Architekturwettbewerb Sozialzentrum in Egg 925147 Erläuterungen Lage und Aufschließung Das neue Sozialzentrum liegt im Fokus von Egg, in einer Senke an Bregenzerach und Pfisterbach, südlich des Ortszentrums. Zwei neue Baukörper – Pflegeheim und Betreutes Wohnen – als dreigeschossige Solitäre, betonen durch die Idealform des Quadrates ihre ortsbauliche Bedeutung. Durch punktuelle Verdichtung, gegeneinander versetzte Baukörper und dadurch entstehende Freibereiche, wird das städtebauliche Prinzip einer offenen Bebauung fortgesetzt. Durch Programmierung der Außenanlagen als Platz, Garten, Patio und Werkhof entstehen differenzierte Bezüge zu Schulzentrum, Ortschaft und Naturraum. Die optionale Erweiterung von Pflegeheim und betreutem Wohnen, kann durch Aufstockung um ein weiteres baugleiches Geschoss, unabhängig voneinander realisiert werden. Architektonische Idee Ein großzügiger Innenhof schafft eine offene und zugleich beschützte Atmosphäre. Loggien und Sitzbereiche strukturieren den Grundriss und lassen geschützte Gemeinschaftsflächen mit Außenraumbezug entstehen. Ein interessantes Wechselspiel zwischen der Introvertiertheit des Hofes und den umlaufenden, großzügigen Ausblicken auf Egg und die Vorarlberger Landschaft entsteht. Der neue Vorplatz wird zum Bindeglied zwischen Pflegeheim und Ortschaft. An exponierter Stelle entsteht Aufenthaltsqualität: Förderung sozialer Kontakte und Kommunikation wird nach außen hin ablesbar. Der aus Gründen des Hochwasserschutzes erforderliche Gebäudesockel wird zum gestalterisches Element: Vorplatz, Sitzbänke, Wasserbecken, Treppen- und Rampenanlage integrieren sich harmonisch in den Gebäudeentwurf. Ein qualitätsvoller, selbstbewusster Neubau möchte Identität stiften und die durch die Brandkatastrophe entstandene Lücke neu besetzen, ohne dabei zu vergessen: die neue Kapelle wird im Erdgeschoss positioniert. Ihre Ausrichtung zum Vorplatz und ein fließender Übergang zum Foyerbereich unterstreichen ihre Bedeutung im Grundriss. Ein Turm im Innenhof schafft die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Stampfbeton materialisiert dabei das Bodenständige, das Erdverbundene. Lichteinfall an der Turmspitze lässt im Inneren einen Lichtraum entstehen. Dabei werden die alten Bleiglasfenster vom auftreffenden Licht durchleuchtet und können so ihre Farbwirkung entfalten. Die atmosphärische Raumwirkung schafft an dieser Stelle den baulichen Rahmen für einen Gedenkstätte im Zentrum des neuen Hauses. Das Kreuz aus der alten Kapelle erhält seinen Platz auch im Neubau. Material und Farbe Insgesamt wird eine zurückhaltende Farbigkeit angestrebt, die aus der natürlichen Farbe der verwendeten Materialien resultiert. Darüber hinaus werden Leitfarben definiert, die zur Orientierung im Gebäude und zur plastischen Differenzierung eingesetzt werden sollen. Insbesondere der Einsatz von Holz erzeugt in den Innenbereichen eine harmonische, wohnliche Atmosphäre und vermittelt ein Gefühl von häuslicher Geborgenheit. Glas ermöglicht differenzierte Aus- und Einblicke – Licht und Luft gelangen bis in die Tiefe der Grundrisse. Einzelne tragende Bauteile werden durch die Verwendung von Sichtbeton akzentuiert. Funktionsabläufe und pflegerische Vorgaben Die Bewohnerzimmer werden in drei 5er-Blöcken windmühlenartig um den Innenhof angeordnet. Reine Nordzimmer werden dadurch vermieden. Ein vierter Block organisiert den Pflegestützpunkt mit Lagerräumen sowie den Aufenthaltsbereich innerhalb der Wohngruppe. Die Lage von Wohn- und Essbereich ist an exponierter Stelle mit Blick auf Vorplatz, Garten und Ortschaft gewählt. Seite 1 von 2 Eine transparente Spange zwischen Innenhof und Wohnflur in den Wohngeschossen fungiert als zentrales, vertikales Erschließungselement. Als natürlich belüftete, klimatische Pufferzone mindert es solare Überlast und belichtet zugleich das Foyer im Erdgeschoss. Bereits beim Betreten des Eingangsbereiches wird der Blick durch den Innenhof freigegeben auf ein Stück Himmel. Die einfache Struktur und zugleich kompakte Organisation der Pflegegeschosse ermöglicht eine effiziente Betreuung durch die Pflegekräfte. Alle pflegerischen Vorgaben sollen in einem Höchstmaß Berücksichtigung finden. Die Lage des Pflegestützpunktes zwischen Essbereich und Wohnzimmer, zwischen Hof und Garten, ermöglicht Kontrolle und minimiert Weglängen. Eine gegebenenfalls erforderliche Beaufsichtigung wird dadurch wesentlich erleichtert. Um den Innenhof entwickelt sich der interne Rundweg innerhalb des Pflegegeschosses. Entlang dieses Rundwegs liegen alle Räume der Gemeinschaft. Offene Aufenthaltsbereiche und Sitznischen laden zum Verweilen und zur Kommunikation ein. Das gewählte Achsmaß von 4,20 m gibt den Bewohnern und dem Pflegepersonal einen Bewegungsradius und ermöglicht eine flexible Zimmergestaltung. Bauweise und Fundierung Die Kompaktheit des Gebäudes und die einfache Gebäudestruktur ermöglichen günstige Werte für Herstellung und Unterhalt. Die gesamte Ausbaustruktur des Gebäudes basiert auf dem Grundprinzip der Vereinfachung und Wiederholung gleicher Einzelelemente. Die gewählten Konstruktionen liegen im Bereich des Üblichen und lassen einen hohen Grad an Vorfertigung zu. Die Wohn- und Pflegegeschosse sowie das betreute Wohnen sollen als Holzkonstruktion mit vorgefertigten Holztafelwänden und Brettstapeldecken errichtet werden. Aufgrund der Hochwasserproblematik wird das Untergeschoss als wasserundurchlässige Konstruktion (WUKonstruktion/weiße Wanne) in Flachgründung ausgebildet. Die Tiefgarageneinfahrt wird mittels geeigneter Torkonstruktion gegen Überflutung abgeschottet. Ökologisches Ökologisches Programm Programm Durch die konsequente Verwendung von Holz- und Holzwerkstoffen leistet der Neubau einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und natürlicher Bauweise und ist ein Bekenntnis zum ökologischen Programm. Von außen wird das neue Haus geprägt durch eine robuste Holzfassade, die nachhaltige und ökologische Bilder entwirft und auf eigenständige Weise Bezüge zur traditionellen, regionalen Baukultur herstellt ohne dabei eine moderne, signifikante Architektur aus dem Auge zu verlieren. Im Rahmen der Errichtung des Gebäudes soll das Prinzip der Reduktion von Herstellungs- und Transportenergie oberster Grundsatz sein. Es sollen überwiegend Materialien eingesetzt werden, bei deren Herstellung und Verarbeitung die geringsten Umweltbelastungen entstehen. Bei Betrieb und Unterhalt des Gebäudes wird sowohl eine Minimierung des notwendigen Energiebedarfs angestrebt als auch die Langlebigkeit der verwendeten Konstruktionen und somit eine Reduzierung der Betriebs- und Wartungskosten wie auch der Umweltbelastung. Ein weiteres Ziel ist die Vermeidung von Überhitzung im Sommer und in den Übergangszeiten, indem konstruktive Maßnahmen wie Auskragungen und überdeckte Bereiche den notwendigen Sonnenschutz bieten und somit zu einem optimalen thermischen Komfort führen. Alle Bewohnerzimmer werden mit außenliegendem und individuell einstellbarem Sonnenschutz ausgestattet. In den Außenanlagen werden möglichst versickerungsoffene Beläge gewählt. Oberflächenwasser wird in Zisternen gesammelt und gespeichert. Es dient zur Bewässerung der Pflanzbereiche und kann einer Regenwassernutzung zugeführt werden. Seite 2 von 2