KULTUR Freitag, 5. Dezember 2014 25 Der schottische Sommer Heidenheimer Opernfestspiele: Das Programm für die Spielzeit 2015 rund um Giuseppe Verdis „Macbeth“ steht fest Ein Weltstar zum Auftakt Prinzessin Anna im Schlosspark Vesselina Kasarova singt Für Kinder ab 5: die Junge Oper Das wird ja gleich richtig gut losgehen: Schon zum Auftakt der Festspielsaison 2015 wird sich ein Weltstar in Heidenheim die Ehre geben: Die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova wird am Samstag, 16. Mai, ab 20 Uhr im Festspielhaus Congress-Centrum mit der „Cappella Aquileia“ und unter Marcus Bosch Melodien von Jacques Offenbach interpretieren. Als Conférencier des Abends wird mit Herbert Feuerstein ein weiterer prominenter Gast erwartet. Vesselina Kasarova stammt aus Bulgarien und feierte erste große Erfolge schon als Debütantin am Opernhaus in Zürich. Schon bald folgten als nächste Stationen ihrer Karriere die Salzburger Festspiele und die Wiener Staatsoper, ehe Vesselina Kasarova ihren Siegeszug an allen großen Opernhäusern dieser Welt fortsetzte. Herbert Feuerstein wurde einem breiten Publikum durch seine Zusammenarbeit mit Harald Schmidt in den Fernsehsendungen „Pssst?“ und „Schmidteinander“ bekannt. Auf dem Programm einer regelrechten Offenbachiade stehen Ausschnitte aus den Operetten „La belle Hélène“, „La Perichole“, „Die Großherzogin von Gerolstein“, „Blaubart“ und selbstverständlich „Orpheus in der Unterwelt“. Etwas Neues muss nicht immer gleich eine Uraufführung sein. Nachdem die Junge Oper Heidenheim in den vergangenen ganz auf exklusiv für Heidenheim und das Opernzelt hier geschriebene Stücke gesetzt hatte, nimmt sie für 2015 eine in Innsbruck und Braunschweig bereits sehr erfolgreiche Produktion ins Programm und macht es so wie sonst die anderen Häuser, die im Anschluss an die Spielzeit schon immer darauf gewartet hatten, sich das Heidenheimer Stück zu holen. Zu erleben sein wird im Schlosspark „Prinzessin Anna oder Wie man einen Helden findet“, eine Kinderoper von Jakob Vinke (Text Wolfgang Adenberg) auf das gleichnamige Kinderbuch von Susann Opel-Götz. Premiere wird am Mittwoch, 17. Juni, sein (weitere Vorstellungen am 19., 20., 21., 22., 23., 25., 27., 28. Juni). Und von der Geschichte sei im Moment nur so viel verraten, dass Prinzessin Anna im Grunde genommen eigentlich gar keine rechte Lust hat, einen der üblichen Helden zu finden. Da die Vorstellungen allerdings in einem Schlosspark stattfinden, wo sich Prinzessinnen eigentlich besonders wohl fühlen müssten, darf man bestimmt auf ein Happy-End hoffen. Singt Offenbach im Festspielhaus: die Mezzosopranistin Vesselina Kasarova. Foto: Marco Borggreve Ein Bild für die Ewigkeit: Oberbürgermeister Bernhard Ilg und Opernfestspieldirektor Marcus Bosch freuen sich auf dem Dach des Rathauses im Kilt und mit einem Gläschen Scotch auf Verdis „Macbeth“ und den schottischen Sommer 2015 in Heidenheim. Foto: Oliver Vogel E s kann nur einen geben“, lautete in den 80er Jahren das sich zum geflügelten Wort auswachsende Motto eines Filmes. Der hieß „Highlander“. Womit wir auch schon mitten in Schottland wären, wo Giuseppe Verdis „Macbeth“, die nächste Oper der Heidenheimer Festspiele, spielt. Und auch in der kann’s immer nur einen geben. Einen König nämlich. Weshalb beileibe nicht alle Schotten in dieser Geschichte an ein und demselben Strang ziehen. Mit Schottland übrigens befassen sich Heidenheims Opernfestspiele nicht zum ersten Mal. In den Jahren 1990 und 1991 war dies mit Gaetano Donizettis Belcanto-Reißer „Lucia di Lammermoor“ bereits der Fall gewesen. Wobei durchaus als auffällig gelten darf, dass in beiden Opern nicht nur geographische Berührungspunkte zu finden sind, sondern jeweils auch noch eine berühmte Wahnsinnsarie. Dass in beiden Opern auch noch Männer im Schlaf erdolcht werden und beide Male eine Frau ihre Hand mit im Spiel hat, sei nur noch der Vollständigkeit halber erwähnt. Ein schottischer Sommer also, der Heidenheim da 2015 bevorsteht. Wozu gleich die Nachricht passen könnte, dass die Festspiele im kommenden Jahr ohne die im vergangenen Sommer allseits als nachgerade wunderbar empfundene Festspieltafel auskommen muss. Aus Gründen der Sparsamkeit, wenn man so will und einen Euphemismus für eine den Schotten und den Schwaben gleichermaßen nachgesagte Eigenschaft benutzen möchte. Was nicht heißen soll, dass in dieser Richtung aller Tage Abend sein muss. Meint Oberbürgermeister Bernhard Ilg. Zum Beispiel wenn ein Sponsor gefallen an der Tafel-Idee fände, oder aber wenn die Gespräche über ein gemeinsames Tafeln des Naturtheaters und der Festspiele auf dem Schlossberg fruchteten. So viel zu dem, was es in der Spielzeit 2015 nicht geben wird. Alles andere aber steht nun fest. Und um zu verraten, was es geben wird, waren gestern am Nachmittag Oberbürgermeister Bernhard Ilg, Opernfestspieldirektor Marcus Bosch und Kulturamtsleiter Matthias Jochner angetreten. Und die Vorstellung des Programms nutzte Bosch auch, um eine Bilanz der vergangenen Jahre zu ziehen, die in der Bewertung gipfelte, dass, wenn ihm jemand bei seinem Amtsantritt prophezeit hätte, was in Heidenheim möglich sein würde, er dies nicht geglaubt hätte. So aber lobte Bosch vor allen Dingen Gemeinderat und Stadtverwaltung für deren antizyklisches Verhalten und die sukzessive Aufstockung der finanziellen Mittel für die Festspiele bis 2020 und bescheinigte „einem sich selber dynamisierenden und der Stadt große Außenwirkung bescherenden Festival“, die Chancen, die man ihm in Heidenheim gegeben habe, auch genutzt zu haben. „Das alles ist außergewöhnlich in der deutschsprachigen Landschaft, und ich finde das sehr, sehr besonders.“ Dies wiederum hörte Ilg nicht ungern. Und der OB stellte in diesem Zusammenhang ein weiteres Mal klar: „Die Opernfestspiele liegen uns hier in Heidenheim am Herzen. Und sie sind eine Klasse für sich in einer Stadt, die ein vielfältiges und auf beachtlichem Niveau stehendes Kulturangebot bereithält.“ Gleichzeitig zeigte sich das Stadtoberhaupt insbesondere über die Tatsache erfreut, dass das ohnehin ebenfalls auf hohem Niveau sich bewegende Engagement privater Sponsoren „noch lange nicht an einem Ende angekommen“ sei. „Auch hier ist nach wie vor ein dynamischer Prozess gewährleistet.“ Eine Feststellung, zu der die Nachricht passt, dass sich die Anzahl der Hauptsponsoren von drei auf vier erhöht hat und sich zu Voith, Hartmann und den Stadtwerken nun auch noch Zeiss gesellt. Manfred F. Kubiak Immer ein Renner: die Produktionen der Jungen Oper im Zelt im Schlosspark. Foto: Oliver Vogel Von Barock bis Rock Wotan singt Macbeth Die Konzerte der Festspiele Die Solisten der Festspiele Vom Eröffnungskonzert (siehe die Meldung „Ein Weltstar zum Auftakt“) und dem Chorkonzert in Neresheim (siehe „Echo-Sonntag“) einmal abgesehen, stehen weitere neun große Konzerte auf dem Programm der Opernfestspiele im kommenden Jahr. Allen voran und schon gar nicht mehr wegzudenken aus dem Programm: der „Blaue Abend“ in der Hammerschmiede in Königsbronn am 9. Juni. „Barock auf dem Schloss“ lautet sodann am 14. Juni das Motto in der Schlosskirche in Heidenheim, wo das höchst renommierte spanische Ensemble „Al Ayre Español“ erwartet wird. Alle zwei Jahre und folglich 2015 damit wieder im Programm: „Zeitgenossen“, das Festival im Festival mit Neuer Musik und dann gleich drei Konzerten am 26., 27. und 28. Juni. Das Galakonzert der Festspiele hat am 15. Juli den Titel „Drahtseilakte“ und bringt die Nürnberger Philharmoniker sowie den Cello-Weltstar Pieter Wispelwey mit einem Schostakowitsch-Programm nach Heidenheim. Jazz zur Festspielzeit steht dann am 27. Juli auf dem Spielplan. Erneut wird die SWR-Big-Band zu Gast sein, die diesmal den Sänger Max Mutzke mitbringen wird. Am 30. Juli wird es mit Sicherheit im Rittersaal lauter zugehen, als man das dort ansonsten gewohnt ist. „OH goes Rock“ verspricht ein Konzert mit den Stuttgarter Philharmonikern und dem Heidenheimer Gitarristen Siggi Schwarz. Und weil man sich bei den Festspielen sicher ist, dass das so schön wird, dass es auch ein zweites Mal funktioniert, wird dieselbe Besetzung am 2. August auch die „Last Night“ der Opernfestspiele mit Rock-Klassikern wie „Stairway to heaven“ oder „Wish you were here“ in sinfonischem Gewand bestreiten. Detaillierte Informationen zum Konzertprogramm der Festspiele unter www.opernfestspiele.de Spielt Schostakowitsch im Rittersaal: der Cellist Pieter Wispelwey. Foto: Benjamin Eovelega Erstmals Veranstaltungsort der Opernfestspiele: die Abteikirche Neresheim. Feuer frei: Morgen beginnt der Kartenvorverkauf für alle Festspiel-Termine. Foto: Thomas Bünnigmann Echo-Sonntag in Neresheim Die Karten sind da Chorkonzert in der Abteikirche Vorverkauf ab Samstag Lange hatte man es immer wieder versucht, nun hat es tatsächlich geklappt. Auf der Landkarte der Opernfestspiele steht ab sofort als Veranstaltungsort auch die Abteikirche in Neresheim. Und das soll gleich mit einem Konzert ordentlich gefeiert werden, das ausschließlich von „Echo“-Preisträgern gestaltet werden wird. Mit von der Partie sein werden dann am Sonntag, 19. Juli, ab 16 Uhr der Tschechische Philharmonische Chor Brünn, der 2015 erstmals ja auch als Heidenheimer Festspielchor in Giuseppe Verdis „Macbeth“ mitwirken wird, sowie am berühmten Holzhey-Instrument der Abteikirche der Organist Christian Schmitt. Bislang gab es sie schon für alle „Macbeth“-Termine und einige wenige Konzerte. Ab dem morgigen Samstag aber werden nun für sämtliche Vorstellungen der Opernfestspiele Eintrittskarten erhältlich sein. Insbesondere für das Galakonzert, die „Last Night“ und für das Eröffnungskonzert war die Nachfrage in der Zwischenzeit bereits ausgesprochen hoch. Auch die Karten für „Macbeth“ erfreuten sich einer regen Nachfrage. Billets für alle Opernvorstellungen und Konzerte der Opernfestspiele sind im Vorverkauf im Ticketshop des Pressehauses in Heidenheim (Tel. 07321.347-139) erhältlich. Wenn ein dramatischer Sopran und ein Heldenbariton einen Königsmord planen, dann schlägt die Opernstunde von Giuseppe Verdis „Macbeth“. In Heidenheim wird „Macbeth“ am Freitag, 3. Juli, Premiere haben und anschließend noch weitere acht Male gespielt werden. Heidenheims Macbeth wird der Südkoreaner Antonio Yang sein, der seit 2013 an der Nürnberger Staatsoper engagiert ist und dort unter anderem als grandioser Al- War 2010 Tosca und singt 2015 Lady Macbeth: die Sopranistin Melba Ramos. Foto: Jennifer Räpple berich im „Rheingold“ und als sensationeller Wotan in der „Walküre“ insbesondere in WagnerPartien großes Aufsehen erregte. Lady Macbeth im Rittersaal wird eine dort bereits gut bekannte Sängerin sein: Melba Ramos, die man in Heidenheim noch aus dem Jahr 2010 als Titelheldin in „Tosca“ in bester Erinnerung hat. Die Puertoricanerin ist ansonsten nach wie vor an der Volksoper in Wien engagiert. Als zweite Lady haben sich die Opernfestspiele die Dienste von Morenike Fadayomi von der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf gesichert. Bancos stehen ebenfalls zwei auf der Besetzungsliste: die Baritone Woong-Jo Choi vom Theater Aachen, der in Heidenheim bereits 2013 als Timur in „Turandot“ und 2014 im Verdi-Requiem beeindruckte, und Young Kwon vom Landestheater Niederbayern. Als Macduff wird der griechische Tenor Demos Flemotomos vom Stadttheater Graz erwartet, den Malcolm singt der türkische Tenor Ilker Arcayürek vom Stadttheater Klagenfurt. Als Festspielchor erstmals in Aktion treten wird im durchaus als „Choroper“ durchgehenden „Macbeth“ erstmals in Heidenheim der Tschechische Philharmonische Chor Brünn, der zu den Spitzenchören Europas zählt. Weitere „Macbeth“-Vorstellungen nach der Premiere am 3. Juli folgen am 5., 10., 11., 17., 18., 25. und 31. Juli sowie am 1. August.