für uns heute von Nutzen.
Begriffe, Ausdrücke und Fremdwörter hören
wir jeden Tag, verstehen sie teilweise dem
Sinn, was bedeuten sie jedoch wirklich? In
den elektronischen Nachschlagewerken wie
Wikipedia und dergleichen ist die heutige
Wertung eingehendst beschrieben, aber .....
Ich möchte in dieser Serie versuchen
Ausdrücke, die Dich interessieren durch
Konversations-Lexika, fundierten Wissenssammlungen und modernen Nachschlagewerken von Ende des 19. Jahrhunderts bis
zum heutigen Tage zu verfolgen. Also:
Solltest Du einen Ausdruck erklärt haben
wollen, maile ihn bitte an mich (edmund.
[email protected]), ich werde ihn für das
nächste Mitteilungsblatt aufbereiten.
Um diese Serie vorzustellen möchte ich mit
einem studentischen Ausdruck beginnen.
Terminus: „Fuchs (Fux)“
Meyers kleines Konversationslexikon 1909
zweiter Band, Seite 932:
Fuchs (auch Fux, vielleicht ursprünglich Feix
oder Feux, Faxenmacher), in der Studentensprache der Neuling auf der Universität,
besonders wenn er, einer Verbindung
angehörig, noch nicht den Burschengrad
erworben hat. Krasser F. , der F. im ersten
Semester, Brandfuchs (Brander), im
zweiten.
Siglochs Universallexikon München
Ausgabe 1978, erster Band, Seite 273:
Fuchs: 1. hundeartiges Raubtier ... , 2.
Tagschmetterlinge ... , 3. Rauchkanal
zwischen Feuerung und Schornstein; 4. Fux,
Verbindungsstudent im 1. (krasser F.) und 2.
Semester (Brander); ihn präsidiert auf der
Kneipe der Fuchsmajor.
Peter Krause: O alte Burschenherrlichkeit ,
1980 Seite 32ff:
Eines der typischsten und bekanntesten
Worte der Studentensprache ist wohl die
Bezeichnung Fux oder Fuchs für die
angehenden Studenten. Heute bestehen
beide Schreibweisen nebeneinander, und
schon darin spiegeln sich die verschiedenen
Thesen über ihre Herkunft. Für Fux spricht
die Ableitung vom lateinischen faex, d.h.
Bodensatz einer Flüssigkeit. Schon in
klassischer Zeit wird die Bezeichnung auch
für die niedrigsten Bevölkerungsschichten
verwendet. Andererseits spielen in der
„burschikosen Zoologie“ (wie heute noch in
der Umgangssprache) die Bezeichnungen
wie Esel und Kamel eine ähnliche Rolle. Aus
dem Niederdeutschen kommt die Bezeich-
nung Voß für Narr, grober ungelernter Kerl
und im Oberdeutsch foß bedeutet faul. 1661
ist auch schon das lateinische Wort fulpes
dafür bezeugt.
1781 tritt die Bezeichnung Krassfuchs auf,
das vom lateinischen crassus = derb
kommt, vereint mit dem deutschen graß =
grässlich. Für Studenten im zweiten
Semester kommt (nachweislich 1749) der
Ausdruck Brandfuchs, später Brander,
Brenner oder Brennfuchs, auf. Vielleicht
besteht ein Zusammenhang mit dem
chemischen Begriff des Brennens, d.h
destillieren oder läutern. Ein Brandfuchs ist
also schon ein geläuterter Fuchs.
Der Fuchs im ersten Semester wurde
gelegentlich auch Goldfuchs genannt, da er
noch Geld besaß.
Ein anderer Deutungsversuch geht auf die
Volksmeinung zurück, dass ein Student so
wie eine Drohne wenig nützliche Arbeit
leiste; Drohne = lateinisch fucus, daraus
wurde die volkstümliche Bezeichnung Fux
oder Fuchs.
Euer Parzifal
Der Fuchs/Fux besticht außerdem durch seine Wandlungsfähigkeit
12
Oktober 2006
Macht und Medien: das Beispiel Berlusconi
Dieser Artikel soll den Leser dazu anregen
auf eventuelle österreichische Parallelen,
wie zum Beispiel die Wahl zum Generaldirektor des ORF, zu achten. „Con la sinistra
al potere, miseria terrore e morte“ (Übersetzung: Mit der Linken an der Macht, Elend,
Schrecken und Tod) – eines der für den
Politiker, Demagogen und Medienmogul
Silvio Berlusconi üblichen Zitate.
Silvio Berlusconi, ein Politiker und Medienzar, welcher es ausgezeichnet versteht,
sich mit Hilfe der Medien in Szene zu
setzen. Der ehemalige Ministerpräsident
Italiens ist Hauptaktionär des Medienkonzerns „Mediaset“ bzw. „Fininvest“. Somit
beansprucht er die direkte Kontrolle über
drei der wichtigsten Privatsender Italiens:
„Tele 5“, „Rete Quattro“ und „Italia 1“.
Im Jahr 1994, als Silvio Berlusconi
überraschend im Wahlkampf für den Posten
des Ministerpräsidenten aufgestellt wurde,
begann er die Medien für seine Zwecke als
Politiker zu nutzen. Er selbst wurde dank
seiner Werbeagentur als Held vermarktet,
während seine Gegner dämonisiert wurden.
Durch Berlusconis Wahlsieg 1994 wurde
seine Macht im medialen Sektor weiter
verstärkt. Zusätzlich zu seinen eigenen
Privatsendern hatte er nun auch die
Kontrolle über die staatliche Fernsehanstalt
RAI inne. Somit nahmen 90 Prozent der
Italiener Informationen über Berlusconis
Medien auf. Bei solch einer Medienkonzentration wie sie Berlusconi innehat, kann
bereits getrost von der „Publikative“ als
vierte Gewalt im Staat gesprochen werden,
welche Berlusconi mit geschicktem Können
für seine politische Kampagne einsetzte.
Allerdings tut sich bei solch einer Kontrolle
über staatliche, als auch über private
Medien die Frage auf, ob Berlusconi
dadurch in die Meinungsfreiheit des
italienischen Volkes eingreift. Das denkt
zumindest die US – amerikanische
Organisation „Freedom House“. Diese
Organisation beschäftigt sich unter
anderem auch mit der Analyse des Grades
von Meinungsfreiheit in
diversen Staaten.
In ihrem 2004 veröffentlichten Bericht „Freedom of
the Press 2004 Global
Survey“ wurde der Grad
der Meinungsfreiheit in
Italien von „free“ auf
„partly free“ reduziert.
Obwohl das „par - codicio
- Gesetz“, welches jeder
Partei gleich viel Sendezeit
auf allen Fernsehkanälen
einräumt, ein mediales
Mächteungleichgewicht
verhindern soll, hat Berlusconi Mittel und
Wege gefunden die einzelnen Sender doch
maßgeblich zu beeinflussen.
Bei den Sendern „Tele 5“, Rete Quattro“
und Italia 1“ ist Silvio Berlusconi als
Hauptaktionär in Bezug auf die Berichterstattung federführend. Bei der staatlichen
Fernsehanstalt RAI beeinflusste Berlusconi
die Berichterstattung in solchen Maßen, bis
die Chefintendantin Lucia Annunziata im
April 2004 kündigte.
Der Ausgang der Parlamentswahlen 2006
kann als Wunder bezeichnet werden; das
italienische Volk entschied sich letztlich für
Romano Prodi, und nicht für den omnipräsenten Helden der Medien.
Abschließend mit der Ära
Berlusconi bleibt nur noch
die Frage offen, wie in
Zukunft eine solche mediale
Machtanhäufung eines
Politikers verhindert werden
kann, denn das „par-codicioGesetz“ kann es offensichtlich nicht.
Euer Bernhard Mascha v/o
Liber
TV is watching you
13
Oktober 2006
Quantenphysik & andere Probleme
Bevor ich mit meinem Artikel hier in medias
res gehe, möchte ich mit einem Zitat aus
einem meiner Lieblingsbücher beginnen;
und zwar aus „Das Restaurant am Ende des
Universums“ von Douglas Adams:
„Es gibt eine Theorie, die besagt, wenn
jemals irgendwer genau herausfindet, wozu
das Universum da ist und warum es da ist,
dann verschwindet es auf der Stelle und
wird durch etwas noch Bizarreres und
Unbegreiflicheres ersetzt. Es gibt eine
andere Theorie, nach der das schon passiert
ist.“
Dieses Zitat fällt mir sofort ein, bei dem
Gedanken Quantenphysik. Es gibt wohl
nichts Unglaublicheres oder noch Unvorstellbareres als die Welt der Quanten. Hier
gelten völlig andere physikalische Gesetze
als wir sie gewohnt sind, und jeglicher
Versuch mit logischem Denken an die
Quantenphysik heran zu gehen scheitert an
unserer Erfahrung mit der Welt. Einer der
größten und erbittertsten Gegner der
Quantentheorie war Albert Einstein. Dabei
war er mit seiner Entdeckung des Photoelektrischen Effekts mit einer der Urväter der
Theorie. Denn mit seiner Erklärung, dass
Licht aus Teilchen besteht und deshalb in
der Lage ist, Elektronen aus Metallplatten
14
zu schlagen und so wiederum einen
elektrischen Strom zu erzeugen, trug er
nicht unwesentlich dazu bei, die Welt des
Allerkleinsten neu zu überdenken. Er
postulierte unter anderem, dass Licht
sowohl Teilchen als auch Welle war, der so
genannte Wellen-Teilchen-Dualismus.
Wie aber konnte etwas gleichzeitig zwei
Erscheinungsformen haben, die sich aus
physikalischer Sicht vollständig ausschlossen? Das Doppelspaltexperiment hatte
deutlich gezeigt: Licht wird gebeugt und
erzeugt so Interferenzmuster.
Teile der Lichtstrahlen, die durch die beiden
Spalten treten, löschen sich an manchen
Stellen aus und an anderen verstärken sie
sich.
Dieses Phänomen tritt auch bei Wasserwellen auf. Wirft man zwei Steine gleichzeitig,
aber etwas versetzt, in das Wasser, so kann
man auch Interferenzmuster erkennen:
Wellenberge und Wellentäler löschen
einander aus, Wellenberge und Wellenberge,
bzw. Wellentäler mit Wellentäler, verstärken
sich. Man kann das Doppelspaltexperiment
mit jeder Art von Welle durchführen, so auch
mit Schall- und Funkwellen, aber nicht mit
Teilchen, da ja Teilchen keine Täler oder
Berge bilden können.
Hier möchte ich kurz das Doppelspaltexperiment erklären zum Nachbauen für daheim:
Man benötigt einen handelsüblichen
Laserpointer und ein unbelichtetes Stück
Man sollte nun also annehmen können,
Film. Wenn man nun in den Film zwei
dass es sich bei Licht um eine Welle
parallele Striche kratzt – am besten mit
handelt, und zwar um eine elektromagneeiner Nadel – ist man eigentlich schon
tische Welle. Dies steht aber im Widerfertig. Nun noch den
spruch zu Einsteins
Raum verdunkeln,
Erkenntnis, dass Licht
den Filmstreifen
eine Teilchennatur
befestigen und den
hat, die ja das
Laserpointer darauf
Erzeugen von Strom
richten, schon erhält
in einer Metallplatte
man ein wunderbei Lichteinfall erklärt.
schönes InterferenzAlso hat Einstein, wie
Interferenzmuster beim
Doppelspaltexperiment
muster (siehe Bild).
bereits erwähnt,
Oktober 2006
festgestellt: Licht ist sowohl Teilchen als
auch Welle gleichzeitig. Erst durch ein
entsprechendes Experiment entscheidet das
Licht, ob es nun den Wellen- oder Teilchencharakter ausspielt.
Aber es kam noch schlimmer: 1927 führten
die Herren Clinton Davisson und Lester
Germer ein ähnliches Experiment durch,
indem sie einen Elektronenstrahl auf einen
Nickelkristall fallen ließen und dahinter
einen Phosphorschirm aufstellten, um die
abgelenkten Elektronen sichtbar zu
machen. Sie wollten so die Kristallstruktur
des Nickelkristalls ermitteln (ähnlich wie bei
einem Billardspiel werden die Elektronen
von den Nickelatomen abgelenkt, und
aufgrund dieser Ablenkung lassen sich
Rückschlüsse auf die innere Struktur
machen). Doch was auf dem Schirm zu
sehen war, waren keine einzelnen abgelenkten Elektronen sondern Interferenzmuster wie bei Wellen.
Wie können Elementarteilchen, wie
Elektronen, ein Verhalten zeigen, das
eigentlich nur Wellen zu zuschreiben ist?
Dass Licht sich so verhielt war für die
Physiker gerade noch akzeptabel, wenn
auch nicht verständlich, aber Teilchen mit
Masse, Impuls und Ladung sollten sich
völlig anders verhalten.
Hier zur Anmerkung: Lichtteilchen, die
Photonen, besitzen keine Masse; hätten sie
eine Masse, könnten sie nie Lichtgeschwindigkeit erreichen, da nach der speziellen
Relativitätstheorie die Masse bei Erreichen
der Lichtgeschwindigkeit aufgrund der
Lorentztransformation unendlich werden
müsste und damit auch die Energie des
Photons unendlich wäre, was dem Leben
und dem Universum insgesamt nicht
besonders gut tun würde. Aber Licht besitzt
eine endliche Menge Energie, zum Beispiel
infrarotes Licht, also jener Anteil des
Lichtspektrums, der dafür sorgt, dass
Wärme übertragen wird.
Einer der ersten mit einem Erklärungsansatz war der Österreicher Erwin Schrödinger. Er meinte, Elektronen wären auf ihrem
Weg in der Form einer Welle „verschmiert“,
so wie man einen Ölfleck auf einer
Oberfläche verschmieren könnte. Dies
widersprach aber allen Beobachtungen und
Experimenten, war aber schon in die
richtige Richtung gedacht. Denn was die
Physiker letztendlich als Erklärung fanden,
war so unglaublich, so unvorstellbar, dass
bis heute viele Physiker Schwierigkeiten
haben, das Konzept auch nur in Ansätzen zu
akzeptieren oder zu verstehen. Denn nicht
das Teilchen war das Problem, sondern der
Weg.
Bei Wahrscheinlichkeitsfunktionen bedeutet
dies, wenn Berg auf Berg trifft, dass die
Wahrscheinlichkeit für diesen Weg zunimmt,
während, wenn sich Täler treffen, die
Wahrscheinlichkeit abnimmt. Überlagern
sich Berg und Tal, wird die Wahrscheinlichkeit, dass das Elektron diesen Weg nimmt,
Null, also ausgeschlossen. Wenn man nun
das Doppelspalt-Experiment unter diesen
Gesichtspunkten betrachtet und berechnet,
erhält man als Ergebnis, dass die Interferenz der Wahrscheinlichkeitsfunktionen das
Interferenzmuster am Schirm ergibt. Lichtoder Wasserwellen existieren –mehr oder
weniger- angreifbar in unserer Welt, das
Konzept der Wahrscheinlichkeitswelle ist
ein theoretisches Gebilde ohne physikalische Grundlage. Für die Ausformulierung
der Wahrscheinlichkeitswellengleichung
erhielt Erwin Schrödinger 1933 den PhysikNobelpreis und gilt daher als einer der
Mitbegründer der Quantenmechanik.
Man fand heraus, dass der Weg den (z.B.)
das Elektron nimmt, einer Wahrscheinlichkeitsfunktion entspricht. Das mag jetzt noch
nicht so sehr weltbewegend klingen, aber
die Implikationen, die diese Tatsache
aufwirft, sind erstaunlich: Denn das Teilchen
könnte jeden beliebigen Weg nehmen,
solange die Wahrscheinlichkeit für diesen
Weg nicht gleich Null ist. Nehmen wir
wieder unser Interferenz-Experiment her
und „beobachten“ wir den Weg eines
einzelnen Elektrons (wir können das
An diesem Beispiel sehen wir gleich das
Elektron selbstverständlich nicht beobachgrundlegende Problem der Quantenphysik:
ten, auch nicht indirekt, denn sobald wir das
Teilchen bewegen sich entlang Wahrscheintun, bricht das Interferenzmuster zusamlichkeitswellen, und solange die Wahrmen, und wir
scheinlichkeit
...plötzlich verschwindet das Elektron, taucht
haben nur eine
nicht gleich Null
kurz
in
der
Andromedagalaxie
auf
...
Abbildung der
ist, kann das
beiden Spalten
am Schirm; darauf möchte ich aber erst
später genauer eingehen, da es für die
folgende Betrachtung nicht relevant ist).
Das Elektron verlässt also die Röhre und
bewegt sich auf den Doppelspalt zu,
plötzlich verschwindet das Elektron, taucht
kurz in der Andromedagalaxie (die ca. 2,5
Mio. Lichtjahre von uns entfernt ist, also ca.
23.649.028.758.000.000.000 km; auf der
Autobahn, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 km/h würde man für diese
Entfernung über 2.075 Milliarden Jahre
benötigen um sie zurückzulegen; zum
Vergleich: das Universum ist ca. 13
Milliarden Jahre alt) auf, kehrt zurück,
passiert einen der beiden Spalte, und jetzt
geschieht etwas Entscheidendes: Die
Wahrscheinlichkeitswellen der Elektronen
überlagern sich, und so wie bei „normalen“
Wellen verstärken sich Täler mit Tälern und
Berge mit Bergen, während sich Täler und
Berge auslöschen.
Teilchen diesen
Weg auch nehmen. Und da die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Elektron einen
kurzen Abstecher in die Andromeda-Galaxie
nimmt zwar gering, aber nicht Null ist, kann
dieser Weg nicht ausgeschlossen werden.
Aber noch gravierender ist, dass das
mathematische Konzept der Wahrscheinlichkeit, ein Konstrukt des menschlichen
Geistes, einen physikalischen Vorgang
beschreibt und zwar perfekt. Zur Erklärung:
Die Physik bedient sich der Mathematik als
Sprache. Die Mathematik liefert die
Vokabeln, aber die Grammatik wird von der
Physik bestimmt und nicht umgekehrt.
Einer der größten Gegner der Quantenmechanik war Albert Einstein. Er hatte ein
großes Problem damit zu akzeptieren, dass
vom Weg eines Teilchens nur der Start und
das Ziel eindeutig waren, aber der Weg
selbst es absolut nicht war. „Gott würfelt
nicht!“, sagte Einstein, da er der Meinung
war, dass das Teilchen immer nur einen
15
Oktober 2006
bestimmten Weg nehmen kann und keinen
Umweg über Andromeda. Er und Nils Bohr
lieferten sich mehr als einmal schwere
Wortgefechte, und Einstein wurde nicht
müde, immer neue Gedankenexperimente
zu entwickeln, wie man doch den Weg des
Teilchens eindeutig bestimmen konnte.
Gammastrahlung sehr wohl beeinflusst: Es
wird von seinem Weg abgelenkt (so wie ein
Mopedauto von seinem Weg abgelenkt wird,
wenn es seitlich von einem Autobus
getroffen wird). Beschieße ich nun das
Elektron auf dem Weg zum Doppelspalt um
herauszufinden, welchen Weg es nimmt,
wird es wahrscheinlich so stark abgelenkt,
dass es nicht einmal durch einen der beiden
Spalte tritt, und somit kann sich auch kein
Interferenzmuster bilden.
Versucht man nämlich den Weg des
Teilchens zu verfolgen, geschieht etwas
Erstaunliches: Sobald man irgendeinen
Detektor verwendet, um das Teilchen zu
verfolgen, bricht das Interferenzmuster am
Aber es gibt auch passive Methoden, den
Schirm zusammen, und man erhält nur
Weg eines Elektrons zu messen. Ein
mehr die Abbildung der beiden Spalte am
Elektron stellt ein geladenes Teilchen dar,
Schirm. Man könnte nun meinen, dass das
und wenn es sich bewegt, haben wir eine
eine völlig logische Konsequenz ist, da,
bewegte Ladung. Bewegte Ladung
wenn man das Elektron zum Beispiel mit
wiederum stellt einen elektrischen Strom
Gamma(auch ein
strahlen
einziges
Leider hat sich die Natur da etwas einfallen lassen,
beschießt,
Elektron,
damit der Versuch (...) gründlich misslingt.
es ja von
das sich
seinem Weg
bewegt, ist
abgelenkt wird. Dieses folgt aus den
elektrischer Strom, auch wenn ich damit
Überlegungen von Werner Heisenberg: Die
kein elektrisches Gerät betreiben kann) dar,
Auflösung eines Mikroskops hängt von der
und elektrischer Strom erzeugt ein
Wellenlänge des Lichts ab, das benutzt
Magnetfeld. Nun kann man magnetische
wird, um die Probe am Mikroskoptisch zu
Felder sehr gut indirekt messen, zum
beleuchten (natürlich hängt die Auflösung
Beispiel mit einer Induktionsschleife (was
auch von anderen technischen Faktoren ab,
das genau ist, braucht uns hier nicht zu
aber grundsätzlich liegt die Beschränkung
interessieren, nur soviel: mit einer Induktider Auflösung nur in der Wellenlänge des
onsschleife kann ich ein magnetisches Feld
Lichts). Möchte ich nun feinere Details
ausmessen) ohne das Elektron mit Strahsichtbar machen, muss ich kürzere
lung zu beschießen.
Wellenlängen verwenden. Kurzwelliges
Licht ist aber hoch energetisch (es beginnt
Also sollte man meinen, dass so eine
beim UV-Licht im Bereich von 100 NanomeSchleife keinen Einfluss auf das Elektron
ter, das entspricht 100 millionstel Millimeter,
hat. Leider hat sich die Natur da etwas
geht über in die Röntgenstrahlung und
einfallen lassen, damit der Versuch den
endet mit der energiereichsten Strahlung,
genauen Weg des Elektrons nachzuvollzieder Gammastrahlung ab 0,01 Nanometer;
hen gründlich misslingt: die Gegeninduktion
die Energie von Licht ist umgekehrt
(man kann die Gegeninduktion als magneproportional zur Wellenlänge, d.h. je kürzer
tische Reibung oder Widerstand ansehen,
die Wellenlänge um so größer die Energie
was sie auch ist, ohne auf weitere Details
des Lichts). Solange die Probe massiv
eingehen zu müssen). Das Material der
genug ist, also zum Beispiel ein Stück Holz
Induktionsschleife möchte nicht, dass ein
oder Stahl, wird man keine Änderung der
Strom erzeugt wird und erzeugt ihrerseits
Probe feststellen, wenn man sie mit
ein Magnetfeld, das der Ursache, also dem
Gammastrahlen beschießt (außer es handelt
Elektron, entgegenwirkt. Und dieses
sich um lebende Zellen; dann nämlich wird
Magnetfeld entspricht einem Strom, der
die Zelle höchstwahrscheinlich einen
gegen das Elektron fließt und so das
raschen Tod sterben). Sobald aber die Probe
Elektron wieder von seiner Bahn ablenkt,
immer kleiner wird, nehmen wir hier wieder
und das Interferenzmuster bricht zusamunser Elektron, wird dieses Elektron von der
men.
16
Es scheint so, als ob die Natur absichtlich
verhindern möchte, dass wir hinter die
Geheimnisse der Quantenphysik kommen.
Ein Phänomen, das die Wissenschafter auch
von einem kosmischen Gebilde kennen: den
Schwarzen Löchern. Auch hier gibt es keine
Möglichkeit, die Singularität direkt zu
beobachten. Das wird durch den so
genannten Ereignishorizont verhindert. Ein
Licht oder ein Astronaut, der diese Grenze
überschreitet, ist unrettbar verloren und
verschwindet aus unserem Universum. Aber
die Details möchte ich für meinen nächsten
Artikel aufheben. Worauf ich hinaus möchte
ist, dass Schwarze Löcher die einzige
Verbindung zwischen Makrokosmos (also
das, was wir wahrnehmen können) und der
Quantenwelt darstellen. Denn die Singularität ist eindeutig ein Quantenphänomen (da
sie ja so gut wie unendlich klein ist,
wahrscheinlich sogar kleiner als die
Elementarteilchen), das aber spürbare und
beobachtbare Auswirkungen auf das
Universum hat, siehe die Beispiele Licht und
Astronaut und natürlich die wichtigste:
Gravitation, also Schwerkraft, die man
aufgrund der Bewegungen von Sternen in
der Nähe von Schwarzen Löchern beobachten kann, aber auch davon ein andermal.
Bis heute ist es nicht gelungen, die
Quantentheorie mit der Relativitätstheorie
zu verbinden. Jeder Versuch endet damit,
dass man für die Wahrscheinlichkeiten, also
die Wellenfunktionen, unendliche Werte
erhält (auch hier soll uns das wie und
warum nicht weiter beschäftigen, da es sich
hier um höchst komplizierte mathematische
Rechnungen handelt, die unmöglich mit
einfachen Worten erklärt werden können).
In der Wahrscheinlichkeitsrechnung sind
Ergebnisse mit dem Wert Unendlich ein
sicheres Zeichen, dass die angewandte
Theorie fehlerhaft ist. Auf der ganzen Welt
suchen Wissenschaftler nach der „grand
unified theory“, auch „theory of everything“
genannt, die es ermöglicht, die physikalischen Gesetze des Makrokosmos mit
denen des Mikrokosmos zu vereinen.
Jetzt könnte man natürlich fragen, wozu
das gut sein soll? Immerhin haben wir auf
der einen Seite die Relativitätstheorie, die
ausgezeichnet funktioniert und Vorhersagen
Oktober 2006
liefert, die wir beobachten können, auf der
anderen die Quantentheorie, die ebenfalls
bestens funktioniert und beobachtbare
Vorhersagen liefert. Die Antwort ist ganz
einfach: Schwarze Löcher zeigen, dass es
einen Zusammenhang gibt, aber unser
Unvermögen diesen zu finden, bedeutet,
dass unser Verständnis vom Universum in
seiner Gesamtheit noch unvollständig ist.
Denn es geht nicht nur um die Schwarzen
Löcher, die sich einer genauen physikalischen Beschreibung entziehen, sondern
auch um den Urknall, also den Beginn des
Universums selbst. Denn auch beim Urknall
muss von einer Singularität (in der die
gesamte Masse des Universums vereint
war) ausgegangen werden. Und auch hier
versagen die Theorien, und das ist nicht nur
ein unbefriedigender Zustand, sondern zeigt
auch auf, dass wir noch lange nicht alle
Geheimnisse des Universums geklärt
haben. Aber das Thema Urknall ist ebenfalls
zu umfangreich, um in diesem Artikel
ausführlich behandelt zu werden.
Einer der heute bekanntesten österreichischen Physiker (und höchst wahrscheinlich zukünftiger Nobelpreisträger) ist
sicherlich Anton Zeilinger. Obwohl er im
letzten halben Jahr wohl mehr Schlagzeilen
mit der „university of excellence“ gemacht
hat als mit seinem Hauptbetätigungsfeld,
der Quantenmechanik. International
bekannt wurde Anton Zeilinger vor allem
durch seine aufsehenerregenden Experimente mit verschränkten Teilchen. Unter
verschränkten Teilchen versteht man zwei
oder mehr Teilchen, deren Eigenschaften so
zusammenhängen dass, ändert man eine
Eigenschaft eines Teilchens, sich auch
dieselbe Eigenschaft des anderen Teilchens
ändert. Die Erzeugung verschränkter
Teilchen möchte ich anhand von Photonen
kurz erklären: Es gibt Kristalle, die wenn
man sie mit einem Photonen beschießt,
zwei Photonen aussenden.
Eine der Grundlagen der Physik sind die
Erhaltungssätze und hier wiederum die
Energie-, Impuls- und Drehimpulserhaltung.
Das heißt, wenn ein Teilchen vor einem
Ereignis eine bestimmte Energie (oder
Impuls oder Drehimpuls) hatte, so muss
nach dem Ereignis, wenn keine Energie
(oder Impuls oder Drehimpuls) hinzugefügt
wurde, der Energiewert (oder Impuls- oder
Drehimpulswert) unverändert sein. Wenn
ich nun aus einem Teilchen zwei Teilchen
erzeuge, so müssen die Summen der
Energien der beiden Teilchen der Energie
des erzeugenden Teilchens entsprechen
(Impuls und Drehimpuls detto).Wenn ich
nun eine Änderung einer der Eigenschaften
vornehme, so ändert sich automatisch auch
die Eigenschaft des verschränkten Zwillingsteilchens und zwar scheinbar sofort.
Deshalb scheinbar, da sich ja aufgrund der
Relativität keine Information (und Energie,
Impuls oder Drehimpuls stellen ebenfalls
eine Form von Information dar) schneller als
das Licht bewegen kann. Dr. Zeilinger
manipuliert also die verschränkten Teilchen
und überträgt so die Information über weite
Strecken (zurzeit einige Kilometer unter
dem Donaukanal). In weiterer Folge soll dies
auch über den Atlantik hinweg funktionieren
und schließlich auf beliebige Entfernung.
Und die Anwendungen? Man stelle sich
einen Computer vor, der auf Quantenverschränkung basiert. Computer funktionieren
ja aufgrund von Ja/Nein-Stellungen der
Schalter (der Prozessor besteht aus
Millionen solcher „Schalter“ in Form von
Transistoren; es sei nur soviel gesagt: Bei
„Ja“ fließt Strom über den Transistor, bei
„Nein“ nicht). So könnte man z.B. die
Drehrichtung des Drehimpulses als Ja/NeinInformation nutzen und so Berechnungen
anstellen (so wie es heute siliziumbasierte
Prozessoren bereits machen). Ein solcher
Quanten-Computer wäre unglaublich
schnell und leistungsfähig. Aber bis es
soweit ist, werden noch einige Jahre
vergehen und höchstwahrscheinlich werden
es nur Militär-, Regierungs- und Weltraumbehörden sein, die sich einen solchen
Computer leisten werden können.
In diesem kurzen Artikel kann natürlich
nicht jeder Aspekt der Quantenphysik
abgehandelt werden, aber für Interessierte
möchte ich hier eine Buchempfehlung
abgeben, die auch dem Nicht-Quantenphysiker das Universum etwas näher bringt:
„Der Stoff aus dem der Kosmos ist“ von
Brian Greene.
Markus Roth v/o Mägs
Gratulation
Gratulation! Die Redaktion der Comagena Intern! gratuliert Bundesbruder Mag
Peter Eisenschenk v/o Eisi zu seinem Erfolg bei der Nationalratswahl 2006 und
wünscht alles Gute für die zukünftige politische Tätigkeit.
17
Oktober 2006
Neu im Fernsehsender COT+ - Ich sehe was das CHC will!
Exklusiv in der Comagena Intern präsentiert
der internationale Bestsellerautor Tom
Schnappy die Verfilmung seines Werkes:
Jagd nach SMS Ofenröhrl
Die SMS Ofenröhrl ist ein topmodernes
sowjetisches Atom-U-Boot mit einem
lautlosen Spezialantrieb. Die erste Szene
zeigt das Boot in seiner vollen Pracht, als es
aus seiner Monatagehalle - der Donauhalle
- ausläuft. Dies sollte aber gleichzeitig die
letzte Fahrt des U-Boots werden, denn die
Offiziere unter Kapitän Glatzili Ofnerowich
wollen in die USA überlaufen. Mit von der
Partie sind auch der Telecomoffizier
Mawikov und Torpedooffizier Morpheusova.
Im Verdeckten, als Hilfsfux getarnt, versucht
der fanatische KGB Agent Galileov die
Veräter zu stoppen. Da aber Kapitän
Ofnerowich zusätzlich seinen alten Freund
und Kommandeur der sowjetischen
Kriegsmarine Che Bastl in einem Brief von
seinen Absichten in Kenntnis setzt, schickt
ihm dieser den aufbrausenden U-Boot
Kommandanten und Ofnerowichs ehemaligen Schüler Phidl Castor nach, um die
SMS Ofenröhrl zu versenken. Auf USamerikanischer Seite glaubt ein jeder,
Kapitän Ofnerowich will mit seinen
Atomraketen New York bombardieren. Nur
der junge arbeitslose Historiker und CIA
18
Berater Jack Hebinger vermutet die wahre
Absicht der Offiziere. Er bekommt vom
Präsidenten die Chance, eine Kontaktaufnahme mit der SMS zu versuchen. Alles in
allem haben wir es hier mit einem TechnoThriller der Superlative zu tun, und das
obwohl Dux nicht beim Soundtrack
mitmischt. Dafür konnten einige Weltklasse
Schauspieler wie Sean Connery als Kapitän
Ofnerowich, Alec Baldwin als Jack Hebinger
und Bastl als Che Bastl gewonnen werden.
Programmdirektor Huygens v/o Schnappi:
„Ich bin schon gespannt ob sie es schaffen
werden, wobei, eigentlich ist es mir egal,
sind ja doch nur Kommunisten.“
Bud Spencer ermittelt wieder als Kommissar Reinhard Rizzo - Plattfuß in der
Donauhalle
Durch einen zufälligen Messebesuch erfährt
Kommissar Rizzo von zwei vermissten
Personen, die nie im Studentencafe
ankamen: Friederike Haselsteiner und Erich
Honecker aus Berlin. So ermittelt er fortan
in einem Sumpf aus Kaffeesud und
Schlagobers, mischt das Achtel-Bier-Milieu
auf und findet einen Ersatz für seinen
langjährigen Kollegen Caputo: Pietro
Oppekero. Dieser schlägt auch so manchen
Seemann ein blaues Auge, oder wäscht
einem der Betreiber des Achtel-Bier-
Umschlagplatzes den Kopf. „Das Schöne an
diesem Krimi ist, dass er gänzlich ohne
Schießereien auskommt, die Kommissaren
Rizzo und Oppekero prügeln sich wahrlich
durch den ganzen Film, besonders Oppekero“, meint der grüne, schuppige Programmdirektor.
Und auch bald kommt die neue Anwaltsserie mit William Shatner als Captain Kirk
und James Doohan als Scotty - Boston
illegal
Mit dabei auch die beiden Jungjuristen
Castrator und Castratoresse, die sich
gegenseitig Fälle zuschanzen, das heißt
einmal verteidigt Castrator Castratoresse,
dann wieder umgekehrt. Traurig: So
verdient man kein Geld! Aber Gott sei dank
beamen Cpt. Kirk und Scotty zusätzliche
Fälle in die Kanzlei! „Wir haben deshalb das
Beamen in die Serie mit hinein genommen,
weil unser Etat für Autos und Straßenszenen sehr beschränkt war“, meint Programmdirektor Huygens v/o Schnapi
bedrückt.
Sei es wie es sei, wir von der Comagena
Intern wünschen ein filmreiches Wintersemester.
Gerhard Pölsterl v/o Schnappi
Oktober 2006
∑ LKW = const
Diese, nach der Einstein’schen Formel E =
m∙c2 wohl wichtigste Formel, ist erstaunlicherweise selbst in Fachkreisen weitgehend
unbekannt. Dabei ist sie genial einfach und
nachgerade fast schon trivial. Volkstümlich
etwas vereinfacht bedeutet sie: Die Summe
aller Laster ist konstant. Nun soll dies
keineswegs ein Artikel über das Transitproblem werden. Es geht vielmehr um
„ausschweifendes Verhalten, welches zum
Schaden des Einzelnen bzw. von Gruppen
führen kann.“ Die Formel bezieht sich
sowohl auf die physische und psychische
aber auch auf die zeitliche und pekuniäre
Komponente. Dies ist an einigen Beispielen
leicht nachvollziehbar.
Wer sich vollständig dem Müßiggang
hingibt dem bleibt schlicht und einfach
keine Zeit für andere Laster. Wer zuviel
Alkohol oder Drogen konsumiert ist nicht im
Stande ein sexuell ausschweifendes Leben
zu führen. Und wer sein Vermögen am
Spieltisch umsetzt der hat kein Geld für
weitere Laster.
Nun bleibt es jedem selbst überlassen wie
er sein persönliches Lasterpotenzial aufteilt.
Es kann gleichmäßig auf viele Laster verteilt
werden oder sich nur auf wenige konzentrieren, in konstanten oder variablen
Proportionen. Problematisch wird es erst,
wenn auch andere miteinbezogen werden.
Dies trifft vor allem auf die Sexualität und
das Rauchen zu. Während bei ersterem
zumeist ein (zumindest stilles) Einverständnis des/der Beteiligten vorliegt sind die
Betroffenen beim Rauchen gezwungenermaßen integriert.
Ich möchte keinesfalls die Raucher
diskriminieren – sie erbringen immerhin
den Großteil des freiwilligen Steueraufkommens in Österreich und ersparen (auf Grund
der durchschnittlich um 7½ Jahre kürzeren
Lebenserwartung) dem Finanzminister teure
Pensionszeiten und uns ein weiteres
Steuerpaket. Deswegen gibt s ja auch keine
ernstzunehmenden Antirauchkampagnen.
Ich will auch nicht näher darauf eingehen,
dass Raucher ein 30-faches Lungenkrebsrisiko, ein um 70% höheres allgemeines
Krebsrisiko haben und von 90% aller
Lungenkrebsfälle, 80% der chronischen
Lungenerkrankungen und 30% der Herz/
Kreislauferkrankungen betroffen sind.
Es geht um die passiven Mitraucher, die von
den Schadstoffen teilweise sogar stärker
betroffen sind, da sie ja auf der anderen –
filterlosen – Seite der Zigarette sitzen.
Außerdem bleibt der nicht gerade betörende
Geruch von kaltem Zigarettenrauch lange in
der Kleidung haften, was die Raucher in
Folge ihrer stark verminderten Geruchswahrnehmung nicht nachvollziehen können.
(Der Autor dieser Zeilen
kann allein am Geruch
im Vorzimmer erkennen, ob seine Tochter
bereits vom Salzturm
heimgekehrt ist). Und
einige Bundesbrüder
erwägen erst dann
wieder den Besuch
einer Verbindungsveranstaltung, wenn die in
der Kleidung haftende,
geruchliche Erinnerung
an den letzten Turmbesuch wieder abgeklungen ist. Während es in
vielen Ländern
zunehmend rauchfreie
Lokale und Zonen gibt (sogar in Italien!) gibt
es im gemütlichen Österreich keine
Anzeichen eines Umdenkens. Es geht auch
nicht gegen die Raucher sondern gegen den
RAUCH.
CONCLUSIO: Wäre es denkbar zumindest
während eines Teils einer Verbindungsveranstaltung (zB Offizium) auf das Rauchen zu
verzichten oder zumindest einen Raum im
Turm rauchfrei zu halten? Es muss ja nicht
der ganze Salzturm ein Rauchturm sein.
Dass man sich kurzfristig in einen anderen
Raum begibt, sei es zum Rauchen oder
anderen Tätigkeiten, hat es ja schon bisher
(auch während eine Veranstaltung) gegeben
und trotzdem konnten die Gespräche,
Veranstaltungen und Freundschaften
aufrechterhalten werden.
Es könnte natürlich auch der eine oder
andere Bundesbruder /Farbenschwester/
Gast dem Gedanken nahe treten das
Rauchen ganz aufzugeben. Das ist gar nicht
so schwer wie mir ein Bundesbruder
versicherte – er hat es schon mindestens 8mal gemacht!
Wer mit dem Rauchen aufhört hat nach:
N
N
N
N
N
N
N
20 min wieder eine normale
Herzfrequenz
8h das überschüssige CO aus
dem Blut entfernt
24h ein kleineres Herzinfarktrisiko
48h wieder ein normales Geruchund Geschmacksempfinden
3 Monaten wieder eine normale
Lungenkapazität
2 Jahren wieder ein durchschnittliches Herzinfarktrisiko
15 Jahre ein fast durchschnittliches Lungenkrebsrisiko
Dann bliebe auch mehr Elan, Zeit und Geld
für andere Laster, wie man an oben
stehender Formel sieht!
meint Euer (gar nicht raucherfeindlicher)
Bbr. Eppy
19
Oktober 2006
Sicher, sicher, `türlich Dicker…
Vor kurzem war Papst Benedikt XVI. in
Bayern und in dessen Hauptstadt München
zu Besuch. Da jener direkte Nachfolger Petri
natürlich eine Person höchster Wichtigkeit
und gleichzeitig eine willkommene
Angriffsfläche für Überzeugungstäter
verschiedenster Überzeugungen darstellt,
wurde ein großes Polizeiaufgebot zu seinem
Schutze bestellt.
Und dabei konnte es nicht bleiben, denn
schon im Vorfeld mußte seitens der
Sicherheitskräfte Präsenz gezeigt werden,
weswegen man ungewöhnlich oft Einsatzfahrzeugen begegnete oder auch in
verstärktem Maße Personenkontrollen
beobachten konnte oder gar jenen selbst
unterzogen wurde. Als dritte Maßnahme
neben der direkten Eskorte und der
Präsenzzurschaustellung wurden im Vorfeld
auch schon alle relevanten Stadtteile im
Hinblick auf die Sicherheit des Papstes
vorbereitet: Alle Mistkübel verschwanden,
die Kanaldeckel wurden verschweißt und
um die Gefahr von Fahrradbomben zu
bannen, wurden schon eine Woche vor dem
Besuch alle auf nicht ausgezeichneten
Plätzen geparkten Fahrräder in der
Innenstadt kurzerhand von der Exekutive
ihrer Sperrschlösser bar geschnitten, auf
einen Lastwagen verladen und in ein
20
zentrales Lager gebracht. Schon einige Tage
nach dem Besuch war die Katalogisierung
der über tausend gesammelten Räder abgeschlossen und die Besitzer, die beispielsweise während des Einkaufs ihr Zweirad
unverfroren an einen Laternenmast gesperrt
hatten, konnten nun kommen um das ihrige
unter den tausenden zu identifizieren. Der
Bürger stand dem hilflos gegenüber, zumal
der Münchner Merkur zwei Tage vor dem
sogenannten „Papstwochenende“ titelte,
die Polizei habe bezüglich ihres Sicherheitsplanes ein rigoroses Vorgehen gegen
Kritiker angekündigt. Ich war, solches
erfahren habend, zunächst frappiert und
dachte an eine Spezialeinlage der bayrischen Polizei, hörte aber bald, daß beim
Besuch des amerikanischen Präsidenten in
Wien ähnliches stattgefunden haben muß.
Selbstverständlich verfügen auch andere
Großereignisse über einen Sicherheitsplan,
was sich stets sehr deutlich in Flugbeschränkungszonen für die Allgemeine
Luftfahrt bemerkbar macht. So war
beispielsweise während der Fußballweltmeisterschaftsspiele in München der
Einflug in einen Zylinder von fünfzig
Kilometern um das Stadion nicht gestattet,
natürlich auch kein Start von Flugplätzen,
welche in diesem Bereich lagen. Wie man
sich leicht vorstellen kann, betraf das
täglich einige hundert Piloten. Es ließen sich
noch genügend andere Beispiele dieser Art
aufzählen, denen allen eines gemeinsam
ist: für das Erlangen von Sicherheit wird
nicht nur viel Aufwand getrieben, sondern
auch viel in Kauf genommen.
Unterstützt durch das Sicherheitsbedürfnis
des Individuums geht die Entwicklung in
den meisten Bereichen in Richtung
Sicherheit. Als Paradebeispiel dient hier der
Automobilbau, dessen wesentlicher
Entwicklungsschwerpunkt in den letzten
Jahrzehnten die Insassensicherheit war,
sodaß moderne Autos zwar auch noch
fahren können, aber hauptsächlich
Schutzsystemen Platz bieten. Im gesamten
technischen Bereich ist Sicherheit relativ
einfach zu erlangen, schwieriger dürfte das
im sozialen Bereich sein, wenn man
beispielsweise an Pensionssicherheit denkt,
wie sie von einer österreichischen Partei im
Wahlkampf thematisiert wurde. Die
Sicherheit nimmt also in unserem Denken
und damit auch in unserem Alltag einen
hohen Stellenwert ein. Ist Sicherheit an sich
zu begrüßen, so ist es fraglich, welches
Maß noch sinnvoll ist, um nicht nur mehr
die mit ihr verbundenen Nachteile wachsen
zu lassen. Weniger tragisch ist das beim
Oktober 2006
Auto, denn um einen kleinen Mehrpreis sind
ein paar Airbags verbaut und die Motoren
sind stark genug, um das Mehrgewicht
unmerkbar werden zu lassen. Gleichzeitig
läßt sich am automobilen Beispiel eine
wesentliche Unterscheidung erleuchten:
konstruktive Maßnahmen wie Airbags
spenden sogenannte „passive Sicherheit“,
wie wohl bekannt ist.
Keine Überraschung ist es nun, auch von
„aktiver Sicherheit“ zu sprechen, das ist
nämlich jener Anteil, den der Fahrer aktiv
beisteuert, indem er umsichtig fährt,
aufmerksam ist und bewußt weder sich
noch andere gefährdet. Der Vorteil dieser
natürlichen Aufteilung liegt nun darin, daß
der Fahrer nicht nur seinen Wagen, sondern
auch sein Maß an Sicherheit aktiv steuern
und beeinflussen kann und es so beispielsweise möglich ist, ohne ABS mitunter
weniger gefährdet unterwegs zu sein als
mit solchem. Wenn also Otto Normalfahrer
seine Sicherheit auf Straßen erhöhen will,
so bietet sich ihm neben der geldaufwendigen Möglichkeit des „sicheren Wagens“
(eine Unbezeichnung!) noch die für Geist
und Sinne etwas forderndere zweite, die
jedoch bei genauerer Betrachtung weder
sehr viel Zeit noch Übung, sondern lediglich
einen Zustand, den man vielleicht als Reife
bezeichnen könnte, verlangt.
Nicht nur die Automobilen betreffen
hingegen andere Aspekte des Sicherheitsdenkens, wie die weiter oben angesprochene Pensions-, die Arbeitsplatz- oder die
Finanzsicherheit und, von eminenter
Bedeutung, das was man als „persönliche
Sicherheit“ bezeichnet, beispielsweise den
Schutz vor Verbrechen und dessen Folgen.
Die größten Instanzen, die in diesen
Bereichen Sicherheit versprechen sind zum
einen Versicherungen und zum anderen der
Staat, denen sich der einzelne zu einem
gewissen Teil anvertrauen kann. Läßt man
das Versicherungswesen außer Acht, so
beschäftigt man sich mit dem interessanteren Thema, da der Staat abseits seiner
Schutzfunktion noch weitere Funktionen
erfüllt, die den Bürger unmittelbar betreffen.
Gerade in dieser Union der Funktionen aber
liegt auch die Problematik, denn der
Einzelne vertraut sich in einer Sache dem
Staat an, dieser hat aber viele Mittel und
Wege auf jenen einzuwirken. Wenn man
also vom Staat Sicherheit fordert, kann man
damit rechnen, daß man diese auch
bekommt. Der Staat und die Exekutive als
ausführende Kraft entscheiden aber auf
welche Art dies geschieht und wem
welches Maß zur Verfügung gestellt wird.
So kommt es zu den eingangs beispielhaft
erwähnten Situationen, in denen Sicherheitspolitik direkt an mit dem eigentlichen
Grund für solche Maßnahmen in keinem
Zusammenhang stehende Personen und
ihre persönliche Freiheit auf unangenehme
oder auch indiskutable Art rührt. Dass sich
das Sicherheitsverständnis in Staaten wie
dem unseren in den letzten Jahren
aufgrund der latenten Terrorgefahr – wie
auch immer sich diese darstellen soll und
wie präsent sie auch wirklich ist – in ein
dem Bürger immer weniger
Vertrauen schenkendes
verwandelt hat, ist auch
keine überraschende
Feststellung. Auch in großen
Tageszeitungen befaßt man
sich zusehends mit dem
Themen und Worten wie
„Polizeistaat“, etc., und
Vergleiche mit Thomas
Hobbes Phantasie eines
totalen Staates à la Leviathan
wurden auch schon gezogen.
(Im „Leviathan“ übertragen die Bürger ihre
Macht an den Staat, ordnen sich also unter,
und erhalten im Gegenzug Sicherheit. Sie
sind dem Souverän, wie immer der sich
auch darstellen mag, damit ausgeliefert.).
Beispiele für Polizeistaaten sind naturgemäß kommunistische Staaten, die aus ihrer
Ideologie heraus schon weniger auf das
eigenständige Tun des Einzelnen bedacht
sind und diesen daher mit einer starken
Exekutive lenken müssen. Die stärkere
Überwachung der Bürger hat natürlich
einen positiven Einfluss auf die Sicherheit
des Staates und damit auch seiner
Angehörigen, andererseits steht sie im
krassen Widerspruch zur Freiheit des
Einzelnen.
Eine Möglichkeit, diesem Dilemma zu
entrinnen könnte man in Analogie zur oben
erläuterten Aufteilung des persönlichen
Sicherheitsmaßes formulieren, indem man
nämlich den vom Staat gestellten Beitrag
als den passiven Teil deutet. Für seine
aktive Sicherheit muß jeder selbst, durch
Verantwortungsbewußtsein geleitet, sorgen.
Man darf nicht erwarten, daß uns der Staat
vor allem und jedem schützt und wir sollten
diesem somit auch nicht zu viel Macht
überantworten, d.h. wir sollten uns nicht zu
stark regulieren lassen. Nicht als dummes
Herdentier sollten wir uns lenken lassen,
sondern wir sollten autonom Entscheidungen zu unserem Besten treffen können
und auch den Freiraum dazu haben.
Das soll nun kein Ruf nach Anarchismus
sein, sondern nach einer Aufrechterhaltung
der Mündigkeit des Bürgers, die arg
beschnitten würde, wenn aus Gründen der
Sicherheit beispielsweise die Unschuldsvermutung seitens des Gesetzes nicht mehr
galt. Auch wenn uns Sicherheit wichtig ist
und wir loyal zu unserem Staat stehen,
sollten wir gegenüber der Sicherheitspolitik
im Kleinen wie im Großen eine kritische
Einstellung beibehalten – oder müssen wir
diese erst wiedererlangen?
Schiffleithner Georg v/o Schurl
21
Oktober 2006
Bastl-Ecke
Liebe Bundes-, Kartell- und Farbengeschwister, werte Leser!
Studium beendete- sie wartet seit dem auf
einen solchen Platz.
„Leider gibt es viel mehr Krankheiten als
Gesundheiten“ sagte ein weiser Mann
einmal. Vor dieser kaum umstößlichen
Tatsache scheint es nicht weiter verwunderlich, dass der Wunsch nach Gesundheit
bei vielen Menschen ein sehr ausgeprägter
ist und dementsprechend wichtig sollte die
Ausbildung heimischer Mediziner sein. Der
harte Weg vom Erlangen der Studienberechtigung bis zum Arzt beginnt bei der
Immatrikulation bei einer medizinischen
Fakultät, dauert meist deutlich länger als
die zwölf Semester Mindeststudienzeit, und
führt zur Promotion zum Doktor bzw. zur
Doktorin der gesamten Heilkunde.
Dass solche Zustände suboptimal sind,
erkannte auch die der NÖ Landesregierung
unterstehende Landesklinikenholding, daher
ließ sie sich etwas Feines einfallen, um die
Effizienz der Turnusplatzvergabe zu
erhöhen:
Damit ist aber noch lange nicht Schluss: Im
Anschluss ist für werdende Ärzte ein 36monatiger Turnus zu Absolvieren, quasi als
Praxisjahre, von dem höchstens sechs
Monate bei einem praktischen Arzt, jeweils
drei bei verschiedenen Fachärzten und der
Rest in einer Klinik abzuleisten sind. Die
Plätze für einen solchen Turnus in Niederösterreichs Spitälern sind, um es mit einer
Vokabel der Ökonomie auszudrücken,
knapp- das heißt es gibt deutlich mehr
Anwärter als Plätze, dem entsprechend lang
sind die Wartezeiten, die promovierte
Mediziner über sich ergehen lassen
müssen. So erging und ergeht es auch einer
Verwandten Eures Bastls,
die ebenfalls vor etwa
einem Jahr ihr
22
„Um die durch die große Anzahl an
Bewerbern bedingten Wartezeiten zu
verkürzen, wurde in Zusammenarbeit mit
Ärzten, Pflegedirektoren und der Stabstelle
Personal der Landeskliniken-Holding ein
verfeinertes Verfahren für die Auswahl von
Turnusärzten für die NÖ Landeskliniken
konzipiert. Dieses umfasst neben dem
bisherigen Bewerbungsprozedere ein
Assessment Center (...), das Ihnen die
Möglichkeit bietet, ein Gefühl für die
zukünftigen Tätigkeiten und Anforderungen
zu bekommen. Uns unterstützt es, Ihre
sozialen und persönlichen Fähigkeiten zu
erkennen. (...)Wir bitten um Verständnis,
dass über die Durchführung und Inhalte des
AC keine Auskünfte erteilt werden können,
damit jede(r) Teilnehmer(in) die gleichen
Chancen haben kann.“
Klingt ja an und für sich ganz nett, zumal ja
so ein Assessment Center- Test den Ruf hat,
ein tolles Verfahren für die Personalauswahl
zu sein. Tatsächlich hat er auch eine
Validität von circa 0,45, was bedeutet, dass
etwas weniger als die Hälfte der durch den
Test ermittelten Fähigkeiten des Bewerbers
der tatsächlichen Eignung entspricht- das
ist zwar auch nicht viel, aber im Ranking
gängiger Personalauswahlverfahren ein
Spitzenwert. Nichtsdestotrotz gibt es auch
viele Kritikpunkte an diesem Verfahren
[Interessierte mögen eine vollständige Liste
derselben im beliebten Standardwerk „Personalmanagement
Führung Organisation“, 2002, von
Kasper/Mayerhofer (Hrsg.)
nachlesen]: Einer davon ist die
Möglichkeit, dass sich die
Bewertung der Teilnehmer (was
nicht verwunderlich ist) oft nach
den Ein- und Vorstellungen der Bewerter
richtet- eine „Möglichkeit zur Machtabsicherung der Eliten in Unternehmen“, wie es
Haltmayer und Lueger im in der Klammer
erwähnten Band treffend nennen. Nun
möge der Unbedarfte im Zusammenhang
mit der NÖLKH nicht gleich schlimmes
dabei denken. Die Vorgehensweise bei der
Vergabe von Turnusplätzen bisher lässt
solches jedoch schnell vermuten. Euer Bastl
kennt inzwischen zwei Mediziner, denen
ähnliches widerfahren ist: Beide erlebten,
dass ein Kollege bzw. eine Kollegin mit
gleichem Promotionsdatum bei der
Turnusvergabe vorgereiht wurde, obwohl
eine Zuteilung klar nach dem Promotionsdatum hätte erfolgen sollen. Im älteren der
beiden Fälle konnte ein Protest beim
zuständigen Beamten zumindest eine
beschleunigte Zuteilung erwirken. Im
jüngeren Fall- es handelt sich hier um
Bastls Verwandte- teilte jener Herr lediglich
mit, dass er im konkreten Fall auf Anordnung des Herrn Landeshauptmannes
gehandelt habe und er hier nichts machen
könne.
Vor solchem Hintergrund, der im übrigen
nicht so unbekannt ist, ein Auswahlverfahren zu installieren, das geradezu dafür
prädestiniert ist, die Transparenz nach
außen zu verringern, erscheint Eurem Bastl
gelinde gesagt ein wenig kühn. Hinzu
kommen grundsätzliche Bedenken gegen
die Angebrachtheit von Assessement
Centers in diesem Bereich: Über den
genauen Ablauf des ACs, wie aus oben
zitiertem Mail ersichtlich, schweigt man
sich zwar aus, doch liegt auf der Hand, dass
hier Konkurrenzdenken zwischen den
Jungmedizinern forciert wird- eine
Vorstellung, die einem eigentlich Angst
machen könnte: Man stelle sich eine
Gruppe Mediziner vor, die dazu angehalten
werden, nicht mehr miteinander, sondern
gegeneinander für das Wohl von Patienten
zu sorgen. Am albernsten ist aber wohl die
Begründung- „Um die durch die große
Anzahl an Bewerbern bedingten Wartezeiten
zu verkürzen...“. Wie soll, durch ein mäßig
geeignetes Auswahlverfahren, die Wartezeit
Oktober 2006
verkürzt werden? Für einzelne vielleicht,
wenn sie in den Augen der Bewerter als
geeigneter erscheinen- das bedingt
natürlich gleichzeitig, dass sich die
Wartezeit für andere Bewerber verlängert,
ein Nullsummenspiel also, denn die Anzahl
der Turnusplätze wird ja wegen der Tests
nicht erhöht. Oder aber, und solches hat der
bereits erwähnte Zuteilungsbeamte
gegenüber Bastls Verwandtschaft auch
angedeutet, man verringert die Zahl der
Turnusplatzanwärter. Demnach könnte es
also sein, dass demnächst Mediziner aus
Niederösterreich nach Jahren umfangreichen Studiums und erfolgreichem
Abschluss desselben letztendlich ihre
Ausbildung über lange Zeit nicht abschließen können, zumindest nicht in ihrem
Bundesland- und das, obwohl sie zu Beginn
ihrer akademischen Laufbahn keine Ahnung
von einem solchen Ausgang haben konnten.
Alles in allem also ein großer Unfug,
jedenfalls in Bastls Augen. Bleibt zu hoffen,
dass hier vernünftigere Lösungen gefunden
werden, und sei es, dass anstatt teurer
Assessement Center-Verfahren einfach ein
paar Turnusplätze mehr geschaffen werden.
Ansonsten schaut es in unseren Breiten für
einen erheblichen Teil des medizinischen
Nachwuchses schlecht aus- in weiterer
Folge wohl auch für die ärztliche Versorgung.
Meint zumindest Euer Bastl
Vor den Vorhang
Die jährlichen Mitgliedsbeiträge werden zu
einem beträchtlichen Teil für die Aufrechterhaltung des Budenbetriebes und zur
Bezahlung der ständig steigenden Betriebskosten verwendet: Turmmiete, Strom,
Telefon, Versicherung und andere Gebühren
belasten wesentlich die laufenden Eingänge.
Daneben sind die Zahlungen an den MKV
ebenso zu berücksichtigen wie auch die
Unterstützung unserer Aktivitas, etwa beim
Besuch von Rhetorik-Seminaren, die sich
großer Teilnahme erfreuen. Zuletzt möchte
ich die Finanzierung von Veranstaltungen,
wie etwa das Stiftungsfest oder die
Altherrengeburtstage, erwähnen, die dem
unterhaltsamen Treffen und der freundschaftlichen Begegnung mit anderen
Bundesbrüdern oder Gästen dienen. Es ist
sehr erfreulich, dass jährlich eine große
Anzahl von Bundesbrüdern die Vorschrei-
bung des Mitgliedsbeitrages zum Anlass
nimmt, unsere Verbindung durch eine
zusätzliche Spende zu unterstützen.
Ich möchte mich im Namen der Verbindung
für diese großzügigen Beiträge sehr herzlich
bedanken und alle anderen Bundesbrüder
ermutigen, in Hinkunft durch eine kleine
Aufrundung des Mitgliedsbeitrages zur
finanziellen Absicherung der Comagena
ebenfalls beizutragen.
Folgende Bundesbrüder haben die Comagena durch eine Spende wesentlich unterstützt:
Helge Brunner, Bernhard Doppler, Prof.
Mag. Peter Eisenschenk, Baudir. I.R.Josef
Girschik, DI Günter Grossberger, Dipl. Ing.
Alfred Gruber, HR Dr. Herbert Grusch, Hofrat
Dir. Mag. Karl Heinl, DI Wolfgang Herold,
Hofrat Dr. Franz Hiesinger, Mag. Karl
Hofmann, Mag. Manfred Hogl, Mag. Werner
Kaltenbrunner, OLGR Dr. Norbert Klaus,
Gerald Klepitsch, Erich Knapitsch, MinR.
Dr. Leopold König, Hans Köstlbauer,
Thomas Lagler, Vizerekt. Univ. Prof. Mag. Dr.
Arthur Mettinger, wHR Dipl. Ing. Manfred
Neubauer, Mag. Peter Oppeker, Mag.
Reinhard Ossberger, Dir. Alfred Paal, Robert
Pauser, HR Dr. Peter Partik, Dipl. Ing. Horst
Peham, Bgm.i.R. Gen.dir. Edwin Pircher, Dr.
Gerhard Pircher, Dr. Alfred Plesser, Dipl. Ing.
Peter Pösel, Mag. Gerhard Prachner, Ing.
Franz Prascac, Dr. Wolfgang Schmircher,
Dkfm. Wolfgang Siller, Mag. Wolfgang Tasler,
MSR Anton Uiberall, Gerald Unfried,
Bundespräsident a.D. Dr. Kurt Waldheim,
Erich Winkler und Vbgm.i.R. Otto Ziegler
Herzlichen Dank im Namen der Comagena!
Franz Pösinger v/o Aquarius
AH-Kassier
23
C o m ag e n a s F i l m -
und
B i e rtag e
27. bis 29. 10. ab 15.00
COT
Salzturm
Unser Filmprogramm wird noch gesondert in der
Sektion Aktuelles bekanntgegeben
B u r s c h e n c o n v e n t C o m ag e n a e
8. 11.
COT
20.00
Salzturm
S t i f t u n g s f e s t 2006
11. 11.
ab 16.00
COT
Salzturm
Gesonderte Einladung folgt
Krambimbambambuli
2. 12.
20.00
COT
Salzturm
Des Abends spät des Morgens früh...
Weihnachstkommers
22. 12.
COT
20.00
Salzturm
Christmette
24. 12.
23.45
COT
St. Stephan
Treffpunkt: 23. 45 vor der Sakristei St. Stephan
S i lv e s t e r pa rt y
31.12.
19.30
COT
Salzturm
Special: Feuerwerk auf der Donaulände!
Rhetorikseminar
20. bis 21. 1.
08.00 bis 23.30
COT
Salzturm
Der Termin kann noch variieren. Nähere Infos gibt der
Senior am Telephon
W e c h s e l -BC
24. 1.
COT
20.00
Salzturm
Wechselkneipe
2. 2.
COT
20.00
Salzturm
Falls unzustellbar, bitte zurück an:
Comagena Tulln, Donaulände 38, 3430 Tulln
Österreichische Post AG
Info.Mail Entgelt bezahlt
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