neuroendokrine tumoren - Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT)

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Neu
Patientenbroschüre
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Tum ndok
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NEUROENDOKRINE
TUMOREN
des Magen-Darm-Traktes
und der Bauchspeicheldrüse (GEP-NET)
Umfassend
fassend und
d vverständlich
erständlich iinformiert
nformiertt
• Geschichte
• Diagnose
• Selbsthilfeorganisationen für Patienten
• Verschiedene Krankheitsbilder
• Behandlungsmöglichkeiten
• Kurzes Lexikon medizinischer Begriffe
In Zusammenarbeit mit:
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e. V.
Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e. V.
AG NET der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie
Covidien Deutschland GmbH
Eine Initiative von
Vorwort
Neuroendokrine GEP-Tumoren (GEP-NET) sind im Vergleich zu Krebserkrankungen wie Lungen- Brust- oder Darmkrebs äußerst selten.
Krebs
383,000
Erkrankungen
pro Jahr
GEP-Tumoren
•
4000
Erkrankungen
pro Jahr
Bezogen auf 100.000 Einwohner werden in Deutschland pro Jahr nur ca. zwei bis fünf
Neuerkrankungen diagnostiziert, insgesamt sind das – bezogen auf 80 Millionen Einwohner – also kaum mehr als etwa 1600 bis 4000 neu erkrankte Patienten pro Jahr.
Entsprechend dieser geringen Häufigkeit gab es in der Vergangenheit nur ein
äußerst geringes Informationsangebot für betroffene Patienten. Sie finden in den
ohne größeren Aufwand zugänglichen Medien praktisch keine Informationen zu
Ihrer Erkrankung. So ist es für Sie sehr schwer, sich über den wissenschaftlichen
Fortschritt und die damit verbundenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren.
Aufgaben und Ziele dieser Broschüre sind es daher, Ihnen als Patienten mit einem
endokrinen GEP-Tumor – aber auch Ihren Angehörigen – einen ersten Überblick
über die Erkrankung und ihre verschiedenen Formen zu geben.
Dabei soll Ihnen zuerst ein Einblick in die Zusammenhänge der Krankheit, ihrer
Mechanismen und ihrer Beschwerden vermittelt werden. Des Weiteren erfahren
Sie das Wichtigste über die zur genauen Abklärung Ihrer Krankheit notwendigen
Untersuchungen, über Behandlungsmöglichkeiten und die begleitenden Kontrolluntersuchungen. Am Ende dieser Broschüre finden Sie ein kurzes Lexikon mit den
wichtigsten medizinischen Fachbegriffen.
So werden Sie sich mit Ihrem Arzt besser verständigen und entsprechend Ihrer
Situation und Ihrer Bedürfnisse genauer nachfragen und sich Klarheit verschaffen
können. Als gut informierter Patient ist es Ihnen möglich, Ihren Heilungsprozess
günstig zu beeinflussen, denn je besser Sie über Ihre Krankheit und über die
verschiedenen Möglichkeiten Ihrer Behandlung informiert sind, um so aktiver und
selbstverantwortlicher können Sie bei der Bewältigung Ihrer Erkrankung mitarbeiten.
München, im Dezember 2008 (aktualisierte Auflage November 2010)
Prof. Dr. med. R. Arnold
3
Inhalt
1.
Was sind neuroendokrine GEP-Tumoren
6
1.1
Zuerst ein Überblick
6
1.2
Einblicke in die Geschichte der Entdeckung und
Erforschung von GEP-Tumoren
9
2.
Die verschiedenen Formen neuroendokriner GEPTumoren, ihre Symptome und Beschwerden
12
2.1
Karzinoide des Magen-Darm-Trakts
12
2.1.1 Inaktive Karzinoide
13
2.1.2 Das Karzinoid-Syndrom (aktive Tumoren)
13
2.2
Das Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom)
15
2.3
Das Insulinom
17
2.4
Weitere seltenere GEP-NET
18
2.4.1 Das Glukagonom
18
2.4.2 Das VIPom
20
2.4.3 Das Somatostatinom
21
2.4.4 Das MEN-Syndrom
22
3.
Wie können GEP-Tumoren erkannt und
gefunden werden?
26
3.1
Die klinische Diagnose
26
3.2
Die Labordiagnose
26
3.3
Der Tumormarker Chromogranin A
29
3.4
Die Darstellung von GEP-Tumoren durch bildgebende Verfahren 30
3.4.1 Die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie 31
4
3.4.2 Die endoskopische Ultraschall-Untersuchung
32
3.4.3 Die Somatostatinrezeptor-Szintigraphie
33
3.4.4 Die Angiographie
37
3.4.5 Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
38
3.4.6 Die Verlaufskontrolle
38
4.
Wie können GEP-Tumoren behandelt werden?
39
4.1
Die chirurgische Entfernung
39
4.2
Die Behandlung mit Medikamenten
41
4.2.1 Somatostatin-Analoga
41
4.2.2 Interferon-α
47
4.2.3 Chemotherapie
48
4.3
49
Lokal ablative Behandlungsverfahren
4.3.1 Transarterielle Chemoembolisation (TACE)
49
4.3.2 Perkutane Alkoholinstillation
50
4.3.3 Radiofrequenzablation (RF)
51
4.3.4 Laserinduzierte interstitielle Thermotherapie (LITT)
51
4.3.5 Kryotherapie
51
4.3.6 Perkutane transarterielle 90Yttrium-Brachytherapie
(selektive interne Radiotherapie, SIRT)
4.4
52
Die Radioligandentherapie (Peptidrezeptor-vermittelte
Radiotherapie, PRRT)
52
4.5
Verlaufskontrollen
54
5.
Patientenorganisationen
56
5.1
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e. V.
56
5.2
Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e. V. 59
6.
Erfahrungsberichte
61
7.
Ausgewählte Internet-Adressen
67
8.
Kleines Lexikon der medizinischen Begriffe
68
5
1.
Was sind neuroendokrine GEP-Tumoren?
1.1 Zuerst ein Überblick
Mit dem Kürzel GEP-NET werden in der medizinischen Fachsprache die (hormonproduzierenden) Gastro-Entero-Pankreatischen neuroendokrinen Tumoren
bezeichnet*. Die drei Buchstaben stehen für die Organe bzw. die Orte, an
denen diese Tumoren sich am häufigsten entwickeln:
Gastro
=
Magen
Entero
=
Darm
Pankreas
=
Bauchspeicheldrüse
GEP-Tumoren sind selten. Pro Jahr werden etwa 2 bis 5 neue Tumoren pro
100.000 Einwohner registriert – in der Bundesrepublik also ca. 1.600 bis 4.000
neue Fälle jährlich.
Die GEP-Tumoren entwickeln sich aus hormonproduzierenden (endokrinen)
Zellen, die überall im Verdauungssystem, aber auch an anderen Stellen des
Körpers vorkommen und die Aufgabe haben, bestimmte Stoffe zu produzieren,
die den Verdauungsprozess steuern.
Von ihren Eigenschaften her besitzen diese Zellen Ähnlichkeiten mit Nervenzellen und von ihrer Funktion her zählen sie zu den inneren Drüsen. Daher
werden sie neuroendokrine Zellen genannt. Die Mehrzahl dieser Tumoren
entsteht also im Magen-Darm-Trakt. Ganz ähnliche Tumoren können aber auch
in der Lunge, im Thymus, selten auch im Bereich der Eierstöcke, der Nieren und
der Haut entstehen, weil auch hier neuroendokrine Vorläuferzellen vorkommen.
* Alternative Bezeichnungen: Karzinoid, Apudom, neuroendokriner Tumor (NET),
neuroendokrines Karzinom. Wir werden in dieser Broschüre den Ausdruck GEPTumoren oder GEP-NET verwenden.
6
Schematische Darstellung neuroendokriner Zellen
Die GEP-Tumoren, die sich aus solchen Zellen entwickeln, werden dementsprechend auch als neuroendokrine Tumoren (abgekürzt NET) bezeichnet.
Ungefähr zwei Drittel der GEP-Tumoren sind funktionell inaktiv, das heißt, sie
schütten keine Hormone aus, obgleich sie Hormone oder andere Stoffe enthalten, die für endokrine Zellen typisch sind. Sie verursachen über längere Zeit
kaum Beschwerden.
Erst wenn ihr Wachstum weit fortgeschritten ist, kann es durch die Verdrängung benachbarter Organe oder Gewebestrukturen zu Beschwerden kommen.
Weil die typischen Symptome fehlen, kann eine Diagnose oft erst lange Zeit,
Jahre oder Jahrzehnte nach Entstehung dieser Tumoren gestellt werden.
Etwa ein Drittel der GEP-Tumoren setzt aufgrund der Entwicklung aus hormonproduzierenden Zellen Hormone oder Hormon-ähnliche Stoffe frei.
Man unterscheidet zunächst zwischen hormonbildenden Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und hormonbildenden Tumoren des Magen-DarmTraktes, letztere werden oftmals auch „Karzinoide“ genannt.
Je nachdem, welches Hormon ein derartiger Tumor produziert, kann er unterschiedliche Beschwerden verursachen und wird in diesem Zusammenhang auch
nach dem gebildeten Hormon benannt.
7
Insgesamt kann man neuroendokrine GEP-Tumoren in
drei Gruppen einteilen:
1. Tumoren, die Hormone freisetzen (funktionell aktiv)
• Gastrinom
• Insulinom
• Glukagonom
• VIPom
Vorwiegend in der
Bauchspeicheldrüse
• Somatostatinom
• Karzinoid-Syndrom
Vorwiegend im
Magen-Darm-Trakt
2. Tumoren, die kein Hormon
freisetzen, obgleich sie Hormone
enthalten (funktionell inaktiv)
3. Tumoren im Rahmen einer multiplen
endokrinen Neoplasie (= MEN; funktionell
aktiv oder inaktiv)
Eine nähere Beschreibung der einzelnen Tumoren finden Sie im nächsten Kapitel.
Eine andere Einteilung berücksichtigt den Ort ihrer Entstehung: Vorderdarm,
Mitteldarm, Hinterdarm (siehe Abbildung auf Seite 9).
8
Ösophagus
(Speiseröhre)
Vorderdarm
Ösophagus (Speiseröhre)
Magen
Duodenum (Zwölffingerdarm)
Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
Bronchopulmonal (in Lunge/Bronchien)
<1
2–30
2–5
<1
10–25
Mitteldarm
Oberer Teil des Dünndarms
Unterer Teil des Dünndarms
Appendix (Wurmfortsatz)
Leber
Ovar (Eierstock)
1–2
15–20
19–35
<1
<1
Hinterdarm
Colon (Dickdarm)
Rektum (Mastdarm)
Unbekannt
2–5
10–12
<1–2
Leber
Magen
Gallenblase
Pankreas
(Bauchspeicheldrüse)
Duodenum
(Zwölffingerdarm)
Colon
transversum
Colon ascendens
(aufsteigender
Teil des
Grimmdarms)
Colon
descendens
Jejunum
(Leerdarm) +
Ileum
(Krummdarm)
Caecum
(Blinddarm)
Appendix
(Wurmfortsatz)
Rectum
(Mastdarm)
Ursprung und Häufigkeit neuroendokriner Tumoren (Angaben in %)
(Abb. modifiziert nach Glandula NeT, Heft 8-2006, Seite 21; Beitrag von
Prof. Dr. med. T. Meyer, Chirurgische Universitätsklinik Erlangen)
1.2 Einblicke in die Geschichte der Entdeckung und
Erforschung von GEP-Tumoren
• Schon im Jahre 1880 beschrieb Lubarsch einen neuen Tumortyp, den er bei
der Untersuchung des Dünndarms zweier verstorbener Patienten fand. Anhand
seiner Beschreibung wissen wir, dass es sich um ein Karzinoid bzw. um einen
GEP-Tumor handelte.
• Der Name „Karzinoid“ wurde 1907 von Oberndorfer eingeführt. Karzinoid
bedeutet „karzinomähnlich“. Oberndorfer wollte so zum einen auf die Ähnlich-
9
keit mit den Karzinomen hinweisen, mit denen Karzinoide die Fähigkeit gemeinsam haben, Tochtergeschwülste (Metastasen) zu bilden. Des Weiteren wollte
er damit zum Ausdruck bringen, dass Karzinoide meist viel langsamer wachsen
als Karzinome.
• Bayliss und Starling entdeckten im Jahre 1902 das Sekretin als erstes
Hormon. Sie bezeichneten diese Substanz als „Hormon“ (das griechische Wort
„Hormon“ bedeutet „zur Aktivität erwecken“), weil sie die Sekretion der
Bauchspeicheldrüse aktiviert. Wenig später entdeckte Edkins das Gastrin, ein
Hormon, das die Magensäureproduktion anregt. 1921 wurde das Insulin, das
den Zuckerspiegel im Blut kontrolliert, durch den kanadischen Arzt Frederick
Banting entdeckt. 1927 wurde das Cholezystokinin mit seiner die Entleerung der Gallenblase steuernden Wirkung von Ivy und Oldberg beschrieben.
Diese Pionierarbeiten bildeten das Fundament für die klinische Erforschung der
hormonell aktiven GEP-Tumoren.
• Im Jahr 1930 präsentierte Cassidy einen Patienten mit einer anfallsartig auftretenden starken Gesichtsrötung, die bei Erregung oder während einer Mahlzeit
noch stärker wurde. Das war die erste Beschreibung des Karzinoid-Syndroms.
• Der Zusammenhang zwischen diesem Symptom und einem GEP-Tumor wurde
zwischen 1952 und 1954 erkannt. In dieser Zeit wurden das Karzinoid-Syndrom
und sein Beschwerdebild spezifisch beschrieben, nachdem aus einem Tumor
des Magen-Darm-Traktes das Serotonin und die Substanz P isoliert worden
waren. Diese Stoffe können, wenn sie im Überfluss vorliegen, eine anfallsartige
Gesichtsrötung, Durchfall, eine Verengung der Bronchien (Atemwege) und
Schädigung der Herzklappen verursachen.
10
• Im Jahr 1955 berichteten die Chirurgen Zollinger und Ellison über zwei
Patienten mit einer ungewöhnlichen Kombination von Symptomen. Die Patienten litten unter Zwölffingerdarmgeschwüren, überhöhter Magensäurebildung
und Durchfällen. Zollinger und Ellison vermuteten eine hormonelle Ursache.
Ihre Vermutung wurde 1964 bestätigt, als es gelang, das Hormon Gastrin, das
die Magensäureproduktion anregt, in reiner Form zu isolieren und einen Gastrin
produzierenden Tumor – ein „Gastrinom“ – als die Ursache der beschriebenen Krankheit (Zollinger-Ellison-Syndrom) zu identifizieren.
• Wenig später, im Jahr 1958, beschrieben Verner und Morrison einen Tumor
der Bauchspeicheldrüse, der von nicht beherrschbaren wässrigen Durchfällen
und Kaliummangel begleitet wurde. Die anschließende Erforschung dieser
Krankheit zeigte, dass der Tumor ein Hormon produziert, das diese Symptome
verursacht. Das Hormon wurde Vasoaktives Intestinales Peptid (d.h. gefäßwirksames Darmhormon), kurz VIP, genannt und der entsprechende Tumor
als „VIPom“ und die Erkrankung als Verner-Morrison-Syndrom (alternativ:
Pankreatische Cholera) bezeichnet.
In den vergangenen 30 Jahren wurden mit der Verbesserung und Verfeinerung
der Nachweismethoden für die verschiedenen Hormone und Hormon-ähnlichen
Stoffe des Verdauungssystems weitere Typen von GEP-NET entdeckt und erforscht. Wir werden sie im nächsten Kapitel im Einzelnen besprechen.
11
2.
Die verschiedenen Formen neuroendokriner
GEP-Tumoren, ihre Symptome und
Beschwerden
2.1 Karzinoide des Magen-Darm-Trakts
Lokalisation
Das sogenannte „Karzinoid“ ist der häufigste GEP-Tumor. Fast 50 % aller
GEP-Tumoren sind Karzinoide und treten im Magen-Darm-Trakt auf. Sie
können sich an verschiedenen Stellen des Magen-Darm-Trakts entwickeln.
Vorzugsweise sind sie in verschiedenen Abschnitten des Dünndarms lokalisiert.
Der Wurmfortsatz (Appendix), der Magen und der Dickdarm sind weitere
bevorzugte Entstehungsorte. Etwa 10 % der Karzinoide kommen in anderen
Organsystemen, z.B. in der Lunge und im Thymus vor.
Karzinoide können sich an verschiedenen Stellen des Magen-Darm-Trakts entwickeln
(angedeutet durch die roten Punkte)
12
2.1.1 Inaktive NET des Magen-Darm-Trakts
Etwa 50 % der Magen-Darm-NET sind funktionell inaktiv, das heißt, sie setzen
keine Hormone frei. Diese NET verursachen in der Regel erst spät im Verlauf der
Krankheit Beschwerden. Die Symptome – z.B. Bauchschmerzen, Gewichtsverlust,
Blutung oder Gelbsucht – sind uncharakteristisch. Sie sind auf die Einschränkung
der Darmdurchblutung durch Ummauerung der den Darm versorgenden Blutgefäße durch eine Bildung von kollagenreichem Bindegewebe (sog. desmoplastische
Reaktion) oder auf die Verdrängung benachbarter Organe oder Strukturen durch
den wachsenden Tumor und dessen Metastasen zurückzuführen.
Manchmal enstehen aber bereits früh Beschwerden, so unter Umständen bei
NET der Appendix, die zu Symptomen einer akuten Appendizitis (Entzündung
des Wurmfortsatzes, „Blinddarmentzündung“) Anlass geben können. Hier führt
in der Regel die chirurgische Entfernung der Appendix (Appendektomie) zur
Heilung, weil die dafür verantwortlichen Tumoren meist sehr klein sind. Auch
NET des Enddarms werden häufig im Rahmen einer Routine-Darmspiegelung
so frühzeitig entdeckt, dass ihre endoskopische Entfernung zur vollständigen
Heilung führt
2.1.2 Das Karzinoid-Syndrom (aktive Tumoren)
Hormonell aktive Karzinoide produzieren dagegen größere Mengen verschiedener Hormone, die in die Blutbahn gelangen. In den ersten Stadien
der Erkrankung entstehen dadurch keine Beschwerden, weil die Leber diese
Tumorhormone zu harmlosen Produkten abbaut. Wenn die Funktion der Leber
aber durch Tochterabsiedlungen (Metastasen) des ursprünglichen Tumors
beeinträchtigt ist, erhöht sich die Konzentration der Hormone im Blut und es
entwickelt sich ein sog. Karzinoid-Syndrom. Die erhöhten Konzentrationen
der verschiedenen Hormone führen dann zu unterschiedlichen Beschwerden.
Tumoren, die für das Karzinoid-Syndrom verantwortlich sind, liegen meist im
Dünndarm (Jejunum, Ileum). Häufig finden sich hier auch mehrere Tumoren.
13
Symptome und Beschwerden
Die typischen Beschwerden für ein Karzinoid-Syndrom, die einzeln oder gemeinsam auftreten können, sind:
1. Anfallsartige Gesichtsrötung (Flush), die sich manchmal auf den gesamten
Oberkörper ausdehnt und zum Teil von Herzklopfen und Schweißausbrüchen begleitet wird
2. Krampfartige Bauchschmerzen (bedingt durch die Einschränkung der Darmdurchblutung durch desmoplastische Reaktion, d.h. durch eine Verengung/
Sklerose der den Darm versorgenden Blutgefäße) und Durchfälle. Die
krampfartigen Bauchschmerzen bestehen häufig bereits über Jahre und
wurden in der Regel als „funktionell“ fehlgedeutet. Manchmal führen diese
Bauchbeschwerden zu einem „akuten Abdomen“. Der Chirurg findet dann
als Folge der Mangeldurchblutung einen bläulich veränderten Darm.
3. Herzbeschwerden
4. Atembeschwerden
Patient mit typischen Anzeichen eines Flush
(Gesichtsrötung)
(Abbildung mit freundlicher Genehmigung von
Prof. Dr. med. R. Arnold, München)
14
Die Häufigkeit des Auftretens dieser Beschwerden ist unterschiedlich. Am häufigsten – d.h. bei über 80 % der Patienten – treten Bauchschmerzen und Durchfälle
auf. Es folgen Gesichtsrötung mit etwa 50 %, Atembeschwerden mit 20 % und
schwere Atemnot mit 6 %. Herzbeschwerden entwickeln sich langsam und können
zwischen 30 % und 50 % der Patienten mit einem Karzinoid-Syndrom betreffen.
Nach heutiger Auffassung, die aber noch nicht als sicher gilt, wird die anfallsartige Gesichtsrötung durch gefäßaktive Stoffe wie Kallikrein, Substanz P und
Neuropeptid K verursacht. Dieselben Hormone scheinen auch für die Atembeschwerden verantwortlich zu sein. Durchfälle werden auf die Tumorhormone
Serotonin und Prostaglandin zurückgeführt. Das Serotonin scheint auch die
Ursache für die Schädigung der Herzklappen und die dadurch entstehenden
Herzbeschwerden zu sein.
2.2 Das Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom)
Das Gastrinom oder Zollinger-Ellison-Syndrom (benannt nach den beiden
Ärzten, die diese Krankheit als erste aus klinischer Sicht beschrieben haben)
ist der zweithäufigste bösartige Tumor unter den GEP-Tumoren.
Viele Gastrinome haben bereits zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung Tochterabsiedlungen (Metastasen) gebildet.
Gastrinome finden sich überwiegend in der Bauchspeicheldrüse und im Zwölffingerdarm
15
Lokalisation
Die Verteilung Gastrin-produzierender Tumoren (Gastrinome) ist unterschiedlich. Sie kommen in etwa gleicher Häufigkeit (je 40 %) in der Bauchspeicheldrüse und im Zwölffingerdarm (Duodenum) vor. Etwa 10 % entstehen in anderen
Organen. Der Nachweis des Tumors ist nicht immer möglich, weil die Tumoren
besonders bei Sitz des Primärtumors im Duodenum oft sehr klein sind und so
auch einer subtilen Diagnostik entgehen. Bei 30 % der Patienten mit den für ein
Gastrinom typischen Beschwerden gelingt er mit den üblichen Verfahren nicht.
Besonders die duodenalen Gastrinome sind häufig mit einer multiplen endokrinen Neoplasie Typ 1 (MEN 1) assoziiert.
Symptome
Gastrinome produzieren an erster Stelle Gastrin,
ein Hormon, das die Magensäureausschüttung
anregt. Das Ergebnis der Überproduktion von
Gastrin ist eine Übersäuerung des Magens. Folge
daraus sind Bauchbeschwerden, die Bildung von
Zwölffingerdarmgeschwüren und Durchfälle – die
Symptome eben, die typisch für das ZollingerEllison-Syndrom sind. Andere Hormone, die
ebenfalls in Gastrinomzellen nachgewiesen
wurden, scheinen keine wesentlich ausgeprägten
Symptome und Beschwerden zu bedingen.
16
Gastrinome führen zu einer
erhöhten Ausschüttung von
Magensäure
2.3 Das Insulinom
Lokalisation
Das Insulinom ist der häufigste hormonproduzierende Tumor der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und in über 95 % gutartig.
Etwa 30 % aller hormonell aktiven Tumoren
der Bauchspeicheldrüse sind Insulinome. Diese
Tumoren bestehen fast ausschließlich aus den
insulinproduzierenden Zellen und produzieren
selbst unkontrolliert Insulin, das Hormon, das
den Zuckerspiegel im Blut steuert. Insulinome
sind etwa gleichmäßig zu je einem Drittel auf
Ein Insulinom liegt in der Regel
Pankreas-Kopf, -Mittelteil und -Schwanz verteilt.
in der Bauchspeicheldrüse
Weniger als 1 % werden außerhalb der Bauchspeicheldrüse und in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gefunden.
Symptome und Beschwerden
Die Überproduktion von Insulin senkt den Zuckerspiegel im Blut und verursacht
eine anhaltende Unterzuckerung. Allerdings sind die bekannten Beschwerden
von Unterzuckerung wie Mattigkeit, Schwächegefühl, Zittern, Herzklopfen,
Schwitzen, Hungergefühl, Gewichtszunahme und Nervosität bei Insulinom-Patienten oft weniger ausgeprägt als bei Insulin-spritzenden Diabetikern mit Zeichen der Unterzuckerung. Im Vordergrund stehen hier Störungen des zentralen
Nervensystems wie Kopfschmerzen, Verwirrung, Sehstörungen, Störungen der
Bewegungskoordination und Lähmungen sowie manchmal ausgeprägte Persönlichkeitsstörungen. In einigen wenigen Fällen können sich diese Symptome bis
zur Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen und Koma entwickeln. All diese Störungen
sind auf die Unterzuckerung des Gehirns zurückzuführen (und können auch bei
Unterzuckerung aus anderen Gründen auftreten).
17
Blutzucker (BZ)
160 mg/dl
140 Aufnahme von
Kohlenhydraten
Ausschüttung von Insulin
Regulation des
Blutzuckerspiegels in
den Normbereich
Übermäßige Produktion
von Insulin durch ein
Insulinom bewirkt
Absenkung des Blutzuckerspiegels unter
den Normbereich
120
100
Normale
BZ-Spiegel
80
60
Absenkung des Blutzuckerspiegels durch Insulin
2.4 Weitere seltenere GEP-NET
2.4.1 Das Glukagonom
Lokalisation
Glukagonome entstehen fast ausschließlich in der Bauchspeicheldrüse.
Inaktive Glukagonome
Sie finden sich ausschließlich in der Bauchspeicheldrüse und werden zufällig, z.B.
bei einer Operation der Bauchspeicheldrüse entdeckt. Sie sind auch typisch für
die multiple endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN 1). Bei der histologischen Untersuchung sind die Zellen der in der Regel sehr kleinen Tumoren voll von Glukagon,
das die Zellen aber nicht freisetzen. Diese Tumoren werden fast nie bösartig.
Aktive Glukagonome (Glukagonom-Syndrom)
Hier handelt es sich um meist große Tumoren der Bauchspeicheldrüse, die in
die Leber metastasieren können. Sie produzieren große Mengen des Hormons
Glukagon, des Gegenspielers von Insulin: Während das Insulin den Zuckerspiegel
senkt, erhöht das Glukagon diesen Spiegel. Diese Hormonüberproduktion führt
zum Glukagonom-Sydrom.
18
Blutzucker (BZ)
160 mg/dl
140
120
Normale
BZ-Spiegel
100
80
60
40
Ausschüttung von Glukagon
Mobilisierung von Glukose
Regulation des Blutzuckerspiegels in den Normbereich
Übermäßige Produktion
von Glukagon durch ein
Glukagonom bewirkt
Erhöhung des Blutzuckerspiegels über
den Normbereich
Erhöhung des Blutzuckerspiegels durch Glukagon
Symptome und Beschwerden
Die Erhöhung des Zuckerspiegels ist allerdings mild und es ist selten notwendig, eine
Insulintherapie einzuleiten.
Oft leiden die Patienten unter einem ausgeprägten Gewichtsverlust und Blutarmut (Anämie) und abwechselnd an Verstopfungen
und Durchfällen. Das typische, sichtbare
Symptom eines Glukagonom-Syndroms
ist ein chronischer, wandernder, schwerer
Ausschlag an Armen und Beinen, der oft
von Entzündungen der Mundhöhle und der
Zunge begleitet wird.
Patientin mit typischem Ausschlag als
Folge eines Glukagonoms (Abbildung
mit freundlicher Genehmigung von
Prof. Dr. med. R. Arnold, München)
19
2.4.2 Das VIPom
Das VIPom entsteht durch die Überproduktion eines gefäßaktiven Hormons,
das in der Medizin als vasoaktives intestinales-Peptid (VIP) bezeichnet wird.
VIPome sind in der Regel große und maligne Tumoren und sehr selten.
Sie machen weniger als 2 % aller GEP-Tumoren aus.
Lokalisation
Zu 90 % sind sie in der Bauchspeicheldrüse und zu 10 % insbesondere bei Kindern im Grenzstrang des Rückenmarks lokalisiert. Andere Organe sind äußerst
selten Sitz eines VIPoms. In der Bauchspeicheldrüse selbst entwickeln sich etwa
ein Viertel der Tumoren im Pankreas-Kopf und die restlichen drei Viertel im
Mittelteil und Schwanz.
Symptome und Beschwerden
Die Überproduktion von VIP führt zu einer für das VIPom typischen Kombination von Beschwerden: Wässrige Durchfälle mit einer Ausscheidungsmenge
von bis zu acht Liter pro Tag, Kaliummangel, Flüssigkeitsmangel und Magensäuremangel. Als Begleitsymptome sind oft Muskelschwäche, Übelkeit, Erbrechen
und Bauchkrämpfe zu beobachten. In einigen Fällen entwickelt sich während
der Durchfallattacken eine anfallsartige Gesichtsrötung (Flush) ähnlich wie beim
Karzinoid-Syndrom. Etwa 50 % der Patienten leiden unter relativ konstanten
Durchfällen.
20
2.4.3 Das Somatostatinom
Auch das Somatostatinom gehört zu den sehr seltenen Tumortypen und umfasst nicht mehr als 1 % aller GEP-Tumoren. Manche Spezialisten sind sogar der
Auffassung, dass es dieses Krankheitsbild gar nicht gibt, weil die für ein Somatostatinom typischen Beschwerden häufig auch in der Allgemeinbevölkerung anzutreffen sind. Das wirft die Frage auf, ob die Symptome wirklich tumorbedingt
sind. Man geht heute eher davon aus, dass die zugrunde liegenden Tumoren
funktionell inaktiv sind. Die Somatostatinproduktion durch den Tumor beweist
das Krankheitsbild eines Somatostatinoms nicht, da auch andere Tumoren,
insbesondere funktionell inaktive, d.h. stumme GEP-Tumoren, häufig Somatostatinzellen enthalten.
Lokalisation
Etwa 55–75 % der Somatostatinome sind in der Bauchspeicheldrüse und hier
hauptsächlich im Kopf des Organs lokalisiert. Die restlichen Tumoren befinden
sich überwiegend im Zwölffingerdarm. Hier können sie im Rahmen der multiplen endokrinen Neoplasie Typ 2b (MEN 2b) vorkommen.
Symptome und Beschwerden
Die typische Kombination von Symptomen ist nur selten vorhanden (Zuckerkrankheit, Durchfälle, Fettstühle, Magensäuremangel, Blutarmut und Gallensteine). In den meisten Fällen sind die Symptome sehr variabel und häufig auch
nur mild ausgeprägt. Alle Symptome sind auf eine die Organfunktion hemmende Wirkung des Somatostatins zurückzuführen.
21
2.4.4 Das MEN-Syndrom
MEN ist die Abkürzung für multiple endokrine Neoplasie, was so viel wie
mehrfache hormonproduzierende Tumoren bedeutet. Man unterscheidet zwischen dem MEN 1- und dem MEN 2-Syndrom. Hier geht es um das MEN 1Syndrom.
Tumoren, die innerhalb eines MEN 1-Syndroms auftreten, sind im Gegensatz
zu den bisher beschriebenen Formen erblich bedingt. Sie lassen sich auf
einen Defekt im Erbgut der Patienten zurückführen. Dieser Defekt wird so
vererbt, dass er bei der Hälfte der Nachkommen eines betroffenen Elternteils
wieder im Erbgut auftritt. Nicht betroffene Kinder können den Defekt nicht
weiter vererben.
Lokalisation
Beim MEN-Syndrom können verschiedene Tumorkombinationen auftreten.
GEP-Tumoren sind insbesondere beim MEN 1-Typ anzutreffen. Es handelt sich
in der Regel um Tumoren der Bauchspeicheldrüse wie Insulinom, Glukagonom
und Gastrinom (siehe dort). Gleichzeitig entwickeln sich Tumoren der Nebenschilddrüsen und/oder der Hirnanhangdrüse. Diese Tumoren können gleichzeitig oder nacheinander auftreten.
22
Beim MEN-Syndrom
können an verschiedenen Stellen
Tumoren auftreten
Bildausschnitt oben
rechts: Auch die
Hirnanhangdrüse
(Hypophyse) kann
betroffen sein
Symptome und Beschwerden
Die Beschwerden beim MEN 1-Syndrom sind unterschiedlich, je nachdem,
welche Hormon-produzierenden Tumoren sich entwickeln. Das Hormon der
Nebenschilddrüse, das Parathormon, regelt den Kalzium- und Phosphathaushalt
im Körper. Bei niedrigem Kalziumspiegel im Blut bewirkt das Parathormon eine
vermehrte Freisetzung von Kalzium aus den Knochen und eine vermehrte Ausscheidung von Phosphat über die Nieren. Ist die Ausschüttung von Parathormon
23
durch den Nebenschilddrüsentumor erhöht, erhöht sich auch das Blutkalzium
übermäßig. Das überschüssige Kalzium muss über die Nieren ausgeschieden
werden und begünstigt die Bildung von Nierensteinen. Die Knochen verlieren
mit der Zeit immer mehr Kalzium, wodurch es zu Knochen- und Gelenkschmerzen kommen kann. Die Störung des Kalziumhaushalts führt auch oft zu chronischer Verstopfung.
Die häufigsten Symptome beim MEN 1-Syndrom sind Folge einer Tumorentwicklung in verschiedenen Organsystemen.
Folgen eines Tumors der Nebenschilddrüse:
• Nierensteine
• Chronische Verstopfung
Folge eines Tumors der Bauchspeicheldrüse mit Insulin-Produktion:
• Unterzuckerung mit Zittern und Heißhunger
Folge eines Gastrinoms:
• Oberbauchbeschwerden und Magen-/Zwölffingerdarmgeschwüre
Folge eines Glukagonoms:
• Keine oder uncharakteristische Beschwerden
24
Bei Tumoren des Vorderlappens der Hirnanhangdrüse können dazu die Symptome der Überproduktion verschiedener Hormone auftreten:
1. Wachstumshormon: Bei Jugendlichen Riesenwuchs und bei Erwachsenen die sog. Akromegalie, ein vermehrtes Wachstum der Körperenden
wie Nase, Lidwülste, Kinn, Hände und Füße
2. Prolaktin (steuert indirekt Sexualhormone und Fruchtbarkeit): Milchsekretion und Störungen der Regelblutung bei Frauen, Potenzprobleme bei
Männern
3. ACTH (adrenokortikotropes Hormon, steuert die Freisetzung der Hormone der Nebennierenrinde): Gewichtszunahme, Hautveränderungen,
Bluthochdruck, Muskelschwäche und Zuckerkrankheit
Tumoren des Vorderlappens
der Hirnanhangdrüse können
die Produktion verschiedener
1.
2.
3.
Hormone beeinflussen
Zusätzliche Informationen zu MEN 1 finden Sie in einer Patientenbroschüre der
MEN 1-Datenbank, die über das Netzwerk NeT zu beziehen ist (siehe Kapitel
Patientenorganisationen).
25
3.
Wie können GEP-Tumoren erkannt und
gefunden werden?
3.1 Die klinische Diagnose
Die GEP-Tumoren bieten aufgrund ihrer Vielfältigkeit eine Anzahl von diagnostischen Problemen, die den Einsatz verschiedener Methoden und Techniken
verlangen.
Der diagnostische Prozess für die GEP-Tumoren beginnt in der Praxis des
niedergelassenen Arztes oder in der Klinik. Aufgrund der Symptome und der
Befunde der ärztlichen Untersuchungen wird als erstes eine Verdachtsdiagnose
gestellt.
Sind die Symptome typisch für einen bestimmten Tumortyp, wie z.B. die
anfallsartige Gesichtsrötung beim Karzinoid-Syndrom oder die massiven wässrigen
Durchfälle beim VIPom, kann diese Verdachtsdiagnose meist schnell bestätigt
werden.
Sind die Symptome aber untypisch, so dass sie auch bei anderen nicht-tumorbedingten Erkrankungen auftreten können, wird die Tumordiagnose erst im
Rahmen des „diagnostischen Work-Up“ gestellt.
Bei funktionell inaktiven und langsam wachsenden Tumoren wird die Diagnose
erst dann gestellt, wenn der Tumor durch seine Größe Beschwerden verursacht. Man hat berechnet, dass es im Einzelfall 5–10 Jahre dauern kann, bis ein
solcher funktionell inaktiver Tumor schließlich diagnostiziert wird.
3.2 Die Labordiagnose
Bei hormonell aktiven Tumoren stehen biochemische Untersuchungen, die sich
am klinischen Verdacht orientieren, an erster Stelle. Der Nachweis entsprechend erhöhter Hormonspiegel im Blut oder der Hormonabbauprodukte im
Urin gibt Aufschluss. Es versteht sich von selbst, dass bei inaktiven Tumoren
solche Untersuchungen nicht eingesetzt werden können.
26
Der Nachweis der Hormonüberproduktion gelingt nicht immer. In einigen Fällen
werden normale Hormonspiegel gemessen, obwohl die bestehenden Symptome auf eine Überproduktion hinweisen. In solchen Fällen werden sog. Provokationstests eingesetzt. So gelingt es auch in unklaren Fällen, die Erhöhung des
entsprechenden Hormonspiegels nachzuweisen. Die am häufigsten eingesetzten
Provokationsmethoden sind das kontrollierte Fasten und die Verabreichung
von Stoffen, die anregend auf die Hormonproduktion wirken. In der folgenden
Tabelle sind die wichtigsten dieser Tests zusammengefasst:
Tumortyp
Insulinom
Gastrinom
VIPom
Beweisende
Laborwerte
Spezieller Test
Neuroglukopenie
(mangelnde
Energieversorgung
des Gehirns durch
Zucker-[Glukose-]
Mangel)
Niedrige Blutglukose;
dabei inadäquat zu hohe
Serum-Insulin- bzw. CPeptidwerte (absolut sind
die Insulin- und C-Peptidspiegel häufig nicht erhöht)
Fastentest über max.
72 Stunden. Dabei
regelmäßige Bestimmungen von Blutzucker und SerumInsulin bzw. C-Peptid
Magen- und
Zwölffingerdarmgeschwüre, Bauchschmerzen, wässrige
Durchfälle
Serum-Gastrin
,
Übermäßige Säuresekretion
Sekretintest: Dabei
steigt das Gastrin
innerhalb von 2–5
Minuten „paradox“
um mindestens das
Doppelte an
Wässrige, massive
(bis zu 8 l) Durchfälle, Schwäche,
Muskelkrämpfe
,
Serum-VIP
Serum-Kalium ,
verminderte Säuresekretion
keiner
,
Serum-Glukagon
Serum-Aminosäuren
keiner
Serum-Somatostatin ,
diabetische Stoffwechsellage
keiner
Leitsymptome
(Hautausschlag:
Wanderndes migraGlukagonomtorisches Erythem),
Syndrom
Diabetes mellitus
(Zuckerkrankheit)
SomatostatinomSyndrom
Gallensteine,
Diabetes mellitus,
Bauchschmerzen,
breiige Durchfälle
Verschiedene Testverfahren im Rahmen der Labordiagnose
27
Die Methode der Wahl beim Karzinoid-Syndrom ist der Nachweis von Chromogranin A im Blut (siehe Kapitel 3.3) sowie eines spezifischen Abbauprodukts
von Serotonin im Urin. Es handelt sich um die 5-Hydroxyindolessigsäure, abgekürzt 5-HIES. Für die Bestimmung dieses Stoffes muss der Urin über 24 Stunden
in einem speziellen, mit Essigsäure versehenen Gefäß gesammelt werden.
Da Serotonin auch in vielen Nahrungsmitteln, wie z.B. Tomaten, Nüssen oder
Bananen enthalten ist, muss der Patient für mindestens 48 Stunden vor der
Urinsammlung auf den Verzehr solcher Produkte verzichten, um ein falsches
Ergebnis der Urinuntersuchung zu vermeiden.
Nahrungsmittel, die durch ihren Serotoningehalt ein falsches
Ergebnis bedingen können
Auberginen
Avocados
Ananas
Bananen
Johannisbeeren
Kiwis
Mirabellen
Melonen
Pflaumen
Stachelbeeren
Tomaten
Walnüsse
Auch bestimmte Medikamente können zu falschen erhöhten (z.B. Paracetamol)
oder falschen erniedrigten (z.B. Aspirin) Werten führen. Sie müssen daher
rechtzeitig abgesetzt werden.
28
Arzneimittel mit möglichem Einfluss auf die 5-HIES-Bestimmung
Arzneimittel, die ein falsches erhöhtes Ergebnis bedingen können
Arzneimittel, die ein falsches erniedrigtes Ergebnis bedingen können
Acetanilid
Cumarine
Coffein
Ephedrinhydrochlorid
Metamphetamin
Methocarbamol
Paracetamol
Phenacetin
Phenobarbital
Phentolamin
Aspirin
Chlorpromazin
Isoniazid
Levodopa
Promethazin
Streptozotocin
Die Aussagekraft einer einmaligen Bestimmung der 5-HIES im Urin ist nicht
immer ausreichend. Daher wird sie in der Regel an drei aufeinander folgenden
Tagen wiederholt.
3.3 Der Tumormarker Chromogranin A
Eine weitere diagnostische Methode ist der Nachweis von sog. Tumormarkern
im Blut. Man unterscheidet spezifische und allgemeine Tumormarker. Spezifische
Marker sind z.B. das Serumgastrin beim Zollinger-Ellison-Syndrom, das VIP beim
VIPom, das Glukagon beim Glukagonom-Syndrom u.a. Bei den allgemeinen
Tumormarkern handelt es sich ebenfalls um Stoffe, die von den Tumorzellen
produziert und in die Blutbahn abgegeben werden.
Der wichtigste allgemeine Tumormarker für GEP-Tumoren ist
das Chromogranin A. Dieser Stoff, eine Zucker-Eiweiß-Verbindung, ist bei
funktionell aktiven und inaktiven Tumoren in 80–100 % der Fälle erhöht. Andererseits finden sich erhöhte Chromogranin-A-Spiegel auch ohne einen GEPTumor, so bei der Typ-A-Gastritis (atrophische Gastritis), bei Einnahme von
Hemmern der Magensäuresekretion (Protonenpumpenhemmer) und bei einer
eingeschränkten Nierenfunktion. Daher eignet sich ein positiver Nachweis von
Chromogranin A nur zur Therapiekontrolle bei Patienten mit histologisch gesi-
29
cherten GEP-Tumoren. Für funktionell inaktive GEP-Tumoren und bei Patienten
mit Karzinoid-Syndrom ist Chromogranin A heute der wichtigste Tumormarker.
Weil Chromogranin A auch ohne einen GEP-Tumor erhöht sein kann, sollte
eine Chromogranin-A-Bestimmung unbedingt unterbleiben, wenn es nur um die
Frage geht, ob evtl. ein GEP-Tumor vorliegen könnte, auch wenn alle bildgebenden Verfahren gegen einen Tumor sprechen.
Neuroendokriner
GEP-Tumor
(produziert den
Tumormarker
Chromogranin A)
CgA
Der GEP-Tumor gibt
Chromogranin A (CgA)
ins Blut ab
Das Chromogranin A
kann mittels Blut-Test
nachgewiesen werden
Chromogranin A aus Tumorzellen kann im Blut nachgewiesen werden
3.4 Die Darstellung von GEP-Tumoren durch bildgebende Verfahren
Die Ortung des Tumors und seiner eventuell vorhandenen Tochterabsiedlungen
ist die Voraussetzung für die Planung gezielter Behandlungsmaßnahmen und
insbesondere der notwendigen chirurgischen Eingriffe.
Am Anfang einer Diagnose steht häufig die Endoskopie zur Erkennung von Tumoren im Magen, 12-Fingerdarm oder Dickdarm. Die Kapselendoskopie eignet
sich zum Auffinden von Tumoren des Dünndarms. Bei großen Tumoren oder
bei Vorliegen von Metastasen in der Leber oder in Bauchlymphknoten erlaubt
bereits der konventionelle Bauch-Ultraschall die Feststellung eines Tumors.
30
Natürlich ist für die Bestimmung des Tumortyps dann noch eine Feinnadelpunktion des Primärtumors oder einer seiner Tochtergeschwülste erforderlich.
GEP-Tumoren sind in den meisten Fällen aber sehr klein und bilden sich oft
innerhalb von Organen, z.B. in der Bauchspeicheldrüse oder der Darmwand.
Hier sind in letzter Zeit besonders empfindliche Ortungsverfahren entwickelt
worden, die eine gute Darstellung auch kleiner und subtiler Veränderungen
ermöglichen.
3.4.1 Die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT)
Als Tomographie bezeichnet man in der Medizin die schichtweise Darstellung von inneren
Organen und Strukturen. Dieses Verfahren, das
schon in der konventionellen Röntgendiagnostik
seit langer Zeit eingesetzt wird, konnte durch
computerunterstützte Steuerung in den letzten
zwei Jahrzehnten verfeinert werden. Auch bei
der MRT wird das Gewebe schichtweise dargestellt. Im Gegensatz zur CT funktioniert die
Kernspintomographie (MRT)
der Leber. In beiden Leberlappen findet sich eine Vielzahl von
MRT ohne Röntgenstrahlen.
Metastasen (markiert durch * ).
(Quelle: Glandula NeT, Heft
Der Wert der tomographischen Verfahren
7-2006, Seite 40. Beitrag von
liegt vor allem in der Erfassung von Tochterabsiedlungen des ursprünglichen Tumors in den
Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner,
Berlin)
Lymphknoten oder der Leber. Für die Ortung der GEP-Tumoren selbst ist der
Nutzen dieser Verfahren von deren Größe abhängig. Tumoren, die im Durchmesser kleiner als 0,5 cm sind, werden nur zu etwa 10 % geortet. CT und MRT
sind gleichwertige Untersuchungen.
31
3.4.2 Die endoskopische Ultraschall-Untersuchung
Um die Nachteile der üblichen Ultraschalluntersuchung bei der Ortung kleinerer
Tumoren zu überwinden, wurden spezielle
Ultraschallköpfe entwickelt, die mit einem
Endoskop oder einer Sonde in den Körper
eingeführt werden und sich so in die Nähe
des vermuteten Tumors bringen lassen. Dadurch erhöht sich die Empfindlichkeit der Ultraschalluntersuchung um ein Mehrfaches. Es
lassen sich alle Bereiche des Verdauungssystems untersuchen, die mit einem Endoskop
Bei der endoskopischen Ultraschalluntersuchung wird der Ultraschall-
erreichbar sind. Das sind die Speiseröhre,
kopf im Körper in die Nähe des
der Magen und der Zwölffingerdarm und die
vermuteten Tumors gebracht. Die
benachbarten Organe sowie der Enddarm.
Abbildung zeigt, wie das Endoskop
Neben der Ortung der Tumoren ist mit
dieser Methode auch eine Abschätzung der
über die Speiseröhre in den Magen
und dann in den Zwölffingerdarm
gelangt
örtlichen Tumorausbreitung möglich.
Die Erfolgsraten bei der Ortung von Gastrinomen liegen bei bis zu 90 %. Bei
Insulinomen, die fast immer innerhalb der Bauchspeicheldrüse wachsen, erreicht
der endoskopische Ultraschall ebenfalls Erfolgsraten bis zu 90 %. Wie mit der
Szintigraphie (siehe nächstes Kapitel) lassen sich mit dem endoskopischen Ultraschall auch hormonell inaktive Tumoren darstellen.
32
Endosonographie der Bauchspeicheldrüse
mit Darstellung eines ca. 1 cm messenden
neuroendokrinen Tumors (Insulinom).
Der Tumor stellt sich als echoarme
(dunkle), glatt begrenzte Struktur im
umliegenden Bauchpeicheldrüsengewebe
dar (Quelle: Glandula NeT, Heft 7-2006,
Seite 26. Beitrag von Prof. Dr. med.
Matthias M. Weber, Mainz)
3.4.3 Die Somatostatinrezeptor-Szintigraphie
Die meisten GEP-Tumoren haben an ihrer Oberfläche spezifische Andockstellen (Rezeptoren) für das Hormon Somatostatin. An diesen Stellen muss das
Hormon aufgenommen
werden, um seine steuernde Funktion auf die Zelle
ausüben zu können. Solche
Rezeptoren kommen auch
im gesunden Gewebe vor,
aber ihre Dichte ist bei den
GEP-Tumoren stark erhöht.
Diesen Umstand nutzt das
Verfahren der Somatostatinrezeptor-Szintigraphie.
Injektion und Bindung einer
Marker-Substanz zur Szintigraphie
33
Dabei wird ein stabiler Somatostatin-ähnlicher Stoff mit
111
Indium (einem radio-
aktiven Stoff) markiert und dem Patienten in die Vene gespritzt. Die radioaktiv
markierte Substanz bindet an die Somatostatinrezeptoren der Tumorzellen und
die erhöhte Radioaktivität wird mit einem speziellen Gerät, der Gamma-Kamera, registriert. Mit dieser Methode kann der gesamte Körper untersucht werden.
Im Bild der Gamma-Kamera erscheinen die Tumoren und ihre Tochterabsiedlungen als dunkle Stellen.
Ganzkörperszintigraphie: Eine physiologische Anreicherung der markierten Substanz (sog.
„Tracer“) findet sich in Leber, Nieren und Milz. Der Pfeil markiert die Tracerbindung an
die Somatostatinrezeptoren eines Lungentumors. L = Leber, M = Milz, N = Niere. (Quelle: Glandula NeT, Heft 7-2006, S. 28; Original von Dr. med. A. Nömayr, Erlangen)
Mit diesem Verfahren lassen sich bis zu 90 % der GEP-Tumoren und ihre Tochterabsiedlungen orten. Die Trefferquote ist bei Gastrinomen noch höher.
Weniger erfolgreich ist die Somatostatinrezeptor-Szintigraphie bei der Erfassung
von Insulinomen. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Insulinomzellen zwar
auch vermehrt Somatostatinrezeptoren besitzen, möglicherweise aber von einem
34
anderen Typ, der das markierte Diagnostikum nicht so stark bindet. Andere
Somatostatin-ähnliche Stoffe, die sich besser an diesem Typ von Rezeptoren
binden, sind in der Entwicklung.
Diese Ortungsmethode ist so spezifisch und genau, dass sie heute bei der Diagnose der GEP-Tumoren als bildgebendes Verfahren der ersten Wahl eingesetzt wird.
Ein positives Szintigramm hat auch prognostische Bedeutung: Der ermittelte
Somatostatin-Rezeptorstatus kann Aufschluss über den Grad der Malignität
(Entdifferenzierung) von Tumoren bzw. Tumorzellen geben. Der SomatostatinRezeptorstatus korreliert in der Regel gut mit der sekretionshemmenden Wirkung
von Somatostatin-Analoga.
Eine spezielle Vorbereitung des Patienten für die Szintigraphie ist nicht erforderlich, insbesondere muss keine Nahrungskarenz eingehalten werden. Eventuell ist
vor der Szintigraphie die orale Gabe eines milden Laxans (Abführmittel) notwendig. Eine Somatostatin-Therapie kann fortgeführt werden. Unter der Voraussetzung, dass der für die Therapie zuständige Arzt zustimmt, wird jedoch eine
Unterbrechung der Therapie für die Dauer von drei Tagen empfohlen.
3.4.4 Die Angiographie
Angiographie bedeutet die
Darstellung von Blutgefäßen im
Röntgenbild. Dazu wird eine für
Röntgenstrahlen undurchlässige
Lösung in die Blutbahn gespritzt,
ein sog. Röntgenkontrastmittel. Im Röntgenbild sind dann die
Blutgefäße zu erkennen. Da die
Um Blutgefäße im Röntgenbild sichtbar zu
GEP-Tumoren in der Regel sehr
machen, wird ein Kontrastmittel injiziert
gut mit Blutgefäßen versorgt sind, d.h. besser als das umliegende Gewebe durchblutet sind, kann die Angiographie zur Darstellung des Tumors eingesetzt werden.
35
Angiographie. Die Spitze des Katheters (markiert durch den
Pfeil) liegt in der Leberarterie. Beim Einspritzen des Kontrastmittels zeigt sich eine kräftige Durchblutung der Metastasen
(markiert durch *). (Quelle: Glandula NeT, Heft 7-2006, Seite
41. Beitrag von Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner, Berlin)
Die Trefferquote dieser Methode liegt bei Gastrinomen und Insulinomen bei bis zu
60 %, bei Tochterabsiedlungen von Gastrinomen in der Leber sogar bei bis zu 86 %.
Die Angiographie lässt sich gut mit einem CT oder MRT kombinieren, wodurch
sich die Tumornachweisrate erhöht.
3.4.5 Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
PET ist ein relativ neues bildgebendes Verfahren, das darauf beruht, dass bestimmte
Stoffe wie z.B. Glukose (radioaktiv markierte Fluor-18- Deoxyglukose = FDG), Amine
(5-Hydroxytryptophan = 5-http) oder speziell markierte Somatostatin-Analoga
(SMS-Rezeptor-PET mit sog. Gallium-68-DOTATOC) in die Tumorzelle aufgenommen werden und mittels PET die zelluläre Verstoffwechselung dieser Stoffe sichtbar
gemacht werden kann. Das Verfahren wird bisher nicht routinemäßig in der Standarddiagnostik von NET eingesetzt und kommt nicht an allen Behandlungszentren
zur Anwendung. In Frage kommt zur Darstellung der Tumoren ggf. auch eine so
genannte PET/CT. Das ist eine Kombination aus zwei unterschiedlichen bildgebenden
Untersuchungsverfahren, nämlich der PET und der Computertomographie (CT). Bei
bestimmten Fragestellungen ergänzen sich die Informationen von PET und CT hervorragend und erlauben eine sehr genaue Diagnostik.
3.4.6 Die Verlaufskontrolle
Viele der hier beschriebenen biochemischen und bildgebenden Verfahren werden
auch bei der sehr wichtigen und regelmäßig notwendigen Verlaufskontrolle nach
erfolgter Operation oder der Therapie mit Medikamenten eingesetzt. Mehr darüber
finden Sie im nächsten Kapitel über die Behandlung der GEP-Tumoren.
36
Radioaktive Substanzen in Diagnostik und Therapie
In der Medizin werden heute routinemäßig sog. Radionuklide für die bildgebende Diagnostik eingesetzt. Ein wichtiges Verfahren zur Lokalisierung
von Tumoren ist die Szintigraphie. Dabei werden dem Patienten radioaktiv markierte Stoffe (Tracer) injiziert, die sich in dem zu untersuchenden
Gewebe besonders gut anreichern und bei ihrem Zerfall Gamma-Strahlen
aussenden. Diese werden von einer Gamma-Kamera aufgezeichnet. Für die
Diagnostik neuroendokriner Tumoren wird ein radioaktiv markiertes Somatostatin-Analogon verwendet, das
111
111
Indium-Octreotid.
Indium zerfällt mit einer Halbwertszeit von 67,3 Stunden zu nicht radio-
aktivem
111
Cadmium. Die bei einer Szintigraphie frei werdende Energie
(Äquivalentdosis) beträgt etwa 0,5 mSv (Milli-Sievert). Im Vergleich dazu liegt
die Äquivalentdosis, der wir in Deutschland in der Natur ausgesetzt sind, bei
durchschnittlich 0,34 mSv pro Jahr. Die Strahlenbelastung durch die Szintigraphie ist demnach relativ gering und erfolgt nur über eine sehr kurze Zeit.
In der nuklearmedizinischen Therapie werden Radiopharmaka eingesetzt, die Beta- oder seltener Alpha-Strahlen abgeben. Diese Strahlungsarten zeichnen sich durch eine geringe Durchdringungstiefe (meist wenige
Millimeter) aus und entfalten ihre Wirkung am Ort der Anreicherung im
Organismus. Die längsten Erfahrungen bestehen mit der Radioiodtherapie
des Schilddrüsenkarzinoms. Dabei erhält der Patient eine Kapsel mit einem
radioaktiven Iodisotop (131Iod), das sich im Schilddrüsengewebe und iodspeichernden Metastasen anreichert. Beim Zerfall sendet
131
Iod Beta-Strahlen aus,
die die umliegenden Zellen zerstören. Die Reichweite der Beta-Strahlung
im Gewebe beträgt nur etwa 2 Millimeter. Deswegen kann die Radioiodbehandlung sehr gezielt unter weitgehender Schonung des gesunden Gewebes
wirksam werden.
37
Ähnlich verhält es sich mit der
90
Yttrium-DOTATOC-Therapie, die
speziell zur Behandlung neuroendokriner Tumoren eingesetzt wird. Das
instabile 90Yttrium zerfällt, die Strahlenreichweite beträgt 1–6 mm. Das hat
den Vorteil, dass auch bei sehr kleinen Tumorherden die emittierte Strahlung
überwiegend im Tumor wirksam wird und gesundes Gewebe weitgehend
geschont bleibt. Zudem klingt die Beta-Strahlung des Yttriums rasch wieder
ab (Halbwertszeit = 2,7 Tage).
Fazit: Die radioaktive Belastung des Patienten durch ein nuklearmedizinisches Untersuchungs- oder Therapieverfahren ist in der Regel gering, der
Nutzen überwiegt das Risiko bei Weitem.
Darstellung eines Szintigraphiebefundes
(Doppelisotopentechnik 111Indium, sog. „anatomical landmarking“.
Abbildung von Covidien Deutschland GmbH)
38
4.
Wie können GEP-Tumoren behandelt
werden?
4.1 Die chirurgische Entfernung
Wie bei anderen Tumoren ist auch hier der chirurgische Eingriff zur Entfernung
des Tumors und seiner möglichen Tochterabsiedlungen die Therapie der ersten
Wahl. Ziel des Chirurgen ist es, möglichst den Primärtumor und soweit möglich
bereits bestehende Metastasen vollständig zu entfernen. Das klingt einfach, kann
aber den Chirurgen in einigen Fällen vor Probleme stellen.
Ein chirurgischer Eingriff zur
Entfernung des Tumors und
seiner möglichen Tochterabsiedlungen ist in der Regel die
Therapie der ersten Wahl
Besonders bei den Insulin-produzierenden Tumoren der Bauchspeicheldrüse,
die sehr klein und deshalb schwer zu finden sind, gibt es gelegentlich Probleme,
die aber von einem erfahrenen Chirurgen fast immer gelöst werden können.
Dabei können neue bildgebende Methoden hilfreich sein:
39
• Bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse können während des Eingriffes spezielle Ultraschallsonden eingesetzt werden.
• Bei der Untersuchung der Zwölffingerdarmwand auf kleine Tumoren wie
Gastrinome hat sich die Methode der Durchleuchtung der Zwölffingerdarmwand von innen bewährt (Transillumination). Dabei wird der Zwölffingerdarm eröffnet und kann auch direkt inspiziert bzw. mit der Hand
ausgetastet werden.
Diese Methoden, zusammen mit der Abtastung der Organe durch den erfahrenen Chirurgen, führen in fast 100 % zur Ortung des Tumors und schaffen die
Voraussetzung für eine erfolgreiche Operation.
Auch wenn der Tumor bereits sehr groß ist und aufgrund seiner Lokalisation
oder seines Entwicklungsstadiums nicht vollständig zu entfernen ist, kann eine
teilweise Entfernung angezeigt sein: Die Verringerung der Tumormasse führt
oft zu einer Abnahme der Hormonproduktion und so zu einer Besserung der
Beschwerden.
Wie schon erwähnt, werden auch Tochterabsiedlungen, wenn sie zugänglich
sind, chirurgisch entfernt. Oft ist es dabei notwendig, einen Teil des betroffenen
Organs mit heraus zu operieren. So werden Tochterabsiedlungen in der Leber,
wenn sie nur in einem der zwei Leberlappen lokalisiert sind, zusammen mit
dem betroffenen Lappen entfernt, wenn die alleinige Entfernung der Metastasen
nicht möglich ist. Das restliche Lebergewebe kann die Funktion des entfernten
Leberanteils in Folge mit übernehmen.
40
4.2 Die Behandlung mit Medikamenten
Die Ziele einer medikamentösen Behandlung sind:
1. die Beschwerden zu lindern (Senkung der Hormonausschüttung),
2. das Tumorwachstum zu stoppen,
3. die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Die Wahl des Medikaments oder einer Kombination von Medikamenten muss
sich jeweils am Tumortyp orientieren. Es gibt nur wenige Medikamente, die für
einen universellen Einsatz bei den unterschiedlichen Typen von GEP-Tumoren
geeignet sind. Sie sollen hier an erster Stelle beschrieben werden.
4.2.1 Somatostatin-Analoga
Das im Hypothalamus (im Gehirn gelegene übergeordnete Steuerzentrale des
Hormonsystem, s. Glossar) gebildete Somatostatin ist ein natürlicher Gegenspieler des Wachstumshormons, indem es dessen Produktion und Ausschüttung
in der Hirnanhangdrüse, einer weiteren wichtigen Steuerzentrale des Hormonsystems, hemmt. Außerdem entfaltet Somatostatin eine sog. „antisekretorische
Wirkung“, d.h., es verringert die Hormonproduktion in verschiedenen Körperzellen, so unter anderem die Insulin- und Glukagonproduktion der Bauchspeicheldrüse, die Freisetzung von Gastrin im Magen und sogar die Säuresekretion
aus den säureproduzierenden Zellen des Magens. Somatostatin und seine
Analoga entfalten ihre Wirkung durch Bindung an spezifische Zelloberflächenstrukturen, den sog. Somatostatin-Rezeptoren. Diese sind auch sehr häufig auf
der Oberfläche der Zellen von GEP-NET vorhanden, was die Wirksamkeit
von Somatostatin-Analoga bei diesen Tumoren erklärt. Somatostatin-Analoga
können zum einen die übermäßige Hormonproduktion aus endokrinen GEPTumoren hemmen und zum anderen auch häufig die Vermehrung von endokrinen Tumorzellen eindämmen, d.h., sie können zu einem Stillstand, in seltenen
Fällen auch zu einem Rückgang des Tumors führen.
41
Die spezifische Bindung von Somatostatin bzw. eines SomatostatinAnalogons (blaue Kugeln) an die
Somatostatin-Rezeptoren (bunte
Strukturen), die auf der Oberfläche
der Tumorzellen vorkommen, vermittelt die Hemmung des Wachstumshormons. Bei Depotformen
von Somatostatin-Analoga ist der
Wirkstoff z.B. in Mikrokapseln
eines Polymers (hellblaue Kapseln)
eingebettet und garantiert so eine
konstant gute therapeutische Wirkung über mehrere Wochen
Die Entwicklung des ersten Somatostatin-Analogons
1968 wurde im Hypothalamus der Ratte erstmals ein Peptid (Eiweißstoff) entdeckt, das die Wachstumshormon-Sekretion hemmt. Die Struktur von Somatostatin und seine Wirkung wurden im Jahr 1973 durch R. Guillemin beschrieben.
Für ihre Forschung auf diesem Gebiet wurden Schally und Guillemin 1977 durch
den Nobelpreis gewürdigt. Bevor Guillemins Entdeckung medizinisch genutzt
werden konnte, verging aber noch einige Zeit. Der schnelle Zerfall des natürlichen Somatostatins machte den Einsatz dieser Substanz als Medikament für eine
Langzeittherapie erst einmal unmöglich.
Durch die Entwicklung einer stabileren, dem Somatostatin in seiner Struktur
und vor allem in seiner Wirkung sehr ähnlichen Substanz, einem sog. Somatostatin-Analogon, öffnete die SANDOZ-Forschung 1982 den Weg für eine
neue, vielversprechende medikamentöse Therapie der Akromegalie und der
neuroendokrinen Tumoren.
42
Aminosäuren notwendig für die Bindung an Somatostatinrezeptoren
Grafik links: Struktur des natürlichen Somatostatins aus 14 Aminosäuren
Grafik rechts: Struktur eines Analogons aus 8 Aminosäuren
Somatostatin-Analoga gelten heute in der Behandlung der Akromegalie und
der neuroendokrinen Tumoren als die medikamentöse Therapie der Wahl.
Die Leistungen dieses ohne hohe Investitionen in eine umfangreiche Forschung
nicht denkbaren Arzneimittels fanden 1991 Anerkennung in der Verleihung des
renommierten internationalen Preises für innovative Arzneimittel (Prix Galien)
für das erste und auch heute noch meist verwendete Somatostatin-Analogon.
Anwendung
Zunächst standen Somatostatin-Analoga nur als kurzwirksame Form zur Verfügung, die 3 x täglich unter die Haut (subkutan) gespritzt werden mussten.
Eine ambulante Injektionstherapie führt jedoch häufig – mehr als andere medikamentöse Maßnahmen – zu spürbaren Einschränkungen in der Lebensqualität
des Patienten.
43
Mehr Lebensqualität durch langwirkende Depotformen
Bei der Entwicklung neuer Darreichungsformen stand die ständige praktische
Verbesserung der Lebensqualität des Patienten im Mittelpunkt aller Bemühungen.
Dies führte zur Entwicklung von Darreichungsformen mit Langzeit-Wirkung, sog.
Depotformen.
In einem aufwendigen Verfahren wird dafür der Wirkstoff in die Mikrokapseln
eines Polymers eingebaut. Die Mikrokapseln werden im Körper nur langsam abgebaut und das Somatostatin-Analogon wird verzögert (retardiert) über einen
längeren Zeitraum freigesetzt. Die erhältlichen Depotformen müssen in der Regel nur einmal im Monat in den Muskel (i.m.) bzw. tief subkutan injiziert werden.
Das Monatsdepot ist genauso gut verträglich wie die bisher dreimal täglich zu
injizierende Form.
Heute erhalten Patienten in der Regel ein Depot-Somatostatin-Analogon verabreicht. Die kurz wirksame Form ist heute aber weiter von Bedeutung für die
Einstellung auf die Therapie in den ersten Behandlungstagen sowie bei Bedarf
als zusätzliche Maßnahme, wenn durch die Depotform die Symptome nicht
ausreichend kontrolliert werden können.
Mikroskopische Aufnahme der Mikrokapseln,
in die das SomatostatinAnalogon eingebettet ist
(Depotform)
44
Somatostatin-Analoga bei den verschiedenen GEP-NET
Somatostatin-Analoga haben, wie das natürliche Somatostatin, zweierlei Wirkungen:
1. Sie hemmen die Produktion von Hormonen und Hormon-ähnlichen Stoffen
durch die Tumorzellen. Die Beschwerden werden dadurch gelindert oder in
vielen Fällen vollständig behoben.
2. Studien sprechen dafür, dass sie eine hemmende Wirkung auf das Tumorwachstum haben.
Eine Reihe der mit Somatostatin-Analoga behandelten NET erreichen einen
lang anhaltenden Wachstumsstillstand und einige wenige sogar eine Verkleinerung. Andere Tumoren wachsen allerdings langsam weiter. Vor allem die
in Deutschland durchgeführte PROMID Studie hat bei bestimmten NET des
Mitteldarms nachgewiesen, dass unter der Behandlung mit dem in der Studie untersuchten Somatostatin-Analogon die Zeit bis zum Fortschreiten des
Tumorwachstums gegenüber der Kontrollbehandlung mit einem Scheinmedikament (Placebo) deutlich verlängert werden konnte. Das bedeutet, das Risiko
eines weiteren Tumorwachstums wurde durch das Somatostatin-Analogon bei
dieser Art von NET verringert. Für einige GEP-Tumoren, wie z.B. das KarzinoidSyndrom, das VIPom und das Glukagonom-Syndrom, ist die Behandlung mit
Somatostatin-Analoga die Therapie der ersten Wahl.
Beim Karzinoid-Syndrom (Leitsymptome: anfallsartige Gesichtsrötung [Flush],
Durchfälle und Bauchschmerzen) lassen unter Somatostatin-Analoga die Häufigkeit der Flush-Anfälle und ihre Intensität deutlich nach. Die Durchfälle und die
begleitenden Bauchschmerzen werden weitgehend beherrscht und verschwinden in einigen Fällen vollständig. Lebensrettend können Somatostatin-Analoga
in der Behandlung und Vorbeugung einer Verengung der Bronchien mit starker
Atemnot sein, die sich im Rahmen einer Karzinoidkrise z.B. während einer Narkose entwickeln kann.
45
Beim VIPom (Leitsymptome: massive Durchfälle bis zu 8 l pro Tag, Austrocknung, Kaliummangel) werden unter Somatostatin-Analoga die Durchfälle und
somit auch der Flüssigkeits- und Kaliumverlust gestoppt.
Beim Glukagonom-Syndrom (Leitsymptome: Schwerer Hautausschlag,
Mundschleimhautentzündung, Blutarmut und Zuckerkrankheit) bewirken Somatostatin-Analoga eine dramatische Besserung des Hautausschlags.
Die Schleimhautentzündungen bilden sich zurück und das Blutbild normalisiert
sich allmählich. Die Zuckerkrankheit kann sich allerdings unter der Behandlung
mit Somatostatin-Analoga verschlechtern. Grund dafür ist, dass SomatostatinAnaloga nicht nur die Überproduktion von Glukagon, sondern auch die normale
Insulinproduktion hemmen.
Bei Insulinomen ist die Gabe von Somatostatin-Analoga weniger erfolgreich.
Nur etwa die Hälfte der Insulinome sprechen darauf an. Man vermutet, dass
entweder nicht alle Insulinome Somastotatinrezeptoren besitzen oder dass ein
anderer Somatostatinrezeptor-Typ vorliegt, an den die Somatostatin-Analoga
nicht oder nur sehr schwach anbinden können. Die Behandlung des Insulinoms
mit Somatostatin-Analoga muss am Anfang unter strenger Überwachung erfolgen. Der Grund dafür ist, dass Somatostatin-Analoga auch auf die Produktion
von Glukagon, dem Gegenspieler von Insulin, eine hemmende Wirkung ausüben.
Dadurch kann in einigen Fällen die Unterzuckerung verschlimmert werden. Erst
wenn dies ausgeschlossen wurde, darf eine regelmäßige Behandlung mit Somatostatin-Analoga verordnet werden.
In der Behandlung des Gastrinoms spielen Somatostatin-Analoga eine untergeordnete Rolle. An erster Stelle werden Medikamente wie z.B. die Protonenpumpenhemmer eingesetzt, die an der Magenschleimhaut wirken und dort die
Magensäureproduktion hemmen.
Gute Verträglichkeit
Somatostatin-Analoga werden in der Regel sehr gut vertragen. Nebenwirkungen
sind meist vorübergehend und von leichter Ausprägung.
46
Bei Therapiebeginn treten bei einigen Patienten vorübergehend Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Fettstühle und Durchfälle auf. Andere bekannte
Nebenwirkungen sind Schmerzen, Kribbeln oder Brennen mit Rötung und
Schwellung an der Injektionsstelle, insbesondere dann, wenn das Präparat nicht
vor dem Spritzen auf Zimmertemperatur erwärmt wurde.
Diese Beschwerden dauern in der Regel nicht länger als 15 Minuten. Nach
Langzeitgabe von Somatostatin-Analoga (länger als 3–6 Monate) bilden sich bei
einigen Patienten aufgrund einer Verminderung der Beweglichkeit der Gallenblase Gallensteine. Bei einer Langzeitbehandlung mit Somatostatin-Analoga
empfiehlt es sich daher, in Abständen von etwa drei Monaten die Gallenblase
mit Ultraschall auf Steine untersuchen zu lassen.
4.2.2 Interferon-α
Interferone sind natürlich vorkommende Stoffe, die eine steuernde Rolle im
Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers spielen. Sie können insbesondere
Abwehrmechanismen gegen Viren und Tumorzellen in Gang setzen. Der genaue
Mechanismus der wachstumshemmenden Wirkung der Interferone auf Tumoren ist nicht bekannt. Wir wissen nur so viel:
• Sie hemmen die Vermehrung von Tumorzellen, indem sie die Zellteilung
blockieren.
• Sie verändern die Oberfläche der Tumorzellen so, dass weiße Blutzellen
(die T-Lymphozyten) sie als feindliches Ziel erkennen und angreifen.
• Sie verkürzen die Lebensdauer der Tumorzellen.
In der Therapie der GEP-Tumoren wird in der Regel Interferon-α eingesetzt.
Die Dosierung wird individuell festgelegt und beträgt zwischen 3 und 5 Millionen Einheiten 3- bis 7-mal pro Woche.
47
Mit der Interferon-α-Therapie erreicht etwa ein Drittel der Patienten einen
Wachstumsstillstand, etwa 10 % sogar eine Verkleinerung des Tumors. Die
Hormonproduktion geht bei knapp der Hälfte der Patienten um mindestens
50 % zurück. Ein Nachteil von Interferon-α im Vergleich zu den Somatostatinähnlichen Wirkstoffen ist das Nebenwirkungsprofil. Am Anfang der Therapie
treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf.
Diese Symptome lassen sich durch die gleichzeitige Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten mit der Injektion des Interferons mildern. Als Langzeitnebenwirkungen sind andauernde Müdigkeit, Gewichtsverlust, Blutbildveränderungen, Haarausfall und Störungen des körpereigenen Abwehrsystems sowie
depressive Verstimmungszustände bekannt. Alle Nebenwirkungen zusammen
sind die Ursache für Therapieabbrüche bei etwa 15–20 % der Patienten.
Interferon-α wird bei GEP-NET daher nicht als medikamentöse Ersttherapie
empfohlen, sondern, falls nötig, in der Regel erst nach den Somatostatin-Analoga
eingesetzt. Zwei Studien mit einer Kombination von Somatostatin-Analoga und
Interferon-α zeigen, dass die Kombination nicht besser wirkt als die jeweiligen
Einzelstoffe. Interessant ist, dass in der Kombination die Nebenwirkungen von
Interferon-α gemildert zu sein scheinen. In der Kombinationstherapie wird das
langwirksame Somatostatin-Analogon mit Interferon-α zusammen eingesetzt.
4.2.3 Chemotherapie
Im Gegensatz zu anderen Tumortypen spielt die Chemotherapie bei den GEP-Tumoren eine untergeordnete Rolle. Aufgrund vorliegender Beobachtungen ist diese
Behandlungsmethode nur bei fortschreitenden Pankreastumoren sowie schnell
wachsenden Tumoren und nur, wenn andere Therapiemöglichkeiten fehlgeschlagen haben, zu vertreten. Bei Pankreastumoren wird in der Regel eine Kombination von Streptozotocin und Doxorubicin, bei sehr schnell wachsenden Tumoren
eine Kombination von Cisplatin und Etoposid eingesetzt. Nicht angebracht ist eine
Chemotherapie bei metastasierten GEP-Tumoren des Dünn- und Dickdarms.
48
4.3 Lokal ablative Behandlungsverfahren
Bei den lokal ablativen Verfahren werden einzelne Tumorabsiedlungen gezielt
unter bildgebender Kontrolle entfernt.
4.3.1 Transarterielle Chemoembolisation (TACE)
Chemoembolisation bedeutet den Verschluss des Gefäßes, das den Tumor oder
seine Tochterabsiedlung mit Blut versorgt. Diese Methode, die unter Einsatz
chemischer Mittel erfolgt, wird hauptsächlich zur Behandlung von Tochterabsiedlungen des Tumors in der Leber angewendet, die nicht chirurgisch entfernt
werden konnten. Das ist – ohne einen Leberschaden zu verursachen – möglich,
weil die Leber zu etwa 75 % aus der Pfortader mit Blut versorgt wird und nur
zu 25 % aus der Leberarterie. Im Gegensatz dazu erhalten Tumoren oder ihre
Tochterabsiedlungen zu fast 80 % ihre Blutversorgung aus der Leberarterie.
Um die Chemoembolisation durchzuführen, wird eine Sonde in der Leistengegend in eine Schlagader eingeführt und bis zur Leberarterie geleitet. Dann werden
mit der Sonde die Tumorgefäße angesteuert und ein Gemisch von tumorschädigenden Wirkstoffen (z.B. Doxorubicin) eingespritzt. Anschließend werden die
Tumorgefäße mit kleinen Gelatinepartikeln verschlossen, um eine weitere Versorgung des Tumors durch sauerstoffhaltiges Blut zu verhindern. Die so erzielte
Unterversorgung des Tumors mit Blutsauerstoff und die Wirkung des Zytostatikums führen zum Absterben der Tumorzellen. Dieser Eingriff kann in Abständen
von 2–3 Monaten wiederholt werden. Nach einer Chemoembolisation können
für kurze Zeit Bauchschmerzen, Erbrechen, Fieber, Anstieg der Leberenzyme im
Blut und eine Verschlechterung der Leberfunktion auftreten.
49
Einbringen einer chemischen Substanz
zur Schädigung des Tumors (Chemoembolisation)
4.3.2 Perkutane Alkoholinstillation
Auch diese Methode wird in der Regel zur Behandlung von Tochterabsiedlungen in der Leber eingesetzt. Dabei wird unter Ultraschall- oder CT-Kontrolle
eine dünne Nadel durch die Haut (perkutan) bis zum Tumor geführt.
Durch diese Nadel wird Alkohol in das Tumorgewebe gespritzt. Der Alkohol
verteilt sich im Tumor und erreicht die kleinen Blutgefäße, die den Tumor mit
Blut versorgen. Das Blut in diesen Gefäßen gerinnt durch die Wirkung des Alkohols, die Blutgerinnsel verstopfen die Gefäße und unterbrechen so die Blutversorgung des Tumors. Die Tumorzellen sterben ab.
50
Im Vergleich zur Chemoembolisation ist die perkutane Alkoholinstillation einfacher
durchzuführen und bei etwa gleichen Erfolgsaussichten kostengünstiger. Sie eignet
sich allerdings nur für Patienten mit wenigen und kleinen Lebermetastasen.
Komplikationen nach diesem Eingriff sind selten. Als Nebenwirkungen können
vorübergehend Schmerzen und Fieber auftreten.
4.3.3 Radiofrequenzablation (RFA)
Die RFA beruht auf der Wechselwirkung hochfrequenter Wechselstromfelder,
die zu einer Erhitzung des Gewebes führen. Unter Lokalanästhesie wird Ultraschall- oder CT-gesteuert eine Sonde in die Tumormetastase eingeführt, an
deren Spitze Temperaturen bis 100 °C erreicht werden. Durch die so erzielte
Koagulationsnekrose stirbt das Tumorgewebe ab. Die Methode eignet sich bei
bis zu vier Metastasen.
4.3.4 Laserinduzierte interstitielle Thermotherapie (LITT)
Hierbei handelt es sich um eine photothermische Tumorzerstörung. Über
optische Fasern werden Laserstrahlen nahe dem Infrarotbereich in die Metastasen abgegeben. Die Laserenergie wird vom Tumor aufgenommen und führt
dort zu einer Temperaturerhöhung und so zum Absterben des Gewebes. Das
Verfahren wird in Allgemeinnarkose oder in Lokalanästhesie durchgeführt. Das
Aufsuchen der Metastasen erfolgt CT-gesteuert. Die Methode ist auf das Vorhandensein weniger Metastasen beschränkt.
4.3.5 Kryotherapie
Hierbei wird das Metastasengewebe innerhalb kurzer Zeit auf <100 °C unter
den Gefrierpunkt abgekühlt. Die intrazelluläre Eisbildung führt zur sofortigen
Zellnekrose. Die Untersuchung wird unter MRT-Kontrolle durchgeführt, da sich
gefrorenes Gewebe so besser erkennen lässt. Auch hier erfolgt die Punktion
unter Allgemein- oder Lokalanästhesie.
51
4.3.6 Perkutane transarterielle 90Yttrium-Brachytherapie
(selektive interne Radiotherapie, SIRT)
Ähnlich wie bei der Chemoembolisation wird bei diesem Verfahren über eine in
die Leberarterie eingebrachte Sonde eine Embolisation durch einen radioaktiven
Stoff durchgeführt. Man verwendet dazu in Plastikkügelchen (Mikrosphären)
eingeschlossenes 90Yttrium. Durch das radioaktive Yttrium werden die Tumorzellen bestrahlt (Reichweite der Strahlung im Körper: ca. 1,2 cm/Mikrosphäre).
Aufgrund einer Halbwertszeit der radioaktiven Substanz von 64 Stunden klingt
die Radioaktivität im Körper schnell ab.
Beurteilung der lokal ablativen Verfahren
Mit Ausnahme der Chemoembolisation gibt es zu den genannten Verfahren
keine prospektiven vergleichenden Studien. Der Wert der Verfahren ist also
derzeit noch nicht abzuschätzen. Die genannten Verfahren sind als experimentell zu betrachten. Ihre Anwendbarkeit bei einem bestimmten Patienten
richtet sich nach der Erfahrung des jeweiligen Zentrums.
4.4 Die Radioligandentherapie (Peptidrezeptorvermittelte Radiotherapie, PRRT)
Auch hierbei handelt es sich um eine relativ neue Methode, für die es bislang
nur wenige prospektive Studien gibt und die in ihrer Wertigkeit noch nicht abschließend beurteilt werden kann. Die Gesetzlichen Krankenkassen der Bundesrepublik Deutschland lehnen daher die generelle Übernahme der Kosten einer
Behandlung derzeit noch ab. Dennoch lassen bislang vorliegende Ergebnisse,
unter anderem aus den Niederlanden und der Schweiz, vermuten, dass es sich
hier um eine wahrscheinlich sehr wirksame Behandlungsmethode handelt.
52
Die PRRT beruht darauf, dass die allermeisten GEP-Tumoren auf ihrer Oberfläche Rezeptoren für Somatostatin, besonders vom Subtyp 2, tragen. Diese
Tumoreigenschaft wird bereits bei der Somatostatinrezeptor-Szintigraphie genutzt. Für die PRRT wird nun nicht der Radioligand
oder
177
111
Indium, sondern 90Yttrium
Lutetium verwendet. Beide Strahlenquellen (sog. Betastrahler) können
über eine chemische Substanz (Chelatbildner, sog. Linker) fest an SomatostatinAnaloga (z.B. DOTA-TOC, DOTA-TATE, DOTA-NOC) gebunden und dann
intravenös verabreicht werden. Die Strahlenquelle gelangt dann über die Blutbahn gezielt bis zu den Somatostatinrezeptoren des GEP-Tumors und dessen
Metastasen, wird über die Tumorzelloberfläche in die Zelle aufgenommen und
bestrahlt so den Tumor. Voraussetzung für diese Therapie ist also ein hoher Somatostatinrezeptorbesatz der Tumorzellen, der vor der Behandlung durch eine
Somatostatin-Rezeptorszintigraphie nachgewiesen werden muss. Als Nebenwirkungen der Therapie können eine Verschlechterung der Nierenfunktion und
Veränderungen im Blutbild auftreten.
Nach bisherigen Ergebnissen konnte bei bis zu 50 % der behandelten Patienten
ein Rückgang des Tumors oder lang anhaltender Tumorwachstumsstillstand
beobachtet werden.
Besonders eignen sich offenbar Patienten mit geringer Tumormasse und langsamem Tumorwachstum. Dagegen sprechen schnell wachsende Tumoren und
sog. undifferenzierte Tumoren schlecht auf die Radioligandentherapie an. Da
diese Behandlungsmethode noch exprimentell und nicht zugelassen ist, wird sie
erst eingesetzt, wenn andere Therapieverfahren (Operation, Medikamente wie
Somatostatin-Analoga) nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.
53
4.5 Verlaufskontrollen
Der Erfolg der Therapie wird mit den gleichen Methoden beurteilt, die für die
Diagnose eingesetzt werden. Daher ist eine regelmäßige sorgfältige Nachsorge
sehr wichtig. Das klinische Maß für den Therapieerfolg ist die Rückbildung der
typischen, durch die Hormonüberproduktion der aktiven Tumoren verursachten
Beschwerden.
Biochemisch kann die Therapie durch Bestimmung der jeweiligen Hormone im
Blut oder ihrer Abbauprodukte im Urin kontrolliert werden.
Die regelmäßige Nachsorge mit verschiedenen Diagnosemethoden ist wichtig
54
Zur Beobachtung der hormonell inaktiven Tumoren eignet sich die Bestimmung
von Tumormarkern (wie z.B. Chromogranin A) im Blut. Die Kombinationen aller
dieser Methoden bei den regelmäßigen Kontrollen, die in der Regel alle drei
bis sechs Monate erfolgen, erlaubt es, den Krankheitsverlauf unter der Therapie
exakt zu verfolgen. So können rechtzeitig Entscheidungen über notwendige
Anpassungen der Therapie, wie z.B. Erhöhung der Medikamentendosis, Einsatz
von Medikamentenkombinationen, chirurgische Eingriffe oder andere Behandlungsmaßnahmen, getroffen werden.
Die Therapiekontrolle muss auch die Kontrolle der Nebenwirkungen der eingesetzten Medikamente einbeziehen. Die Kontrollmaßnahmen richten sich nach
dem bekannten Nebenwirkungsprofil der Medikamente.
55
5.
Patientenorganisationen
5.1 Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e. V.
Das Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e. V. ist ein
gemeinnütziger Verein, in dem sich Betroffene, Angehörige
und Ärzte zusammengeschlossen haben. Hier finden Menschen
mit neuroendokrinen Tumoren Verständnis, Hilfe und jede
Menge an Wissen und Erfahrung. Zur fachlichen Unterstützung
steht den Mitgliedern ein wissenschaftlicher Beirat aus Fachärzten zur Seite.
Das Netzwerk NeT wurde im Jahr 2000 unter der Dachorganisation Netzwerk
Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e. V. gegründet und ist seit 6. Juli
2005 ein eigener eingetragener Verein.
Hilfe zur Selbsthilfe
In erster Linie möchte das Netzwerk NeT Hilfe zur Selbsthilfe geben, indem es
den Erfahrungsaustausch unter den Betroffenen, sowie den Kontakt zu Ärzten
und anderem medizinischen Fachperonal fördert. Eine wichtige Plattform dafür
sind die Regionalgruppen, die es mittlerweile in verschiedenen Bundesländern
gibt. Hier treffen sich die Mitglieder regelmäßig, tauschen ihre Erfahrungen
aus und erfahren in Fachvorträgen Neues über Diagnostik und Therapie ihrer
Erkrankung. Da die Gruppen in der Regel von einem Endokrinologen unterstützt und begleitet werden, werden auf diesen Treffen auch individuelle Fragen
kompetent beantwortet.
Informationen über die Erkrankung
Neben der Organisation der Regionalgruppen will das Netzwerk NeT auch
dazu beitragen, den enormen Informationsbedarf der Betroffenen zu decken. In
der Mitgliederzeitschrift Glandula NeT, die zweimal jährlich erscheint, werden
56
medizinische Zusammenhänge erläutert, neue Diagnoseverfahren und Therapiekonzepte vorgestellt und über aktuelle Themen aus Wissenschaft und Forschung berichtet. Außerdem werden in der Glandula NeT Erfahrungsberichte
von Patienten, Kontaktwünsche, Veranstaltungshinweise, Buchtipps, Leserbriefe
und weitere interessante Informationen veröffentlicht.
Den Mitgliedern stehen außerdem verschiedene Broschüren – wie diese hier –
zur Verfügung, die von Experten auf dem
Gebiet der neuroendokrinen Tumoren
verfasst wurden.
Ein „Highlight“ ist der jährlich stattfindene
überregionale Neuroendokrine TumorTag des Netzwerk NeT, auf dem namhafte Referenten aktuelle Entwicklungen
in Diagnostik und Therapie vortragen und
Fragen aus dem Auditorium beantworten.
In verschiedenen Workshops werden darüber hinaus spezielle Themen eingehend
erläutert und diskutiert.
Besuchen Sie das Netzwerk im Internet
Auf der Homepage des Netzwerk NeT www.karzinoid.info oder
www.neuroendokrine-tumoren.de finden Sie aktuelle Informationen zum Verein, zu den neuroendokrinen Tumoren sowie Links zu interessanten Websites.
Das Forum bietet Ihnen die Möglichkeit, sich direkt mit anderen Betroffenen
auszutauschen.
57
So erreichen Sie das Netzwerk NeT e. V.
Sie haben Fragen zur Mitgliedschaft? Sie suchen einen Ansprechpartner, mit
dem Sie sich über Ihre Erkrankung austauschen können? Sie benötigen eine
Broschüre über Ihre Erkrankung? Oder Sie haben eine wichtige Information, die
Sie – z.B. über die Glandula NeT – auch den anderen Betroffenen zukommen
lassen wollen? Dann wenden Sie sich einfach an die Geschäftsstelle in Erlangen.
Das Netzwerk-Büro ist besetzt:
Montag, Mittwoch und Freitag
von 9.00 bis 12.00 Uhr
Telefonnummer: 0911/ 252 89 99
Wenn Sie außerhalb der Bürozeiten anrufen, können Sie eine Nachricht auf
dem Anrufbeantworter hinterlassen oder Sie werden an einen Ansprechpartner
weitergeleitet.
Fax: 0911/ 255 22 54
Internet: www.glandula-net-online.de oder www.netzwerk-net.de
Email: [email protected]
Postanschrift:
Netzwerk für Neuroendokrine Tumoren (NeT) e. V.
Wörnitzstraße 115a
90449 Nürnberg
58
5.2 Bundesorganisation Selbsthilfe
NeuroEndokrine Tumoren e. V.
Die Initiative zur Gründung einer Selbsthilfegruppe verdanken wir Herrn Peter
Rohn, selbst Tumorpatient. Die „NeuroEndokrine Tumoren Selbsthilfegruppe e. V.“
wurde im Jahre 2000 ins Leben gerufen. Seit dem 17.05.2001 ist sie im Vereinsregister des Amtsgerichtes Berlin – Charlottenburg – eingetragen und hat ihren
Sitz in Berlin.
Aufgaben und Ziele:
• Gegenseitige Information und Unterstützung von Patienten und deren
Angehörigen
• Aufklärung von Betroffenen, Angehörigen, behandelnden Ärzten und der
Öffentlichkeit zur Verbesserung der Kenntnisse in allen relevanten Bereichen
• Sammlung, Herstellung und Verbreitung von Informationsmaterial
• Gesprächs- und Erfahrungsaustausch
• Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke
• Der Verein ist selbstlos tätig, er verfolgt nicht eigene wirtschaftliche Zwecke
• Die Mitglieder der Gruppe Berlin-Brandenburg treffen sich einmal im Monat
• Die Mitglieder der Gruppen in den Bundesländern treffen sich vierteljährlich
oder nach Absprache mit den regionalen Ansprechpartnern
Am 22. März 2003 kam es zur Namensänderung in „Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e. V.“ Derzeit gehören dem Verein bundesweit
ca. 250 Mitglieder an.
59
Ein ganz wesentliches Kennzeichen der „Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e. V.“ stellt die gegenseitige Unterstützung der Erkrankten
durch Kranke dar.
Sie erreichen uns unter folgender Adresse:
BS-NET e. V.
Zentrale Poststelle
Haus 6 / Oranienburger Straße 285
13437 Berlin
Tel: 030/419-94804
Fax: 030/419-94806
Internet: www.net-shg.de
E-Mail: [email protected]
Das Büro ist besetzt von Montag – Mittwoch von 09.00 – 12.00 Uhr und
Donnerstag – Freitag von 10.00 – 12.00 Uhr
Auch außerhalb der Sprechzeiten erfolgt eine Beratung durch
Fr. Engel (030 / 21 47 39 81) und Fr. Hanack (0571 / 38 57 466) bis 19 Uhr.
60
6.
Erfahrungsberichte
In diesem Kapitel werden Patienten mit neuroendokrinen Tumoren über ihre
Erfahrungen mit der Erkrankung berichten.
Zu Beginn jedoch zunächst ein Interview, das im November 2006 mit einem
Karzinoid-Patienten geführt wurde.
Interview beim NET-Patiententag in Mainz, November 2006:
H.-W. D. (56) – Karzinoid-Patient
Wann wurde bei Ihnen ein neuroendokriner Tumor festgestellt und
unter welchen Symptomen haben Sie damals gelitten?
Der Tumor wurde im April 2002, also vor etwa viereinhalb Jahren, diagnostiziert. Ein
Jahr zuvor, etwa ab Sommer 2001, litt ich unter dauerhafter Gesichtsrötung und häufigen Hitzewallungen. Etwa drei bis vier Mal pro Woche kamen morgens anfallsartige
Gesichtsrötungen, die so genannten Flushs, hinzu. Etwa zwei bis drei Mal pro Woche
hatte ich eine Stunde nach dem Mittagessen einen kurzen, intensiven Durchfall.
Wie lange hat es gedauert, bis nach Auftreten der Beschwerden die
Diagnose gestellt werden konnte? Wurde die Diagnose bei Ihrem
Hausarzt oder einem spezialisierten Zentrum gestellt?
Etwa ein Jahr nach Auftreten der Symptome hatte ich während eines Fußballspiels Druckschmerzen unter dem rechten Rippenbogen. Als diese drei Tage
später beim Sport wieder auftraten, habe ich mich bei meinem Hausarzt vorgestellt. Eine Ultraschalluntersuchung offenbarte drei weiße runde Flecken auf dem
Leberlappen. Zwei Tage später wurden bei einer ambulanten Computertomographie (CT) Lebermetastasen festgestellt. Nach meiner stationären Aufnahme
im Herz-Jesu-Krankenhaus in Dernbach wurden weitere Untersuchungen wie
Magen-Darmspiegelung, Bronchoskopie, weitere CTs und ein ERCP durchgeführt.
61
Außerdem bekam ich eine Bauchspiegelung, bei der Gewebeproben entnommen und in der Pathologie untersucht wurden. Die Ärzte stellten daraufhin die
Diagnose eines neuroendokrinen Tumors.
Welche Maßnahmen wurden nach der Diagnose getroffen? Wie
wurden Sie behandelt?
Nach der Behandlung in Dernbach wurde ich Anfang Mai für weitere Untersuchungen in die Uniklinik Mainz eingewiesen, um den Primärtumor zu finden.
Dort wurden diagnostische Maßnahmen wie PET, Knochenszintigram, Bronchoskopie, Magen-Darm-Spiegelungen sowie eine Ganzkörperszintigraphie durchgeführt. Der Primärtumor konnte jedoch bis heute nicht lokalisiert werden. Neben
drei Chemoembolisationen erhielt ich eine medikamentöse Therapie mit einem
Somatostatin-Analogon*.
Welche Behandlung erhalten Sie heute? Wie geht es Ihnen damit
und was hat sich verbessert?
Die Behandlung besteht bis heute aus der Depotform eines SomatostatinAnalogons, das einmal monatlich gespritzt wird. Die Nebenwirkungen sind
gering, es bildet sich lediglich Gallengries. Gebessert haben sich vor allem die
Symptome: Ich habe wesentlich weniger Gesichtsrötungen, fast keine Hitzewallungen mehr, selten Flushs und kaum noch Durchfälle.
Was würden Sie einem Patienten raten, bei dem heute die
Diagnose eines neuroendokrinen Tumors gestellt wird?
Nach dem Schock der Diagnose sollte man erst einmal Ruhe bewahren, den
Kopf einschalten und keine übereiligen Beschlüsse fassen. Die Betroffenen
sollten mit Vertrauenspersonen sprechen und sich in einer Fachklinik behandeln
lassen. Den Fachärzten sollte volles Vertrauen geschenkt werden, man sollte
selbst auch versuchen, positiv zu denken, wenn nötig auch mit professioneller Hilfe.
* Die Medikamentennamen wurden durch die Nennung der Wirkstoffgruppen ersetzt
62
Falls möglich, sollten sich die Patienten weiterhin sportlich betätigen, ihren Hobbys
nachgehen, weiter arbeiten und so offensiv wie möglich mit der Krankheit umgehen.
In der Glandula NeT, der Mitgliederzeitschrift des Netzwerk NeT e. V., berichten Patienten mit neuroendokrinen Tumoren darüber, wie die Krankheit bei
ihnen entdeckt wurde, unter welchen Beschwerden sie leiden, welche Therapieversuche bei ihnen mit welchem Erfolg durchgeführt wurden und wie sie sich
letztlich mit der Tumor-Krankheit „arrangiert“ haben.
Die meisten Erfahrungsberichte machen Mut, zeigen sie doch, dass die intensive
Auseinandersetzung mit der Erkrankung, die aktive Mitarbeit bei der Behandlung und nicht zuletzt auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen
dazu beitragen, besser mit den Beschwerden umgehen und den Verlauf positiv
beeinflussen zu können.
Doch lesen Sie selbst – die folgenden Ausschnitte aus den Erfahrungsberichten
werden Ihnen zeigen, dass es viele Menschen gibt, die ein ähnliches Schicksal
mit Ihnen teilen.
Erfahrungsbericht Patient 1
Lange Zeit war ich im Ungewissen
Krampf- bzw. kolikartige Bauchschmerzen, explosionsartige Durchfälle und zunehmendes Erbrechen veranlassten mich über viele Jahre hinweg, ärztliche Hilfe
in Anspruch zu nehmen. Gastroskopien, Koloskopien und Rektoskopien ließ ich
über mich ergehen – immer ohne Befund.
Nach einem tastbaren Befund im rechten Unterbauch wurde nach einer Operation
1982 lediglich ein Nabelbruch beseitigt. Meine Beschwerden aber wurden ständig
schlimmer. Infolge sichtlicher Gewichtsabnahme und zunehmendem Leistungsabfall
zog der Gastroenterologe einen Chirurgen hinzu. Dieser fand wieder den tastbaren Befund im rechten Unterbauch und hielt eine Operation für erforderlich.
1988 wurde ich dann operiert. Nach etwa 6 Tagen im Ungewissen wurde ich mit
der Tatsache konfrontiert, dass es sich um einen Karzinoidtumor handele und eine
63
nochmalige Operation erforderlich wäre, um diesen Tumor zu entfernen.
Die zweite Operation erfolgte kurz darauf. Hierbei wurden ein Teil des Dünndarms, der aufsteigende Strang des Dickdarms und der rechte Eierstock entfernt. Über die Metastasierung der Leber und Lunge ließ man mich vorerst im
Unklaren; das erfuhr ich erst durch meine Krankenakte.
Ich unterzog mich im Anschluss sofort einer Chemotherapie mit Fluoroblastin.
Damit war die Behandlung in der damaligen DDR für mich erschöpft.
Endlich kam auch für mich die Wende
Erst nach der Grenzöffnung erhielt ich im August 1991 die Möglichkeit, mich
in der Uniklinik Göttingen vorzustellen. Nach gründlichen Untersuchungen, wie
Ultraschall, CT, Röntgen und einer Octreotid-Szintigraphie, wurde ich zunächst
auf ein Somatostatin-Analogon* eingestellt. Die Dosis musste aber aufgrund
nochmaliger Untersuchungen erhöht werden. Dazu kamen 3 x 3 Mio. Einheiten
Interferon-alfa pro Woche.
Mein Allgemeinbefinden besserte sich, die Flush-Symptomatik ging zurück und die
Durchfälle beschränkten sich (unter Loperamid morgens) auf die Vormittage.
Nach einem grippalen Infekt im März 1993 hatte ich laufend Fieberattacken, litt
unter Nachtschweiß und starkem Gewichtsverlust (10 kg). Der Arzt ordnete eine
Chemotherapie mit Dacarbazin in 4-wöchentlichen Abständen an. Diese Therapie
wurde nach 13 Zyklen abgesetzt. Ich erholte mich langsam, nahm an Gewicht zu.
Dank der Medikamente gingen die Beschwerden zurück
Im Februar 1998 erfolgte meine Einstellung auf das Monatsdepot des Somatostatin-Analogons. Zunächst traten bei niedriger Dosierung dieses Monatsdepots
wieder vermehrt Flush und Durchfälle auf. Auch bei höherer Dosierung kam es zu
keiner wesentlichen Besserung. Die Erhaltungsdosis liegt nun bei 2 x der höchstdosierten Darreichungsform des Somatostatin-Analogons alle 28 Tage, bei Bedarf
spritze ich Einzeldosen subkutan hinzu. Dazu kommen 3 x wöchentlich 3 Mio.
Einheiten Interferon-alfa.
64
Mein Leben hat dank der Medikamente an Qualität gewonnen. Im Laufe der
Jahre wurden viele neue Erkenntnisse in der Behandlung dieser seltenen Art
von Tumoren gewonnen. Ich hoffe, dass die medizinische Forschung weiterhin
Fortschritte erzielen kann, von der wir Karzinoid-Patienten profitieren.
Erfahrungsbericht Patient 2
Bloß nicht aufgeben!
Wenn ich heute über mein Leben nachdenke, weiss ich, dass ich trotz meiner
Erkrankung viel Glück hatte. Hier meine Krankengeschichte:
Als 10-jähriger Knabe durchlebte ich eine Polio-Erkrankung. Eine leichte Gehbehinderung blieb zurück, das ist aber zum Glück nicht schlimm. Lange Zeit
passierte nicht Besonderes, außer einigen leichteren Unfällen durch Übermut,
Mopedfahren usw. – zum Glück nichts Ernstes.
In der 4. Lebensdekade begannen Sehstörungen und Schwindelattacken. Es wurde eine Multiple Sklerose diagnostiziert – Folge: Schwerbehinderung von 70 %
und ein „G“ im Ausweis. Zum Glück konnte ich weiter arbeiten wie bisher, der
Gleichgewichtssinn litt etwas, sonst geht’s ganz gut. Es hätte mich härter treffen
können. Schon wieder einmal Glück gehabt.
Dann kam irgendwann der Diabetes mit der notwendigen Spritzerei dazu.
Das ist sehr schade – nie wieder Kuchen, Schokolade und die anderen geliebten süßen Sachen. Damit konnte ich mich auch noch abfinden. Mir bleibt ja die
Diätschokolade, sehr lecker – schon wieder Glück gehabt.
Doch dann erhielt ich die Diagnose, die mich schwer mitgenommen hat –
Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das war ein schwerer Hammer, der nicht mehr zu
überspielen war. Nach dieser Diagnose und der Ausdehnung der Krankheit
hätte sich meine Krankengeschichte laut ärztlicher Einschätzung eigentlich in
6 Monaten erledigt. Die Ärzte waren ratlos, der Oberarzt saß neben mir am
Krankenbett, eröffnete mir die Ergebnisse und wischte sich die Tränen ab. Das
hat mich sehr getroffen, nun war wohl bald Schluss.
65
Trotz Glukagonom und Metastasen muss es weiter gehen
Die Onkologen wollten mit schweren Geschützen auffahren, waren sich aber
nicht sicher, ob es nützt oder schadet. Die Leber füllte sich immer mehr mit
Metastasen. Ich ließ in der Uni Frankfurt die fünf größten Metastasen mit
Laserenergie LITT eindampfen. Das kostete uns 10.000 DM. Die Familienkasse schrumpfte arg zusammen. Die Krankenkasse wollte auch dann noch nicht
zahlen, als ich vor dem Sozialgericht klagte. Die Richter und der Geschäftsführer
der Kasse waren sehr betroffen, konnten aber nicht anders entscheiden. Sei es
drum, irgendwie musste es gehen.
Ich lebte zu allseitigem Erstaunen weiter. Keiner hinterfragte bisher diese merkwürdige Entwicklung, alle waren nur erstaunt. Bei den vierteljährlichen Kontrollen zollte man mir viel Aufmerksamkeit, aber keine echte Hilfe. Dies änderte
sich aber, als ich an einen hochqualifizierten, interessierten Endokrinologen
geriet, der den Glukagonspiegel messen ließ. Statt 100 waren da 2500 Einheiten
im Blut – klarer Fall, der Krebs war ein Glukagonom. Plötzlich gab es einen wirksamen Wachstumsbremser: das Somatostatin-Analogon*. Die Metastasen sind
z.Zt. gestoppt – da hatte ich wieder einmal ein Superglück!!!
Die Untersuchungen zeigen, dass das Glukagonomgeschwür ganz wild das Medikament aus dem Blut einsammelt. Jetzt werden wir in Basel versuchen, ein strahlendes, angereichertes Medikament zu spritzen, das sich in den Geschwüren sammelt und das Krebsgewebe hoffentlich verödet. Da die Chirurgen eine Operation
ablehnen, ist 90Yttrium-DOTATOC meine einzige Chance. Nun wollen wir mal
abchecken ob die Krankenkasse das zahlen wird. Vielleicht lasse ich mich sonst
im Krankenbett nach Basel schieben, das sehen wir dann bestimmt in der Tagesschau. Bis jetzt bin ich zuversichtlich dass es klappt. Vielleicht habe ich Glück?
P.S.: Ich schildere mein Leben hier so ausführlich, um zu zeigen, dass man sich nie
aufgeben oder sich durchhängen lassen darf. Egal was passiert, irgendwie geht’s weiter. Ich drücke Euch allen ganz fest die Daumen, dass Ihr auch so viel Glück habt!
66
7.
Ausgewählte Internet-Adressen
• Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.:
http://www.karzinoid.info oder www.neuroendokrine-tumoren.de
• Bundesorganisation Selbsthilfe NeuroEndokrine Tumoren e.V.:
http://www.net-shg.de
• Patientenseite:
http://www.leben-mit-net.de
• Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e. V.:
http://www.endokrinologie.net
• Deutsches Register Neuroendokrine Gastrointestinale Tumore
(NET-Register):
http://www.net-register.org
• NETumorAdvisor website for patients with neuroendocrine tumors
(auch mit deutscher Übersetzung):
http://www.netumoradvisor.org/german/
• Deutsches MEN 1-Register:
http://www.men1.de/
• Selbsthilfegruppe MEN 1:
http://www.glandula-online.de/men1_net/
• Deutsche Krebshilfe e. V.:
http://www.krebshilfe.de
• Deutsche Krebsgesellschaft e. V.:
http://www.krebsgesellschaft.de
67
8.
68
Kleines Lexikon der medizinischen Begriffe
Ablatives Behandlungsverfahren,
Ablation:
(lat. ablatio - Abtragung, Ablösung) Entfernen von Körpergewebe (z.B.
Tumorgewebe) bzw. Körperteilen. Dies umfasst auch indirektes Entfernen
durch Veröden bei Kathetereingriffen.
ACTH
Abkürzung für adrenokortikotropes Hormon. ACTH wird im HypophysenVorderlappen gebildet und steuert die Produktion und Ausschüttung von
Glukokortikoiden und Mineralokortikoiden, die in der Nebennierenrinde
gebildet werden.
Adenom
Gutartige Geschwulst, die von Drüsenzellen ausgeht und oft eine oder
mehrere bestimmte Drüsen imitiert, dadurch auch die entsprechenden
Hormone (Schilddrüsenhormon, Hypophysenvorderlappenhormone,
Nebennierenhormone usw.) im Übermaß bilden und ausschütten kann. Es
werden keine Tochtergeschwülste gebildet (Metastasen). Als Mikroadenom bezeichnet man ein Adenom mit weniger als 1 cm Größe, Makroadenome sind definiert mit einer Größe von mehr als 1–2 cm.
Akromegalie
(akro: Spitze, hier Körperenden; mega: groß). Erkrankung, die durch
übermäßige Ausschüttung von Wachstumshormon aus einem gutartigen
Geschwulst der Hirnanhangdrüse hervorgerufen wird. Äußert sich unter
anderem in vergröberten Gesichtszügen, sowie vergrößerten Händen und
Füßen.
Aminosäure
Eine Aminosäure ist der einfachste Baustein des Eiweißes. Mehr als 10
Aminosäuren bilden ein Polypeptid. Mehr als 100 Aminosäuren bilden ein
Eiweiß (Protein).
Analogon
Substanz, die in der Struktur dem Vorbild ähnelt und sich deshalb auch an
die entsprechenden Rezeptoren einer Zelle binden kann (z.B. Somatostatin-Analogon). Die Wirkung muss nicht unbedingt die gleiche sein wie die
des Vorbildes. So kann ein Analogon auch nur den Rezeptor blockieren
und bewirkt damit z.B., dass die im Körper dafür vorgesehene Substanz
nicht mehr an diesen Rezeptor binden kann.
Anamnese
Krankengeschichte eines Patienten.
Angiographie
Röntgenologische Darstellung der Gefäße (Arterien, Venen, Lymphgefäße)
nach Injektion eines Kontrastmittels.
Autopsie
Untersuchung zur Feststellung der Todesursache.
Bauchspeicheldrüse
Pankreas, lang gestreckte Drüse im Bauchraum. Die Bauchspeicheldrüse produziert Verdauungssäfte, die sie in den Dünndarm abgibt. Diese
Verdauungssäfte enthalten verschiedene Anteile, die bei der Verdauung
von Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten eine wichtige Rolle spielen.
Außerdem werden in der Bauchspeicheldrüse Insulin (blutzuckersenkend)
und Glukagon (blutzuckersteigernd) gebildet; diese Stoffe werden nicht in
den Darm, sondern in das Blut abgegeben.
Bildgebende
Verfahren
Röntgen, klassischer Ultraschall, endoskopischer Ultraschall, Somatostatinrezeptor-Szintigraphie, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Angiographie, Positronen-Emissions-Tomographie (PET).
Biochemische
Verfahren
Laboruntersuchungen, bei denen mit den Methoden der Chemie die
Lebensvorgänge im Organismus (Stoffwechsel, Verdauung, u.ä.) untersucht werden.
Biopsie
Entnahme einer Gewebeprobe zur mikroskopischen Untersuchung.
Bronchien/
Bronchus
Verästelungen der Luftröhre zur Verteilung der Luft bis in die einzelnen
Lungenbläschen, wo dann der Sauerstoff vom Blut aufgenommen werden
kann.
Chemoembolisation
Verschluss einzelner, einen Tumor ernährender Blutgefäße durch Einbringen chemischer Mittel über einen Katheter. Ziel ist die Unterbindung der
Versorgung des Tumors und somit eine Schädigung des Tumorgewebes.
Chemotherapie
Spezifische Hemmung von Infektionserregern oder Tumorzellen im
Organismus mittels Chemotherapeutika (Substanzen, die im Idealfall den
Stoffwechsel der Infektionserreger oder der Tumorzellen schädigen, ohne
andere Zellen anzugreifen).
Cholezystokinin
In der Dünndarmschleimhaut gebildetes Hormon, das die Entleerungsbewegungen der Gallenblase fördert.
Chromogranin A
Eiweißsubstanz und allgemeiner Tumormaker für GEP-Tumoren. Wird
von normalen endokrinen Zellen und GEP-Tumorzellen produziert und in
die Blutbahn abgegeben.
Colon
Hauptanteil des Dickdarms.
Computertomographie (CT)
Computergestütztes bildgebendes Röntgen-Verfahren. In einer Röhre (welche nicht so lang ist wie beim MRT) wird beim Patienten ein
bestimmter Körperteil in Schichten durchstrahlt und elektronisch in Bilder
umgesetzt, in denen sich die verschiedenen Gewebe gut voneinander
unterscheiden lassen.
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Depotpräparat
Arzneiform, die durch eine langsame Freisetzung eines Wirkstoffes über
längere Zeit eine konstante Blutkonzentration dieses Wirkstoffes gewährleistet.
Diabetes mellitus
„Zuckerkrankheit“, siehe unter Insulin.
Diagnose
(klinische Diagnose,
Labordiagnose,
Verdachtsdiagnose)
Erkennung, Eingrenzung und genaue Benennung einer Krankheit und der
Krankheitszusammenhänge und Ursachen.
Diarrhoe
Durchfall
Dopamin
Überträgersubstanz, die an bestimmten Nerven, unter anderem auch im
Gehirn, freigesetzt wird. Eine von vielen Wirkungen ist die Freisetzung
von Wachstumshormon.
Dopaminagonist
Substanz, die dem Dopamin in der Struktur ähnelt und sich an die
Dopaminrezeptoren anlagert und so in der Hypophyse hemmend auf die
Wachstumshormonfreisetzung wirkt, da der Rezeptor für das wirksame
Dopamin blockiert wird. Je mehr Rezeptoren durch den Agonisten blockiert werden, desto weniger Wachstumshormon wird freigesetzt.
Duodenum
Zwölffingerdarm, an den Magen anschließender Darmabschnitt.
Elektrolyte
Für den Ablauf der vitalen Vorgänge wichtige Substanzen, wie z.B. Kalium,
Natrium, Kalzium, Magnesium.
Embolisation
Verschluss einzelner, den Tumor ernährender Blutgefäße durch Einbringen kleiner Partikel über einen Katheter (siehe Chemoembolisation).
Endokrin
Die Ausschüttung von Hormonen betreffend.
Endokrinologie
Lehre von der Funktion innerer hormonbildender Drüsen (Schilddrüse,
Hypophyse, Nebenniere, Hypothalamus, Eierstöcke, Hoden, usw.).
Ethanol, auch
Äthanol
Äthylalkohol (wird allgemein als Alkohol bezeichnet).
Flush
Anfallsartige Rötung von Gesicht (und Oberkörper), bedingt durch die
plötzliche Erweiterung der Hautgefäße.
Gamma-Strahlen
Energiereiche elektromagnetische Wellenstrahlung, die beim radioaktiven
Zerfall ausgesendet wird. Anwendung z.B. für die Strahlentherapie mit
Kobalt-60. Gamma-Strahlen schwärzen den Film einer Gamma-Kamera und
können so bestimmte Organe oder Gewebe darstellen (siehe Szintigraphie).
Gastrin
Hormon, das die Salzsäureproduktion des Magens steuert.
Gastrinom
(Zollinger-EllisonSyndrom)
Tumor, der durch Gastrinproduktion der Tumorzellen zu einer gesteigerten Produktion von Magensäure führt.
Gefäßaktive Stoffe
Substanzen, die eine Wirkung auf Spannung und Durchlässigkeit der Gefäßwände haben und somit die Durchblutung beeinflussen.
GEP-Tumoren
Gastro-entero-pankreatische Tumoren = Tumoren im Bereich des Magen-Darm-Traktes und der Bauchspeicheldrüse (Pankreas).
Gigantismus
Proportionierter Riesenwuchs bei vermehrter Bildung von Wachstumshormon vor dem Abschluss des Knochenwachstums, d.h. vor und
während der Pubertät.
Glukagon
Hormon der Bauchspeicheldrüse, das mit dem Insulin zusammen den
Zuckerstoffwechsel steuert. Insulin wirkt blutzuckersenkend, Glukagon
steigert dagegen den Blutzucker durch Mobilisierung der Zuckerreserven,
z.B. in der Leber.
Glukagonom
Tumor des Verdauungstraktes, der Glukagon produziert.
Glukose
Traubenzucker
Hormon
Boten- oder Signalstoff, der von speziellen Zellen gebildet und in die Blutbahn abgegeben wird. Bereits kleinste Hormonmengen können bestimmte
Stoffwechselabläufe im Körper auslösen.
5-Hydroxyindolessigsäure
Abgekürzt mit 5-HIES. Abbauprodukt von Serotonin, das im Urin ausgeschieden wird. Vermehrte Ausschüttung beim Karzinoid-Syndrom. Die
Bestimmung der Menge der 5-HIES im 24 Stunden Urin dient als diagnostische Maßnahme zur Erkennung des Karzinoid-Syndroms.
Hyperglykämie
„Überzuckerung“ – erhöhter Blutzuckerspiegel.
Hypoglykämie
„Unterzuckerung“ – zu niedriger Blutzuckerspiegel.
Hypophyse (Hirnanhangdrüse)
Kirschkerngroßes, unterhalb der Gehirnbasis gelegenes Organ, das eine große
Rolle bei der Regulation des Hormonhaushalts des Menschen spielt. Besteht
aus dem Hypophysenvorderlappen und dem Hypophysenhinterlappen.
Hypophysenhinterlappen (HHL)
Ist mit dem Hypothalamus verbunden und speichert die Hormone Oxytozin und ADH (Antidiuretisches Hormon, Vasopressin), die im Hypothalamus gebildet werden. Das Oxytozin wirkt auf die Gebärmutter und auf
die Brustdrüse, das ADH reguliert den Körperflüssigkeitshaushalt.
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Hypophysenvorderlappen
(HVL)
Hormonproduzierende Drüse. Im HVL werden folgende Hormone
gebildet: Das Wachstumshormon (Growth hormone = GH, synonym:
Somatotropes Hormon = STH), zwei gonadotrope Hormone, nämlich
das Follikelstimulierende Hormon (FSH) und das Luteinisierende Hormon
(LH), das Prolaktin, das Thyreotropin (TSH) und das Adrenocorticotropin
(ACTH). Diese Hormone regulieren die Funktion bestimmter Drüsen im
Körper, nämlich Schilddrüse (TSH), Keimdrüsen (Geschlechtsdrüsen =
Hoden oder Eierstöcke) (LH, FSH), Brustdrüse (Prolaktin) und Nebennierenrinde (ACTH), GH reguliert u.a. das Knochenwachstum.
Hypothalamus
Unter dem Thalamus (= „Sehhügel“) gelegener Teil des Zwischenhirns, in
dem Regulierungshormone gebildet werden, die über den Hypophysenstiel in die Hypophyse gelangen und dort spezifisch die Ausschüttung von
Hormonen stimulieren oder hemmen. Steuert z.B. auch die Wärmeregulation oder den Blutdruck.
Ileum
Krummdarm, unterer Anteil des Dünndarms.
Immuntherapie
Therapie zur Unterstützung des körpereigenen Immunsystems.
Injektion
Verabreichung eines Arzneimittels durch Spritzen.
Insuffizienz
Funktionsstörung
Insulin
Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und den Blutzucker
senkt. Wenn Insulin zu wenig wirkt (Insulinresistenz) oder wenig/gar kein
Insulin mehr gebildet wird, steigt der Blutzucker stark an. Diese Krankheit
heißt Zuckerkrankheit oder Diabetes mellitus.
Insulinom
Insulinproduzierender Tumor der Bauchspeicheldrüse.
Interferon
(Interferon-α)
Interferone sind natürlich vorkommende Stoffe, die eine steuernde Rolle
im Abwehrsystem (Immunsystem) des Körpers spielen. Sie können insbesondere Abwehrmechanismen gegen Viren und Tumorzellen in Gang
setzen. Interferon, insbesondere Interferon-α, wird als Medikament zur
Unterstützung des Immunsystems eingesetzt.
Jejunum
Leerdarm, vorderer Teil des Dünndarms.
Kalium
In Pflanzen und vielen Mineralien vorkommendes Alkalimetall. Unentbehrlicher Bestandteil jeder Zelle. Funktion: Steuerung von elektrischen Vorgängen der Zellen, insbesondere von Nerven und Muskeln; auch wichtig
für den Wasserhaushalt der Zellen und des Körpers.
Kallikrein
Gewebehormon, wichtig für die Funktion der glatten Muskulatur des
Darms, der Gebärmutter und der Gefäße.
Kalzium
Weit verbreitetes, z.B. in Kalk und Kalksandstein vorkommendes Leichtmetall. Kalzium ist wichtig für die Knochenbildung. Darüber hinaus hat
Kalzium antiallergische und gefäßabdichtende Funktionen, sowie Funktionen bei der Blutgerinnung. Auch bei der Erregung der Nervenzellen und
der Muskulatur spielt es eine zentrale Rolle.
Kollaps
Zusammenbruch
Koma
Bewusstlosigkeit, ein Zustand tiefster, durch äußere Reize nicht zu unterbrechender Bewusstseinsstörung.
Leitsymptom
Symptom, durch das sich eine Erkrankung hauptsächlich bemerkbar macht.
Laserinduzierte
interstitielle Thermotherapie (LITT)
Über optische Fasern werden Laserstrahlen gezielt in Metastasen abgegeben. Durch die Hitzeentwicklung stirbt das Tumorgewebe ab.
Lokalisation
Ort des Vorkommens.
Lymphknoten
In die Strombahn der Lymphgefäße eingeschaltete, etwa linsen- bis bohnengroße Knoten, die als Filter für schädliche und fremde Teile wie z.B.
Erreger, Gifte, Tumorzellen oder Zellabbauprodukte funktionieren.
Magnetresonanztomographie
(MRT)
Bildgebendes Verfahren ohne Einsatz von Strahlen. In einer Röhre werden
von einem bestimmten Körperteil elektronische Bilder aufgenommen, die
z.B. Informationen liefern, ob eine Vergrößerung eines Organs stattgefunden hat. Die MRT wird auch als „Kernspin-Untersuchung“ bzw. NMR
bezeichnet.
MEN
Multiple Endokrine Neoplasien. Seltene Erbkrankheit, bei der mehrere
verschiedene (multiple) Tumoren (Neoplasien) innerer, hormonproduzierender (endokriner) Organe auftreten können.
Metastase
Tochteransiedlung eines bösartigen Tumors.
Nebenniere
Halbmondförmige, der Niere aufsitzende hormonbildende Drüse. Im Nebennierenmark werden Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin gebildet,
in der Nebennierenrinde die Kortikoide, z.B. Cortisol, und die männlichen
Sexualhormone.
Nebenschilddrüsen
Vier linsengroße, lebenswichtige Drüsen, die der Schilddrüse von hinten anliegen und in denen das Parathormon gebildet wird (weiteres siehe dort).
Neoplasie
Autonome, ungeregelte Neubildung von Gewebe.
Neuroendokrin
Das Nerven- und Hormonsystem betreffend.
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Neuropeptid K
Eine für den Nachweis von Karzinoiden wichtige Substanz. Neuropeptid
K wird von den Karzinoidzellen als Vorstufe für verschiedene Hormone
gebildet und kann dann im Blut nachgewiesen werden.
Pankreas
Bauchspeicheldrüse
Parathormon
In den Nebenschilddrüsen gebildetes Hormon, das den Kalzium- und
Phosphathaushalt des Körpers regelt. Bei niedrigem Kalziumspiegel im Blut
bewirkt das Parathormon eine vermehrte Freisetzung von Kalzium aus
den Knochen und eine vermehrte Ausscheidung von Phosphat über die
Nieren. Ist die Ausschüttung von Parathormon durch einen Nebenschilddrüsentumor erhöht, ist auch das Blutkalzium übermäßig erhöht. Das
überschüssige Kalzium muss über die Nieren ausgeschieden werden und
begünstigt die Bildung von Nierensteinen. Die Knochen verlieren mit der
Zeit immer mehr Kalzium, wodurch es zu Knochen- und Gelenkschmerzen kommen kann. Außerdem kann die Störung des Kalziumhaushalts
auch oft zu chronischen Verstopfungen führen.
Pentagastrin
Substanz, die die Sekretion von Magensaft fördert.
Peptid
Kurzkettiges Eiweiß, das sich aus mehreren Aminosäuren (den kleinsten
Eiweißbausteinen) zusammensetzt.
Perkutan
Durch die Haut.
PET
Positronen-Emissions-Tomographie, ein bildgebendes nuklearmedizinisches Verfahren, mit dem sich Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar
machen lassen. Tumorzellen können an ihrem beschleunigten Zuckerstoffwechsel erkannt werden. Dazu wird dem Patienten ein mit einem Positronenstrahler markierter Stoff (Radiopharmakon, z.B. Fluor-Deoxyglukose =
FDG) injiziert, der sich insbesonders in den stoffwechselaktiven Tumorzellen anreichert. Diese lassen sich anhand der beim Zerfall des Radiopharmakons ausgesandten Strahlen mit Hilfe eines Scanners lokalisieren.
Pfortader
Die große Vene, die das gesamte aus der Bauchhöhle zurückfließende
venöse Blut sammelt und zum Herzen leitet.
Photothermisch
Durch spezielles Laserlicht (daher „photo-“) hervorgerufene Wärmeerzeugung (daher „-thermisch“) zur Zerstörung von Tumorgewebe.
Prolaktin
Hormon des Hypophysenvorderlappens, das die Milchbildung steuert.
Prostaglandine
In verschiedenen Körpergeweben gebildete Hormone mit vielfältiger
Wirkung, wie z.B. Gefäßerweiterung, Wachstum von Schleimhautzellen,
Wehentätigkeit bei der Geburt.
Radiofrequenzablation
Methode zur lokalen „Verkochung“ von Gewebe. Mit einer Sonde, an deren
Spitze durch hochfrequente Wechselstromfelder Temperaturen bis 100 °C
erzeugt werden, lassen sich Metastasen CT-gesteuert gezielt koagulieren.
Radioligandentherapie
Im Gegensatz zur konventionellen externen Strahlentherapie handelt es
sich bei der Radioligandentherapie um eine „interne“ Strahlentherapie,
bei der sich das intravenös verabreichte Radiopharmazeutikum spezifisch
im Tumor anreichert. Die selektive Bindung an die Tumorzellen wird
dadurch erreicht, dass man als Trägermolekül ein Somatostatin-Analogon
verwendet, das wie ein Schlüssel in die auf den GEP-Tumorzellen meist
in besonders hoher Anzahl vorhandenen Somatostatinrezeptoren passt.
An das Trägermolekül ist ein radioaktiver Strahler (z.B. 90Yttrium oder
111
Lutetium) gebunden, der die Tumorzellen mit einer Reichweite von
1–6 mm bestrahlt. Auch als PRRT bezeichnet.
Retardiert
Hinausgezögert, verlängert. Arzneimittel mit Retardwirkung haben durch
eine besondere Zubereitungsform eine wesentlich verlängerte Wirkung.
Rezeptor(bindung)
Ein Rezeptor ist eine Empfangs- oder Aufnahmestelle auf der Oberfläche
einer Zelle für bestimmte Reize. Einige Zellen binden z.B. Hormone an
ihren Rezeptoren, wodurch eine spezielle Funktion in oder an der Zelle
ausgelöst wird. An diese Rezeptoren können auch künstlich hergestellte
Substanzen (z.B. Medikamente) binden und dadurch eine Wirkung erzielen. Ein Beispiel ist die Bindung von Somatostatin (oder einem Analogon)
an die Somatostatinrezeptoren.
Röntgenkontrastmittel
Hilfsmittel zur Darstellung von Körperräumen, Hohlorganen und Gefäßen,
die z.B. für die Röntgen-Darstellung von Magen oder Darm getrunken
oder zur Darstellung von Blutgefäßen gespritzt werden können.
Sekretin
Hormon, das im Zwölffingerdarm freigesetzt wird und eine Ausschüttung
(Sekretion) von Verdauungssäften der Bauchspeicheldrüse und der Galle
bewirkt.
Sekretion
Absonderung. Äußere Sekretion: Absonderung eines Stoffes, der von
Drüsen durch einen Ausführungsgang nach außen an die Haut oder an die
Schleimhaut abgegeben wird.
Somatostatin
Im Hypothalamus gebildetes Hormon, das die Ausschüttung anderer
Hormone (z.B. Wachstumshormon, Schilddrüsen-stimulierendes Hormon,
ACTH, Insulin, Glukagon, Gastrin) hemmt.
Somatostatinom
GEP-Tumor, dessen Zellen Somatostatin produzieren. Somatostatinome
kommen in der Bauchspeicheldrüse und im Zwölffingerdarm vor.
Wirkung, wie z.B. Gefäßerweiterung, Wachstum von Schleimhautzellen,
Wehentätigkeit bei der Geburt.
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Sonde
Starres oder elastisches, stab- oder röhrenförmiges Instrument zur Einführung in Hohlorgane des Körpers (z.B. Magensonde, Herzkatheter).
Suspension
Aufschwemmung von feinen festen Teilchen in einer Flüssigkeit (Suspendierlösung).
Symptom
Krankheitszeichen
Syndrom
Symptomkomplex, Gruppe von gleichzeitig auftretenden Krankheitszeichen.
Synthetisch
Künstlich hergestellt.
Szintigraphie
Nuklearmediziniche Untersuchungsmethode. Verfahren, bei dem kurzlebige
radioaktiv markierte Substanzen dem Körper zugeführt, im Körper räumlich
verteilt und dann z.B. mit einer Gamma-Kamera registriert werden.
Therapie
Behandlung einer Krankheit, Heilverfahren.
T-Lymphozyt
Weißes Blutkörperchen mit wichtiger Abwehrfunktion innerhalb des
Immunsystems.
Transillumination
Beleuchtung eines Organs (z.B. Zwölffingerdarm) von innen.
Tumor
Allgemein jede umschriebene Schwellung von Körpergeweben; im
engeren Sinn Geschwulst, die je nach ihrem Wachstumsverhalten als gutoder bösartig eingestuft wird.
Tumormarker
(Chromogranin A)
Stoffe, die von den Tumorzellen produziert und in die Blutbahn abgegeben werden. Der spezifische Tumormarker für GEP-Tumoren ist das
Chromogranin A.
Überzuckerung
Hyperglykämie – erhöhter Blutzuckerspiegel.
Ultraschalldiagnostik
Diagnostisches bildgebendes Verfahren unter Anwendung von Ultraschallwellen. Die Wiedergabe von Bewegungen und Abläufen ist möglich und
es besteht keine Strahlenbelastung.
Unterzuckerung
Hypoglykämie – zu niedriger Blutzuckerspiegel.
VIP (vasoaktives
intestinales Polypeptid)
Substanz, die eine Wirkung auf die Wasserdurchlässigkeit der Gefäße der
Darmschleimhaut hat und so u.a. zu wässrigen Durchfällen führt.
VIPom
Tumor, der VIP produziert und vor allem zu wässrigen Durchfällen führt.
Wachstumshormon
STH, GH. Im Hypophysenvorderlappen gebildetes Hormon, welches das
Wachstum in der Jugend reguliert.
Zentrales Nervensystem
Das Nervensystem in Gehirn und Rückenmark wird als zentrales Nervensystem bezeichnet. In Ergänzung zu diesem System gibt es das periphere
Nervensystem, das aus Nervensträngen (Leitungen) besteht, welche Impulse des zentralen Nervensystems zu den Erfolgsorganen (z.B. Muskeln)
leiten.
Zwölffingerdarm
Direkt an den Magen anschließender oberer Teil des Dünndarmes, dessen
Länge in etwa der Breite von zwölf Fingern entspricht.
Zytostatika (Chemotherapeutika)
Medikamente, die direkt wachstumshemmend bzw. abtötend auf Tumorzellen wirken.
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Notizen:
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301919 11/2010 Novartis Pharma GmbH, 90429 Nürnberg
Eine Initiative von
Novartis Oncology Deutschland
Roonstr. 25
90429 Nürnberg
www.novartisoncology.de
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