Angewandte Sozialpsychologie! Angewandte Sozialpsychologie! Prüfungsstoff! Prüfungsstoff:! Hogg & Vaughan (2014). Social Psychology. Harlow: Pearson Education! Und Vorlesungsfolien! Prüfung: 1. Termin:! 25. Juni 2014! Sozialer Einfluss ! Angewandte Sozialpsychologie! Homepage! http://homepage.univie.ac.at/Andreas.Olbrich/vosozialpsychologie.html! Angewandte Sozialpsychologie! Inhalte! Gehorsamkeit und Konformität! Soziale Faulheit! Minoritäteneinfluss! Interaktionen zwischen Gruppen! Leistung in Gruppensituationen! Gruppenkonflikte und Aggression! Führungsstile! Prosoziales Verhalten! Entscheidungen in Gruppen! Gesundheitsverhalten! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Compliance: Befolgung aufgrund äußerer Einflussnahme durch Überredung oder Androhung von Strafe! (meistens nur oberflächliche Einstellungs- oder Verhaltensänderung.! Wenn Beobachter nicht vorhanden -> Rückkehr zum alten Verhalten)! Konformität: Akzeptanz von Normen & Regeln, wenn sie als richtig, sozial erwünscht und adäquat angesehen werden (-> Internalisierung); Moscovici (1976).! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Referenzgruppe: besitzt positive Attribute, die wünschenswert sind oder negative Attribute, die man strikt ablehnt (Kelley, 1952)! Membership-Group: Gruppe zu der man gehört (z.B. Student, Geschlecht)! Positive Referenzgruppe -> Konformität! Negativ bewertete Referenzgruppe -> Compliance! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Machttypen (nach Raven, 1965)! Belohnungsmacht (Reward power)! Macht, Belohnungen zu verteilen! Bestrafungsmacht (coercive power)! Macht, Bestrafungen auszusprechen, wenn keine Compliance besteht! Informationsmacht (informational power)! Macht über Wissen und Information! Expertenmacht (expert power)! Glaube, dass der Beinflussende mehr Kenntnisse und Fertigkeiten besitzt als man selbst! Legitime Macht (legitimate power)! Macht ist durch Normen und Gesetze legitimiert! Referenzmacht (referent power)! Identifikation mit, Sympathie oder Respekt für den Beeinflussenden! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Ad Bestrafungs- & Belohnungsmacht:! Premack-Prinzip (Premack, 1965): Das wahrscheinlichere Verhalten kann als Verstärker für das weniger wahrscheinlichere Verhalten fungieren.! ! Unwahrscheinlich Hausaufgaben Playstation spielen! -------------------------------------------- wahrscheinlich! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Ad Informationsmacht:! Die Information muss plausibel sein und je höher die Person in der Hierarchie steht (z.B. Nobelpreisträger) desto eher wird die Info akzeptiert. ! ! ! ! ! (Bochner & Insko, 1966).! Moscovici (1976): Macht und Beeinflussung sind zwei unterschiedliche Prozesse. Macht ist die Kontrolle des Verhaltens mittels Dominanz und führt zu Compliance und Gehorsamkeit. Beeinflussung benötigt keine Anwendung von Strafe oder Belohnung.! Leadership: Mobilisation von Anderen zum Erreichen eines gemeinsamen Zieles. Der Hinweis auf die Einstellungen der Gruppe und ihrer Ziele ! ! -> Erhöhung der Konformität (Hogg, 2001c; Hogg & vanKnippenberg, ! ! ! 2003)! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Gehorsamkeit: ! Experiment-Serie von Milgram (1963, 2001):! Mittels Zeitungsannonce wurden Versuchspersonen für ein Lernexperiment gesucht. „Es sollte untersucht werden, welche Auswirkungen Strafe auf das Lernen hat.“ Der Schüler musste Assoziationspaare lernen (z.B. Blau – Schachtel, Schön – Tag, Wild – Vogel, etc.). In der Testsequenz wurde dem Schüler ein Wort vorgegeben und er musste aus vier Antwortalternativen die richtige auswählen (z.B. Blau: (1) Himmel, (2) Tinte, (3) Schachtel, (4) Lampe). Die Antwort musste er durch Drücken eines Schaltknopfes bekannt geben. ! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Der Schockgenerator bestand aus einer Schalttafel mit 30 Kippschaltern in waagrechter Anordnung. Jeder Kippschalter war mit einer Voltangabe versehen, wobei die Skala von 15 bis 450 Volt reichte. Außerdem war für je vier Kippschalter eine verbale Beschreibung angebracht (Leichter Schock, Mäßiger Schock, Kräftiger Schock, Schwerer Schock, sehr schwerer Schock, Gefahr: Bedrohlicher Schock. Zwei Schalter trugen nur die Markierung „XXX“.) Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Der Verabreichung eines Schocks mussten bestimmte Handlungen vorausgehen. 1. Ein elektrischer Schock wurde nur bei Falschantworten verabreicht. 2. Bei jeder Falschantwort wurde die Stromstärke erhöht. 3. Vor Verabreichung des Schocks musste die Versuchsperson laut und deutlich die Stromstärke ankündigen. Wenn sie bei der höchsten Voltstufe angelangt war, sollte sie mit dieser Maximalstufe fortfahren (nach zwei weiteren Applikationen der Maximalstufe wurde der Versuch abgebrochen). Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Wenn sich die Vpn an den Versuchsleiter wandten: ! 4 Antwortmöglichkeiten:! • Stufe 1: „Bitte fahren Sie fort!“ oder „Bitte machen Sie weiter!“ • Stufe 2: „Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen!“ • Stufe 3: „Sie müssen unbedingt weitermachen!“ • Stufe 4: „Sie haben keine Wahl, Sie müssen weitermachen!“ Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Im Hauptversuch wurden die Schreie des Schülers von einem Tonband abgespielt, um eine standardisierte Situation zu schaffen: •! Bis zu 75 Volt gab der Schüler keine Reaktion von Unbehagen von sich. Bei 75, 90 und 105 Volt gab er ein leichtes Knurren von sich. •! Bei 120 Volt rief der Schüler, dass die Elektroschocks nun unangenehm würden. •! Ein schmerzliches Stöhnen war bei 135 Volt vernehmbar. •! Bei 150 Volt schrie der Schüler auf: „Versuchsleiter, holen Sie mich hier raus! Ich will bei diesem Experiment nicht länger mitmachen! Ich weigere mich weiterzumachen!“. •! Bei 180 Volt schrie der Schüler: „Ich kann den Schmerz nicht aushalten!“. •! Bei 270 Volt war die Antwort ein eindeutiges Brüllen. •! Bei 300 Volt brüllte er, dass er keine Antwort auf den Gedächtnistest geben werde. •! Bei 315 Volt äußerte er wiederum, dass er nicht mehr an diesem Experiment mitmachen werde. •! Nach 330 Volt hörte man nichts mehr von ihm und er gab auch keine Antworten mehr. Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Die Versuchspersonen wurde in diesem Rahmen auch gefragt: ! „Wieviel Verantwortung trägt jeder von uns dafür, dass dieser Mann gegen seinen Willen Elektroschocks erhielt?“ ! Insgesamt wurden 118 Personen befragt. ! N! Versuchsleiter! Versuchsperson! Schüler! ungehorsame Vpn! 61! 38.0%! 48.4%! 12.8%! gehorsame Vpn! 57! 38.4%! 36.4%! 25.3%! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Studie! Nation! Vpn! Milgram (1963) Ancona & Pareyson (1968) Mantell (1971) Kilham & Mann (1974) USA Italien Deutschland Australien Burley & McGuiness (1977) Shanab & Yahya (1978) Miranda et al. (1981) Schurz (1985) Meeus & Raaijmakers (1986) Großbritannien Jordanien Spanien Österreich Holland Männer Studenten Männer männl. Studenten weibl. Studenten männl. Studenten Studenten Studenten rep. Bevölkerung rep. Bevölkerung % autoritätsgläubig! 65 % 85 % 85 % 40 % 16 % 50 % 62 % über 90 % 80 % 92 % Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Erklärungen für das Gehorsamkeitsverhalten:! Faktoren, die Gehorsamkeit beeinflussen:! – Nähe des Lehrers (Vp) zum Opfer: (kein Kontakt: 100%, im selben Raum: 40%, Hand halten: 30%) ! – Nähe der Autorität (bei telefonischer Anweisung: 20,5%)! – Gruppenzwang (2 gehorsame Peers: 92,5%; ungehorsame Peers: 10%! – Auftreten der Autorität (Uniform, Ansehen der Institution)! • Bindungsfaktoren: subjektiver Kontrakt zwischen Vl und Lehrer (Vp)! • Konsequenzen sind nicht bewusst, da sie mit der Durchführung des Experiments beschäftigt sind („agentic state“, sie führen das Verhalten für jemanden anderen aus (d.h. sie sind Agenten), sind aber nicht verantwortlich für die Konsequenzen).! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Gehorsamkeit in anderen Situationen:! Krankenpflegepersonal gibt, trotz besseren Wissens, von Medizinern verordnete Mengen von Medikamenten.! Hofling, Brotzman, Dalrymple, Graves und Pierce (1966): ! 21 Krankenschwestern, telefonische Verordnung der doppelten Dosierung durch unbekannten Arzt. ! Ergebnis:! • 20 Vpn (95,4 %) hätten das Medikament so verabreicht, wie der Arzt dies am Telefon angeordnet hat.! • 11 Vpn (50 %) gaben an, Diskrepanz der Dosierung ist ihnen bewusst gewesen. ! • Während des Telefongesprächs beharrte keine der Vpn darauf, dass die Anweisung zuerst schriftlich erfolgen muss, bevor sie durchgeführt wird. Im Interview gaben 18 Vpn (81,8 %) an, über die Unangebrachtheit von nicht- notfallmäßigen Telefonanweisungen Bescheid zu wissen. ! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Gehorsamkeit in anderen Situationen:! Job-Interviews werden von 91.7 Prozent der Teilnehmer so geführt, wie der Vorgesetzte es wünscht. ! Während des „Aufnahmetests“ (32 MC-Fragen) sollte auf Antworten negatives Feedback gegeben werden. Dieses wurde immer extremer.! 1. Feedback: „Your answer to question 9 was wrong“. bis 15. Feedback: „According to the test, it would be better for you to apply for lower functions.“! Verantwortlichkeit: 45% Versuchsleiter, 33% Vpn, 22% Opfer.! ! ! (Meeus & Raaijmakers, 1986, 1995)! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Rank und Jacobson (1977): ! 18 Krankenschwestern in zwei allgemeinen Privatkrankenhäusern. ! Ein Mitarbeiter der Forschergruppe gab sich am Telefon für einen Arzt aus, der im Krankenhaus wenig bekannt war, und ordnete die Medikation Valium an. (30 mg intra muskulär (i. m.), nicht letale Dosis! Ergebnis: ! • 12 (66,6 %) der 18 Vpn holten die verordnete Menge aus dem Medikamentenschrank und hielten sie in ihrer Hand. ! • 16 Vpn (88,8 %) versuchten die Dosierung bzw. die Anordnung zu überprüfen. ! • Drei (16,6 %) versuchten ihren Vorgesetzten zu kontaktieren, eine Krankenschwester rief die Apotheke an und 12 (66,6 %) versuchten den Arzt noch einmal zu erreichen.! • Zwei (11,1 %) öffneten das Medikament und richteten es her, um es zu verabreichen. ! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Gibt es einen unmittelbaren pädagogischen Nutzen aus der Vorstellung des Milgram-Experiments?! Brant (1978): Nach der Vorstellung des Milgram-Experiments nahmen gleich danach (!) 40 von 44 Studenten an einer ähnlichen Untersuchung teil. ! „Prior to their participation, subjects had been assigned readings in their classes concerning the obedience research as well as other psychological findings in conjunction with their coursework. In addition these students had been lectured to on topics relevant to this investigation (Brant, 1978, p. 19).! Shelton (1982): Vpn wurden ebenfalls vorher über das MilgramExperiment aufgeklärt. 22 von 24 Teilnehmer ließen „Schocks“ bis 450 Volt zu.! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Zukünftige Forschungsfragen zum Milgram-Experiment:! Ab wann tritt Gehorsamkeit auf? Schwellenwert-Bestimmung (Erster Hinweis: ab 5-7 Wiederholungen des selben Verhaltens (Motal, 2011)! Tritt Gehorsamkeit im gleichen Ausmaß auch bei exponentiellen „Bestrafungs-“plänen auf? Erster Hinweis: JA (Beyer, 2010, Dienst, 2012)! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Konformität:! Allport (1924): Vpn gaben konservativere Einschätzungen (weniger extreme) von Gewichten und Gerüchen, wenn sie in einer Gruppe urteilen mussten! -> Vpn wurden sich in ihren Urteilen ähnlicher! Sherif (1936): Entwicklung von Gruppennormen in Experimenten zur Autokinese nachgewiesen.! Vpn mussten in 2er oder 3er Gruppen am Experiment teilnehmen. Durchschnittliche oder mittlere Positionen wurden als normal wahrgenommen und werden von den Gruppenmitgliedern übernommen (frame of reference)! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Ergebnis:! • Gruppennormen werden auch für die Einzelschätzungen übernommen! • Die Varianz der Schätzungen nimmt mit den Durchgängen ab.! Lewin (1947): Ernährungsverhalten amerikanischer Hausfrauen kann durch Gruppendiskussionen manipuliert werden.! VG1: Informationen wurden durch Vortrag vermittelt; 3 Gruppen zu je 13 bis 17 Teilnehmerinnen! VG2: Informationen wurden im Vortrag vermittelt + anschließende Gruppendiskussion; ebenfalls 3 Gruppen! ! Ergebnis: ! VG1: 3 % änderten Essverhalten! ! ! ! ! VG2: 32% änderten Essverhalten! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Lässt sich der Einfluss von Gruppennormen auch bei objektiv eindeutigen Urteilen nachweisen?! Asch (1951): Vpn sollten Linien mit einem Standardreiz vergleichen und ihr Urteil abgeben. Die Vpn saßen in Gruppen von 7-9 Personen (wobei alle bis auf eine Person instruierte Teilnehmer waren). Die richtige Vp musste als vorletzte antworten.! 18 Durchgänge, wobei 12 durch die Gruppe falsch beurteilt wurden (6 zu lang, 6 zu kurz) ! Kontrollgruppe: Vpn mussten alleine Schätzungen ! abgeben: weniger als 1 Prozent falsche Schätzungen.! Versuchsgruppe: 25% blieben bei ihrer Meinung! 50% zeigten Konformität bei 6 oder mehr Durchgängen! 5% verhielten sich bei allen 12 Durchgängen konform.! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Gründe für die Konformität:! Weitere Versuchsbedingung:! • Zuerst Gefühl der Unsicherheit, Selbstzweifel! • Angst, Furcht vor Missbilligung und Einsamkeit! • 16 reale Vpn, 1 instruierte Vp (gab immer Falschantworten)! -> Mehrheit lachte die instruierte Vp aus.! Gründe für das Nachgeben (yielding): Sie wußten, dass sie die Dinge anders sahen als die Mehrheit, aber sie (die realen Vpn) könnten Unrecht haben.! Unabhängige Vpn: ! • Vertrauen in seine eigene Wahrnehmung! • Glaube an die Individualität! • Führen die Aufgabe aus, die Linie zu schätzen! --> Stress in allen Gruppen sehr hoch! • Wenn die reale Vp ihre Urteile anonym in einem Formular eintragen musste, sank die Konformitätsrate auf 12.5%! • Wenn ein weiterer Partner vorhanden war, der richtige Urteile abgab, sank die Konformitätsrate auf 10.4% oder 5.5%.! • Wenn der Partner, der richtige Schätzungen abgab, aus der Gruppe entfernt wurde, stieg die Konformitätsrate wiederum auf 28.5%! • Wenn ein Mitglied der Mehrheit nach der Hälfte des Versuchs umschwenkte auf die richtigen Antworten sank die Konformitätsrate auf 8.7% ! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Deutsch & Gerard (1955) verwendeten selben Versuchsaufbau wie Asch mit folgenden Versuchsbedingungen:! VG1: Privat & Anonym! VG2: Face to face, 3 instruierte „Vpn“, 1 reale Vp! VG3: Face to face, Gruppenziel: „So genau wie möglich schätzen“! Weitere Unterteilung in (a) Schätzung bei sichtbarem Stimulus, ! Prozent der konformen Antworten im (b) Schätzung nach der Präsentation! Experiment von Jones & Gerard (1955) Proezent der Konformität 60 55 50 45 Stimulus präsent Nach der Präsentation 40 35 30 Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Persönlichkeitsvariablen, die Konformität beeinflussen:! • Niedriger Selbstwert! • Großes Bedürfnis nach sozialer Bestätigung! • Bedürfnis nach Kontrolle! • Niedriger IQ! • Hohe Ängstlichkeit! • Gefühl der Unterlegenheit! • Unsicherheit in der Gruppe! • Gefühl, einen niedrigen Status in der Gruppe zu besitzen! • Autoritäre Persönlichkeit! (Costanzo, 1970; Crutchfield, 1955; Elms & Milgram, 1966; Raven & French, 1958, Stang, 1972)! 25 20 face to face + Gruppenziel Face to face Privat und anonym Gruppencharakteristik Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Es gibt keinen generellen Geschlechtsunterschied im Konformitätsverhalten, aber bei geschlechtsrollenspezifischen Aufgaben sehr wohl! ! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Situative Faktoren, die Konformität beeinflussen:! Der Einfluss der Majoritätsgröße auf die Konformität bei Asch (1952) 1. Gruppengröße! Bei „femininen“ Aufgaben (d.h. bei konservativen geschlechtsrollenspezifischen Aufgaben wie z.B. Erkennen von Strickmustern) verhalten sich Männer konformer.! Bei „maskulinen“ Aufgaben (z.B. Benennung von Werkzeugen zur Reparatur von technischen Geräten) verhalten sich Frauen konformer. ! ! ! ! ! ! (Sistrunk & McDavid, 1971) ! Prozent der konformen Vpn 40 35 30 25 20 Konformität 15 10 5 0 1 2 3 4 8 10 bis 15 Majoritätsgröße Campbell & Fairey (1989): Es kommt auch auf die Art der korrekten Antworten an (z.B. Geschmack bei Kunst vs. Rechenaufgaben). -> bei objektiven Aufgaben ist eine kleine Gruppe einflussreicher! Wilder (1977): Wieviele Mitglieder der Gruppe werden wirklich als unabhängig angesehen? Abhängige werden zu Subgruppen zusammengefasst.! ! Man kann nicht mehr als 5-9 Mitglieder gleichzeitig wahrnehmen.! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Situative Faktoren, die Konformität beeinflussen:! Informationaler Einfluss:! 2. Einstimmigkeit der Gruppe! Allen & Levine (1971): Vp mussten Längen-Schätzungen abgeben! VG1: Kein Support (einstimmige Mehrheit): 97% Konformität! VG2: inkompetenter Support (Mann mit ganz dicken Brillen): 64% Konformität! VG3: kompetenter Support: 36% Konformität! Wenn Stimuli mehrdeutig sind und kein objektiver Test möglich ist, wird ein sozialer Vergleich gesucht (Festinger, 1950, 1954)! z.B. Autokinetischer Effekt von Sherif (1936). Wenn den Vpn vor dem Versuch erzählt wird, dass der autokinetische Effekt eine Illusion ist, tritt keine Konformität auf (Alexander, Zucker & Brody, 1970).! Nemeth & Chiles (1988): Farbwahrnehmung; Blaue Dias wurden vorgegeben! VG1: Mehrheit sagte einstimmig „Blau“! VG2: Mehrheit sagte „Blau“, einer sagte „Grün“! Danach mussten Vp an einer weiteren Gruppensitzung mit einer anderen Gruppe teilnehmen: Die Gruppe urteilte konsistent bei roten Dias „Orange“ -> reale Vp, die der VG2 entstammten, urteilten häufiger richtig mit „Rot“! Normativer Einfluss:! Personen haben das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung. ! Normativer Einfluss ist dann vorhanden, wenn die Gruppe Macht über Belohnung und Bestrafung hat und die Gruppe das Verhalten des anderen überwacht. ! --> oberflächliche Verhaltensanpassung & Gehorsamkeit (z.B. wie in den Experimenten von Asch)! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! 3 Modalitäten des sozialen Einflusses (Moscovici, 1976; 1985):! Minoritätseinfluss:! 1. Konformität: Einfluss der Mehrheit; Mehrheit überzeugt eine Minderheit, den Standpunkt der Mehrheit einzunehmen.! Eine konsistente Minderheit! 2. ! Normalisation: Ein Kompromiss führt zur Konvergenz der Urteile und Meinungen! 3.! Innovation: Eine Minorität erzeugt einen Konflikt; die Majorität passt sich an.! • • • • • Stört die Mehrheitsnorm und produziert Ungewissheit & Zweifel! Lenkt die Aufmerksamkeit auf sich als eine Einheit! Vermittelt eine andere Weltsicht (Paradigma)! Demonstriert Gewissheit in ihrer Meinung! Der einzige Ausweg, den Konflikt zu lösen, ist die Akzeptanz der Minderheitsmeinung! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Nachfolgeuntersuchung von Moscovici & Lage (1976):! VG1: konsistente Mehrheit: 40% Konformität! VG2: inkonsistente Mehrheit: 12% Konformität! VG3: konsistente Minderheit: 10 % Konformität! Moscovici, Lage & Naffrechoux (1969): „Farbwahrnehmungsexperiment“; Vpn sollten die Farbe von Dias einschätzen. Alle Dias waren blau (nur die Intensität veränderte sich). 4 reale Konformität mit einer Minderheit Vpn, 2 instruierte Vpn: ! (Moscovici, Lage & Naffrechoux, 1969) VG1: konsistente Minorität: ! ! immer „Grün“-Urteile! VG2: Minorität: 2/3 Grün, ! ! 1/3 Blau - Urteile! VG3: 6 richtige Vpn! In einer Nachuntersuchung! konnte eine Wahrneh-! mungsveränderung festge-! stellt werden; Schwellen-! wert für „Grün“-Antworten ! war niedriger (nur bei VG1).! Prozentzahl der "Grün"-Antworten 9 Minoritätseinfluss hängt ab von:! 8 7 • • • ! 6 5 Kontrollgruppe inkonsistente Minorität Konsistente Minorität 4 3 Investment der Minorität: je mehr, desto einflussreicher! Autonomie: je autonomer, desto einflussreicher! Rigidität vs. Flexibilität: je flexibler der Verhandlungsstil, desto erfolgreicher! ! ! ! ! ! (Moscovici & Mugny, 1983)! 2 1 0 Kontrollgruppe inkonsistente Minorität Konsistente Minorität Versuchsgruppe Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Wie wird man von der Mehrheit als Minorität ernst genommen?! Der Konversions-Effekt nach Moscovici (1980):! 1. 2. ! ! ! ! • Minoritäten lösen nachhaltige Einstellungsänderungen aus! • Majoritäten nur oberflächliche Änderungen! ! ! ! Zuerst erwähnen, dass man zur selben Gruppe gehört! Dann abweichenden Standpunkt darlegen! ! ! (Crano & Alvaro, 1998; David & Turner, 1996; Turner, 1991)!! löst unter Gruppenmitgliedern Unbehagen aus! Motiviert zur Ungewissheitsreduktion! ! ! (Hogg, 2000)! ! ! Moscovici & Personnaz (1980, 1986): Blau/Grün-Experiment! Es wurden hierbei die Nachbilder gemessen! Nachbild von Blau -> Gelb! Nachbild von Grün -> Purpur! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Der Konversions-Effekt nach Moscovici (1980):! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Vorgehensweise im Experiment:! 1. Blaue Dias werden gezeigt! 2. Gruppe sagt laut, welche Farbe sie sieht! 3. Dia wird entfernt! 4. Vpn müssen auf einen Zettel schreiben, welches Nachbild sie sehen (privat)! -> Vpn mit Minoritätseinfluss sahen mehr purpurne Nachbilder! Martin (1998) konnte Effekt nicht nachweisen; Effekt trat nur bei jenen Vpn auf, die dem Experiment kritisch gegenüberstanden oder die das blaue Dia ganz genau betrachteten. ! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Minoritätseinfluss kommt durch einen Attributionsprozess zustande:! Angewandte Sozialpsychologie! sozialer Einfluss! Meta-Analyse von 97 Studien zum Minoritätseinfluss von Wood, Lundgren, Oullette, Busceme & Blackstone (1994):! Effektive Minoritäten sind! • • • • • Konsistent! Konsensual (Mitglieder stimmen in ihrer Beobachtung überein)! Distinkt (von der Mehrheit)! Nicht durch äußeren Druck oder Selbstinteresse geleitet! Flexibel im Stil! ! Position wurde freiwillig eingenommen! ! Stimulusattribution (!) ! ! ! ! Hewstone (1989)! Minorität hat keinen signifikanten Einfluss auf die Meinungen der Majorität:! 1. Mitglieder der Majorität möchten nicht mit Minoritätsmitgliedern in Kontakt treten! 2. Majoritätsmitglieder änderten nicht ihre öffentliche und private Meinung.! 3. Es konnte nur eine indirekte Veränderung festgestellt werden: Man beschäftigt sich als Majoritätsmitglied mehr mit dem aktuellen Thema.!