Medizin & Markt Früh, besser, mehr erreichen In der Behandlung der Schizophrenie ist eine frühe, efektive und nachhaltige Therapie unabdingbar, um eine bestmögliche Lebensqualität der Patienten zu erreichen. Je früher die Erkrankung behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Je länger die Patienten bereits psychotisch sind, desto länger dauert es bis zur Remission. Wird die Psychose innerhalb des ersten Monats nach Ersterkrankung behandelt, sei die Wahrscheinlichkeit einer Remission knapp 3-mal so hoch wie bei einem Behandlungsbeginn 6 Monate später, erläuterte Dr. Karolina Leopold, Berlin, auf dem DGPPN-Kongress1. In der Regel wird nach einem Rezidiv das vorherige Funktionsniveau nicht mehr erreicht. Wie Prof. Christoph Correll, New York / USA, betonte, sei die Rezidivprophylaxe daher eine der wichtigsten Aufgaben der SchizophrenieTherapie. Zentrales Ziel der Behandlung ist die Erhaltung oder Wiedererlangung der bestmöglichen Lebensqualität und Funktionalität. Die Therapieadhärenz ist hierbei ein wesentlicher Prädiktor für den Erfolg: Bereits bei einer Nichteinnahme der Medikation über 1–10 Tage verdoppelt sich das Rezidivrisiko. Bei einer Nichteinnahme der Medikation von mehr als 30 Tagen ist das Rezidivrisiko 4-mal höher als bei konsequenter Medikamenteneinnahme. Vor allem bei jüngeren Patienten mit unstetem Lebenswandel hätten sich daher Depot-Antipsychotika wie AripiprazolDepot2 bewährt, so Leopold. Im Direktvergleich mit Paliperidonpalmitat zeigte sich Aripiprazol in Bezug auf die durch die Therapie erlangte Lebensqualität (ermittelt mit der Heinrichs-Carpenter Qualityof-Life Scale) deutlich überlegen (7,5 vs. 2,8 Punkte; 95 %-Konidenzintervall [KI] 0,32- 9,02; p = 0,036)3. Auch im sekundären Endpunkt (dem klinischen Gesamteindruck auf Basis der Clinical-Global-Impression-Severity-Scale) schnitt Aripiprazol besser ab als Paliperidonpalmitat Morbus Fabry Hier ist diagnostischer Spürsinn gefragt Brennende Schmerzen an Händen und Füßen, unklare Schmerzattacken an heißen Sommertagen, Sehstörungen und / oder Angiokeratome oder eine Niereninsuizienz: Wenn Patienten durch solche Symptome aufallen, ist diferenzialdiagnostisch unbedingt auch an einen Morbus Fabry zu denken. Die Erkrankung ist selten, allerdings sei von einer hohen Dunkelzifer auszugehen, erklärte Prof. Max Josef Hilz, Erlangen, auf dem DGN-Kongress in Düsseldorf1. Bei Morbus Fabry handelt es sich um eine Xchromosomal gebundene Stofwechselstörung aus der Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten. Die Störung beruht auf einem α-Galaktosidase-A-Mangel. Das Enzym katabolisiert Glykosphingolipide, die bei fehlender Enzymaktivität in den Lysosomen akkumulieren. Je nachdem welches Organ betrofen ist, kann sich die Erkrankung mit unterschiedlichen Symptomen manifestieren, wie Hilz erläuterte. Primär betrofen sind meist vaskuläre Endothelzellen, Nierenzellen, Herzmuskelzellen sowie Neurone. Das erklärt die neuropathischen Schmerzen, die viele Patienten angeben. Die Erkrankung geht außerdem mit einer erhöhten Depressivität einher und mit einer auch im Vergleich mit anderen depressiven Patienten ungewöhnlich hohen Suizidrate, erklärte der Mediziner. Häuige Trigger der Symptomatik sind nach seinen Angaben eine warme Witterung, Fieber, Stress, körperliche Anstrengung sowie ein hoher Alkoholkonsum. Im Verlauf der Erkrankung kommt es dann zu einer zunehmenden Beeinträchtigung der Funktion der Nieren- und / oder Herzmuskelzellen mit entsprechender Organschädigung und Komplikationen wie beispielsweise dem Auftreten einer Kardiomyopathie oder eines Schlaganfalls in vergleichsweise jungen Jahren. Das hohe Risiko für die Entwicklung solcher Komplikationen spiegelt sich, so Hilz, in einer deutlich reduzierten Lebenserwar- (-075 vs. -0,46 Punkte; KI -0,48 – -0,09; p = 0,004). Diese Unterschiede waren bei jüngeren Patienten (≤ 35 Jahre) stärker ausgeprägt. Für die Betrofenen ist es v. a. wichtig, möglichst bald (wieder) ins Arbeitsleben einsteigen zu können. Unter Aripiprazol wurden mehr als doppelt so viele Patienten als arbeitsfähig eingestuft wie unter Paliperidonpalmitat (adjustierte Odds Ratio 2,67; KI 1,39–5,14; p = 0,003). Sicherheit und Verträglichkeit der beiden Depot-Antipsychotika seien dabei vergleichbar, so Correll. Depots sollten daher nicht als letztes Mittel, sondern bereits in der Frühtherapie angeboten und eingesetzt werden, so Corrells Fazit. Kathrin Strobel, Mannheim 1 2 3 Satelliten-Symposium „Schizophrenie-Behandlung heute: Früh, besser, mehr erreichen“ im Rahmen des DGPPN-Kongresses, November 2015, Berlin, Veranstalter: Otsuka Pharma GmbH / Lundbeck GmbH Abilify Maintena®, Otsuka Pharma GmbH, Frankfurt Naber D et al. Schizophr Res 2015; 168: 498 – 504 tung von etwa 15 Jahren bei unbehandelten Frauen und 20 Jahren bei Männern wider. Im Mittel vergehen dabei rund 20 Jahre, ehe die Erkrankung diagnostiziert wird. Dabei wäre eine frühzeitige Diagnose prognostisch bedeutsam. Zu diagnostizieren ist Morbus Fabry durch einen einfachen Bluttest auf die α-Galaktosidase-AAktivität. Ist der Test positiv und liegen charakteristische Fabry-Symptome vor, so ist nach Hilz eine Enzymersatztherapie mit Agalsidase beta2-Infusionen indiziert, um die Entwicklung irreversibler Krankheitssymptome und Komplikationen zu verhindern. Christine Vetter, Köln 1 2 Satellitensymposium „Unklare Diagnose – schärfen Sie Ihren Blick” im Rahmen des 88. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), September 2015, Düsseldorf, Veranstalter: Genzyme GmbH Fabrazyme®, Genzyme GmbH, Neu-Isenburg Nach Angaben der Industrie Fortschr Neurol Psychiatr 2015; 83 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Schizophrenie 117