Basophile Granulozyten - Verein für medizinische Qualitätskontrolle

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Blickpunkt Hämatologie
Steckbrief
Basophile Granulozyten
Zelle
Grösse:
10-14 μm
Form :
rund bis leicht oval
Kern
Form :
S- oder U-förmig mit
2-4 Kernsegmenten
Chromatin: dicht, grobschollig
Nukleolen:
keine
Basophile Granulozyten
Einleitung
Basophile Granulozyten, kurz Basophile genannt, bilden zusammen mit den
Neutrophilen und den Eosinophilen die Leukozytensubpopulation der Granulozyten. Im Blutbild Gesunder findet man Basophile nur in sehr geringer Zahl.
Eine im peripheren Blutbild fassbare Basophilen-Vermehrung (Basophilie) tritt
typischerweise im Rahmen einer malignen hämatologischen Erkrankung auf.
Unser Ringversuchspräparat 2009-01 H3b stammt von einem Patienten mit einer Chronisch myeloischen Leukämie (CML).
Entstehung
Unter dem Einfluss von Zytokinen differenzieren und vermehren sich aus
Stammzellen im roten Knochenmark alle Linien der reifen Blutzellen, so auch
die Basophilen.
Vorkommen
Zytoplasma
Basophile können im peripheren Blut und im Knochenmark gefunden werden. Mit einer durchschnittlichen Blut-Verweildauer von 6 Stunden sind sie
sehr kurzlebig. Basophile können ins Gewebe (z.B. zu Entzündungsherden)
auswandern.
blass blau-rosa
Granulation
• dunkel-violett bis blau-schwarz
• meist rund
• leicht variabel in Grösse
und Form
Der Zellkern wird häufig durch
überlagerte Granula maskiert
«Grosse Schwester» Mastzelle?
Zwischen Mastzellen und Basophilen
bestehen morphologisch und funktionell viele Gemeinsamkeiten.
Mastzellen finden sich jedoch ausschliesslich im Knochenmark und Gewebe.
Früher wurde sie als Weiterentwicklung bzw. Gewebeform des Basophilen
angesehen. Heute weiss man, dass es
sich um zwei unterschiedliche und in
ihrer Entstehung voneinander unabhängige Zelltypen handelt.
Morphologisch ist die Mastzelle deutlich grösser (bis um das Doppelte),
häufig von ovaler Form mit einem
runden Kern und vollgepackt mit regelmässig verteilter violett-schwarzer
Granula welche den Zellkern wie auch
die Zytoplasmaränder maskiert.
Morphologie
Basophiler Granulozyt
Granula
•grobkörnig, dicht dunkelviolett-schwarz
•leicht variabel in Form und
Grösse
•unregelmässig verteilt.
Zellform
•rund bis leicht oval
Kern
•mit 2 bis 4 Segmenten
(S-/ U-förmig)
•mit dichter Chromatinstruktur
•überlagert von Granula
Zytoplasma
•blass blau-rosa
Funktion
Basophile spielen eine wichtige Rolle beim Auslösen allergischer Reaktionen
sowie bei der Verstärkung der körpereigenen Immunabwehr (Immunologisches
Gedächtnis).
Die Basophilen-Granula enthalten unter anderem Histamin, Heparin und andere Mediatoren (Vermittlerstoffe) der allergischen
Soforttyp-Reaktion.
Über IgE-Antikörper werden Allergene an
die IgE-Rezeptoren der Zelloberfläche gebunden. Diese Bindung induziert die Degranulation der Basophilen (Freisetzung der
Granula und deren Inhaltsstoffe aus der
Zelle). Diese führen innerhalb von Minuten
zu einer allergischen Sofortreaktion; lokal
mit Entzündung, Oedemen oder systemisch
zum potentiell lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock.
Allergen
Antikörper
IgE-Typ
Rezeptoren für
IgE-Antikörper
Eine zentrale Rolle kommt den Basophilen
auch in der Verstärkung der körpereigenen
Immunantwort zu. Trotz ihrer geringen
Anzahl sind sie in den ersten Tagen einer
Gedächtnisimmunantwort die mit Abstand
wichtigste Quelle für die Interleukine IL4
und IL6 (Botenstoffe).
Basophile koppeln über IgE-Antikörper
Erregereiweisse an ihre Zelloberfläche.
Diese Bindung induziert unter anderem die
Freisetzung von IL4 und IL6, welche die Bund T-Lymphozyten beeinflussen und so
eine rasche, spezifische Erregerabwehr erst
ermöglichen.
1. Bindung des Erregereiweisses
1. Allergenbindung
Mastzelle
MQZH 2009-1
2. Degranulation
3. Freisetzung von Mediatoren
Erregereiweiss
Antikörper
IgE-Typ
2. Freisetzung von Botenstoffen
Rezeptoren für
IgE-Antikörper
Interleukine IL6,IL4
Basophiler
3. Beeinflussung der Immunantwort
der B- und T-Lymphozyten
Basophiler
4. Allergische Reaktion vom Soforttyp
Basophiler
B-Lymph
T-Lymph
Blickpunkt Hämatologie
Normale Basophile in der Mikroskopie
Normwert im peripheren Blut
relativ
absolut 0-1 %
0.00 - 0.15 G/l
Ursachen der Basophilie
Hämatologische Neoplasien
Typischerweise findet sich bei der
Chronisch myleoischen Leukämie
(CML) eine Erhöhung des Basophilenwertes.
Andere myeloproliferative Syndrome zeigen eher selten eine
Basophilie (Polycythämia vera,
Osteomyelofibrose).
Maligne Vermehrung der Basophilen
Myeloproliferative Syndrome
Typischerweise findet sich bei der Chronisch myleoischen Leukämie (CML)
eine Basophilie von 2 -20% der zirkulierenden Leukozyten. Hier gehören die
Basophilen zum malignen Zellklon mit positivem Philadelphia-Chromosom
bzw. BCR-ABL-Rearrangement.
Ein Anstieg der Basophilenzahl auf > 20% der Leukozyten ist ein Definitionskriterium für die akzelerierte Phase der CML ( Phasen: chronisch - akzeleriert
Reaktive Basophilien
- Blastenkrise)
Weitere Ursachen können zu
einer Vermehrung von Basophilen
führen:
Basophilen-Leukämien
• Allergien
Inhalations-, Nahrungsmittel-, Medikamentenallergien
Es existiert sowohl eine akute wie auch eine chronische Basophilen-Leukämieform. Beide sind jedoch extrem selten.
Basophile mit Granulationsverlust und Granulationsatypien
In der Mikroskopie des peripheren Blutbildes können Basophile mit einem teilweisen bis vollständigem Granulaverlust vorkommen, was den Blick auf den Zellkern und
das blass blau-rosa gefärbte Zytoplasma freigibt.
• Entzündungen
Colitis ulcerosa, juvenile
rheumatoide Arthritis
• Endokrinologie
Hypothyreoidismus, therapeu tische Östrogengabe
• Infektionen
Varizellen, Influenza,
Tuberkulose
• Exposition ionisierender
Strahlung
Bei vollständigem Granulaverlust kann die Zuordnung
der Zelle zu den Basophilen Granulozyten für den ungeübten Betrachter bisweilen schwierig sein und auch zu
fehlerhaften Ergebnissen in der Leukozytendifferenzierung führen.
Bei malignen hämatologischen Erkrankungen können
gelegentlich auch Zellen vorkommen, welche sowohl
eosinophile wie auch basophile Granula enthalten
(«Basoeosinophile», Hybridzellen).
Weitere Atypien sind Mikro- und Makrogranula, Hypergranulation und Störungen der Kernsegmentation.
Mikroskopie - Basophile mit partiellem Granulationsverlust
a)
b)
c)
d)
Impressum
Autorin Annette Steiger
Fotografie Dr. Roman Fried
Fachliche Beratung
K. Bruni, Dr. J. Goede, Klinik für Hämatologie
Universitätsspital Zürich
© 2009 Verein für medizinische Qualitäskontrolle
www.mqzh.ch
a) bis d)
= partiell degranulierte Basophile
c) und d)
= auffällige Makrogranula
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