Genexpressionsnachweis 1: Proteinnachweise Protein BC-Praktikum II WS 2011/12 Ralf Dürr AG Dietrich Genom - Proteom EinzelproteinAnalyse Genom größtenteils bekannt eher statisch Proteomik Erforschung des Proteoms, das heißt der Gesamtheit aller in einer Zelle oder einem Lebewesen unter definierten Bedingungen und zu einem definierten Zeitpunkt vorliegenden Proteine. Proteom relativ unbekannt hoch dynamisch aufgrund veränderter Bedingungen (Umweltfaktoren, Temperatur, Genexpression, Wirkstoffgabe etc.), z.B.: Raupe und Schmetterling: gleiches Genom, aber unterschiedliches Proteom! Veränderungen des Proteoms oftmals sehr schnell, z.B. Phosphorylierungen und Dephosphorylierung von Proteinen (wichtig für Signaltransduktion). Proteomik Proteomik – Proteinanalyse im großen Maßstab Protein-Expressionsprofile, Proteinmodifikationen und ProteinNetzwerke in Relation zu Zellfunktion und biologischen Prozessen, z.B. Entwicklung, Gesundheit und Krankheit Microarrays modernes molekularbiologisches Untersuchungssystem erlaubt die parallele Analyse von mehreren tausend Einzelnachweisen in einer geringen Menge biologischen Probenmaterials → "Genchips" oder "Biochips" (viele Informationen auf kleinstem Raum) DNA-Microarrays Protein-Microarrays A) DNA-Microarrays ligos O t i m Chip cDNAs bzw. Genomanalyse, Diagnostik, differenzielle Genexpression Bestimmung der mRNA-Menge bestimmter Gene 1.) Sonden (Oligos / cDNAs) an definierten Positionen eines Rasters, z. B. Glasträger 2.) RNA-Extraktion, cDNA- oder cRNA-Synthese mit Fluoreszenzfarbstoffen 3.) Hybridisierung mit Microarrays: markierte cDNA/cRNA Stücke binden an ihren komplementären Gegenpart auf dem Array Hybr idisie Exzit rung, Ausw ation, ertun g 4a.) Auslesen der Fluoreszenzsignale jeder Position des DNA-Microarrays mittels Lasers 4b.) Bioinformatischer Signalausgleich, Normalisierung, Auswertung Auswertung der DNA-Microarrays B) Protein-Microarrays Spots: Vielzahl von Testfeldern auf engstem Raum B.) Auftra g der zu testende (Proteinm n Probe ix / Antikö rper) C.) Detektion: Spots mit und ohne ProteinProtein-Interaktion (auch quantitative Detektionsverfahren möglich) Einzelprotein-Nachweise verschiedenen Eigenschaften der Proteine →verschiedene Möglichkeiten der Proteindetektion Methoden der Proteindetektion Objektive Methoden Molekulargewicht Aminosäuresequenz Subjektive Methoden colorimetrisch absorptionsspektroskopisch →abhängig von funktionellen Gruppen →relative Quantifizierung anhand Proteinstandards Strukturelle Analyse NMR-Analyse (MagnetResonanz-Tomographie) Röntgenkristall-Analyse Elektronenmikroskopie und 3D-Rekonstruktion Funktionelle Analyse immunologisch enzymatisch radioaktiv 1. Absorptionsspektroskopie Prinzip Proteine absorbieren und fluoreszieren im UV-Bereich (1 – 400 nm) Proteinabsorption wird bei definierter Wellenlänge gemessen Proteine werden nicht denaturiert Assay reaktive Gruppe Photometrisch A280 Tryptophan, Tyrosin A205 Peptidbindung Detektionslimit (µg/ml) 20 - 3000 1 - 100 Fluorimetrisch Anregung 280 Emission 320 - 350 aromatische AS 5 – 50 2. Colorimetrische Methoden Prinzip Quantifizierung von Protein-Farbstoff-Komplexen durch Messung der Absorption bei spezifischer Wellenlänge anhand einer Standardkurve. abhängig von funktionellen Gruppen der Aminosäuren, welche mit einem Farbstoff reagieren keine absolute Quantifizierung verschiedene Assays und Versuchsbedingungen können > 20 % Abweichung hervorrufen Proteine denaturiert infolge von Färbung bei extremen pH-Werten 2. Colorimetrische Methoden Assay Bradford Prinzip Coomassie brilliant blue G250 bindet Sensitivität 0.2 – 20 µg/ml an aromatische und basische AS-Reste Biuret Komplexierung der Peptidbindungen mit 1 – 20 mg/ml Cu2+ unter Bildung eines Farbumschlags Bicinchoninic acid (BCA) Reduktion von Cu2+ durch Peptide unter 0.2 – 50 µg/ml Bildung eines Farbumschlags Lowry Komplexierung der Peptidbindungen mit Cu2+ unter Bildung eines Farbumschlags 2 – 100 µg/ml 2. Colorimetrische Methoden Bradford assay: Coomassie brilliant blue G250 + aromatische od. basische Seitenketten der Proteine (insbesondere Arginin) in saurem Milieu; sehr sensitiv, einfache Durchführung, auch zur Färbung von Proteingelen geeignet Quantifizierung: Absorption bei 595 nm Beeinträchtigung: Sensitivität gegenüber Detergenzien (z. B. sodium dodecylsulfate (SDS)) oder reduzierende Substanzen (z. B. Dithiothreitol (DTT)). 2. Colorimetrische Methoden A 540; geringe Sensitivität Biuret assay: (Fehlings Reagenz) Kupferreduktion Bicinchoninic acid assay (BCA): violett A 562 Lowry assay: (Molybdän- / Wolfram-Heteropolysäure) Proteindetektion und Charakterisierung 3. Proteintrennung durch Gelelektrophorese 3.1 1-D-Gelelektrophorese / SDS-PAGE Proteine wandern durch Poren eines Polyacrylamid-Gels innnerhalb eines elektrischen Feldes → Molekülgröße und Reinheit eines Proteins 3. Proteintrennung durch Gelelektrophorese 3.2 2-D-Gelelektrophorese 1-D: erste Trennung nach pI 2-D: Trennung nach Größe (SDS-PAGE) pI-Elektrophorese wird einem SDS-Gel aufgelegt Gel mit pH-Gradient Proteine wandern senkrecht zur 1. Dimension in das SDS-Gel Gel mit Protein beladen pI-Elektrophorese nach der pI-Elektrophorese Ende der Auftrennung 3. Proteintrennung durch Gelelektrophorese 3.2 2-D-Gelelektrophorese Tausende von Proteinen können als einzelne Spots getrennt werden, geeignet zum Vergleich von Protein-Expressionsprofilen verschiedener Zellpopulationen, z. B. unterschiedliche Entwicklungsstadien, Tumor vs. Normalgewebe. 4. Proteindetektion nach Trennung durch Gelelektrophorese Prinzip Direkte Färbung des Gels (Coomassie, Silber, Fluoreszenzfarbstoffe) Indirekt nach Gel-Blotting auf eine Membran Detektion durch Autoradiografie radioaktiv markierter Proteine [35S]. 4.1 Direkte Färbung des Gels Coomassie: bindet unspezifisch an Proteine, die durch Methanol/Essigsäure in einem Polyacrylamid-Gel fixiert sind. Detektionslimit: 0,3 – 1 µg/Proteinbande. Silbernitrat: bindet an chemische Gruppen (Sulfhydryl, Carboxyl etc.). Nach Fixierung wird ein Polyacrylamid-Gel mit Silbernitrat gefärbt. Detektionslimit: 2 – 5 ng/Proteinbande. Fluoreszenzfarbstoffe: z. B. SYPRO-Orange od. SYPRO-Red werden durch UV angeregt. Gefärbte Gele können in einem Transilluminator fotografiert oder mit einem Laserscanner gescannt werden. Detektionslimit: 1 – 2 ng/Proteinbande. 4. Proteindetektion nach Trennung durch Gelelektrophorese 4.2 Detektion durch Gel-Blotting (Western Blot) Proteinübertragung auf Membran durch elektrisches Feld (blotting) → Detektion direkt colorimetrisch oder durch spezifische, signalmarkierte Antikörperbindung (India ink: →50 ng; Gold: → 3 ng; SYPRO Ruby: →2 ng; Western Blot: →0.1 - 1 ng Antigen) 5. Enzyme-linked immunosorbant assay (ELISA) Basiert auf spezifischen AntigenAntikörper-Komplexen, einer der Partner ist immobilisiert Detektion durch einen markierten Antikörper (Enzym, Farbstoff etc.) ELISA erfordert Optimierung hinsichtlich unspezifischer Bindungen (z. B. Bindung an Plastikoberfläche, unspezifische Bindung der Reaktionspartner Reduktion durch Blockierung der unspezifischen Bindestellen nach Immobilisierung der Bindepartner) 5. Enzyme-linked immunosorbant assay (ELISA) 6. Funktionelle assays Bsp: Enzymdetektion anhand ihrer katalytischen Aktivität Für Nachweis der Expression eines unbekannten Proteins wird das codierende Gen an ein bekanntes Reportergen (z. B. β-Galactosidase oder Luciferase) gekoppelt, welches quantifiziert werden kann. Assay zur Detektion von HIV-1 infizierten Zellen basierend auf βgal Reportergen. 6. Funktionelle assays Detektion der Inhibierung einer HIV-1 Infektion durch reduzierte Expression eines Reportergens 7. Proteinsequenzierung durch Edman-Abbau Aminogruppe der terminalen AS-Reste reagieren mit Phenylisothiocyanat (PITC) zu einer Anilinthiazolin-AS Flüssige oder gasförmige Trifluoressigsäure spaltet die AS-Derivate Konversion der Anilinthiazolin-AS in Phenylthiohydantoin-AS, identifiziert durch reverse Phasechromatografie. 8. Massenspektrometrie Quelle: IZKF Ulm, Dr. Markus Wunderlin 8. Massenspektrometrie Quelle: IZKF Ulm, Dr. Markus Wunderlin 8. Massenspektrometrie Quelle: http://www.chemie.uni-kl.de/forschung/oc/kubik/index 9. Strukturelle Analysen a) Röntgenbeugungsanalyse (X-ray) a) Röntgenbeugungsanalyse 1.) Züchten eines Proteinkristalls 4.) Computeranalyse und Proteinstruktur in atomarer Auflösung 2.) Synchotron (Teilchenbeschleuniger) Röntgenbeugung 3.) Streuungsbild b) Elektronenmikroskopie und 3DRekonstruktion 1.) Probenvorbereitung und Elektronenmikroskopie 4.) 3D rekonstruiertes Protein 2.) EM-Aufnahme 3.) „Picken“ einzelner Moleküle, Einteilung in Klassen, Winkelbestimmung, Rückprojektion, Computerberechnungen in iterativen Verfahrung um Unschärfe zu minimieren + Fitting a) Röntgenkristallstruktur + b) 3D-Rekonstruktion