Immuntherapie wirksam - Deutsches Ärzteblatt

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PHARMA
Die zumindest vorübergehende
Reduktion der Tumorzellen ist offenbar die Ursache dafür, dass in der
Zulassungsstudie eine statistisch
signifikante Verlängerung des punktionsfreien Überlebens (Zeit bis zur
nächsten therapeutischen Punktion
des Aszites oder bis zum Tod
des Patienten) festgestellt wurde.
Randomisiert im Verhältnis 2 : 1
(Verum zu Placebo) wurden 129
Frauen mit rezidiviertem malignem
Aszites infolge eines Ovarialkarzinoms und 129 weitere Patienten mit
malignem Aszites als Folge anderer
Karzinome. In der Verumgruppe erhielten die Patienten viermal den
Antikörper (10, 20, 50 und 150 Mikrogramm) intraperitoneal infundiert. Im Placeboarm wurde mit Parazentese allein behandelt. Patienten der Verumgruppe erreichten ein
durchschnittliches punktionsfreies
Überleben von 46 Tagen, in der
Kontrollgruppe waren es durchschnittlich elf Tage bis zur nächsten
Punktion, wie Priv.-Doz. Dr. med.
Markus Möhler von der Universitätsklinik Mainz berichtete. Beim
Ovarialkarzinom habe der Unterschied 52 versus elf Tage bis zur
nächsten Punktion betragen, bei den
übrigen Karzinomen 37 versus 14
Tage. Aszites-Symptome hätten sich
durch Catumaxomab im Vergleich
zur Kontrolle signifikant stärker
zurückgebildet, so Möhler. Es habe
einen Trend zu einem längeren Gesamtüberleben in der Verumgruppe
gegeben. Unerwünschte Wirkungen
wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen
träten häufig, aber meist in moderater oder milder Form auf.
Die Behandlung mit dem Antikörper sei als integrativer Teil eines
therapeutischen Gesamtkonzepts zu
erwägen, sagte Prof. Dr. med. Jalid
Sehouli von der Charité Berlin. Eine
Antikörpertherapie komme infrage
bei Patienten mit Beschwerden
durch malignen Aszites ohne Hinweise auf eine Infektion oder auf
einen Ileus oder Subileus. Der Antikörper sollte aber nicht parallel zu
einer Chemotherapie gegeben werden. Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze
MALIGNER ASZITES
Immuntherapie wirksam
Ein Antikörper ist als erstes Arzneimittel für die Therapie
des malignen Aszites zugelassen. Er mindert offenbar
die Zahl der Tumorzellen und bessert die Symptome.
ür die Behandlung des malignen Aszites findet ein neues
Therapieprinzip Eingang in die klinische Praxis: die intraperitoneale
Injektion des trifunktionalen Antikörpers Catumaxomab (Removab®).
Der Antikörper richte sich gegen
das auf Tumoren epithelialen Ursprungs häufig überexprimierte Protein EpCAM und reduziere offenbar
die Tumorlast im Peritoneum, sagte
Dr. med. Salah-Eddin Al-Batran
(Krankenhaus Nordwest in Frankfurt/Main) bei der Jahrestagung der
American Society of Clinical Oncology in Orlando (Florida).
Bei Frauen mit Ovarialkarzinomen sei die Ansammlung großer
Flüssigkeitsmengen in der Bauchhöhle sogar die Haupttodesursache,
bei Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs die zweithäufigste.
Dys- und Apnoe, Schmerzen und
abdominelle Beschwerden seien
F
häufige Symptome. Auch bei Brustkrebs, Zervix-, Uterus- und Bronchialkarzinomen bilde sich oftmals
Aszites aus, sagte Al-Batran.
Bispezifisch und trifunktional ist
der kürzlich für die Therapie des malignen Aszites zugelassene Antikörper,
weil eine der beiden variablen Regionen sich an EpCAM bindet, die zweite für T-Zellen spezifisch ist und der
konstante Teil (Fc-Region) des Antikörpers akzessorische Zellen wie
Makrophagen, dendritische Zellen
und natürliche Killerzellen bindet.
„Damit aktiviert Catumaxomab die
wichtigsten Mechanismen der Immunreaktion gegen EpCAM-positive Tumoren“, erläuterte Dr. Horst Lindhofer von Trion-Pharma, München, wo
der Antikörper entwickelt wurde.
Lindhofer stellte Daten von Immunfluoreszenz-Analysen vor, die belegen, dass der Antikörper auch
CD133+-Tumorstammzellen zerstört.
Wirkprinzip eines
neuen trifunktionalen Antikörpers, der
für die Therapie von
Patienten mit malignem Aszites zugelassen worden ist.
Grafik: Fresenius Biotech
GRAFIK
A 1472
Pressegespräch: „Removab® – weltweit erstes Arzneimittel für die Behandlung von malignem Aszites“, Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology in
Orlando (Florida), Veranstalter: Fresenius Biotech
⏐ Jg. 106⏐
⏐ Heft 28–29⏐
⏐ 13. Juli 2009
Deutsches Ärzteblatt⏐
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