562_KM_03-07-11_d.indd U1 Kölner Sonntagskonzerte 5 Mojca Erdmann Robin Blaze Münchener Kammerorchester Alexander Liebreich Sonntag 3. Juli 2011 18:00 28.06.11 12:0 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal störungsfrei (auch für andere Konzertbesucher) und ohne Verzögerung verlassen können. 562_KM_03-07-10_f.indd U2 562_KM_03-07-11_d.indd U2 13.08.2010 13:00:58 Uh 28.06.11 12:0 10 13:00:58 Uhr 562_KM_03-07-11_d.indd 1 Kölner Sonntagskonzerte 5 Mojca Erdmann Sopran Robin Blaze Countertenor Münchener Kammerorchester Alexander Liebreich Dirigent Sonntag 3. Juli 2011 18:00 Pause gegen 18:45 Ende gegen 19:50 28.06.11 12:0 2 Giovanni Battista Pergolesi 1710 – 1736 »Nel chiuso centro« (vor 1735) Kantate für Sopran, zwei Violinen, Viola und Basso continuo Márton Illés *1975 Rajzok (Zeichnungen) (2010) für 24 Streicher Pause Giovanni Battista Pergolesi Stabat mater (1736) für Sopran, Alt, Streicher und Basso continuo 562_KM_03-07-11_d.indd 2 28.06.11 12:0 3 Die Gesangstexte Giovanni Battista Pergolesi »Nel chiuso centro« Kantate für Sopran, zwei Violinen, Viola und Basso continuo »An diesem umschlossenen Ort« Recitativo Nel chiuso centro, ove ogni luce assonna, Allor che pianse in compagnia d’amore! Della smarrita donna seguendo l’orme per ignota via, Giunse di Tracia il Vate. AI suo dolore qui sciolse il freno a rintracciar pietate, E qui nel muto orrore in dolci accenti all’alme aventurate, Sulla cetra narrando i suoi tormenti, temprò lo pena, E debellò lo sdegno del barbaro Signor del cieco regno. Rezitativ An diesem umschlossenen Ort, wo jedes Licht verkümmert, Wehklagte er, erfüllt von Liebe, um die verschwundene Geliebte. Auf unbekannten Wegen ihren Spuren folgend, Langte der Sänger aus Thrakien hier an. Hier ließ er seinen Schmerzen freien Lauf, um Mitgefühl zu wecken; Und hier, wo er inmitten stummen Schreckens den unglücklichen Seelen Mit süßem Wohllaut zur Lyra seine Qual erzählte, linderte er seine Pein, Bezwang den Groll des bösen Herrschers dieses düsteren Reichs. Aria Euridice, e dove, e dove sei? Chi m’ascolta, chi m’addita, Dov’è il sol degli occhi miei? Chi farà che torni in vita Chi al mio cor la renderà mia vita: Cor mio, cor mio, chi al mio cor la renderà? Preda fu d’ingiusta morte, io dirò, Se tra voi resta l’adorata mia consorte, Che pietà più non si desta, Che giustizia più no v’ha. Arie Wo bist du, Eurydike, ach wo bist du? Wer hört mich, und wer zeigt mir, Wo mein Augenstern zu finden ist? Wer ruft sie mir zurück ins Leben, Wer gibt mein Leben meinem Herz zurück? Mein Herz, mein Herz, wer gibt sie meinem Herzen wieder? Unverdient fiel sie dem Tod zum Opfer, ich sag’ euch: Bleibt meine angebetete Gattin bei euch Toten, Dann gibt es kein Erbarmen, Gibt es kein Recht mehr auf dieser Welt. Recitativo Sì, che pietà non v’è, Se a me non lice piegar del fato il braccio, Onde risani la cruda piaga d’Euridice in seno: No, non s’intende amore, se in van sospiro, In van mi cruccio, e piango; Ma che dissi, che finsi? Un tanto affetto chi non provò? Chi non intese ancora di natura E d’amor le voci i moti? Angue tra spine sia, Tra Ircane selve feroce tigre, O tra Numide arene siano indomite belve? Ditelo voi; cui trasse amor tra l’ombre: Pallida amica turba, Evadne, Fedra; E tu prole d’Acasto, e voi compagne, Si può tra rai del Sole tornar così: Rezitativ Nein, es gibt kein Erbarmen, Wenn’s mir nicht möglich ist, dem Schicksal in den Arm zu fallen, So daß der tiefe Schmerz um Eurydikes Tod in meinem Herzen heilt. Ihr versteht nicht, was liebe ist, wenn ich vergeblich seufze, Vergebens traure und wehklage. Aber was sage ich da, was phantasier’ ich nur? Wen ließe solcher Schmerz wohl ungerührt? Sei es die Schlange zwischen Dornen, Der ungestüme Tiger in Hyrkaniens Wäldern, Seien es die wilden Tiere in Numidiens Wüste: 562_KM_03-07-11_d.indd 3 28.06.11 12:0 4 Chi può senz’iI suo bene, Trarre i giorni odiosi; E disperando vivere per amare, amar penando! Kann’s jemand geben, der von Natur aus Der liebe Worte und ihre Gesten nicht versteht? Sprecht ihr doch, blasse Schar der liebenden, Die Liebe in das Reich der Schatten führte, Evadne, Phädra, du, Akastos’ Sohn, und ihr Freundinnen: Kann man allein ans Sonnenlicht zurückkehr’ n? Kann man, beraubt seiner Geliebten, Sich durch leidige Tage schleppen und, Verzweifelnd durch ein Leben ohne Liebe, sich liebend quälen? Aria O d’Euridice n’andrò fastoso; O d’Acheronte sul nero fonte, Disciolto in lacrime, spirto infelice, Sì, sì, io resterò. Non ha terrore per me la morte; Presso al mio Amore, ogn’aspra sorte Ogni aventura soffrir si può. Arie Entweder kehr’ ich im Triumph zurück mit Eurydike, Oder ich bleib’, in Tränen aufgelöst, An Acherons tiefschwarzen Wassern; ja, Als unglücklicher Geist blieb ich dann hier: Für mich besitzt der Tod gar keine Schrecken; Nah meiner liebsten ertrag’ ich jedes Schicksal, Ertrage ich jedes Mißgeschick. 562_KM_03-07-11_d.indd 4 28.06.11 12:0 5 Giovanni Battista Pergolesi Stabat mater für Sopran, Alt, Streicher und Basso continuo Stabat mater dolorosa luxta crucem lacrimosa, Dum pendebat filius; Christi Mutter stand mit Schmerzen Bei dem Kreuz mit schwerem Herzen, Da ihr lieber Sohn dran hing. Cuius animam gementem, Contristatam ac dolentem Pertransivit gladius. Der traurig seufzenden Seele, Kummersvoll und großer Quale, Des Mitleidens Schwert durchging. O quam tristis et afflicta Fruit illa benedicta Mater unigeniti! O wie traurig und versehret, Ward die Mutter, hochgeehret, Gottes eingebornen Sohns. Quae moerebat et dolebat Et tremebat, cum videbat Nati poenas inclyti. Sie ward voll des Leids und Klage, Und des Zitterns, da sie sahe, Ihres zarten Kindes Pein. Quis est homo, qui non fleret, Christi matrem si videret In tanto supplicio? Welcher Mensch wollt da nicht weinen, Wenn er sieht die Mutter, reine, In so großer Qual und Pein? Quis non posset contristari, Piam matrem contemplari Dolentum cum filio? Wer wollt nicht Mitleiden tragen, . Der da sieht die Mutter klagen, Mit ihrem betrübten Sohn? Pro peccatis suae gentis Vidit lesum in tormentis Et flagellis subditum, Wegen der Sünden, der seinen, Sah sie Jesum in den Peinen, Mit Geißeln, geschlagen hart. Vidit suum dulcem natum Morientem, desolatum, Dum emisit spiritum. Sie sah ihren Sohn mit Leiden, Ohne Trost von hinnen scheiden, Da er seinen Geist aufgab. Eja, mater, fons, amoris, Me sentire vim doloris Fac, ut tecum lugeam; Eva, Mutter, Brunn’ der Liebe, Gib, daß mich dein Schmerz betrübe, Laß mich auch trauern auch mit dir. Fac, ut ardeat cor meum In amando Christum Deum, Ut sibi complaceam. Mach, daß mein Herz gänzlich brenne, Christum liebe und erkenne, Daß ich mög’ gefallen dir. Sancta mater, istud agas Crucifixi fige plagas Cardi meo valide; Heilige Mutter, diese Schmerzen, Drücke tief in unsere Herzen, Jesu des Gekreuzigten. Tui nati vulnerari, Tam dignati pro me pati Poenas mecum divide. Gib, daß ich die Streich’ und Wunden, So dein Sohn für mich empfunden, Mit dir trag im Herzen mein. 562_KM_03-07-11_d.indd 5 28.06.11 12:0 6 Fac me vere tecum flere, Crucifixo condolere, Donec ego vixero. Laß mich herzlich mit dir klagen, Mit dem Gekreuzigten Leid tragen, So lang’ ich das Leben hab. Luxta crucem tecum stare, Te libenter sociare In planctu desidero. Bei dem Kreuze meines Herren, Mit dir stehen will ich gerne, Und dir helfen tragen Leid. Virgo virginum praeclara, Mihi iam non sis amara Fac me tecum piangere, O Jungfrau, über allen Jungfrauen, Tu mit Gnaden mich anschauen, Daß ich klag und wein mit dir. Fac, ut portem Christi mortem, Passionis fac consortem Et playgas recolere. Daß ich andres nicht tu achten, Denn Christi Leiden zu betrachten, Und seinen schmerzlichen Tod. Fac me plagis vulnerari, Cruce hac inebriari Ob amorem filii; Daß ich kühle seine Wunden schwere, Mit dem Kreuz erfüllet werde, Wegen der Liebe deines Sohns. Inflammatus et accensus Per te, virgo, sim defensus In die iudicii. Laß mich, Mutter, vor Lieb’ brennen, Deinen gnädgen Schutz erkennen, Am Tag des strengen Gerichts. Fac me cruce custodiri, Morte Christi praemuniri, Confoveri gratia; Das Kreuz Christi mich behüte, Der Tod Christi mich beschütze, Göttlich Gnade mich vertritte. Quando corpus morietur, Fac ut animae donetur Paradisi gloria. Amen. Wann der Leib endlich wird sterben, Laß meine arme Seel’ erwerben, Das himmlische Paradies. Amen. 562_KM_03-07-11_d.indd 6 28.06.11 12:0 7 Zu den Werken des heutigen Konzerts Giovanni Battista Pergolesi: »Nel chiuso centro« Giovanni Battista Pergolesi, geboren 1710 in Jesi (Ancona), wurde vom Schicksal nicht gerade verwöhnt. Er war von zartester Konstitution und kränkelte von Geburt an. Aufgrund eines Rückgratsleidens hinkte er zeitlebens, und schon früh machten sich Anzeichen einer hartnäckigen Tuberkulose bemerkbar, an der er 26-jährig, zehn Jahre jünger als Mozart, in der Nähe von Neapel starb. Aber nicht nur der frühe Tod verbindet ihn mit Mozart, auch kursiert in der Musikforschung die Charakterisierung als »italienischer Mozart«. Zum einen gilt Pergolesi als ein Wegbereiter des »klassischen Stils«, und zum anderen sollen gerade seine Musiktheaterwerke Mozart schwer beeindruckt haben – das bekannteste ist die ursprünglich als Buffointermezzo für die Oper Il prigioniero superbo vorgesehene Farce La serva padrona. Auch Pergolesi war ein »Wunderkind«. Seine herausragende musische Begabung und sein »beweglicher Geist« fielen früh auf, so dass er eine »gelehrte Bildung« erhielt und seine (kurze) Karriere als Musiker vorgezeichnet war. Zwar komponierte er nur wenige Jahre, dennoch ist sein Werkverzeichnis üppig: mit ernsten und komischen Opern, Intermezzi, Kammermusik, Arien und Liedern und vor allem mit Kirchenmusik aller Gattungen. Seine nachgewiesenen sieben weltlichen Kantaten entstanden zwischen 1732 und 1735 und sind allesamt für eine Solostimme (Sopran) und Begleitung konzipiert. Dass sich Pergolesi in seiner letzten Kantate dem Orpheus-Mythos zuwandte, war gewiss kein Zufall. Zum einen inspirierte dieser Mythos von jeher die Tonkünstler, da er mit Liebe und Tod ein zentrales existenzielles Spannungsfeld umgreift und zugleich die Macht der Musik thematisiert, die von der Figur des Orpheus, dem Inbegriff des Sängers und Musikers, archetypisch verkörpert wird. Zum anderen mochte sich Pergolesi, gerade vor dem Hintergrund seiner tödlichen Krankheit, selbst mit Orpheus identifiziert haben, konnte er doch in der Musik seinen Gefühlen, seiner Klage, zu der er allen Grund hatte, markant Ausdruck verleihen. Zudem stellte er sich in eine Tradition, die bereits zu seiner Zeit weit zurückreichte und so einschneidende musikgeschichtliche Phänomene wie die Ausprägung der Kunstform Oper um 1600 umfasste. Von Jacopo Peris Dafne abgesehen, standen die ersten Opern im 562_KM_03-07-11_d.indd 7 28.06.11 12:0 8 Banne des Orpheus-Sujets: Peris Euridice, Giulio Caccinis Euridice und Claudio Monteverdis L’Orfeo. Dass Pergolesi das affektive Potenzial des Stoffes, dessen schmerzliche Intensität und Tragweite, besonders ansprach, lässt sich daran ermessen, dass er seine Kantate »Nel chiuso centro« vermutlich ohne bestimmten äußeren Anlass aus freien Stücken schuf – was zu seiner Zeit noch ungewöhnlich war. Obwohl sie nur aus zwei Arien mit Rezitativ besteht, besticht sie mit einem breiten Spektrum an Ausdrucksmitteln und hochdramatischer Konzentration, die kein Geringerer als Beethoven bewunderte. Die Begleitstimmen sind überraschend selbstständig geführt. Im eröffnenden Rezitativ »Nel chiuso centro« trauert Orpheus um Euridice, und in der anschließenden Arie erschüttert sein Ruf »Euridice, e dove sei« bis ins Mark. Im zweiten Rezitativ ist die fließende, bereits ins »Unendliche« tendierende Sprachmelodie hervorzuheben, während die Arie energisch gehalten und, in Korrespondenz zum Text, in drei Teile gegliedert ist. Stufenweise gehen Orpheus’ Empfindungen in Klang auf – bis zum markant ausgereizten Kontrast zwischen hoffnungsvoller Erwartung eines Wiedersehens mit Euridice und der lähmenden Trostlosigkeit der düsteren Unterwelt. Márton Illés: Rajzok (Zeichnungen) Auch der zeitgenössische Komponist (und Pianist) Márton Illés ist eine außergewöhnliche Begabung. Geboren wurde er 1975 in Budapest; die Grundgestik seiner Musik erachtet er als »ungarisch«, obwohl er seine Prägung durch deutsche Lehrer betont. Studiert hat er bei Detlev Müller-Siemens und Wolfgang Rihm, der ihn stark beeinflusste, aber nicht dahingehend, einen bestimmten Stil anzunehmen, sondern im Gegenteil: Rihm motivierte Illés, sich stets selbst zu hinterfragen und im Dickicht zeitgenössischen Komponierens konsequent eigene Wege einzuschlagen. Konstituierend für sein Schaffen ist das Spannungsfeld zwischen gestischen – auch szenischen und theatralischen – Dimensionen einerseits und strukturellem Denken andererseits. Form sieht Illés nicht als Hülle oder Gefäß, sondern als »energetisches Gerüst« an, dessen 562_KM_03-07-11_d.indd 8 28.06.11 12:0 9 Schwingungen auf die schöpferische Arbeit selbst ausstrahlen. Das unmittelbare körperliche Miterleben von Klängen und deren Energien ist für ihn unabdingbar, auch als Interpret. In den letzten Jahren konzertiert er als Pianist vor allem in eigener Sache; am 11. September dieses Jahres heben die Bamberger Symphoniker (unter Jonathan Nott) hier in der Kölner Philharmonie sein neues Klavierkonzert mit ihm als Solisten aus der Taufe. So sinnlich und emotional Illés’ Musik anmutet, so hochkomplex ist sie organisiert. In vielen seiner Werke fokussiert er melodische Geflechte, in denen sich mehrere Linien überlagern, die ihren eigenen Gesetzen folgen und sich doch auf höherer Ebene zu einem vielschichtigen Liniennetz verdichten. Beispiele dafür sind seine Scene polidimensionali, »Polydimensionale Szenen«, die trotz eines hohen Abstraktionsgrads als »zerstückelte«, »gestische« oder gar »manische Linien« sachte auf außermusikalische Bedeutungsfelder verweisen. In Illés’ Fantasie symbolisieren die Klanglinien Individuen, die sich in imaginären szenischen Räumen im Mit-, Neben- und Gegeneinander zu definieren haben. Da erscheint es schlüssig, dass der vorläufige Abschluss dieser Werkreihe eine Oper ist: Scene polidimensionali XVII »Die weiße Fürstin«, uraufgeführt im April 2010 bei der Münchner Biennale für neues Musiktheater. An visuelle Vorstellungen gemahnt auch das im gleichen Jahr als Auftragswerk für das Münchener Kammerorchester entstandene Rajzok für 24 Streicher. Das Stück zählt zu keiner Serie mehr, knüpft aber in struktureller Hinsicht an die »Polydimensionalen Szenen« an. Die deutsche Übersetzung des Titels lautet »Zeichnungen«, doch diese bleiben dem geistigen Auge vorbehalten. Dass es sich um extreme (Klang-) Zeichnungen handelt, bezeugt schon das Umstimmen der Instrumente, die in – je nach Perspektive – an- oder absteigender mikrotonaler Reihung jeweils im Vierteltonabstand zueinander stehen. Dies erfordert eine enorme Präzision in der Intonation, und allein das Zupfen der leeren Saiten scheint »Urgeräusche« zu evozieren. Aus einer schlichten Eröffnung entfaltet sich ein Gespinst von Linien, die sich beständig verändern und wie Nervenbahnen subtilste Reize empfangen und aussenden. Trotz der Bündelung in Vierteltonclustern, die sich schleierartig auffächern, behaupten die einzelnen Linien ihre eigene »Identität«. Explosionsartige Entladungen und feine, 562_KM_03-07-11_d.indd 9 28.06.11 12:0 10 an Kalligraphie erinnernde »Striche« und Kurven sind im Streben nach Transparenz und Klarheit der Texturen genau ausbalanciert. Bewusst versuchte Illés, »melodische oder pseudomelodische Assoziationen« zu vermeiden, und doch ist ein ungarisches Volkslied eingegangen, das im Verborgenen wirkt und die Farbigkeit der Linien beeinflusst. Trotz des eigensinnigen Konzepts, das er in seiner Musik verfolgt, sind Beziehungen zur Musikgeschichte unabweisbar, ist die Ausweitung polyphoner Strukturen doch ein maßgebliches Merkmal der abendländischen Musik überhaupt. Anknüpfungspunkte fand Illés etwa bei den amerikanischen Komponisten Charles Ives und Elliott Carter, ohne dass er sie imitieren würde. Ives ließ bereits Anfang des 20. Jahrhunderts als Polyphonie verschiedener musikalischer Welten Kontraste aufeinander prallen, und der mittlerweile über 100-jährige Zeitgenosse Carter vereint in der polyrhythmischen Anlage seiner Werke gegensätzliche Zeitmaße und Charaktere, worin er eine Entsprechung zum Leben selbst sieht. Auch Illés begreift seine Musik als Antwort auf das »Leben«, als Reaktion auf die Überfülle an Reizen der Außenwelt, die ihn motivieren, sich künstlerisch auf seine eigene »Insel« zurückzuziehen. Im Kern verbirgt sich dahinter ein zutiefst »romantischer« Ansatz – gerade weil Illés die »Welt« nicht ausblendet, was auch gar nicht möglich wäre, sondern sie mit bizarrer Eindringlichkeit reflektiert. Giovanni Battista Pergolesi: Stabat mater Eindringliche Klänge offenbart auch Giovanni Battista Pergolesis Stabat mater, das, den Kreis zur Orfeo-Kantate schließend, in eine ganz andere (musikalische) Welt zurückversetzt. Es stammt von 1736 und gehört mithin zu Pergolesis letzten Werken. Zudem ist es eines seiner wenigen, von denen ein vollständiges Autograph existiert. Die Originalgestalt ist somit beglaubigt und gegen nachträgliche Bearbeitungen und Verfälschungen abgrenzbar. Allerdings bestehen enge Verbindungslinien zu einem auf circa 1730/31 datierten »Dies irae«, von dem kein Autograph vorliegt und das teilweise als Vorlage für das Stabat mater gedient hat. Die Zeit drängte ja auch, denn Pergolesi war sterbenskrank. Auf Anraten seiner Ärzte hielt er sich seit Dezember 562_KM_03-07-11_d.indd 10 28.06.11 12:0 11 1735 im Badeort Pozzuoli bei Neapel auf. In großer Hast bewältigte er im Kloster der Franziskaner, wo er Aufnahme fand, den Auftrag bis zu seinem Tod am 16. März 1736. Gerade das Stabat mater begründete denn auch seinen Ruhm und machte ihn unsterblich; trotz des immer mal wieder erhobenen Vorwurfs einer gewissen musikalischen Eintönigkeit, in der man Symptome einer erlahmenden Schaffenskraft wahrzunehmen glaubte – ein Eindruck, den Pergolesis Anleihen bei eigenen älteren Werken noch zu unterstreichen scheinen. Aber gerade die vermeintliche Monotonie in der äußeren Form, die ihren Gegenpol im inneren Reichtum des Tonsatzes hat, trägt maßgeblich zu jener bohrenden Intensität bei, die Pergolesis Stabat mater von anderen berühmten »Stabat«-Kompositionen abhebt. Vor seiner entstanden etwa die von Josquin Desprez, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Orlando di Lasso und Alessandro Scarlatti und nach ihm die von Joseph Haydn, Gioacchino Rossini, Antonín Dvořák, Krzysztof Penderecki und Arvo Pärt. Die Textgrundlage, ein lateinisches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert, dessen Verfasser unbekannt ist, kreist um die Trauer der Gottesmutter angesichts des Gekreuzigten. Der Kirchenmusik im engeren Sinne ist Pergolesis Stabat mater indes nur vordergründig zuzurechnen. Er schrieb keine stilisierten liturgischen Gesänge, sondern hoch emotionale Klagemelodien, die zutiefst menschliche Empfindungen und direkt oder indirekt auch seine eigene existenziell bedrohliche Situation widerspiegelten. Aber er wäre eben nicht Pergolesi, wenn er sich zu übertriebenem Pathos hätte hinreißen lassen. So ist das erste Duett (»Stabat mater dolorosa«) bei aller Ausdrucksfülle schlank und durchsichtig, und es entrückt mehr in jenseitige Gefilde als dass es mit der Darstellung großen Schmerzes überwältigt. Drängender ist dagegen die folgende Sopranarie, wenngleich die Vortragsanweisung Andante amoroso einem dramatischen Ausbruch widerspricht. In beinah süße Melancholie taucht das Duett »O quam tristis et afflicta« ein, während die Altarie »Quae maerebat et dolebat« den zartesten Regungen der erschütterten Mutter nachspürt. Auch in der Harmonik schlägt sich die genaue Beobachtung der bildlichen Vorgänge nieder. Doch gerade die feinsinnige Ausdeutung der Worte gibt Rätsel auf, da der Musik mutmaßlich zunächst weitgehend das besagte »Dies irae« zugrunde lag. Inwieweit Pergolesi tief greifende Veränderungen und 562_KM_03-07-11_d.indd 11 28.06.11 12:0 12 Anpassungen vornahm, ist allerdings kaum noch zu klären und für das Hörerlebnis letztlich auch unerheblich. Gewaltiges Kontrastpotenzial bergen die zurückhaltende Sopranarie »Vidit suum dulcem natum«, die die »Todesszene« Jesu Christi zur seelischen Erfahrung transformiert, und der Andantino-Satz »Eia, mater, fons amoris«, dem kritische Stimmen eine unbotmäßige Nähe zum Buffonesk-Theatralischen bescheinigten. Viel eher trachtete Pergolesi hier jedoch nach volkstümlicher Natürlichkeit, mit der er einen Kontrapunkt zum affektgeladenen Duktus setzte. Dass er in seinem Stabat mater gerade auch auf innere Zusammenhänge insistierte, wird am Schluss deutlich – wenn die Frage nach dem eigenen Ableben im »Quando corpus morietur« noch einmal in meditative Versenkung geleitet, und das angehängte hoffnungsfroh stürmische »Amen« motivisch-thematisch auf das vor Liebe entbrennende Herz im neunten Abschnitt (»Fac, ut ardeat cor meum«) bezogen ist. 562_KM_03-07-11_d.indd 12 Egbert Hiller 28.06.11 12:0 13 Mojca Erdmann Mojca Erdmann wurde in Hamburg geboren. Mit vierzehn begann sie ihre Gesangsstudien bei Evelyn Herlitzius, die sie später bei Hans Sotin an der Kölner Musikhochschule, wo sie auch Violine studierte, und bei Ingrid Figur, mit der sie nach wie vor zusammenarbeitet, fortsetzte. 2002 gewann sie den Ersten Preis sowie einen Spezialpreis für zeitgenössische Musik beim Bundeswettbewerb Gesang. 2005 erhielt sie den NDR-Musikpreis beim SchleswigHolstein Musik Festival und den Luitpold-Preis beim Kissinger Sommer. Bereits als Studentin war Mojca Erdmann Mitglied des Ensembles der Komischen Oper Berlin und gastierte an Häusern wie der Deutschen Oper Berlin, dem Theater Basel und dem Nationaltheater Mannheim. 2006 gab sie in der Titelrolle von Mozarts Zaide unter Ivor Bolton ihr Debüt bei den Salzburger Festspielen, wo sie im Jahr darauf und 2009 auch als Zelmira in Haydns Armida zu erleben war. 2008 sang sie unter Sir Simon Rattle den Waldvogel in Wagners Siegfried in Aix-en-Provence und im Jahr darauf bei den Salzburger Osterfestspielen. 2009 gab sie ihr Debüt als Sophie in Strauss’ Rosenkavalier. Ihr Debüt an der Berliner Staatsoper Unter den Linden gab sie in der Premiere von Tōru Takemitsus My Way of Life. 2009 sang sie die Rolle der Proserpina in Wolfgang Rihms gleichnamiger Oper. 2010 war sie mit der Uraufführung von Rihms Dionysos erneut bei den Salzburger Festspielen zu Gast. Zu den Höhepunkten der Spielzeit 2010/11 zählen ihr Rollendebüt als Pamina in der Zauberflöte in Köln und die Despina in Così fan tutte in Baden-Baden. Zudem gab sie ihr Debüt an der Opéra de Nice als Marzelline in Fidelio und wirkte im Mai in der Kölner Philharmonie in einer konzertanten Aufführung von Suor Angelica mit. Neben ihren Opernverpflichtungen singt Mojca Erdmann regelmäßig in Konzerten unter Dirigenten wie Sir Simon Rattle, Nikolaus Harnoncourt, Ivor Bolton, Manfred Honeck, Kent Nagano, Fabio Luisi und Daniel Harding sowie mit Klangkörpern wie den Berliner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den Wiener Symphonikern, dem Mahler Chamber Orchestra, dem Chamber Orchestra of Europe und dem Orchestre des Champs-Élysées. 2009 war sie zusammen mit Christian Gerhaher und Gerold Huber auf einer Liederabend-Tournee mit Wolfs Italienischem Liederbuch zu hören, das sie auch auf CD aufnahm. Ihre CD-Aufnahmen umfassen u. a. Mahlers vierte Sinfonie mit den Bamberger Symphonikern unter Jonathan Nott, Ravels L’enfant et les sortilèges mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle, mehrere Arien auf einer CD des Trompeters Gabor Tarkövi sowie eine Aufnahme mit Werken von Aribert Reimann gemeinsam mit dem WDR Sinfonieorchester Köln. 2011 erschien eine CD mit Arien von Mozart und einigen seiner Zeitgenossen. Bei uns war sie zuletzt im Mai dieses Jahres zu hören. 562_KM_03-07-11_d.indd 13 28.06.11 12:0 14 Robin Blaze Robin Blaze studierte Musik am Magdalen College Oxford und am Royal College of Music, wo er heute Professor für Gesang ist. Er gilt als einer der führenden Purcell-, Bach- und HändelInterpreten und konzertierte in Europa, Süd- und Nordamerika, Japan und Australien, u. a. bei den Festivals in Ambronay, Beaune, Boston, Edinburgh, Halle, Island, Jerusalem, Innsbruck, Karlsruhe, Leipzig, Lucerne, Saintes und Utrecht. Regelmäßig arbeitet er mit namhaften Dirigenten wie Nicholas Cleobury, Sir John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Christopher Hogwood, René Jacobs, Robert King, Ton Koopman, Gustav Leonhardt, Paul McCreesh, Nicholas McGegan, Sir Charles Mackerras, Trevor Pinnock und Masaaki Suzuki. Zu den Klangkörpern, mit denen Robin Blaze konzertierte, zählen u. a. The Academy of Ancient Music, das Collegium Vocale Gent, The English Concert, das Gabrieli Consort, das King’s Consort, das Orchestra of the Age of Enlightenment, der RIAS Kammerchor, The Sixteen, das National Symphony Orchestra Washington, das Saint Paul Chamber Orchestra, La Chapelle Royale, die City of London Sinfonia, das BBC Philharmonic, das Hallé Orchestra Manchester, das Royal Philharmonic Orchestra, die Northern Sinfonia, das Scottish Chamber Orchestra, das Tafelmusik Baroque Orchestra Toronto, das Amsterdam Baroque Orchestra, das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und die Berliner Philharmoniker. Als Opernsänger sang Robin Blaze den Athamas (Semele) am Royal Opera House, Didymus (Theodora) an der Glyndebourne Festival Opera, Arsamenes (Xerxes), Athamas (Semele) und Hamor (Jephtha) sowie Oberon (A Midsummer Night’s Dream) an der English National Opera. Für die Glyndebourne Touring Opera und bei den Händel-Festspielen in Göttingen verkörperte er den Bertarido in Rodelinda. Zusammen mit Ensembles wie Concordia, Fretwork, Florilegium und The Palladian Ensemble singt Robin Blaze regelmäßig in kammermusikalischen Besetzungen. Recitals führten ihn nach Teneriffa, an das Théâtre Grévin in Paris, nach Karlsruhe, Innsbruck, Göttingen, zum York Early Music Festival, zum Kammermusikfestival in West Cork, zur BBC und in die Wigmore Hall. Robin Blaze hat an zahlreichen CD-Einspielungen mitgewirkt, darunter eine Aufnahme von Duetten aus Händel-Oratorien mit Carolyn Sampson und dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter Nicholas Kraemer, englische Lautenlieder (zusammen mit Elizabeth Kenny), Lieder von Byrd, italienische Kantaten (mit The Parley of Instruments), die Rolle des Didymus in Theodora (mit dem Gabrieli Consort unter Paul McCreesh), Werke von Vivaldi, Kuhnau und Knüpfer (mit dem King’s Consort), Oden von Purcell (mit dem Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghe) und Bach-Kantaten (unter Masaaki Suzuki). Außerdem nahm er Thomas Adès’ The Love in Winter auf. In der Kölner Philharmonie war Robin Blaze zuletzt im März 2010 zu Gast. 562_KM_03-07-11_d.indd 14 28.06.11 12:0 15 Münchener Kammerorchester 1950 von Christoph Stepp gegründet, wurde das Münchener Kammerorchester von 1956 an über fast vier Jahrzehnte von Hans Stadlmair geprägt. 1995 übernahm Christoph Poppen die künstlerische Leitung und begründete das heute unverwechselbare dramaturgische Profil des Klangkörpers, welches von Alexander Liebreich, der zur Spielzeit 2006/07 Poppens Nachfolge antrat, weiter gefestigt und verfeinert wurde. Für seine ideenreiche Repertoireauswahl hat das Münchener Kammerorchester zahlreiche Preise erhalten, darunter zwei Auszeichnungen des Deutschen Musikverlegerverbandes für das beste Konzertprogramm (2001/02 und 2005/06). Komponisten wie Iannis Xenakis, Wolfgang Rihm, Tan Dun, Chaya Czernowin und Jörg Widmann haben Werke für das Kammerorchester geschrieben; allein seit 2006 hat das Münchener Kammerorchester Aufträge u. a. an ErkkiSven Tüür, Thomas Larcher, Bernhard Lang, Nikolaus Brass, Samir Odeh-Tamimi, Klaus Lang, Mark Andre, Peter Ruzicka, Márton Illés, Georg Friedrich Haas und Tigran Mansurian vergeben. 2008 erhielt das Orchester den Preis ›Neues Hören‹ der Stiftung ›Neue Musik im Dialog‹. Neben den Donnerstagabenden im Prinzregententheater, der Hauptspielstätte des Orchesters, hat das Münchener Kammerorchester in den vergangenen Jahren eine Reihe ungewöhnlicher Konzertformate etabliert. Ein großes Publikum finden seit sieben Jahren die ›Nachtmusiken‹ in der Rotunde der Pinakothek der Moderne, die jeweils ein komplettes Programm einem Komponisten des 20. oder 21. Jahrhunderts widmen. Regelmäßig erteilt das Münchener Kammerorchester einem Musiker die ›carte blanche‹ einer freien Programmauswahl, während das ›concert sauvage‹ die Zuhörer bis zum Beginn des Abends im Unklaren darüber lässt, welches Repertoire mit welchen Solisten zu hören sein wird. Seit Frühjahr 2010 gibt es zudem eine Kooperation mit den Münchner Kammerspielen. Rund 562_KM_03-07-11_d.indd 15 28.06.11 12:0 16 sechzig Konzerte pro Jahr führen das Orchester auf wichtige Konzertpodien in aller Welt. In der Saison 2010/11 standen u. a. Tourneen nach Asien, Spanien, Skandinavien und Südamerika – mit Gastspielen in Rio de Janeiro, São Paulo, Santiago de Chile und im Teatro Colón in Buenos Aires – auf dem Plan des Orchesters. Eine regelmäßige Zusammenarbeit verbindet das Münchener Kammerorchester mit der Münchener Biennale, bei der es zuletzt an der Uraufführung von Lin Wangs Oper Die Quelle mitwirkte, sowie mit der Bayerischen Theaterakademie. Einen Schwerpunkt der Aktivitäten, die Alexander Liebreich mit dem Münchener Kammerorchester initiiert hat, bildet die integrative Arbeit im Rahmen des ›Projekt München‹. Konzerte und Workshops, eine Orchesterpatenschaft mit dem Puchheimer Jugendkammerorchester und weitere Initiativen haben dabei eine Vernetzung des Orchesters am Standort München und die Kooperation mit Institutionen im Jugend- und Sozialbereich zum Ziel. Auf CD erschienen Aufnahmen des Orchesters mit Werken von Karl Amadeus Hartmann, Sofia Gubaidulina, Johann Sebastian Bach, Anton Webern, Tigran Mansurian, Giacinto Scelsi, Barry Guy, Thomas Larcher, Valentin Silvestrov, Joseph Haydn und Isang Yun. Im Frühjahr 2010 erschien ein Bach-Programm der Geigerin Hilary Hahn mit Christine Schäfer, Matthias Goerne und dem MKO unter Leitung von Alexander Liebreich. Im Mai 2011 wurde eine CD mit Ouvertüren von Gioachino Rossini veröffentlicht; des Weiteren erscheint 2011 eine CD mit Werken von Toshio Hosokawa. Das Münchener Kammerorchester, dessen Existenz Mitte der neunziger Jahre akut gefährdet war, wird heute von der Stadt München, dem Land Bayern und dem Bezirk Oberbayern mit öffentlichen Zuschüssen gefördert. Seit der Saison 2006/07 ist die European Computer Telecoms AG (ECT) offizieller Hauptsponsor des MKO. Mit Hilfe eines professionell organisierten Sponsoring-Angebots konnten in den letzten Jahren zahlreiche weitere Firmen und private Förderer als Unterstützer für das Orchester gewonnen werden. In der Kölner Philharmonie war das Münchener Kammerorchester zuletzt im März 2010 zu hören. 562_KM_03-07-11_d.indd 16 28.06.11 12:0 17 Die Besetzung des Münchener Kammerorchesters Violine Esther Hoppe Konzertmeisterin Romuald Kozik Nina Zedler Gesa Harms Max Peter Meis Theresa Bokany Hed Yaron-Mayersohn * Rüdiger Lotter Bernhard Jestl Ulrike Knobloch-Sandhäger Mario Korunic Yumi Onda * Jan Eckel * Viola Kelvin Hawthorne Indre Mikniene Vaida Rozinskaite Stefan Berg Christine Leipold * 562_KM_03-07-11_d.indd 17 Violoncello Uli Witteler Peter Bachmann Michael Weiss Benedikt Jira Kontrabass Onur Özkaya Felix von Tippelskirch * Cembalo Olga Watts * * Gast 28.06.11 12:0 18 Alexander Liebreich Alexander Liebreich studierte Romanistik und Musikwissenschaft in Regensburg sowie Gesang und Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater München und am Mozarteum Salzburg bei Michael Gielen. 1996 wurde er nach dem Gewinn des KondrashinPreises als Assistent von Edo de Waart an das niederländische Radio Filharmonisch Orkest berufen. In der Folge war Alexander Liebreich Gastdirigent zahlreicher bedeutender Orchester, so u. a. beim Königlichen Concertgebouworchester Amsterdam, beim BBC Symphony Orchestra, beim Osaka Philharmonic Orchestra, bei den Münchner Philharmonikern, dem Mozarteum Orchester Salzburg, den Rundfunk-Sinfonieorchestern Berlin und Stuttgart, dem Polish Radio Symphony Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem NHK Symphony Orchestra Tokyo, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin sowie dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Im Herbst 2006 übernahm Alexander Liebreich das Amt als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Münchener Kammerorchesters. Inzwischen werden das Ensemble und sein Chefdirigent nicht nur daheim gefeiert, sondern auch bei Auftritten in den großen europäischen Musikmetropolen, als Gäste internationaler Festivals und bei Tourneen in Europa und Asien. Die erste gemeinsame CD-Produktion mit zwei Sinfonien von Haydn und der Kammersinfonie von Isang Yun, die 2008 erschien, erhielt international hervorragende Rezensionen. Die im Frühjahr 2010 veröffentlichte Bach-Aufnahme mit Hilary Hahn, Christine Schäfer und Matthias Goerne wurde auf einer Europatournee vorgestellt. Im Mai 2011 wurde eine CD mit Ouvertüren von Gioacchino Rossini veröffentlicht. 2011 wird eine CD mit Werken von Toshio Hosokawa erscheinen. 2011 übernahm Alexander Liebreich die künstlerische Leitung des Tongyeong International Music Festival in Südkorea. Für 2012 ist überdies die Gründung des Tongyeong Festival Orchestra geplant, das unter Liebreichs Leitung stehen wird. Unter dem Stichwort ›Projekt München‹ hat Alexander Liebreich mit dem Münchener Kammerorchester verschiedene Modellinitiativen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ins Leben gerufen. Auch das inzwischen zur Institution gewordene Aids-Konzert des Münchener Kammerorchesters geht auf Liebreichs Initiative zurück. Im Dezember 2008 wurde Alexander Liebreich in die Mitgliederversammlung des Goethe-Instituts berufen. In der Kölner Philharmonie dirigierte er zuletzt im März 2010. 562_KM_03-07-11_d.indd 18 28.06.11 12:0 19 KölnMusik-Vorschau 23.08.2011 Dienstag 20:00 25.08.2011 Donnerstag 20:00 West-Eastern Divan Orchestra Daniel Barenboim Dirigent West-Eastern Divan Orchestra Daniel Barenboim Dirigent Ludwig van Beethoven Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 C-Dur zu op. 72 Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale« Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36 Das Gastspiel des West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim wird von dem Spezialchemie-Konzern LANXESS ermöglicht. 24.08.2011 Mittwoch 20:00 West-Eastern Divan Orchestra Daniel Barenboim Dirigent Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica« Das Gastspiel des West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim wird von dem Spezialchemie-Konzern LANXESS ermöglicht. 25.08.2011 Donnerstag 12:30 PhilharmonieLunch West-Eastern Divan Orchestra Daniel Barenboim Dirigent 562_KM_03-07-11_d.indd 19 Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 »Schicksals-Sinfonie« Das Gastspiel des West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim wird von dem Spezialchemie-Konzern LANXESS ermöglicht. 27.08.2011 Samstag 20:00 West-Eastern Divan Orchestra Daniel Barenboim Dirigent Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93 Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Das Gastspiel des West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim wird von dem Spezialchemie-Konzern LANXESS ermöglicht. 28.08.2011 Sonntag 20:00 Anja Harteros Sopran Waltraud Meier Mezzosopran Peter Seiffert Tenor René Pape Bass Vokalensemble Kölner Dom West-Eastern Divan Orchestra Daniel Barenboim Dirigent Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 »Ode an die Freude« Das Gastspiel des West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim wird von dem Spezialchemie-Konzern LANXESS ermöglicht. 01.09.2011 Donnerstag 12:30 PhilharmonieLunch Studierende der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Klasse Prof. Jürgen Glauss Eintritt frei 28.06.11 12:0 20 03.09.2011 Samstag 20:00 11.09.2011 Sonntag 20:00 Berliner Philharmoniker Sir Simon Rattle Dirigent Márton Illés Klavier Gustav Mahler Sinfonie Nr. 7 e-Moll Bamberger Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie Jonathan Nott Dirigent 10.09.2011 Samstag 20:00 Maurice Ravel Valses nobles et sentimentales Bearbeitung für Orchester The Allophons Oval Mouse on Mars musikFabrik André de Ridder Dirigent Mouse on Mars Paeanumnion Kompositionsauftrag der KölnMusik Uraufführung Konzeption und Realisierung: Mouse on Mars und André de Ridder Orchestrierung: André de Ridder und Stefan Streich Ermöglicht vom Kuratorium KölnMusik und der Kunststiftung NRW. Im Rahmen der 7. Kölner Musik nacht findet das erste Fest konzert zum 25. Geburtstag der Kölner Philharmonie statt. Die Kölner Szene gratuliert ab 23:00 Uhr. 11.09.2011 Sonntag 15:00 pop für pänz Konzert für Kinder ab 11 Premiere bei den Kinderkonzerten: Pop in der Philharmonie! Zuhören, gucken, staunen, tanzen – richtig live ist das alles noch viel schöner als im Fernsehen. KölnMusik gemeinsam mit c/o pop 562_KM_03-07-11_d.indd 20 Márton Illés Neues Werk für Klavier und Orchester Kompositionsauftrag der KölnMusik, Uraufführung Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70 Die Uraufführungen im Rahmen des Jubiläums »25 Jahre Kölner Philharmonie« werden ermöglicht durch das Kuratorium KölnMusik e.V. 14.09.2011 Mittwoch 20:00 Ian Bostridge Tenor Mahler Chamber Orchestra Sir Roger Norrington Dirigent KÖLNER PHILHARMONIE: Gerade erst 25 Eiko Tsukamoto In einem Augenblick für Orchester, Kompositionsauftrag der KölnMusik, Uraufführung Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre und »Fuor del mar« aus: Idomeneo, Rè di Creta, ossia Ilia ed Idamante KV 366 Ballettmusik zu »Idomeneo« KV 367 Benjamin Britten Les Illuminations op. 18 Franz Schubert Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 »Unvollendete« Die Uraufführungen im Rahmen des Jubiläums »25 Jahre Kölner Philharmonie« werden ermöglicht durch das Kuratorium KölnMusik e.V. 28.06.11 12:0 562_KM_03-07-11_d.indd 21 Design: www.mwk-koeln.de gerade erst 25 14. September 20:00 Mittwoch · Jubiläumskonzert Ian Bostridge Mahler Chamber Orchestra Roger Norrington Tenor und Sir Dirigent 28.06.11 12:0 Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik koelner-philharmonie.de 22 15.09.2011 Donnerstag 12:30 18.09.2011 Sonntag 16:00 PhilharmonieLunch Modigliani Quartett Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent Juan Crisóstomo de Arriaga Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello Nr. 3 Es-Dur KölnMusik gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln Eintritt frei Claude Debussy Streichquartett g-Moll op. 10 Felix Mendelssohn Bartholdy Streichquartett a-Moll op. 13 15.09.2011 Donnerstag 20:00 Juliane Banse Sopran Wolfram Rieger Klavier Michael Jarrell Liederzyklus nach Texten von Luis de Góngora y Argote Kompositionsauftrag der KölnMusik Uraufführung Lieder von Carl Loewe, Hugo Wolf Die Uraufführungen im Rahmen des Jubiläums »25 Jahre Kölner Philharmonie« werden ermöglicht durch das Kuratorium KölnMusik e.V. Nominiert vom Festspielhaus Baden-Baden, der Elbphilharmonie & Laeiszhalle Hamburg und der Kölner Philharmonie 15:00 Einführung in das Konzert durch Bjørn Woll 22.09.2011 Donnerstag 12:30 PhiharmonieLunch Gürzenich-Orchester Köln Markus Stenz Dirigent KölnMusik gemeinsam mit dem Gürzenich-Orchester Köln Eintritt frei 15.09.2011 Donnerstag 21:00 Alter Wartesaal 25.09.2011 Sonntag 16:00 TRIPCLUBBING Hannes Minnaar Klavier Mitglieder des Mahler Chamber Orchestra Nicolas Tribes Moderation Georg Conrad DJ Radio Filharmonisch Orkest Damian Iorio Dirigent Mahler Chamber Orchestra REMIXED Förderer der MCO Residenz NRW: KUNSTSTIFTUNG NRW • MINISTERIUM FÜR FAMILIE, KINDER, JUGEND, KULTUR UND SPORT DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Präsentiert von StadtRevue – Das Kölnmagazin TRIPCLUBBING ist ein Projekt im Rahmen von ON – Neue Musik Köln. ON – Neue Musik Köln wird gefördert durch das Netzwerk Neue Musik, ein Förderprojekt der Kulturstiftung des Bundes, sowie durch die Stadt Köln und die RheinEnergieStiftung Kultur. 562_KM_03-07-11_d.indd 22 Edvard Grieg Peer Gynt Suite Nr. 1 op. 46 Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 Sergej Prokofjew Romeo und Julia, Auszüge aus den Sinfonischen Suiten op. 64a und b 28.06.11 12:0 23 Ihr nächstes Abonnement-Konzert 28.09.2011 Mittwoch 20:00 Liebe Konzertbesucher, liebe Abonnenten, Kristian Bezuidenhout Klavier mit dem heutigen Konzert endet Ihr Abonnement »Kölner Sonntagskonzerte«. Wolfgang Amadeus Mozart Sonate für Klavier G-Dur KV 283 (189h) Sonate für Klavier B-Dur KV 333 (315c) »Linzer Sonate« u. a. 19:00 Einführung in das Konzert durch Christoph Vratz 29.09.2011 Donnerstag 12:30 PhilharmonieLunch WDR Sinfonieorchester Köln Emilio Pomàrico Dirigent KölnMusik gemeinsam mit dem Westdeutschen Rundfunk Eintritt frei Auch für die kommende Saison haben wir fünf Konzerte dieser beliebten Konzertreihe zu einem Abonnement zusammengefasst, ein vielseitiges Programm mit jungen engagierten Interpreten erwartet Sie. Wir freuen uns, Sie auch in der nächsten Spielzeit als Abonnenten begrüßen zu können! Weitere Einzelheiten zu dieser Reihe entnehmen Sie bitte unserer neuen Vorschau »Kölner Philharmonie 2011/2012«, die bereits erschienen ist. In der neuen Vorschau finden Sie neben den Konditionen für den Erwerb eines Abonnements ebenfalls Informationen zu unserer Aktion »Abonnenten werben Abonnenten!« Wir freuen uns, Sie auch in der kommenden Spielzeit als Abonnenten begrüßen zu können. Alle Informationen auch auf koelner-philharmonie.de 29.09.2011 Donnerstag 20:00 Karina Chepurnova Sopran Katarzyna Mackiewicz Sopran Oleg Korzh Tenor Aleksandr Trofimov Tenor Strauß-Festival-Orchester Wien Peter Guth Dirigent Glanzlichter der Wiener Operette und in Westeuropa nur selten zu hörende Evergreens russischer Operettenkultur stehen sich in diesem Programm gegenüber. 562_KM_03-07-11_d.indd 23 28.06.11 12:0 Philharmonie Hotline +49.221.280280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln koelner-philharmonie.de 562_KM_03-07-11_d.indd 24 Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: Rottke Werbung Textnachweis: Der Text von Egbert Hiller ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweis: Felix Broede S. 13; Dorothea Heise S. 14; Marek Vogel S. 15 Umschlaggestaltung: Hida-Hadra Biçer Umschlagsabbildung: Torsten Hemke Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH 28.06.11 12:0 Foto: Hyou Vielz Festkonzerte 25 Jahre Kölner Philharmonie Beethoven – Alle Sinfonien 20:00, Di 23.08.2011 20:00, Mi 24.08.2011 20:00, Do 25.08.2011 20:00, Sa 27.08.2011 So 28.08.2011 20:00 West-Eastern Divan Orchestra Daniel Barenboim Dirigent Das Gastspiel des West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim wird von dem Spezialchemie-Konzern LANXESS ermöglicht. Im Abo: Der ganze Beethoven schon ab € 95,– Informationen und Karten unter: koelner-philharmonie.de • Philharmonie-Hotline 0221. 280 280 KölnTicket 0221. 2801 • KölnMusik Ticket am Roncalliplatz KölnMusik Event in der Mayerschen Buchhandlung am Neumarkt 562_KM_03-07-11_d.indd U4 28.06.11 12:0