Der Klimawandel hat begonnen 5. Aktualisierung

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Klimawandel
Schaffen wir den Umbau noch, bevor es in den Abgrund geht?
Jeremy Rifkin, US-Ökonom in der Südd. Zeitung am 17.10.2008 zum Klimawandel
Zusammenfassung:
Durch Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas kommt es zum Anstieg der CO2 Konzentration in der
Atmosphäre. In der Folge steigt die globale Temperatur mit vielfältigen Folgen wie
Meeresspiegelanstieg, Abschmelzen der Gletscher, Wüstenbildung. Damit verbunden sind erhebliche
Auswirkungen auf den Menschen.
Wenn auch der Einzelne nur einen kleinen Anteil zu diesen Veränderungen beiträgt, ist er doch
gefordert, durch Änderung seines Verhaltens dem Klimawandel entgegenzuwirken. Für eine
entscheidende Weichenstellung ist es jedoch erforderlich, auf unsere Politiker Einfluss zu nehmen.
Adressen unter http://www.bundestag.de/mdb/index.html .
Sie können sich auch an Unterschriftenaktionen von Campact beteiligen: http://www.campact.de/.
Das sind die Alternativen:
Entweder die Welt schafft es, die CO2- Produktion deutlich zu reduzieren und die Temperatur steigt
damit global um nur 2 Grad an, ein Anstieg, von dem man annimmt, dass er in seinen Folgen noch
beherrschbar ist, oder es wird zu erheblichen Umwälzungen kommen in kurzer Zeit, bereits in der
Lebenszeit unserer Kinder und Enkel.
www.klimawandel-was-tun.de
10/08, ergänzt 03/09. 06/09. 9/09. 8/10
Der Klimawandel hat längst begonnen, seine Auswirkungen sind
bereits zu erkennen.
Führende Klimaforscher der Welt veröffentlichen einen Bericht zur aktuellen Lage:
The Copenhagen Diagnosis, 2009:
„Dies ist der letzte wissenschaftliche Aufruf an die Unterhändler von 192 Staaten, den Klimaschutz-Zug in
Kopenhagen nicht zu verpassen. Sie müssen die ganze Wahrheit über die globale Erwärmung und die
damit verbundenen nie dagewesenen Risiken kennen.“ Eine kurze Zusammenfassung der aktuellen
Probleme:
http://www.pikpotsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/dateien/copenhagen_diagnosis_es_german.pdf
Und hier erhalten Sie den ganzen Report (auf englisch):
http://www.copenhagendiagnosis.org/download/default.html
"Es wird schon irgendwie weitergehen", eine Einstellung, die durchaus hilfreich im Leben ist. Nicht nur
Banker wissen, dass es trotzdem zum Absturz kommen kann.
Auch in Gesprächen über den Klimawandel findet sich diese Reaktion. Leider ist jedoch inzwischen klar:
es wird erhebliche Umwälzungen innerhalb kurzer Zeit geben. Wir können und wir müssen die
schlimmsten Folgen noch aufhalten.
Prof. Hans Joachim Schellnhuber auf dem Klimakongress von Kopenhagen im März 2009: „Wenn sich
die Welt um fünf Grad erwärmt, kann sie auf Dauer nur noch eine Milliarde Menschen ernähren.“ (aus:
Südd. Zeitung vom 14/15.3.2009) http://www.sueddeutsche.de/wissen/20/461644/text/ )
Dies würde eine globale Katastrophe bedeuten.
Im Mai 2009 berichten Wissenschaftlern des PIK (Potsdam Institut für Klimafolgenforschung) über zwei
neue Studien: Diese Analysen zeigen nochmals in aller Schärfe, wie wenig Zeit wir für eine Trendwende
bei den globalen Emissionen noch haben. Schon in wenigen Jahren muss der Gipfel der Emissionen
überschritten werden und sie müssen dann deutlich fallen.
Wenn wir die Wende in den nächsten Jahren nicht schaffen, werden wir daher das Spiel unwiderruflich
verlieren. Banken kann man retten - einen einmal verursachten Klimawandel kann niemand mehr
rückgängig machen.
Warum ist nicht früher etwa geschehen? Ein wichtiger Grund dafür ist sicher, dass sich nach dem
Erdgipfel 1991 massiver Widerstand von Lobbygruppen wie der Global Climate Coalition (mit
prominenten Mitgliedern wie Exxon und General Motors) formiert hat, die geschickt Zweifel in Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft am anthropogenen (vom Menschen gemachten) Klimawandel gesät haben.
http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/debatte/2009-04-29/wie-viel-co2-ist-zu-viel
http://www.pik-potsdam.de/~stefan/klimahysterie.html
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Grundlagen:
Vor 300 Millionen Jahren unter der Erde eingelagerter Kohlenstoff reichert sich durch die Verbrennung
von Kohle, Öl und Gas in der Atmosphäre an. Die CO2-Konzentration steigt seit 1850 an. Der aktuell
gemessene CO2 Wert ist der höchste seit mindestens 700 000 Jahren (so weit reichen zuverlässige
Daten).
1859 CO2 ist ein Klimagas
1930 es ist eine globale Erwärmung zu befürchten
1957 erstmals wird nachgewiesen: CO2 in der Atmosphäre steigt an, die Quelle ist die
Verbrennung von Erdöl, Erdgas und Kohle
1975 In einem Artikel prognostizierte der Klimawissenschaftler Broecker korrekt "dass der zum
damaligen Zeitpunkt bestehende Abkühlungstrend innerhalb etwa eines Jahrzehnts einer
deutlichen globalen Erwärmung weichen wird, verursacht durch Kohlendioxid" und dass
Kohlendioxid "zu Beginn des nächsten Jahrhunderts die planetare Durchschnittstemperatur über
die Erfahrungsgrenzen der letzten 1000 Jahre hinausgetrieben haben wird." Er schätzte die CO2bedingte Erwärmung für das 20. Jhd. auf 0,8°C und sorgte sich über die Konsequenzen für die
Landwirtschaft und den Meeresspiegel.
All denen, die selbst heute noch behaupten, die globale Erwärmung sei nicht vorhersagbar, mag
Broeckers Artikel zur Erinnerung dienen, dass die Erderwärmung tatsächlich vorhergesagt wurde,
bevor sie mehr als ein Jahrzehnt später in den globalen Temperaturdaten erkennbar wurde.
http:/www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/allgemein/2010-07-28/global-warming-hatgeburtstag
1979 National Academy of Science der USA warnt vor einer globalen Erwärmung
1988 IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change wird von den UN gegründet
1997 Kyoto-Protokoll
2008 Wissenschaftler des Global Carbon Project (GCP) ermittelten für 2007 einen CO2Anstieg um 2,2 Teile pro Million (ppm). Im Vorjahr waren es noch 1,8 ppm gewesen.
Inzwischen (2010) liegt die Konzentration bei 389 ppm. Die CO2-Werte sind so rasant angestiegen
wie nie - seit 2000 viermal schneller als im vorherigen Jahrzehnt.
Die Erkenntnisse zum Klimawandel beruhen inzwischen auf Jahrzehnten von forschungsarbeit und
Tausenden von Studien. Es besteht ein außerordentlicher Konsens der verschiedensten Gremien.
http://www.pik-potsdam.de/~stefan/Publications/Other/klimawandel_fact_sheet.pdf
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Der CO2 Gehalt der Atmosphäre währen der letzten 420 000 Jahre bis 2010:
Quelle http://climate.nasa.gov/keyIndicators/index.cfm#CarbonDioxide
Hier die verschiedenen Szenarien bis 2100 für CO2 und Temperatur:
Mögliche Zukunftsaussichten: Globale
Emissionen von CO2 (oben) und globale
Erwärmung nach einem Szenario ohne
klimapolitische Maßnahmen (rot) und
einem Szenario mit ambitionierten
Vermeidungsmaßnahmen bis 2100, die den
CO2-Ausstoß auf eine Billion Tonnen CO2 in
der ersten Hälfte des Jahrhunderts und
anschließend fast Null begrenzen. Der
Ausstoß von Treibhausgasen im Jahr 2050
liegt nach dem Vermeidungsszenario rund
70 Prozent unter dem Stand von 1990. Ohne
klimapolitische Maßnahmen wird die
globale Erwärmung in der Mitte des
Jahrhunderts zwei Grad Celsius
überschreiten. Vermeidungsmaßnahmen
würden dieses Risiko auf 25 Prozent
begrenzen.
Quelle: Meinshausen, M.,
N. Meinshausen, W. Hare, S. C. B. Raper, K. Frieler, R. Knutti, D. J. Frame and M. R. Allen (2009).
"Greenhouse-gas emission targets for limiting global warming to 2°C." Nature 458(7242): 1158.
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Folgen:
Temperatur:
Hier sehen Sie die Entwicklung der Temperatur der letzten 130 Jahre:
Global war 2009 das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen vor 130 Jahren, gleichauf mit
2007 und übertroffen nur vom bisherigen Rekordjahr 2005 (siehe Grafik). Auf der Südhalbkugel war
2009 sogar das wärmste Jahr überhaupt. Die Wintersaison 2009/10 war die zweitwärmste seit Beginn
der Aufzeichnungen vor 130 Jahren, übertroffen nur von Dez-Feb 2006/2007.
Quelle:
http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/klimadaten/2010-03-15/heisser-winter-2010
Bis heute ist die Temperatur global um 0,8 Grad (gegenüber 1900) angestiegen. Die EU hat sich ein Ziel
von maximal 2 Grad globaler Temperaturerhöhung gesetzt. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass dieses
Ziel eine Minimalforderung sein muss. Viele Ökosysteme reagieren empfindlicher auf die globale
Erwärmung als noch vor einigen Jahren angenommen. Prof. Schellnhuber vom Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung und Beraterin der Kanzlerin stellt fest, dass wir in den Industrieländern eine
Reduktion der CO2- Emissionen um mindestens 80% bis 2050 bräuchten.
Ein anspruchsvolles Ziel, das mit den bis jetzt beschlossenen Maßnahmen keinesfalls erreicht werden
kann.
Schon die als Ziel festgelegten 2 Grad werden erhebliche Folgen nach sich ziehen, wie im Weiteren
beschrieben.
Im "worst-case" Szenario, d.h. wenn die Entwicklung unverändert fortschreitet, wird ein weiterer
rascher Anstieg der CO2-Konzentration und damit ein Anstieg der globalen Temperatur um bis zu 7 Grad
erwartet.
Meeresspiegelanstieg:
Durch Ausdehnung des Meerwassers mit zunehmender Temperatur, durch Abschmelzen der Gletscher
in den Gebirgen der Welt, durch Abschmelzen von Grönlandeis und auch von Westantarktischem Eis
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kommt es zum Anstieg des Meeresspiegels. Die genannten Faktoren reagieren nur sehr träge auf
Temperaturänderungen, so dass es selbst bei einem Stopp des Temperaturanstiegs noch über einige
Jahrhunderte zu einem Meeresspiegelanstieg kommen wird.
Grönlands Eisschild wird immer kleiner und schmilzt immer rascher. Dadurch steigt auch der
Meeresspiegel immer schneller an. Das ergeben übereinstimmend Berechnungen mit zwei völlig
verschiedenen Methoden, wie Forscher im Fachmagazin «Science» berichten.
"Die Resultate belegen, dass der Verlust des Grönlandeises sich seit den späten 1990ern beschleunigt,
und die zugrunde liegenden Ursachen legen nahe, dass sich dieser Trend in der nahen Zukunft
fortsetzen wird", erläutert ein Mitautor der Studie, Jonathan Bamber von der Universität Bristol in
Großbritannien, die Ergebnisse.
In den Jahren von 2000 bis 2008 stieg der Meeresspiegel allein durch das schmelzende Grönlandeis um
0,46mm pro Jahr an. Seit 2006 hat sich dieser Anstieg auf 0,75mm pro Jahr erhöht. Allein zwischen
2006 und 2008 habe der Eisschild 273 Gigatonnen verloren.
Der Masseverlust der grönländischen Gletscher hat sich in den letzten 10 Jahren verdreifacht. Es besteht
heute jedoch noch keine Möglichkeit auch nur die Größenordnung der zukünftigen Entwicklung
abzuschätzen. Das Verhalten der Grönlandgletscher, die bei einem völligen Abschmelzen allein eine
Meeresspiegelerhöhung von 7 Metern verursachen würden, ist in seiner Dynamik noch nicht klar,
Prognosen zum Meeresspiegelanstieg sind deshalb schwierig. Aktuell geht man von 1 Meter
Meeresspiegelanstieg in den kommenden 90 Jahren aus, aber auch mehr wird zurzeit nicht ganz
ausgeschlossen. Ein Anstieg von mehr als zwei Metern allein durch Schmelzen von Grönlandeis bis 2100
wird aus physikalischen Gründen als unwahrscheinlich erachtet.
Der weitere Verlauf nach 2100 ist noch unklar. Bei ungebremsten Emissionen werden bis zum Jahr 2200
sogar bis zu 350 Zentimeter erwartet. In jedem Fall wird es in Abhängigkeit von der globalen Temperatur
zu einem weiteren Anstieg von bis zu mehreren Metern kommen. Siehe dazu:
http://www.germanwatch.org/zeitung/2008-4-int.htm .
Erinnern Sie sich an Ihren letzten Urlaub in Thailand, in New York, Florida, Venedig, in Spanien, Holland,
oder an der deutschen Nord- und Ostseeküste? Plus 1 Meter, plus 1,50 Meter, plus …, die Auswirkungen
sind klar.
Ein großer Teil der Menschheit lebt in Meeresnähe, an den fruchtbaren und verkehrsgünstig gelegenen
Flussdeltas.
Die Folgen?
Nur 30 cm mehr in Alexandria und 500 000 Menschen brauchen neue Siedlungen. Und neue
Ackerflächen.
Nur 30 cm mehr in Bangladesch, hier sind Millionen betroffen. Wer wird diese Menschen aufnehmen?
Die Niederlande müssten laut einem von der Regierung des Landes bestellten Gutachten vom Herbst
2008 ca.100 Milliarden Euro bis 2100 investieren, um sich vor einem Anstieg der Nordsee von 1
bis 1,4 Meter zu schützen. Und danach? Und wie kommt dann das Rheinwasser in die
Nordsee? http://www.deltacommissie.com/en/advies
Bei einem Anstieg um mehrere Meter müssten auch Städte wie London, Hamburg oder Bremen weitgehend aufgegeben werden. Die Bauten, die Infrastruktur wie Strom- und Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Telekommunikationsleitungen, U-Bahntunnel wären zerstört, müssten an anderer Stelle
wieder aufgebaut werden.
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New York und London planen neue Sperrwerke, die zumindest eine gewisse Zeit schützen würden.
New York City hat etwa 1000 Kilometer Küstenlinie. Experten des im Herzen Manhattans gelegenen
Klimaforschungsinstituts der NASA haben einmal untersucht, was passieren würde, wenn eine drei
Meter hohe Sturmflut auf ihre Stadt zurollen würde. Battery Park City stünde unter Wasser, die Börse an
der Wall Street, das World Financial Center und mehrere Krankenhäuser. Die U-Bahn-Schächte, die
schon heute ständig mit großem Aufwand leer gepumpt werden müssen, würden volllaufen,
Brückenköpfe wären überschwemmt, Häfen lahmgelegt. Manhattan wäre von der Außenwelt
abgeschnitten.
Beim heutigen Pegelstand wäre so eine Flut statistisch gesehen
ein „Jahrhundertereignis“. Die Stadt
würde es sicherlich schaffen, mit den Folgen fertig zu werden. Wenn
aber der durchschnittliche
Meeresspiegel um einen Meter steigt, so die NASA-Forscher, gäbe es eine Drei-Meter-Sturmflut alle drei
bis vier Jahre – und es würde vermutlich nicht mehr lohnen, die zerstörte Infrastruktur wieder
aufzubauen.
Und wohin werden die Menschen ausweichen? Die gewalttätigen Konflikte sind absehbar. Man spricht
dann von Klimakriegen. Die Umweltorganisation der UN (UNEP) bezeichnet den Krieg in Darfur als
ersten Klimakrieg.
Siehe auch: Harald Welzer, Klimakriege. S. Fischer Verlag 2008,
Gletscherschmelze in den Gebirgen
tritt weltweit und beschleunigt auf.
Die Gletscher als Wasserspeicher fallen aus. Der Rhein wird wie auch andere Flüsse, die von
Gletschern gespeist werden, im Sommer wesentlich weniger Wasser führen. Damit ist die
Trinkwasserversorgung der Städte an den Flüssen und die Bewässerung von Feldern gefährdet,
ebenso die Kühlwasserversorgung von Großkraftwerken.
Regenfälle werden rascher abgeleitet und führen zu Überschwemmungen.
Gleichzeitig taut der Permafrostboden (Dauerfrostboden) in höheren Lagen der Gebirge auf.
Damit steigt die Gefahr von Bergrutschen mit Zerstörung von Siedlungen und Verkehrswegen. Auch in West-Sibirien und Nord-Kanada taut der Permafrostboden. Dort kippen
Strommasten und Häuser, da sie ihren Halt auf verloren haben.
Arktisches Meereis:
Wann es zu einem vollständigen Abschmelzen des Nordpolareises im Sommer kommen wird, ist noch
unklar, diskutiert wird heute ein Zeitraum zwischen 2040 und 2100. Für die Höhe des Meeresspiegels ist
dies jedoch ohne Bedeutung, da es sich hier um schwimmendes Eis handelt. Eines ist klar, der Eisbär
wird das nicht überleben.
Durch die verringerte Albedo (Rückstrahlung der Sonnenenergie) bei fehlendem Eis kommt es in der
Folge zu einer umso stärkeren Erwärmung des Nordpolarmeeres und damit zu einem schnelleren
Schmelzen der grönländischen Gletscher.
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" Die Entwicklung überholt uns", sagt Rahmstorf. "Das zeigt, dass wir als Forscher bei den
Klimaprognosen zu optimistisch waren." Das zeigt die folgende Grafik:
Beobachtete (rote Line) und simulierte Meereisbedeckung der Arktis für den Monat September in
Millionen Quadratkilometern. Die dicke schwarze Linie repräsentiert den Ensemble Mittelwert von 13
IPCC AR4 Modellen während die gestrichelten Linien die Variationsbreite wiedergeben. Nach Stroeve et
al. (2007) ergänzt mit Daten von 2008. Das Minimum für 2009 wurde mit 5.1 Millionen
Quadratkilometern berechnet und ist damit der drittkleinste aller bisher gemessenen Werte und liegt
noch deutlich unter dem Worst-Case-Szenario des IPCC. Quelle: Copenhagen Diagnosis, 2009
Völkerwanderung, Flucht, Vertreibung
Die Zahl der Afrikaner, die im Jahr 2008 nach Lampedusa (Italien) geflüchtet sind, ist im Vergleich zum
Vorjahr deutlich angestiegen. Laut Prof. Klaus Töpfer, (1. CDU-Umweltminister, Exekutivdirektor des
Umweltprogramms der Vereinten Nationen bis 2006) kommen die Flüchtlinge überwiegend wegen
fehlender Lebensmöglichkeiten in ihren Heimatländern über das Meer nach Europa.
Die Zahl der Flüchtlinge durch Wüstenbildung und steigenden Meeresspiegel wird weiter zunehmen.
Die Lösung: ein Eiserner Vorhang um Europa?
Durch polizeiliche Maßnahmen in Südeuropa und Nordafrika konnte die Zahl der Flüchtlinge im Jahr
2010 reduziert werden.
Wüstenbildung.
Ein aktueller Bericht der UNCCD United Nations Convention to Combat Desertification stellt eine
deutliche Zunahme der nicht mehr für Ackerbau nutzbaren Landflächen in den letzten Jahren fest.
In Australien leidet im Südosten Gebiet so groß wie Spanien und Frankreich zusammen seit 2001 unter
extremer Dürre. Es war bisher intensiv landwirtschaftlich genutzt. Mehrere Städte leiden unter
Wassermangel.
In Südeuropa, insbesondere auch Spanien, ist die Wüstenbildung im Gange. Barcelona erhält zeitweise
sein Trinkwasser mit Tankschiffen. Zu den Klimaveränderungen kommt hier die intensive touristische
und landwirtschaftliche Nutzung.
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Beziehen wir in wenigen Jahren unsere Tomaten und Gurken im Winter aus Ägypten? Zumindest wäre
das eine Lösung für ein paar Jahre bis auch Ägypten…s.o. Wie wird Spanien mit diesen Folgen umgehen
können? Dies wird auch Auswirkungen auf die anderen EU-Länder haben
Aussterben von Tieren und Pflanzen,
die sich an eine so rasche Klimaänderung nicht anpassen können. Die Vermehrung und Verbreitung der
Arten ist von einem exakten Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Tier- und Pflanzenarten
abhängig.
Was tun?
Beginnen Sie mit den Maßnahmen, die Sie am einfachsten umsetzen können:
Ökostrom:
Eine billige, einfache, leicht umzusetzende, risikolose Methode, um deutliche Mengen an CO2
einzusparen.
Im Wesentlichen sind es vier Anbieter, die in Neuanlagen investieren. Siehe Adressen im Anhang.
Andere Anbieter bieten Wasserkraftstrom aus alten Anlagen, was nur zu einer Verschiebung der
Stromquellen zwischen Ökostrombeziehern und Normalstrombeziehern des betreffenden
Unternehmens auf dem Papier führt ohne positiven Effekt für das Klima.
Mittels Strompreisrechner auf den einzelnen Internet-sites der Anbieter von Ökostrom können die
Kosten mit denen des bisherigen Lieferanten verglichen werden. Ökostrom kann billiger sein als Strom
vom lokalen Versorger.
Die Ummeldung erfolgt problemlos durch den neuen Anbieter. Im Gegensatz zu Risiken bei Wechsel des
Telekomanbieters besteht hier keine Gefahr, plötzlich ohne Stromversorger dazustehen. Bisher
beziehen nur 5% der Haushalte in Deutschland Ökostrom, durch eine deutliche Steigerung der Zahl
würde Druck auf Politik und konventionelle Produzenten ausgeübt.
Heizung
Hausisolierung, Solarwärme, effiziente Heizungsanlage. Professionelle Energieberatung wird
unter bestimmten Voraussetzungen finanziell unterstützt. Für die Gesamtbilanz in Deutschland
sind hier Investitionen, für die es auch Zuschüsse gibt, sehr effektvoll.
Neubau: Nullenergiehaus ist seit 20 Jahren möglich
Reduktion des Stromverbrauchs durch effizientere Stromnutzung (s. im Anhang: Stromsparen):
Kein stand-by mehr, nicht völlig abschaltbare Geräte vom Netz nehmen; durch Leerlaufstrom
haben deutsche Haushalte und Büros 2006 rund 4% des gesamten Strombedarfs
benötigt. Allein dafür laufen in Deutschland 2 Großkraftwerke.
Einsatz von Heizungsumwälzpumpe neuester Technologie, noch ein Großkraftwerk weniger.
Kauf von Geräten mit höchster Energieeffizienzklasse. Es gibt im Handel immer noch Kühl- und
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Gefriergeräte mit Klasse B oder A; A+++ könnte Standard sein.
Hier hat die EU inzwischen eingegriffen: Sie verbannt ab 2010 Stromfresser aus den Haushalten.
Neue Haushaltsgeräte müssen strengeren Effizienzauflagen entsprechen. So darf stand-by nur
noch maximal ein Watt verbrauchen. Die dazu benötigte Schaltung kostet 50 Cent pro Gerät, die
Technik hierzu existiert seit mindestens 10 Jahren.
Energiesparlampen
Keine Elektroheizung ( 6 % des Strombedarfs in Deutschland!)
Auch in der Industrie gibt es erhebliche Einsparpotentiale.
Mobilität
Bundespräsident Köhler forderte eine Wende in der Verkehrspolitik:
"Mobilität, so wie wir sie heute praktizieren, ist nicht zukunftsfähig. Jedenfalls nicht, wenn wir über die
nächsten zwanzig, dreißig Jahre hinaus denken. Unser Planet würde es gar nicht aushalten, wenn die
Menschen überall auf der Welt so viel im Auto durch die Gegend fahren würden, wie wir das hier bei
uns tun. Dann bräuchten wir schon jetzt mehr als eine Erde."
http://www.bundespraesident.de/Reden-und-Interviews-,11057.661099/Grusswort-vonBundespraesident.htm?global.back=/-%2c11057%2c0/Reden-und-Interviews.htm%3flink%3dbpr_liste
Versuchen Sie im Laufe der Zeit, sich vom Auto zu entwöhnen, es gibt Alternativen:
Nutzung von Rad, öffentlichem Nah- und Fernverkehr. Es gibt auch im Fernverkehr
der Bahn günstige Angebote, insbesondere bei Vorbuchung.
Tempolimit 120 km/h auf Autobahnen, bringt etwa neun Prozent Einsparung bei CO2 bezogen
auf die Fahrleistung der Pkw auf deutschen Autobahnen lt. Umweltbundesamt. Während der
ersten Ölkrise 1973 wurde ein Tempolimit auf den Autobahnen von 100 km/h verordnet.
Warum ist das heute nicht mehr möglich?
Der Flugverkehr ist mit 4-7% am Klimawandel beteiligt.
Wenn Fliegen erforderlich ist, dann empfiehlt sich ein Ausgleich durch Förderung von
Klimaschutzprojekten mit atmosfair, von Prof. Klaus Töpfer mit gegründet. Adresse siehe im
Anhang.
Zusatzkosten für München-Mallorca und zurück: 17 Euro, steuerlich als Spende absetzbar.
Auch Fluggesellschaften bieten die Möglichkeiten von Klimaschutzspenden an, sie sind deutlich
billiger als atmosfair, da nicht alle Kosten berücksichtigt werden.
Konsum, alternative Produkte
Bio-Produkte aus der Ökolandwirtschaft:
deutlich niedrigerer Energieeinsatz, da Kunstdünger und Pestizide nicht eingesetzt werden.
Biobaumwolle:
Ein T-Shirt aus Biobaumwolle setzt in der Produktion nur 1/7 der CO2-Menge im Vergleich zu
einem aus konventioneller Baumwolle frei.
C & A: Pullover, Jeans, Hemden, Unterwäsche usw. aus Bio Baumwolle. Auch im Internet-shop.
Suchbegriff: Bio Cotton unter www.cunda.de, günstige Angebote.
www.hess-natur.de, www. waschbaer.de( nur ein Teil des Angebotes), living crafts und andere
Anbieter.
Wie positiv sich für die Menschen in den baumwollproduzierenden Ländern darüber hinaus der
Anbau von Bio-Baumwolle auswirkt zeigt folgendes:
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Hess-natur und helvetas unterstützen seit Jahren ein Projekt in Burkina Faso: auf 4000 Hektar
Land wird Öko-Baumwolle angebaut. Die Bauern brauchen keine Angst vor Pestizid-Vergiftung
mehr zu haben; sie sind gesünder. Erwachsene und Kinder lernen lesen und schreiben. Das steht
im Gegensatz zum Rest des Landes: dort sind 85% Analphabeten.
Diese Menschen werden nicht durch Konsumenten in den Industrieländern ausgenutzt, sie
werden sich kaum auf die gefährliche Reise übers Meer nach Europa machen.
Ergänzung: Öko-Tex-Standard 100 hat nichts mit Bio-Baumwolle zu tun.
Fairtrade-Produkte: meistens Bio-Produkte, die den Produzenten in armen Ländern einen fairen
Preis zahlen und somit der sozialen Verantwortung der Industriestaaten für diese Länder
gerecht werden, u.a. Kaffee.
Bevorzugung von regionalen Produkten.
Fleisch: Futtermittel für die Tiermast in der konventionellen Tierzucht kommen zu einem
großen Teil aus brandgerodeten Urwäldern Südamerikas. Fast der gesamte Bedarf der EU an
Sojaschrot kommt aus Argentinien und Brasilien. Diese Länder haben ihre Sojaproduktion von
1990 bis 2005 verdreifacht durch Vernichtung von Urwald. Für ein Kilogramm Fleisch wird 5-10
Kilogramm Getreide als Futtermittel benötigt. Fast die Hälfte der Weltgetreideproduktion geht
in die Tierfütterung. Deshalb sollte der Fleischkonsum reduziert oder vegetarische Ernährung
bevorzugt werden.
Hier ein Link zum SZ-Magazin vom 3.12.2010 mit Rezepten aus der Gemüseküche und Hinweisen
auf empfehlenswerte Restaurants: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/liste/h/201048
Die Alternative: Ökofleisch.
Recyclingpapier: neues Papier wird einerseits sehr energieaufwendig produziert und kommt
andererseits zum Teil von Papierfabriken aus dem brandgerodeten indonesischen Urwald.
Auch Küchenpapier gibt es in Recyclingqualität, ebenso Papiertaschentücher, z.B. bei REWE,
Schlecker.
Kimberly-Clark (Kleenex, Hakle) will innerhalb der nächsten Jahre auf Recyclingpapier und FSCzertifiziertes Holz zur Papierherstellung umstellen.
(Tropen)holz nur mit FSC- Zertifizierung, es gibt viele Mogelpackungen. Siehe Anhang.
Politik:
Die entscheidenden Adressaten.
Es gibt die Konzepte zu wesentlicher Energieeinsparung und Umbau der Energiewirtschaft hin zu
regenerativen Energien, sie müssten nur umgesetzt werden.
Es muss von der Bundesregierung ein über einen langen Zeitraum angelegtes Energieversorgungskonzept entwickelt werden (voraussichtlicher Termin: September 2010), das folgende Punkte umfassen
soll:
gesteigerte Energieeffizienz in Haushalten und Industrie:
Die EU-Energiedienstleistungs-Richtlinie schreibt vor, dass die Mitgliedstaaten bis Mai 2008 eine
eigene Energieeffizienzgesetzgebung hätten verabschieden müssen. Dies ist in Deutschland
bisher nicht geschehen, die EU-Kommission hat im Jahr 2008 ein Vertragsverletzungsverfahren
eingeleitet.
Ein deutsches Energieeffizienzgesetz soll jetzt doch noch kommen. Leider scheinen
wirkungsvolle Instrumente zu fehlen, die den Energieverbrauch entscheidend senken könnten.
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Hierzu der Vorschlag des BUND für ein wirksames Gesetz:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/klima_und_energie/20100420_energie_ernergie
effizienzgesetz_forderungen.pdf
Kraft-Wärme-Kopplung
Blockheizkraftwerke
Wirksamer Emissionshandel
weitere Ausbau von erneuerbaren Energien (immerhin in Deutschland bereits jetzt 17,4 % des Stromes
aus erneuerbarer Energie!):
- Energie aus Biomasse (gespeist aus Reststoffen, nicht aus Nahrungsmitteln)
-Geothermie
-Solarthermische (Parabolrinnen-) Kraftwerke im Süden Europas und Norden Afrikas. In
Andalusien wurden inzwischen 2 Parabolrinnen-Solarkraftwerke errichtet, ein drittes ist in
Bau. Zusammen können sie eine Stadt mit 500 000 Einwohnern 24 Stunden am Tag mit Strom
versorgen. Sie sind mit Receivern von Schott-Solar ausgerüstet.
Ein Firmenkonsortium unter Führung der Münchener Rückversicherung will in Afrika
solarthermische Kraftwerke bauen. Am Projekt Desertec beteiligen sich unter anderem
Siemens, Deutsche Bank, RWE und Schott Solar.
Desertec soll in Nordafrika solarthermisch erzeugten Strom nach Europa liefern. Nach Klärung
ökonomischer, technischer und politischer Fragen soll in 3 Jahren ein Konzept vorliegen. Es gibt
Anfragen von potentiellen Investoren aus aller Welt. Die nordafrikanischen Staaten sollen und
müssen eingebunden werden. Die EU und die deutsche Bundesregierung wollen das Projekt
begleiten.
http://www.desertec.org/de/
Der Projektleiter von Desertec geht 2010 davon aus, dass Ende 2015 das erste solarthermische
Kraftwerk in Marokko mit Strom für Europa ans Netz gehen wird.
Hier das ganze Interview:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/desertec-initiator-rauch-die-aermsten-leiden-frueher1.975149
Verhinderung von Fehlinvestitionen in Kohlekraftwerke, Atomkraftwerke (AKW).
Es dürfen in den Bau dieser Kraftwerke nicht mehr Milliarden (voraussichtliche Baukosten für
das Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg: 1,8 Milliarden Euro) fehlinvestiert werden. An Elbe,
Rhein und Rhone werden diese Großkraftwerke im Sommer aufgrund zu niedriger
Wasserführung nicht mehr gekühlt werden können. Später stehen noch hohe Abbruch- und
Entsorgungskosten für die AKW an.
Aktuell wird ein AKW in Finnland gebaut. Bei einem Festpreis von 3,2 Milliarden Euro werden
1,6 Milliarden EUR über Kredite mit einem Zinssatz von wie berichtet wird unter 2,6 % durch ein
Konsortium von fünf Banken unter prominenter Beteiligung der Bayerischen Landesbank
finanziert. Die tatsächlichen Baukosten liegen inzwischen (9/2009) deutlich höher. Die
Fertigstellung des AKW verzögert sich weiter, bis mindestens 2012. Laut Insidern dürfte das
noch ein ehrgeiziges Ziel sein. Die Verluste liegen inzwischen schon bei 2,3 Milliarden Euro.
(Südd. Zeitung vom 2.9.2009).
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Wenn Sie mehr dazu lesen möchten:
http://www.sueddeutsche.de/politik/482/481948/text/
http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/so-bleiben-sie-atomkraftgegner/
http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/486890 zum Thema: Windkraft und Kernenergie
kommen sich im deutschen Stromnetz in die Quere
Nach Angaben der deutschen Bundesregierung im Sommer 2010 soll im Jahr 2020 fast 40 % des
Stroms regenerativ erzeugt werden und damit 20% des gesamten Energiebedarfs (von dem der
Strom nur ein Teil ist). Warum diskutiert man dann überhaupt über eine Verlängerung der
Laufzeiten für Atomkraftwerke? Es wird höchste Zeit, das Stromnetz an die veränderten
Bedingungen anzupassen. Beim Einsatz von regenerativen Energien muss es wesentlich flexibler
sein.
Werden Sie selbst aktiv
Zitate aus 2 Interviews mit Prof. Schellnhuber:
"...wenn man das jetzt den Regierungen einfach so überließe und sie weiterhin Business-as-usual-Politik
betreiben würde, dann würden wir weit über die Zwei-Grad-Linie herausschießen. ...gleichzeitig aber
muss jetzt auch die Stunde der Zivilgesellschaften schlagen."
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1091960/
"Die globale Zivilgesellschaft muss sich noch aktiver einmischen und den Klimaschutz in die eigenen
Hände nehmen: Kommunen, die Wirtschaft, Umweltverbände, Gewerkschaften. Das Global Village, das
per Internet zusammengewachsen ist, könnte bewirken, was die Politik nicht leistet."
http://www.fr-online.de/top_news/2156506_Schellnhuber-im-Interview-Wie-Klimakriege-zuverhindern-sind.html
Warum umgehen Politiker dieses Thema? Die Bedeutung des Engagements der Bürger. Ein Interview mit
Prof. Harald Welzer:
http://www.sueddeutsche.de/wissen/778/488178/text/#top
Informieren Sie Freunde, Nachbarn
Geben Sie dieses Schreiben weiter. Die Bürger sollen sich einmischen und gleichzeitig die genannten
Prinzipien in ihrem Lebensbereich verwirklichen.
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Schreiben Sie Ihren Politikern
Mailen Sie den Politikern Ihres Wahlkreis Ihre Forderungen. Adressen der Bundestagsabgeordneten im Anhang. Ein weiteres Abwarten wird noch teurer. Die erforderlichen Konzepte sind
weitgehend bekannt, sie müssten nur umgesetzt werden. Sie könnten gezielt in ein
Konjunkturprogramm einfließen. Gleichzeitig können wir uns aus der Abhängigkeit von Öl- und
Gaslieferanten lösen.
Bis zum Jahr 2020 wäre nach einem Gutachten des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2007 eine
Reduktion des CO2-Ausstosses in Deutschland von 40% gegenüber 1990 mit zusätzlichen Kosten von
höchstens 11 Milliarden Euro pro Jahr verbunden, verglichen mit einer Referenzentwicklung ohne
weitere Klimaschutzmaßnahmen. Wie wir in Zeiten der Finanzkrise gelernt haben, ist das ein relativ
geringer Betrag. Die Folgen eines ungebremsten Klimawandels, der natürlich auch in der Finanzkrise
weitergeht, wären dagegen katastrophal und nicht mit Geld auszugleichen. Was jetzt zur Rettung der
Wirtschaft ausgegeben wird, sollte in einen ökologischen Umbau der Industriegesellschaft investiert
werden. Warum verbinden wir nicht Konjunktur- und Klimapaket zu einem kraftvollen Ganzen?
Die Chance für eine „grüne Konjunkturbelebung“ müsse jetzt ergriffen werden, forderte Ottmar
Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung: „Wenn nicht in der
Wirtschaftskrise, wann dann sollte man Klimapolitik machen?“, so Edenhofer. Würde der Aufbau einer
globalen, kohlenstoffarmen Wirtschaft nicht gelingen, wäre die nächste Wirtschaftskrise
vorprogrammiert. Infolge der Ressourcenerschöpfung, der schwindenden Artenvielfalt und der
häufigeren
Naturkatastrophen
drohe
weltweit
der
Verlust
von
Arbeitsplätzen.
(Aus: “Zur Lage der Welt 2009. Ein Planet vor der Überhitzung“. Verlag Westfälisches Dampfboot,
Münster 2009, ISBN 978-3-89691-765-2, 320 Seiten, 19,90 Euro)
Leider hat die schwarz-rote Bundesregierung nur 13 % der Konjunkturausgaben in nachhaltige (grüne)
Projekte investiert, Südkorea dagegen 80 %. Südkorea wurde dafür von Bundespräsident Prof. Köhler
bei der Eröffnung der Hannovermesse 2009 positiv gewürdigt.
http://www.pik-potsdam.de/globalgreenrecovery, S. 21, Autoren Lord Nicholas Stern, Prof. O.
Edenhofer.
Besonders gefordert ist die Politik in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und
Schwellenländer, mit China und Indien. Hierzu ein Interview mit Prof. Dr. Schellnhuber zu den globalen
Möglichkeiten der CO2 Vermeidung:
http://www.klima-magazin.de/interviews/artikel/prof-dr-joachim-schellnhuber.html
Öl, Gas, Kohle haben wir im Moment noch ausreichend, was wir nicht mehr haben ist: Zeit. Und wie
Sie oben lesen konnten: um das Ziel, das sich die EU gegeben hatte, zu erreichen, muss sofort etwas
geschehen.
Allerdings geht auch die Zeit des Erdöls ihrem Ende entgegen. In einem Interview mit der Süddeutschen
Zeitung warnt der Chefvolkswirt der Internationalen Energie-Agentur (IEA) Ende 2008 vor sinkender ÖlProduktion:
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"Selbst wenn die Nachfrage nach Öl bis 2030 auf dem heutigen Stand bliebe, bräuchten wir 4 neue
Saudi-Arabiens, nur um den Rückgang der Produktion aufzufangen. Das ist eine riesige
Herausforderung." Bis jetzt gäbe es nur ein zusätzliches Saudi-Arabien, nämlich Kanada. Dort finden sich
Ölsande, aus denen Öl nur mit erheblichem Energieeinsatz und schwerer Umweltzerstörung gewonnen
werden kann.
(Die IEA ist eine autonome Institution der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung)
Wenn wir die Temperaturerhöhung auf "nur" 2 Grad begrenzen wollen, dürfen wir nicht mehr als ein
Viertel der wirtschaftlich förderbaren Brennstoff-Reserven tatsächlich verbrennen. In den vergangenen
neun Jahren wurde jedoch bereits ein Drittel davon emittiert. Selbst wenn die CO2-Produktion stabil
bliebe und nicht steigt, hätten wir unsere erlaubte Menge 2026 erreicht, dann müsste Schluss sein.
(Pressemitteilung des PIK vom 29.4.2009:
http://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/auf-dem-weg-zum-einstellen-deremissionen-2b0c-ziel-erfordert-mehr-als-50-prozent-reduzierung-bis-2050 )
Deshalb lasst uns unsere Politiker aktivieren, bevor uns das Klima so richtig einheizt.
ABER: Abschieben der Verantwortung gilt nicht. Das Wissen um das Ausmaß der kommenden
Klimaveränderungen mit ihren Folgen ist vorhanden. Jeder muss der Verantwortung, die er persönlich
für den Klimawandel hat, gerecht zu werden.
Beteiligen Sie sich
http://www.bund.net/
http://www.greenpeace.de/
http://www.wwf.de/
http://www.attac.de/
http://www.avaaz.org/de/about.php
Zeichnen Sie Unterschriftenaktionen auf
http://www.campact.de/
Ein Interview zur Arbeitsweise von campact und seine Erfolge:
http://www.natur.de/scripts/basics/natur/news/basics.prg?session=c31e42094a09594c_72816
6&a_no=3000
Hier die aktuelle Fassung: www.klimawandel-was-tun.de
Newsletter, Fragen, Anregungen, Kritik an : [email protected]
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Nachträge
Inzwischen hat die Bundesregierung ein Energiekonzept beschlossen. Im Zentrum steht die
Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke. Eine kritische Würdigung des der Entscheidung
zugrunde liegenden Gutachtens durch zwei wissenschaftlich tätige Physiker finden sie hier:
http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/debatte/2010-09-04/energiegutachten-ohneunsicherheit
http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/debatte/2010-09-19/laufzeitverlangerungatomkraftwerke-energiegutachten/page/2#comments
Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Vorteile durch eine Laufzeitverlängerung nicht nachgewiesen
werden konnten, im Gegensatz zu der Beurteilung des Gutachtens durch eine politisch tätige Physikerin.
Frankreich plant eine radikale Wende in der Verkehrspolitik: Von den 170 Mrd. Euro, die nach einem
Regierungsplan in den kommenden zwei Jahrzehnten in die Verkehrsinfrastruktur investiert werden
sollen, sind 90 Prozent für Verkehrsmittel bestimmt, die Alternativen zum Flug- und Straßenverkehr
bieten sollen. Mit zusätzlichen 53 Mrd. Euro soll die Infrastruktur für den Öffentlichen Nahverkehr
ausgebaut werden. Für neue Nationalstraßen sind lediglich 4,5 Prozent des Geldes eingeplant.
In Deutschland wurde in der Vergangenheit deutlich mehr in Straßen investiert. Diese Bevorzugung wird
wenn auch in geringerem Ausmaß zunächst wohl weiter bestehen.
http://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/2010/033-frankreich-stopptautobahnbau/
Die Überschwemmungen in diesem vergangenen Jahr in Deutschland, Polen, in Pakistan, China und in
Thailand und in Süd- und Mittelamerika und aktuell sind in ihrer Häufung vereinbar mit steigenden
Temperaturen. Mit zunehmender Temperatur des Meereswassers verdampft mehr Wasser und steigt in
die Atmosphäre. Und irgendwo muss es wieder runter. Und so steigen die Regenmengen bei steigenden
Temperaturen des Meeres.
2010 war das wärmste und niederschlagsreichste Kalenderjahr seit Beginn der Aufzeichnungen im 19.
Jahrhundert. Die Temperatur lag statistisch gleichauf mit dem Jahr 2005, dem bisherigen Rekordjahr.
http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/debatte/2010-09-19/laufzeitverlangerungatomkraftwerke-energiegutachten
Und wir steuern auf 5 Grad globale Temperaturerhöhung in diesem Jahrhundert hin, wenn wir
unverändert weiter machen. Das heißt, unsere Kinder würden eine großen Teil dieser
Temperaturerhöhung miterleben und ihre Folgen. Solche einschneidenden Veränderungen in kurzer Zeit
wird die Anpassungsfähigkeit der Menschen überfordern. Bedenken Sie: bis jetzt haben wir eine
Temperaturerhöhung um 0,6 Grad. 5 Grad ist fast das Zehnfache. Als die Erde 5 Grad kälter war als
heute, konnte man zu Fuß vom europäischen Festland zu den Britischen Inseln, denn der Meeresspiegel
war etwa 120 m niedriger.
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Nach einem von der Internationalen Energieagentur am 30.5.2011 veröffentlichten Bericht sind die CO2Emissionen im Jahr 2010 weltweit um 1,6 Gigatonnen auf 30,6 Gigatonnen angestiegen – den höchsten
Wert, der seit Beginn der Messungen jemals aufgezeichnet wurde. IEA-Chefökonom Fatih Birol sprach
von einem »schweren Rückschlag für die Hoffnungen auf eine Begrenzung des Schadstoffausstoßes«.
Das international vereinbarte Ziel, die Erderwärmung nicht über 2°C gegenüber der vorindustriellen Zeit
steigen zulassen, sei damit nur äußerst schwer zu erreichen. Auch in Deutschland hat der CO2 Ausstoß
wieder zugenommen. http://www.detail.de/artikel_energiebilanz-deutschland_27406_De.htm
Der Verkehrssektor ist dabei weiter Europas Klimasorgenkind Nummer eins. Das geht aus kürzlich
veröffentlichten Zahlen der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervor. Danach sind die TreibhausgasEmissionen des Verkehrs EU-weit seit 1990 um 29 Prozent gestiegen. Alle anderen Sektoren konnten
dagegen deutliche Rückgänge verbuchen.
Anhang
Bundestag:
http://www.bundestag.de/mdb/index.html . Hier finden Sie die E-Mail Adresse Ihres
Bundestagsabgeordneten.
Zum Nachlesen:
Rahmstorf, Schellnhuber: Der Klimawandel, Verlag C.H.Beck,2006
Archer, Rahmstorf: The Climate Crisis, Cambridge University Press, 2010, ca. 24 Euro.
Hier eine Leseprobe: http://www.pik-potsdam.de/~stefan/climate_crisis.html
Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, Fischer Taschenbuchverlag
Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, herausgegeben von BUND, Brot für die Welt
und Evangelischer Entwicklungsdienst.
Das Thema Klimawandel wird hier in einen gesellschaftspolitischen, entwicklungspolitischen und
wirtschaftspolitischen Zusammenhang gestellt, denn wir haben nicht nur eine Klimakrise und
eine Energiekrise sondern auch eine Systemkrise. Wachstum und Ressourcenverbrauch in
unveränderter Form ist nicht mehr möglich ohne den Planeten zu zerstören.
Ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement wird gefordert, um den Übergang in eine
postfossile Gesellschaft zu erreichen. Die Verantwortung, die wir in den Industrieländern für den
Hunger, für unmenschliche Arbeitsbedingungen in den armen Ländern haben, wird dargelegt.
Hier die Kurzfassung:
http://www.zukunftsfaehigesdeutschland.de/fileadmin/zukunftsfaehigesdeutschland/PDFs/ZDII-Kurzfassung_090422.pdf
Harald Welzer, Klimakriege. S. Fischer Verlag 2008, 19.90 Euro
hier ein Interview mit dem Autor: http://www.sueddeutsche.de/wissen/778/488178/text/#top
http://www.pik-potsdam.de/~stefan/index.html
http://www.globalcarbonproject.org/carbonbudget/index.htm
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/684740/ zum aktuellen CO2-Anstieg
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3235.pdf Umweltbundesamt: CO2-Senkung
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möglich
Fair gehandelte Produkte:
http://www.transfair.org/
Meeresspiegelanstieg:
http://www.realclimate.org/index.php/archives/2008/09/how-much-will-sea-levelrise/langswitch_lang/de#more-598
http://www.germanwatch.org/zeitung/2008-4-int.htm
http://www.deltacommissie.com/en/advies
http://www.greenpeacemagazin.de/index.php?id=5743
http://www.nytimes.com/2010/11/14/science/earth/14ice.html?_r=1
Veränderungen in Europa im Rahmen des Klimawandels:
http://reports.eea.europa.eu/eea_report_2008_4/en/
CO2 Rechner:
http://uba.klima-aktiv.de/ hier kann die individuelle CO2-Produktion errechnet werden und
mit der eines Inders (1 Tonne/Jahr) und eines US-Amerikaners (20 Tonnen/Jahr)
verglichen werden. Ein Deutscher produziert im Durchschnitt 11 Tonnen/Jahr.
Dürre in SO-Australien:
http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/7499036.stm
http://www.independent.co.uk/environment/climate-change/on-the-frontline-of-climate-change2056322.html
Energiebedarf Ihres Hauses:
http://www.co2online.de/kampagnen-und-projekte/projekte/energiespar-ratgeber.html
Flugreisen:
http://www.atmosfair.de/
Tempolimit:
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/reden/fuss-vom-gas.htm
zertifiziertes Holz, Tropenholz:
http://www.fsc-deutschland.de/
Ökostromanbieter:
http://ews-schoenau.de/
http://lichtblick.de
http://www.naturstrom.de
http://www.greenpeace-energy.de/
Weitere Anbieter in Finanztest 11/08
Zum Stromsparen:
http://www.ewsschoenau.de/fileadmin/content/documents/Mitwissen/Energiesparen/Stromsparbroschuere.pdf
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http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3191.pdf
Für Schüler:
http://co2maus.de/
http://www.klimaklicker.de/
Auseinandersetzung mit den Argumenten der "Klimaskeptiker", die den Klimawandel verneinen:
http://www.pik-potsdam.de/~stefan/klimahysterie.html
Ein weiteres Beispiel zivilgesellschaftlichen Engagements:
http://ecogood.de/
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