Allgemeine Wirtschaftspolitik / Industriepolitik Maritime Technologien der nächsten Generation Das Forschungsprogramm für Schiffbau, Schifffahrt und Meerestechnik 2011 – 2015 www.bmwi.de Redaktion Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Projektträger Jülich Forschungszentrum Jülich GmbH Grafische Konzeption und Gestaltung Stefanie Jelic, Projektträger Jülich Forschungszentrum Jülich GmbH Text Katja Lüers Bildnachweis Atlas Elektronik GmbH: S. 37; Technische Universität Berlin: S. 38; IMPaC Engineering GmbH: S. 39; Dominik Reipka: S. 10; MARUM, Universität Rostock: Titel, S. 13, 34, 36; wVerband für Schiffbau und Meerestechnik e.V.: S. 11, 14, 16, 19, 20, 24, 25, 27; Germanischer Lloyd: S. 6, 17, 26, 28, 30, 31, 41; istockphoto.de: S. 8/9, 23, 32, 33, 42, 44 Druck Silber Druck oHG Herausgeber Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Referat Öffentlichkeitsarbeit 10115 Berlin www.bmwi.de Stand Mai 2011 Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie ist mit dem audit berufundfamilie® für seine familienfreundliche Personalpolitik­ ausgezeichnet worden. Das Zertifikat wird von der berufundfamilie gGmbH, einer Initiative der Gemeinnützigen Hertie­Stiftung, verliehen. Allgemeine Wirtschaftspolitik / Industriepolitik Maritime Technologien der nächsten Generation Das Forschungsprogramm für Schiffbau, Schifffahrt und Meerestechnik 2011 – 2015 Inhaltsverzeichnis Ausgangslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1. 1.1 Schiffstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.2 Emissionen und Umweltschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.3 Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit der Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2. Produktion maritimer Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Innovation für mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.1. Produktionstechnik zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit maritimer Unternehmen . . 23 2.2. Organisation und Vernetzung der Produktionsprozesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 4 2.3. Neue Materialien und Materialkombinationen für verbesserte Produkteigenschaften . . . . . 26 2.4. Lifecyclemanagement: innovative Produkte und Dienstleistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3. Schifffahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.1. Schiffssicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3.2. Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 2 3.3. Binnenschifffahrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 4. Meerestechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 4.1. Intelligente Systeme für die Meerestechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 8 4.2. Offshore-Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 9 4.3. Sicherheit maritimer Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1 5. Maritime Technologien im Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union . . . . . . 42 6. Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Ansprechpartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 6 Ausgangslage 7 Die maritime Wirtschaft ist von herausragender rund 1,5 Prozent wachsen. Zwei Drittel des Bedarfs Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit Deutsch- werden nach Untersuchungen der Internationalen lands als Technologie-, Produktions- und Logistik­ Energieagentur (IEA) in 2030 noch durch fossile standort. Etwa 90 Prozent des europäischen Außen- Energieträger gedeckt werden. Der Anteil der handels und rund 40 Prozent des Binnenhandels Offshore Öl- und Gasförderung wird erheblich werden auf dem Seeweg bestritten. Deutschland zunehmen. Vor den Küsten unseres Landes beginnt wickelt etwa 60 Prozent seines Exports über Seewege der starke Ausbau von Offshore-Windkapazitäten. ab. Nahezu 100 Prozent der Rohstoffe wie Kohle, Geplant sind installierte Leistungen von 40 Gigawatt Öl und Erze, die entscheidend sind für unsere großen bis 2020 und 110 Gigawatt bis zum Jahr 2030. Das Schlüsselbranchen Automobilindustrie, Informa­ bedeutet ein jährliches Investitionsvolumen von etwa tionstechnologien, Chemie, Luft- und Raumfahrt 12 Mrd. Euro. Für die maritime Wirtschaft ergeben sowie Energie, werden über Wasserwege beschafft. sich daraus erhebliche Potenziale in den Bereichen Die maritime Wirtschaft ist eine Hochtechnologie­ Transport, Installation, Wartung sowie Sicherheit branche, die mit rund 400.000 Beschäftigten und von Offshore-Windkraftanlagen. einem jährlichen Umsatzvolumen von mehr als 54 Mrd. Euro zu den wichtigsten und fortschrittlichsten Die International Maritime Organization (IMO) Wirtschaftszweigen des Landes zählt. Gleich­zeitig entwickelt ihre Übereinkommen mit Blick auf muss sie sich heute aber mehr als alle anderen geringere Meeresverschmutzung durch Schiffe und Branchen einem extrem harten internationalen verbesserte Schiffssicherheit sowie Sicherheit in der Verdrängungswettbewerb stellen. Seefahrt insgesamt stetig weiter. Nach dem Motto: „Sichere, geschützte und effiziente Schifffahrt auf sauberen Meeren“ geben diese internationalen Herausforderungen Richtlinien den Rahmen für jene Technologien vor, die sich am Markt durchsetzen werden. Die Einflussparameter auf die zukünftige Branchenentwicklung sind eine wichtige Grundlage für die Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen im Rah­­men des neuen Forschungsprogramms „Maritime Technologien der nächsten Generation“. Stetig steigende Umwelt- und Klimaschutzanforderungen mit entsprechenden gesetzlichen Vorschriften, die Entwicklung der Energiekosten, die Sicherung wichtiger Rohstoffe für den Wirtschaftsstandort Herausforderungen Deutschland, die Verbesserung der maritimen Sicherheit sowie die Notwendigkeit zur Steigerung 33Steigende Umwelt- und Klimaanforderungen von Produktivität und Wirtschaftlichkeit sind von 33Wachsender Energiebedarf und steigende besonderer Bedeutung. Ausschlaggebend für die Energiekosten weltweite Nachfrage von Transportkapazitäten mit 33Sichere Rohstoffversorgung geeigneter Schiffstechnik ist die Entwicklung des 33Wachsendes Handelsvolumen (über See- und Bruttoinlandsprodukts (BIP) insbesondere in den Binnenwasserstraßen) aufstrebenden Regionen Asiens und Südamerikas. 33Verbesserung der maritimen Sicherheit Es wird eine Verdopplung des globalen BIP bis 2035 33Steigerung von Produktivität und gegenüber 2008 erwartet. Entsprechend wird sich Wirtschaftlichkeit auch das Seehandelsvolumen entwickeln. Der 33Ausbau der Offshore-Wind-Kapazitäten Energiebedarf wird bis 2030 jährlich weltweit um 33Zunahme der Offshore-Öl- und Gasförderung 8 Nationale Perspektive Die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Sicherung von Arbeitsplätzen und Ausbildung für die maritime Wirtschaft gehören zu den nationalen Herausforderungen. Die deutsche maritime Wirtschaft muss ihre Position international festigen und ausbauen. Alle Akteure sind gefordert, substanzielle Beiträge zu leisten. Ein zentrales Element stellt die Entwicklung einer langfristig angelegten Zukunftsstrategie im LeaderSHIP Deutschland und dem Mari­timen Bündnis in der Seeschifffahrt dar. Darüber hin­aus soll eine integrierte Meerespolitik verwirklicht werden. Für Deutschland ist deshalb der „Entwicklungsplan Meer“ von herausragender Bedeutung. Im Fokus steht die ganzheitliche Betrachtung bei der sicheren Nutzung der neuen wirtschaftlich-technologischen Chancen, die sich durch eine Erhöhung der Wertschöpfung bei gleichzeitiger Respektierung der Meeresumweltschutzbelange ergeben. Deutschland hat großes Interesse an einer wirtschaftlichen und umweltverträglichen Nutzung der Meeresressourcen. Langfristig muss das Land seine nationale Position im internationalen Umfeld verbessern. Das wird nur durch einen Ausbau der benötigten Wissens- und Innovati- Internationale Perspektive onsgrundlagen gelingen. Die Zukunft der maritimen Wirtschaft hängt maßgeblich von Investitionen in Die Schaffung eines umfassenden Forschungs- und Forschung, Entwicklung, Ausbildung und Qualifizie- Innovationsverbundes der maritimen Wirtschaft ist rung ab. Dies gilt für alle maritimen Bereiche und ist ein Hauptanliegen der Strategie LeaderSHIP Deutsch- eine der wichtigen Lehren aus der jüngsten Krise. Ein land. Gemeinsames Ziel ist die Erhöhung der Wett­ Weltmarktanteil der deutschen meerestechnischen bewerbsfähigkeit der deutschen Schiffbauindustrie. Industrie von zwei bis drei Prozent ist ausbaufähig. Diese Initiative konzentriert sich auf komplexe Schiffs­- Um einen solchen Ausbau voranzutreiben, sind typen, auf Kostensenkungspotenziale beispiels­weise Systemlösungen und Clusterung kleinteiliger Struk­- durch den Einsatz neuer Materialien sowie auf opti­- turen notwendig. Mit dem „Nationalen Masterplan mierte Schiffbauprozesse durch effektive Ver­netzung Maritime Technologien“ (NMMT) soll eine abgestimm- von Werften und Zulieferindustrie. te Technologiepolitik von Bund und Ländern verwirklicht werden. Auf diese Weise soll es gelingen, vor­- Mit Blick auf den steigenden Konkurrenzdruck handene Kernkompetenzen in Wirtschaft und aus Fernost und die zunehmende internationale Wissenschaft zu bündeln und intelligente Cluster Arbeitsteilung im maritimen Bereich darf sich zu bilden. Entsprechend der Vision „Deutschland, Deutschland allerdings nicht auf national ausgerichte- Hochtechnologie-Standort für maritime Techno­ te Aktivi­täten zur Stärkung seiner Innovations- und logien zur nachhaltigen Nutzung der Meere“ soll Leistungsfähigkeit beschränken. Die deutsche die Meerestechnologie eine nach­hal­tige, umwelt­ Schiffbauin­dustrie beteiligt sich daher an der schonende Nutzung der Meere ermöglichen. europäischen Initiative LeaderSHIP 2015. Mit ihrer 9 Hilfe wollen europäische Schiffbauunternehmen und tionsvereinbarungen sollen in größtmög­lichem Gewerkschaften gemeinsam mit Vertretern der Umfang genutzt werden. EU-Kommission ein Netzwerk aufbauen, das durch Integration und Konzentration der Investitionen in Die nationale Forschungs- und Innovationspolitik Forschung, Entwicklung und Innovation (FEI) das muss als Teil des Europäischen Forschungsraums gemeinsame Potenzial der Mitgliedsstaaten optimal verstanden werden, der durch die Bundesregierung ausschöpfen kann. Zentrale Zielstellung der europäi- aktiv mitgestaltet wird. Die jährlichen Mittel für das schen Initia­tive LeaderSHIP 2015 ist die Schaffung 7. EU-Forschungsrahmenprogramm (FRP) werden weltweit gleicher und fairer Wettbewerbsbedingun- bis zum Ende seiner Laufzeit im Jahr 2013 regelmäßig gen im Schiffbau. erhöht. Sie werden dann real etwa 75 Prozent höher liegen als in 2006. Im Themenbereich „Transport Das maritime Forum hat sich die vollständige (Verkehr)“ werden beispielsweise bis zu 4 Mrd. Euro Anwendung der Regeln der Welthandelsorganisation investiert. Spezifische Programme und Aufrufe (WTO) im Schiffbau zum Ziel gesetzt. Es geht den bieten dabei vielfältige Möglichkeiten für maritime Beteiligten um die Entwicklung sicherer und umwelt­- For­schungs­­aktivitäten. Auch das neu ausgerichtete freundlicher Schiffe, um zukunftsfähige Branchen- 8. EU-FRP ab 2014 wird deutliche Akzente für For- strukturen und auch um einen verbesserten Schutz schung und Entwicklung in Europa setzen und des geistigen Eigentums der europäischen Schiffbau- weiterhin für das nationale Innovationssystem von industrie. Die bestehenden Schutzinstrumente wie großer Bedeutung sein. Darüber hinaus stärkt die Patente, Gebrauchsmuster, eingetragene Marken, Europäische Union mit ihrem Rahmenprogramm Urheberrechte sowie Geheimhaltungs- und Koopera- für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation (CIP) die 10 Vernetzung der Innovationsakteure in Europa. Das BMWi hat im maritimen Sektor die Federführung für den Aufbau zweier ERA-NETs (European Area Evaluation des Programms Schifffahrt und Meerestechnik für das 21. Jahrhundert Networks) übernommen, mit denen die Forschungsaktivitäten der EU-Mitgliedsstaaten besser koordi- Das bisherige Forschungsprogramm „Schifffahrt niert werden sollen. Während sich die Fördermöglich­- und Meerestechnik für das 21. Jahrhundert“ wurde ­keiten des ERA-NETs MARTEC auf sämtliche maritime 2010 mit dem Ziel evaluiert, die Innovationseffekte Technologien erstrecken, sind sie beim ERA-NET des Programms zu ermitteln. Aus forschungspoliti- TRANSPORT auf den Bereich der Schifffahrtslogistik scher Sicht hat das bisherige Programm die Erwartun- konzentriert. Mit den transnationalen MARTEC-­ gen erfüllt. Es ist gelungen, etwa 7000 hochqualifi- Aufrufen 2008 – 2010 wurden bereits Fördermittel zierte Arbeitsplätze zu erhalten oder teilweise sogar von bis zu 14 Mio. Euro aus sieben Partnerländern neu zu schaffen. Durch die öffentlichen Forschungs- bereitgestellt. An MARTEC II (2011 – 2014) sind mittel wurden private Investitionen in Höhe von inzwischen 24 europäische Länder beteiligt. mehr als 200 Mio. Euro mobilisiert und Umsätze in Höhe von mehr als 1 Mrd. Euro ausgelöst. Diesen Das 8. EU-Forschungsrahmenprogramm wird sich voraussichtlich insbesondere an den großen, gesell- Werten stehen Fördermittel in Höhe von 90 Mio. Euro gegenüber. schaftlichen Herausforderungen orientieren wie Klima, Energie, Mobilität, digitale Gesellschaft, Diese Ergebnisse sind auch zu sehen vor dem Gesundheit, demographische Wandlung. Schlüssel- Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise in den technologien, die der Stärkung der Wettbewerbsfä- Jahren 2008 und 2009. Diese Krise hat die maritime higkeit der Industrien Europas dienen wie die Wirtschaft in Folge ihrer zentralen Funktion im Materialwissenschaften sowie die Informations- und globalisierten Handel besonders hart getroffen. Die Kommunikationstechnologien stehen zunehmend Evaluation zeigt, dass Forschung und Entwicklung im Fokus der EU. maßgeblich dazu beitragen können, derartige Krisen 11 produktiv zu nutzen. Der maritimen Wirtschaft in Potenziale, auch neue Märkte zu erschließen. Aller­- Deutschland ist es gelungen, ihren technologischen dings stehen derzeit strukturelle Defizite diesen Vorsprung auf einem hart umkämpften Markt zu Zielen entgegen. Insbesondere mangelt es an Unter­- halten, in manchen Bereichen sogar auszubauen. nehmen mit Gesamtsystemkompetenz, was die Chancen auf Marktbeteiligung zunächst schwächt. Aus den Erfahrungen mit dem bisherigen Pro­- Im Rahmen des Forschungsprogramms sollen System- gramm lassen sich wichtige Empfehlungen ableiten, integratoren über Verbundprojekte unterstützt und die unmittelbar in die neue Programmperiode gestärkt werden. Zwei neue Forschungsfelder einfließen. Die Herausforderungen der nächsten „Intelligente Systeme in der Meerestechnik“ sowie Jahre geben Hinweise auf künftige Schwerpunkt­ „Marine Mineralische Rohstoffe“ sollen dazu beitra- themen. Von Bedeutung werden innovative Schiffs­ gen, die noch fehlenden Kompetenzen aufzubauen. typen, Systeme und Komponenten sein. Im Bereich Diese Maßnahmen stehen im Einklang mit der der Produktionstechniken werden Maßnahmen zur Strategie im „Nationalen Masterplan Maritime Kostensenkung dringend benötigt. Die Instrumente Technologien“ (NMMT). für ein ganzheitliches Life-Cycle-Management müssen konsequent weiterentwickelt werden. Ein wichtiges Themenfeld sind Umwelttechnologien mit ihrem breit gefächerten Spektrum. Im Mittelpunkt stehen dabei Energieeffizienz, neue Antriebssysteme Das Forschungsprogramm „Maritime Technologien der nächsten Generation“ und Emissionsreduzierungen. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft die Erschließung von Energie- und Da die Bundesregierung der maritimen Wirtschaft Rohstoff-Ressourcen aus dem Meer. Der weltweite eine zentrale wirtschaftspolitische Bedeutung Markt für Meerestechnik gehört derzeit zu den zuspricht und Forschung und Entwicklung als dynamischsten Wachstumsmärkten überhaupt. Hier wichtige Basis für die künftige Wettbewerbsfähigkeit verfügt die maritime Wirtschaft über die größten dieser Schlüsselbranche sieht, hat sie das neue 12 Programm in der Phase bis 2015 mit erheblich mehr Die deutsche Schiffbauindustrie weist besondere Fördermitteln ausgestattet. Sie werden gegenüber technologische Kernfähigkeiten aus. Diese gilt es zu der vorherigen Programmperiode von 90 Mio. Euro stärken und auszubauen. Insbesondere bei innovati- auf 150 Mio. Euro steigen. Das unterstreicht die ven Umwelttechnologien bestehen gute Chancen, Bedeutung der maritimen Wirtschaft als einer wenn es gelingt, dass Systemführer, Zulieferer und Schlüsselbranche für die deutsche Volkswirtschaft. Wissenschaft enger zusammen arbeiten. Es gilt: Forschung und Entwicklung im Schiffbau, in der „Das, was deutsche Produkte gegenüber Konkurren- Schifffahrt sowie in der Meerestechnik sind wesent­ ten teurer sind, müssen sie auch besser sein.“ Daraus liche Voraussetzungen für eine funktionierende ergeben sich neue Chancen – verursacht durch Weltwirtschaft. Die Bündelung von Kompetenzen steigende Rohstoffkosten und die anstehenden sowie die Stärkung und der Ausbau von Netzwerken Flottenmodernisierungen. Neue Marktsegmente mit in der maritimen Wirtschaft gewinnen zunehmend innovativen Spezialschiffen bilden sich aus. Ein an Bedeutung. Gemäß der Industriestruktur und Beispiel ist die Offshore-Wind-Branche, die in den den zu erwartenden Herausforderungen wird das kommenden Jahren Milliardenbeträge in Nord- und Forschungsprogramm „Maritime Technologien Ostsee inves­tieren wird. Ein anderes Beispiel ist der der nächsten Generation“ vier Forschungs- und Offshore-Energie- und Rohstoffmarkt. Hier ist Entwicklungsschwerpunkte ausweisen: Schiffs- allerdings der FuE-Aufwand noch deutlich höher. technik, Produktion, Schifffahrt und Meerestech- Eine interna­tionale Verschärfung der Emissions- nik. Das neue Programm greift die bisher erfolgrei- grenzwerte und der Sicherheitsanforderungen wird chen Programmschwerpunkte auf und entwickelt innovativen Antriebssystemen den Weg auf den sie weiter. Grundsätzlich werden alle Themenge- Markt ebnen. Attraktive Forschungsprojekte werden biete der maritimen Wirtschaft im Programm- auch dazu beitragen, einer schleichenden Bedrohung rahmen unterstützt – kein Themenfeld wird aus- entgegenzuwirken: dem sich verschärfenden Mangel gegrenzt. Allerdings werden besondere Akzente an Nachwuchskräften. Industrie, Wissenschaft und gesetzt. Dazu gehört neben der Erhöhung von Politik sind dabei gleichermaßen gefordert. Sicherheit und Zuverlässigkeit auch die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit im Schiffbau. Die Neben einer guten Gesamtstrategie soll die angestrebte Steigerung der Produktivität erfordert Akzeptanz der maritimen Wirtschaft als zukunfts­ neuartige Produk­tionstechniken sowie einen stär- fähige Hochtechnologiebranche verbessert werden. keren Fokus auf Organisation und Vernetzung. Denn: Die maritime Wirtschaft ist mindestens Inno-vative Techno­logien für mehr Sicherheit und Effi-zienzim Schiffs­betrieb werden benötigt. Die Themen Energie- und Rohstoff-Ressourcen aus dem Programmziele Meer werden erheblich an Bedeutung gewinnen. Hier steht die Technologieentwicklung teilwei- 33Sicherheit und Umweltverträglichkeit se noch am Anfang. Das Programm unterstützt 33Versorgungssicherheit – Energie – Rohstoffe in diesem Zusammenhang beispielsweise die 33Wirtschaftlichkeit – Konkurrenzfähigkeit Entwicklung intelligenter Systeme in der Meeres- 33Arbeitsplätze – Wertschöpfung in technik in einem neuen Schwerpunkt, um die Deutschland mari­time Wirtschaft besser auf den Markt vorzu- 33Transportverlagerung bereiten. Technologische Herausforderungen 33Nachwuchsförderung und Kompetenz- bestehen in den Bereichen Autonomie, Kommunikation, Energie­versorgung und Systemkompetenz. Ähnliches gilt für den Bereich Marine Mineralische Rohstoffe. entwicklung 33Forschung entlang der Wertschöpfungskette (Vernetzung) 33Strategische Ausrichtung – Visionen 13 gleichbedeutend mit den Vorzeigebranchen Luft- werden regelmäßig dem Erkenntniszuwachs eines und Raumfahrt, die eine ungleich höhere öffentliche Expertengremiums angepasst. Sichtbarkeit genießen. Strategische Ziele Langfristziele Verlässlichkeit und Kontinuität lassen sich gewähr- 33Das Nullemissionsschiff leisten, wenn nicht allein kurzfristige Ziele im Fokus 33Volle Simulationsfähigkeit aller Entwurfs- des Forschungsprogramms stehen. Das Ganze muss in eine langfristige Forschungsstrategie eingebettet sein. Selbstverständlich müssen die kurzfristig dringenden FuE-Fragen angegangen werden. Darüber hinaus ist es aber zwingend erforderlich, dass forschungsstrategische Elemente stärker als in der Vergangenheit hinzu kommen. Gefragt sind Technologiepfade mit ausreichend langen Zeithori- und Produktionsprozesse 33Signifikante Steigerung der Produktivität und Kostensenkung 33Intelligente und autonome Systeme in der Tiefsee für Aufbau, Wartung, Rückbau 33Erhöhung Sicherheit und Effizienz in der Schifffahrt 33Forschung entlang der Wertschöpfungs­ zonten von bis zu 30 Jahren. Sie geben eine Orientie- ketten mit Vernetzung aller Partner rung über den Tagesbedarf an Technologieentwick- 33Aktive Umwelt- und Klimatechnologien lung hinaus. Ziel dieser Technologiepfade ist es nicht, 33Bessere Ausschöpfung der Potenziale der konkrete Entwicklungsschritte oder Richtungen vorzugeben. Vielmehr war es im Rahmen der Binnenschifffahrt 33Gesamtsystemansätze in den Bereichen Programmentwicklung Aufgabe, bestimmte sinn­ Energie- und Rohstoff-Ressourcen aus volle Ziele in der Zukunft zu definieren. Diese Ziele dem Meer 14 1. Schiffstechnik Sicher – umweltverträglich – innovativ – konkurrenzfähig 15 Die Schiffstechnik steht vor der Herausforderung, Deutschland grundsätzlich hohen Arbeitskosten – die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Schiffsbetriebs eine gering ausgeprägte strategische Abstimmung unter Berücksichtigung zunehmender Umweltauf­ zwischen Schiffbauern und -betreibern sowie die lagen zu gewährleisten. Dabei dürfen die Aspekte der bisher nicht ausreichend berücksichtigten Lebens­ Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit der zykluskosten. Risiken ergeben sich neben den Produkte nicht außer Acht gelassen werden. Ziel der vorhandenen Überkapazitäten und Marktverzer­ Forschungsförderung auf dem Gebiet der Schiffstech- rungen vor allem aus dem Ingenieurmangel sowie nik ist es, den Produktionsstandort Deutschland zu dem drohenden Know-how-Abfluss. Darüber hinaus stärken und innovative Produkte für den Weltmarkt sind viele der Produkte, die bereits entwickelt worden anzubieten. Der Fokus ist dabei weiterhin auf die sind, für den Markt bisher nicht attraktiv, weil sie über Systemkompetenz der Marktteilnehmer zu richten. die bestehenden Regularien hinausgehen. Dass der Schiffbau bedeutet Unikatfertigung: Schiffe sind Produk­tionsstandort Deutschland auch zukünftig komplexe, ausrüstungsintensive und hochmoderne gute wirtschaftliche Perspektiven hat, zeigt sich bei Einzelprodukte. Die präzise Konstruktion von Schiffen den identifizierten Chancen: Angesichts der erwar­ mit speziellen Charakteristika ist die Stärke des teten Flottenmodernisierung vor dem Hintergrund deutschen Schiffbaus. Geliefert werden maßgeschnei- sich verschärfender internationaler Vorschriften derte Lösungen für anspruchsvolle und individuelle können deutsche Schiffbauer mit innovativen Transportaufgaben. Produkten und Verfahren aufwarten. Eine Analyse der Stärken zeigt, dass der Schiffbaustandort Deutschland gut aufgestellt ist. Er punktet insbesondere durch technologische Führungsposi­ tion, Mitarbeiterkompetenz und eine leistungsfähige Infrastruktur. Schwächen sind – neben den für Stärken Schwächen 33Technologische Führungsposition 33Spezialisierung 33Flexibilität 33Gute Infrastruktur und Vernetzung 33Global erfolgreiche Akteure 33Mitarbeiterkompetenz 33Hohe Arbeitskosten 33Geringes Renditepotenzial 33Unzureichende Investitionen 33Heterogenität der Branche 33Mangelnde strategische Abstimmung zwischen Schiffbauern und -betreibern Chancen Risiken 33Innovative Schiffe und Systeme 33Steigende Energie- und Rohstoffnachfrage 33Freizeitmarkt „Meer“ 33Flottenmodernisierung 33Moderne Vorschriftenentwicklung 33Spezialschiffe für Offshore Technik 33Heimatmarkt Offshore-Windenergie 33Zunehmende Berücksichtigung von Lebensdaueraspekten 33Marktverzerrungen 33Überkapazitäten 33Know-how-Abfluss 33Konservative Vorschriften 33Ingenieurmangel 16 Strategische Ziele für die Schiffstechnik 33Erhöhung der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Schiffe bis zum Jahr 2025 um den Faktor 10 Sicherheit als Entwurfskriterium wird den gesamten schiffbaulichen Prozess künftig umfassender prägen als bisher. Ziel des Forschungsprogramms ist eine Verbesserung der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Schiffe auf See um den Faktor 10 bis zum Jahr 2025. 33Senkung der Emissionen mittelfristig bis 2020 um den Faktor 2 mit der langfristigen Vision für ein Nullemissionsschiff Die Internationale Maritime Organisation (IMO) prognostiziert für den Schifffahrtssektor eine Zu­nahme der Emissionen um bis zu 72 Prozent bis zum Jahr 2020. Die signifikante Reduzierung der Emissionen gehört deshalb zu den Schwerpunkten der Forschungsförderung. Schadstoffärmere und effizientere Antriebstechnologien müssen weiterentwickelt werden. Dies ist vor dem Hintergrund wichtig, dass auch die globale Öffentlichkeit langfristig saubere Technologien für einen verbesserten Umwelt- und Klimaschutz einfordern wird. Mit einer effektiven Forschung und Entwicklung kann Deutschland in diesem Bereich weltweit hohe Standards setzen. 33Verkürzung des Innovationszyklus um den Faktor 2 bis 2025 Deutsche Unternehmen können nur bestehen, wenn sie die Technologieführerschaft in ihren Kern­ feldern verteidigen und stetig ausbauen. Um der Konkurrenz dauerhaft technologisch einen Schritt voraus zu sein, muss die deutsche Schifffahrt ihre Innovationszyklen drastisch verkürzen. Nur wenn der Weg von der Idee zum marktfähigen Produkt deutlich reduziert wird, kann der technologische Vorsprung zu Wettbewerbern aufrechterhalten werden. 33Reduzierung der Lebenszykluskosten um den Faktor 2 bis 2025 Um Kosten zu sparen, muss der Schiffsbetrieb weiter optimiert werden. Insbesondere bei der Wartung von Schiffskörpern und Maschinen sowie bei der Auswahl von Komponenten nach deren Lebenszykluskosten existieren große Potenziale. 17 1.1. Innovation für mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit Die Bundesregierung hat sich in den vergangenen Jahren dafür engagiert, die Sicherheit des Schiffs­ verkehrs und den Arbeitsschutz an Bord von Seeschiffen zu erhöhen sowie den maritimen Umweltschutz zu stärken. Entsprechende Regelungen flossen in universal geltende internationale Übereinkommen ein. In der kontinuierlichen Erhöhung der Schiffs­ sicherheit im Interesse der Vermeidung und Bekämpfung von Schiffsunglücken und damit auch der Verbesserung des Schutzes der maritimen Umwelt sieht die Bundesregierung auch künftig eine zentrale Aufgabe. Sicherheit als Entwurfskriterium wird den gesamten schiffbaulichen Prozess umfassender prägen als es in der Vergangenheit der Fall war. Langfristig ist mit einer weiteren Verschärfung des Sicherheitsniveaus auf internationaler Ebene zu rechnen. Forschung und Entwicklung sind deshalb darauf auszurichten, entsprechende Lösungen und Sicherheitskonzepte zu entwickeln. Neue Ansätze zur relevante Systeme und deren zuverlässige Funktion. Gefahrenabwehr und Gefährdungsvoraussage In diesem Kontext steht auch die Verbesserung des können hier wichtige Beiträge leisten. So ermöglicht Verhaltens beschädigter Schiffe. Schließlich gilt es, die Entwicklung physikalisch fundierter Verfahren extreme Umweltsituationen zu meistern, zum zum risikobasierten Design eine quantitative Bewer- Beispiel das Manövrieren im Eis. Folglich sind tung von Sicherheit und Zuverlässigkeit etwa bei innovative Lösungen gefragt, um die Infrastruktur extremen Seegängen oder sogar Riesenwellen, wesentlicher Notfall-Komponenten wie beispiels­ Kollisionen und anderen Havarien. weise Unfallmanagement-Systeme, Rettungseinrichtungen oder Feuerlöschanlagen sicherzustellen. Ziel Die entsprechenden Forschungsergebnisse müssen weiterhin in internationale Regeln einfließen. ist es, Umgebungsbedingungen zu schaffen, welche die Sicherheit aller Personen an Bord gewährleisten. Insbesondere spezialisierte Produkte profitieren von individuellen Sicherheitskonzepten, die dann die Wettbewerbsposition der deutschen Industrie Forschungs- und Entwicklungsbedarf ver­bessern. 33Schiffsbewegungen in extremen Seegängen Die Ausfallsicherheit wesentlicher Komponenten eines Schiffes ist ein weiteres Feld, in dem FuE-Bedarf gesehen wird. Für einen „Safe Return to Port“ müssen Schiffe so konstruiert werden, dass sie nach bestimmten Schadensfällen schwimmfähig bleiben und nach Unfällen möglichst wenige Schadstoffe austreten sowie möglichst keine Personen zu Schaden kommen. Voraussetzung dafür sind geeignete sicherheits­ 33Individuelle Sicherheitskonzepte 33Zuverlässigkeit der Schiffsstruktur auch in Extremzuständen 33Ausfallsicherheit und Bediensicherheit wesentlicher Komponenten 33Verhalten beschädigter Schiffe (safe return to port) 33Unfallmanagement (Feuer / Evakuierung) 18 1.2. Emissionen und Umweltschutz bei. Mögliche Forschungsansätze liegen in einem optimierten Energiemanagement, in der Abwärme- Die Schifffahrt gehört aufgrund ihrer hohen Trans- nutzung und in einer höheren Effizienz der Haupt- portleistung zu den umweltfreundlichsten und und Hilfsmaschinen. Steigende Ölpreise und wach- energieeffizientesten Verkehrsträgern. Dennoch sendes Umweltbewusstsein dürften dieses Potenzial muss die Belastung der Umwelt durch Schiffe noch in naher Zukunft verstärkt in das Interesse der weiter vermindert werden. Neben ökologisch ver­- Reedereien rücken. besserten Schiffsneubauten müssen Wege gefunden werden, um die Emissionen der bestehenden Flotte Die IMO hat mit der „International Convention zu reduzieren und damit die Umweltbilanz zu for the Safe and Environmentally Sound Recycling of verbessern. Selbst ohne zusätzliche Regularien Ships“ (Hong Kong Convention) ein internationales, werden künftig viele Nutzer der seeseitigen Trans- weltweit verbindliches Übereinkommen zur siche­- portmittel an einer Reduzierung der Umweltbelas- ren Schiffswiederverwertung geschaffen, das in den tung interessiert sein, um für ihre Produkte eine kommenden Jahren in Kraft treten wird. Ziel der verbesserte Umweltbilanz vorweisen zu können. Forschungstätigkeit muss es daher sein, Methoden Die Industrie kann deshalb mittelfristig von einem und Verfahren zu entwickeln, um Schiffe wirtschaft- Bedarf an Nachrüstungen für sehr unterschiedliche lich und zugleich umweltfreundlich wieder zu Kom­ponenten und Systeme ausgehen. Dies betrifft verwerten. Benötigt werden u. a. umweltgerechte sowohl Maßnahmen zur Reduktion von Schadstoff- Materialien und neue Konzepte von der wiederver- emissionen als auch Anlagen beispielsweise zur wertungsgerechten Konstruktion bis hin zur Entsor- Reinigung von Ballastwasser. gung von Schiffen. Daraus resultieren ebenfalls neue Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Chancen für Benötigt werden Methoden und Verfahren sowie Regelwerke, mit denen sich schwere Umwelt- Werften, Reedereien und Zulieferer sowie für auf Schiffswiederverwertung spezialisierte Unternehmen. schäden vermeiden lassen. Hierzu zählen alle Maßnahmen zur Reduzierung von Kohlendioxid-, Schwefeloxid- und Stickoxidemissionen, beispielsweise durch eine Senkung des Primärenergiebedarfs von Schiffen. Aber auch intelligente Lösungen zu Rumpfformen, die den Schiffswiderstand reduzieren, alternative Materialien, die das Gewicht verringern oder neue Beschichtungen, die den Reibungswiderstand vermindern, können einen Beitrag leisten. Die Verbesserung der Antriebs- und Propulsionssysteme etwa durch ein optimiertes Zusammenspiel von Schiff, Propeller und Maschine eröffnet erheb­ liches Forschungs- und Entwicklungspotenzial. Forschungs- und Entwicklungsbedarf Alternative Antriebe wie Brennstoffzellen und Gas­antriebe sowie intelligentere Technologien zur 33Vermeidung von schweren Umweltschäden Verbrennung und Abgasnachbehandlung vermin- 33Senkung des primären Energiebedarfes der dern den Verbrauch fossiler Brennstoffe und redu­ zieren somit prozess- und betriebsbedingte Emis­ sionen. Auch die Reduzierung des Energiebedarfs an Bord trägt zu einer konsequenten Emissionsabnahme Schiffe 33Reduzierung aller prozess- und betriebs­ bedingten Emissionen 33Umweltgerechte Wiederverwertung 19 1.3. Wirtschaftlichkeit und Konkurrenz­fähigkeit der Produkte Seegangverhalten, Zuverlässigkeit und Wartung sind Kriterien, die das Gesamtsystem Schiff charakteri­ sieren und bereits beim Schiffsentwurf berücksichtigt Ob Betriebs-, Treibstoff-, Wartungs- oder Personal­ werden müssen. Um Wirtschaftlichkeit und Konkur- kosten – ein Schiff verursacht im Laufe seines Lebens- renzfähigkeit zu gewährleisten, sind Forschung und zyklus unterschiedliche finanzielle Aufwände. Um die Entwicklung u. a. auf routenoptimierte Schiffe, Wirtschaftlichkeit eines Schiffes real einschätzen zu nutzlastoptimierte Schiffe und fertigungstechnisch können, müssen bereits bei der Planung alle über den optimierte Schiffe auszurichten. Lebenszyklus entstehenden Kosten angemessen bilanziert werden. Die Auswertung aller Ergebnisse vor dem Hintergrund einer verbesserten Produkt­ qualität bei möglicher Kostensenkung ermöglicht ein optimiertes Schiff. Damit eine Werft die über die Forschungs- und Entwicklungsbedarf Nutzungsdauer entstehenden Kosten möglichst genau berechnen und damit das bestehende finan­ 33Bewertung der Lebenszykluskosten zielle Restrisiko minimieren kann, werden software­ 33Optimierung des Schiffsentwurfes basierte Entwurfs- und Berechnungsverfahren 33Minimierung des Restrisikos für neue benötigt. Der Kunde ist somit in der Lage, sämtliche Kosten vom Entwurf bis zur Wiederverwertung nachvoll­ziehen zu können. Produkte oder Teilsysteme 33Optimierte Produktentwicklungsprozesse und -werkzeuge 20 2. Produktion maritimer Systeme Vernetzt – schnell – flexibel – wettbewerbsfähig 21 Aus den sich international verschärfenden Wett­ Investitionen identifiziert. Insbesondere in der bewerbsbedingungen ergeben sich für die deutsche Meerestechnik mangelt es zumeist an der notwen­ maritime Industrie neue strategische Herausfor­ digen Systemfähigkeit. Die sich international derungen: Ihr muss es einerseits gelingen, die Kosten verschärfenden Anforderungen an Sicherheit und zu senken, indem sie die Produktivität der gesamten Umweltschutz bieten jedoch beste Chancen für Wertschöpfungskette deutlich steigert. Andererseits innovative Produkte und Prozesse in der maritimen muss sie in der Lage sein, technisch überlegene Branche. Neben den vorhandenen Risiken durch Produkte in immer kürzeren Innovationszyklen auf weltweite Überkapazitäten und Marktverzerrungen traditionellen und neuen Märkten zu platzieren. muss dabei dem drohenden Know-how-Abfluss und Ingenieurmangel gezielt entgegengewirkt werden. Verbesserte und neuartige Produktionstechnik für eine flexible Fertigung, der stärkere Fokus auf Organisation und Vernetzung entlang der Wertschöpfungskette, der Einsatz neuer Materialien mit entsprechenden Fertigungsverfahren sowie eine optimierte Lebenszyklusbetrachtung für maritime Produkte sind die zukünftigen Schwerpunkte. Diese beinhalten die Entwicklung geeigneter Produktionstechnik für neue maritime Produktfelder in der Meerestechnik insbesondere im Zusammenhang mit der Erschließung von Ressourcen aus dem Meer. Deutsche Unternehmen sind mit ihren Produktionsverfahren vielfach Technologieführer. Die Stärken der gut vernetzten und global erfolgreichen Akteure basieren auf einer hohen Mitarbeiterkompetenz mit entsprechender Spezialisierung und Flexibilität. Als Schwächen wurden neben den hohen Arbeitskosten häufig fehlende Strategien und unzureichende Stärken Schwächen 33Technologieführerschaft 33Flexibilität 33Exzellentes Netzwerk 33Spezialisierung 33Global erfolgreiche Akteure 33Mitarbeiterkompetenz 33Heterogenität der Branche 33Geringes Renditepotenzial 33Unzureichende Investitionen 33Fehlende Strategie 33Hohe Arbeitskosten 33Mangelnde Systemfähigkeit Chancen Risiken 33Innovative Produktionstechnik 33Sicherheit 33Umweltanforderungen 33Versorgungssicherheit 33Internationale Zusammenarbeit 33Überkapazitäten 33Marktverzerrungen 33Know-how-Abfluss 33Ingenieurmangel 22 Strategische Ziele für die Produktionstechnik 33Steigerung der Produktivität um 30 bis 75 Prozent Die Herstellungskosten sind ein wichtiger Wettbewerbsfaktor. Durch gezielte Forschung und Entwicklung kann es der maritimen Industrie nach Expertenschätzung bis zum Jahr 2015 gelingen, die Herstellungskosten unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette um 30 Prozent für Schiffe mit einem geringen Ausrüstungsgrad, um 50 Prozent für Schiffe mit hoher Komplexität sowie um bis zu 75 Prozent für neue meerestechnische Großstrukturen zu reduzieren. 33Verkürzung der Durchlaufzeit um 30 Prozent Die technisch mögliche Durchlaufzeit von der Anfrage bis zur Ablieferung hochkomplexer Spezial­schiffe wird sich in diesem Zeitraum voraussichtlich um 30 Prozent verkürzen. Für große Kreuzfahrtschiffe werden beispielsweise zwei Jahre als technologisch realisierbar angesehen. Neue vernetzte Entwurfsund Fertigungsverfahren tragen dazu bei, die Zeit bis zur Markteinführung innovativer und umweltfreundlicher Lösungen entscheidend zu reduzieren. Die maritime Industrie wird damit in die Lage versetzt, optimal auf Kundenwünsche ausgerichtete Spezialschiffe und andere maritime Produkte in deutlich kürzerer Zeit umzusetzen als der globale Markt. 33Senkung der Kosten für Wartung, Reparatur und Umbau im gesamten Lebenszyklus um 30 bis 50 % Die Kosten für Wartung, Reparatur und Umbau komplexer Schiffe erreichen in einer Lebensdauer von rund 30 Jahren in etwa die Größenordnung der Neubaukosten. Diese Kosten sind damit entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der Betreiber. Sie sind ein bestimmender Faktor bei der Entscheidung, ob komplexe Schiffe überhaupt auf umweltfreundliche Technologien umgerüstet werden. Folgerichtig muss es Ziel von Forschung und Entwicklung sein, diese Kosten zu senken. Einsparpotenziale zwischen 30 Prozent bei Standardschiffen (geringer Ausrüstungsgrad) und 50 Prozent bei Spezialschiffen (hoher Ausrüstungsgrad) liegen neben der geeigneten konstruktiven Gestaltung u. a. in einer innovativen Arbeitsorganisation für Wartung, Reparatur und Umbau sowie in einer engeren Vernetzung zwischen den beteiligten Akteuren. 33Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes Ein weiteres strategisches Ziel des Forschungsprogramms ist die Reduzierung des ökologischen Fuß­ abdruckes bei der Herstellung, Nutzung und bei der Wiederverwertung maritimer Produkte. Durch die Verwendung wieder verwendbarer und wieder verwertbarer Materialien soll sich die Umweltbilanz von Schiffen und anderen maritimen Produkten aus Deutschland drastisch verbessern. Hierauf ist auch bei der Entwicklung und Verwendung neuer Materialien und Materialkombinationen für innovative maritime Produkte großer Wert zu legen. 23 2.1. Produktionstechnik zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit maritimer Unternehmen Automatisierungslösungen mit Anpassungsfähig­ keiten an wechselnde Aufgaben erhebliche Kosten sparen und die Fertigungsqualität verbessern. Kostenintensive Nacharbeiten oder Reklamationen Die Produktionstechnik in Deutschland gehört heute werden auf diese Weise vermieden. zu den leistungsfähigsten im internationalen Wett­bewerb. Dennoch setzen die weltweiten Überkapazitäten die maritime Industrie unter Kosten- und Zeitdruck. Gegenstand des Forschungsprogramms sind die weitere Mechanisierung und Automati­ Forschungs- und Entwicklungsbedarf sierung von Montage- und Ausrüstungsprozessen der aufwendigen Einzelprodukte (Unikate). Flexible Fertigungslösungen gewährleisten auch den kleinen und mittelständischen Unternehmen die Wirtschaftlichkeit. Von einfachen Mechanisierungslösungen bis hin zu komplexen Roboterlösungen in der Vorfertigung – anpassbare Gerätetechniken und alternative Fügeverfahren verkürzen die Durchlaufzeit hoch 33Intelligente, flexible und anpassungs­fähige Anlagentechnik 33Entwicklung effizienter Geräte für die maritime Fertigung 33Neuartige Prozesse und Geräte für alternative Fügeverfahren 33Einsatz neuer Methoden zur Prozess­- komplexer Spezialschiffe. Zudem können ganzheit­ quali­fizierung und Qualitätssicherung liche Lösungen zur Mechanisierung und Automati­ 33Produktionstechnik für neue maritime sierung sowie modulare und rekonfigurierbare Produkte 24 2.2. Organisation und Vernetzung der Produktionsprozesse bauen. Einzelne Prozesse lassen sich bereits vor Bau­beginn mit entsprechender Software simulieren, die damit verbundenen Produkte virtuell darstellen. Werften entwerfen, produzieren und testen neue Softwaregestützte Simulationsmethoden verkürzen Schiffsklassen und -varianten im Netzwerk mit Entwicklungs-, Design- und Engineeringzeiten. Inge­nieuren, Ausrüstern und anderen Dienstleistern. Verschiedene Überlegungen und Varianten können Das richtige Projektmanagement gehört dabei zu den vorab getestet, analysiert und verbessert werden. größten Herausforderungen: Alle projektspezifischen Derart optimierte Arbeitsabläufe senken die Fehler­ Komponenten müssen frist- und anforderungsgemäß rate, die Entwicklungszeit und damit die Kosten. geliefert werden. Die Forschungsaktivitäten können Gleichzeitig wachsen Produktivität und Flexibilität dazu beitragen, ein umfassendes, maritimes Pro- der Werften sowie der Zulieferer und Dienstleistungs- duktionssystem zu entwickeln, das – im Unterschied unternehmen. Letztere übernehmen in der Wert- zur Automobil- und Flugzeugbranche – auf eine schöpfungskette mit bis zu 80 Prozent den größten flexible Unikatfertigung spezialisiert ist. Anteil. Die digitale Simulation verschafft der nationalen Um ein optimiertes maritimes Produktionssystem maritimen Industrie im internationalen Vergleich zu schaffen, könnte eine einheitliche digitale Platt­- einen großen Vorsprung, den es gilt, weiter auszu- ­form verschiedene Bereiche wie Produktentwicklung, 25 Schiffskonstruktion und Qualitätssicherung mit der Produktionsplanung und -steuerung des Schiffbaus koppeln und die Entwicklung des Schiffes dokumen- Forschungs- und Entwicklungsbedarf tieren. Ergebnis dieser durchgängigen Produktionsprozesse ist eine gestraffte Schiffskon­struktion und Projektabwicklung, erhöhte Liefergenauigkeit sowie Qualität und Sicherheit. 33Verbesserung der organisatorischen Abläufe in der Produktion 33Modularisierung 33Vernetze, hocheffiziente Produktions­ Beim Schiffbau stehen Forschungs- und Entwick- planung und -steuerung lungsprojekte im Mittelpunkt, die zu einer verstärk- 33Prozessmonitoring und -optimierung ten Modulbauweise führen und entsprechende 33Methoden für arbeitsteilige Produktions- Produktionsprozesse beschleunigen. In der Meeres- prozesse technik gewinnt die Förderung mariner minera­ 333D-basierte Produkt- und Prozessmodellierung lischer Rohstoffe an Bedeutung. Zuverlässige und 33Integrierte Simulations- und Optimierungs- umweltverträgliche Produktionsverfahren können Deutschland einen signifikanten Anteil am inter­na­tionalen Markt sichern. werkzeuge 33Werkzeuge und Methoden zur strategischen und kontinuierlichen Kompetenzentwicklung 26 2.3. Neue Materialien und Materialkombinationen für verbesserte Produkteigenschaften Neue oder veränderte Materialien in der Produktion eröffnen neue Wege – benötigen aber oft auch neue Technologien. Im Leichtbau geht es in erster Linie darum, die Festigkeit eines Materials zu erhöhen und das Gewicht gleichzeitig zu reduzieren. Auf diese Weise lässt sich in der Schifffahrt sehr viel Energie Forschungs- und Entwicklungsbedarf und die damit verbundenen Emissionen sparen: Eine Tonne Masseneinsparung beim Schiff führt über- 33Erschließung neuer Werkstoffe für maritime schläglich zu einer Tonne Treibstoffeinsparung pro Strukturen unter Berücksichtigung der Jahr. Spezielle Schiffsbeschichtungen, die den Wiederverwertung Reibungswiderstand verringern, indem sie Bewuchs unterbinden, tragen zur Treibstoffreduktion um bis zu fünf Prozent bei. Aus der Nanotechnologie oder Bionik ergeben sich neue Anwendungsfelder im maritimen Bereich. Ob Keramik, Glas, Hochleistungs- 33Innovative Lösungen für den Strukturleichtbau 33Materialkombinationen und Leichtbaumodule mit integrierten Funktionen 33Effektive und umweltfreundliche Lösungen klebstoffe, Kunststoffe, Verbundwerkstoffe, Metalle zum Schutz maritimer Konstruktionen vor oder Schäume – die Zukunft liegt in der intelligenten extremen Belastungen wie Feuer, Korrosion Kombination dieser Materialien. und Crash (Intelligente Materialien) 27 2.4. Lifecyclemanagement: innovative Produkte und Dienstleistungen lungsfähige und „umbaugerechte“ Schiffe, mit denen sich der ökologische Fußabdruck verbessern ließe. Methoden und Werkzeuge, die belegen, dass der Wird ein Schiff konstruiert und anschließend gebaut, Schiffspreis nicht das entscheidende Kaufargument entsteht dabei ein Know-how, das lebensphasenüber- ist, sondern dass die gesamten Lebenszykluskosten greifend von allen Akteuren genutzt werden muss. ökologisch und ökonomisch betrachtet werden Eine durchgängige Nutzung dieses Wissens kann die müssen, könnten deutsche Reeder davon überzeu- Lebenszykluskosten deutlich senken und die Umwelt- gen, ihre Schiffe wieder verstärkt im eigenen Land bilanz eines Schiffes erheblich verbessern. in Auftrag zu geben. Die Vision sind digitale, nachhaltig betriebene Schiffe und andere meerestechnische Anlagen: Ob Forschungs- und Entwicklungsbedarf Kunde, Ingenieur oder Lieferant – jeder Teilnehmer in der Wertschöpfungskette kann jederzeit die Daten 33Methoden und Werkzeuge zur durch- über den aktuellen Entwicklungsstand des Systems gängigen Nutzung von Informationen abrufen und Veränderungen von Design und Technik im gesamten Lebenszyklus nachvollziehen. Innovative softwarebasierte Werkzeuge bewerten die Lebenszykluskosten und geben dem Kunden die Gelegenheit, alle Vorteile des Schiffes auf einen Blick zu erfassen. Denkbar sind auch Szenario- und Entwurfsmethoden für wand- 33Methoden und Werkzeuge zur Zustandsüberwachung 33Integrierte Simulations- und Optimierungs­werkzeuge 33Optimiertes Lifecyclemanagement für maritime Produkte 28 3. Schifffahrt Zuverlässig – effizient – sauber – global 29 Durch die Globalisierung der Märkte steigt der Zu den Stärken der deutschen Schifffahrt zählt, dass Güteraustausch kontinuierlich. Deutschland wickelt sie auf eine der weltweit größten Flotten aufbaut. Sie etwa 60 Prozent seines Exports über den Seeweg ab verfügt zudem über hohe Mitarbeiterkompetenz und und importiert nahezu 100 Prozent der Rohstoffe ist Vorreiter bei umweltfreundlichen Schiffs­betriebs­ über das Meer. Die Bundesrepublik ist nach Japan konzepten. Dem gegenüber steht als Risiko die große und Griechenland die drittgrößte Schifffahrtsnation. Abhängigkeit vom schwankenden Welthandel und in 90 Prozent des europäischen Außenhandels und Folge teils unberechenbarer Charter-raten. Dazu 40 Prozent des europäischen Binnenhandels werden kommt der wachsende Mangel an gut ausgebildeten auf See- und Wasserstraßen abgewickelt. Der Waren- Ingenieuren. Schwach vernetzt sind die Seehäfen mit austausch zwischen den Kontinenten wird zu 98 dem Hinterland. Steigende Energiepreise können Prozent von Containerschiffen bestritten. Deutsch- insbesondere durch den Einsatz effizienter Schiffe land stellt mit 55 Prozent einen maßgeblichen Anteil für die Reeder als Chance gewertet werden. der Containerschiffe der Welthandelsflotte. Die Entwicklung innovativer Verfahren und Techno­ logien für einen sicheren und effizienten Schiffs­ betrieb ist für Deutschland als rohstoffarmes Land von enormer Bedeutung. Strategisch werden Forschungsfelder unterstützt, die die deutsche Schifffahrt auch zukünftig stärken und Arbeitsplätze in Deutschland schaffen und erhalten. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, die eine Verbesserung der Schiffssicherheit, die Reduktion von Emissionen sowie einen effizienteren Betrieb unter Ausnutzung der Betriebskennziffern im Visier haben, gehören zu den Themenfeldern, die im Fokus der Forschungsförderung stehen. Stärken Schwächen 33Große Flotte 33Gut ausgebautes Binnenwasserstraßennetz 33Umweltverträglichkeit 33Wirtschaftlichkeit 33Mitarbeiterkompetenz 33Hohe Vercharterung 33Mangelnde Vernetzung der Hinterlandverkehre 33Fehlende küstentaugliche Binnenschiffe Chancen Risiken 33Steigendes Transportaufkommen 33Steigende Energiekosten 33Küstennahe Transporte 33Hinterlandanbindung der Seehäfen durch Binnenschiffe 33Schwankender Welthandel 33Piraterie 33Schwankende Charterrate 33Überkapazität 33Ingenieurmangel 33Kapazitätsgrenzen der Binnenwasserstraßen 30 Strategische Ziele für die Schifffahrt 33Steigerung der Transporteffizienz bis 2015 um 20 Prozent Das dynamische Wachstum der Containerverkehre erfordert intelligente Konzepte, die alle beteiligten Verkehrsträger der Transportkette in einer multimodalen Infrastruktur optimal miteinander vernetzen. Ziel des Forschungsprogramms ist es, bis 2015 die Transporteffizienz um 20 Prozent zu steigern, um den gewachsenen Bedarf für den weltweiten Güteraustausch zu realisieren. 33Reduktion des CO2-Ausstoßes pro Tonne und Meile um 15 Prozent bis 2015 Neben verbesserten Antriebssystemen und einer modernisierten Flotte trägt eine ausgefeilte Logistik dazu bei, den Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern und damit die Umwelt zu schonen. Bedarf besteht beispielsweise für Betreiberkonzepte mit einem ganzheitlichen Ansatz. Sowohl durch einen optimierten Schiffsbetrieb und verbesserter Navigation als auch durch effizientes Routen und Manövrieren kann die Schifffahrt einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz leisten. 33Erhöhung von Sicherheit und Effizienz Die Weltschifffahrtsorganisation IMO fordert eine kooperative Schiffsführung zwischen Bordpersonal und Verkehrslenkung, um Unfällen vorzubeugen und die Sicherheit an Bord zu erhöhen. Ziel von Forschung und Entwicklung muss es sein, den Informationsaustausch zwischen Schiffs- und Land­ systemen zu verbessern. Ein abgestimmtes Zusammenwirken macht die Schifffahrt sicherer und effizienter. 33Verbesserte Integration des Binnenschiffes in die Gesamttransportkette Die Bundesregierung setzt sich für eine stärkere Einbindung der Binnen- und Küstenschifffahrt in die Transportkette ein, um das Verkehrsaufkommen auf den Straßen zu reduzieren und gleichzeitig eine Absenkung der Kohlendioxid-Emissionen zu erreichen. Benötigt werden effizientere Binnenschiffe und entsprechende Informationsleitsysteme. 31 3.1. Schiffssicherheit Der Verkehr auf den Weltmeeren wächst kontinuierlich. Neue Routen und Reviere werden aufgrund des Klimawandels befahrbar. Ob auf hoher See oder im Hafen, die Erwartungen an die Sicherheit in der Schifffahrt werden entsprechend der neuen Herausforderungen steigen. Auch die steigende Anzahl der Piratenangriffe und terroristischen Übergriffe spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle und erfordern neue Sicherheitskonzepte, in die Reeder, die gefährdete Seegebiete befahren, auch ohne zusätzliche Regularien investieren werden. Um dem erhöhten Informationsaustausch, der sich Ein Schiff ist ein derart komplexes System, das mit aus der E-Navigationsstrategie der IMO ergibt, gerecht technischer Zuverlässigkeit oder Sicherheit allein zu werden, muss die bestehende Infra­struktur aus­- nicht zu beherrschen ist. Schiffsbrücken moderner gebaut werden. Die Weltschifffahrts­organi­sation Schiffe sind heutzutage hochautomatisierte Systeme, fordert eine kooperative Schiffsführung zwischen die nur von entsprechend qualifiziertem Personal Bordpersonal und Verkehrslenkung, vergleichbar beherrscht werden können. Erst das optimierte der Aufgabenteilung zwischen Pilot und Fluglotse. Zusammenspiel menschlicher Kompetenz mit der Ziel der zukünftigen Forschung und Entwicklung Leistungsfähigkeit hochkomplexer Systeme gewähr- muss es sein, den Informationsfluss zwischen Schiffs- leistet Sicherheit, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlich- und Landsystemen zu gestalten. Ein derart abge- keit. Dieser Ansatz der Anthropotechnik muss in stimmtes Zusammenwirken macht die Schifffahrt entsprechenden Forschungs- und Entwicklungs­ sicherer und effizienter. vorhaben aufgebaut und weiterentwickelt werden. Simulatoren bieten zusätzlich die Möglichkeit, menschliches Verhalten hinsichtlich der Beherrschbarkeit bestimmter Techniken bereits in den Planungs­prozess eines Schiffes einzubringen. Aus den Ergeb- Forschungs- und Entwicklungsbedarf nissen lassen sich Methoden der Bedienung ableiten. 33Entwicklung von Assistenzsystemen Schiffsrouten wie die Nord-Ost-Passage und die für den Betrieb an Bord Befahrbarkeit neuer Reviere wie der Arktis stellen 33Schnittstelle Mensch – Maschine zudem veränderte Anforderungen an die Kompetenz 33Evakuierungs- und Rettungssysteme der Schiffsführung. Vor diesem Hintergrund muss vor allem das sichere Führen eines Schiffes bei extremem Seegang und im Eis beachtet werden. Forschungs­ bedarf besteht bereits bei der Simulation einzelner Prozesse. für Schiffe 33Entwicklung neuer Sicherheits- und Notfallsysteme 33Verbesserung realistischer Fahr- bzw. Schiffsbetriebssimulation 32 3.2. Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit Eine saubere Schifffahrt gehört zu den erklärten Zielen der Bundesregierung. Durch eine verbesserte Navigation sowie effizientes Manövrieren kann die Schifffahrt erheblich zum Umweltschutz beitragen. Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht in der optimalen Verzahnung von Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit. Für eine optimale Routenplanung aus ökologischer und ökonomischer Sicht müssen unterschiedliche Faktoren berücksichtigt werden. Der Forschungsund Entwicklungsbedarf konzentriert sich auf soft­warebasierte Programme, die beispielsweise routine­mäßig über Wetter- und Seeverhältnisse informieren und der Schiffsführung bei schlechtem Wetter Alternativrouten anbieten bzw. wirtschaftlich optimierte Routen empfehlen. Verbesserte Assistenzsysteme helfen unter Berück­sichtigung entsprechender Parameter, das Schiff energie­sparend zu führen. Die Forschung trägt auch dazu bei, dass innovative Softwaresysteme entworfen umgesetzt werden, gehören zu den Themenfeldern werden, die Zusammenhänge und Wechselwirkungen des Forschungsprogramms. Gegenstand der zwischen Geschwindigkeiten, Brennstoffverbrauch, Forschungsförderung sind deshalb auch Navigations- Transportzeiten und Effizienz unter spezifischen systeme zur sicheren Führung von Seeschiffen. Und Bedingungen wie Flachwasser- oder Eisfahrten zwar sowohl an Bord der Schiffe als auch innerhalb modellieren. Entwicklungsbedarf besteht zudem in der Leitsysteme an Land. Benötigt werden wirk­- der automatischen Schiffssteuerung in allen s­amere Einrichtungen wie innovative Radaranlagen, Geschwin­digkeits- und Bewegungsbereichen bis komplexe, kooperative Funkortungsanlagen und hin zur adap­tiven dynamischen Positionierung. Steuereinrichtungen. Bahnführungs­systeme und Manövrierverhalten können auf Grund­lage simulationsbasierter Anwendungen getestet werden. Das E-Navigationskonzept der IMO soll zur Erhöhung der Sicherheit des Seeverkehrs, der Abwendung von Gefahren auf See und damit auch Forschungs- und Entwicklungsbedarf 33Verkehrsleitsysteme und Routenoptimierung 33automatische Schiffssteuerung zum Schutz der Umwelt beitragen. Forschungs­- 33Assistenzsysteme vor­haben, die bordseitige und landseitige Nutzeran- 33Wartungskonzepte forderungen im Sinne der E-Navigation ermitteln und 33Zuverlässige deren Ergebnisse in der Vorschriftengestaltung der IMO oder anderen regelgebenden Institutionen Kommunikationsverbindungen 33E-Navigation 33 3.3. Binnenschifffahrt Das Forschungsprogramm unterstützt Vorhaben, die sich mit neuen Antriebssystemen sowie mit Das Güterverkehrsaufkommen wird in Deutschland Methoden für eine effektive Nutzung der Wasser­ von 4,1 Mrd. Tonnen (2010) auf nahezu 5,5 Mrd. straßen beschäftigen. Eine flächendeckende Nutzung Tonnen im Jahr 2050 wachsen. Die Bundesregierung des gesamten Verkehrssystems wird Deutschland als setzt sich daher für eine stärkere Einbindung der Produktionsstandort und Exportnation stärken und Binnen- und Küstenschifffahrt in die Transportkette die internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter ein, um den Straßenverkehr zu entlasten und verbessern. Ein ganzheitlicher Ansatz bei der Verlage- gleichzeitig eine Absenkung der Kohlendioxid-Emis- rung der Transporte auf küstennahe Gewässer und sionen zu erreichen. Auch die EU setzt verstärkt auf Binnenwasserstraßen, der durch die flankierenden das Schiff als Transportmittel, um die bevorstehenden Programme insbesondere des Bundesministeriums Verkehrszuwächse ökologisch verträglich und für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie kostengünstig bewältigen zu können. Darüber hinaus Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit begleitet eröffnen zunehmende Tourismus­zahlen auf den wird, beschleunigt die notwendigen Innovations­ Binnenwasserstraßen Entwicklungspotenziale für prozesse in Forschung und Entwicklung. innovative Spezialschiffe. Um Deutschlands Position als Logistikdreh­- Forschungs- und Entwicklungsbedarf scheibe Europas zu sichern und auszubauen, muss das Binnenschiff als Teil der Transportkette effizienter in den intermodalen Verkehr eingebunden werden. 33Effiziente Binnenschiffe als Teil der Transportkette Der Modal-Split, der das Verhältnis beziffert, in 33Informationsleitsysteme wieweit einzelne Verkehrsträger am Transport­ 33Entwicklung küstengängiger Koppel- aufkommen bzw. an der Leistung beteiligt sind, muss für die Binnenschifffahrt deutlich zunehmen. und / oder Schleppverbände 33Entwicklung von Spezialschiffen 34 4. Meerestechnik Intelligent – autonom – nachhaltig – robust 35 Die Meerestechnik steht in den nächsten Jahren tion wird ein Schwerpunkt der nächsten Jahre sein vor enormen Herausforderungen. Die Entwicklung und durch dieses Programm gezielt unterstützt. intelligenter Systeme für die Meerestechnik, die Insbesondere die komplexen, intelligenten Systeme Offshore-Förderung von Öl und Gas, die Offshore- übernehmen immer stärker die Rolle einer Quer- Windenergie und die Gewinnung von Gashydraten schnittstechnologie. Abgeschottete Märkte, fehlen- möglicherweise in Verbindung mit einer Kohlendi- der direkter Marktzugang und mangelnde Gesamt- oxid-Speicherung im Meeresboden sowie mariner systemfähigkeiten erschweren aber eine erfolgreiche mineralischer Rohstoffe werden zunehmend an Marktteilnahme deutscher Unternehmen. Dabei sind Bedeutung gewinnen. Die besondere Kompetenz der spezielle Kompetenzen in den Bereichen IT, Sensorik, Unternehmen und Forschungseinrichtungen bei der Vermessungstechnik oder Umweltschutz auf gutem Entwicklung innovativer Komponenten und Techno- Niveau. Hier muss Forschung und Entwicklung logien für die maritime Umwelttechnik, für die ansetzen. Sicherheits- und Polartechnik sowie für die Bekämpfung der Auswirkungen von Schadstoffunfällen Innerhalb des Programmrahmens werden bieten gute Voraussetzungen für die Umsetzung der darüber hinaus in den nachfolgend genannten gesteckten Ziele: Die Präsenz der Unternehmen am Gebieten der Meerestechnik zukunftsträchtige Markt soll erhöht und neue internationale Märkte Technologieentwicklungen mit einem entsprechen- müssen besetzt werden. den Markt­potential unterstützt.Vor dem Hintergrund der weiteren Vernetzung der Offshore-Wind- In den Weltmeeren lagern bislang kaum erschlos- energie mit der maritimen Wirtschaft werden auch sene und genutzte Energie- und Geo-Ressourcen. meerestechnische Forschungsfelder im Bau und Maritime Produkte und Dienstleistungen gelten Betrieb von Offshore-Systemen eine wichtige Rolle daher als vielversprechende Zukunftsmärkte mit spielen. Zur Errichtung und Wartung der Offshore- enormen Wachstumspotenzialen. Ziel der Bundes­ Windanlagen werden neue, wesentlich effizientere regierung ist es, Deutschland zu einem meerestech­ Technologien für größere Wassertiefen benötigt. nischen High-Tech-Standort auszubauen. Die Meeres­- Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Bereiche technik integriert Technologien, die sowohl für den Hydrodynamik, Technologie- und Anlagenentwick- Schutz als auch für die Nutzung der Meere eingesetzt lung sowie auf die Entwicklung einer maritimen werden. Infrastruktur für die Energiespeicherung und den -transport zu legen. Die Menschheit wird auf absehbare Zeit von fossilen Energievorkommen abhängig bleiben. Aus Aufgrund des weltweit steigenden Energiebedarfs diesem Grund versuchen immer mehr Länder, sich bei gleichzeitigem Rückgang fossiler Lagerstätten Rohstoffquellen in den Tiefen der Ozeane zu sichern. wird auch der Gewinnung von Meeresenergien Auch für Deutschland als rohstoffarmes Land ist die beispielsweise aus Wellen, Strömung und Gezeiten Sicherung dieser Ressourcen von großer Bedeutung. zukünftig eine wachsende Bedeutung zukommen. Gleichzeitig ist die Entwicklung innovativer Technologien zur Exploration ein zukunftsweisendes Thema. Die deutsche Eis- und Polartechnik nimmt eine Insbesondere in der Offshore-Öl- und Gasförderung weltweit beachtete Rolle ein, die es speziell im ist mit einem deutlichen Anstieg im Tiefseebereich zu Hinblick auf das Wirtschafts- und Rohstoffpotenzial rechnen. Daraus lassen sich vielfältige technologische der Arktis weiter auszubauen gilt. Als eine wichtige Herausforderungen und Marktpotenziale für die Querschnittstechnologie finden sie Anwendung im deutsche maritime Industrie ableiten. Die Entwick- Schiffbau, in der Schifffahrt und in verschiedenen lung sicherer und wirtschaftlicher intelligenter Feldern der Meerestechnik. Durch den Klimawandel Systeme zur Überwachung, Monitoring und Inspek­ haben die Eisdicken und die Eisausbreitung in der 36 Arktis stark abgenommen. Daraus ergeben sich herauszubilden und die Schwäche fehlender perspektivisch völlig neue Möglichkeiten zur deutscher Hauptakteure in der Öl- und Gasbranche Erschließung von Rohstoffquellen in eisbedeckten – welche die Entwicklung als Systemanbieter forcieren Gebieten. Daneben wird der Nördliche Seeweg als die könnten – auszugleichen. Wachsende Märkte und die um 40 Prozent kürzere Seeverbindung zwischen damit verbundene Nachfrage nach innovativen Europa und Ostasien gegenüber dem Suez-Kanal Produkten sind eine Chance für die deutsche meeres- immer stärker in den Fokus der Schifffahrt kommen. technische Wirtschaft. Die fehlende Systemkompetenz kann durch Vernetzung des verfügbaren Als Stärke der deutschen meerestechnischen Know-how ausgeglichen und entsprechende Akteure Unternehmen gilt das umfangreiche Know-how im auf dem Markt etabliert werden. Nur so kann den Maschinen- und Anlagenbau sowie bei der Entwick- identifizierten Risiken durch die Marktabschottung lung innovativer Komponenten. Im Zusammenspiel beispiels­weise im Öl- und Gassektor oder bei den mit den Forschungseinrichtungen im meerestech­ Unterwasserfahrzeugen entgegengewirkt und die nischen Umfeld gilt es, Alleinstellungsmerkmale internationale Konkurrenz neutralisiert werden. Stärken Schwächen 33Anlagen- und Maschinenbau 33Informationstechnik 33Vermessungstechnik 33Umweltschutztechnik 33Sensorik 33Vernetzung mit der Meeresforschung 33Fehlende Systemanbieter 33Fehlende nationale „Hauptakteure“ 33Unzureichende Investitionen 33Fehlende Finanzkraft der KMU Chancen Risiken 33Steigende Nachfrage 33Vernetzung der Know-how-Träger 33Energie- und Ressourcensicherung 33Sicherheitstechnologie 33Umweltanforderungen 33Tiefseetechnik 33Marktabschottung 33Öffentliche Akzeptanz 33Internationale Konkurrenz 33Hohe Spezialisierung 33Wettbewerbsverzerrungen 33Fachkräftemangel 37 Strategische Ziele für die Meerestechnik 33Steigerung der Zuverlässigkeit meerestechnischer Systeme um den Faktor 10 Ein entscheidendes Marktargument ist der Nachweis eines weitgehend störungs- und wartungsfreien Betriebes von Unterwasseranlagen. Ziel der deutschen meerestechnischen Wirtschaft ist es daher, durch intensive Vernetzung sowohl mit anderen Unternehmen als auch mit wissenschaftlichen Einrichtungen, in den nächsten 15 – 20 Jahren die Zuverlässigkeit und Robustheit der Systeme erheblich zu erhöhen. Damit könnten Wartungszyklen entsprechend reduziert werden, was gleichzeitig zur erheblichen Verbesserung der Wirtschaftlichkeit beiträgt. 33Signifikante Erhöhung des Marktanteils auf bis zu 15 Prozent Neben einer wesentlichen Verbesserung der Umweltverträglichkeit und der Standardisierung von Schnittstellen und Komponenten werden insbesondere die Erhöhung der Autonomie und der Intelligenz der Produkte und Systeme zur beabsichtigten Erschließung von Marktanteilen beitragen. Dies kann jedoch nur durch intensive Forschung und Entwicklung unter Nutzung des in Deutschland verfügbaren wissenschaftlichen Potenzials erfolgen. Zurzeit hat die exportorientierte meerestechnische Industrie in Deutschland einen Weltmarktanteil von weniger als sechs Prozent und ist damit – gemessen am Potenzial – deutlich ausbaufähig. Um im inter­nationalen Wettbewerb eine Schlüsselposition einzunehmen und den anvisierten Marktanteil zu erreichen, müssen Wirtschaft und Wissenschaft künftig noch enger zusammen arbeiten und verstärkt Systemlösungen anbieten. Als Querschnittsthemen für die gesamte Branche haben sich das wachsende Umweltbewusstsein und die steigenden Umweltanforderungen an alle eingesetzten Technologien deutlich etabliert. Grundlage für künftige Entwicklungen muss es deshalb sein, das Gleichgewicht zwischen verantwortungsvoller wirtschaftlicher Nutzung der Meeresressourcen und dem Schutz der Meeresumwelt zu finden. Hierzu zählt auch die Nutzung der Meeresenergien aus Wellen und Strömung. 38 4.1. Intelligente Systeme für die Meerestechnik rierter und autonomer Unterwasserfahrzeuge für Flachwasser und Tiefseeeinsätze zu marktreifen Produkten mit effektiver Robotik ist ein wesentlicher In den kommenden Jahren ist mit verstärkter Bestandteil des Forschungsprogramms. Indem diese Offshore-Öl- und Gasförderung, der Erschließung von Fahrzeuge Aufgaben wie Transport, Überwachung, Gashydratvorkommen sowie seltener mineralischer Installation oder Rückbau übernehmen, sind sie eine Rohstoffe im Tiefseebereich zu rechnen. Die Infra- Alternative zum Schiffseinsatz und stellen für die struktur in diesen Gebieten muss entsprechend maritime Wirtschaft ein marktträchtiges Segment ausgebaut werden. Damit kommt der Entwicklung dar. intelligenter Systeme für die Tiefsee eine wachsende und alle Gebiete umfassende Bedeutung zu. Die in der Forschungs- und Entwicklungsbedarf besteht Tiefsee installierten Unterwasseranlagen unterliegen auch für die Weiterentwicklung der Produktions­ besonders hohen Anforderungen an ihre Zuverlässig- stätten in der Tiefsee und in den Polarregionen. Das keit. Sie müssen permanent gewartet und inspiziert Themenspektrum reicht von der Konstruktion über werden können. Bisher wurden dafür Remotely Kommunikation und Energieversorgung bis hin zu Operated Vehicles (ROV) mit telemanipulierten Sicherheitsaspekten. Angestrebtes Ziel im Jahr 2020 Greifarmen eingesetzt. Durch ihre Kabelverbindung ist, den Aufbau, Betrieb und Rückbau einer Unter­ an die Oberfläche zu Steuerständen auf Schiffen ist wasser-Öl-bzw. Gasproduktionsstätte mit Hilfe der Einsatz sehr kostenintensiv. Künftig werden intelligenter Roboter zu demonstrieren. zunehmend ferngelenkte oder weitestgehend autonom agierende Unterwasserfahrzeuge und Robotersysteme mit komplexer Sensorik benötigt, um in Meerestiefen bis zu 6000 Metern oder in eis­bedeckten Gebieten Systeme und Anlagen montieren, inspizieren, überwachen und warten zu können. Die Intelligenz der Systeme muss durch Softwarekomponenten schrittweise so erhöht Forschungs- und Entwicklungsbedarf werden, dass nicht nur Arbeitsoperationen zuver­ lässig ausgeführt, sondern auch unvorhergesehene 33Entwicklung autonomer, intelligenter Situationen wie die Umgehung von Hindernissen Systeme und Anlagen für die Förderung oder der Ausfall von Teilsystemen optimal bewältigt von Rohstoffen, Überwachung, Inspektion werden können. Die Weiterentwicklung teleope­ und Wartung 39 4.2. Offshore-Technik Förderkette Öl und Gas Das Ende fossiler Energie-Ressourcen an Land ist abzusehen. Die Öl- und Gas-Erschließung in schwer zugänglichen Regionen und Tiefen über 2000 Meter gewinnt zunehmend an Bedeutung. Neue Impulse auf dem Gebiet der Erdöl- und Erdgastechnik in der gesamten Wertschöpfungskette – von der Explora­tion über die Förderung bis hin zum Rückbau – gehen deshalb vor allem vom Offshore-Markt aus. Die Entwicklung von Tiefseetechnologien stellt der Meeresumwelt müssen im Einklang stehen – eine strategische Investition für das Land dar. Es geht deshalb ist eine Überwachung der Umwelt im Zeit­- darum, Kernkompetenzen anzuwenden, Marktpoten- alter des Klimawandels ein wichtiges Instrument. ziale zu identifizieren sowie in Forschung und Ent- Gleichzeitig beeinflusst die Umwelt selbst die wicklung zu investieren, um am weltweiten Wachs- Sicherheit von Produktionsanlagen: Stürme und tum der Branche teilzunehmen. Strömungen können extreme Schäden verursachen. Miniaturisierte Sensoren, einfach zu programmieren- Insbesondere Erdgas als Energieträger gewinnt de und gleichzeitig robuste Überwachungssysteme zunehmend an Bedeutung. Der internationale Markt sowie energieeffiziente autonome Unterwasserfahr- für Flüssigerdgas wird sich in den nächsten Jahren zeuge (AUV) werden künftig zunehmend benötigt, deutlich vergrößern und zu einem globalen Markt um ent­sprechende Daten zu liefern. Noch sind die heranwachsen. Um die Lagerstätten künftig besser Kosten solcher Messsysteme, die in extremer Tiefe, nutzen zu können, sind leistungsfähigere Förder- und unter hohem Druck oder in eisbedeckten Regionen Umschlagsysteme nötig, die auch bei starkem arbeiten, sehr hoch. Hier gibt es große Defizite, die Seegang funktionsfähig bleiben. durch entsprechende Entwicklungen ausgeglichen werden müssen. Darüber hinaus befinden sich zurzeit mehr als 30 Prozent aller fossilen Rohstoffe in zumindest zeitweise Forschungs- und Entwicklungsbedarf eisbedeckten Gewässern. Die Polar- und Eistechnik wird daher in den kommenden Jahrzehnten einen größer werdenden Raum einnehmen. 33Komponenten und Systemkompetenz bei der Gewinnung von Erdgas und Erdöl aus dem Meer – auch in rauen und eisbedeckten Tiefseetaugliche und teilautomatisierte Verfahren werden benötigt, um den Meeresboden zu erkunden, Produktionsplattformen zu installieren oder Unter­- Seegebieten sowie großen Wassertiefen 33Systeme zur autonomen UnterwasserProduktion und -Förderung für Öl und Gas wasserbauwerke zu warten. Es besteht ein erheblicher 33Transport- und Transfersysteme Entwicklungsbedarf, solche Produktionssysteme auf 33Offshore-Strukturen – Entwicklung, Über- lange Zeit stabil und effizient aus der Ferne betreiben wachung, Instandhaltung, Rückbau zu können. Datenauswertungskonzepte und Software- 33Unterwassertechnik für Inspektion, systeme, die die Wechselwirkungen zwischen Tiefsee- Monitoring und Überwachung produktion und Umwelt erfassen, sind unumgänglich. 33robuste und effiziente Sensorsysteme Wirtschaftlicher Nutzen des Meeres und der Schutz 33effizientere Wartungskonzepte 40 Gashydrate Marine mineralische Rohstoffe Gewaltige Mengen Erdgas lagern als festes, eisähn­ Das wirtschaftliche Potenzial mariner Rohstoffe liches Methanhydrat im Meeresboden und gelten als gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Weltmarkt- Energieressource der Zukunft. Experten schätzen die preise seltener Metalle (Erden) sind in den vergange- natürlichen Vorkommen des im „brennenden Eis“ nen Jahren rasant gestiegen. Bleibt die Rohstoff- gebundenen Kohlenstoffs auf etwa 3000 Gigatonnen – Nachfrage hoch, wird der Abbau von Massivsulfiden, das ist mehr als das 30-fache von dem, was alle kon- polymetallischen Krusten und Manganknollen ventionellen Lagerstätten von Kohle, Öl und Gas an mittel- und langfristig immer interessanter. Diese Land gemeinsam beherbergen. Methanhydrate dienen zur Deckung des wachsenden Bedarfs der kommen ab 500 Meter Tiefe an fast allen Kontinen- Industrie nach Metallen für Hochtechnologien. talhängen der Ozeane vor. Da Nord- und Ostsee nicht Deutschland besitzt auf diesem Sektor eine Import­ tief genug sind, besitzt Deutschland keine eigenen abhängigkeit von nahezu 100 Prozent. Die frühzeitige Gashydrat-Vorkommen. Dennoch ist das Land in der Entwicklung von umweltverträglichen und wirt- Gashydrat-Grundlagenforschung weltweit führend schaftlichen Produktionsverfahren lässt Deutschland und international hervorragend vernetzt. Im Fokus an der Produktion teilhaben und kann zur künftigen der Forschung und Entwicklung stehen neue mariti- Rohstoffsicherung des Landes beitragen. Um auf me Technologien, die vom Aufspüren neuer Lager- mögliche Entwicklungen am Markt rechtzeitig stätten über die Gewinnung des Methangases bis hin reagieren zu können, hat sich die Bundesregierung zum Transport mit Spezialschiffen reichen. im Pazifik Parzellen für die Erforschung der Explora­ tion und Förderung von Manganknollen gesichert. Darüber hinaus haben der Weltklimarat (IPCC), die Ähnliche Bestrebungen gibt es für die Massivsulfide. EU und andere internationale Institutionen empfoh- Das Bundeswirtschaftsministerium erweiterte len, den Ausbau der Carbon Capture and Storage- deshalb das aktuelle Forschungsprogramm um den Technologie (CCS), also Kohlendioxid-Abscheidung Bereich „Marine mineralische Rohstoffe“. Zuverläs­ und -Speicherung im Meeresboden, zu prüfen, um sige und umweltverträgliche Technologien zur den Ausstoß des klimaschädlichen Gases zu reduzie- Gewinnung seltener Metalle können Deutschland ren. Hier könnte zukünftig weiterer Forschungs­ einen Anteil an diesem internationalen Markt bedarf entstehen. sichern. Forschungs- und Entwicklungsbedarf Forschungs- und Entwicklungsbedarf 33Systeme und Verfahren für Exploration, 33Entwicklung von umweltverträglichen, Abbau und Transport von Gashydraten 33Verfahren zur Systemüberwachung wirtschaftlichen Produktionsverfahren 41 4.3. Sicherheit maritimer Systeme Der Stellenwert von Öl- und Chemikalienunfallsystemen wird mit Blick auf eine Reihe von Ölunfällen bis Die maritimen Energiequellen werden in immer hin zur Katastrophe im Golf von Mexiko 2010 weiter größeren Entfernungen zum Festland gefördert. zunehmen. Die Entwicklung und Optimierung Extreme Seegangereignisse wie Orkanböen oder solcher Systeme, die auch in rauer See und in Küsten- Freak-Waves sind dort keine Seltenheit. Sie gefährden nähe funktionstüchtig sein müssen, stehen weiterhin Menschen, Schiffe und Offshore-Strukturen. Bei der im Fokus der Forschungsförderung. Errichtung eines Windparks in der Nordsee beispielsweise müssen die Hubinseln bei einer Wassertiefe von 40 bis 50 Metern Wellenhöhen von bis zu 20 Metern widerstehen. Bereits beim Entwurf, aber auch beim Bau und Betrieb dieser Offshore-Anlagen müssen diese extremen Wetter- und Seegangereignisse berücksichtigt werden. Forschungsbedarf besteht in der Entwicklung autonomer Rettungs­systeme, Früherkennungs- und Unfallmanagementsystemen sowie modernen Assistenzsystemen, die helfen, richtige Entscheidungen bei Offshore-Operationen und Extremsituationen zu treffen. Die Installation von Offshore-Anlagen in Gebieten mit extremen Seegang­ Forschungs- und Entwicklungsbedarf ereignissen erfordert zudem neue Messverfahren, um die jeweiligen Belastungen aus dem Seegang zu berechnen und Auslegungsrichtlinien zu entwickeln. 33Auswirkungen extremer Wetter- und Seegangereignisse auf den Entwurf, Bau und Betrieb von schwimmenden Offshore- Durch die zunehmende Ausweitung der Rohstoff­ Strukturen gewinnung in eisbedeckten Gebieten besteht zuneh­- 33Entwicklung von Assistenzsystemen mender Bedarf an Evakuierungs- und Rettungskon- 33Offshore-Rettungssysteme zepten, die die entsprechenden Umstände im Eis 33Evakuierungs- und Rettungskonzepte im Eis berücksichtigen. Rechtzeitige Forschung und Entwick­- 33Früherkennungs- und Unfallmanagement- lung, die die bevorstehende Erschließung und Nutz­ung der „Neuen Arktis“ in ihre Vorhaben integriert, sichert vielversprechende Wachstumspotenziale. systeme 33Praxistauglicher Systeme und Verfahren zur Chemikalien- und Ölunfallbekämpfung 42 5. Maritime Technologien im Forschungsrahmen­programm der Europäischen Union 43 Die Europäische Union hat sich mit der Lissabon- Im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm werden für Strategie ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie will zum Verbundprojekte jährlich spezielle Förderthemen in wettbewerbsfähigsten Wirtschaftraum der Welt den „Call for Proposals“ vorgegeben. Dafür werden werden. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit ca. 4 Mrd. Euro im Themenbereich 7 „Transport“ Europas ist die Zusammenarbeit der europäischen investiert. Mitgliedsstaaten im Bereich Forschung und Entwicklung daher ein wichtiger Baustein. Dabei fokussiert Die Förderung im Themenbereich Verkehr umfasst: die Europäische Kommission ihr Engagement auf wesentliche Zukunftsfelder. 33Luftverkehr und -Transport 33Land- und Schiffsverkehr (Schiene, Straße und Forschung und Entwicklung kann sich nicht nur Wasserwege) an dem nationalen Bedarf orientieren, sondern muss 33Unterstützung des europäischen globalen auch europäische und internationale Entwicklungen Satellitennavigationssystems (Galileo) berücksichtigen und die Exportmöglichkeiten im Auge behalten. Gerade vor dem Hintergrund, dass Die Schwerpunkte des Forschungsrahmenpro- Nord- und Ostsee-Anrainerstaaten in der Europäi- gramms werden jährlich in Zusammenarbeit mit schen Union vereint sind, ist auf die europäischen den Mitgliedsstaaten und weiteren Organisationen Förderaktivitäten besonderes Augenmerk zu richten. zusammengestellt und abschließend in einem Das zunehmende internationale Zusammenwirken Arbeitsprogramm detailliert dokumentiert. Auch verschiedener Branchen ist in der maritimen For- andere spezifische Programme (u. a. Lebensmittel, schung und Entwicklung daher von besonderer Landwirtschaft und Biotechnologie, Informations- Relevanz. und Kommunikationstechnologien, Nanowissenschaften, Nanotechnologien, Werkstoffe und neue Die Fördermöglichkeiten des 7. und 8. EU- Produktionstechnologien, Energie, Umwelt und Forschungsrahmenprogramms sollten deutsche Sicherheit) bieten Fördermöglichkeiten für maritime Unternehmen und Forschungseinrichtungen intensiv Forschungsaktivitäten. in Anspruch nehmen. Eine komplementäre Förderung ist im Rahmen des Forschungsprogramms Die Unterstützung der grenzüberschreitenden „Maritime Technologien der nächsten Generation“ Zusammenarbeit in allen Themenbereichen erfolgt möglich, wenn die Vorhaben im allgemeinen durch: Bundesinteresse liegen. 33Verbundprojekte Bei der Konzeption europäischer Verbundprojekte 33Gemeinsame Technologieinitiativen leistet die Nationale Kontaktstelle (NKS) „Schifffahrt 33Koordinierung von Forschungsprogrammen und Meerestechnik“ Unterstützung. Als Teil des Netzwerks deutscher Kontaktstellen arbeitet sie eng außerhalb des Gemeinschaftsrahmens 33internationale Zusammenarbeit mit anderen Organisationen zusammen und verfügt über Kontakte zur Europäischen Kommission sowie zu den Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Weitere Informationen Firmen im maritimen Bereich. Im Rahmen der Koordinierung des ERA-NETs MARTEC II – Maritime 33cordis.europa.eu/home_de.html Technologies (2011 – 2014) pflegt der Projektträger 33www.ptj.de/europaeische-foerderung Jülich im Auftrag des BMWi Kontakte zu zahlreichen 33www.nks-schifffahrt-meerestechnik.de/ europäischen Fördermittelgebern und Management­- 33www.forschungsrahmenprogramm.de organisationen. 33www.martec-era.net 44 6. Rahmenbedingungen 45 Rechtsgrundlage und Zuwendungszweck tungen. Die Antragsteller müssen außerdem die notwendige fachliche Qualifikation besitzen. Forschungseinrichtungen, die gemeinsam von Bund Nach Maßgabe dieses Forschungsprogramms und und Ländern grundfinanziert werden, kann nur unter nach den Bestimmungen des Bundes für Zuwendun- bestimmten Voraussetzungen ergänzend zu ihrer gen auf Grundlage der §§ 23 und 44 Bundeshaushalts- Grundfinanzierung eine Projektförderung für ihren ordnung (BHO) sowie den dazu ergangenen Verwal- zusätzlichen Aufwand bewilligt werden. tungsvorschriften (VV) fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Forschung Im Rahmen von Verbundprojekten werden vorzugs- und Entwicklung in den Bereichen Schiffbau, weise industriegeführte Kooperationen angestrebt. Schifffahrt und Meerestechnik.Ein Rechtsanspruch Hochschulen und außeruniversitäre Forschungsein- auf Gewährung einer Zuwendung besteht nicht. Der richtungen sind aufgerufen, Forschungs- und Zuwendungsgeber entscheidet aufgrund seines Entwicklungskonzepte zu übergreifenden techno­ pflichtgemäßen Ermessens im Rahmen der verfügba- logischen Fragestellungen gemeinsam mit den ren Haushaltsmittel. potenziellen Anwendern zu entwickeln. Insgesamt soll die Vernetzung von Industrie und Forschungsein- Das Forschungsprogramm wurde von der Europäi- richtungen weiter verbessert werden und nachhaltig schen Kommission unter N 518/10 am 15.12.2010 zu höherer Effizienz von Forschung und Entwicklung notifiziert (veröffentlicht im Amtsblatt der Europäi- führen. schen Union vom 05.03.2011). In den Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft Die Förderung im Rahmen des Forschungspro- werden meist anwendungsorientierte Vorhaben gramms „Maritime Technologien der nächsten durchgeführt, welche in der Regel den Kategorien Generation“ wird die maritime Wirtschaft in ihrem industrielle Forschung oder experimentelle Entwick- Bemühen unterstützen, sich den zukünftigen lung zuzuordnen sind. Herausforderungen zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stellen. Sie leistet einen wichtigen Beitrag Im Rahmen dieses Forschungsprogramms werden zur Erhöhung der Wertschöpfung am Standort diejenigen Hochschulen bevorzugt gefördert, welche Deutschland und wird darüber hinaus helfen, den die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung und technologischen Fortschritt zu beschleunigen. Entwicklung in ihre Lehrangebote integrieren und Wesentliche Voraussetzung für eine effiziente damit die Grundlage für optimal ausgebildete Forschung und Entwicklung ist dabei die Bereitschaft Ingenieure legen, deren Leistungen zunehmend zum der Hochschulen, leistungsfähige Nachwuchskräfte entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden. Sich auf dem neuesten Stand von Wissenschaft und weiter verkürzende Innovationszyklen und die Technik auszubilden und sie in Forschungsprojekte Anstrengungen der Wettbewerber erfordern eine einzubinden. zeitnahe Integration der FuE-Ergebnisse in die wissenschaftlich-technische Ausbildung. Zuwendungsempfänger Antragsberechtigt sind Unternehmen der gewerb­ lichen Wirtschaft, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen1 mit Sitz und überwiegender Ergebnisverwertung in Deutschland, sowie deutsche Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrich- 1 Es gilt die aktuelle KMU-Definition der Europäischen Kommission, zurzeit die Empfehlung vom 06.05.2003 (2003/361/EG). Informationen zur EU-verbindlichen KMUDefinition sind zu finden unter: http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/files/sme_definition/ sme_user_guide_de.pdf 46 Zuwendungsvoraussetzungen dungsfähigen Kosten voraus. Bemessungsgrundlage für Hochschulen, Forschungs- und Wissenschaftsein- Maßgebend für eine Förderung im Rahmen dieses richtungen und vergleichbare Institutionen sind die Forschungsprogramms sind die Förderkriterien des zuwendungsfähigen projekt­bezogenen Ausgaben BMWi. Ein zur Förderung vorgeschlagenes Vorhaben (bei Helmholtz-Zentren und Fraunhofer-Instituten muss neuartig sein und zu einem überzeugenden die zuwendungsfähigen projektbezogenen Kosten), technologischen Fortschritt führen. Die mit dem die individuell bis zu 100 Prozent gefördert werden Projekt verbundenen wissenschaftlich-technischen können. oder wirtschaftlichen Risiken müssen so hoch sein, dass sie vom Antragsteller allein nicht getragen werden können. Die Bemessung der jeweiligen Förderquote muss den Gemeinschaftsrahmen der EU-Kommission für staatliche Beihilfen für Forschung, Entwicklung und Antragsteller sollen sich – auch im eigenen Innovation (FuEuI) berücksichtigen. Dieser Gemein- Interesse – im Vorfeld des Vorhabens mit dem schaftsrahmen lässt u. a. für KMU Zuschlagsregelun- EU-Forschungsrahmenprogramm vertraut machen. gen zu, die ggf. zu einer höheren Förderquote führen Grundsätzlich ist zu prüfen, ob das beabsichtigte können. Vorhaben spezifische europäische Komponenten aufweist und damit eine ausschließliche EU-Förde- Bestandteil eines Zuwendungsbescheides auf rung möglich ist. Weiterhin ist zu prüfen, inwieweit Kostenbasis werden die Nebenbestimmungen für im Umfeld des national beabsichtigten Vorhabens Zuwendungen auf Kostenbasis des BMBF an Unter- ergänzend ein Förderantrag bei der EU gestellt nehmen der gewerblichen Wirtschaft für FuE- werden kann. Das Ergebnis der Prüfungen soll im Vorhaben (NKBF98). nationalen Förderantrag kurz dargestellt werden. Bestandteil eines Zuwendungsbescheides auf Ausgabenbasis werden grundsätzlich die Allgemei- Art, Umfang und Höhe der Zuwendung nen Nebenbestimmungen für Zuwendungen zur Projektförderung (ANBest-P) und die Besonderen Nebenbestimmungen für Zuwendungen des BMBF Zuwendungen werden als nicht rückzahlbare Zu- zur Projektförderung auf Ausgabenbasis (BNBest- schüsse gewährt. Bemessungsgrundlage für Zuwen- BMBF98). dungen an Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft sind die zuwendungsfähigen projekt­bezo­genen Kosten, die in der Regel – je nach Zuwendungs­nähe des Vorhabens – bis zu 50 Prozent anteilfinanziert werden können. Das BMWi setzt grundsätzlich eine angemessene Eigenbeteiligung von mindestens 50 Prozent der entstehenden zuwen- 47 Verfahren Informationsquellen Das Antragsverfahren gliedert sich in zwei Stufen. Anträge auf Förderung können entsprechend der Zunächst ist eine aussagefähige Skizze beim Projekt- geltenden Richtlinien auf Ausgabenbasis oder träger einzureichen. Es wird empfohlen, erst nach Kostenbasis eingereicht werden. entsprechend positiver Bewertung Anträge auszu­arbeiten. Vordrucke für Förderanträge, Richtlinien, Merkblätter, Hinweise und Nebenbestimmungen Ergänzende Hinweise zum Antragsverfahren und zur Projektförderung im Rahmen des Forschungspro- sind verfügbar im Formularschrank unter: http://www.kp.dlr.de/profi/easy/formular.html gramms „Maritime Technologien der nächsten Gene­ration“ finden Sie auf der Homepage des Projekt­ Bei Verbundprojekten ist von den Partnern ein trägers Jülich unter: Koordinator zu benennen. Vor der Förderentschei- http://www.ptj.de/schifffahrt-meerestechnik dung über ein Verbundprojekt muss eine grundsätz­ liche Übereinkunft der Kooperationspartner über bestimmte vom Bund vorgegebene Kriterien nach­ gewiesen werden. Einzelheiten können dem BMBFMerkblatt - Vordruck 0110 - entnommen werden. Informationen zur EU-Förderung sind über den elektronischen Dienst der Europäischen Kommission abrufbar unter: http://www.cordis.eu Tabellarische Darstellung der Beihilfeintensitäten Kleine Unternehmen Mittlere Unternehmen Große Unternehmen Grundlagenforschung 100 % 100 % 100 % Industrielle Forschung 70 % 60 % 50 % 80 % 75 % 65 % 45 % 35 % 25 % 60 % 50 % 40 % Industrielle Forschung mit: q Zusammen­arbeit zwischen Unternehmen; bei Großunternehmen: grenzüberschreitend oder mit wenigstens einem KMU oder q Zusammenarbeit von Unternehmen und ­ Forschungseinrichtungen oder q Verbreitung der Ergebnisse Experimentelle Entwicklung Experimentelle Entwicklung mit: q Zusammenarbeit zwischen Unter­nehmen; bei Großunternehmen: grenzüberschreitend oder mit wenigstens einem KMU oder q Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungs­einrichtungen 48 Ansprechpartner Bundesministerium für Wirtschaft Projektträger Jülich und Technologie Forschungszentrum Jülich GmbH Referat IV A6 – Maritime Wirtschaft Fachbereich Schifffahrt und Meerestechnik www.fz-juelich.de/ptj www.bmwi.de Besucheradresse: Besucheradresse: Zimmerstraße 26 – 27 Scharnhorststraße 34 – 37 10969 Berlin 10115 Berlin Postanschrift: Postanschrift: Postfach 610247 11019 Berlin 10923 Berlin Tel.: 030 18615-7804 Tel.: 030 20199-507 Fax: 030 18615-7055 Fax: 030 20199-508 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Nationale Kontaktstelle Schifffahrt und Meerestechnik Die Nationale Kontaktstelle Schifffahrt und Meerestechnik informiert und berät im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie über die Möglichkeiten einer EU-Forschungsförderung im Bereich Schifffahrt und Meerestechnik. www.nks-schifffahrt-meerestechnik.de Förderberatung „Forschung und Innovation“ des Bundes Die Förderberatung „Forschung und Innovation“ des Bundes ist Erstanlaufstelle für alle Fragen zur Forschungs- und Innovationsförderung. Sie informiert potentielle Antragsteller über die Forschungsstruktur des Bundes, die Förderprogramme und deren Ansprechpartner sowie über aktuelle Förderschwerpunkte und -initiativen. Kostenlose Hotlines Forschungsförderung: 0800 26 23 008 Lotsendienst Unternehmen: 0800 26 23 009 www.foerderinfo.bund.de Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie herausgegeben. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.