Telefon: (089) 53 06-419 [email protected] Telefax: (089) 53 06-86 56 Münchner Merkur Nr. 188 | Freitag, 16. August 2013 MEIN KÜCHENGEHEIMNIS Leben .......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Nicht Fisch, nicht Fleisch NEU AUF DEM BUCHMARKT Habemus Pasta – Die Nudelbibel In unserer Freitags-Serie verraten Leser ihr Küchengeheimnis. Heute kocht der Vegetarier Sebastian Copien (32) aus Eching (Landkreis Freising) im Einklang mit der Natur. Er tischt zum Mittagessen eine knusprige Farinata aus Kichererbsenmehl auf. Mit seidigem Stoffeinband, Lesebändchen und Goldschnitt. So kunstvoll ausgestattet ist normalerweise nur die Bibel, nicht aber ein Kochbuch. Bei der Nudelbibel ist das etwas anderes. Sie kommt ungewöhnlich edel daher. Schon die Aufmachung ist vielversprechend, erst recht aber der Inhalt: Die Gerichte tragen Namen wie „Der Teufel trägt Pasta“ oder „Bibelfest mit Opferlamm“, wobei es sich bei Letzterem um eine Lammschulter mit Frühlingsgemüse handelt. Zahlreiche kulinarische Bibelanspielungen führen den Kochbuchleser in Verführung. Da möchte man der Aufforderung „Lasset uns kneten! So macht man Nudelteig...“ am liebsten gleich folgen. Die Rezepte hat Manuel Weyer, Leiter der Johann-LaferKochschule, kreiert. Herrlich in Szene gesetzt von Ansgar Pudenz. „Habemus Pasta“ ist ein äußerst freches Kochbuch. Kurz: Einfach zum Niederknien. se Habemus Pasta – die Nudelbibel. Von Rainer Schillings (Text), Manuel Weyer (Rezepte) und Ansgar Pudenz (Fotos). 108 Seiten. 120 Fotos. Erschienen im 99PagesVerlag. 26 Euro. VON STEPHANIE EBNER Es gab Zeiten im Leben von Sebastian Copien, da bestand sein Leben nur aus Arbeit. 80-Stunden-Woche als Finanzberater, drei Tage Urlaub in drei Jahren. Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen – Sebastian Copien wurde krank, hatte einen Burnout. Mit Mitte zwanzig. Das war die Zeit, in der sich der gebürtige Münchner mit der Frage auseinandersetzte: „Was soll ich mit meinem Leben anfangen? Was mache ich jetzt?“ Die Antwort: Sebastian Copien kocht und erfindet neue Rezepte. Für sich und andere. „Seit ich 16 Jahre alt bin, koche ich gerne“, stellte der junge Mann während seiner Sinnsuche fest. Die Mutter, eine berufstätige Frau und selbst eine gute Köchin, hatte ihn oft am Herd arbeiten lassen. Einen Kochkurs hat der junge Mann nie besucht. „Hin und wieder habe ich mir mal Kochsendungen angeschaut.“ Sebastian Copien ließ Finanzwesen und 80-StundenWoche nach einem Jahr Pause hinter sich und sattelte um: Er machte seine Leidenschaft zum Beruf. Heute kreiert er Rezepte mit dem gewissen Etwas. Er gibt Kochkurse und Seminare und bringt Menschen die Freude am bewussten Kochen nahe. Seine Rezepte entstehen im Kopf, viele Anregungen holt er sich auf Reisen. Sebastian Copien ist kein Dogmat. Er geht mit Freude an die Arbeit, strahlt beim Kochen regelrecht übers ganze Gesicht. Seine Devise: „Liebe zum Kochen gehört dazu. Wenn ich gelassen bin, wird’s automatisch noch mal besser.“ So geht er auch heute ans Werk. Er hat sich eine knusprige Farinata vorgenommen. „Das Schöne an diesem Gericht ist, dass man es unendlich variieren kann.“ Heute hat sich Sebastian Copien für rote und gelbe Paprika entschieden. „Die schmecken nicht nur, sondern schauen auch toll in der Farinata aus.“ Copiens Spezialgebiet ist die neue vegetarische und pflanzliche Küche. Darüber hat er gerade ein Buch geschrieben. Es heißt „Grün in allen Farben“ und enthält 48 leicht nachkochbare vegetarische Rezepte, raffiniert, originell und bunt. Das Besondere: Für jedes vegetarische Gericht gibt es eine kreative vegane Variante. Seit zwei Jahren lebt Sebastian Copien ausschließlich vegetarisch. Noch kann er sich nicht vorstellen, auch vegan zu leben – „dazu esse ich einfach noch zu gerne Käse“. Sebastian Copien kocht nur mit biologischen Lebensmitteln und welchen, die er selbst in seinem 70 Quadratmeter großen Garten in Eching gezogen hat. Nur Limetten wachsen in seinem artenreichen Garten nicht, das bedauert der Koch sehr. „Die brauchen einfach ein anderes Klima.“ Auch das Saatgut kauft er bewusst, bei der Arche Noah. Das ist ein Verein, der sich für die Erhaltung der Kultur- 19 Sebastian Copien lebt für die kreative Küche: In seinem Garten in Eching wachsen rund 50 verschiedene Gemüse, Kräuter und Obstsorten. Er liebt es, seine Lebensmittel selbst zu ziehen. Heute kocht er eine knusprige Farinata aus Kichererbsenmehl. Dazu serviert er der 32-Jährige einen Pflücksalat mit Nektarinen sowie einem Minzjoghurt. Ob die Farinata fertig ist, testet Sebastian Copien mit einem Holzstab. Dann darf nichts mehr hängen bleiben. FOTOS: OLIVER BODMER Knusprige Farinata mit Sommergemüse Zutaten für 2 bis 3 Personen Saisonale und frische Zutaten: 200 g Lauch. Es kann aber auch jedes Saisongemüse verwendet werden. Zucchini, Paprika und Fenchel eigenen sich besonders gut. Basiszutaten: 200 g Kichererbsenmehl 2 Zehen Knoblauch (geschält) Frische Kräuter: 4 Zweige frische Petersilie, 1 Zwei frischer Rosmarin, 2 Zweige frischer Thymian, 4 Salbeiblätter Gewürze: 600 ml Gemüsebrühe, natürliches Salz, frisch gemahlener Pfeffer Olivenöl Zubereitung: 1. Rosmarinnadeln und Thymianblätter vom Zweig ziehen und zusammen mit dem Salbei und der Petersilie klein schneiden. 2. Das Kichererbsenmehl in einer beschichteten Pfanne kurz anrösten. Jetzt mit 600 ml Gemüsebrühe, den Kräutern und 4 EL Olivenöl mit einem blech mit Backpapier Schneebesen auslegen, 5 EL Olivenöl anrühren und darin verstreichen, den mindestens 30 Teig gut umrühren und Minuten ziehen dann maximal 1 Zentilassen (optimameter dick hineingielerweise über ßen. Das Gemüse mit Nacht). Den dem Knoblauch gleichLauch in dünne mäßig einstreuen, soRinge schneidass alles einigermaden. ßen mit Teig bedeckt 3. Den Knobist. Etwas Olivenöl dalauch schälen rüberträufeln und das und in Würfel Ganze für circa 30 Mischneiden. Den nuten bei 250 Grad ins Ofen auf minRohr schieben. destens 250 5. Das Blech nach MögGrad Ober- und lichkeit regelmäßig Unterhitze vordrehen. Wenn die Fariheizen. nata leicht angebräunt 4. Nach der Ruund der Teig fest gehephase den worden ist, aus dem flüssigen Teig Ofen nehmen und 5 mit Salz und Farinata mit Sommergemüse. Minuten ziehen lassen. Pfeffer abschmecken. Jetzt ein Back- oder Pizza- 6. Jetzt in Stücke schneiden, etwas fri- Bei der Ernte: In Sebastian Copiens kleinem Garten wachsen rund 50 verschieden Gemüse und Kräuter. pflanzenvielfalt einsetzt: Und so wachsen in Copiens kleinem Garten rund 50 verschiedene Gemüse, Kräuter und Obstsorten. Selbst essbare Blüten wie beispielsweise die Kapuzinerkresse zieht der 32-Jährige selbst. Viel Arbeit, möchte man meinen, besonderes heuer bei diesem heißen Sommer. „Mitnichten“, sagt der Gärtner – „man muss seine Pflan- zen nur daran gewöhnen, dass sie wenig Wasser brauchen.“ Permakultur heißt man diese Vorgehensweise in der Fachsprache. Als die Farinata im Ofen ist, bereitet der Echinger den Salat zu, den er zuvor im Garten geerntet hat. Er mischt die Vinaigrette an und gibt dabei nebenbei Tipps wie: „Niemals die Salatsauce Essbare Blüten gibt’s zum Pflücksalat. pur probieren. Dazu immer ein Blatt Salat nehmen, sonst schmeckt die Sauce zu intensiv.“ Oder: Wer den Anisgeschmack von Fenchel oder Sellerie nicht mag, gibt einfach eine Prise Zimt in die Salatsauce. Denn: „Der Zimt deckelt den Anisgeschmack.“ Sein Menü geht nicht nur schnell, es schmeckt auch hervorragend: Immer wieder sches Olivenöl darüberträufeln, nach Belieben mit einem einfachen Salat oder Minzjoghurt servieren. Dazu schmeckt Minzjoghurt. Zutaten: 200 g Joghurt 10 fein gehackte Minzblätter 1 TL gemahlenen Kreuzkümmel Salz und Pfeffer 1 Apfel Zubereitung: Für den Minzjoghurt 200 g Joghurt mit 10 fein gehackten Minzblättern, 1 TL gemahlener Kreuzkümmel, 1 guten Prise Salz und Pfeffer sowie einem fein geraspelten Apfel vermengen. Fertig. Tipp: Die Farinata schmeckt auf kalt super, also immer gleich etwas mehr machen – beispielsweise für das Mittagessen am nächsten Tag. Vom Garten auf den Tisch: Sebastian Copien stößt mit Redakteurin Stephanie Ebner auf das Essen an. hat der Gaumen eine neue Geschmacksrichtung zu entdecken. „Der größte Trick der vegetarischen Küche ist, dass man mit so vielen verschiedenen Geschmäckern arbeitet“, sagt der Fachmann. Da kommt man gar nicht auf die Idee, dass was (Fleisch) fehlt. Eine Weisheit, die sich der Koch von der indischen Küche abgeschaut hat. Mein Küchengeheimnis Haben auch Sie ein Rezept, das Sie uns gerne verraten wollen? Oder haben Sie im Urlaub kulinarisch geschwelgt und ein landestypisches Rezept von der Reise mitgebracht? Dann melden Sie sich bei uns. Per E-mail unter [email protected]. oder rufen Sie uns unter Telefon (089) 5306-420 an. Wir freuen uns auf Sie. Natürlich hausgemacht Selbermachen liegt voll im Trend. Auch in der Küche. Heute ist es nicht mehr die Notwendigkeit, sondern die pure Freude und das Interesse an hochwertigen Produkten, die die Menschen ihre Basics wieder vermehrt selbst herstellen lässt. Weil nicht jeder mehr über das Wissen von Großmutters Küchengeheimnisse verfügt, hat Erika Bänziger alles Wissenswerte in ihrem Buch „Natürlich hausgemacht!“ zusammengeschrieben. In ihrem Buch finden sich die althergebrachten und bewährten Methoden für die Herstellung und Haltbarmachung von saisonalen Ernteüberschüssen ebenso wie zahlreiche Neukreationen. 300 Rezepte von der Salzbutter über diverse Bouillon-Konzentrate, bis hin zu Teemischungen, Sirups und Chutneys. So schmeckt die Natur. Garantiert ohne Zusätze. se Natürlich hausgemacht. Von Erika Bänziger. Erschienen im Fona-Verlag. 29,90 Euro.