Pornos mal unscharf

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Szene
Motive aus dem „Nudes“-Bildband
FOTOGRAFIE
Pornos mal unscharf
FOTOS: THOMAS RUFF
A
us Berlin gab’s sofort Quotenalarm: Zu viele Frauen, zu
wenig Männer, befand die „taz“, nachdem sie den neuen
Bildband „Nudes“ des Fotokünstlers Thomas Ruff gesichtet
hatte. Fest steht: Alle Personen, die im Buch vorkommen, tragen entweder exzentrische Dessous oder aber gar nichts und
werden insofern gleich behandelt. Und sie verharren allein
oder en groupe in einschlägigen Positionen – schließlich hat
Ruff die Motive aus der Porno-Ecke des Internet heruntergeladen und sie anschließend nur unwesentlich mit digitaler Hilfe ins Unscharfe verfremdet. Weil es sich bei dieser schon vor
Jahren begonnenen Serie „Nudes“ um ein „work in progress“
handelt, also um eine endlose Geschichte, kommen immer
wieder neue Szenen hinzu. Ruffs Hausverlag Schirmer/Mosel
hat sich – wahrscheinlich schweren Herzens – für eine vergleichsweise kleine Auswahl entschieden. Männer wurden
sehr wohl berücksichtigt. Vielleicht aber lässt sich der Kampf
der Geschlechter ja endgültig beenden, und zwar im Sinne
des Verlags, des Fotografen und der „taz“: mit einem frauenfreundlichen, also frauenfreien Nachfolgeband.
Kino in Kürze
Einzelkämpfern bei der U. S. Army (Tommy Lee Jones) auf der
Fährte seines Musterschülers (Benicio Del Toro). Der Ex-Zögling ist seit einem Einsatz im Kosovo schwer traumatisiert und
macht nun in den Wäldern von Oregon Jagd auf Sonntagsjäger.
Regisseur William Friedkin („French Connection“) verwandelt diesen Stoff in eine fiebrige Studie über physische Gewalt
und beschleunigt das Duell seiner beiden Helden zu einer unaufhörlichen Verfolgungsjagd. Leider wirkt der wortkarge Film,
in dem laufend Messer gezückt werden, als wäre er mit einer
Machete geschnitten worden: Rüde hetzt er durch die Handlung und riskiert ständig, auch seine Zuschauer abzuhängen.
„Lampedusa“, die einsame, hitzeflirrende Insel auf halbem Weg
zwischen Sizilien und Afrika, hat der junge italienische Regisseur Emanuele Crialese zu einem Kinoschauplatz von archaischer Strenge stilisiert. Die schöne Valeria Golino spielt eine
Fischersfrau und Konservenfabrikarbeiterin, deren launischrebellisches Temperament sich niemals in den engen Familien-
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alltag fügen kann. Der Gefahr, wegen ihrer himmelhochjauchzenden Freiheitslust psychiatrisch in die Mangel genommen
zu werden, entzieht sie sich durch Flucht, und der Film selbst
hebt mit ihr ins Poetisch-Phantastische ab – dem Ganzen gibt
das eine reizvoll fremdartige Emphase, ein Pathos von Unerbittlichkeit.
Golino (3. v. l.) in „Lampedusa“
PROKINO
„Die Stunde des Jägers“ zeigt einen früheren Ausbilder von
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