Benigne Tumoren im Mund

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Benigne Tumoren im Mund,Kiefer- und Gesichtsbereich
DDr.Christina Nell
Universitätsklinik für Mund-,
Kiefer- und Gesichtschirurgie
AKH Wien
Einteilung
1. Tumoren des Epithels
2. Tumoren des pigmentbildenden Systems
3. Tumoren des Nervengewebes
4. Tumoren des Fett- und Muskelgewebes
5. Tumoren des Bindegewebes
6. Tumoren der Blut - und Lymphgefäße
7. odontogene Tumoren
8. Tumoren des Knorpel- und Knochengewebes
9. Fibroblastische Tumoren
10.Speicheldrüsentumoren
Allgemein
• abnorme Gewebsmasse (Parenchym - Stroma)
• autonomes Wachstum von Tumorzellen
• langsames, expansiv-verdrängendes Wachstum
→ Kompression und Druckatrophie des
umliegenden Gewebes
• gut begrenzt, evtl. fibröse Kapsel
• histologisch hoher Differenzierungsgrad
• enthalten zumeist monomorphe Zellen
• Klinik entwickelt sich über Monate und Jahre
1) Tumoren des Epithels
• Papillom (Haut/Schleimhaut)
• Keratoakanthom
1
Papillom
Papillom
• plattenepitheliale Wucherungen
• einzeln oder multiple (Papillomatose)
• Ursache: humane Papillomaviren (HPV)
• Vorkommen: Gingiva, Zunge, weicher Gaumen
selten Wangenschleimhaut, Haut
Mundschleimhaut
Haut
• Therapie: Exzision, Laserabtragung
Keratoakanthom
Keratoakanthom
• Molluscum sebaceum
• geht von Stachelzellen aus
• 75% im Gesichtsbereich, v.a. Männer in höherem Alter
• DD: PEC
• Spontanrückbildung möglich
• geröteter Rand → entzündliche Begleitreaktion
• Th: Exzision ohne Sicherheitsabstand
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2) Tumoren des pigmentbildenden
Systems
Tumoren des pigmentbildenden
Systems
• Pigmentnävi
→ angeboren (Tierfellnävus)
→ erworben
* Junktionsnävus
* Compoundnävus
* dermaler Nävus
(unpigmentiert,
erhaben)
* dysplastischer Nävus
* blauer Nävus
* Spitz-Nävus
Tumoren des pigmentbildenden
Systems
Tierfellnävus
3)Tumoren des Nervengewebes
• Nävuszellnävi
→ Pigmentnävi mit Nävuszellen (in Nester aggregierte
Pigmentzellen), verlieren Fähigkeit zur Pigmentbildung
Risikofaktor: UV-Licht
• Neurinom
• Neurofibrom
Therapie: nur Exzision des dysplastischen, blauen und
Spitz-Nävus, da diese häufiger entarten
3
Neurinom
•
•
•
•
•
•
Syn: Schwannom, Neurilemmom
geht von Schwann´schen Zellen des peripheren NS aus
selten
wächst langsam und verdrängend
selten Schmerzen oder Funktionsausfälle
Vorkommen: im Bereich der großen Nervenstämme
→ Nn.palatini am Gaumen
→ N.lingualis und N.alv.inf.
• Th: Exzision zur Diagnosesicherung und zur Prävention
funktioneller Ausfälle
Neurofibromatose
Neurofibrom
• solitär auftretend
• Ursprung vermutlich aus perineuralen Fibroblasten
• gut abgegrenzter Tumor bestehen aus
→ Schwann´schen Zellen, Fibroblasten und Stroma
• Th: Exzision
Neurofibromatose
• a.d. vererbte Erkrankung
• Zentrale Neurofibromatose: Morbus Recklinghausen
→ Genbeteiligung am Chromosom 17
→ Inzidenz 1:5000
→ v.a. kutan und subkutan
• Periphere Neurofibromatose:
→ Genbeteiligung am Chromosom 22
→ Inzidenz 1:4000
• alle Neurofibrome sind gut vaskularisiert
→ starke Blutungen bei chirurgischen Maßnahmen
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Neurofibromatose
• solitär oder multiple Neurofibrome
• Infiltration aller Gewebe (Weichgewebe, Knochen,
Knorpel) → äußerliche Entstellung der Person
• Hyperpigmentierung der Haut (Café-au-lait-Flecken)
• Pigmentanomalien der Iris (Lisch-Knötchen)
• Neurinome und Tumoren des ZNS (v.a. Astrozytome)
• maligne Entartung möglich (30%)
• Th: chirurgische Exzision, wenn möglich
• schlechte Prognose
Lipom
4) Tumoren des Fett- und
Muskelgewebes
• Lipom
• Myxom
• Leiomyom
• Rhabdomyom
Lipom
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Lipom
Lipom
• Vorkommen v.a. in der Subkutis, Halsgefäßscheide und
intraoral
• ästhetische Beeinträchtigung
• Verdrängung und Druckatrophie umliegender
Weichgewebe
• Th: Exzision
• Madelung-Erkrankung:
→ Lipomatosen im Gesichts-,Hals- und Schulterbereich
→ meist auch Leberfunktionsstörung durch
Alkoholabusus
Myxom
• wenig Zellen in hypovaskularisiertem myxoiden Stroma
aus Hyaluronsäure, wenig kollagene Fasern
Leiomyom
• Tumor der glatten Muskulatur
• Vorkommen: kutan und intramuskulär
• v.a. in der Wand von Blutgefäßen (Angioleiomyom), auch
intraossär
• Th: Exzision
• sehr selten
• Rö: gut abgegrenzte Aufhellung intraossär
• Th: Exzision
6
Rhabdomyom
5) Tumoren des Bindegewebes
• Tumor der quergestreiften Muskulatur
• selten
• am häufigsten im Bereich der Zunge
→ Einbissverletzungen möglich
•
Fibrom
•
Fibromatose
• Th: Exzision
Fibrom
Fibrom
•
echtes Fibrom (selten)
•
Reizfibrom, v.a. Prothesen –und Saugfibrom
•
Vorkommen: Wange, Zunge, Gaumen, auch
intraosssär
•
Kollagenfasern, wenig Fibroblasten, Kapsel
•
Th: Exzision, Histo
7
Reizfibrom
Fibromatose
•
Fibromatose
•
Neubildungen des Bindegewebes
•
lokal begrenzt oder infiltrierendes Wachstum
•
Rezidivneigung
•
Ursache unbekannt
Aggressive Fibromatose
Aggressive Fibromatose
→ Bindegewebsproliferate wachsen infiltrierend
und destruierend in benachbartes Gewebe
→ schwere Funktionseinbußen, evtl. letal
→ Th: Entfernung weit im Gesunden
→ häufig Rezidive
8
Aggressive Fibromatose
Fibromatose
•
Gardner-Syndrom
Gardner-Syndrom
→ autosomal dominant
→ Fibromatose mit Darmpolypen, Osteomen und
Hautzysten
6) Tumoren der Blut - und
Lymphgefäße
• Hämangiom
• Lymphangiom
9
Hämangiom
•
Hämangiom
benigner Tumor aus differenzierten Blutgefäßen mit
einer einschichtigen Endothelauskleidung
• WHO-Klassifikation:
1. Kapilläres Hämangiom (Geflecht kapillärer Blutgefäße)
→ juvenil: häufigste Form,
Spontanremission bis zum 7.Lj
Sonderform: Naevus flammeus (Laserth.)
→ senil: meist nach dem 4.Lebensjahrzehnt,
keine Rückbildung
Kapilläres
Hämangiom
Hämangiom
Hämangiom
•
•
WHO-Klassifikation:
2. Kavernöses Hämangiom (große dünnwandige Gefäße)
→ seltener, v.a. bei Kleinkindern
→ kaum spontane Rückbildung
→ Vorkommen: Haut und subkutanes Fettgewebe
→ oft erhaben, leicht eindrückbar, lageabhängiger
Füllungszustand
Nävus flammeus
Therapie:
→ chirurgische Exzision
→ Angiographie und evtl.Embolisation durch den
Radiologen bei ausgedehnteren Angiomen vor
chirurgischer Therapie
→ systemische Kortikoidgabe oder Interferon
→ lokale Druckverbände/Kollaps der Kapillaren/
Vernarbung
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Lymphangiom
•
•
•
•
•
•
kavernöse oder zystisch dilatierte Lymphgefäße
Lymphozytenaggregate im Stroma
Vorkommen: v.a. Kopf-Hals-Region, v.a. bei Kindern
(Hygroma colli)
Gefahr der Verlegung der oberen Luftwege
bedrohliche Schwellungstendenz bei Infekten der
Halsregion
Th: → chirurgisch, vollständige Entfernung kaum
möglich, da keine Kapsel
→ Laser und systemische Kortikoidgabe
7) odontogene Tumoren
Lymphangiom
•
Hygroma colli
odontogene Tumoren
WHO-Klassifikation 1992, Pindborg und Claussen
Def.:
Meist gutartige Neoplasien, die von an der
Zahnbildung beteiligten Geweben
ausgehen, welche sowohl ektodermalen
als auch ektomesenchymalen Ursprungs
sind.

Epitheliale Tumoren ohne
Ektomesenchym (epithelial)
Epitheliale Tumoren mit Ektomesenchym
(gemischt)
Ektomesenchymale Tumoren
(mesenchymal)
11
Epitheliale OT
Epitheliale OT
Ameloblastom
Ameloblastom
-
häufigster odontogener Tumor (18%)
v.a. 30.-40.Lj
80% UK
schnelles aggressives Wachstum
hohe Rezidivrate
Entartung in ameloblast.Fibrosarkom möglich
DD: Keratozyste, follikuläre Zyste
Epitheliale OT
Rö: ein-od.mehrkammerige, scharf begrenzte
Osteolyse
Th: Resektion weit im Gesunden
Epitheliale OT
Ameloblastom
Ameloblastom
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Epitheliale OT
Epitheliale OT
Pindborg-Tumor
Ameloblastom
-
Syn:verkalkender epithelialer odontogener Tumor
sehr selten, 1%
langsames, lokal aggressives Wachstum
Rezidive in 14%, maligne Variante extrem selten
Rö: ein-oder mehrkammerige,scharf begrenzte Osteolyse;
strahlendichte Herde
- DD: Ameloblastom
- Th: Resektion im Gesunden
Gemischte OT
Gemischte OT
Ameloblastisches Fibrom
-
2,5% der odontogenen Tumoren
unter 18.Lj
meist in Zusammenhang mit retiniertem Zahn
DD: Ameloblastom (30.-40.Lj), Zyste
langsames, nicht infiltratives Wachstum
Rezidiv in 20%
maligne Entartung möglich
Th: Resektion
ameloblast. Fibrodentinom/
-odontom
-
sehr selten, vor 20.Lj
keine Rezidive, keine Entartung
DD: Osteom, ossifizierendes Fibrom
Th: Enukleation
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Gemischte OT
ameloblast. Fibrodentinom/
-odontom
Gemischte OT
verkalkende odontogene Zyste
-
intraossär (80%) oder gingival (20%)
gut abgrenzbare einkämmerige Osteolyse
DD: Pindborg-Tumor, Ameloblastom
hohe Rezidivrate
Th: Exstirpation sicher im Gesunden
Gemischte OT
adenomatoider odontogener
Tumor
-
3%
scharfe Osteolyse oft mit retin.Zahn
DD: Ameloblastom, follikuläre Zyste
keine Entartung
Th: Enukleation
Gemischte OT
Odontome
- Komplexes O: Schmelz, Dentin und Zement ungeordnet
- Verbundodontom: Strukturen geordnet
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Gemischte OT
-
2. Dekade
selbstlimitierendes Wachstum
bindegewebige Kapsel
Th: Enukleation
Mesenchymale OT
odontogenes Myxom
-
Mesenchymale OT
Odontome
odontogenes Fibrom
-
sehr selten, alle Altersgruppen
langsames Wachstum
Rö: scharf oder unscharf begrenzte Osteolyse
Th: Enukleation
Mesenchymale OT
odontogenes Myxom
sehr selten, 20.-30.Lj
multilokuläre, seifenblasenähnliche Osteolyse
DD: Sarkom,Metastase
hohe Rezidivrate
Th: Enukleation mit langer
Überwachung
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Mesenchymale OT
Mesenchymale OT
odontogenes Myxom
benignes Zementoblastom
- umschließt typischerweise den Apex einer
Zahnwurzel, Zahn meist vital
- Enukleation und WSR
- DD: Hyperzementose
Zementdysplasie
skleros. OM
8) Tumoren des Knorpel- und
Knochengewebes
Benigne Knorpeltumoren
1. Benigne Knorpeltumoren
•
Enchondrom
•
•
•
Chondromyxoidfibrom
•
Chondroblastom
•
Osteochondrom (cartilaginäre Exostose)
•
•
•
extrem selten im Gesichtsskelett
meist schmerzlose Schwellung ohne
Schleimhautulzerationen
können auf oder im Knorpel wachsen
Rezidivgefahr
radikale chirurgische Entfernung
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Tumoren des Knorpel- und
Knochengewebes
Osteochondrom
2. Benigne Knochentumoren
•
Osteoblastom
•
Osteoid-Osteom
•
Osteom
Benigne Knochentumoren
Benigne Knochentumoren
Osteoblastom und Osteoid-Osteom
Osteom
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
sehr selten
Auftreibung des betroffenen Knochens
DD: Zementoblastom (Rö)
Rezidivneigung
Th: vollständige Resektion
v.a. in den NNH, Sinus frontalis
Kieferknochen und Schädeldach
schmerzlose Schwellung
Atembehinderung und Bulbusverdrängung
keine maligne Entartung beobachtet
Th: Abtragung
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9) Fibroblastische Tumoren
Osteom
Desmoblastisches Fibrom
•
•
•
•
10) Speicheldrüsentumoren
selten
20% im Gesichtsskelett, v.a. UK
junge Patienten (15-20a)
Th: Resektion im Gesunden
Speicheldrüsentumoren
• 5% aller Neoplasmen des Kopf-Hals-Bereiches
• Pleomorphes Adenom (85%)
• große paarige Speicheldrüsen
• Zystadenolymphom (Warthin-Tumor) (10%)
• 600-1000 kleine solitäre Speicheldrüsen
• Basalzelladenom (1-2%)
• benigne Tumoren häufiger als maligne (70%)
• Myoepitheliom (<1%)
• Onkozytom (2%)
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Pleomorphes Adenom
• Parotis-Mischtumor
• 80% in der Glandula parotis lokalisiert, v.a. lateraler
Anteil der Drüse
• zweithäufigste Lokalisation → Übergang harter-weicher
Gaumen (kleine Speicheldrüsen)
Pleomorphes Adenom
•
•
•
•
Pleomorphes Adenom
hohe Rezidivrate, falls nur Enukleation
maligne Entartung möglich
→ Karzinom im pleomorphen Adenom
(plötzliche Zunahme der Wachstumsgeschwindigkeit,
Fazialisparese!!!)
Klinik: langsame und schmerzlose Größenzunahme,
palpatorisch harte Auftreibung
Th: laterale Parotidektomie
Exstirpation der gesamten Drüse
Pleomorphes Adenom
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Zystadenolymphom
•
•
•
•
•
Syn: Warthin-Tumor
Vorkommen: Gl.parotis-Lobus colli
weiche, schmerzlose Auftreibung
zystische Struktur - präoperative Diagnose
(Sono, MRT,CT) gut zu stellen
Th: Teilparotidektomie
Seltene Speicheldrüsentumoren
1. Basalzelladenom
• selten, 1-2% aller Speicheldrüsentumoren
• 70% Gl.parotis betroffen und kleine Speicheldrüsen der
Oberlippe
2. Myoepitheliom
• <1%
• v.a. Gl.parotis und Gaumenspeicheldrüsen
• rezidiviert und entartet maligne häufiger
3. Onkozytom
• 2%
• v.a. Parotis älterer Patienten
20
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