Onkologischer Arbeitskreis Mittelhessen e.V. Stand Juni 2008 Aus thoraxchirurgischer Sicht stehen 3 Tumorarten im Vordergrund: Das nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom Mediastinale Tumoren Das Pleuramesotheliom Pleuramesotheliom (Karzinom des Rippenfells) Die Inzidenz des malignen Pleuramesotheliom beträgt ca. 1 : 1 Mio. Einwohner pro Jahr. Der Tumor geht vom Epithel der viszeralen und parietalen Pleura aus. In ca. 50-90% ist eine Asbestexposition in der weit zurückreichenden beruflichen Vorgeschichte nachweisbar. Das asbestinduzierte Pleuramesotheliom ist eine entschädigungspflichtige Berufskrankheit. Betroffen sind hauptsächlich Männer im 6. Lebensjahrzehnt, die in sog. Staubberufen tätig waren. Trotz zunehmender Elimination der Asbestfasern als Baustoff seit den 70 er Jahren wird wegen der langen Latenzzeit mit einem weiteren Anstieg der Erkrankungsfälle bis zum Jahre 2017 gerechnet. Die Erkrankung folgt mit einer Latenz (Abstand zwischen Exposition und Krankheit) von ca. 25-40 Jahren. Leitsymptome sind der Thoraxschmerz und der Pleuraerguß. Insgesamt ist die Prognose bei auftretenden Beschwerden schlecht (mittlere Überlebenszeit: 7 - 14 Monate). Die therapeutischen Möglichkeiten sind äußerst begrenzt. Es überwiegen palliative (lindernde) Maßnahmen zur Verminderung der Ergußproduktion und der Schmerzlinderung. Eine Operation im asymptomatischen Frühstadium ist lebensverlängernd Abb. Thorakoskopisch Pleuramesotheliom • prognostisch ungünstige Faktoren sind: - nicht-epithelialer Zelltyp - schlechter Allgemeinzustand - männliche Geschlecht - hohe Leukozytenzahl (weißen Blutplättchen) - niedriger Hämoglobinwert Verfasser: Dr. Carsten Vogel Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie - Uni-Klinikum Gießen/Marburg, Standort Gießen Rudolf-Buchheim-Str. 7 eMail: [email protected] Telefon: 0641 99 44710 35385 Gießen eSite: Chirurgie Univ. Gießen Telefax: 0641 99 44709 1/3 Onkologischer Arbeitskreis Mittelhessen e.V. Stand Juni 2008 Abb: konventionelles Thorax-Röntgen Bild bei Pleuramesotheliom der linken Lunge Bildgebende Verfahren Häufigste Manifestation in den bildgebenden Verfahren (Röntgenthorax, Ultraschall) ist der Pleuraerguß. Die durch Punktion gewonnene Flüssigkeit zeigt in der zytologische Untersuchung lediglich in ca. 50% positive Ergebnisse, vor allem beim epithelialen Subtyp. Das CT spielt für die Beurteilung der Tumorausdehnung die wichtigste Rolle, Abb: Thorax-CT bei Pleuramesotheliom der linken Lunge Die histologische Diagnosesicherung erfolgt durch die Thorakoskopie mit gezielter Probeentnahme (Abb.). Die diagnostische Ausbeute liegt bei ca. 95%. Außerdem erlaubt sie gleichzeitig ein Staging (Ausdehnung des Befalls), da der Befall von Zwerchfell, Lunge, Perikard usw. makroskopisch und nach Probeentnahme auch mikroskopisch nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden kann. Trotz der Neigung des Mesothelioms, sich entlang von Punktionskanälen und Drainageeintrittsstellen auszubreiten (sog. Impfmetastasen), sollte die invasive Diagnostik zur histologischen Sicherung immer durchgeführt werden. Verfasser: Dr. Carsten Vogel Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie - Uni-Klinikum Gießen/Marburg, Standort Gießen Rudolf-Buchheim-Str. 7 eMail: [email protected] Telefon: 0641 99 44710 35385 Gießen eSite: Chirurgie Univ. Gießen Telefax: 0641 99 44709 2/3 Onkologischer Arbeitskreis Mittelhessen e.V. Stand Juni 2008 Abb.: Thorakoskopische Gewebeprobenentnahme bei Pleuramesotheliom Therapie: Die therapeutischen Möglichkeiten sind äußerst begrenzt. Nur in den sehr frühen Stadien (T1+T2, selektioniert T3) ist eine Indikation zu radikalchirurgischen Maßnahmen als extrapleurale PleuroPneumonektomie einschließlich Resektion von Perikard und Diaphragma (Pleuropneumoperikardiodiaphragmatektomie (P3D) mit adjuvanter Chemotherapie gegeben. Das Mesotheliom ist gegen eine Bestrahlung weitgehend resistent. Die Radiotherapie dient hauptsächlich zur Schmerzreduktion oder zur Reduzierung extrathorakaler Tumormassen im Bereich von Stichkanälen. Als wesentliche palliative Maßnahme wird zur Verminderung der Ergußproduktion eine Pleurodese mit sklerosierenden Substanzen (z.B. Talkum) durchgeführt. Operationsverfahren beim Pleuramesotheliom sind Diagnostisch: • Thorakoskopie (VATS) Palliativ: • Talkumpleurodese • Palliative parietale Pleurektomie Potentiell kurativ: • Extrapleurale (erweiterte) Pleuropneumektomie (P3D) Sollte sich intraoperativ der Tumor als nicht resektabel (komplett entfernbar) erweisen, kann innerhalb derselben Operation die parietale Pleurektomie zur Vermeidung rezidivierender Pleuraergüsse palliativ vorgenommen werden. Bei rezidivierenden Ergüssen sollte eine thorakoskopische Talkumpleurodese erfolgen. Bei allen anderen Konstellationen ist zurzeit ein individuelles palliatives Vorgehen zu empfehlen. Prognose: Die Prognose des Pleuramesotheliom ist außerhalb kurativer chirurgischer (multimodaler) Ansätze äußerst schlecht. Die mittlere Überlebenszeit nach Symptombeginn beträgt 12-18 Monate. Sarkomatoide Subtypen haben eine schlechtere Prognose als epitheliale Subtypen (in Einzelfällen Überlebenszeiten von 8-9 Jahren). Nur durch Früherkennung und den frühen Einsatz kurativer Resektionsbehandlungen die Prognose verbessern. Für die Prophylaxe ist die Vermeidung der Asbestexposition entscheidend. Verfasser: Dr. Carsten Vogel Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie - Uni-Klinikum Gießen/Marburg, Standort Gießen Rudolf-Buchheim-Str. 7 eMail: [email protected] Telefon: 0641 99 44710 35385 Gießen eSite: Chirurgie Univ. Gießen Telefax: 0641 99 44709 3/3