13. SEP 2015 Musik - Malerei - Skulptur Ein musikalischer Rundgang durch europäische Kunst S C H LO S S A L B R E C H T S B E R G PHIL 2015/16 Musik - Malerei - Skulptur Modest Mussorgski (1839 – 1881) aus »Bilder einer Ausstellung« für Klavier: Promenade Wiederholung jeweils zwischen den folgenden Werken * Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875 – 1922) Streichquartett c-Moll Allegro moderato – Andante pastorale – Menuetto grazioso * Balys Dvarionas (1904 – 1972) »Tanzende Freske« für Violine und Klavier * Rainer Promnitz (*1958) »Barlach-Figuren« (1986) – Fassung für Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier (2014) Die Verlassenen – Der Sänger – Wanderer im Wind – Der Apostel – Das Wiedersehen – Schwebender Engel P a u se * Darius Milhaud (1892 – 1972) Streichquartett Nr. 1 op. 5 | »A la mémoire de Paul Cézanne« Rythmique – Intime, contenu – Vif, très rythmique * Enrique Granados (1867 – 1916) Intermezzo aus der Oper »Goyescas« Arrangement für Klavier und Streichquintett von Rainer Promnitz Modest Mussorgski aus »Bilder einer Ausstellung« Catacombae (Sepulcrum romanum) – Die Hexe Baba Jaga – Das große Tor von Kiew Arrangements für Klavier und Streichquintett von Rainer Promnitz Dalia Schmalenberg, Violine | Christiane Liskowsky, Violine Harald Hufnagel, Viola | Rainer Promnitz, Violoncello Donatus Bergemann, Kontrabass | Rieko Yoshizumi, Klavier Modest Mussorgski Bilder einer Ausstellung Modest Mussorgski schrieb die „Bilder einer Ausstellung“ im Sommer 1874 als Klavierzyklus zum Gedenken an seinen Freund, den 1873 verstorbenen Architekten und Maler Viktor Hartmann. Der Zyklus ist Wladimir Stassow als dem Initiator jener Gedenkausstellung gewidmet, die den unmittelbaren Anlass zur Komposition gab, und seit der ersten Veröffentlichung fünf Jahre nach Mussorgskis Tod ist auch das von ihm und Stassow überlieferte Programm untrennbarer Bestandteil des Werkes und Unterpfand für seine Popularität. Es nennt fünf Bildtitel, darunter auch drei, die in der betreffenden Ausstellung nicht gezeigt wurden. Möglicherweise hat sich Mussorgski hier auf unveröffentlichte Skizzen zu den betreffenden Bildern oder auf mündliche Schilderungen Hartmanns bezogen. Eine durchaus lose Beziehung hat seine Musik auch zu den real vorhandenen Bildern, ja sie geht weit über eine vordergründig illustrative klangliche Umsetzung visueller Eindrücke hinaus. Der wilde Hexenritt 2 etwa, der Mussorgski angesichts der „Hütte auf Hühnerfüßen“ in den Sinn kam, scheint zunächst wenig mit Hartmanns Entwurf zu tun zu haben. Vielmehr begegnet uns hier Baba Jaga, doch nicht als Märchenhexe, sondern als Gestalt aus der slawischen Mythologie: ursprünglich eine Totengöttin, die die Verstorbenen in die Nachwelt begleitete, reitet sie in einem Mörser und verwischt mit einem Besen ihre Spur hinter sich. So verkörpert sie das zerstörende und zugleich beschützende Prinzip als Bedingung für das Fortbestehen des Lebens aus Tod und Wiedergeburt. Ihr musikalisches Bild in den „Bildern einer Ausstellung“ hat sich von der folkloristisch-dekorativen Vorlage völlig gelöst und steht nicht zufällig an einer Schlüsselposition des Zyklus: attacca führt ihr Ritt zum großen Tor von Kiev, dem nach den altrussischen Recken benannten „Bogatyr-Tor“. Basis des monumentalen Schlusssatzes ist nochmals das Promenade-Thema „in modo russico“, das einst den Weg durch die Ausstellung nachzeichnete 13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg und heute durch das Programm führt. Im Finale entwickelt es sich mit zusätzlichem motivischem Material – einem Choral aus der russischen Liturgie und Glockengeläut - zu einer grandiosen Apotheose und schafft einen mystischen, quasi sakralen Raum der Erinnerung. Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ sind erst durch die Orchestrierung von Maurice Ravel 1922 im Konzertsaal heimisch geworden. Für ihre anhaltende Beliebtheit spricht die große Zahl von Bearbeitungen für verschiedene Besetzungen. Aber gleich ob Original oder Instrumentierung – es scheint kaum möglich, die Ausdruckskraft der Musik Mussorgskis in Hartmanns Bildern wiederzufinden. Die wenigen erhaltenen Vorlagen zeigen, wie bescheiden die malerische Anregung im Verhältnis zur musikalischen Umsetzung war; Hartmann war gewiss nicht das Maler-Genie, das Mussorgski voll Zuneigung in ihm sah. Doch seine Arbeiten im dekorativen altrussischen Stil stellten seinerzeit eine eigenwillige Antithese zum etablierten klassizistischen Stil und bürokratischen Milieu St. Petersburgs dar. Die Idee, die ihnen zugrunde lag, Ihre weiterreichende Bedeutung hat Mussorgski gespürt, mit entfesselter Phantasie ausgeformt und in unvergänglicher Musik verkündet. Modest Mussorgski * 21. März 1839, Toropez, Russland † 28. März 1881, Sankt Petersburg, Russland »Bilder einer Ausstellung« Erinnerungen an Viktor Hartmann Klavierzyklus (Ausschnitte) Entstehung 1874 Dauer der Ausschnitte insgesamt ca. 14 Min. Musik - Malerei - Skulptur 3 Mikolajus Čiurlionis Streichquartett In der Reihe der von Malerei inspirierten Musiker nimmt Mikolajus Čiurlionis eine Sonderstellung ein; er war Komponist u n d Maler und wurde auf beiden Gebieten gleichermaßen bedeutsam. In Kaunas, wo Memel und Neris zusammenfließen, wurde für ihn ein Nationalmuseum errichtet, das älteste Kunstmuseum Litauens, Zeugnis der Wertschätzung für seine Gemälde und Grafiken und für sein Ansehen als Symbolfigur für die Kultur seines Landes. Čiurlionis‘ Doppelbegabung ging mit einer Fähigkeit zu synästhetischer Wahrnehmung einher, mit „Farbenhören“, wobei Töne nicht nur den Gehörsinn aktivieren, sondern auch visuelle Eindrücke auslösen. Inwieweit seine Musikwerke in der zweifachen Sinneswahrnehmung wurzeln, lässt sich kaum nachvollziehen. In seinem malerischen Schaffen indes folgte Čiurlionis der Musik. Er komponierte mehrteilige Gemäldezyklen wie etwa „Sternensonate“, Pyramidensona- 4 te“ oder „Meeressonate“, deren Teile motivisch verbunden und zum Teil mit Satzbezeichnungen versehen sind wie die Sätze eines Musikwerks. Er war tief beeindruckt vom westeuropäischen Symbolismus, dessen Bilder rational nicht zu enträtseln waren, ebenso faszinierten ihn das Studium altindischer Philosophie und vergleichende Religionswissenschaften. Solche Eindrücke scheinen in seinen Gemälden auf: Traumvisionen, Weltschöpfungsberichte. In seiner Musik fühlte er sich zunächst vor allem Tschaikowski und Chopin verbunden und wurde, als er 1901 von der Musikakademie Warschau ans Leipziger Konservatorium in die Kompositionsklasse Carl Reineckes wechselte, emphatischer Bewunderer von Richard Strauss. Ab 1904 engagierte er sich in der litauischen Nationalbewegung, sammelte Volkslieder und beschritt in seinen Werken dennoch einen unabhängigeren Weg, hinaus aus der Dur-Moll-Tonalität und hin zur 13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (1875 –1911): Žinia - Nachricht (1905) freien Reihenbildung. Vollendet hat Čiurlionis ihn nicht; er starb 1911 im Alter von knapp 36 Jahren. Die ersten drei Sätze des Streichquartetts c-Moll entstand während Čiurlionis‘ Studienzeit in Leipzig im Herbst des Jahres 1901. Der im Dezember 1901 nachträglich komponierte vierte Satz konnte vor dem kritischen Ohr Carl Reineckes nicht bestehen, sodass Čiurlionis ihn umarbeiten musste. Erhalten geblieben sind jedoch nur die ersten drei Sätze, und so wurde das Streichquartett 1966 auch erstmals publiziert. Die Umstände seiner Entstehung haben das Werk zweifellos geprägt, die am Leipziger Konservatorium herrschenden ästhetischen Vorstellungen sicherlich den schöpferischen Ehrgeiz des Komponisten eingeschränkt, Struktur, Satzbau und Ausdrucksmittel bestimmt. „Ich könnte ein hundertmal besseres Quartett schaffen“ soll Čiurlionis über sein Werk gesagt haben. Doch Anklänge an volkstümliches Melos aus Dzūkija, der südlichsten der fünf historischen Regionen Litauens, ostinate rhythmische Figuren, Harmonien und melodische Wendungen, die unsere Hörgewohnheiten maßvoll unterlaufen, geben dem Streichquartett einen eigen Reiz. Mikalojus Konstantinas Čiurlionis * 22. September 1875 † 10. April 1911 Streichquartett c-Moll Entstehung 1901 Dauer ca. 17 Min. Musik - Malerei - Skulptur 5 Balys Dvarionas Ta n z e n d e F r e s k e Auch in Balys Dvarionas‘ „Tanzender Freske“ für Violine und Klavier lebt der farbige Abglanz eines Gemäldes weiter. Ist es verloren, vergessen? Existierte das Bild nur in Dvarionas‘ Vorstellung? Der litauische Komponist, Pianist und Dirigent war eine der bedeutendsten Exponenten des litauischen Musiklebens im 20. Jahrhundert. Er erhielt er von frühester Kindheit an Klavier-, Orgel und Violinunterricht und wirkte dann zunächst als Organist. Für einige Jahre leitete er einen Jugendchor und versuchte sich als Stummfilm-Pianist. Nach einer grundlegenden musikalischen Ausbildung ging er nach Leipzig, um dort bei Robert Teichmüller Klavier zu studieren und sich in Kursen bei Stephan Krohl und Sigfrid Karg-Elert in Musiktheorie und Komposition zu vervollkommnen. 1924 legte er sein Examen ab, setzte aber seine pianistische Ausbildung bei Egon Petri in Berlin fort. Zugleich verfolgte er eine Karriere als Pianist. Ab 1928 begann er auch zu dirigieren und besuchte Kurse in Salzburg bei Bruno Walter und seinem damaligen Assistenten Herbert von Karajan. 1939 legte er sein Dirigentenexamen als externer Student in Leipzig bei Hermann Abendroth ab. In den folgenden Jahren leitete er die wichtigsten Symphonieorchester Litauens. Obwohl erste größere Kompositionen bereits Mitte der 1920er Jahre entstanden, intensivierte Dvarionas seine kompositorische Arbeit erst in den 1940er Jahren. Von da an entstanden Werke aller Gattungen: Sinfonien, Konzerte, Ouvertüren, seine Oper „Dalia“, Musik für Film und 6 Theater und zahlreiche Kammermusikwerke für unterschiedliche Besetzungen. Als eine seiner wichtigsten Inspirationsquellen betrachtete Dvarionas die Volksmusik; auch in Harmonik und Rhythmus der „Tanzenden Freske“ scheint sie auf und gibt dem Stück sein unverwechselbares Gesicht. In seinen Werken setzte Dvarionas die von den Vätern der litauischen Komponistenschule Mikalojus Konstantinas Čiurlionis und Juozas Gruodis begründete Tradition fort und verband sie mit seinen an der Romantik und der Kunst des 19. Jahrhunderts orientierten ästhetischen Idealen. Seinen Stil kommentierend schrieb er 1971, dass es, wie er glaube, der Auftrag eines Komponisten sei, Schönheit und Harmonie zu verbreiten, das Gute zu fördern, die Menschen zu bilden und über ihre alltäglichen Routinen zu erheben. Das könnte auch heißen: Aus Musik und Phantasie eine tanzende Freske zu erschaffen. Balys Dvarionas * 06. Juni 1904, Liepāja † 23. August 1972, Vilnius » Ta n z e n d e F r e s k e « für Violine und Klavier Entstehung 1971 Dauer ca. 4 Min. 13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg Rainer Promnitz Barlach-Figuren Rainer Promnitz, seit 1980 Cellist der Dresdner Philharmonie, ist als Komponist mit Orchesterkompositionen, Filmmusiken, Chorwerken und Kammermusik hervorgetreten. Dabei sind die bildkünstlerischen Werke Ernst Barlachs für ihn ein Themenschwerpunkt, der seine kompositorische Arbeit immer wieder auf sich zieht. So geht auch das Klavierquartett in seiner Neufassung 2014 auf einen Zyklus von Kompositionen zurück, in denen sich Promnitz bereits in den 1980er Jahren mit den Arbeiten des norddeutschen Bildhauers auseinandersetzte. Zuerst waren dies Kompositionen für Promnitz‘ Instrument, das Cello, aber darüber hinaus entstanden Werke für Kammerensemble, Orgel solo und das Orchesterstück „Sinfonisches für B.“, das 1987 von der Dresdner Philharmonie uraufgeführt wurde. Was er in den zu den bildhauerischen Werken Barlachs entdeckt und in Musik zu fassen versucht, beschreibt Promnitz selbst in einem kurzen Exposé zu seinem Werk: Rainer Promnitz * 1958 in Dresden »Barlach-Figuren« Fassung für Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier Entstehung 1986, Bearbeitung 2014 Uraufführung 1986, UA dieser Fassung im heutigen Konzert Dauer ca. 27 Min. Musik - Malerei - Skulptur 7 RAINER PROMNITZ: BARLACH-FIGuREN 1. die verlassenen (1912) Barlach drängt seine eigene Verlassenheit in quadratisches Format und schafft 1912 ein Relief, das drei verhüllte Menschen darstellt, der Kälte und Leere des universums ausgeliefert. Das Kompositionsprinzip scheint die Fläche zu sprengen, eine Kommunikation miteinander scheint vergeblich. In der Musik wird Ruhe mit Aktion und Aggression konfrontiert. 2. der sänger (singender klosterschüler, 1931) Ein Mönch singt, die Musik charakterisiert das künstlerische Spannungsfeld Ernst Barlachs als Verfemter während des Nationalsozialismus. Eine große Cellokantilene charakterisiert die Musik, die aus dem tiefen Innern des Sängers entströmt. 3. der wanderer im wind (1934 gestaltet) Ein Mann im Mantel schreitet unbeirrt auf seinem Weg durch Wind und Wetter, Musik kommt aus der Ferne, kulminiert mit einem Marschthema und verschwindet wieder. 4. der apostel (relief aus den Jahren 1924/25) Ein Lehrender bannt mit seiner Gestik den Betrachter auf das deklamierte Wort. Klaviersolo mit deklamierenden Tonwiederholungen. 5. das wiedersehen (doppelplastik, 1926) Der verlorene Sohn kehrt heim, die Musik charakterisiert die Schrecknisse der Vergangenheit und symbolisiert Frieden (Choralzitat „Verleih uns Frieden gnädiglich“.) 6. schwebender engel (mit dem gesicht von käthe kollwitz, aus dem dom zu güstrow, 1927) Musik zum Schwebenden, ein Mensch schwebt und behält seine Erdverbundenheit, ein Ausdruck der Vollkommenheit und des Friedens. Rainer Promnitz 2015 8 13. sep 2015, so, 19.00 uhr, schloss albrechtsberg - Malerei - skulptur Ernst Barlach (1870-1938): Skulpturen in derMusik Gertrudenkapelle Güstrow 9 DARiuS MiLHAuD streichquArtett » A l A M É M o i r e d e PAu l c É z A n n e « Paul Cézanne (1839-1906): Stillleben mit Äpfeln (1893-1894) Auf dem Gebiet der Kammermusik gehörte Darius Milhaud zu den produktivsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Achtzehn Streichquartette wolle er schreiben, teilte er im Juni 1920 in „Le coq parisien“ mit, und achtzehn sind es geworden, geschaffen zwischen 1912 und 1951, neben dreizehn Sonaten für verschiedene Instrumente und drei Streichquintetten sowie zahlreichen weiteren Werken für alle denkbaren kammermusikalischen Besetzungen. Insgesamt hinterließ er mehr als 400 Werke aller Gattungen. Da nimmt es nicht wunder, dass sich Milhaud oft wiederholt und immer wieder ähnliche Ausdrucksbereiche auslotet. Die musikalische Sprache seiner Quartette bewegt sich im Umkreis von Ravels späteren Werken, von Strawinski und Honegger. Weite dynamische Entwicklungen und Kontraste, 10 Pizzicati und Flageolettöne werden wirkungsvoll eingesetzt, Polytonalität wirkt als zusätzlicher Reiz. Fast alle seiner Streichquartette tragen Widmungen: an seine Ehefrau, an Persönlichkeiten, die Milhaud bewunderte, unter ihnen Arnold Schönberg, Francis Poulenc, Gabriel Fauré. Diese Widmungen geben oft Hinweise zum Verständnis der Werke. Das Paul Cézanne gewidmete Quartett Nr.1, das er 1912 im Alter von 20 Jahren schrieb, nimmt dabei eine besondere Stellung ein. Denn Milhaud, geboren in Südfrankreich, fühlte sich den großen Malern seiner Heimatregion seelenverwandt und identifizierte sich mit ihren künstlerischen Absichten. Wie Cézanne, den er von Kindheit an am meisten schätzte, wollte er impressionistische Konzepte von Licht und farbigen Schatten mit 13. sep 2015, so, 19.00 uhr, schloss albrechtsberg klareren Umrissen und Formen zusammenführen, ohne wieder der starren, stilisierten Darstellungsweise früherer Jahre zu verfallen. So begegnen uns in Cézannes Bildern wie in Milhauds Musik die vertrauten Merkmale der provencalischen Landschaft: das blendende Licht, der karge Boden, die Schatten schroffer Felsen und gezackter Bäume und die grelle Mischung von Farben. Im ersten Streichquartett klingt Debussys impressionistische Klangauffassung nach, und so entfaltet auch Milhaud hier die reiche Palette des Streicherklangs mit wirkungsvoller Spieltechnik. Er löst die Strenge der formalen Struktur durch frei bewegtes Tempo, zeichnet durch changierende Stimmung und schwebende Harmonik weiche, dem Sujet von Cézannes Bild entsprechende klangfarbliche Konturen. darius Milhaud * 14. Dezember 1892, Marseille † 22. Juni 1974, Genf s t r e i c h q u A r t e t t n r . 1 o P. 5 »A la mémoire de Paul Cézanne« Entstehung 1912 Uraufführung Herbst 1913 Dauer ca. 15 Min. Musik - Malerei - skulptur 11 Francisco de Goya (1746-1828): Majas al Balcon (ca. 1802) EnRiQuE GRAnADoS goYescAs Auch Enrique Granados hat sich intensiv in malerische Prozesse und Intentionen hineinversetzt. „Ich bin verliebt in die Psychologie von Goya, in seine Palette, in ihn, in seine Muse, die Herzogin von Alba, in seine Fehden mit seinen Modellen, seinen Liebschaften und Romanzen. Wie zartrosa und Weiß der Wangen zu schwarzem Samt kontrastieren; unirdische Geschöpfe, Hände wie Perlmutt und Jasmin….“ Solche Phantasien schwebten ihm vor, als er zwischen 1909 und 1911 seine populäre Pianosuite „Goyescas“ komponierte. Ein Höhenflug an Phantasie und Schwierigkeit sei seine Suite, berichtete er nach Beendigung der ersten Stücke des in zwei Teilen gefassten siebensätzigen Zyklus. 12 Granados selbst spielte Teil I seiner „Goyescas“ im März 1911 erstmals öffentlich in Barcelona, Teil II folgte im Dezember 1914 in Paris. Ein Jahr später begann er mit der Komposition einer gleichnamigen Oper, für die er Themen und Motive aus seiner Klaviersuite orchestrierte und zu einem szenischen Werk in drei Bildern erweiterte. Dabei wurde das Intermezzo hinzugefügt, um einen Szenenwechsel zu überbrücken. Die Oper wurde 1916 in New York uraufgeführt, konnte aber nie einen Platz im Repertoire erobern. Das Intermezzo hingegen verselbständigte sich zu einem beliebten Konzertstück und erfuhr verschiedene Bearbeitungen. Und während es keine Hinweise gibt, dass sich 13. sep 2015, so, 19.00 uhr, schloss albrechtsberg Granados bei der Arbeit an der Klaviersuite „Goyescas“ auf konkrete Bilder Goyas bezogen habe, spielen diese für die Oper wieder eine entscheidende Rolle. Denn anders als bei der Entstehung einer Oper üblich, folgte Granados bei der Komposition von „Goyescas“ nicht dem Libretto, sondern dieses wurde an die bereits existierende Musik angepasst. Und um eine geeignete Handlung zu finden, ließ sich der Librettist wieder von Goyas farbig bewegten Bildern von Majos und Majas, El Pelele und anderen inspirieren. enriQue granados * 27. Juli 1867, lleida, spanien † 14. März 1916, Ärmelkanal interMezzo Aus der oPer »goYescAs« Arrangement für Klavier und Streichquintett von Rainer Promnitz Entstehung der Oper 1915 Uraufführung 1916, New York Dauer ca. 5 Min. Musik - Malerei - skulptur 13 Dalia Schmalenberg wurde in Litauen geboren und erhielt ihren ersten Violinunterricht bei ihrem Vater (einem Schüler von David Oistrach). Ihr Studium an der Musikhochschule Lübeck bei Petru Munteanu schloss sie 1995 mit dem Diplom ab, es folgte das Konzertexamen bei Zakhar Bron. Sie wirkte als Konzertmeisterin beim RIASJugendorchester, der Philharmonie der Nationen und beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, bevor sie 1999 als stellvertretende Konzertmeisterin zur Dresdner Philharmonie kam. Dalia Schmalenberg ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe, u.a. des Violinwettbewerbs Kloster Schöntal (1989 und 1992), des WieniawskiWettberbs in Lublin (Polen, 1988 und 1992) und des Kammermusikwettbewerbs in Triest (2001). Außerdem gastiert sie international als Solistin und hat seit 2001 eine Honorarprofessur in Litauen inne. Christiane Liskowsky begann 1988 ihre Ausbildung an der Spezialschule der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Sie nahm mehrfach sehr erfolgreich am Bundeswettbewerb »Jugend musiziert« teil und spielte im Bundesjugendorchester. 1994 gründete sie das »Junge Dresdner Klaviertrio«. Von 1995 an studierte sie an der Dresdner Musikhochschule bei Prof. Ulbricht. Meisterkurse besuchte sie unter anderem bei Igor Ozim und Christoph Schickedanz. Es folgte ein Aufbaustudium, u.a. am Royal Northern College of Music in Manchester bei Yossi Zivoni und Matthias Wollong in Dresden. Seit 2004 spielt sie in der Dresdner Philharmonie. Darüber hinaus wirkt sie kammermusikalisch in verschiedenen Ensembles mit. 14 13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg Harald Hufnagel studierte bei Prof. Emile Cantor an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Eine intensive kammermusikalische Zusammenarbeit mit Dirk Mommertz vom Fauré Klavierquartett prägten seine musikalische Ausbildung ebenso wie Kurse beim Freiburger Barockorchester, Thomas Riebl, Jürgen Kussmaul, dem Mandelring Quartett und Jeunesse Moderne auf Schloss Weikersheim. Im Jahr 2008 gewann er als Mitglied des Orion Klavierquartetts den Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Preis in Berlin. Kammermusikalische Konzertreisen führten ihn in viele europäische Länder, Japan, Syrien, Jordanien und in den Libanon. Erste Orchestererfahrung sammelte Harald Hufnagel im Landesjugendorchester Baden-Württemberg und im Bundesjugendorchester. Als Gründungsmitglied des Jungen Klangforum Mitte Europa arbeitete und konzertierte er an vielen historisch bedeutsamen Orten Europas wie z.B. Terezín/Theresienstadt. Er war zunächst bei den Bochumer Symphonikern und den Duisburger Philharmonikern tätig. 2011 kam er als Bratschist zur Dresdner Philharmonie, seit 2013 ist er außerdem Mitglied des Philharmonischen Kammerorchesters. Musik - Malerei - Skulptur 15 Rieko Yoshizumi die gebürtige Japanerin studierte an der Staatlichen Hochschule für Kunst und Musik Tokyo bei Akiko Iguchi und an der Hochschule für Musik Detmold bei Friedrich Wilhelm Schnurr. Weitere wichtige künstlerische Anregungen erhielt sie von Robert Szidon. Sowohl als Solistin als auch als Kammermusikerin hat sie zahlreiche Rundfunk- und CD-Produktionen (u.a. Genuin, Crescendi, Kaleidos) veröffentlicht, die hervorragende Rezensionen erhalten haben. Ihre Konzerttätigkeit umfasst Einladungen zu renommierten Konzertreihen und Festivals in Europa, Asien und Südamerika. Sie wird regelmäßig als Jurorin zum Internationalen KlavierWettbewerb nach Tschechien eingeladen und gibt Meisterkurse für Klavier und Kammermusik in Spanien, Japan und Peru. Rieko Yoshizumi unterrichtete an der Hochschule für Musik Detmold und an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Im Jahre 2000 wurde sie dort zur Professorin ernannt. Rainer Promnitz wurde ab 1966 in Dresden ausgebildet, zunächst an der Bezirksmusikschule »Paul Büttner« und der Spezialschule für Musik Dresden, von 1975 bis 1980 an der Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in den Fächern Violoncello und Komposition. 1988/89 war er Meisterschüler im Fach Komposition an der Berliner Akademie der Künste. Er ist seit 1980 Cellist der Dresdner Philharmonie. Außerdem komponiert und arrangiert er, tritt mit dem Kammerensemble der Dresdner Philharmonie auf und leitet Jugendprojekte. Donatus Bergemann wurde in Bad Liebenwerda geboren und erhielt ab seinem siebten Lebensjahr Klavierunterricht. Mit 13 Jahren kam der Kontrabass hinzu. Nach einem Vorstudienjahr an der Dresdner Musikhochschule begann er 1972 dort sein Kontrabass-Studium, das er 1977 mit dem Diplom abschloss. Später nahm er Unterricht bei Eugen Röder, dem damaligen stellvertretenden Kontrabassisten der Dresdner Philharmonie. Er war zunächst Solobassist am Gerhard-HauptmannTheater in Görlitz, bevor er 1980 Mitglied der Dresdner Philharmonie wurde. Zudem spielt er im Philharmonischen Kammerorchester und in der Capella Sagittariana Dresden. Seine besondere Liebe gilt der Barockmusik. www.dresdnerphilharmonie.de 16 13. SEP 2015, So, 19.00 Uhr, Schloss Albrechtsberg Musik - Malerei - Skulptur 17 grosse kunst BrauCht gute freunde WIR DANKEN DEN FÖRDERERN DER DRESDNER PHILHARMONIE SONDERKONZERT 20. seP 2015, SO, 18 uhr, KREuZKIRCHE Mozart Requiem Peter Schreier zum 80.Geburtstag B E NE FIZ KONZ E RT FÜ R DIE KONZ E RTOR GE L IM KU LTU R PAL AST Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791) Ave verum corpus D-Dur KV 618 Requiem d-Moll KV 626 eine Veranstaltung des Fördervereins der Dresdner philharmonie e. V. BENEFIZ KONZERT BesuCHerserViCe Weisse Gasse 8 | teleFON 0351 4 866 866 www.dresdnerphilharmonie.de 18 19 © gmp - Gerkan, Marg und Partner Heide Süß & Julia Distler Impressum Dresdner Philharmonie Postfach 120 424 01005 Dresden Besucherservice Telefon 0351 4 866 866 [email protected] Chefdirigent: Michael Sanderling Ehrendirigent: Kurt Masur Erster Gastdirigent: Bertrand de Billy Intendanz: Frauke Roth Text: Johanna Andrea Wolter Redaktion: Adelheid Schloemann Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft, Abdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin. Grafische Gestaltung: büro quer Druck: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH Preis: 2,00 € Bildnachweise: Wikimedia Commons: 3, 5, 11, 13 Rainer Promnitz: 9 Marco Borggreve: 14-17 Jan Gutzeit: 16 (Rieko Yoshizumi)