Grundlagen der Physiologie Regulation www.icbm.de/pmbio © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Mensch und Affe Was unterscheidet uns vom Affen? 5 %? © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 1 Nachbar Was unterscheidet Sie von Ihrem Nachbarn? © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Regulation Was unterscheidet uns vom Affen? Was unterscheidet Sie von Ihrem Nachbarn? Regulation ist die Antwort. © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 2 Einige Regulationsmechanismen mRNA DNA Enzym A Transkription Translation Katalyse B Regulatorprotein © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Reaktion Chemische Reaktion A + B → C Wovon hängt ab, ob die Reaktion abläuft? • Konzentrationen, Druck, Temperatur ... • 'Neigung' der Edukte zu reagieren - Energiebilanz der Reaktion, Reaktionsenthalpie - Entropie - Aktivierungsenergie © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 3 Die Bedeutung irreversibler Schritte • bedeuten Energieverlust • legen Stoffwechselrichtung fest • erfordern Umwege für Rückweg © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Katalyse Katalyse Übergangszustand • Reaktanten müssen Energieschwelle 'Aktivierungsenergie' überwinden • Nur Reaktionen mit DG <= 0 laufen spontan ab • Katalysator verringert Aktivierungenergie, beschleunigt Reaktion, ändert nicht DG • Katalysator bleibt am Ende unverändert © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 4 Enzyme Enzyme • Proteine • Meist mehrere Untereinheiten in Komplexen, z.B. a2b2g • Aktives oder katalytisches Zentrum mit funktionalen Gruppen aus z.B. - Aminosäureresten (z.B Histidin-Reste) - Metallionen oder Spurenelement (z.B. Fe, Selenocystein) - fest gebundene = prosthetische Gruppe (z.B Häm) - Bindungsstelle für Coenzyme (kleinere funktionelle Moleküle z.B. NAD) • Oft allosterisches Zentrum, das Regulation erlaubt • Diverse Bindungstypen an Wechselwirkungen beteiligt: Ionenbindung, Wasserstoffbrücken, van-der-WaalsKräfte, koordinative oder Komplexbindung an Metallionen © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Enzym-Klassen Enzym-Klassen nach Reaktionstyp Sechs Klassen von Enzymen mit verschiedenen Funktionen: • Oxidoreduktasen, die Redoxreaktionen katalysieren. • Transferasen, die funktionelle Gruppen von einem Substrat auf ein anderes übertragen. • Hydrolasen, die Bindungen unter Einsatz von Wasser spalten. • Synthasen, auch Lyasen genannt, die die Synthese komplexerer Produkte aus einfachen Substraten katalysieren, allerdings ohne Spaltung von ATP. • Isomerasen, die die Umwandlung von chemischen Isomeren beschleunigen. • Synthetasen oder Ligasen, die die Bildung von Substanzen katalysieren, die chemisch komplexer sind als die benutzten Substrate, allerdings im Unterschied zu den Synthasen unter ATPSpaltung, enzymatisch wirksam sind. © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 5 Enzym-Katalyse wikipedia.de Wie bewirkt ein Enzym die Katalyse? • Substrate binden spontan, aber spezifisch im katalytischen Zentrum zum Enzym-Substrat-Komplex • Durch Wechselwirkungen mit verschiedenen Gruppen im Enzym wird die Wahrscheinlichkeit des Eintritts des Übergangszustandes und damit der Reaktion erhöht. • Enzyme arbeiten reversibel. Aber nur Reaktionen mit ∆G<=0 werden rückwärts laufen! • Von zwei Substraten mit unterschiedlichen Massen (Isotopen) werden die leichteren Formen etwas bevorzugt umgesetzt (→ Isotopenfraktionierung). © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Regulation der Enzymaktivität • Substratkonzentration KM-Wert Irreversible Schritte • Produkthemmung Reversibilität der Enzymkatalyse, Rückreaktion • Feedback-Hemmung 1. Schritt eines Wegs Allosterisches Zentrum • Isozyme Mehrere Enzyme, mehrere Regulationsmöglichkeiten • Kovalente Modifikation Vgl. Allosterische Regulation, stabiler, braucht weitere regulierte Enzyme © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 6 Abhängigkeit der Umsatzrate eines Enzyms von der Substratkonzentration • Die Umsatzrate von Enzymen ist meistens durch die niedrige Substratkonzentration begrenzt. Die Konzentration, bei der die Rate halbmaximal wird, heißt Halbsättigungskonstante oder KM-Wert. • Hohe Substratkonzentrationen hemmen oft die Umsatzsrate. © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Michaelis-Menten-Beziehung vmax . [s] v = KM + [s] v : Umsatzrate eines Enzyms (nmol s-1) vmax : ohne Substratlimitierung maximal erreichbare Umsatzrate des Enzyms [s] : Substratkonzentration KM : Halbsättigungskonstante, Konzentration mit halbmaximaler Umsatzrate © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 7 Kompetitive Hemmung Kompetitive Hemmung Beispiel: Succinat Malonat COO- COO- CH2 CH2 CH2 COO- COO- hemmt SuccinatDehydrogenase kompetitiv • Kompetivtive Hemmstoffe ähneln dem Substrat und konkurrieren mit ihm um die Substrat-Bindestelle im katalytischen Zentrum, werden aber nicht umgesetzt. • Die Hemmung ist reversibel und abhängig von den Konzentrationen von Substrat und Inhibitor. • Auch hohe Produktkonzentrationen hemmen die Katalyse. © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Allosterische Enzyme Allosterische Enzyme • Regulation der Enzymaktivität durch Bindung außerhalb des katalytischen Zentrums • Effektor kann je nach Enzym Aktivator oder Inhibitor ('nicht-kompetitiv') sein • Auch Aktivierung oder Hemmung durch Übertragung von kovalent gebunden Gruppen (z.B. Methylgruppe) möglich © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 8 Endprodukthemmung Endprodukthemmung Enzym 1 Enzym 2 Enzym 3 Enzym 4 A → B → C → D → E • Oft wird der erste Schritt eines Stoffwechselweges reguliert. • Bei der Endprodukthemmung, auch Feedback-Hemmung genannt, 'meldet' das Endprodukt als Inhibitor dem ersten Enzym, dass genügend Produkt gebildet wurde und drosselt die weitere Produktion. • Regulation wird auch auf der Ebene der Enzymbildung (DNA, RNA...) bewirkt. • Katabolismus erfordert andere Regualtionsmuster als die der Biosynthesewege. © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Pasteur-Effekt o Gärung anaerob (Glucose → 2 Ethanol + 2 CO2) o Hefe wächst aber bevorzugt aerob o dennoch: Belüftung verlangsamt Glucose-Umsatz drastisch o macht Sinn, da durch aerobe Atmung ≈20 Mal mehr ATP gebildet werden kann o Mechanismus: allosterische Hemmung eines Enzyms der Glykolyse (Phosphofructokinase) durch ATP, das bei aerobem Glucose-Umsatz reichlich zur Verfügung steht © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 9 Bakterium auf der Suche nach dem Schlaraffenland © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Bandenbildung sulfatreduzerierender Bakterien in zwei verschiedenen Konzentrationen in Gegenwart von Sulfat oder Thiosulfat und ohne Schwefelverbindung Vgl. Kaffee mit Milch, mit Milch + Zucker oder schwarz © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 10 o Y-P → CW und 'Tumble', Y → CCW und 'Run' o Z dephosphoryliert Y-P langsam o A erfährt Autophosphorylierung, überträgt P-Gruppe nach Y oder nach B o B-P demethyliert MCP (methyl-accepting chemotaxis protein), hält es so sensibel o R methyliert MCP langsam, macht es insensibel Regulation des Flagellenmotors © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio o Y-P → CW und 'Tumble', Y → CCW und 'Run' o Z dephosphoryliert Y-P langsam o A erfährt Autophosphorylierung, überträgt P-Gruppe nach Y oder nach B o B demethyliert MCP(methyl-accepting chemotaxis protein), hält es so sensibel o R methyliert MCP langsam, macht es insensibel o Attractant verändert W, W unterbindet jetzt Autophosphorylierung und somit Bildung von Y-P und B-P o einerseits → Run, andererseits: MCP wird mit der Zeit insensibel → Tumble © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 11 Regelung auf der Ebene der Genexpression o Repression (typisch für Biosynthesewege) o Induktion (= Derepression, typisch für Abbauwege) o langsam aber nachhaltig wirkend o Operon: Promotor + Operator + Strukturgene o Regulatorische Wechselwirkung von DNA und Regulatorproteinen (manchmal RNA und DNA) o sowie von Regulatorproteinen und div. Effektoren © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Wechselwirkungen o Aktivator-Proteine erleichtern Bindung der RNA-Polymerase o Repressor-Proteine regulieren Ablesestart o Attenuation (bei Prokryoten) basiert auf der Wechselwirkung von mRNA und DNA o Katabolit-Repression (Katabolismus eines bevorzugten Substrats) o Endprodukt-Repression (vgl. EndproduktHemmung!) bei anabolischen Prozessen © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 12 Das lac-Operon von E. coli Regulon: Gruppe von Operons, die durch denselben Regulator reguliert werden, bei globalen Regulatoren (wie z.B. Hunger): Modulon ... © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio Regulation der Tryptophan-Synthese (A) Endprodukt-Repression: In Gegenwart von Tryptophan wird die Transkription durch einen Tryptophanbindenden Repressor verhindert. (B) Attenuation: Vor den Strukturgenen liegt die Nukleotidsequenz für ein Tryptophan-haltiges Leitpeptid. Wenn in Gegenwart von Tryptophan dieses bereits während der Transkription durch ein Ribosom gebildet wird, kommt es zur Termination der weiteren Transkription durch Haarnadelstrukturen in der mRNA © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 13 © Heribert Cypionka www.icbm.de/pmbio 14