Umfassende Sanierung für Schule unter Denkmalschutz Ein Modellprojekt im Forschungsakzent »Energieeffiziente Schule«: Die Schule in Olbersdorf ist ein Beispiel für einen gelungenen Kompromiss zwischen Denkmalschutz und energetischer Sanierung. Um das 1928 errichtete Gebäude auch in Zukunft als Schule nutzen zu können, mussten die Energiekosten deutlich gesenkt werden. Wichtigster Ansatzpunkt war ein konsequenter Wärmeschutz für das Gebäude. Das Gebäude ist ein viergeschossiger Mauerwerksbau mit Satteldach. Auf einer Gesamtnutzfläche von rund 4.900 m² werden künftig 180 Schüler in 22 Klassenräumen unterrichtet. Mit der Sanierung wird der 3-Liter-Haus-Standard erreicht. Durch die Weiterentwicklung des Wärmedämmverbundsystems mit Stufenfalz und Klebetechnik werden Beschädigungen der Originalfassade und punktuelle oder lineare Wärmebrücken vermieden. Mit dem neuen Energiekonzept werden vorhandene Systeme zur Luft- und Lichtführung reaktiviert. Die Fassade der Schule in Olbersdorf wurde denkmalgerecht saniert. Das Gebäude aus der Weimarer Zeit erreicht den 3-Liter-Haus-Standard. Ein wesentliches Element hierbei: Die Fenster wurden zu Kastenzuluftfenstern umgebaut. © Fraunhofer IBP Gebäudesteckbrief Projektstatus Optimiert Standort Schulweg 13, 02785 Olbersdorf, Sachsen Baujahr 1927/28 Saniert 2010 Bauherr Landkreis Löbau/Zittau, Landratsamt Bruttogrundfläche 5.610 m2 Beheizte Nettogrundfläche 3.716 m2 Bruttorauminhalt 16.756 m3 A/V vor Sanierung 0,29 m2/m3 A/V nach Sanierung 0,29 m2/m3 Schwerpunkte Fassadensysteme, Verglasung + Fenster, Tageslichtsysteme, Optimierte Beleuchtung, Lüftung + WRG, Aktive Kühlung, Regenerative + passive Kühlung Projektbeschreibung Die Schule ist mit seinem Hauptgebäude und der Turnhalle aus der Weimarer Zeit bedeutendes Beispiel für den regionalen Schulbau der damaligen Zeit und als Kulturdenkmal nach sächsischem Denkmalschutzgesetz eingestuft. In den letzten Jahren war hier eine Mittelschule beheimatet. Zukünftig will der Landkreis Görlitz als Schulträger die bisher in Zittau angesiedelte Förderschule nach Olbersdorf verlagern. Forschungsfokus Mit diesem Projekt sollten innovative Verfahren und Produkte erprobt und wissenschaftlich evaluiert werden, mit der Zielsetzung, dass sie für unter Denkmalschutz stehende, historische Gebäude anwendbar sind. Ein besonderer Fokus lag auf der Machbarkeit von Vakuumisolation bei Gebäuden diesen Typs. Hierzu gab es Untersuchungen am Objekt und im Labor. Als eine technische Herausforderung stellte sich allein die Verklebung großflächiger Isolationspaneele heraus. Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt war die Gebäudelüftung. Das bestehende Konzept, bei dem die Luft über die Kastenfenster zugeführt und über gemauerte Schächte wieder abgeführt wird, wurde grundsätzlich belassen und erweitert. Die Nutzung von Tageslicht war ein weiterer Forschungsaspekt. Tageslicht gelangt in dieser Schule über Lichtschächte in das Gebäude – dabei verbessern feststehende und bewegliche Lamellen die Raumausleuchtung. Weitere innovative Bestandteile des Gebäudekonzepts sind elektrochrome Verglasungen, bewegliche Verschattungen im Fensterzwischenraum sowie der Einsatz von in der Decke eingeputzten Kapillarrohrmatten als Flächenkühlungssysteme in besonders kritischen Räume im Dachgeschoss. Auch die Anwendung dieser Komponenten wurde ebenso wie die energetische Performance des gesamten Gebäudes eingehend untersucht. Sanierungskonzept Das Schulgebäude Olbersdorf ist ein viergeschossiger Mauerwerksbau mit Satteldach. Der Hauptzugang von der Straße erfolgt im Erdgeschoss. Der rückwärtige Zugang führt über den Schulhof ebenerdig in das 1. Obergeschoss, weil das Gebäude in den Hang gebaut ist. In weiten Teilen ist das Gebäude mit einem massiven Mauerwerk mit einer Stärke von 48 cm ausgeführt, damit wird ein U-Wert von etwa 1,25 W/m²K erreicht. Um das „Lernklima“ zu fördern, soll mit den Sanierungsmaßnahmen auch eine bessere Akustik erreicht , die Lufthygiene verbessert und die sommerlichen Innenraumtemperaturen gesenkt werden. Im Bereich der baulichen Substanz steht eine verbesserte und denkmalgerechte Wärmedämmung der Gebäudehülle im Vordergrund. Ursprünglich wurden im Gebäude Kastenfenster eingebaut. Im Zuge früherer Sanierungsmaßnahmen wurden zur Straßenseite die äußeren Scheiben durch 2-Scheiben-Isolierverglasungen ersetzt und gleichzeitig die inneren Scheiben des Kastenfensters entfernt. Auf der Hofseite waren die ursprünglichen Fenster noch erhalten. Energiekonzept Der Heizwärmebedarf soll durch die Sanierung um über 80% sinken. Neben den baulichen Verbesserungen wird diese Einsparung vor allem durch den Einsatz moderner Heizungstechnik und effizienter Lüftungsstrategien erreicht. Dabei soll wartungsarme Technik in schulalltagstauglicher Ausführung zum Einsatz kommen. Vor der Sanierung erfolgte die Wärmeerzeugung über Gasheizkessel. Gelüftet wurde über Fenster und über in das Mauerwerk integrierte Abluftschächte, die für die damalige Bauweise typisch sind. Diese Abluftschächte waren allerdings nur im Eingangsbereich und teilweise in den Toiletten noch voll funktionsfähig, während sie in den Klassenräumen bei Renovierungen größtenteils verschlossen wurden. Die Tageslichtversorgung der Unterrichtsräume erfolgt überwiegend durch eine einseitige Befensterung nach Ost oder West. Der Flur- und Eingangsbereich und der Versammlungsraum erhalten aufgrund der Hanglage zu wenig Tageslicht und benötigen eine ganztägige Kunstlichtbeleuchtung. Im Rahmen der energetischen Sanierung wird eine erdgekoppelte Gasabsorptionswärmepumpe installiert, mit Spitzenlastausgleich durch die Gasheizkessel. Die Erschließung des Bodens als Energiequelle für die Wärmepumpenanlage erfolgt dabei im Rahmen einer umfassenden Neugestaltung der Freifläche östlich des Hauptgebäudes. In den Sanitärräumen wird eine konventionelle zentrale Abluftanlage mit Präsenzsteuerung eingesetzt. Für die Unterrichtsräume wird eine bedarfsangepasste Lüftung entwickelt, welche weitgehend auf natürlicher Auftriebswirkung beruht und nur gegebenenfalls durch Ventilatoren mit geringem Elektroenergieverbrauch unterstützt wird („Hybride Lüftung“). Dafür wird der Umbau der vorhandenen Kastenfenster und der teilweise erneuerten Fenster mit Wärmeschutzverglasung in Kastenzuluftfenster vorgenommen. Über eine Öffnung am unteren Rahmen gelangt Außenluft in den Scheibenzwischenraum, erwärmt sich, steigt auf und tritt am oberen Fensterrahmen in den Raum ein. Dank der Vorwärmung und der Zuführung oberhalb der Aufenthaltszone wird das Zugluftrisiko stark vermindert. Um Fehlströmungen zu vermeiden, sind zusätzliche Winddruckbegrenzer und Rückschlagklappen in das Fenster integriert. Sobald eine bestimmte Außentemperatur überschritten wird, werden die Oberlichter an den Innenflügeln der Fenster automatisch geöffnet, wodurch der Volumenstrom des Luftwechsels erhöht wird. Auch die Abluftschächte werden wieder aktiviert, sodass verbrauchte Luft weitgehend unter Nutzung des natürlichen Auftriebs abgeführt werden kann. Dabei wird ein Abluftventilator unterstützend eingeschaltet, sobald ein Sensor eine erhöhte CO2-Konzentration gemessen hat. Bei Teil- oder Nichtbelegung des Unterrichtsraumes bleibt der Ventilator außer Betrieb. Im Vergleich zu einer Standardanlage wird damit eine deutliche Einsparung an Elektroenergie für den Ventilatorantrieb erreicht. Die sommerliche Kühlung der Schule geschieht primärenergetisch neutral durch effektive Nachtauskühlung. Über eine entsprechende Funktion in der Konzeption des Systems Kastenfenster – Abluftschacht – Abluftvolumenstromregelung können dabei die vorhandenen Gebäudemassen aktiviert und eine merkliche Absenkung der Raumtemperaturen in großen Bereichen des Gebäudes erreicht werden. Zur verbesserten Tageslichtnutzung werden die Grundrisse überarbeitet. Dabei werden alte Lichtschächte aktiviert bzw. ergänzt und Lamellen-Jalousien in die Scheibenzwischenräume der Kastenfenster integriert, welche die Funktionen Beschattung, Blendschutz und Lichtlenkung übernehmen. An den Fenstern der Ost-Süd-Ost-Seite ist zudem der Einsatz von elektrochromen Gläsern als Sonnenschutz geplant, um der aktiviert bzw. ergänzt und Lamellen-Jalousien in die Scheibenzwischenräume der Kastenfenster integriert, welche die Funktionen Beschattung, Blendschutz und Lichtlenkung übernehmen. An den Fenstern der Ost-Süd-Ost-Seite ist zudem der Einsatz von elektrochromen Gläsern als Sonnenschutz geplant, um der sommerlichen Überwärmung dieser Räume entgegenzusteuern. Das dann noch benötigte künstliche Licht wird tageslichtabhängig gesteuert und nach Schulschluss zentral abgeschaltet. Performance Das Gebäude wurde messtechnisch detailliert untersucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Konzept des sommerlichen Wärmeschutzes funktioniert, denn es gibt keine Raumtemperaturen von mehr als 28°C. Raumtemperaturen von mehr als 26°C treten nur selten auf. Auch die geforderte Raumluftqualität – sie wurde im wissenschaftlichen Monitoring mit der Kohlenstoffdioxid-Konzentration erfasst – wird zumeist eingehalten. Die manchmal erhöhten Werte zeigten in der Regel einen Wartungsbedarf an, beispielsweise klemmende Klappen. Der mit der Sanierung angestrebte Endenergiebedarf von 35 kWh/m²a für die Beheizung des Schulgebäudes ist in den ersten beiden Heizperioden noch leicht überschritten worden (37 und 38,7 kWh/m²a). In der dritten Heizperiode konnte der Zielwert unterschritten werden, dank des Absenkbetriebs der Heizung während der Ferien und der nun verfügbaren Wärmepumpen in den maßgebenden Monaten (29,4 kWh/m²a). Nutzerbefragungen vor und nach der Sanierung zeigen, dass Lehrer und Schüler die angenehmeren Temperaturen in den Klassenzimmern während der Sommermonate schätzen und die besseren akustischen Bedingungen werden wahrgenommen. Auch das modernere Erscheinungsbild der Schule wird positiv bewertet. Bemängelt wurde die teils schnell stickig werdende Luft, wodurch Lüften notwendig wird und dadurch der Sonnenschutz automatisch hochfährt, was wiederum zu Blendung in den Räumen führt. Optimierungsmaßnahmen und –möglichkeiten Das Gebäude wurde messtechnisch detailliert untersucht, um das Gebäude im laufenden Betrieb gezielt optimieren zu können. Dabei wurden verschiedene „klassische“ Maßnahmen durchgeführt wie beispielsweise: korrekte Einstellung der Solldruckdifferenzen an den Heizungsumwälzpumpen Justierung der Regelung bezüglich der Vorlauftemperaturen in den Heizkreisen Veränderung der Abschaltzeiten Außerdem wurde die Regelung der Abluftanlagen so verändert, dass schalltechnisch ungünstige Teillastzustände der Ventilatoren sicher vermieden werden. Ferner ist nun gegenüber dem Planungskonzept einer reinen CO2-geführten Regelung eine zusätzliche „Spülung“ der Räume mit Außenluft in den Morgenstunden vor Beginn des Unterrichtes implementiert. Nach diesen Maßnahmen zeigt das Gebäude ein Betriebsverhalten, das nah an den Planungszielen liegt. Baukosten und Wirtschaftlichkeit Die Gesamtinvestitionskosten belaufen sich auf 8,8 Mio. Euro. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen des Förderprogramms „Energieoptimiertes Bauen, EnEff:Schule“ gefördert. Pädagogikkonzept Mit einem Display wird Schülern, Lehrern und den Eltern die aktuelle Performance und die Energieeffizienz ihres Schulgebäudes veranschaulicht. Denn das Mitwirken der Nutzer, hier also der Schüler und Lehrer, ist auch in hocheffizienten Gebäuden, auch in Schulen, für eine gute energetische Performance entscheidend. Mit den Schülern der Förderschule werden Fragen des sparsamen Umgangs mit Energie alters- und situationsgerecht besprochen. Zum Mitmachen anregen sollen in den Klassenräumen angebrachte, gut sichtbare Raumthermometer. Die Kinder sind aufgefordert, zu hohe Raumtemperaturen zu erkennen und Einfluss auf die Einstellung der Thermostatventile zu nehmen. Energiekennzahlen Energiekennzahlen nach EnEV (in vor Sanierung kWh/m2a) nach Sanierung Heizwärmebedarf 122,69 31,82 Primärenergie gesamt 174,23 48,89 Gemessene Energiekennwerte (in vor Sanierung kWh/m2a) nach Sanierung Endenergie Wärme 37,96 136,00 Primärenergie Wärme 37,66 Hilfsenergie Anlagentechnik (Endenergie) 1,90 Hilfsenergie Anlagentechnik (Primärenergie) 4,95 Kosten für die Realisierung Realisierungskosten in €/m2 Baukonstruktion (KG 300) 701 Technische Anlage (KG 400) 305 Hierbei handelt es sich um eine/n Kostenfeststellung Bauwerkskosten netto nach DIN 276 bezogen auf die Bruttogrundfläche (BGF) nach DIN 277 Kosten für die Sanierung Sanierungskosten in €/m2 Insgesamt 1.570 Weitere Daten und Kennwerte zu diesem Projekt Weitere monatliche Energiekennwerte zum Gebäude Dieses Projekt wird im Rahmen der Forschungsinitiative EnOB gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Weitere Informationen unter www.enob.info.