Autor: Günther Volz, Beratender Ingenieur f. Elektro- u. Lichttechnik Ganzheitliche Konzepte für verbesserte Tageslichtnutzung und künstliche Beleuchtung im Büro Einleitung Durch Optimierung von Tageslichtnutzung und künstlicher Beleuchtung und kann der Komfort am Arbeitsplatz in Gebäuden wesentlich verbessert und große Energieeinsparpotentiale ausgenutzt werden. Tageslichtnutzung wirkt sich übergreifend auf Sehleistung und visuelles Ambiente über Sonnenschutz und Blendschutz sowie die thermische Behaglichkeit aus. Blendung und schlechte Beleuchtung wird als eine der häufigsten Störquellen am Arbeitsplatz beklagt. Dabei begünstigen momentaner Strompreis, effizientere Lampen und neue Leuchten mit unübersehbarer Design-Vielfalt sogar Lösungen mit künstlicher Beleuchtung. Mit den enormen Fortschritten in der Technologie von elektrischen Lampen und Leuchten in den 60er und 70er Jahren entwickelte sich eine Vorstellung, dass der Mensch sogar ohne Tageslicht und nur mit Technik bessere Umgebungsbedingungen schaffen könne. Die Gebäudenutzer fordern jedoch mehr Tageslicht für das Wohlbefinden in Räumen, in denen sie einen Großteil ihrer Arbeitszeit verbringen. Tageslicht wirkt stimulierend und ist im Vergleich zur künstlichen Beleuchtung wesentlich abwechslungsreicher. Die Veränderung des Tageslichtes gibt unserer Umgebung ein anderes Aussehen und rhythmisiert unseren Tagesablauf. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen den Zusammenhang zwischen gutem Licht, Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsbereitschaft. Tageslichttechnik bietet mehr und besseres Licht mit weniger Strom. Auch der Energiehaushalt von Gebäuden wird stark von der Tageslichtnutzung beeinflußt. Tageslichtnutzung ist die edelste Form erneuerbarer Energie! Sie erlaubt den höchstmöglichen Wirkungsgrad von Solarenergie-Nutzung. Das läßt sich leicht bei einem Vergleich, z. B. mit Fotovoltaik, nachweisen. Die Herausforderung für Architekten und Ingenieure ist „nur“, diese "kostenlose" Edelenergie auf Nutzflächen in der Raumtiefe weiterzulenken. Mit der Bildschirmarbeit kamen zusätzliche Anforderungen: Blendung und störende Reflexionen durch Tageslicht und künstliche Beleuchtung müssen vermieden werden. Daraus ergibt sich, dass am "helllichten Tag" Jalousien geschlossen werden müssen. Dabei kann das reichliche Angebot an Tageslicht nicht ausgenutzt werden. Mit erhöhtem Energieaufwand muss künstlich beleuchtet werden. Die Anforderungen: Schutz vor Sonnenhitze, Blendschutz, hoher Tageslichtanteil und freie Sicht nach aussen werden heute immer noch selten in den meisten Büros gleichzeitig erfüllt. Bei gesamtheitlicher Betrachtung und Planung zeigen sich gewerkeübergreifende Zusammenhänge zwischen Tageslichttechnik, Sonnenschutz, Blendschutz, Raumklima, künstlicher Beleuchtung sowie deren Auswirkungen auf thermische und visuelle Behaglichkeit. Die Anforderungen an verbesserte Tageslichtnutzung im Gebäude berühren deshalb Architekten und fast alle Ingenieure in den verschiedenen Bereichen der technischen Gebäudeausrüstung, Lichttechniker und Bauphysiker. Notwendig ist, daß die mit verbesserter Tageslichtnutzung home B aMz GfA 3 C D E F einhergehenden Probleme wie Blendung, Wärmeeintrag usw. gewerkeübergreifend gelöst werden. In bestehenden Normen und Richtlinien sind Mindestanforderungen an die lichttechnischen Kriterien definiert. Die wichtigsten davon zielen auf: • erforderliche Beleuchtungsstärke mit mindestens 500 Lux bzw. 300 Lux bei tageslichtorientierten Arbeitsplätzen • Begrenzung der Direkt- und Reflexblendung • ausgewogene Leuchtdichte-Verteilung • örtliche und zeitliche Gleichmäßigkeit der Beleuchtungsstärke • angemessene Lichtfarbe und Farbwiedergabe • Sichtverbindung nach aussen Kompetente Lichtplaner berücksichtigen jedoch darüber hinaus weitere Qualitätskriterien für ein abgestimmtes Beleuchtungskonzept: • die Beleuchtung soll eine flexible Nutzung bzw. Möblierung zulassen • Beleuchtung soll sich unterschiedlichen Sehaufgaben anpassen können • stärkere Beachtung ergonomischer Gesichtspunkte mit individueller und zonierter Beleuchtung. Ein effizientes, ganzheitliches Beleuchtungskonzept ergibt sich aus der Kombination, Integration und dem Zusammenwirken folgender Komponenten und Aspekte, wobei folgende Zielsetzungen für Lichtqualität und Energieeffizienz bestehen: • Tageslichtnutzung: Hohe Verfügbarkeit, d.h. Qualität und Quantität des natürlichen Tageslichts bei gleichzeitiger Erfüllung der Anforderungen an Sonnenschutz und Blendschutz • Farbgebung und Reflektionsgrad im Raum: Harmonische Leuchtdichteverteilung im Gesichtsfeld, Einfluß auf den "Raumwirkungsgrad". • Lichtgestaltung als Bezug zur Architektur, Lichtdesign als Beitrag und Unterstützung architektonischer Ziele und betrieblicher Funktionen Die wichtigsten Komponenten für den Anteil der künstlicher Beleuchtung und ihre Zielsetzungen hinsichtlich Qualität und Effizienz sind: • Lampen (Leuchtmittel): Auswahl der Lichtfarbe nach gestalterischen Gesichtspunkten bei hoher Farbwiedergabequalität, hoher Lichtausbeute, Langlebigkeit und erforderlichenfalls Dimmbarkeit • Leuchten (Beleuchtungskörper): Lichtverteilungscharakteristik für ein ausgewogenes Verhältnis von Horizontal- und Vertikalbeleuchtungsstärken, konstruktive Merkmale der Lichtlenkung für hohen Leuchtenwirkungsgrad, Entblendung, Montage- und Wartungsfreundlichkeit sowie Design-Qualität home B aMz GfA 3 C D E F • Vorschaltgeräte, elektrische Betriebsgeräte für Steuerung und Regelung: Geringe Verlustleistung, lampenschonend im Sinne einer Verlängerung der Lampenlebensdauer, geräuschfrei, für flimmerfreien Lampenbetrieb. Optimale Bedarfsanpassung an Tageslichtnutzung und Präsenz, unterschiedliche Nutzung, Realisierung von Energieeinsparung durch Reduzierung der Vollbetriebszeit • Betrieb: Erhalt der Gütekriterien der einzelnen Komponenten und somit Energieeffizienz der gesamten Anlage. Ausgehend vom Fenster in der Wand oder Oberlicht in der Decke als einfachstem und verbreitetstem "Tageslichtsystem" entwickelt die moderne Architektur Gebäude, die immer stärker von Fassaden mit großen Glasflächen geprägt sind. Neben dem Gewinn an Tageslicht stellt sich hierbei verschärft das Problem des Sonnenschutzes und Blendschutzes. Aufgrund der tages- und jahreszeitlichen Schwankungen in Helligkeit und Temperatur stellen sich zum Teil gegensätzliche Anforderungen an die Gebäudehülle, und somit muß sich das Tageslichtsystem der jeweiligen unterschiedlichen Situationen anpassen können. Folgende Anforderungen sollen von einem Tageslichtsystem erfüllt werden: • Lichtlenkung, insbesondere zur Ausleuchtung der Raumtiefe und Reduzierung der Einschaltdauer der künstlichen Beleuchtung, Schaffung der visuellen Behaglichkeit und besseren Gleichmäßigkeit der Leuchtdichteverteilung • Hitzeschutz und Reduzierung der Raumaufheizung im Sommer und dem damit erforderlichen Energieaufwand für Kühlung und Lüftung • Blendschutz zur Erfüllung der Anforderungen insbesondere von Bildschirmarbeitsplätzen • Außenverbindung, Aufrechterhaltung des Sichtkontaktes nach außen, Transparenz, mit möglichst geringen Farbveränderungen des Tageslichts und damit Erhöhung der Nutzerakzeptanz des Tageslichtsystems • Wärmeschutz zur Reduzierung der Wärmedurchgangskoeffizienten, Erzielung solarer Wärmegewinne im Winter, mit dem Ziel der Heizenergieeinsparung • Anpassungsfähigkeit des Tageslichtsystems durch Regelmöglichkeiten und Anbindung an Gebäudeautomation bzw. selbstregelnd. Bedarf und Schritte zur Richtlinie VDI 6011: Für die lichttechnische Konzeption durch Architekten und Fachingenieure, welche oft in unterschiedlichen Fachbereichen an diese Aufgabenstellung herangehen, besteht Bedarf an Planungshilfen und Richtwerten für die Systemauswahl, Bewertung der jeweiligen Einsatzschwerpunkte und eine nutzungsgerechte Ausführungsplanung. Dieses war Anlaß für die VDI-Gesellschaft Technische Gebäudeausrüstung, im Februar 2002 die Richtlinie VDI 6011 "Optimierung von Tageslichtnutzung und künstlicher Beleuchtung" zu verabschieden. Das vorliegende Blatt 1 der Richtlinie gibt einen Überblick zum Stand der home B aMz GfA 3 C D E F Technik von Tageslichtnutzung, künstlicher Beleuchtung und deren Kombination einschließlich der zugehörigen Steuerung und Regelung. Beim "Standardhimmel" nach CIE ist die Leuchtdichte im Zenit 3 x höher als am Horizont. Somit ist Zenitalbeleuchtung (durch horizontale, in der Decke befindliche Fenster bzw. Öffnungen) in ihrer Lichtausbeute im Vergleich zur Öffnungsgröße um ein Mehrfaches wirksamer als Lateralbeleuchtung (durch vertikale Fenster in seitlichen Wänden). Deshalb wird das geplante Blatt 2 der VDI-Richtlinie 6011 das wichtige Feld der Tageslichtsysteme in Dächern behandeln. Systeme der Tageslichttechnik für Bürogebäude sind in Kombination mit Fenster und Fassade sowie Dachoberlichtern verfügbar: • Jalousien zur Lichtlenkung, innen, außen oder im Scheibenzwischenraum angeordnet, siehe Bild 1 (BNW Hueppe): • Lamellen mit Retroreflektoren • Vertikallamellen für Innenanordnung • Ausstattung von Verglasungen mit Spiegelprofilen für Anordnung im Scheibenzwischenraum oder bei Dachoberlichtern • Lichtlenkprofile im Scheibenzwischenraum zum Einsatz oberhalb der Sichtfenster • Spezielle Formen von "Lichtschwertern" für Integration in die Fassade • Lichtleitdecken, auch in der Spezialform als anidolische Decken • Reflektierende Decken in Kombination mit einem Tageslichtlenksystem, kombinierbar mit Klimadecken • Spezielle Oberlichter, Dachelemente mit Diffuslichtdurchlaß • Holografisch-optische Elemente zur Umlenkung des Diffuslichtes • Heliostaten zur Lichteinspeisung in Gebäude bei direktem Sonneneinfall in Verbindung mit home B aMz GfA 3 C D E F • Lichtrohr (Light-pipe) oder Glasfaser, siehe Bilder 2, 3 (BNW Heliobus AG): Der Fensterbereich liefert das Tageslicht primär dem fensternahen Arbeitsplatz. Hier soll trotz Sonnenschutz die vorgeschriebene Außenverbindung, d.h. Sichtverbindung gewährleistet werden.Während die Beleuchtungsstärke ohne besondere Maßnahmen der Lichtlenkung zur Raumtiefe hin stark abfällt, kann mit Hilfe von Lichtlenkmaßnahmen ein gleichmäßigerer Verlauf ermöglicht werden. Durch Lichtlenktechnik kann Tageslicht vom fensternahen Bereich in die Raumtiefe gebracht werden. Zusätzlich kann die zu hohe Einstrahlung im Fensterbereich reduziert werden. Über den oberen Fensterbereich kann das Licht flach in den Raum einstrahlen und damit die Raumtiefe ausleuchten. Die spektrale Zusammensetzung des Tageslichts im Innenraum und seine Farbwiedergabeeigenschaften dürften durch das Tageslichtsystem nicht wesentlich beeinflußt werden. In der technischen Umsetzung des Zieles "verbesserte Tageslichtnutzung" entstehen Konflikte und Gegenläufigkeiten zwischen Schutzfunktionen und Versorgungsfunktionen aufgrund physikalischer home B aMz GfA 3 C D E F Gesetze, wie Bild 4 zeigt. Bild 4: Konflikte und Gegenläufigkeiten in der Tageslichtnutzung aufgrund physikalischer Gesetze Schutzfunktionen und Versorgungsfunktionen Blendschutz • • Durchsicht, Aussenverbindung Sonnenschutz • • Tageslichteintrag • • Solare Wärmegewinne im Winter (gegen Überhitzung) Wärmeschutz (gegen Wärmeverluste nach aussen) (Energieeinsparung bei künstlicher Beleuchtung) Energie- Einsparung: home B aMz GfA 3 C D E F Grobe Anhaltswerte über Energieeinsparpotentiale bei optimierter und mit dem Fassadenaufbau abgestimmter Systeme für Sonnenschutz und Tageslichtlenkung: Der Energiedurchlass (g-Wert) wird im Vergleich zu Sonnenschutzverglasungen mit Blendschutzeinrichtungen um mehr als 50 % reduziert, somit muss deutlich weniger gekühlt werden. Der Energiebedarf für die künstliche Beleuchtung kann in Kombination mit geeigneter Steuerung oder Regelung um bis zu 70 % reduziert werden. Die Energieeinsparpotentiale innovativer Tageslichttechnik liegen nicht allein in der Einsparung von elektrischer Energie für künstliche Beleuchtung. Das thermische Gebäudeverhalten sowie die Möglichkeit, die Haustechnik insgesamt zu reduzieren, ist ein weiterer Effekt. Zur Tageslichtergänzung stehen innovative Komponenten für künstliche Beleuchtung zur Verfügung: Die neue Leuchtstofflampengeneration mit 16 mm Durchmesser prägt das Design neuer Leuchten. Durch die Verkürzung der Lampen um 5 cm gegenüber den vergleichbaren konventionellen Lampentypen lassen sich die Leuchten besser in die gängigen Deckensysteme einfügen. Die dünnere Lampe erlaubt deutlich kleinere Leuchten, siehe Bild 5 (BNW Spectral): Durch den kleineren Lichtpunkt können effizientere Techniken für Lichtverteilung realisiert werden. Die höchste Lichtausbeute beträgt bei guter Farbwiedergabequalität (Stufe 1b) als Systemlichtausbeute mit dem zugehörigen elektronischen Vorschaltgerät 94 Lumen / Watt, z. B. in den Leistungsstufen 35 oder 28 Watt. Bei einer fast verdoppelten Lebensdauer bis zu 15.000 Stunden wurde auch der Lichtstromrückgang während der Alterung reduziert. Diese Lampen werden ausschließlich mit elektronischen HochfrequenzVorschaltgeräten betrieben. Die neue Lampenfamilie ist zweigeteilt: • High-Efficience-Lampen, mit einer hohen Systemlichtausbeute bis zu 94 Lumen pro Watt, • High-Qutput-Lampen, mit besonders hohen Lichtströmen. Die Auswahl der Lampenfamilie muß entsprechend der erforderlichen Entblendung und Lichtverteilung der Leuchten vorgenommen werden. High-Output-Lampen sollen bei Leuchten mit vorwiegend Indirekt-Charakteristik eingesetzt werden, da diese sonst bei direktstrahlenden Leuchten zu unzulässig hohen Leuchtdichten führen können. Durch die kleineren Leuchtenkonstruktionen entstehen in den neuen Leuchten häufig höhere Temperaturen als bisher. Der Betriebspunkt mit dem Lichtstrom-Maximum der Lampen wurde deshalb auf 35°C Umgebungstemperatur gelegt. Für den Planer ist Vorsicht bei starken Luftströmungen oder Zuglufterscheinungen im Bereich der Leuchten geboten, da sich dabei der home B aMz GfA 3 C D E F Lampenlichtstrom deutlich verringern kann und somit die geplante Beleuchtungsstärke nicht erreicht wird. Die Leistungsstufen zwischen alter und neuer Lampenfamilie weichen beträchtlich voneinander ab. Bei Sanierungen ist eine komplette Neuplanung erforderlich, ein 1:1 Austausch ist nicht möglich! Um sich bei sonstigen Lampentypen die Möglichkeit offen zu halten, die Effizienz durch Steuerung und Regelung zu verbessern, muß bei der Auswahl der Lampen geprüft werden, ob sich diese zum Dimmen eignen. Neben den stabförmigen Leuchtstofflampen sind die meisten Kompaktleuchtstofflampen mit dimmbaren elektronischen Vorschaltgeräten erhältlich, dabei ist auf die Bezeichnung "EL" mit besonderem Sockel zu achten. Die Kompaktleuchtstofflampen mit integriertem Vorschaltgerät – sogenannte Energiesparlampen – sind dagegen nicht dimmbar! Neuentwicklungen bei den Hochdruck-Metallhalogendampflampen erlauben kompakte Lichtquellen als Lumenpakete mit großer Lichtausbeute. Beachtenswert sind die Einsatzmöglichkeiten dieser Lichtquellen in neuer Technologie mit Keramik-Brennern. Bei der konventionellen Quarz-Technologie mußte oft unterschiedliche Lichtfarbe sogar im Neuzustand bemängelt werden. Die neuen CDM-Lampen versprechen über die gesamte Lebensdauer hinweg Farbstabilität. Mit unterschiedlichen Sockel-Ausführungen und Leistungsstufen ab 35 Watt bis 150 Watt wird eine Verbesserung bei der Lampenlichtausbeute (bis 91 Lumen pro Watt) und der Lampenlebensdauer von ca. 12.000 bis 15.000 Stunden gegenüber den konventionellen Lampentypen mit Quarzbrenner erreicht! Energieeinsparung bis zu 30 % durch elektronische Vorschaltgeräte: Die konventionellen magnetischen Vorschaltgeräte werden durch den Einsatz elektronischer Vorschaltgeräte immer mehr zurückgedrängt. Auch in öffentlichen Gebäuden werden diese innovativen Betriebsgeräte zunehmen Standard. Elektronische Vorschaltgeräte lassen 25 – 30% Energie einsparen. Liegt im Gebäude z. B. erhöhte Netzspannung an, so bewirken EVG's eine zusätzliche Energieeinsparung gegenüber konventionellen Vorschaltgeräten. EVG's können Lampen ohne jegliches Flackern mit flimmerfreiem Licht ohne Stroposkopeffekte betreiben. Auch das bei konventionellen magnetischen Betriebsgeräten oft auftretende Brummen gehört damit der Vergangenheit an. Defekte Lampen werden automatisch abgeschaltet, bevor erfolglose Startversuche und störendes Blinken beginnen. Die erhöhte Lampenlebensdauer führt zu erheblich längeren Wartungsintervallen, zu reduzierten Kosten für Lampenwechsel und – entsorgung. Die neuen Vorschaltgeräte erlauben, daß die gleichen Lampen und Leuchten sowohl für die Allgemein- als auch die Notbeleuchtung verwendet werden können, da sie sich wahlweise an Gleich- oder Wechselspannung betreiben lassen. Zur Helligkeits-Steuerung oder –regelung sind EVG's in dimmbarer Ausführung erhältlich. Werden diese mit Helligkeitssensoren kombiniert, kann die Beleuchtungsstärke automatisch an einen vorher eingestellten Schwellwert angepaßt werden. Optimierte EVG's arbeiten mit Cut-Off-Technologie. Damit wird nach dem Lampenstart die Wendeldauerheizung abgeschaltet und das Lichtstrom-Optimum nach oben verschoben, womit sich die Lampenlebensdauer nochmals erhöht. Wenn Räume nicht ständig belegt sind, kann das Licht in Kombination mit einem Präsenzmelder gesteuert werden. Mancher Bewegungsmelder ließ für den gestalterischen Geschmack noch zu wünschen übrig. Zwischenzeitlich sind Licht- und Präsenz-Sensoren integriert in Leuchten verfügbar, so daß das Gestaltungskonzept des Architekten nicht gestört wird. home B aMz GfA 3 C D E F Beleuchtungselektronik ist ein wesentlicher Schlüssel zum wirtschaftlichen Betrieb und zur Energieeinsparung bei Beleuchtungsanlagen, auch in Sanierungsmaßnahmen. Die höchste Reduzierung der "Vollbetriebszeit" kann mit einer kontinuierlichen Regelung erzielt werden. Einfache Lösungen, z. B. in Räumen mit hohem Tageslichtquotienten wie Industriehallen mit Oberlichtern ergeben sich durch Schwellwertschaltungen. Eine Einbindung der Beleuchtungssteuerung in ein Lichtmanagementsystem, in das weitere Steuer- und Regelfunktionen für Jalousien, Sonnenschutz und Blendschutz integriert sind, schöpft das Energieeinsparpotential noch mehr aus. Mit Lichtmanagementsystemen können zentral oder dezentral Leuchten in einem Raum, Bereich oder ganzen Gebäude einzeln oder gruppenweise gesteuert, überwacht und gedimmt werden. Selbstverständlich können Lichtmanagementsysteme auch die Funktion einer automatischen tageslichtabhängigen Regelung und sonstige vorher definierte Steuerungen von funktions- und nutzungsabhängigen Anforderungen für Lichtszenarien übernehmen. Der neue Schnittstellenstandard DALI läßt sich auch ohne aufwendiges Bussystem in Beleuchtungsanlagen einsetzen. Diesen neuen digitalen Kommunikationsstandard haben Hersteller aus der Lichtindustrie gemeinsam entwickelt. DALI schließt die Lücke zwischen den aufwendigeren digitalen Bussystemen und der bestehenden 1-10-Volt-Technik. Informationen können über ein Gateway mit einem übergeordnete Gebäudemanagementsystem ausgetauscht werden. Auch bei der künstlichen Beleuchtung wird nun versucht, über elektronische Betriebsgeräte die dynamischen Eigenschaften von Tageslicht (wenigstens in geringem Mass) nachzubilden: Tageslicht schwankt ständig – aufgrund der Tages- und Jahreszeit und der Witterung. Dabei ändert sich nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Lichtfarbe. Lichtplaner können ihrem Bauherrn durch elektronische Farbtemperatur-Steuerungen für die TageslichtErgänzungsbeleuchtung "den Himmel ins Zimmer zurückholen". Lampen mit unterschiedlichen Lichtfarben lassen sich so programmieren, daß Farbe und Intensität des Lichts mit dem Tagesverlauf wechseln. Der nächste Schritt zur Beleuchtung in der Zukunft heißt "active light". Damit ist eine dynamisch ablaufende, sich verändernde Lichtszene mit wechselnden Lichtfarben, Lichtabstrahlungen und Lichtintensitäten gemeint, welche z. B. durch ein Lichtmanagementsystem vorprogrammiert werden kann. Dies kann mit einzelne speziell konzipierten Lichtkomponenten (Leuchten verfügen über zwei oder mehr individuell schaltbare Leuchtmittel mit unterschiedlichen Lichtfarben) als auch mit einer Kombination mehrerer Lichtsysteme erreicht werden. Glaubensfrage: Direkt- oder Indirektbeleuchtung? Reflexblendung auf dem Schreibtisch oder Arbeitsgut muß vermieden werden. Den Befürwortern einer hocheffizienten Vorwiegend-Direktbeleuchtung stehen Anhänger einer reinen Indirekt-Beleuchtung gegenüber. Die Aufzählung einiger Vor- und Nachteile soll jedoch keine abschließende Wertung darstellen: • Vorwiegend Indirekt-Beleuchtung unter der gesamten Deckenfläche erlaubt weitestgehende Flexibilität in der Anordnung der Arbeitsplätze und Möblierung. Die Reflexblendung auf dem Arbeitsgut wird damit fast völlig ausgeschlossen. Bei CAD-Arbeitsplätzen ist dieses sehr weiche und blendfreie Licht sehr beliebt. Unser Auge wird normalerweise auf den Bereich mit der höchsten Leuchtdichte im Raum gelenkt. Bei indirekter Beleuchtung wird die Decke somit zum "optischen Zentrum". "Warum eigentlich nicht" argumentieren die Befürworter der Indirektbeleuchtung, "beim natürlichen Tageslicht ist die Leuchtdichte des home B aMz GfA 3 C D E F Firmaments auch heller als der erleuchteten Sehobjekte...". • Bei der Innenraumbeleuchtung wünscht das Auge sichtbare Direkt-Lichtanteile. Bei der Vorwiegend-Direkt-Beleuchtung ist Lichtrichtung und Schattigkeit spürbar, Körperlichkeit ist durch Kontraste gut erkennbar. Die architektonisch meist gewünschte Lichtzonenbildung läßt sich mit vorwiegend Direkt-Beleuchtung leichter realisieren. Nicht zuletzt daraus resultiert die hervorragende Energieeffizienz. Gute Sehbedingungen werden durch Beleuchtung erzielt, die ein ausgewogenes Verhältnis von Lichtrichtung und Schattigkeit schafft. Nicht immer findet eine reine Direkt-Beleuchtung, bildschirmarbeitsplatzgerecht, die Akzeptanz der Mitarbeiter. Häufig wird eine geringere und individuell in ihrer Helligkeit steuerbare Beleuchtung innerhalb des eigenen Arbeitsbereichs gewünscht. Als Ausweg und Kompromiß erscheint das Beleuchtungskonzept "mildes Licht". In ihrer Wirkung ist sie weniger diffus als die reine Indirektbeleuchtung und weicher als die harte Direktbeleuchtung. Bei diesem Beleuchtungsprinzip wird das Licht nach oben zu einem Sekundärreflektor abgestrahlt, welcher durch seine weiße und diffus reflektierende Farbgebung eine milde Lichtverteilung im Raum bewirkt. Die Lichtquelle ist entweder völlig abgeschirmt oder läßt nur einen geringen sichtbaren Lichtanteil direkt austreten. Unterschiedliche Bauformen erlauben den Einsatz unterschiedlicher Leuchtmittel wie stabförmige Leuchtstofflampen, Kompaktleuchtstofflampen und Metallhalogendampflampen. Leuchten: Moderne Büroleuchten entsprechen den gestiegenen Anforderungen an Entblendung für Bildschirmarbeitsplätze durch optimierte Reflektoren mit lichtlenkender Funktion und Raster. Höhere Leuchtenwirkungsgrade ergeben sich auch aus verbesserten Reflektormaterialien. Eine optische Verbesserung des Lichtklimas am Arbeitsplatz und im räumlichen Umfeld schaffen entsprechende Lichtanteile für die Aufhellung der Wände und Gesichter, meßbar als Vertikalbeleuchtungsstärke. Damit wird der Höhleneffekt beseitigt, der bei rein tiefstrahlender Beleuchtung und ausschließlicher Beachtung der nach Norm definierten horizontalen Beleuchtungsstärke, z. B. für Schriftgut auf dem Schreibtisch, entsteht. Eine arbeitsplatzorientierte Beleuchtung, abgependelt, mit eine zusätzlichen geringen Indirektanteil ergibt im Vergleich zu einer rein direktstrahlenden Allgemeinbeleuchtung eine höhere Beleuchtungsqualität und eine Verbesserung der Energieeffizienz. Ein Beispiel der Entwicklungen für Arbeitszonen-Leuchten zeigt Bild 6 (BNW Trilux). Nach Akzeptanzuntersuchungen in deutschen Büros mit einem Vergleich unterschiedlicher Beleuchtungssysteme ergibt sich eine gute Bewertung für eine home B aMz GfA 3 C D E F arbeitszonenorientierte Beleuchtung bei den Nutzern. Diese erlaubt auch eine individuelle Bedienung und Steuerung durch die Mitarbeiter. Nicht nur bei Modernisierungsmaßnahmen, auch bei vielen Neubauten, ist Flexibilität in der Möblierung und späteren Nutzung eine wichtige Anforderung. Bei Sanierungen mit Fixpunkten durch vorhandene Beleuchtungsauslässe sind flexible Beleuchtungssysteme, wie z. B. Profilsysteme oder Rohrschienenkonstruktionen eine willkommene Lösung und erlauben kreative Lichtlösungen. Mit geeigneten Rastern können Leuchten direkt in der Arbeitszone quer zur Blickrichtung angeordnet werden, was bei üblichen Rasterleuchten aufgrund der Reflexblendung nicht möglich ist. Im Lichtdesign hat sich ein Trend zu Deckenanbauleuchten und abgehängten Pendelleuchten verstärkt, zu dem passende Wandleuchten und variable Stehleuchten aus derselben Leuchtenfamilie verfügbar sind. Damit sollen in Räumen, deren Nutzung durch den Bauherrn in der Planungsphase noch nicht genau definiert werden kann, bis kurz vor dem Einzug alle Nutzungsoptionen erhalten bleiben. Das geht so weit, daß Veränderungen des direkten und indirekten Lichtanteils über eine einfache Mechanik ohne Werkzeuge selbst vorgenommen werden können. So kann sich jeder Mitarbeiter "ins rechte Licht" setzen. Durch die zunehmend in Büros eingesetzten flachen Bildschirme, Bildtelefone und LCDDisplays werden neue Beleuchtungslösungen verlangt. Die Industrie hat dazu eine Serie von Indirekt-Direkt-Leuchten entwickelt. Damit werden sowohl arbeitsplatzbezogene als auch freie Anordnungen für ein flexible Möblierung im Raum zugelassen. Das neue Beleuchtungsprinzip besteht aus einer gezielten und entblendeten Auskopplung des Lichts über eine Mikroprismenstruktur. Dabei werden 75 % indirekt nach oben und rund 25 % über die Acrylglasflügel als Direktlicht nach unten abgegeben, wie im Bild 7 (BNW: Zumtobel): Bei entsprechenden Raumgrundrissen können rechteckförmige Leuchten den Nachteil haben, eine unerwünschte Richtungsbetonung zu schaffen. Als Lösung dafür sind Rundleuchten entwickelt worden. Diese sind mit den Nachfolgern der vor vielen Jahren eingesetzten ringförmigen Leuchtstofflampen in lichttechnisch und energetisch verbesserter Art bestückt. In diversen Leistungsstufen und Durchmessern erlauben sie neue Leuchtenkonstruktionen, die eine richtungslose Anordung im Raum zulassen. Darüber hinaus können technische Elemente wie Brandmelder, Lautsprecher, Notlicht usw. integriert werden. Zukunftsorientierte Planung und Licht-Effizienz: Leuchten, Lampen und lichttechnische Komponenten werden in enger Abhängigkeit zueinander entwickelt und optimiert. Die Lichtqualität und Effizienz einer Komponente kann nur im Zusammenhang mit den anderen Komponenten und dem auszuleuchtenden Raum bewertet werden. Somit läßt sich "1 Stck. effiziente Beleuchtung" nicht einfach per Katalog und BestellNr. beschaffen, sondern nur durch kompetente und fachübergreifende Planung und Kombination home B aMz GfA 3 C D E F jeweils geeigneter Komponenten unter Berücksichtigung der räumlichen Voraussetzungen und individuellen Nutzung erreichen. Aufgrund der Normungsaktivitäten ist anzunehmen, daß sich Bürobeleuchtungen mit folgenden Komponenten zukünftig durchsetzen werden: • Komponente 1: Reduzierte Grundbeleuchtungsstärke als Allgemeinbeleuchtung, erzeugt durch vorwiegend indirekte Beleuchtung • Komponente 2: Arbeitszone mit Direktbeleuchtung und verbesserter Lichtoptik zur Vermeidung von Direktblendung und Reflexblendungen. Es ist zu erwarten, daß auch derzeit noch teure Komponenten durch Preisreduzierungen immer mehr in Richtung kürzerer Amortisationszeiträume rücken. Zur Orientierung für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen und zur Kontrolle von Planungen können folgende Richtwerte für die spezifische Anschlußleistung genannt werden: Gruppenbüros mit EDV-unterstützten Arbeitsplätzen: ca. 11 Watt/m² - 6 Watt/m² spezifischer Jahresenergiebedarf: ca. 15 kWh/m² - 10 kWh/m² Sowohl bei künstlicher Beleuchtung als auch der Tageslichtnutzung haben die Raumreflektionsgrade einen hohen Einfluß auf die Effizienz. Anhand von Vergleichsberechnungen mit gleicher Beleuchtungsstärke zeigt sich, daß bei Indirektbeleuchtung der Energieaufwand in einem Raum mit ungünstigen Reflektionsgraden rund 40 % gegenüber einem Vergleichsraum mit günstigen Reflektionsgraden ansteigt! Läßt sich durch künstliche Beleuchtung etwas gegen die wissenschaftlich bewiesene Winterdepressionen unternehmen? Im Freien erlebt der Mensch etwa 12 Stunden täglich Beleuchtungsstärken zwischen 5.000 und 100.000 Lux. Künstliche Beleuchtung in Innenräumen erreicht jedoch selten mehr als 500 Lux. Die für den Schlaf-Wachrythmus des Körpers verantwortliche Melatoninproduktion kann während des Tages aber nur bei einer Beleuchtungsstärke ab 2.500 Lux und Höhe verhindert werden! Bei normgemäßer typischer künstlicher Arbeitsplatzbeleuchtung herrscht somit biologisch gesehen Nacht! Ein biologisch wirksame Beleuchtung läßt sich wirtschaftlich nur mit Tageslicht sinnvoll realisieren. Perspektiven: Alleine aus energetischen Gründen kann der verstärkte Einsatz von Tageslichttechnik nicht forciert werden. Wichtiger sind andere Aspekte: Die tatsächlich auftretenden Kosten des Bürobetriebs in einem Gebäude setzen sich über die Gebäudelebensdauer aus 80 % Personalkosten, 15 % Betriebskosten und nur 5 % Abschreibungen der Anfangsinvestition zusammen. In der Kombination der energetischen Kriterien und Aspekte des Arbeitsschutzes, Licht und Gesundheit können Entscheidungen beeinflusst und Veränderungen erreicht werden. Nur in der Summe der Auswirkungen der Tageslichtnutzung auf die Produktivität der Mitarbeiter und den Energiebedarf eines Gebäudes, d.h. der harten und weichen Fakten, kann die Dimension der volks- und betriebswirtschaftlichen Potentiale abgeschätzt werden. home B aMz GfA 3 C D E F Die Aspekte der gesundheitlichen Auswirkungen, Wohlbefinden und Leistungsbereitschaft durch mehr Tageslicht in Gebäuden sollten auch in der Forschung zukünftig stärker verfolgt und allgemein verständlich an die Öffentlichkeit getragen werden. Die gewachsenen Qualitätsansprüche, Sensibilität und vorliegenden Erkenntnisse um die Zusammenhänge werden den innovativen Entwicklungen sehr entgegenkommen und diesen zum Durchbruch verhelfen. Literaturhinweise und Links: • Tageslichtnutzung in Gebäuden. BINE-Informationsdienst, Fachinformationszentrum Karlsruhe. • VDI-Richtlinie 6011 "Optimierung von Tageslichtnutzung und künstlicher Beleuchtung, Blatt 1 – Beuth Verlag GmbH, Berlin. • DIANE, Systeme der Tageslichtnutzung. Bundesamt für Energiewirtschaft 1995, Schweiz. • DIN 5034, Tageslicht in Innenräumen. Beuth Verlag GmbH, Berlin • Lichtforum Nr. 39. Fördergemeinschaft gutes Licht, Frankfurt am Main. • Tageslicht nutzen – Bedeutung von Dachlichtöffnungen für Ergonomie, Architektur und Technik. Studie des FVLR, Kleffmann Verlag. • Forum für Lichtforschung, Licht und Gesundheit, Weblightshow: www.cyberlux.de • FiTLicht – Fördergemeinschaft innovative Tageslichtnutzung www.fitlicht.de Autor: Günther Volz, Beratender Ingenieur für Elektro- u. Lichttechnik Vorsitzender der Fördergemeinschaft innovative Tageslichtnutzung FiTLicht e.V. c/o: 71139 Ehningen, Im Letten 26 Tel. 07034 – 93470 Fax 07034 – 934749 [email protected] www.FitLicht.de home B aMz GfA 3 C D E F