vierte Wettbewerb - Diltheyschule Wiesbaden

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Neue Aufgabe
Einsendeschluss: 15. Dezember 2009
Copyright by Lukas Hübner
Lukas Hübner, Klasse 9b (G8), Marlene Hübner, Klasse 7a (G8)
Chemielehrerin (9b): Frau Beljan,
Chemielehrer (7a): Herr Teske
Diltheyschule Wiesbaden
Georg-August-Str. 16
65195 Wiesbaden
Chemie – mach mit!
Zu Aufgabe 1:
Führe die Versuche 1 und 2 durch, protokolliere deine Beobachtungen tabellarisch und
erkläre die unterschiedlichen Ergebnisse!
Versuchsprotokoll zu Versuch 1:
Schäle frische Ananas, schneide sie in kleine Stücke und püriere sie etwas durch
Zerquetschen mit einer Gabel. Friere einen Teil ein, koche einen zweiten Teil in einem Topf
unter Rühren ca. 2-3 Minuten auf und lasse den Rest unbehandelt. Gib in 4 Trinkgläser je 1
Esslöffel Naturjoghurt (stichfrei) und füge in ein Glas frische, in ein Glas aufgetaute und in
ein Glas aufgekochte (und erkaltete) pürierte Ananasstücke hinzu. Das 4. Glas dient als
Vergleich. Rühre um und nimm sofort und danach innerhalb einer Stunde im Abstand von 10
Minuten Geschmacksproben. Prüfe jeweils auch die Festigkeit des Joghurts. Wiederhole den
Versuch mit grüner Kiwi und einer anderen Obstsorte deiner Wahl.
Versuchsbeschreibung:
Material:
- 10 Gläser (bzw. Tassen und kleine Teller)
- Löffel
- frische Ananas
- frische Kiwi
- frische Orangen
- 1 großer Becher Naturjoghurt
- Topf
- Herd
- Wasser
- großes Messer
- Gabel
- Gefrierfach
- 3 Gefrierbehälter
Aufbau und Durchführung:
Wir haben eine frische Ananas mit einem großen Messer geschält, in kleine Stücke
geschnitten, die Stücke mit einer Gabel zerstampft und in drei Portionen aufgeteilt. Dasselbe
haben wir auch mit einer frischen Kiwi und einer frischen Mandarine getan. Von jeder der
Früchte haben wir nun jeweils eine Portion eingefroren, eine zweite unter ständigem Rühren
kurz aufgekocht und eine dritte unbehandelt gelassen. Dann haben wir zunächst jeweils
einen Esslöffel Joghurt auf insgesamt sechs Schälchen verteilt und die drei aufgekochten
und die drei frischen Obstportionen darin verrührt. In ein siebtes Schälchen haben wir nur
den reinen Joghurt gegeben. Später haben wir auch noch die drei gefrorenen und wieder
aufgetauten Obstportionen mit jeweils einem Esslöffel Joghurt verrührt. Von allen zehn
Joghurtvariationen haben wir gleich nach dem Verrühren und im Abstand von 10 Minuten
jeweils eine Geschmacksprobe entnommen und die geschmacklichen und sonstigen
Veränderungen im Verlauf von einer Stunde überprüft.
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Beobachtung:
Ananas und Kiwi haben sich beim Kochen
bräunlich verfärbt. Das Fruchtfleisch der
Mandarine dagegen ist noch etwas heller und
gelblicher geworden und hat außerdem einen
bitteren Geschmack angenommen.
Zu den Veränderungen nach dem Mischen des
Fruchtpürees mit Joghurt haben wir folgende
Tabellen angelegt:
Joghurt
Merkmale
zu Beginn
nach 10
Minuten
nach 20
Minuten
nach 30
Minuten
nach 40
Minuten
nach 50
Minuten
nach 1 Stunde
pur
mit frischer
Ananas
mit gekochter
Ananas
mit aufgetauter
Ananas
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
sehr fruchtig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
sehr fruchtig
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
etwas flüssig
etwas sauer
leicht bitter
deutlicher
bitter, etwas
flüssig
bitter,
flüssig
bitter,
flüssig
bitter,
flüssig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
etwas flüssig
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etwas fader
leicht bitter
deutlicher bitter,
etwas flüssig
bitter, etwas
flüssig
bitter, flüssig
bitter, flüssig
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Joghurt
pur
mit frischer
Kiwi
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
etwas flüssig
fruchtig,
cremig
leicht sauer,
cremig
etwas bitter,
cremig
deutlich bitter,
cremig
sehr bitter,
etwas flüssig
sehr bitter,
etwas flüssig
sehr bitter,
etwas flüssig
pur
mit frischer
Mandarine
nach 10
Minuten
nach 20
Minuten
nach 30
Minuten
nach 40
Minuten
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
nach 50
Minuten
frischer Geschmack,
cremige Konsistenz
nach 1 Stunde
frischer Geschmack,
etwas flüssiger
leicht fruchtig,
cremig
leicht fruchtig,
cremig
leicht fruchtig,
cremig
leicht fruchtig,
cremig
leicht fruchtig,
etwas
flüssiger
leicht fruchtig,
etwas
flüssiger
leicht fruchtig,
etwas
flüssiger
Merkmal
zu Beginn
nach 10
Minuten
nach 20
Minuten
nach 30
Minuten
nach 40
Minuten
nach 50
Minuten
nach 1 Stunde
Joghurt
Merkmal
zu Beginn
mit
gekochter
Kiwi
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
cremig
fruchtig süß,
etwas
flüssig
mit aufgetauter
Kiwi
mit
gekochter
Mandarine
bitter,
cremig
bitter,
cremig
bitter,
cremig
bitter,
cremig
bitter,
cremig
mit aufgetauter
Mandarine
bitter,
cremig
leicht fruchtig,
etwas flüssiger
bitter, etwas
flüssiger
leicht fruchtig,
etwas flüssiger
fruchtig, cremig
etwas fader
etwas sauer
etwas bitter
deutlich bitter,
etwas flüssig
deutlich bitter,
etwas flüssig
deutlich bitter,
etwas flüssig
leicht fruchtig,
cremig
leicht fruchtig,
cremig
leicht fruchtig,
cremig
leicht fruchtig,
cremig
leicht fruchtig,
cremig
Erklärung:
Manche Farbstoffe wie zum Beispiel Provitamin A (Beta-Karotin) werden beim Erhitzen
zerstört. Das könnte den Farbverlust beim Erhitzen der Mandarine erklären. Auch Vitamin C
wird beim Kochen vernichtet, so dass die meisten gekochten Früchte süßer schmecken als
das frische Obst. Beim Kochen ist einerseits Flüssigkeit verdampft, so dass die gekochte
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Kiwi und Ananas süßer wurden, weil die Zuckerkonzentration wegen des
Flüssigkeitsverlusts angestiegen ist, und andererseits wird beim Erhitzen auch Vitamin C
(Ascorbinsäure) vernichtet, das einen sauren Geschmack der Früchte bewirkt. Die
Braunfärbung von Kiwi und Ananas nach dem Erhitzen hängt wahrscheinlich damit
zusammen, dass die in den Früchten enthaltenen Zucker beim Erhitzen karamellisiert
wurden (Maillard-Reaktion).
Für den bitteren Geschmack und die veränderte Konsistenz des Joghurts sind Enzyme der
zugesetzten Obstsorten verantwortlich. Für den bitteren Geschmack des Joghurts mit der
frischen und aufgetauten Kiwi ist das Enzym Actinidin verantwortlich. Bei der Zugabe von
frischer oder aufgetauter Ananas zum Joghurt sorgt das Enzym Bromelain für den bitteren
Geschmack. Diese beiden Enzyme sind nicht sehr hitzebeständig, dafür bleiben sie beim
Einfrieren erhalten. Daher schmeckt der Joghurt mit dem erhitzten Kiwi- und Ananaspüree
süß und fruchtig, weil die Enzyme Actinidin und Bromelain beim Erhitzen zerstört wurden
und deshalb weder den Geschmack noch die Konsistenz des Joghurts beeinflussen können.
Sowohl das frische als auch das aufgetaute Fruchtpüree beider Obstsorten enthält aber noch
die jeweiligen Enzyme, die sich im bitteren Geschmack und der Verflüssigung des Joghurts
zeigen.
Aber nicht nur Joghurt, sondern auch alle anderen Milchprodukte mit frischer oder
aufgetauter Ananas oder Kiwi schmecken nach einiger Zeit bitter, weil die Enzyme der
Früchte mit den Proteinen des Joghurts reagieren, indem sie diese in kürzere Molekülketten
umwandeln, die bitter schmecken. In diesem Spaltprozess wird der Joghurt also langsam
bitter und außerdem nach einiger Zeit auch etwas flüssiger, weil die stabilen Netzstrukturen
der Molekülketten, die dem Joghurt die feste Konsistenz verleihen, bei der Spaltung der
Eiweißmoleküle zerstört werden. Da zur Aufspaltung eines Proteins in verschiedene
Aminosäuren beziehungsweise Aminosäureketten auch Wasser benötigt wird, heißt dieser
Vorgang Hydrolyse:
Dass die Mandarine nach dem Kochen überraschenderweise bitter wurde, liegt an den
Bitterstoffen in den Membranen der Pflanzenzellen vieler Zitrusfrüchte. Neben anderen
Bitterstoffen sorgt hauptsächlich Limonin beispielsweise bei Orangen und Grapefruits für
einen leicht bitteren bis sehr bitteren Geschmack. Während die Grapefruit an sich schon
bitter schmeckt, kommt das Limonin bei Orangen und Mandarinen vorwiegend in den
Pflanzenzellen der Schalen und Kerne vor. Beim Auspressen oder Erhitzen des
Fruchtfleisches werden die Zellmembranen beschädigt oder platzen sogar, so dass Limonin
frei wird und einen bitteren Geschmack zum Beispiel in Orangensaft verursacht, während die
frische Frucht meist keinen bitteren Geschmack aufweist.
Zwischen dem Fruchtfleisch der frischen Mandarine und dem Joghurt laufen zwar keine
enzymatischen Reaktionen ab, deren Spaltprodukte als bitter wahrgenommen werden, da
aber der Joghurt trotzdem flüssiger wird, nehmen wir an, dass auch hier Eiweiß spaltende
Enzyme am Werk sind.
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Leider konnten wir aus akutem Zeitmangel (G8!) keine weiteren Früchte auf ihre
Enzymtätigkeit in eiweißhaltigen Nahrungsmitteln wie Joghurt oder Gelatine untersuchen.
Deshalb möchten wir an dieser Stelle nur erwähnen, dass die Papaya und die Feige
ebenfalls Enzyme enthalten, die Eiweißmoleküle in kürzere Moleküle aufspalten. Das Eiweiß
spaltende Enzym der Papaya heißt Papain, das der Feige Ficin.
Die Eigenschaften exotischer Früchte, die eine Spaltung von Eiweißen verursachen, werden
auch als Zartmacher (Tenderizer) für Fleisch in Marinaden genutzt. Hierzu finden häufig
Bromelain und Papain Anwendung.
Anmerkung:
Mit der Züchtung neuer Obstsorten zur Saftgewinnung oder auch der Zugabe verschiedener
Substanzen zum fertigen Saft kann der bittere Geschmack verhindert werden. Chemische
Zusätze bewirken meist, dass ein Ionenaustausch oder eine Absorbtionsreaktion erfolgt. Da
sich Limonin, obwohl es ein Enzym ist, als extrem hitzebeständig erweist, wäre eine
Erhitzung viel zu aufwendig oder würde nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Eine
einfache Möglichkeit zur maschinellen und rückstandsfreien Entfernung der Fruchtschale, die
ebenfalls bei der Saftgewinnung häufig eingesetzt wird, stellt die vorherige katalytische
Behandlung der eingeritzten Schale mit einen speziellen Enzym (Pectinase) dar.
Mandarinen enthalten außerdem wie auch andere Früchte essenzielle Aminosäuren, die
zwar beim Obst in einer geringeren Menge, dafür aber in größerer Vielfalt vorkommen als in
Fleisch oder Milch- und Getreideprodukten. Und Aminosäuren sind wiederum die Bausteine,
aus denen Eiweiße wie zum Beispiel Enzyme bestehen. So ist es auch denkbar, dass sich
die Eiweiß spaltenden Enzyme erst in der Reaktion mit den Proteinen des Joghurts bilden
und dessen Eiweißmoleküle in solche aufspalten, die eine flüssigere Konsistenz aufweisen
als die ursprünglichen langkettigen Moleküle. Dies würde zumindest erklären, warum der
Joghurt (und auch die Gelatine in Versuch 2) nach der Zugabe von Fruchtfleisch frischer
Mandarinen flüssiger wird (und sich ein Gummibärchen unter Zugabe von Wasser in frischen
Mandarinenpüree nach einiger Zeit auflöst, wie wir in einem Versuch unter Aufgabe 2
beobachten konnten), obwohl wir weder in unseren Lehrbüchern noch im Internet einen
Hinweis darauf gefunden haben, dass Mandarinen Eiweiß spaltende Enzyme enthalten.
Versuchsprotokoll zu Versuch 2:
Bereite Gelatine nach Anleitung auf der Packung (Blatt- oder Pulvergelatine) und verteile die
noch warme Lösung auf 4 Joghurtbecher. Sobald die Gelatine fest ist, belege die Oberfläche
mit Fruchtstücken oder Fruchtpüree wie in Versuch 1 (ein Gelatinebecher wird nicht belegt
und dient als Vergleich). Überprüfe die Gelatineoberfläche nach 5 Minuten, stelle die Becher
dann mit Folie abgedeckt in den Kühlschrank und überprüfe nochmals in größeren
Abständen, das letzte Mal nach zwei Tagen. Statt Gelatine kannst du auch Götterspeise
nehmen.
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Versuchsbeschreibung:
Material:
- 4 Becher Götterspeise
- Fruchtstückchen von Ananas, Kiwi und Mandarine
- Alufolie
- Kühlschrank
Aufbau und Durchführung:
Wir belegen bei drei Bechern Götterspeise die Oberflächen mit Ananas-, Kiwi- und
Mandarinenstücken. Den vierten Becher Götterspeise nehmen wir als Vergleich für unsere
Beobachtungen.
Beobachtung:
Um alle drei Fruchtsorten verflüssigt sich die Gelatine
schon nach etwa ein bis zwei Stunden. Während des
Abkühlens im Kühlschrank zeigt dieser Prozess jedoch
zunächst keine weiteren beobachtbaren Fortschritte. Am
nächsten Morgen ist die Götterspeise mit Ananas und
Kiwi bereits völlig flüssig geworden und am zweiten Tag
schließlich auch die Götterspeise mit den
Mandarinenstückchen. Die Gelatine im vierten Becher
ohne Fruchtpüree blieb unverändert fest.
Erklärung:
Bromelain und Actinidin gehören als Proteasen zu den hydrolytisch wirkenden Enzymen
oder Hydrolasen, da sie Eiweiße (also auch Gelatine) unter Mitwirkung von Wasser spalten.
Einige Peptidbindungen in verschiedenen Proteinen wie etwa in Gelatine werden so in
kürzere Molekülketten aufgespalten. Gelatine ist ein Polypeptid und entsteht aus der
Verbindung vieler Aminosäure-Moleküle mittels Peptidbindungen, wobei Wasser (H2O)
abgespalten wird. Eine chemische Reaktion, bei der Moleküle unter Abspaltung von Wasser
miteinander verbunden werden, heißt Kondensation. Die umgekehrte Reaktion, also die
Spaltung eines längeren Moleküls unter Mitwirkung von Wasser nennt sich Hydrolyse.
Infolge der enzymatischen Spaltung des Peptidmoleküls werden kürzere Peptidketten mit
neuen und oft ganz andersartigen Eigenschaften gebildet. Die Gelatine wird beispielsweise
nicht mehr fest beziehungsweise wieder flüssig und der Joghurt erhält einen bitteren
Geschmack.
Die Reaktionsgeschwindigkeit von Enzymen ist abhängig vom Fortschritt der Reaktionen,
die bereits stattgefunden haben, dem Mengenverhältnis der Enzyme und der Substanz,
deren Moleküle gespalten werden, dem ph-Wert der Umgebung und der Temperatur. Zu
Beginn der enzymatischen Reaktionen und bei höheren Temperaturen laufen die
Spaltprozesse schneller ab. Außerdem reagieren verschiedene Enzyme unterschiedlich
stark mit anderen Stoffen. Diese Reaktionsfreudigkeit wird auch Affinität (lateinisch: affinitas
- Verwandtschaft) genannt, weil verwandte Stoffe aufgrund ihres ähnlichen Aufbaus und
damit auch ihrer ähnlichen Eigenschaften häufig stärker miteinander reagieren.
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Mandarinen enthalten zwar wie andere Zitrusfrüchte auch Enzyme, die zum Beispiel für den
bitteren Geschmack des erhitzten Fruchtfleischs sorgen und dafür, dass sich die Früchte
braun verfärben und schneller verderben, wenn sie im Kühlschrank aufbewahrt werden, aber
wir haben trotz intensiver Recherche keinen Hinweis darauf gefunden, dass Mandarinen
Eiweiß spaltende Enzyme enthalten wie Ananas, kiwi, Papaya und Feige. Da jedoch
Gelatine aus einer Vielzahl verschiedener Aminosäuren besteht und alle Früchte ebenfalls
Aminosäuren (vor allem ungesättigte) enthalten, könnten sich diese auch zu langen
Molekülketten verbinden und so Peptide wie zum Beispiel auch Enzyme bilden.
Die etwas langsamere Verflüssigung der Gelatine mit Mandarinenstückchen könnte also
verschiedene Gründe haben:
1. Es besteht eine geringere Affinität der Enzyme zu den Aminosäureverbindungen in
der Gelatine.
2. Die Enzyme benötigen eine andere Temperatur, um ihre Wirkung stärker zu entfalten.
3. Die Menge des Mandarinenpürees im Verhältnis zur Menge der Gelatine war
geringer als bei den beiden anderen Obstsorten.
4. Das Fruchtfleisch der Mandarine enthält von Natur aus weniger Eiweiß spaltende
Enzyme oder sogar gar keine, sondern diese werden erst gebildet, indem sich
verschiedene Aminosäuren zu längeren Molekülketten zusammenschließen.
Zwischen der Gelatine und allen drei Fruchtsorten
sind eindeutig enzymatische Reaktionen abgelaufen,
die zur Verflüssigung der ursprünglich festen Gelatine
geführt haben. Ohne die Mitwirkung von Enzymen
bleibt Gelatine nämlich sowohl im Kühlschrank als
auch bei Zimmertemperatur einige Tage lang fest,
ohne sich zu zersetzen oder flüssig zu werden. Das
beweist der vierte Becher Götterspeise, dem wir keine
Fruchtstückchen zugegeben haben.
Zu Aufgabe 2:
Entwickle eigene Versuche zur Überprüfung deiner Erklärungen und berichte.
Versuch A:
Wir belegen kleine Eiweißstückchen eines Spiegeleis mit frischem Ananas-, Kiwi- und
Mandarinenpüree. Die belegten Eiweißstückchen lassen wir über Nacht bei
Zimmertemperatur stehen.
Versuchsbeschreibung:
Material:
- Eiweiß eines Spiegeleis
- frisches Fruchtpüree von Ananas, Kiwi und Mandarine
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Aufbau und Durchführung:
Von einem Spiegelei schneiden wir drei Eiweißstücke ab
und belegen diese mit etwas frischem Fruchtpüree einer
Ananas, einer Kiwi und einer Mandarine. Am nächsten
Tag überprüfen wir die Konsistenz und den Geschmack
der drei Eiweiß-Frucht-Proben.
Beobachtung:
Während die Eiweißstücke mit Kiwi und Mandarine sich
weder geschmacklich noch farblich oder in ihrer Festigkeit
verändert haben, ist das mit Ananas belegte Eiweißstück
am folgenden Tag weich und matschig geworden (wie eine zerkochte Nudel) und weist sogar
einen ganz schwach bitteren Beigeschmack auf. Außerdem ist das Ananaspüree stärker
eingetrocknet als das andere Fruchtpüree.
Erklärung:
Das Eiweiß zersetzende Bromelain aus der Ananas zeigt eine höhere Affinität zum
denaturierten Hühnereinweiß als das Actinidin aus der Kiwi. Im frischen Fruchtfleisch der
Mandarine sind keine Enzyme mit beobachtbarer Affinität zu Hühnereiweiß vorhanden. Die
verstärkte Austrocknung des Ananaspürees deutet ebenfalls auf eine hydrolytische Reaktion
hin, wie sie bei der enzymatischen Spaltung von Peptiden abläuft.
Versuch B:
Wir geben ein Stückchen gekochtes Eiweiß, etwas rohes Eiweiß, ein Gummibärchen
(beziehungsweise Bio-Gummifrüchtchen, das aber aus den gleichen Zutaten besteht wie
herkömmliche Gummibärchen) und einige Haare jeweils in flüssiges Vollwaschmittel,
frisches Ananaspüree, frisches Kiwipüree, frisches Mandarinenpüree und zum Vergleich
auch in Leitungswasser.
Versuchsbeschreibung:
Material:
- 15 Schälchen
- flüssiges Vollwaschmittel
- frisches Ananaspüree
- frisches Kiwipüree
- frisches Mandarinenpüree
- gekochtes Hühnereiweiß
- Gummibärchen beziehungsweise Bio-Gummifrüchtchen (mit Schweinegelatine)
- abgeschnittene Haarsträhnen
Aufbau und Durchführung:
Um zu überprüfen, welche Enzyme mit welchen anderen Proteinen reagieren, indem sie
diese aufspalten und so deren Konsistenz verändern, geben wir gekochtes Hühnereiweiß,
gelatinehaltiges Fruchtgummi und abgeschnittene Haare jeweils in flüssiges Vollwaschmittel,
frisches Ananaspüree, frisches Kiwipüree und frisches Mandarinenpüree. Die verschiedenen
Mischungen lassen wir über Nacht bei Zimmertemperatur stehen.
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Beobachtung:
Die meisten Unterschiede – von matschig über unverändert bis gummiartig fest - haben sich
bei der Reaktion der verschiedenen Enzyme mit dem gekochten Hühnereiweiß ergeben. Auf
das gelatinehaltige Fruchtgummi haben praktisch alle getesteten Enzyme mehr oder weniger
stark reagiert, jedoch ohne es vollständig aufzulösen. Auf die Zugabe von Haaren haben alle
enzymhaltigen Substanzen mit Flüssigkeitsverlust oder der Bildung eines zähflüssigen
gelartigen Stoffes reagiert, ohne jedoch die Eigenschaften der Haare merklich zu verändern.
Zugegebene
Proteine
gekochtes
Enzymhaltige
Hühnereiweiß
Substanz, H2O
flüssiges
Eiweiß beginnt nach
Vollwaschmittel
ca. 7 Stunden, fester
und gummiartiger zu
werden. Am folgenden
Tag hat es beinahe die
Festigkeit eines
Kunststoffradiergummis
erreicht.
frisches
Ananaspüree
Nach ca. 3-4 Stunden
wird das Eiweiß schon
etwas weicher. Nach 78 Stunden wirkt das
Fruchtfleisch schon
etwas vertrocknet. Am
folgenden Tag fühlt
sich das Eiweiß
ziemlich matschig an,
das Fruchtpüree ist
eingetrocknet.
Fruchtgummi mit
Schweinegelatine
menschliche
Haare
Nach ca. einer
Stunde trübt sich
das Flüssigwaschmittel rund um
das Fruchtgummi.
Die Trübung nimmt
in den folgenden 4-5
Stunden zu, es
bildet sich eine Haut
und eine glibberige
Substanz rund um
das Fruchtgummi,
das sich jedoch
nicht auflöst.
Das Fruchtgummi
wird nach 1-2
Stunden glasig und
etwas kleiner, es
bildet sich viel
Flüssigkeit, aber das
Fruchtgummi löst
sich auch über
Nacht nicht
vollständig auf,
obwohl es deutlich
kleiner wird.
Nach ca. 7-8
Stunden wird das
Flüssigwaschmittel
etwas trüb und
zähflüssig. Danach
verändert sich auch
in den folgenden
Tagen nichts mehr.
An den Haaren sind
keine merklichen
Veränderungen
feststellbar.
Die Mischung bleibt
über Stunden hin
unverändert und
wirkt erst am
folgenden Tag
etwas eingetrocknet.
An den Haaren sind
keine merklichen
Veränderungen
feststellbar.
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Zugegebene
Proteine
gekochtes
Enzymhaltige
Hühnereiweiß
Substanz, H2O
frisches Kiwipüree Das Eiweiß zeigt keine
veränderte Konsistenz,
sondern wirkt auch am
folgenden Tag noch
ziemlich frisch im
Vergleich zu einer
etwas vertrockneten
Probe eine gekochten
Eiweißstückchens, das
einfach über Nacht bei
Zimmertemperatur
liegen geblieben ist.
Die Fruchtstückchen
sind etwas
eingetrocknet.
frisches
Das Eiweiß zeigt keine
Mandarinenpüree veränderte Konsistenz,
sondern wirkt auch am
folgenden Tag noch
ziemlich frisch im
Vergleich zu einer
etwas vertrockneten
Probe eine gekochten
Eiweißstückchens, das
einfach über Nacht bei
Zimmertemperatur
liegen geblieben ist.
Das Fruchtfleisch ist
etwas eingetrocknet.
Leitungswasser
Keine Veränderung
Fruchtgummi mit
Schweinegelatine
menschliche
Haare
Das Fruchtgummi
wird nach ca. 2
Stunden an den
Rändern etwas
weicher und
glasiger. Es löst sich
aber auch über
Nacht nicht auf.
Die Mischung bleibt
über Stunden hin
unverändert und
wirkt erst am
folgenden Tag etwas
eingetrocknet. An
den Haaren sind
keine merklichen
Veränderungen
feststellbar.
Das Fruchtgummi
wird nach ca. 2
Stunden etwas
glasig löst sich aber
auch über Nacht
nicht auf.
Die Mischung bleibt
über Stunden hin
unverändert und
wirkt erst am
folgenden Tag etwas
eingetrocknet. An
den Haaren sind
keine merklichen
Veränderungen
feststellbar.
Fruchtgummi trübt
sich etwas, quillt
stark auf, löst sich
aber nicht einmal
teilweise auf
Keine Veränderung
Erklärung:
Gelatine besteht aus vielen verschiedenen Aminosäuren, so dass die Affinität verschiedener
Eiweiß spaltender Enzyme zu einer oder mehreren dieser Aminosäureverbindungen sehr
wahrscheinlich ist. Werden nun bei der enzymatischen Reaktion eine oder mehrere
Verbindungen in den Eiweißmolekülen gespalten, beeinträchtigt dies die stabile Netzstruktur
der Gelatine, die ihr die Festigkeit verleiht, und der Fruchtgummi wird weicher oder löst sich
sogar teilweise auf.
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Das eingetrocknete Fruchtfleisch bei einigen Proben ist ein Zeichen für den Verlust von
Wasser, das Proteasen zur Spaltung von Eiweißen im Rahmen der Hydrolyse benötigen.
Die unterschiedlichen Ergebnisse in der Wirkung der
Proteasen auf das Hühnereiweiß zeigen, dass
unterschiedliche Enzyme auch unterschiedlich auf die
verschiedenen Eiweißarten ansprechen. Das heißt,
jedes Enzym spaltet eine bestimmte Art von
Molekülketten auf eine ganz bestimmte Weise in immer
dieselben kürzeren Molekülketten auf. Jedes Eiweiß
spaltende Molekül, also jede Protease, spaltet ganz
bestimmte Eiweißmoleküle in jeweils ganz bestimmte
andere Moleküle auf. So verhalten sich beispielsweise
die Enzyme Bromelain aus der Ananas und Actinidin aus der Kiwi ähnlich beim Mischen mit
Joghurt, aber doch ziemlich unterschiedlich in der Reaktion mit gekochtem Hühnereiweiß
(siehe auch Versuch F).
Das Ergebnis der Enzymtätigkeit in Bezug auf Haare
fanden wir überraschend unspektakulär. Nach allem,
was wir im Zuge dieser Runde von „Chemie – mach
mit!“ über die Eiweiß spaltenden Eigenschaften von
Bromelain und Waschmittelenzymen gelesen haben,
waren wir doch sehr erstaunt, dass sich die Haare nicht
aufgelöst haben und nicht einmal merklich dünner oder
brüchiger geworden sind, obwohl sie hauptsächlich aus
Eiweiß, dem sogenannten Keratin, bestehen. Nach
unseren Beobachtungen schaden weder Bromelain in
der natürlichen Konzentration in der frischen Frucht
noch die Proteasen aus dem Flüssigwaschmittel den Haaren, so dass uns die Wirkung von
Bromelain – zumindest in der Konzentration, wie sie in frischen Ananas vorkommt - doch
etwas überschätzt erscheint, insbesondere was die Zugabe von Bromelain zu Katzenfutter
(siehe Aufgabe 8) angeht. Wie Bromelain in höheren Konzentrationen wirkt, können wir
allerdings nach unseren Versuchen nicht beurteilen; eine erhöhte Wirkung bei höherer
Wirkstoffkonzentration ist also möglich.
Versuch C:
Zugabe von Wasser zu den etwas eingetrockneten Proben mit Fruchtgummi und
Fruchtpüree beziehungsweise zäh gewordenem Flüssigvollwaschmittel aus Versuch B.
Versuchsbeschreibung:
Material:
- Probe aus Fruchtgummi und Flüssigwaschmittel vom Vortag (siehe Versuch B)
- Probe aus Fruchtgummi und Ananaspüree vom Vortag (siehe Versuch B)
- Probe aus Fruchtgummi und Kiwipüree vom Vortag (siehe Versuch B)
- Probe aus Fruchtgummi und Mandarinenpüree vom Vortag (siehe Versuch B)
- Wasser
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Aufbau und Durchführung:
Wir geben etwas Wasser zu den verschiedenen enzymhaltigen Stoffen mit dem
Fruchtgummi, um festzustellen, ob die Hydrolyse wegen des Mangels an H2O unterbrochen
wurde.
Beobachtung:
Tatsächlich lösen sich die Fruchtgummis nun innerhalb weniger Stunden in den
verschiedenen Fruchtpürees auf, zuerst im Ananaspüree nach etwa einer Stunde und
innerhalb der folgenden Stunde auch im Kiwi- und Mandarinenpüree. Die Enzyme im
flüssigen Vollwaschmittel lassen sich in ihrer Tätigkeit aber nicht weiter von der
Wasserzugabe beeinflussen. Die gelartige Umgebung des Fruchtgummis bleibt bestehen,
das Fruchtgummi löst sich nicht weiter auf.
Erklärung:
Wie vermutet kurbelt die Zugabe von Wasser die Aktivität der hydrolytischen Enzyme im
Fruchtpüree an. Die Zersetzung des Fruchtgummis beruht eindeutig auf der Enzymtätigkeit
und nicht etwa auf der Wasserlöslichkeit des Fruchtgummis, da wir die Löslichkeit von
Fruchtgummi in Wasser als Fazit aus unseren Beobachtungen in Versuch B ausschließen
können.
Versuch D:
Erhitzen der Proben mit Haaren und Fruchtpüree beziehungsweise Flüssigwaschmittel aus
Versuch B und Versuch C.
Versuchsbeschreibung:
Material:
- Probe aus Haaren und Flüssigwaschmittel vom Vortag (siehe Versuch B)
- Probe aus Haaren und Ananaspüree vom Vortag (siehe Versuch B)
- Probe aus Haaren und Kiwipüree vom Vortag (siehe Versuch B)
- Probe aus Haaren und Mandarinenpüree vom Vortag (siehe Versuch B)
Aufbau und Durchführung:
Wir haben die Proben aus Haaren und Flüssigwaschmittel beziehungsweise Fruchtpüree
zusammen mit den Proben aus Aufgabe 5 bei 40 °C in den Backofen geschoben, um
festzustellen, ob die Erwärmung die Enzymtätigkeit günstig beeinflusst. Auf eine Erhitzung
über 40 °C hinaus haben wir verzichtet, da wir uns in Aufgabe 1 schon davon überzeugen
konnten, dass die Eiweiß spaltenden Enzyme der Ananas und Kiwi nicht hitzebeständig sind,
und sich außerdem das Flüssigwaschmittel mit seiner Waschkraft schon bei 40 °C rühmt.
Beobachtung:
Die abgeschnittenen Haare im Fruchtpüree und im flüssigen Vollwaschmittel bleiben auch
beim Erwärmen unverändert.
Erklärung:
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Die Proteasen aus dem Fruchtpüree und dem Flüssigwaschmittel zeigen keinerlei Affinität
zum Keratin in unseren Haaren.
Versuch E:
Wir testen, ob das Bromelain der frischen Ananas auch noch nach zwei Tagen bei
Zimmertemperatur aktiv ist, indem wir die vor zwei Tagen geschnittenen Ananasstücke
zusammen mit einem Teil der Gelatine in Aufgabe 5 auf 40 °C erwärmen und dann abkühlen
lassen.
Versuchsbeschreibung:
Material:
- Ananaspüree vom Vor-Vortag (siehe Versuch B)
- noch warme Probe der in Wasser gelösten Blattgelatine aus Aufgabe 5
Aufbau und Durchführung:
Um die Beständigkeit der Enzymaktivität des Bromelains nach zwei Tagen zu überprüfen,
geben wir eine noch warme Probe der in Wasser gelösten Blattgelatine auf die
Ananasstückchen vom Vor-Vortag, erhitzen beides zusammen im Backofen bei 40 °C und
lassen dann die Gelatine mit der Ananas abkühlen.
Beobachtung:
Die Gelatine mit den Ananasstückchen wird weder bei Zimmertemperatur noch im
Kühlschrank fest.
Erklärung:
Das Eiweiß zersetzende Enzym Bromelain ist auch nach zwei Tagen Aufbewahrung bei
Zimmertemperatur immer noch aktiv.
Versuch F:
Zum besseren Verständnis der Funktionsweise einzelner Waschmittelbestandteile testen wir
die Reaktion der Protease aus dem Flüssigwaschmittel mit flüssigem Eiklar (aus Versuch 3)
und vergleichen das Ergebnis mit den Ergebnissen aus Versuch B, Aufgabe 3 und Aufgabe
5.
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Versuchsbeschreibung:
Material:
- flüssiges Vollwaschmittel
- flüssiges Eiklar
- Glasschälchen
Aufbau und Durchführung:
Wir verrühren einen Teelöffel flüssiges Eiklar in einem
Schälchen mit Flüssigwaschmittel.
Beobachtung:
Das Eiweiß lässt sich nicht mit dem flüssigen
Vollwaschmittel verrühren, sondern bildet sofort einen
glibberigen Klumpen in der Mitte des Schälchenbodens.
Erklärung:
Im Waschmittel sind neben den Enzymen, die den Waschvorgang als Biokatalysatoren
unterstützen, auch Tenside als die eigentlichen waschaktiven Bestandteile vorhanden. Da
Tenside im Waschmittel zwar einerseits für die Schmutzlösung verantwortlich sind, aber
andererseits keine Eiweiß- oder Stärkeflecken lösen können, kommen hier die
Waschmittelenzyme zum Einsatz. Zum Beispiel spalten Proteasen wasserunlösliche
Eiweißmoleküle in wasserlösliche Bestandteile wie Peptide und Aminosäuren. Mit Hilfe der
Tenside, die aus einem hydrophilen polaren Teil und einem hydrophoben unpolaren Teil
bestehen, können die kürzer kettigen Eiweißmoleküle gelöst und gleichzeitig auch deren
Wiedereinlagerung in den Textilien verhindert werden. Die unterschiedliche Polarität sorgt
dafür, dass sich die Spaltprodukte der Enzymreaktionen nicht mehr mit den Textilien
verbinden. So wird auch klar, warum sich eine glibberige Schicht um das Fruchtgummi aus
Versuch B gebildet hat und das gekochte Eiweiß so gummiartig hart geworden ist. Auch die
Verdrängung der Eiweißflecke durch das Flüssigwaschmittel in Aufgabe 3 und das Ausfällen
eines weißen Belags am Becherboden bei Aufgabe 5 lassen sich mit dem Zusammenspiel
von Enzymen und Tensiden in Waschmitteln erklären.
Zu Aufgabe 3:
Erzeuge auf kleinen Baumwollstoffproben Flecken von Milch (oder Milchprodukten) und
Eiklar (vom Eigelb abgetrenntes Eiweiß aus Hühnereiern). Lasse einen Tag trocknen.
Versuche, die Flecken unter Anwendung deiner Versuchsergebnisse aus Versuch 1 und 2 zu
entfernen und berichte.
Versuchsbeschreibung:
Material:
- weiße Baumwollläppchen
- Eiklar
- Joghurt
- Ananasstückchen
- Kiwistückchen
- Flüssiges Vollwaschmittel
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Aufbau und Durchführung:
Auf das eine Baumwolltuch geben wir einen Klecks Eiklar, auf das andere einen Klecks
Joghurt und lassen beides über Nacht trocknen. Dann geben wir jeweils etwas
Flüssigwaschmittel, ein Stückchen frische Ananas und ein frisches Kiwistück auf jeden der
beiden Flecken und lassen die Enzyme über Nacht einwirken.
Beobachtung:
Sowohl an den Stellen, an denen das Flüssigwaschmittel
eingewirkt hat, als auch an den Stellen, auf denen die
Obststücke gelegen haben, sind die Rückstände des
getrockneten Eiklars und des getrockneten Joghurts
verschwunden. Die Fruchtstücke sind stark eingetrocknet
und hinterlassen nach dem Ablösen vom Stoff weiße
Stellen. Das Flüssigwaschmittel hat nach dem Trocknen
leichte blaue Schatten hinterlassen, an deren Rändern
deutlich die Schmutzspuren der Flecken zu erkennen sind,
die das Waschmittel verdrängt hat (quasi wie ein Schneeschieber). Nach dem Auswaschen
der Tücher mit handwarmem Wasser sind die Flecke vollständig verschwunden.
Erklärung:
Die Enzyme Bromelain und Actinidin spalten das Eiweiß in den Flecken im Baumwollstoff
genauso wie die Protease im Flüssigwaschmittel. Da die Proteasen zur Spaltung der
Eiweiße Wasser benötigen, sind die Früchte und das Flüssigwaschmittel während der
Hydrolyse stark eingetrocknet. Im Waschmittel sind zusätzlich noch Tenside beteiligt, die die
eigentliche Schmutzlösung übernehmen und verhindern, dass sich die Spaltprodukte der
Hydrolyse und andere Schmutzpartikel wieder im Stoff ablagern. Daher ist die Aufspaltung
der Eiweißmoleküle nur der erste, der eigentlichen Reinigung vorgelagerte Schritt (siehe
auch Aufgabe 2, Versuch F und Aufgabe 5).
Anmerkung:
Wenn man bedenkt, dass Tenside auch in Pflanzen vorkommen wie beispielsweise dem
Seifenkraut, Kokosnüssen oder Kastanien und Früchte wie Ananas, Kiwi, Papaya oder Feige
natürliche Proteasen enthalten, könnte man sogar ein Bio-Waschmittel mit diesen
natürlichen Komponenten und weiteren natürlichen Enzymen zur Spaltung von Fett- und
Stärkemolekülen (Lipidasen und Amylasen) entwerfen. Vermutlich würde dieses aber nicht
nur zeitaufwendiger in der Herstellung, sondern vor allem viel teurer als die Waschmittel aus
dem Supermarkt.
Zu Aufgabe 4:
Erläutere den Begriff Enzym. Stelle hierbei Bezüge zu deinen Experimenten her.
Antwort:
Enzyme sind Eiweißmoleküle beziehungsweise Proteine und werden auch Fermente
genannt. Sie gehören zu den Proteiden, also den zusammengesetzten Eiweißstoffen, bei
denen jeweils ein einfacher Eiweißstoff, ein sogenanntes Protein, mit einer anderen
Komponente beziehungsweise einem Cofaktor fest verbunden ist. Dieser Cofaktor, der auch
prosthetische Gruppe genannt wird, ist selbst kein Eiweißstoff, aber für die Funktion des
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Enzyms dringend erforderlich. Zum Beispiel bilden das Protein Globin und die prosthetische
Gruppe Häm zusammen den roten Blutfarbstoff Hämoglobin, der für den Sauerstofftransport
im Blut zuständig ist. Alle Eiweiße oder Proteine bestehen aus Aminosäuren.
Als Biokatalysatoren sorgen Enzyme dafür, dass die Reaktionsgeschwindigkeit
chemischer Prozesse schon bei niedrigen Temperaturen wie zum Beispiel der
Körpertemperatur erhöht wird. So können viele lebenswichtige Reaktionen im Körper schnell
genug ablaufen, wobei die Katalysatoren bei der Reaktion nicht verändert werden. Nur mit
Hilfe eines bestimmten Enzyms (der Carboanhydrase) ist es beispielsweise möglich, dass
Kohlenstoffdioxid im Blut als Kohlensäure (H2CO3) gebunden und so zur Lunge transportiert
werden kann. Enzyme sorgen also im Körper dafür, dass Stoffwechselvorgänge wie
Verdauung oder Atmung schnell genug ablaufen, auch bei der verhältnismäßig geringen
Aktivierungsenergie des Körpers, nämlich der Körperwärme. Sie verringern also die
benötigte Aktivierungsenergie biochemischer Reaktionen und fungieren so als
biologische Katalysatoren. Beispiele dafür sind neben dem Hämoglobin auch das Enzym
Carboanhydrase, das für den Transport von Kohlenstoffdioxid zur Lunge verantwortlich ist,
und das Enzym Katalase, das in unseren Zellen den Zerfall von Wasserstoffperoxid (H2O2)
ankurbelt, so dass dieser Vorgang ungefähr 108-mal schneller vonstatten geht als ohne
Katalysator.
Enzyme finden sich nicht nur im Körper von Mensch und Tier,
sondern werden auch in der Lebensmittel-, Waschmittel- und der
chemischen Industrie als zum Beispiel Proteasen, Amylasen,
Lipidasen (oder Lipasen) und Cellulasen (Eiweiß, Stärke, Fett und
Zellstoff spaltende Enzyme) eingesetzt.
Der Aufbau der Enzyme gliedert sich in Primär-, Sekundär- und
Tertiärstruktur (siehe Aufgabe 7).
Enzyme, die wie „Protein-Scheren“ an der Spaltung größerer Eiweißmoleküle, so genannter
Peptide oder Polypeptide beteiligt sind (zum Beispiel im Verdauungssystem oder in den
Versuchen 1 und 2 aus Aufgabe 1), werden auch Peptidasen genannt.
Exkurs: Beispiel einer Peptidbindung unter Abspaltung von Wasser (Kondensation)
Bei der Hydrolyse, die mit Hilfe von Actinidin und Bromelain als Katalysatoren auch in den
Versuchen 1 und 2 aus Aufgabe 1 stattgefunden hat, wird die Kondensation wieder
umgekehrt. Proteasen oder Peptidasen (auch Hydrolasen genannt) benötigen daher Wasser
zur Spaltung oder Hydrolyse von Peptiden oder anderen Proteinen, bei der sie als
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Katalysatoren wirken, indem sie die Aktivierungsenergie herabsetzen:
Zu Aufgabe 5:
Führe den folgenden Versuch 3 durch: Bereite ein Päckchen Gelatine nach Anweisung mit
Wasser zu. Verteile die handwarme Flüssigkeit auf drei Trinkgläser. Gib in eins einen
Teelöffel flüssiges Vollwaschmittel, in ein zweites einen Teelöffel Wollwaschmittel (oder
Haarwaschmittel) und rühre um (das 3 Glas dient zum Vergleich). Stelle die Gläser für ca.
eine Stunde in den Backofen bei 40°C, dann nach dem Abkühlen für mehrere Stunden in
den Kühlschrank. Erstelle ein vollständiges Versuchsprotokoll.
Versuchsbeschreibung:
Material:
- Blattgelatine
- Wasser
- kleiner Kochtopf
- 3 Kunststoffbecher
- Vollwaschmittel
- Shampoo
- Teelöffel
- Backofen
- Kühlschrank
Aufbau und Durchführung:
Zuerst haben wir die Blattgelatine in 500 mL kaltem Wasser fünf Minuten ziehen lassen,
dann in den Händen ausgewrungen und zerdrückt. Danach haben wir die noch nicht völlig
gelöste Gelatine vorsichtig unter Rühren schwach erhitzt, bis sie sich vollständig aufgelöst
hat, und die flüssige Substanz auf drei Plastikbecher verteilt. In diese haben wir einmal einen
Teelöffel flüssiges Vollwaschmittel und einmal einen Teelöffel Shampoo hinzu gegeben,
beides jeweils verrührt und den Inhalt des dritten Bechers unverändert gelassen. Die drei
Becher haben wir nun circa eine Stunde lang im Backofen bei 40°C erhitzt (aus „Chemie –
mach mit“, Runde 19 wissen wir, dass 40°C den Kunststoffbechern noch nichts anhaben
können) und dann für einige Stunden in den Kühlschrank gestellt.
Beobachtung:
Nach dem Erhitzen waren alle drei Substanzen immer noch flüssig. Der Inhalt des Bechers
mit Gelatine und Vollwaschmittel hat schon vor dem Erhitzen eine milchig-trübe Farbe
angenommen und diese beim Erhitzen auch beibehalten, obwohl Gelatine und
Flüssigwaschmittel getrennt beide sehr transparent waren (von der leicht bläulichen Färbung
des Waschmittels abgesehen). Bei der Mischung aus Gelatine und Shampoo konnten wir
zunächst nur eine leichte Trübung beobachten. Nach dem Erhitzen zeigten sich aber dicke
weiße Flocken in der noch flüssigen Gelatine. Die unbehandelte Gelatine blieb farblos
transparent. Der mehrstündige Aufenthalt im Kühlschrank hat dazu geführt, dass die
unverdünnte und die mit Shampoo versetzte Substanz fest geworden sind, wobei die mit
Shampoo verrührte Gelatine gleichmäßig trüb wurde, während die reine Gelatine transparent
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blieb. Die Mischung aus Gelatine und
flüssigem Waschmittel blieb jedoch flüssig
(genau so wie die Gelatine mit den
Ananasstückchen aus Aufgabe 2, Versuch E),
aber es setzte sich eine weiße Schicht an der
Oberfläche und am Boden des Bechers ab. In
der Mitte zwischen diesen Schichten war die
Flüssigkeit nun nur noch leicht getrübt. Die
weiße Schicht an der Oberfläche hat sich
dann aber im Verlauf mehrerer Stunden bei
Zimmertemperatur größtenteils am Boden
abgesetzt, so dass nur noch stellenweise eine
ganz dünne weiße Schicht an der Oberfläche
und eine etwas dickere, geschlossene Schicht am Boden verblieben sind. Die breite flüssige
Schicht in der Mitte hat sich über Nacht geklärt.
Erklärung:
Gelatine ist ein Biopolymer, das mittels Erhitzen und Abkühlen aus Kollagen gewonnen
wird. Kollagen besteht aus drei Polypeptidketten mit jeweils über 1000 Aminosäuren, die
zu einer Tripelhelix angeordnet sind und aufgrund dreidimensionaler Querverbindungen ein
stabiles Netzwerk bilden. Kollagen ist zum Beispiel für die Festigkeit des Bindegewebes bei
Menschen und Tieren zuständig und kann diese Aufgabe deshalb so gut erfüllen, weil es
nicht wasserlöslich ist.
Gewinnung von Gelatine aus Kollagen:
Kollagen
Gelatine
Sowohl das Flüssigwaschmittel als auch das Shampoo enthalten Bestandteile, die mit den
Eiweißmolekülen der Gelatine reagieren und diese entweder chemisch aufspalten oder
denaturieren. Das Ergebnis der Reaktionen, die sich bei 40 °C im Backofen abgespielt
haben, sind gespaltene beziehungsweise denaturierte Proteine, einmal in Form dicker
weißer Flocken und einmal als gleichmäßige milchige Trübung. Da unterschiedliche
Proteasen unterschiedliche Eiweiße in jeweils immer dieselben Spaltprodukte zerlegen
(Substrat- und Reaktionsspezifität, siehe Aufgabe 7), sehen die verschiedenen Proben nach
dem Erhitzen ganz unterschiedlich aus. Während bei der Zugabe von Shampoo zur flüssigen
Gelatine zwar auch Eiweißstoffe verändert werden, so dass sich große weiße Flocken
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bilden, bleiben doch die wichtigen Brücken- und Ionenverbindungen in der Sekundär- und
Tertiärstruktur erhalten, die der erkalteten Gelatine ihre Stabilität verleihen. Die Proteasen im
Flüssigwaschmittel spalten dagegen gerade solche chemischen Verbindungen, die für die
stabile Netzwerkstruktur verantwortlich sind.
Zu Aufgabe 6:
Wie gewinnt man Waschmittelenzyme? Beschreibe kurz in eigenen Worten.
Antwort:
In Waschmitteln dienen Enzyme als Biokatalysatoren zur biochemischen Aufspaltung
wasserunlöslicher Verschmutzungen (Eiweiß, Stärke, Fett) in ihre wasserlöslichen
Bestandteile. Die Herstellung dieser Enzyme übernehmen zahlreiche Mikroorganismen
(Bakterien, Hefepilze), die eine riesige Zahl verschiedener Enzyme mit den
unterschiedlichsten Eigenschaften produzieren können. In Laboren kultivierte Arten von
Mikroorganismen, deren Erbgut in zunehmendem Maße gentechnisch modifiziert werden
kann, besitzen jeweils genau den richtigen genetischen Code, um in großen Tanks riesige
Mengen von Enzymen mit exakt den gewünschten Eigenschaften zu produzieren (Lipasen
zur Fettspaltung, Amylasen zur Spaltung von Stärke, Proteasen als „Protein-Scheren“ und
Cellulasen zur Zersetzung von Flusen aus Zellstoff). Diese Massenproduktion aufgrund
gentechnischer Verfahren ist viel schneller, ergiebiger und vor allem billiger als die
Gewinnung natürlicher Enzyme zum Beispiel aus Pflanzen. Auch die
Temperaturbeständigkeit der Enzyme und ihre jeweilige Abhängigkeit vom ph-Wert lassen
sich mit der gentechnisch veränderten Erbinformation der Mikroorganismen leicht steuern,
damit diese zum Beispiel in der alkalischen Waschlauge auch bei 60 °C immer noch oder
schon bei 20 °C aktiv sind. Hitzebeständige Enzyme besitzen zum Beispiel meist einen
hohen Gehalt der Aminosäure Cystein. Mit der Veränderung des Erbguts bestimmter
Mikroorganismen können nun beispielsweise ebensolche Enzyme hergestellt werden, die
gerade bei den gewünschten Temperaturen aktiv sind. Unter Zusatz verschiedener Enzyme,
die bei unterschiedlichen Temperaturen ihr Wirkungsmaximum erzielen, können die
Waschmittel bei verschiedenen Waschtemperaturen verwendet werden.
Anmerkung:
Industriell hergestellte Enzyme in Waschmitteln stehen immer wieder im Verdacht, Allergien
und Krankheiten der Atemwege zu verursachen. Daher werden sie heute meist als
grobkörnige Granulate hergestellt und verwendet, um das Einatmen zu verhindern. Ein
Problem speziell bei den Proteasen besteht darin, dass sie einerseits auch körpereigene
Eiweiße angreifen können und andererseits immerhin als schwach Abwasser verunreinigend
eingestuft werden.
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Zu Aufgabe 7:
Beschreibe den Aufbau von Enzymen und erläutere deren Wirkungsweise.
Antwort:
Enzyme sind in verschiedenen Strukturebenen aufgebaut:
Unter Primärstruktur wird die Reihenfolge oder Sequenz
der Aminosäuren im Eiweißmolekül verstanden. Die
schraubenförmige Aufwicklung oder auch fächerartige
Faltung der Molekülketten aufgrund von Brückenbildungen
zwischen einzelnen Elementen stellt die Sekundärstruktur
dar. Die Tertiärstruktur ergibt sich infolge chemischphysikalischer Anziehungskräfte, die zu einer Überlappung
und Knäuelbildung der
aufgewickelten beziehungsweise
gefalteten Molekülketten führen.
Der Zusammenschluss mehrerer
Molekülketten wird Quartärstruktur genannt.
1) Wasserstoff-Brücken, 2) elektrische Bindungen von Ionen, 3)
unpolare Bindungen (Van-der-Waals-Kräfte), 4) Schwefel-Brücken
Die verschiedenen
Aminosäuren, aus denen
Enzyme bestehen, unterscheiden sich in ihrer
Strukturformel lediglich in den chemischen
Komponenten, die auch als Rest bezeichnet werden.
Diese Reste können hydrophil beziehungsweise polar
oder lipophil beziehungsweise unpolar sein. Von der
Polarität der Restgruppe hängen die Funktion des
Moleküls, dessen räumliche Form und Affinität zu
verschiedenen anderen Substanzen ab (SchlüsselSchloss-Prinzip).
Da ein Enzym nur einen speziellen Stoff beziehungsweise eine Stoffgruppe (auch Substrat
genannt) chemisch umsetzt (Substratspezifität), spricht man
auch vom so genannten Schlüssel-Schloss-Prinzip. Auch der
Reaktions-typ ist für ein Enzym fest vorgegeben
(Reaktionsspezifität), wie beispielsweise die Katalyse der
Spaltung von Wasserstoffperoxid mit Hilfe des Enzyms Katalase
(oder des Katalysators Braunstein) immer nur in Sauerstoff und
Wasser erfolgt, wobei die Aktivierungsenergie des chemischen Vorgangs mit Hilfe des
Enzyms gesenkt wird:
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Enzymaktivität oder Umsatzrate
(= Zahl der umgewandelten
Moleküle pro Enzym und
Sekunde) und Reaktionsgeschwindigkeit (=
Substratumsatz pro Zeiteinheit)
sind abhängig von der
Temperatur, dem ph-Wert und
dem Mengenverhältnis von Enzym zu Substrat (Milieu-spezifität).
Zu Aufgabe 8:
Weshalb setzt man (einigen Sorten) Katzenfutter Bromelain zu, vermeidet aber ähnliche
Zusätze bei Woll- bzw. Haarwaschmittel?
Antwort:
Bromelain ist eine Protease, also ein Enzym, das Eiweißmoleküle spaltet. Es wird vermutet,
dass es zwischen den Blättern der Ananas für die Verdauung von Insekten sorgt, die sich
dort ansammeln und größten Teils aus Eiweiß bestehen. Mit der Zugabe von Bromelain zu
Katzenfutter sollen die Haare besser verdaubar werden, die sich im Verdauungssystem von
Katzen befinden, weil sich Katzen das Fell lecken und außerdem auch Mäuse fressen.
Haare bestehen ebenfalls zu einem Großteil aus Protein, dem so genannten Keratin, das
von den Verdauungsenzymen der Katzen nicht gespalten wird.
Da Woll- und Haarwaschmittel die Wolle und Haare schützen und ihr Protein (Keratin)
deshalb nicht chemisch zerlegen sollten, wird Bromelain nicht in Wollwaschmitteln oder
Shampoos verwendet.
Anmerkung:
Bei unseren Beobachtungen zu einigen Versuchen unter Aufgabe 2 ist unter den gegebenen
Bedingungen keine Haarauflösung oder –zersetzung unter Zugabe von Bromelain erfolgt. Da
wir aber mit einer Konzentration dieses Enzyms gearbeitet haben, wie sie von Natur aus in
der Ananas vorherrscht, können wir nicht beurteilen, ob eine höhere Konzentration nicht
doch zu dem gewünschten (im Fall von Katzenfutter) oder befürchteten (im Fall von Wollund Haarwaschmitteln) Ergebnis führt. Außerdem sind wir skeptisch, was die Wirkung im
Katzenfutter angeht, weil Bromelain als Enzym zu den Proteinen gehört und Proteine ihre
Wirksamkeit verlieren, wenn sie denaturiert werden, was aber unter Einwirkung der
Magensäure sehr schnell passieren würde.
Mittels Hydrolyse und anschließender Maillard-Reaktion soll es zwar möglich sein, aus
menschlichen Haaren Schweinefleischaroma zu gewinnen (laut eines am 1.10.2009
gefundenen Eintrags unter http://www.chemieonline.de/forum/showthread.php?t=73143),
aber da es im Verdauungstrakt einer Katze sicher nicht heiß genug für eine MaillardReaktion ist und ein anderer Katalysator, also kein Bromelain, bei dieser Hydrolyse
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verwendet wurde, dient das Bromelain im Katzenfutter höchstwahrscheinlich auch nicht zur
Aromaverbesserung.
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Lukas Hübner, Klasse 9b, Marlene Hübner, Klasse 7a
Chemielehrerin (9b): Frau Beljan, Chemielehrer (7a): Herr Teske
Diltheyschule Wiesbaden
Georg-August-Str. 16
65195 Wiesbaden
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