Gehirne im Tanz der Hormone Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer Institut für Klinische Radiologie, UKM E-mail: [email protected] Web: http://hirnforschung.uni-muenster.de Inhalt Inhalt ∗ ∗ ∗ ∗ ∗ ∗ Aufbau des Gehirns Was sind Hormone? Wie wirken Hormone im Gehirn? Geschlechtsunterschiede Ein “zuviel” und “ zu wenig “ … Pubertät- ein Tanz der Hormone Aus Aus was was besteht besteht ein ein Gehirn? Gehirn? Nervenzellverknüpfung (Synapse) Nervenzellkörper Nervenzellfortsätze (Axon) Unter Unter dem dem Mikroskop Mikroskop Nervenzellkörper Das menschliche Gehirn hat ca. 100 Milliarden Nervenzellen! Diese sind durch ca. 100 Billionen Kontaktstellen miteinander verbunden. Nervenzellfortsätze Unser Unser Gehirn Gehirn MRT-Magnetresonanztomographie Gehirn ist „lebendig, verändert sich stets, Synapsen werden gelöst und gebildet! Neben der Umwelt, Krankheiten, Stress, Stimmung, Gene spielen dabei Hormone auch eine Rolle. Hormone Hormone und und Gehirn Gehirn Hormone und Gehirn sind eng verwoben! Hormone sind Botenstoffe im Nervensystem und Nervenzellen und Gene haben Rezeptoren für Hormone! Schlüssel-Schloss-Prinzip! Rezeptoren – Polymorphismen – Abstufungen in der Wirkung Sexualhormone Sexualhormone Eierstock Hoden Testosteron Eierstock Cholesterol Nebennierenrinde Östradiol Eierstock Nebennierenrinde Nervezellen, Gliazellen Progesteron Für diese gibt es Rezeptoren im Gehirn: Neurohormone Anteil der Metabolisierung ist geschlechtsspezifisch Weiblicher Weiblicher Zyklus Zyklus menstruellen Phase Lutealen Phase Wirkung Wirkung Beeinflussung von intrazellulären Signalwegen Beeinflussung von Botenstoff-Freisetzung z.b. Serotonin (Depression, Schmerz) Wirkung Wirkung Progesteron/Östrogen: neuroprotektive und neuroregenerativ! - Myelisation/Remyelisation - Verringerung von inflammatorischen Prozessen und Vermeidung von Zelltod. - Förderung der Synapsenbildung - Aussprossung von Neuronen Einfluss Einfluss auf auf Hirnareale Hirnareale Lage der Hippocampi (rot) im menschlichen Gehirn: Ansicht von unten (die Stirn liegt im Bild oben) Hippocampus: - Gedächtniskonsolidierung - Langzeitgedächtnis - immer wieder neue Verbindungen zu anderen Nervenzellen durch Lernen. - Modulation durch Geschlechtshormone: Sexualhormonrezeptoren Amygdala : Emotionales Gedächtnis, Verarbeitung von Emotionen Hypothalamus : Hormonausschüttung, u.a. Sexualhormone Hormoneinfluss Hormoneinfluss auf auf die die Gehirnleistung Gehirnleistung Korrelation: endogenes Testosteron und Kognitionsleistungen: 1276 Frauen und 1107 Männer, neuropsychologische Tests ∗Männer: T ⇑ - visuospatial ∗Frauen: T ⇑ - Verbale Testleistungsfähigkeit ⇓ Mittelwerte, es gilt nicht für alle Frauen und nicht für alle Männer! (Thilers PP, Psychoendocrinol 2006) Einfluss Einfluss des des weiblichen weiblichen Zykluses Zykluses • lutealen Phase: hohes Östrogen räumliche Aufgaben ⇓ Sprachaufgaben ⇑ • menstruelle Phase: niederes Östrogen räumliche Aufgaben ⇑ Sprachaufgaben ⇓ Mittelwerte, es gilt nicht für alle Frauen und nicht für alle Männer! „Zuwenig“ „Zuwenig“ oder oder „zuviel“ „zuviel“ Hypogonadismus: klinischer Testosteronmangel in Männern Östrogen: bei Magersucht zu wenig Sexualhormonen Doping mit Testosteron - Stoffwechselprodukt: Steroide Merke: Langeranhaltendes Doping oder Magersucht kann zu strukturellen Hirnveränderungen führen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Wechseljahre bei Frauen Pubertät Pubertät Beginn: Mädchen: 8 -17. Lebensjahr Jungen: ca. 9,5. -17. Lebensjahr Pubertät fängt immer früher an „Anarchie „Anarchie der der Hormone“ Hormone“ • Östrogen • Progesteron • Testosteron Alter sowohl bei Mädchen, als auch Jungen….. Verhalten Verhalten Führt zu Stimmungsschwankungen, Depression, Ängsten, Verhaltensänderungen! Mädchen: Verliebtheit, Beziehungen, sexuelle Attraktivität, Meiden der Eltern Jungen: männliche Rangordnungen, Respekt, Sexualität viel Zeit allein vor dem Computer Was Was passiert passiert bei bei Tieren Tieren in in der der Pubertät? Pubertät? • Veränderungen auf Zellebene • Frühe Pubertät: Überproduktion von Nervenzellfortsätze (Axone) und Verbindungen (Synapsen), die in der späten Pubertät wieder gelöst werden.. beim Menschen ähnlich ….. Menschen: Menschen: Hirnreifung Hirnreifung der der grauen grauen Substanz Substanz auf auf der der Gehirnoberfläche Gehirnoberfläche während während der der Pubertät Pubertät • Menge der grauen Substanz nimmt deutlich ab im Laufe der Pubertät! • Grösste Veränderung während der Pubertät im Nucleus Accumbens (Funktionen: Teil des eingebauten Belohnungssystems, erzeugt Glücksgefühl durch Rausch und Sucht) und im frontalen Vorderhirn: dorsolateral präfrontaler Cortex (Funktionen: Aufmerksamkeit auf ein Ziel und unterdrückt störende (zusätzliche, ablenkende) Komponenten bei der Verhaltensausführung, Kurzzeitgedächtnis, Ratio) • Geschlechtsspezifische Unterschiede, Jungenhirne reifen ca. 2 Jahre später als Mädchenhirne Pubertät: Pubertät: ein ein Tanz Tanz der der Synapsen! Synapsen! • Es finden neue “Verkabelungen” im Gehirn statt • Neue Schaltkreise entstehen: Modulation durch Hormone • Hormonschwankungen wirken besonders auf Gehirnareale, die mit dem Gedächtnis zu tun haben. • Gehirnentwicklung bekommt einen neuen Schub, allerdings entwickeln sich das Gefühlssystem und Vernunftssystem (ratio) unterschiedlich schnell. Verhalten Verhalten - zunehmende emotionale Sensitivität und Reaktivität - Jugendliche sprechen daher mehr auf Inhalte mit affektiven Inhalten an, vor allem Mädchen - eher kurzfristige Gewinne/Ziele als langfristige Strategien - Risiken werden bewusst in Kauf genommen Lernen Lernen und und Pubertät Pubertät - Bei Kindern wird bei Gedächtnisaufgaben sehr viele Areale diffus aktiviert - Bei Jugendlichen aktiviert mit zunehmenden Alter das ganze Gedächtnisnetzwerk fokussierter, ist mehr fein abgestimmt: d.h. Regionen die wenig mit der Aufgabe zu tun haben, sind auch nicht mehr aktiv. - In der Pubertät sind Jugendliche leicht ablenkbar Hormone Hormone ein ein Einflussfaktor Einflussfaktor Soziokulturelle Faktoren Geschlechtererwartungen Traumatisierungen biologische Faktoren Sexualhormone Gene Alter Psychologische Faktoren Kognitive und affektive Faktoren .... Biologie: macht das Gehirn „verletzlich“ durch Umorganisation in der Pubertät, aber Umwelt, Kultur ist mindestens so entscheidend 22 Artikel Artikel zum zum Thema Thema Pubertät Pubertät Risk-taking and the adolescent brain: who is at risk? Adriana Galvan et al. Developmental Science 10:2 (2007), pp F8–F14 The adolescent brain B.J. Casey et al. Dev Rev. 2008 ; 28(1): 62–77 Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie : Prof. Dr. med. Michael Zitzmann Institut für klinische Radiologie, UKM Dr. med. Anne Kreifels