Gutartige Prostatavergrößerung Wenn‘s schlecht läuft: Medikamentöse Therapien 18.10.2014 – Urologische Klinik - Klinikum Sindelfingen-Böblingen Dr. med. David Zimmermann Die Prostata Krankheiten der Prostata Benigne Prostatahyperplasie (BPH): Gutartige Vergrößerung der Prostata durch Wachstum des inneren Anteils der Drüse Prostatakrebs: Bösartige Zellveränderungen in der Prostata vor allem im äußeren Anteil Ursache der Prostatahyperplasie ? Normaler Prozess beim Mann im Alter ab dem 50. Lebensjahr Ätiologie bislang nicht eindeutig geklärt: Genetische und ethnische Faktoren, Übergewicht, etc. à multifaktoriell Wahrscheinlich gestörtes Gleichgewicht der Hormone Testosteron und Östrogen in der Prostata à wichtig für Therapieansätze BPH hat per se keinen Krankheitswert ! Was führt zu der Beschwerdesymptomatik? Wachstum im inneren Anteil der Drüse Folge: Einengung der Harnröhre mit Miktionsbeschwerden Symptomkomplex der BPH Obstruktive Symptome Irritative Symptome Abgeschwächter Harnstrahl Erhöhte Miktionsfrequenz Verlängertes Wasserlassen Nächtliches Wasserlassen Verzögerter Miktionsbeginn Drangsymptomatik Harnstottern Dranginkontinenz Nachträufeln Restharngefühl Restharn Therapie der BPH Ø Abwarten - bei geringen Beschwerden - halb- bis jährliche Kontrollen Ø Medikamentöse Therapie Ø Operative Therapie Medikamentöse Therapie der BPH Phytotherapie (z.B. Sägezahnpalme, Brennesselwurzel, Roggenpollen, Kürbissamen, afrikanische Wurzelknolle) Unterschiedliche Wirkungen (antientzündlich, abschwellend, antihormonell) Vorteil: wenig Nebenwirkungen, kein Einfluss auf PSA-Wert Hauptsächlich Verbesserung der Symptome (Aber: bisher kein Wirkungsnachweis durch Studien) Medikamentöse Therapie der BPH Alphablocker (Tamsulosin, Silodosin, Alfuzosin, Doxazosin, Terazosin) Reduzieren Muskelspannung am Blasenauslass/Prostata Effekt: Ø Verbesserung des Harnstrahls um 20-25% Ø Verbesserung der Symptome um 35-40% Aber: Ø Kein Einfluss auf Prostatagröße oder Progressionsrisiko Ø Wirkungseintritt nach Stunden bis Tagen! Ø geeignet für mittelgroße Prostatadrüsen Schwindel Blutdruckabfall Retrograde Ejakulation Müdigkeit Kopfschmerzen Mundtrockenheit Libidoverlust Häufigkeit Nebenwirkungen: Alfablocker Nebenwirkungen: Alfablocker Ø Cave mit Terazosin und Doxazosin bei zusätzlich blutdrucksenkenden Medikamenten Ø Cave bei geplanter OP wegen grauem Star à Grund: Motilität der Iris wird beeinflusst und erschwert somit die OP-Bedingungen „intraoperative floppy iris syndrom“ Ø retrograde Ejakulation v.a. bei Silodosin und Tamsulosin Medikamentöse Therapie der BPH 5-alpha-Reduktasehemmer (Hormontherapie) (Finasterid=Proscar, Dutasterid=Avodart) Blockieren die Wirkung von Testosteron auf die Prostata Mechanismus: - Umwandlung von Testosteron zu Didydrotestosteron wird gehemmt à Reduktion des Prostatawachstums Medikamentöse Therapie der BPH 5-alpha-Reduktasehemmer (Hormontherapie) Effekt: Ø Verkleinerung der Prostata um 30% Ø Verbesserung des Harnstrahls Ø Verbesserung der Symptome um 15-30% Ø Langsame Verbesserung der Symptome CAVE: Ø Reduktion des PSA-Wertes um 50%! Medikamentöse Therapie der BPH 5-alpha-Reduktasehemmer (Hormontherapie Ø Wirkungseintritt erst nach 3 bis 6 Monaten Ø Bessere Wirkung bei großen Prostatadrüsen Ø Senkt das Progressionsrisiko und somit die Gefahr eines akuten Harnverhalts und die Wahrscheinlichkeit einer notwendigen operativen Therapie im Verlauf àklarer Vorteil zu Alphablockern Erektile Dysfunktion (v.a. im ersten Therapiejahr) Ejakulationsstörungen Libidoverlust Brustvergrößerung (Gynäkomastie) Häufigkeit Nebenwirkungen: 5-alpha-Reduktasehemmer Die Gefahr von Nebenwirkungen ist gering und nimmt mit zunehmender Behandlungsdauer eher ab! Medikamentöse Therapie der BPH Muskarinrezeptorantagonisten SONDERSTELLUNG (Fesoterodin=Toviaz, Tolterodin=Detrusitol) Indikation: irritative Symptomatik bei BPH ohne relevante obstruktive Komponente Mechanismus: - Blockade von Rezeptoren am Blasenauslass à Muskelkontraktionen der Harnblase werden in der Füllphase gehemmt Medikamentöse Therapie der BPH Muskarinrezeptorantagonisten Effekt: Ø Senkung der Miktionfrequenz (tagsüber/nachts) Ø Besserung des imperativen Harndrangs CAVE: Ø Gefahr der insuffizienten Blasenentleerung mit Restharnbildung und ggf. akutem Harnverhalt Ø als alleinige Therapie bei Patienten mit abgeschwächtem Harnstrahl oder bereits vorliegendem Restharn nicht empfohlen Mundtrockenheit Obstipation Schwindelsymptome Häufigkeit Nebenwirkungen: Muskarinrezeptorantagonisten Medikamentöse Therapie der BPH Phosphodiesterasehemmer (Typ 5 und 4) (Tadalafil 5mg 1 mal pro Tag) Erschlaffung der glatten Muskelzellen im Bereich der Prostata, der Harnblase und Harnröhre Effekt: Ø Verbesserung des Harnstrahls Ø Verbesserung der Symptome bereits nach 1 Woche Schwindel Kopfschmerzen Rückenschmerzen Verdauungsstörungen Häufigkeit Nebenwirkungen: Phosphodiesterasehemmer Sodbrennen • keine gleichzeitige Gabe mit Nitraten à Gefäßerweiterung wird potenziert à Blutdruck sinkt, Durchblutungsstörung (Herz, Gehirn) • keine Gabe bei Hypotonie, Herzinsuffizienz, schwere Leberinsuffizienz Ø bisher eher selten im Einsatz bei BPH Ø noch keine Langzeitdaten Kombinationstherapie Indikation Prostata >40cc + mäßig bis stark ausgeprägte Symptome à hohes Progressionsrisiko, d.h. Zunahme der Prostatagröße und der Beschwerden bis hin zum akuten Harnverhalt • Schnelle Besserung der Beschwerden mit Alphablocker + 5-­‐alpha-­‐Reduktasehemmer • gleichzeiEger Abnahme der Prostatagröße und somit Hemmung der Krankheitsprogression • Verbesserung des Harnstrahls • Cave: mehr Nebenwirkungen àNutzen-­‐Risiko-­‐Abwägung Entscheidungsfindung PATIENTENBEZOGEN Ø Individuelle EvaluaEon der Symptomausprägung Ø Ausmaß des Leidensdruckes Ø Sexuelle AkEvität Ø Nebendiagnosen Ø Nebenwirkungsprofil Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!