MUSICA HELVETICA Freitag, 22. Januar 2016 19.30 Uhr, Yehudi Menuhin Forum Bern 19.00 Uhr, Konzerteinführung Patrick Demenga Violoncello Philippe Bach Dirigent Rudolf Moser (1892 - 1960) Intrada op. 38 Nr. 2 Othmar Schoeck (1886 - 1957) Konzert für Violoncello und Streicher, op. 61 - Allegro moderato - Andante tranquillo - Presto - Lento - Molto Allegro ***** Jean Balissat (1936 - 2007) Träumerei für Streichorchester Arthur Honegger (1892 - 1955) Sinfonie Nr. 2, H 153, für Streichorchester und Trompete - Molto moderato - Allegro - Adagio mesto - Vivace ma non troppo - Presto Das Schweizerische Musikschaffen im frühen 20. Jahrhundert fristet ein Schattendasein im Konzertwesen. Das BKO begibt sich auf eine kleine Tour de Suisse und präsentiert Werke von Arthur Honegger, Othmar Schoeck, Rudolf Moser und Jean Balissat. Der amerikanische Musikwissenschaftler Alfred Einstein – nicht zu verwechseln mit dem Physiker – berichtet in seinen Memoiren über die Entstehung eines Fachlexikons für Neue Musik in den 1930er Jahren, in der jede Nation ihre prominentesten Komponisten vorstellen sollte. Völlig vergessen gingen dabei die Schweizer Tonschöpfer, für die sich offenbar niemand eingesetzt hatte. Diese Anekdote scheint nicht untypisch für das Problem vieler Schweizer Musiker, die gerade in ihrem Heimatland allzu schnell dem Vergessen anheimfielen. Und auch hier lässt sich konstatieren, dass gerade Ausnahmen die Regel bestätigen. Die Musik Arthur Honeggers (1892 - 1955) erfreut sich bis heute einer grossen Beachtung in den Konzertprogrammen. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Honegger sein Wirken auf Paris konzentrierte und dort im illustren Kreis von Milhaud, Poulenc und Ibert arbeitete. Die Freundschaft zu Paul Sacher sicherte ihm darüber hinaus einen hohen Status – seine Präsenz auf der Zwanzigernote tut das Ihrige dazu. Seine zweite Sinfonie für Streicher und Trompete gehört zu den eindrücklichsten Werken seiner Zeit. Honegger komponierte sie 1942 im von der Wehrmacht belagerten Paris. Im ersten Satz evoziert die Musik Marschtritte und Kanonenfeuer, während der zweite Satz ein abgrundtief trauriges Lamento anstimmt. Im Finale erheben sich Geigen und Trompete über das wilde kontrapunktische Geflecht und intonieren feierlich einen Bach-Choral und drücken die Hoffnung auf baldigen Frieden aus. Dass die Kompositionen des im Kanton Schwyz geborenen Othmar Schoeck (1886 - 1957) wieder vermehrt zu hören sind, ist zum einen den Bemühungen der letzten Jahre geschuldet, den Komponisten aus dem Dünkel des spätromantischen Epigonentums zu befreien und zum anderen den erfolgreichen Produktionen seiner Oper Penthesilea in der Schweiz und Deutschland. Nebst seinem umfangreichen Opern- und Liedschaffen schrieb Schoeck auch Orchestermusik wie etwa das Konzert für Violoncello und Streicher aus dem Jahre 1947. Es ist in seiner ausladenden Kantabilität stark in der Spätromantik verhaftet und reisst doch an manchen Stellen den tonalen Rahmen auf. Nicht zu überhören ist ferner der Einfluss seines Lehrers Max Reger, bei dem er in Leipzig studiert hatte. Ein weiterer Schüler von Reger war der in Basel tätige Rudolf Moser (1892 - 1960). Moser wandte sich ebenfalls nie vom Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts ab. In seiner Tätigkeit als Chorleiter und Präsident der Basler Knabenkantorei brachte er jedoch etliche Werke von Heinrich Schütz, Henry Purcell und viele von damals weitgehend unbekannter Komponisten des Barocks zur Aufführung. Die Spuren der Beschäftigung mit alter Musik finden sich auch in seinen Kompositionen wie etwa der Intrada. Jean Balissat (1936 - 2007) war Professor für Komposition in Genf und Lausanne und machte sich als Vorsteher des Schweizer Tonkünstlervereins und Präsident des SUISA um die hiesige Musikszene verdient. Zudem tat er sich als Dirigent von Blasorchestern hervor und komponierte viele Werke für Bläserensembles. Sein Spektrum umfasst aber auch Schlagzeugkonzerte, Kantaten oder eben jene kurze Träumerei für Streichorchester. Patrick Demenga, Violoncello Der 1962 geborene Musiker studierte am Konservatorium Bern, bei Boris Pergamenschikow in Köln und bei Harvey Shapiro in New York. Mehrere Preise dokumentieren den Beginn seiner Karriere und heute zählt er international zu den renommiertesten Cellisten. Als Solist und Kammermusiker tritt er regelmässig an den grossen Festivals und in bekannten Musikzentren auf und arbeitet mit namhaften Musikerpersönlichkeiten (wie Heinz Holliger, Mario Venzago, Dennis Russel Davies u.v.m.) und Orchestern (wie Tonhalle Orchester Zürich, RSO Wien, Camerata Bern, Münchner Kammerorchester, Orchestre de la Suisse Romande u.v.a.) zusammen. Zahlreiche Radio- und Fernsehaufnahmen sowie Schallplatten- und CD-Einspielungen haben ihn einem internationalen Publikum bekannt gemacht. Patrick Demenga leitet eine Konzertausbildungsklasse an der Haute Ecole de Musique de Lausanne und unterrichtet an verschiedenen internationalen Meisterkursen. Er ist künstlerischer Leiter der Vier Jahreszeiten - Konzerte in Blumenstein und der Musikfestwoche Meiringen. www.patrickdemenga.ch Philippe Bach, Dirigent Philippe Bach wurde 1974 in Saanen, Schweiz, geboren. Er studierte Horn an der Musikhochschule Bern und am Conservatoire de Genève und anschliessend Dirigieren an der Musikhochschule Zürich bei Johannes Schlaefli und am Royal Northern College of Music in Manchester bei Sir Mark Elder. Er besuchte Meisterkurse bei Sir Colin Davis, David Zinman, Vladimir Jurowski, Prof. Ralf Weikert und Prof. Peter Eötvös. Philippe Bach gewann zahlreiche Auszeichnungen, u.a. erste Preise am Schweizerischen Dirigentenwettbewerb (1996) und an der «International Jesús López Cobos Opera Conducting Competition» (2006). 2006 bis 2008 war er Assistant Conductor am Teatro Real in Madrid und Assistent von Jesús López Cobos. Im Juni 2007 gab er im Teatro Real sein Debut mit Madama Butterfly. Im Dezember 2008 folgte sein Debut an der Hamburgischen Staatsoper mit Hänsel und Gretel. Von 2008 bis 2010 war Philippe Bach Erster Kapellmeister und Stellvertretender GMD am Theater Lübeck. Seit 2011 ist er Generalmusikdirektor der traditionsreichen Meininger Hofkapelle und des Südthüringischen Staatstheaters Meiningen und seit 2012 Chefdirigent des Berner Kammerorchesters. Als Gast leitete Philippe Bach u.a. Konzerte mit dem Tonhalle Orchester Zürich, dem London Philharmonic Orchestra, dem BBC Philharmonic Orchestra, dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, dem Helsinki Philharmonic Orchestra, dem Royal Scottish National Orchestra, dem Orchestre de chambre de Lausanne, dem Basler Sinfonieorchester, dem kammerorchesterbasel, dem Hallé Orchestra, dem RTE National Symphony Orchestra, dem Orquesta Sinfónica de Madrid, dem Orchestra della Svizzera Italiana, dem Brandenburgischen Staatsorchester, dem Bournemouth Symphony Orchestra, dem Kuopio Symphony Orchestra und der Basel Sinfonietta. www.philippebach.ch