1 Oben: Luftbild der »Metropolitan Gardens«, einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble auf dem historischen Gelände des ehemaligen US-Hauptquartiers in Berlin-Dahlem. 2 Rechts: Die Premiumwohnungen im Berliner Villenviertel haben schnell ihre Käufer gefunden. Anfang 2015 soll das Großprojekt fertiggestellt sein. Exklusiv und effizient »Finest Living in Berlin« – im denkmalgeschützten Gebäudeensemble auf dem historischen Gelände des ehemaligen US-Hauptquartiers. Nach 20-jährigem Leerstand sollte der einstige Sitz der US-Armee an der Clayallee in Dahlem zu einer exklusiven Wohn- und Gartenlandschaft umgebaut werden. Die in den 1930er-Jahren errichtete Verwaltungs- und Kasernenanlage an der Clayallee in Berlin-Dahlem überstand den II. Weltkrieg unzerstört. Danach wurden die Gebäude bis 1994 von der US-Armee als Hauptquartier genutzt. Seither stand der Komplex weitgehend leer. Nun sollen Premiumwohnungen für eine Klientel entstehen, die höchste Ansprüche an Wohnqualität und Lifestyle stellt – das ist das jüngste Projekt der The Metropolitan Gardens GmbH und Co. KG, ein Zusammenschluss der Prinz von Preußen Grundbesitz AG und Terraplan Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH. Das Gebäudeensemble des ehemaligen US-Hauptquartiers wurde vorübergehend für Filmproduktionen wie »Operation Walküre« oder »Inglourious Bastards« genutzt. Aber auch das ist schon wieder Geschichte, denn auf dem rund sechs Hektar großen Areal mit großzügig angelegtem Park entstehen in den sieben denkmalgeschützten Gebäuden insgesamt zirka 200 Premiumwohnungen unterschiedlicher Größe. Das Großprojekt soll 2015 fertig sein und dürfte zu einem der attraktivsten Wohnquartiere Berlins avancieren. Es verwundert kaum, dass die repräsentativen »Finest-Living«-Wohnungen der Investoren, deren Preise zwischen 4500 und 4900 Euro pro Quadratmeter liegen, schnell ihre Käufer gefunden hatten. Die historischen Gebäude, der exponierte Standort, die Individualität der Wohnungen und die Leistungen in der handwerklichen Baudenkmalpflege bei der Instandsetzung sorgten für Alleinstellungsmerkmale. Zuvor war jedoch viel Arbeit zu leisten, wobei das Ziel immer klar war: Vollsanierung und detailgetreue Restaurierung sowie TÜVAbnahme mit dem Prädikat »Green Monument«, verliehen für die höchste Leistungsklasse der Baudenkmäler mit überdurchschnittlichen Ergebnissen bei Energiesparmaßnahmen. Bauzustandsanalyse und Bauphysik Dr. Rudolf Plagge – Leiter des Bauphysikalischen Forschungs- und Entwicklungslabors des Instituts für Bauklimatik, TU Dresden, wurde mit der Bauzustandsanalyse und dem Nachweis zur hygrothermischen Bauphysik beauftragt. Neben umfangreichen Messungen und Untersuchungen vor Ort wurden die relevanten hygrischen und thermischen Eigenschaften der Bestandsmaterialien (Außen- und Innenziegel sowie Mörtel, Naturstein, Beton) a u s b a u + fa s s a d e 01 | 2015 25 3 Das Erdgeschoss ist eher ein Souterrain. Die Geländeoberkante 4 Vorzustand der Betondecke mit teilweise überputzten Flächen. (GOK) liegt nur etwa 20 cm unterhalb der Fensterbänke. wissenschaftlich durch eine Bau- und Feuchtezustandsanalyse des Gebäudes untersucht. Daraus wurden in Zusammenarbeit mit der Remmers Fachplanung Empfehlungen zur Sanierung abgeleitetet, ergänzt durch die Erstellung eines Abdichtungskonzeptes. Bauwerksabdichtung Das bauphysikalisch untersuchte Haus 1 stellt eines von sieben Hauptgebäuden dar, ausgestattet mit den für die Liegenschaft typischen Merkmalen. Das Gebäude besteht aus einem massiven, teilunterkellerten Mauerwerksbau in konventioneller Bauart (Streifenfundamente) mit zwei Obergeschossen und Dachgeschoss. Die Außen- und Innenwände des Gebäudes bestehen überwiegend aus Ziegelmauerwerk. Beim Erdgeschoss handelt es sich eher um ein Souterrain. Die Geländeoberkante (GOK) liegt nur etwa 20 cm unterhalb der Fensterbänke. Kein Wunder, dass in allen Erdgeschosswänden hohe Feuchtegehalte festgestellt wurden. Offensichtlich fehlte ein intakter Spritzwasserschutz und eine funktionstüchtige vertikale Abdichtung. Deshalb konnte 5 Die iQ-Therm-Platte wird ins Klebebett gedrückt. 26 a u s b a u + fa s s a d e 01 | 2015 anfallendes Stau- und Sickerwasser in die Gebäudehülle eindringen. Aufgrund der Bodenschichtung ist immer wieder temporär mit aufstauendem Sickerwasser zu rechnen. Deshalb wurde die Bauwerksabdichtung der erdberührten Außenwände gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser gemäß DIN 18 195 Teil 6 mit einem Remmers-System ausgeführt. Die geplante Innendämmung machte zusätzlich eine Innenabdichtung der salzbelasteten Wände erforderlich. Die Arbeitsschritte: Entfernung des Bestandsinnenputzes, Reinigung der Ziegeloberfläche, Auskratzen der losen Fugen und Neuverfugung. Zur Schaffung einer wasserabweisenden Zone und damit zur Unterbrechung des Salztransportes wurde auf das so vorbereitete Mauerwerk eine Salzsperre aufgetragen und abschließend dreilagig mit Sulfatexschlämme abgedichtet. Da bei nahezu allen Gebäuden der Sockel und das erdberührte Mauerwerk durchfeuchtet und in einem maroden Zustand war, zeigte sich am Materialeinsatz, wie umfangreich die Aufgabenstellung der Bauwerksabdichtung war. Die Abdichtung erforderte 500 lfm. Horizontalsperre mit Kiesol und Kiesol iK, 10 Tonnen Grundputz, 2,5 Tonnen Sulfatexschlämme und 200 m2 Bauwerksabdichtung im erdberührten Bereich mit der rissüberbrückenden, zweikomponentigen Bitumendickbeschichtung ECO 2K. iQ-Therm Innendämmung Die Außen- und Innenwände der massiven Hauptgebäude mit bis zu drei Obergeschossen wurden aus Ziegelmauerwerk errichtet, die Fassaden als Rauputz (Kratzputzfassade) mit Natursteinver- kleidungen ausgelegt. Die Umfassungswände als einschaliges Mauerwerk ohne Wärmedämmung. Um das Erscheinungsbild der denkmalgeschützten Fassaden der Gebäude mit Natursteinbereichen aus Krensheimer Muschelkalk beibehalten zu können und nach dem Standard des Gütesiegels »Green Monument« energetisch sanieren zu können, sollten die Außenwände mit einer Innendämmung energetisch optimiert werden. Der Nachweis zum bautechnischen Wärmeschutz erfolgte nach den Anforderungen der DIN 4108 »Wärmeschutz und Energieeinsparung im Hochbau« und nach der Fassung der gültigen EnEV 2009. Beim betrachteten Gebäudeteil handelt es sich im Sinne der EnEV 2009 um ein mehrseitig angebautes Gebäude. Hinsichtlich des höchstzulässigen Transmissionswärmeverlustes ist Grafik Übersicht der eingeplanten Dämmung. Sanierung Denkmal somit EnEV 2009, Anl. 1, Tab. 2, Zeile 3 maßgebend, dies ist bei Bestandsgebäuden ein Grenzwert von 0,65 W/ (m2K) x 1,4 = 0,91 W/(m2K). Kapillaraktives Dämmsystem Vorab war nun zu klären, welches System hinsichtlich Dämmeigenschaften, Kondensatausfall, Trocknungsdauer und Brandschutzeignung die geforderten Leistungen erbringt. Die verfügbaren Systeme wurden durch Dr. Rudolf Plagge IBK, TU Dresden durch hygrothermische Simulation unter Ansatz von Realklima-Randbedingungen analysiert und bewertet. Die Ergebnisse der durchgeführten hygrothermischen Berechnungen zeigten, dass unterschiedliche Dämmsysteme zwar funktionsfähig sind, jedoch Unterschiede hinsichtlich ihrer Performance bestehen. In Bereichen mit Natursteinverkleidung wurde aufgrund des erhöhten Wärmedurchganges und der dampfbremsenden Außenschale empfohlen, ein kapillaraktives Dämmsystem zu verwenden. Deshalb entschied sich der Bauherr für den Einsatz des Innendämmsystems iQ-Therm. Da die Natursteinfassade im Erdgeschoss in den meisten Bereichen bis UK-Fenster reicht, wurde diese Dämmung für das komplette Erdgeschoss und die Geäudeeckbereiche verwendet. In Abstimmung zwischen Bauherr, Denkmalschutz, Architekturbüro und Bauphysik kam auf insgesamt 6500 m2 Fläche das Innendämmsystem zum Einsatz. Betoninstandsetzung Die massiven Decken aus Spezialbeton für den Splitterschutz bei einem in den 1940er-Jahren möglichen Bombardement waren in einem schlechten Zustand und entsprachen nicht mehr den heutigen Brandschutzanforderungen. Bei Herstellung der Stahlbetonelemente in den 1930er-Jahren wurden Holzwolle-Leichtbauplatten als verlorene Schalung eingesetzt. Diese sogenannten »Sauerkrautplatten« ermöglichten damals eine schnelle und rationelle Bauweise. Der große Nachteil: die Bewehrung lag raumseitig fast frei und da- durch kam es im Laufe der Jahrzehnte zur erhöhten Korrosion. Bei der Auswahl des Sanierungsverfahrens war die Remmers Fachplanung Partner des Instituts für Bauklimatik der TU Dresden. Durchgeführt wurden vergleichende Gegenüberstellungen der verschiedenen am Markt verfügbaren PCC-Trockenmörtel zur statischen Instandsetzung von Betonbauwerken. Das Betonersatzsystem »Betofix R4« bestand diesen Eignungstest in allen Prüfkategorien. Es ermöglicht eine einfache und wirtschaftliche Betonsanierung, da es unter anderem mit nur 10 mm Überdeckung bereits die geforderten Leistungsdaten erreichte. Für die Betonsanierung wurde die gesamte Fläche im Remmers »RotecVerfahren« gestrahlt, um die Bewehrung zu entrosten und von den anhaftenden Resten der Holzwolle zu befreien. Die neu zu schaffende Betonüberdeckung mit Betofix R4 hatte die Aufgabe, die erneute Korrosion der Bewehrungsstähle dauerhaft auszuschließen. Der Betonersatzmörtel erhärtet schwindarm, hat einen hohen Chloridmigrationskoeffizient und kann ohne zusätzliche Haftbrücke verarbeitet werden. Polymerzusätze begünstigen die Haftung des Mörtels, daher ist er besonders für die senkrechte und »Über-Kopf«Verarbeitung geeignet. Davon wurden zirka 40 t verbaut. Bernhard-Remmers-Preis Dass das historisch bedeutsame Ensemble auf dem 56 000 m2 großen Areal dem Abriss und Verfall entging, ist der Verdienst der The Metropolitan Gardens 6 Es entstanden lichtdurchflutete Wohnungen mit einer Raumhöhe von 3,30 bis 5 Metern, energetisch optimiert mit der iQ-Therm Innendämmung. GmbH und Co. KG. Die Investoren haben diese weitläufige Anlage in mehreren Bauabschnitten zu einer spektakulären Wohn- und Parklandschaft umgewandelt. Unternehmerische Weitsicht, bauliche Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen sowie ein intelligentes Umnutzungskonzept führten zum Erfolg. Aus ungenutzten, leerstehenden Räumen wurden moderne Lofts und Suiten mit Terrassen, Wintergärten und Balkonen in bester Villenlage. Das waren gute Gründe, dieses Bauvorhaben und seine Akteure mit dem Bernhard-Remmers-Preis 2014 auszuzeichnen. Er wurde durch die BernhardRemmers-Akademie im Rahmen der Fachmesse »Denkmal« in Leipzig im November 2014 verliehen. Mit dem Preis werden Handwerker, Planer, Architekten, Denkmalpfleger und Bauherren für herausragende Leistungen im Denkmalschutz ausgezeichnet. 7 Aufsichtsratsvorsitzender Gerd-Dieter Sieverding, Vorstandsvorsitzender Dirk Sieverding (beide links) mit den Preisträgern des Bernhard-Remmers-Preises. (Fotos/Grafik: Remmers) a u s b a u + fa s s a d e 01 | 2015 27