Gesundheitsmonitor 2011

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Die Beiträge der diesjährigen Publikation umfassen wieder ein breites Themenspektrum: Sie beschäftigen sich unter anderem mit dem
Wissen der Bürgerinnen und Bürger über verschiedene Merkmale
der Evidenzbasierten Medizin, beleuchten wichtige Aspekte der Arzneimittelversorgung wie etwa das Thema Non-Compliance bei der
Arzneimitteltherapie und untersuchen die Zufriedenheit der Versicherten mit der zahnärztlichen Versorgung. Zudem geht es um Versorgungsbereiche, die besonders vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung immer wichtiger werden: den Umgang mit chronischen Krankheiten, den Bereich der stationären Pflege, die Versorgung am Lebensende sowie das Thema Organspende.
Weitere Informationen unter www.gesundheitsmonitor.de.
Gesundheitsmonitor 2011
Wie sieht der Versorgungsalltag der deutschen Bevölkerung aus?
Welche Defizite erleben die Versicherten und welche Veränderungen
sind aus ihrer Sicht notwendig, um das Gesundheitssystem zu verbessern? Seit zehn Jahren befragt der Gesundheitsmonitor regelmäßig
die deutsche Bevölkerung, um Antworten auf diese Fragen zu finden.
Damit gibt er Entscheidungsträgern aus Politik, Wissenschaft und
Gesellschaft eine aussagekräftige Basis an die Hand, um die Versorgung aus Versichertenperspektive zu verbessern. Durch eine neue
Kooperation der Bertelsmann Stiftung mit der BARMER GEK stehen
für die Analysen des Gesundheitsmonitors neben Daten aus repräsentativen Bevölkerungsumfragen auch Abrechnungsdaten von mehr
als 8,5 Millionen Versicherten zur Verfügung. Der Blick auf das Versorgungsgeschehen ist damit differenzierter und die Ergebnisse des
Gesundheitsmonitors werden noch aussagekräftiger.
Jan Böcken, Bernard Braun, Uwe Repschläger (Hrsg.)
Gesundheitsmonitor 2011
www.bertelsmann-stiftung.de/verlag
ISBN 978-3-86793-346-9
Bürgerorientierung im Gesundheitswesen
Kooperationsprojekt der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK
Polypharmazie – wie beurteilen Patienten die
Medikamentenverschreibung der Ärzte?
Sophie Lochner, Martin Buitkamp, Wilhelm Kirch
Ausgangslage und Hintergrund
Die Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland
und der stark veränderte Altersaufbau der Gesellschaft stellen die Gesundheitsversorgung bereits heute vor besondere Herausforderungen.
Als Folge der zu erwartenden Morbiditätsentwicklung und der Weiterentwicklung von pharmakologischen Therapieoptionen prognostizieren wissenschaftliche Studien, dass die Zahl der Arzneimittelverordnungen pro Patient, vor allem im Alter, weiter zunehmen wird.
Die speziellen Versorgungsanforderungen älterer und alter Menschen in Deutschland wurden auch vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen thematisiert. Dieser hat im Jahr 2009 ein Sondergutachten zum Thema »Koordination
und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des
längeren Lebens« veröffentlicht. Als besondere Anforderung an die
Versorgung älterer Menschen sieht der Sachverständigenrat die vorherrschende Multimorbidität und Polypharmazie, die sogar mit einer
Steigerung der Mortalität einhergehen (SVR 2010). Ein Aspekt zur
Bewältigung dieser Herausforderungen ist die qualitative Weiterentwicklung der ambulanten Versorgung von Patienten, um diese im
Umgang mit ihren Erkrankungen und medizinischen Therapien zu
unterstützen.
Polypharmazie als Problem in der Gesundheitsversorgung
Polypharmazie bezeichnet die gleichzeitige und dauerhafte Einnahme
von vielen Arzneimitteln. Bisher existiert keine einheitlich anerkannte
Definition des Begriffs »Polypharmazie«, aber in den meisten Studien
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wird die Einnahme von mindestens fünf Arzneimitteln über einen
Zeitraum von mindestens drei Monaten als Polypharmazie interpretiert (Mukhtar 2010). Die Prävalenz von Polypharmazie ist vor allem
bei älteren Menschen sehr hoch. So zeigt beispielsweise eine Analyse der Medikationen von Pflegeheimbewohnern aus den USA, dass
über 40 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner mindestens neun
Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Außerdem fanden die Autoren heraus, dass Polypharmazie unter anderem mit mehr als drei Erkrankungen assoziiert ist und Frauen häufiger von einer Vielfachmedikamenteneinnahme betroffen sind als Männer (Dwyer et al. 2009).
In Deutschland wurde bei älteren ambulant versorgten Patienten
eine Polypharmazierate von 26,7 Prozent nachgewiesen, wenn nur
vom Arzt verschriebene Medikamente berücksichtigt wurden. Rechnete man auch OTC (Over the Counter)-Arzneimittel dazu, die sich die
Patienten selbst kauften, stieg die Prävalenz auf 53,6 Prozent (JuniusWalker, Theile und Hummers-Pradier 2007). Die Ärzte selbst waren
meist nicht über diese zusätzliche Medikation informiert. Neben der
Selbstmedikation als Kofaktor für Polypharmazie ist auch die Anzahl
der behandelnden Ärztinnen und Ärzte ein Kriterium dafür, ob als
Folge unerwünschte Arzneimittelereignisse häufiger auftreten (Green,
Hawley und Rask 2007).
Es ist die Frage, ob fehlende Kommunikation und Koordination
unter allen behandelnden Ärzten bei der Behandlung gerade von Patienten, die von Polypharmazie betroffen sind, dazu führen, dass zu
viele Arzneimittel verordnet werden und eine sinnvolle und abgestimmte Pharmakotherapie daher nicht stattfindet. Ein problematischer Faktor liegt zudem ausgerechnet in den Leitlinien, die der Qualitätssicherung dienen. Die meisten Leitlinien geben monomorbid
orientierte Handlungsempfehlungen zu Erkrankungen. Sie beinhalten nur wenige Empfehlungen für ältere Patienten, was bei diesem
multimorbiden Kollektiv zu mehreren parallelen, einseitigen Pharmakotherapien und einer hohen Anzahl an Arzneimitteln führen kann,
deren Wirkstoffe nicht aufeinander abgestimmt sind (Boyd et al. 2005).
Die Folgen sind eine Überversorgung mit mehreren Arzneien gleichen Wirkstoffs oder eine Fehlversorgung mit mehreren Arzneien
mit kontrainduzierten Wirkstoffen. So zeigte eine Untersuchung an
älteren Patientinnen und Patienten aus Österreich, dass mehr als ein
Drittel der über 75-Jährigen verzichtbare Medikamente einnahm. Außerdem fanden sich 7,6 Prozent Doppelverordnungen und 23,4 Pro78
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zent Fehldosierungen. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen traten
bei 17,8 Prozent der Älteren auf (Schuler et al. 2008).
Die Gefahr, durch Polypharmazie über- oder fehlversorgt zu werden, kann auch bei einer oder mehreren chronischen Grunderkrankungen und auch bei jüngeren Patienten nicht ausgeschlossen
werden. Aufgrund der vielen pharmakologischen Therapieoptionen,
des multidisziplinären Ansatzes, Erkrankungen zu behandeln, sowie
durch die Therapie von Begleitsymptomen kann bereits die Pharmakotherapie eines einzelnen Krankheitsbildes zu Polypharmazie führen. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass in bestimmten Fällen
die Einnahme mehrerer Medikamente und damit mehrerer Wirkstoffe
die therapeutisch beste Lösung darstellen kann.
Polypharmazie kann für die Betroffenen weitreichende Konsequenzen haben. Mit der Anzahl der einzunehmenden Mittel steigt
das Risiko für Interaktionen zwischen den Wirkstoffen und für unerwünschte Arzneimittelereignisse (Nguyen et al. 2006). Diese werden
allerdings oft nicht als solche erkannt, sondern als Symptome neuer
Erkrankungen gedeutet – weitere Arzneimittel zur Behandlung dieser vermeintlich neuen Erkrankungen werden verordnet. Diese mit
erheblichen Risiken verbundene »Verschreibungskaskade« (Rochon
und Gurwitz 1997) geht in der Folge mit einer Verschlechterung der
Gesundheitssituation älterer Menschen einher und ist somit ein großes Problem bei der Behandlung multimorbider Patienten (Hajjar,
Cafiero und Hanlon 2007). Auch wird eine abnehmende Compliance
der Patienten unterstellt, wenn diese immer mehr Medikamente einnehmen müssen.
Mit der Gesundheitsmonitor-Befragung 2011 soll ermittelt werden, welche Bevölkerungsgruppe besonders von Polypharmazie betroffen ist, welche Erwartungen diese Gruppe an Arzt und Apotheker
stellt und welche Folgen daraus für die Gesundheitsversorgung dieser
Gruppe zu ziehen sind. Trotz des Wissens um den Erfolg einer guten
Patientenaufklärung als Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit ist
in Deutschland nur wenig darüber bekannt, wie stark sich Patienten
in der Praxis wirklich von den an der Behandlung beteiligten Heilberufsgruppen in ihrer Arzneimitteltherapie unterstützt fühlen und wie
sich diese Unterstützung auf die konkrete Einstellung zur Einnahme
der vielen Medikamente auswirkt.
Ergänzend in die Auswertung einbezogen werden Ergebnisse des
»Unabhängigen Arzneimittelberatungsdienstes für Patienten« am In79
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stitut für Klinische Pharmakologie der Medizinischen Fakultät an der
Technischen Universität Dresden. An diesen Service, der sich hierzulande seit 2001 etabliert hat und an dem die Autoren Kirch und Lochner beteiligt sind, können sich Patienten wenden, wenn sie sich hinsichtlich ihrer Arzneitherapie nicht ausreichend informiert fühlen.
Der Beratungsdienst bietet eine Möglichkeit, Informationsdefizite zu
reflektieren und häufig auftretende Probleme in der Arzneimitteltherapie bestimmter Patientengruppen aufzudecken.
Ergebnisse der Gesundheitsmonitor-Befragung
Im Rahmen verschiedener Regressionsmodelle wurden alle bivariaten Zusammenhänge umfassend vor dem Hintergrund weiterer Merkmale getestet. Hierbei wurden die Variablen Alter, Geschlecht, soziale
Schicht (siehe dazu auch die Konstruktion des Schichtenindex im Anhang dieser Publikation), Befürchtungen und Ängste zu Nebenwirkungen, persönliches Informationsbedürfnis und Non-ComplianceVerhalten ausgewählt. Die Modelle zeigten nur wenige signifikante
Einflussfaktoren. In den folgenden Abbildungen werden daher nur die
Faktoren dargestellt, die auch im Wege der Regressionsanalyse als signifikant bestätigt werden konnten.
Wie groß ist das Ausmaß der Polypharmazie aus Sicht der Befragten? Der Anteil derjenigen, die das Kriterium der Polypharmazie erfüllen, an allen hier untersuchten Befragten (n = 1.498) liegt bei elf
Prozent. Diese 169 Befragten gaben an, langfristig fünf oder mehr Medikamente einzunehmen (Abbildung 1). Diese Gruppe wird im Folgenden als Gruppe 3 bezeichnet.
Die Eigenschaften der Gruppe 3 werden in den folgenden Auswertungen mit zwei weiteren Gruppen verglichen. Zum einen sind dies
diejenigen, die zwar ebenfalls langfristig (länger als drei Monate) Medikamente einnehmen, jedoch eine geringere Menge von ein bis vier
rezeptpflichtigen Medikamenten (Gruppe 2). Diese Befragten sind
nach der eingangs zugrunde gelegten Definition nicht der von Polypharmazie betroffenen Gruppe 3 zuzurechnen. Zum weiteren Vergleich werden diejenigen herangezogen, die keine oder lediglich kurzfristig Medikamente einnehmen (Gruppe 1).
Die Befragten in der Gruppe 3 (Befragte, für die das Merkmal »Polypharmazie« zutrifft) nehmen im Mittelwert 6,7 Medikamente ein.
80
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Abbildung 1: Gruppenbildung für die Analysen
Gruppe 1: keine oder nur kurzfristig
Medikamente (n=511)
34
Gruppe 2: langfristig 1 – 4
Medikamente (n=818)
55
Gruppe 3: langfristig 5 oder mehr
Medikamente (n=169)
11
0
10
20
30
40
50
60
Angaben in Prozent der Befragten
Berücksichtigt man darüber hinaus die zusätzliche Einnahme selbst
gekaufter, rezeptfreier Produkte (OTC), erhöht sich dieser Wert um
durchschnittlich 0,6 auf insgesamt 7,3 Medikamente.
Die Wahrscheinlichkeit, langfristig mit fünf oder mehr Arzneimitteln versorgt zu werden (Gruppe 3), liegt bei Männern (16 % Prävalenz)
deutlich höher als bei Frauen (7 % Prävalenz; p ≤ 0,000). Daneben zeigt
sich vor allem ein starker Alterseffekt, denn in der Gruppe der 60- bis
79-Jährigen liegt die Prävalenz bei knapp 23 Prozent (p ≤ 0,000). Auch
der Anteil chronisch Kranker in der Gruppe der von Polypharmazie
Betroffenen ist sehr hoch (71 % in dieser Gruppe; p ≤ 0,000).
Wie bewerten die Befragten die ärztliche Betreuung? Zunächst ist
zwischen der Anzahl verordnender Ärzte und der Anzahl verschreibungspflichtiger Arzneimittel ein Zusammenhang erkennbar (Abbildung 2). Die Erwartung, dass es bei mehreren behandelnden Ärzten
zu einem mangelnden Informationsaustausch kommt, wird von den
Befragten nicht bestätigt: Etwa drei Viertel der Befragten (72 %) gaben
an, dass ihre Ärzte wissen, welche Medikamente ihnen von anderen
Ärzten verordnet wurden. Als besonders positiv ist zu bewerten, dass
dieses Wissen umso ausgeprägter war, je größer die Anzahl der vom
Patienten eingenommenen Arzneimittel war.
Fast alle Befragten (96 %) berichteten darüber hinaus, dass sie
selbst genau wissen, welches Medikament der Arzt ihnen gegen welche Beschwerden oder wegen welcher Erkrankung verschrieben hat.
Dabei gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Befragten
mit nur wenigen Arzneimitteln und denen mit einer sehr komplexen Therapie.
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Abbildung 2: Anzahl verschreibungspflichtiger Arzneimittel in Abhängigkeit von
der Anzahl verordnender Ärzte
2,3
1
3,8
Anzahl verordnender Ärzte
2
3
5,7
4
6,6
5
6
6
10
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Anzahl verschreibungspflichtiger Arzneimittel pro Patient
n=1.056; p≤ 0,000
Angaben in Prozent der Befragten
Zu einer bestimmten Therapie kann die Verschreibung eines oder
mehrerer Medikamente gehören. Die Befragten sollten bewerten, ob
sie der Auffassung sind, dass Ärzte im Rahmen der Behandlung zu oft
Medikamente verordnen (Abbildung 3). Die Gruppe der Befragten, für
die Polypharmazie (Gruppe 3) zutrifft, stimmt dieser Aussage überraschenderweise am wenigsten zu (21 %; p ≤ 0,000). Jüngere Befragte
vertreten eher als ältere die Auffassung, dass zu oft Medikamente verordnet werden.
Als Alternative zu Medikamenten bieten sich gegebenenfalls Naturheilmittel an. Diese werden von der Gruppe 3 (Polypharmazie) anders
bewertet als von den Befragten, die nicht von Polypharmazie betroffen
sind. Erstere stimmt dem Statement, dass Naturheilmittel sanfter sind
als Medikamente, am wenigsten zu (61 %; p ≤ 0,005). Männliche Befragte dieser Gruppe stimmen der These noch weniger zu als Frauen.
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Naturheilmittel sind sanfter
als Medikamente. (p ≤ 0,005)
Ärzte verschreiben zu oft
Medikamente. (p ≤ 0,000)
Abbildung 3: Beurteilung der Medikamentenverschreibung und der Naturheilmittel
Gruppe 1 (n=488)
43
Gruppe 2 (n=796)
57
36
Gruppe 3 (n=164)
64
21
79
Gruppe 1 (n=484)
74
Gruppe 2 (n=789)
73
Gruppe 3 (n=162)
27
61
0
stimme zu
26
10
20
30
39
40
50
60
70
80
90 100
stimme nicht zu
Angaben in Prozent der Befragten
Im Weiteren wurde geprüft, ob in dem Bemühen, möglichst wenige
Medikamente einzunehmen, eine längere ärztliche Beratungszeit
von den Patienten als Alternative angesehen wird. Das Verschreiben
von Medikamenten könnte dadurch gegebenenfalls überflüssig werden (Abbildung 4). Die Ergebnisse aus Sicht der Befragten zeigen jedoch signifikant, dass gerade polypharmazeutisch versorgte Patienten
mehrheitlich keinen Gewinn darin sehen, wenn sich ihr Arzt mehr
Zeit für sie nehmen würde (59 %). Hier ist sogar das Gegenteil der Fall:
Je weniger und kurzfristiger Medikamente eingenommen werden,
desto eher wird angenommen, dass eine ausführlichere Beratung des
Arztes die Einnahme von Medikamenten überflüssig machen könnte.
Patienten, die von Polypharmazie betroffen sind, beurteilen außerdem die Qualität der Beratung durch die Hausärzte als sehr hoch
(p ≤ 0,000). Jüngere Befragte sind bei der Beurteilung kritischer als ältere (p ≤ 0,01). Für die fachärztliche Beratungsqualität zeigt sich die
gleiche Tendenz, lediglich auf geringfügig niedrigerem Niveau, ebenfalls hoch signifikant. Zudem wurde nach der Beratungsqualität der
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Abbildung 4: Mehr Zeit des Arztes als Alternative zur Medikamentenverschreibung
Mehr Zeit für die Patienten würde viele Medikamente überflüssig machen.
Gruppe 1 (n =487)
54
Gruppe 2 (n =785)
48
Gruppe 3 (n =165)
52
41
0
stimme zu
46
10
20
59
30
40
50
60
70
80
90 100
stimme nicht zu
p ≤0,011
Angaben in Prozent der Befragten
Apotheker gefragt. Für diese Gruppe waren die Unterschiede der Qualitätseinschätzung zwischen den Gruppen statistisch nicht signifikant.
Betrachtet man die Häufigkeit der Arztbesuche der drei hier untersuchten Gruppen, so werden die unterschiedlichen Einschätzungen zu
mehr ärztlicher Beratungszeit nachvollziehbar. Befragte der Gruppe 3
gehen überproportional oft zum Arzt, wodurch sich ohnehin ein engeres Arzt-Patient-Verhältnis ergibt. 82 Prozent der Befragten dieser Gruppe sind ihrem Hausarzt seit fünf Jahren oder länger treu. In
den anderen Gruppen liegen diese Werte niedriger: bei 77 (Gruppe 2)
beziehungsweise 67 Prozent (Gruppe 1) (p ≤ 0,000).
Die Länge der Behandlungsgespräche (16 Minuten und länger) mit
dem Arzt ist bei den Befragten mit Polypharmazie ohnehin die höchste
(etwa doppelt so lang) im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen,
sodass Patienten, die von Polypharmazie betroffen sind, folglich noch
mehr Zeit kaum als Alternative zur Medikamentengabe ansehen (Abbildung 4). Zudem ist diese Gruppe stärker als jede andere der Auffassung, dass ihr Hausarzt sehr viel oder viel über ihre gesundheitliche
Entwicklung weiß. Das heißt, es gibt eine starke Bindung zwischen polypharmazeutisch versorgten Patienten und ihrem Hausarzt; diese halten die Behandlung, die ihnen zuteilwird, offensichtlich für angemessener als diejenigen Befragten, die weniger und noch nicht so lange
Medikamente einnehmen.
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Abbildung 5: Hausarzttreue
Seit fünf Jahren oder länger bei demselben Hausarzt
Gruppe 1
67
Gruppe 2
77
Gruppe 3
82
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90 100
Seit fünf Jahren oder länger bei demselben Hausarzt
p ≤0,000
Angaben in Prozent der Befragten
Abbildung 6: Qualität der hausärztlichen Beratung
Gruppe 1 (n=474)
76
24
Gruppe 2 (n=791)
90
10
Gruppe 3 (n=165)
91
9
0
sehr gut bis gut
10
20
30
40
50
60
70
80
90 100
sehr schlecht, schlecht bis teils, teils
p ≤0,000
Angaben in Prozent der Befragten
Nicht unbedingt mit der Menge der Medikamente, aber mit der Dauer
der Einnahme scheint die abschließende Qualitätsbeurteilung der
hausärztlichen Beratung zusammenzuhängen: Von den beiden betroffenen Gruppen sagen 90 beziehungsweise 91 Prozent, dass die hausärztliche Beratung gut oder sehr gut sei; bei denjenigen, die nur kurzfristig Medikamente einnehmen, liegt dieser Wert vergleichsweise
niedrig bei 76 Prozent.
85
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Abbildung 7: Aussagen über die eigene Arzneimitteltherapie
Gruppiert nach Anzahl der einzunehmenden rezeptpflichtigen Arzneimittel
Ich habe mindestens ein
rezeptpflichtiges Medikament
bewusst weggelassen.
10
Informationen auf dem
Beipackzettel haben mich
verwirrt oder beunruhigt.*
15
Ich hatte Angst,
abhängig zu werden.*
2
Es traten starke
Nebenwirkungen auf.*
6
4
5
18
8
17
Die Medikamente halfen mir
nicht gegen meine Beschwerden.*
1
1
31
8
Ich hatte Befürchtungen über
zukünftige Nebenwirkungen.*
19
24
4
0
Gruppe 1
19
14
Gruppe 2
5
10
15
20
25
30
35
Gruppe 3
*p ≤ 0,05
Angaben in Prozent der Befragten
Wie stehen die im Gesundheitsmonitor Befragten zu ihrer eigenen
Arzneimitteltherapie? Es gibt signifikante Unterschiede zwischen Patienten, die keine oder nur kurzfristig Arzneimittel einnehmen (Gruppen 1 und 2), und Befragten der Gruppe 3 (Polypharmazie) (Abbildung 7). Befragte mit einer komplexeren Arzneimitteltherapie hatten
mehr Sorgen und Ängste bezüglich ihrer Medikamente. Besonders
stark waren die Befürchtungen hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen der Behandlung (p ≤ 0,05). Außerdem verwirrten oder beunruhigten die Angaben im Beipackzettel stärker als bei Befragten, die nur wenige Medikamente einnahmen. Vor allem bei diesen Aspekten muss
allerdings bedacht werden, dass Patienten mit komplexeren Pharmakotherapien im Mittel älter sind. Eine signifikante Korrelation zwischen steigendem Alter und stärkeren Verunsicherungen durch den
Beipackzettel konnte nachgewiesen werden (r = 0,193; p ≤ 0,001) und
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muss daher bei diesen Interpretationen beachtet werden. Dennoch
gaben Befragte mit dauerhaften Arzneimitteleinnahmen signifikant
häufiger an, dass die Medikamente gegen die Beschwerden halfen, als
Befragte, die kaum Arzneimittel einnehmen (p ≤ 0,001).
Insgesamt 35 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in der Apotheke schon einmal auf Wechselwirkungen oder Unverträglichkeiten verschiedener Medikamente hingewiesen wurden. Dabei traten
keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Patientengruppen auf. Polypharmazeutisch versorgte Personen (Gruppe 3)
haben diese Hinweise jedoch doppelt so häufig mit dem Arzt besprochen wie Befragte, die keine oder nur kurzfristig rezeptpflichtige Arzneimittel einnehmen (71 % gegenüber 35 %; p ≤ 0,000). Nur in etwa
drei Prozent der Fälle hat der Arzt diese Hinweise ignoriert. Meistens
folgten genaue Erläuterungen zu den Ursachen (65 %), ein Medikamentenwechsel (22 %) oder Einnahme- oder Dosisänderungen (23 %).
Nachdem schon vorhandene Hilfeleistungen der Ärzte und Apotheker abgefragt wurden, sollte im weiteren Verlauf analysiert werden, welchen weiteren Unterstützungsbedarf hinsichtlich der Medikation die Patienten in Bezug auf die Heilberufsgruppen haben. Dieser
wird in Abbildung 8 dargestellt. Besonders stark war der Wunsch nach
Hinweisen auf Nebenwirkungen (51 %) und regelmäßigen Überprüfungen der Notwendigkeit der Medikation (49 %). Die Zahl der einzunehmenden Arzneimittel beeinflusste den Wunsch nach den verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten nicht. Diese Leistungen wurden
vorwiegend von Ärzten und Apothekern gleichzeitig oder konkret von
den Ärzten gefordert. Befragte ohne oder mit nur kurzfristiger Mittel­
einnahme erhofften sich signifikant öfter eine bessere Kooperation
zwischen den beiden Berufsgruppen (p ≤ 0,05). Ältere Teilnehmende
der Befragung wünschten sich in signifikantem Ausmaß stärkere Unterstützung durch die Heilberufsgruppen im Umgang mit ihren Medikamenten als jüngere Befragte.
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Abbildung 8: Unterstützungs- bzw. Beratungsbedarf der Befragten durch Ärzte
und/oder Apotheker
Hinweise auf Nebenwirkungen
(n = 897)
27
regelmäßige Überprüfung der
Notwendigkeit der Medikamente
(n = 866)
13
24
regelmäßige Frage nach weiteren
einzunehmenden Medikamenten
(n = 754)
4
35
Überprüfung der Wechselwirkungen
(n = 852)
1
20
20
bessere Abstimmung von Ärzten/
Apothekern untereinander (n= 1.478)
20
2
2
39
schriftliche Einnahmehinweise
(n = 537)
16
0
von Ärzten und Apothekern
20
10
12
20
3
30
40
50
60
nur von Ärzten
nur von Apothekern
Angaben in Prozent der Befragten
Informationsdefizite der Patienten – Ergebnisse eines
Arzneimittelberatungsdienstes
Daten des »Unabhängigen Arzneimittelberatungsdienstes für Patienten« können die Auskünfte zu Informationsdefiziten in der Arzneimitteltherapie ergänzen. Im Gegensatz zu den Teilnehmenden der
Gesundheitsmonitor-Befragung werden hier noch einmal konkret die
Probleme der Personen reflektiert, die sich nicht ausreichend beraten
fühlen und mit offenen Fragen aus dem Arzt-Patient-Gespräch entlassen werden. Gegenüber der Befragung des Gesundheitsmonitors
lag das Durchschnittsalter dieser Ratsuchenden mit rund 63 Jahren
höher (Gesundheitsmonitor: 51 Jahre). Auch der Arzneimittelkonsum
der Ratsuchenden (n = 908) war mit durchschnittlich sieben Mitteln
(verschreibungspflichtige und nicht verschreibungspflichtige Präpa88
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rate) ausgeprägter als bei den Teilnehmenden der Befragungswelle.
Im Durchschnitt litten die Patienten an fünf Erkrankungen (Selbstangabe). Bei beiden Faktoren war eine steigende Tendenz mit zunehmendem Alter erkennbar (Abbildung 9).
Abbildung 9: Anzahl der diagnostizierten Erkrankungen und Arzneimittel
(Selbstangabe) in Abhängigkeit vom Alter der Ratsuchenden
2,6
bis 40 Jahre
3,2
4,1
41 bis 60 Jahre
5,9
5,1
61 bis 80 Jahre
7,2
6
über 80 Jahre
0
Erkrankungen
1
2
3
4
5
8,6
6
7
8
9
10
Arzneimittel
Quelle: Arzneimittelberatungsdienst für Patienten, UPD, 2010
Angaben in Prozent der Befragten
Die Bandbreite der gewünschten Informationen bei diesen ausgewählten Ratsuchenden ist sehr groß. Viele suchen nach allgemeinen Therapiehinweisen zu bestimmten Erkrankungen (24 %) oder zum Wirkprinzip ihrer Arzneimittel (22 %). Die Anrufer hatten darüber hinaus
aber auch Informationsdefizite hinsichtlich Nebenwirkungen (45 %)
und Wechselwirkungen (26 %) von Arzneimitteln. Aufgrund der vielen gesetzlichen Vorgaben des Sozialgesetzbuches V ergaben sich in
rund 13 Prozent der Fälle Fragen zur Erstattungsfähigkeit von Arzneimitteln und zu Kostenregelungen.
Eine im Jahr 2008 durchgeführte Evaluierung des Beratungsangebots
zeigte, welche Art von Informationsübermittlung von den Ratsuchenden gesucht und geschätzt wird. Besonders wichtig war den Patienten
Fachkompetenz bei der Beratung (74 %) durch die Heilberufsgruppen.
Außerdem empfanden sie die gute (Laien-)Verständlichkeit der Beratung (63 %) sowie die Ausführlichkeit des Gesprächs (58 %) als sehr
hilfreich. Weitere Aspekte, die genannt wurden, waren die unabhängige Bewertung von Arzneimitteln (36 %), die Möglichkeit, eine weitere
Meinung einzuholen (35 %), sowie das Vertrauen zum Berater (30 %).
89
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Schlussfolgerungen
Zusammenfassend zeigen die Analysen, dass die von Polypharmazie
betroffenen Befragten eine engere Beziehung zu ihrem Arzt oder ihrer
Ärztin pflegen. Die Befragten dieser Gruppe geben an, häufiger Termine und längere Beratungszeiten zu erhalten, und sie sehen weniger alternative Möglichkeiten zu ihrer Arzneimittelversorgung als die
nicht von Polypharmazie Betroffenen.
Es ist bekannt, dass Patienten, die zu ihrem Arzt eine gute Beziehung haben, den Therapieempfehlungen mehr folgen als jene, deren
Beziehung nicht so gut ist (Sewitch et al. 2003; Tarn et al. 2006). Dennoch fanden sich bei fast einem Viertel dieser Befragten mit komplexen Arzneitherapien auch Ängste und Befürchtungen hinsichtlich der
eigenen Medikamente. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt,
dass die Ängste vor Nebenwirkungen und die daraus resultierende
Nichtbefolgung der Arzneitherapie durch einfache Hilfestellungen –
wie schriftliche Einnahmehinweise, regelmäßige Überprüfungen der
Wechselwirkungen und der Notwendigkeit der Einnahme von Arzneimitteln sowie eine bessere Aufklärung hinsichtlich Nebenwirkungen –
positiv beeinflusst werden können (Mueller und Kirch 2009).
Die Erfahrungen und Daten aus dem Arzneimittelinformationsdienst verdeutlichen zudem, dass eine besondere Gruppe von meist
älteren Patienten zusätzliche Beratung zu ihrer Arzneimitteltherapie
über den Arzttermin hinaus benötigt (Huber, Kullak-Ublick und Kirch
2009). Arzneimittelberatungsdienste können daher als ergänzendes
Instrument angesehen werden, das unsicheren Patienten zusätzliche
Informationen gut zugänglich macht.
Folgt man diesen Ergebnissen, muss man die überaus starke Rolle
des Hausarztes als Vertrauensperson beachten. Es ist wünschenswert,
dass für die Beratung und Unterstützung seitens der Heilberufsgruppen, insbesondere der Hausärzte, ausreichend Zeit vorhanden ist. Hieraus ergibt sich zudem die Forderung, dass vor allem die Hausärzte
Instrumente an die Hand bekommen, die sie zu einer vorsichtigen
Medikamentierung unter Berücksichtigung der möglichen Wechselwirkungen von Medikamenten befähigen. Hier sind beispielhaft Referenzdokumente wie die Priscus-Liste zu nennen oder um den Aspekt
der Polypharmazie erweiterte Leitlinien für multimorbide Patienten.
90
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Literatur
Boyd, C. M., J. Darer, C. Boult, L. P. Fried, L. Boult und A. W. Wu.
»Clinical practice guidelines and quality of care for older patients
with multiple comorbid diseases: implications for pay for performance«. JAMA (6) 294 2005. 716–724.
Dwyer, L. L., B. Han, D. A. Woodwell und E. A. Rechtsteiner. »Polypharmacy in nursing home residents in the United States: Results
of the 2004 National Nursing Home Survey«. Am J Geriatr Pharmacother (1) 8 2009. 63–72.
Green, J. L., J. N. Hawley und K. J. Rask. »Is the number of prescribing physicians an independent risk factor for adverse drug events
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