Freitag, 14. Juli 2017 Trotz Regens leuchtete nach der Mondschein-Serenade das nächtliche Gestirn. (Seite 24) Herbrechtingen: 23 KULTUR Zu Gast in Sandwike Opernfestspiele Kulinarischer Abend zum „Fliegenden Holländer“. Das Galakonzert der Opernfestspiele führte die Nürnberger Staatsphilharmonie, souverän und sensibel geleitet von Marcus Bosch, ins Congress-Centrum. Die Musiker agierten professionell, aber auch mit Emotion und Herzblut. Foto: Markus Brandhuber Artistisch wirkende Bogenführung Congress-Centrum Beim Galakonzert der Opernfestspiele zeigte die Staatsphilharmonie Nürnberg, ebenso souverän wie sensibel geleitet von Marcus Bosch, ihre Klasse. Von Hans-Peter Leitenberger E in beschwingtes, exquisites Konzert gab es am Mittwochabend im Festspielhaus auf dem Schlossberg zu hören: Die Staatsphilharmonie Nürnberg unter dem souveränen wie sensiblen Dirigat von Marcus Bosch zeigte wie gewohnt ihre Klasse. Präzise Einsätze und ein exaktes Zusammenspiel kamen mit Professionalität, aber auch mit Emotion und Herzblut. Bei Mozarts farbenreichem Violinkonzert Nr. 3 G-Dur richteten sich die Blicke jedoch auf die bezaubernde Britin Priya Mitchell und ihre prachtvolle Violine. Im Allegro-Kopfsatz ließ sie mit Präzision und Temperament jeden Ton quasi von den Saiten springen. Ihr ungewöhnlich bewegliches, von natürlicher Lebendigkeit geprägtes Spiel überzeugte schon zu Beginn mit der Darstellung der motivischen Selbstständigkeit gegenüber dem Orchesterpart. Die Nürnberger verstanden es ihrerseits, im Mittelteil mit der Durchführung auf subtile Weise mit der Solistin zu dialogisieren. Zarte Bläserlinien von betörender Klangpracht und die feinnervig arbeitenden Streicher beeindruckten im Adagio, das taktsicher und ohne unnötige Rubati einen weichen, betörenden Klanggrund in zart pulsierenden Triolen lieferte zu den weitgeschwungenen, duftigen Kantilenen der Solovioline. Ein wunderbarer Konzertsaal Priya Mitchell arbeitete graziös und nuanciert, dazu mit sublimer Eleganz. Ihr glasklarer Ton und ihre manchmal artistisch wirkende Bogenführung verzauberte auch beim Finalsatz. Das Rondeau-Allegro mit seinen exotischen Farben und zierlichen Streicher-Pizzicati lebte zudem von dem schwerelosen, strahlenden Spiel der Solistin, die das magische Kolorit ihres Parts voll auszuleuchten verstand. Mit ihrer unkomplizierten Art, Großes perfekt zu bringen, gewann sie die Herzen des Publikums; und sie verabschiedete sich mit einem feurig dargebotenen „Libertango“ von Astor Piazzolla. War die Zahl der Mitwirkenden bei Mozarts eingängigem Meisterwerk noch überschaubar, so füllte sich die Bühne bei Gustav Mahlers Sinfonie Nr. 9 D-Dur beträchtlich: Vier Hörner, drei Trompeten, Posaunen, eine riesige Tuba, Harfe – und jede Menge Schlagwerk. Man freute sich insgeheim über diesen wunderbaren Konzertsaal, der ein so kopfstarkes Orchester mühelos aufnehmen kann. Die Staatsphilharmoniker gaben auch hier alles bei diesem hochemotionalen, in seiner Dramatik wie Harmonik überwältigenden Stück. Die Klangfülle des Kopfsatzes Andante comodo mit seinem Reichtum an Schattierungen und Stimmungen nahm das Orchester mit traumwandlerischer Sicherheit. Glänzend gelang ihm der Austausch der Themencharaktere und der später auffällige Synkopenrhythmus. Das beunruhigende Piano der Hörner und die riskant kontrapunktieren Bläserlinien kamen souverän. Ambivalente Partien Fast volksliedhaft ging es beim zweiten Satz zu. „Im Tempo eines gemächlichen Ländlers“ nannte Mahler diesen Abschnitt. Mit Verve und Prägnanz spielte das Orchester die ambivalenten Partien aus. Exaltierte Beschleunigungen wechselten mit plötzlichem Ritardando, innige Ausdrucksstärke folgte oft grellen Figuren und der verebbende Schluss wirkte fast irritierend. Ein innerlich zerrissener Mahler, der seinen grell instrumentierten dritten Satz mit wuchtigen Fugati glänzen ließ. Trotzige Burlesken-Sätze und das Finale mit Doppelschlagfiguren kamen mit enor- mem Einfühlungsvermögen – nicht nur durch die Streicher. Die Unterschiede in Struktur und Tempo meisterten die Nürnberger mit Bravour; und sie zeigten bei dem ganzen 70-Minuten-Koloss keine Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil: Das anfeuernde Dirigat von Marcus Bosch schien sie im vierten Satz regelrecht zu motivieren, die inneren Spannungsbögen mit nobler Spielkultur darzustellen. Das großbogig ausgeführte Finale Adagio erklang mit einer elegischen Tristesse. Vielleicht ahnte Mahler, dass er selbst sein Werk nie zur Uraufführung bringen konnte. Ausdruckssatte Klangfülle wechselte mit bedrückender Kargheit und mit einem verinnerlichten Pianoerklang erklang ein letzter Melodiebogen von den ersten Violinen zu den gedehnten Doppelschlagfiguren der Bratschen. Ein aufwühlendes Stück, mit großer Meisterschaft und Würde dargeboten. Heidenheim. Einmal in der Festspielsaison ein ganz besonderer Abend: Bei „Zu Gast in Sandwike“ kann das Publikum im Rahmen des Opernbesuches den „Fliegenden Holländer“ nicht nur musikalisch, sondern auch kulinarisch genießen. Das norwegische Sandwike ist Schauplatz der Oper. Und so vervollständigen frische Köstlichkeiten aus dem Meer das Bühnenerlebnis: Ellen Kleiber vom Restaurant Wacholder verzaubert ihre Gäste mit außergewöhnlichen und phantasievollen Kreationen. In der Schlosskirche verführt die Wirtin aus Leidenschaft das Publikum der Opernfestspiele mit Gaumenfreuden rund um den „Fliegenden Holländer“. Nach einem Sektempfang wird in festlicher Atmosphäre vor, zwischen und nach der Opernvorstellung ein norwegisches Vier-Akt-Menü mit frischen Köstlichkeiten gereicht. In diesem Sinne: Schiff ahoi! „Zu Gast in Sandwike“ kann man sein am Samstag, 15. Juli, ab 18.30 Uhr in der Schlosskirche von Schloss Hellenstein. Kulissen gucken Opernfestspiele Führung zeigt den Bereich hinter der Bühne. Heidenheim. Die Tourist-Information bietet für Samstag 15. Juli, 17.30 Uhr, eine kostenpflichtige Führung „Hinter den Kulissen der Oper“ an. Erleben kann man die Vorbereitungen einer Opernvorstellung. Kulissen, Backstage-Räume, Orchestergraben – gezeigt wird, wie es auf und hinter der Bühne aussieht. Der Treffpunkt ist im Brunnengarten auf Schloss Hellenstein. Anmeldung: Tel. 07321.327-4915. Wenn aus Fremden Freunde werden Premiere Kindergartenkinder führten Singspiel auf, in dem Grenzen niedergerissen werden. Heidenheim. Fünf Tage voller Mu- Musikpädagogin Dina Grossmann führte mit Kindern zweier katholischer Heidenheimer Kindergärten das Singspiel „Fremde werden Freunde“ auf. Foto: privat sik durften die Kinder der katholischen Kindergärten St. Josef und St. Margaretha in der vergangenen Woche erleben. Unter der Leitung von Musikpädagogin Dina Grossmann hatten sie täglich geübt, um das Musical „Fremde werden Freunde“ (Musik: Reinhard Horn) vor ihren Eltern aufzuführen. Die Idee für dieses musikalische Projekt stammte von Regionalkantor Jan Martin Chrost, der die Kooperation zwischen Kirchenmusik und Kindergärten vor einem Jahr initiiert und kurz darauf die katholische Singschule „Musica cantorum“ gegründet hatte. Beide Einrichtungen sowie der Kindergarten St. Christophorus werden seitdem von Dina Grossmann wöchentlich besucht, um gemeinsam mit den Kindern und Erzieherinnen zu singen. Durch die Aufführung des Mini-Musicals konnten nun erstmals auch die Eltern einen Einblick in die Kooperation gewinnen. So fröhlich und friedlich die Lieder auch klingen – die Thematik des Singspiels ist ernst. „Fremde werden Freunde“ erzählt die Geschichte von Gelbland, dessen Einwohner vor dem dort herrschenden Krieg ins benachbarte Blauland fliehen, wo sie jedoch nicht willkommen sind. Als Konsequenz bauen die Blauländer eine Mauer um die Gelbländer. Doch als ein Kind anfängt, Seifenblasen über die Mauer zu schicken, beginnen Blau- und Gelbländer, sich einander anzunähern. Sie bauen die Mauer schlussendlich wieder ab und schließen Freundschaft. Sei es der Mauerbau oder die Schlussszene, in der alle Kinder miteinander tanzen: Die Freude am gemeinsamen Spielen und Singen war bei den Kindern deutlich zu spüren. Auch die Leiterinnen Claudia Dangel und Heike Schramm (St. Margaretha) zeigten sich sichtlich zufrieden: „Wir freuen uns, dass Dina Grossmann auch weiterhin zu uns kommt!“ Wolfgang Fierek Südstaaten-Rock mit Siggi Schwarz Musik läutet Voith-Jubiläumswoche ein Heidenheim. Zum Auftakt der Jubiläumswoche in Heidenheim schenkte Voith seinen Mitarbeitern ein Sonderkonzert zum 150. Geburtstag. Heidenheims Opernfestspieldirektor Marcus Bosch traf bei dieser Gelegenheit den Geschmack der Voithianer mit einer Auswahl an wunderschönen Werken. Im voll besetzten CongressCentrum beeindruckten die Cappella Aquileia und die SWR-BigBand zunächst mit Werken von Beethoven und Duke Ellington. Mitarbeiter, die Konzerngeschäftsführung, Mitglieder der Voith-Familie sowie auch einige geladene Gäste kamen dann als Überra- schung in den Genuss der Ouverture solennelle von Tschaikowsky sowie eines Orchester-Arrangements des Voith-Songs mit der Sängerin Fola Dada. Minutenlange Standing Ovations würdigten die Glanzleistung des Orchesters. Gestern fand dann für alle zirka 4500 Mitarbeiter am Heidenheimer Standort das große Mitarbeiterfest statt, das gefolgt werden wird vom Familientag am Samstag. Nach weltweit 268 Familientagen und Mitarbeiterfesten in den letzten sechs Monaten mit ungefähr 65 000 Gästen finden die Jubiläumsfeierlichkeiten damit am Stammsitz ihren Abschluss. Nach den Sommerferien wird außerdem der Kindergarten Don Bosco die Zusammenarbeit mit der „Musica Cantorum“ beginnen. Darüber hinaus startet dann die musikalische Frühförderungsgruppe „Marienkäfer“ mit Schwerpunkt Singen für Vier- bis Fünfjährige, die allen interessierten Kindern offen steht. Seit Januar leitet Dina Grossmann außerdem die „Singzwerge“ für Drei- bis Fünfjährige in Begleitung eines Erwachsenen. Interessierte sind zum Schnuppern eingeladen oder können sich per Mail an [email protected] oder telefonisch unter 07321.924838 an Jan Martin Chrost wenden. Auftakt nach Noten: die Cappella Aquileia und die SWR-Big-Band unter Marcus Bosch zu Gast bei Voith im CC. Foto: privat Dillingen. Als Tierarzt oder Bayer auf Rügen singt er nicht: Wolfgang Fierek. Zusammen mit dem Heidenheimer Gitarristen Siggi Schwarz und dessen Band wird der Schauspieler am Freitag, 21. Juli, ab 20 Uhr im Hof des Dillinger Schlosses aber genau das tun. Auf dem Programm des Konzerts stehen Südstaaten-Rock und vor allem auch Hits und Songs, die von Highways und Motorrädern erzählen. Eintrittskarten sind im Vorverkauf im Ticketshop des Pressehauses erhältlich.