Wettbewerb „ein neues haus für die taz“ Die taz

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Erläuterungsbericht
Verfasser: 141224
Wettbewerb „ein neues haus für die taz“
ANFORDERUNGEN AN DAS NEUE HAUS
Die taz-Genossenschaft hat sich entschieden ein neues Haus zu bauen. Es soll ein
neuer Ort des Politischen geschaffen werden, in dem sich die Zukunft des
unabhängigen Journalismus weiter positiv entwickeln kann. Ein neuer Ort, an dem
alle tazlerInnen unter einem Dach vereint werden sollen. Ein neuer Ort, an dem sich
das neue Haus für die taz mit hoher ästhetischer und funktionaler Qualität der
Öffentlichkeit zukünftig zeigen wird.
Vorbei sind die Zeiten als die taz mit den Worten „Krise“ und „Rettungskampagne“ in
Verbindung gebracht wurde und sie als wenig cool und oftmals umstritten galt.
Heute ist die taz ein modernes, kritisches Medium der Presselandschaft.
Die bestehenden Räumlichkeiten in der Rudi-Dutschke-Straße sind heute nicht mehr
groß genug, um allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die notwendigen und
angemessenen Arbeitsbedingungen bieten zu können. Ein neues Grundstück wurde
gesucht und konnte in der unmittelbar benachbarten Südlichen Friedrichstadt
gefunden werden. Eine besondere Lage, die das neue Kreativquartier rund um die
ehemalige Blumengroßmarkthalle durch das neue Haus zukünftig ergänzen könnte.
Die Besonderheiten des Grundstücks werden maßgebend und in einzigartiger Weise
durch die Nachbarschaft zum Besselpark im Norden und durch die Nähe zur
Akademie des Jüdischen Museums im Osten geprägt. Der vorliegende
Bebauungsplan beschreibt eindeutig und unmissverständlich das geltende
Planungsrecht, welches präzise Festlegungen für die städtebaulichen Planungsziele
für das Wettbewerbsgebiet formuliert.
Die Anforderungen und Wunschgedanken an das neue Haus wurden detailliert
beschrieben und zeigen die sensible und bewusste Auseinandersetzung mit den
notwendigen Anforderungen an ein solches neues Gebäude. Ein hohes Maß an
Feinfühligkeit für ein modernes und nachhaltiges, zukunftsweisendes und offenes,
neues Haus für die taz ist hier zu erkennen. Neben einer fast schon
selbstverständlichen Berücksichtigung der innerstädtischen und städtebaulichen
Situation, soll ein besonderes Augenmerk auf die Qualität, die Flexibilität und die
Funktionsfähigkeit der Innerräume, sowie der Arbeitsplätze gelegt werden. Neben
einer energetisch optimierten Konzeption sollen weitere Aspekte einer ökologischen
und wirtschaftlichen Wertigkeit in hohem Maße berücksichtigt werden.
Das Raumprogramm ist umfangreich und spannend zugleich. Neben den
Räumlichkeiten für die verschiedenen Redaktionen sollen zusätzlich Flächen für das
taz.café und den taz.shop, sowie ein Konferenzbereich vorgesehen und realisiert
werden. Besprechungsräume unterschiedlicher Größe sollen den jeweiligen
Redaktionen zugeordnet werden.
Eine besondere und komplexe Aufgabe zugleich. Eine reizvolle Aufgabenstellung,
die in einem einzigartigen Haus, für einen unkonventionellen Nutzer, mit einer
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bewegten Vergangenheit, einen unverwechselbaren Ausdruck und Charakter
erlangen könnte.
LANDMARKE DES JOURNALISMUS, OFFEN UND TRANSPARENT – EIN
REDAKTIONELLER ORGANISMUS
An einen klassischen, allzu anonymen und stereotypen Büroneubau ist hier nicht zu
denken. Unangemessen und gänzlich unpassend wäre es sicherlich auch, an diesem
Ort einen weiteren, banalen Baustein, ein weiteres Gebäude der Erscheinung einer
meist einfallslosen Investorenarchitektur folgend, vorzuschlagen.
Die Überlegungen müssten vielmehr einen Schritt weiter gehen, einen Schritt in
Richtung einer progressiven Architektur. Es müsste darüber hinaus die Besonderheit
und Einzigartigkeit der taz, verbunden mit den Grundwerten und Überzeugungen der
Genossenschaft, im neuen Haus in angemessener Form zum Ausdruck gebracht
werden.
Das Miteinander, die Kommunikation und der Dialog der Kollegen untereinander
müsste auf eine ganz selbstverständliche Weise gestärkt werden. Besondere
Funktionen und Nutzungen könnten sich unprätentiös und dennoch eine gewisse
Aufmerksamkeit anstrebend dem Stadtbild und dem öffentlichen Raum und somit
den Bewohnern und Gästen Berlins zeigen.
Eine Landmarke des Journalismus, offen und transparent, könnte so ihren
architektonischen Beitrag leisten.
Ein redaktioneller Organismus, der seine besondere Attraktion von innen heraus
entwickelt, könnte wohl am besten die Leitidee und den übergeordneten
Leitgedanken für den neuen Stadtbaustein beschreiben. Die Assoziation an einen
differenzierten „Baukasten“ könnte geweckt werden, ergänzt mit eingestellten und
eingeschobenen Funktionseinheiten; maßgeschneidert, angepasst an die jeweilige,
individuelle Anforderung. Ein einfaches, jedoch kein einfältiges Grundgerüst könnte
die Basis dafür bilden. Ein interessantes, jedoch kein kompliziertes Füllwerk könnte
die Besonderheit für das Innenleben des Organismus bilden.
Offene und flexible Arbeitsbereiche gruppieren sich an der Außenfassaden, zur Stadt
hin orientiert. Sie könnten im Wechsel- und Zusammenspiel mit einer wandelbaren
und identitätsstiftenden, sowie räumlich vernetzten innenräumlichen „Skulptur“
stehen. Dieser so entstehende innere Organismus könnte sich über verbindende
Treppen, Galerien, kommunikative Zonen, Besprecher, Wintergärten und Terrassen
vom Foyer im Erdgeschoss über das Café bis ins oberste Geschoss zur Lounge und
Dachterrasse verzweigen.
Die Umgebung dieser dreidimensionalen Struktur im Haus wird der zentrale Ort der
Begegnung und des Austauschs untereinander sein. Dieser Organismus wird, wie in
einer Stadt, zentrale Plätze miteinander verbinden; Nachbarschaften werden
entstehen. Hier kann man sich treffen, besprechen und sich durch ein anderes
Umfeld inspirieren lassen. Eine moderne und zukunftsweisende Arbeitswelt wird so
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den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. Sie kann individuell
bespielt und interpretiert werden.
Über den gestaffelten Baukörper werden Ausblicke in die angrenzende
Nachbarschaft ermöglicht. Ebenso werden die Nachbarn durch Einblicke von Außen,
über die Glasfassaden der Redaktionen den inneren Organismus wahrnehmen und
am redaktionellen Leben der taz, zumindest visuell, teilnehmen können.
Ein lebendiges und kommunikatives Miteinander entsteht und fördert so auch bei den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses das Gefühl, zusammen zu gehören.
Nicht mehr die einzelne Redaktion ist der Arbeitsplatz, sondern das neue Haus der
taz. Das Haus selbst stärkt die Identität der taz und der Genossenschaft.
Freianlagen
Über alle Etagen entsteht eine Abfolge von kleinen Garteninseln, die aus der
Gebäudemasse gewissermaßen herausgeschnitten sind. Gemeinsam bilden sie die
grüne Lunge der taz. Die Grenze zwischen Aussen und Innen verwischt, wenn
Pflanzbeete und Terrassenflächen gleichsam die Fassade durchdringen.
Der Innenhof und die Etagengärten liefern einen immensen Mehrwert für die
Mitarbeiter und fördern eine einfache Orientierung innerhalb des Gebäudes. Sie
tragen dazu bei, das Arbeitsklima im wörtlichen Sinne zu verbessern – mit dem Blick
ins Grüne, dem Duft von Blüten, den Geräuschen von Vögeln und Insekten.
Für die Mitarbeiter stellen die Grünräume Orte dar, in denen sie sich zur Teamarbeit
verabreden, wo sie Zerstreuung finden, oder wo sie für einen Moment Abstand zum
Tagesgeschehen suchen können. Sie sind daher für jeden zugänglich und für den
Aufenthalt mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet.
Im Kontext des Bürokomplexes ist die artifizielle Anmutung der kleinen Gärten
Programm. Sie erscheinen als künstlich geschaffene, grüne Mikrokosmen in ganz
unterschiedlichen Ausprägungen - mal dominieren Ziergräser, mal Bambus oder
Kletterpflanzen. Zuweilen sind die Pflanzen präzise in Form geschnitten, an anderer
Stelle hingegen üppig wuchernd oder in Pflanztrögen eingefasst.
Im Erdgeschoß entsteht ein begrünter Innenhof mit Sitzterrassen und Pflanzbeeten.
Er erweitert den Gastronomiebereich und ist somit auch für die Öffentlichkeit nutzbar.
Energiekonzept
Das vorgestellte Energiekonzept bietet höchsten thermischen und visuellen Komfort
bei minimiertem Energiebedarf und gezieltem Einsatz technischer Anlagen. Der
Entwurf vereint eine tageslichtoptimierte Gebäudegeometrie bei günstigem A/VVerhältnis mit innovativen, passiven Maßnahmen zur Reduzierung des elektrischen
Energiebedarfs und des Wärmebedarfs.
Folgende Maßnahmen sind in diesem Entwurf integriert:
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Sehr günstiges A/V-Verhältnis und eine Gebäudehülle mit sehr hohem Wärmedämmstandard der opaken Bauteile sowie 3-fach verglasten Fenstern mit thermisch
hochwertigem Rahmen.
Optimierte Tageslichtnutzung durch einen großzügigen Innenhof – hoher visueller
Komfort im gesamten Gebäude und Minimierung des Kunstlichtbedarfs.
Außenliegender Sonnenschutz zur Minimierung der solaren Lasten im Sommer.
Gezielt platzierte Gärten dienen ganzjährig als Aufenthaltsbereiche mit besonders
hoher Qualität. Im Winter geschlossen, bieten diese Zonen einen visuellen Kontrast
in der grauen Jahreszeit und erhöhte Luftqualität durch natürliche Befeuchtung. Im
Sommer geöffnet, können verschattete Bereiche und angenehm vorgekühlte Luft
durch Verdunstungskühlung zur Verfügung gestellt werden.
Natürliche Lüftung des gesamten Gebäudes und unterstützende mechanische
Belüftung der Sonderräume (Veranstaltungsraum).
Die Büroräume können nutzungs- bzw. nutzerabhängig wahlweise einseitig oder
quergelüftet (‚open office‘) werden.
An Gärten angeschlossene Büros können nutzerabhängig mit vorkonditionierter Luft
versorgt werden.
Über eine Nachtlüftung wird die exponierte Betondecke in den Sommernächten
abgekühlt und nimmt über den Tag Wärme auf (passive Kühlung).
Die Betonkernaktivierung dient der Deckung der Grundheizlast.
Zur Vermeidung von Kaltluftabfall und für eine individuelle Regelbarkeit der
Raumtemperatur sind Konvektoren an den Fassaden vorgesehen.
Die Abwärme aus dem Serverraum wird im Winter genutzt, um den Rücklauf des
Heizkreises anzuheben. Der restliche Wärmebedarf wird über das vorhandene
Fernwärmenetz gedeckt.
Die Kühlung des Serverraums erfolgt über eine indirekte adiabate Kühlung. Der
Serverbereich wird mit reiner Umluft versorgt, die mit adiabat gekühlter Außenluft
über einen Wärmeübertrager gekühlt wird.
Fazit
Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und hoher Nutzerkomfort sind die Leitbilder dieses
Entwurfs. Durch eine durchdachte und hochwertige Gebäudehülle, das Schaffen von
begrünten Bereichen, den Einsatz passiver Maßnahmen und gezielt innovativer
Technologien wird dieser Entwurf diesen Ansätzen gerecht.
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