Marketing Informationen Branchenanalyse Grundlagen Im Rahmen dieser Analyse wird die Branche, sprich die Summe der Anbieter, studiert. Es geht im Kern um die Frage, wohin sich die Branche entwickelt und damit um folgende Aspekte: • Branchen-Rentabilität (hohe oder tiefe Umsatzrentabilität; konstruktiver vs. destruktiver Branchenkampf) • Branchen-Struktur (viele Anbieter mit geringen Marktanteilen oder wenige Anbieter, die sich den Markt untereinander aufteilen) • Branchen-Dynamik (Veränderungen der AnbieterKonstellation; Eintritts- und Austrittsbarrieren) • Branchen-Reife (junge Branche vs. veraltete Branche) Porters Modell der fünf Wettbewerbskräfte ermöglicht die systematische Analyse der Attraktivität einer ganzen Branche. Es werden die fünf entscheidenden Wettbewerbskräfte analysiert und deren Konsequenzen auf die Unternehmensentwicklung abgeleitet. Porter geht davon aus, dass nicht alle Branchen das gleiche Gewinnpotential haben, sondern dass die zusammengefasste Stärke der fünf Wettbewerbskräfte die Wettbewerbsintensität und damit das Gewinnpotential und die Branchenrentabilität weitgehend bestimmt. Bedrohung durch neue Konkurrenten Um das Bedrohungspotential neu eintretender Wettbewerber bestimmen zu können, müssen die Attraktivität der Branche (Volumen, Margen), die Eintrittsbarrieren, also jene Barrieren, die neuen Wettbewerbern den Zugang zum Markt erschweren, und die absehbaren Reaktionen der etablierten Wettbewerber analysiert werden. Eintrittsbarrieren: • Betriebsgrössenersparnisse (economies of scale): Betriebsgrössenersparnisse schrecken neue Wettbewerber ab, da sie gezwungen werden, mit hohen Anlaufverlusten und Produktionsvolumina in den Markt einzusteigen. • Kapitalbedarf: Müssen hohe finanzielle Mittel in den Markteinstieg investiert werden, so stellt dies für einige Unternehmen eine nicht zu überwindende Hürde dar. • Umstellungskosten: Bei hohen sind neue Wettbewerber gezwungen, zu deutlich niedrigeren Konditionen anzubieten, oder sie benötigen einen hohen objektiven Produktvorteil. managerTool.ch • Produktdifferenzierung: Neue Wettbewerber müssen viel investieren, um bestehende Kundenloyalität zu überwinden. • Zugang zu Vertriebskanälen: Haben bestehende Wettbewerber eine starke Stellung bei den Vertriebspartnern, so müssen neue Konkurrenten viel Zeit und Geld aufwenden, um neue Kanäle aufzubauen. Die zu erwartenden Reaktionen der bestehenden Wettbewerber auf den Eintritt neuer Mitbewerber werden ebenfalls das Risiko des Eintritts beeinflussen. Wenn etablierte Unternehmen über hohe finanzielle Mittel und umfangreiche sonstige Ressourcen verfügen, sowie harte Vergeltungsmassnahmen gegen früher Eingetretene ergriffen wurden, ist die Wahrscheinlichkeit des Misserfolgs und die Höhe des zu erwartenden Verlusts relativ hoch. Geringe Erfolgsaussichten des Markteintritts schrecken neue Wettbewerber in der Regel wirksam ab. Die neu in den Wettbewerb eintretenden Unternehmen müssen abschätzen, ob die Ertragschancen eines Eintritts höher sind als die zusätzlich zu erwartenden Kosten aus der Überwindung von Eintrittsbarrieren und den zu erwartenden Reaktionen der etablierten Mitbewerber. Bedrohung durch Ersatzprodukte Substitutionsprodukte können auch aus weit entfernt liegenden Branchen stammen und dennoch die gleichen Funktionen erfüllen wie die Produkte der etablierten Unternehmen. Entscheidend ist ausschliesslich die Problemlösungskompetenz und die Funktionserfüllung aus Kundensicht. Um Ersatzprodukte ausfindig zu machen, ist nach der eigentlichen Problemlösung zu fragen, die der Kunde sucht. Alle Produkte, die aus Sicht des Kunden diese Funktion erfüllen können, sind grundsätzlich als Substitut zu betrachten. Dabei gelangt man häufig in Geschäftszweige, die weit von der eigenen Branche entfernt sind. Verhandlungsmacht der Abnehmer Für die Stärke der Abnehmergruppen gelten folgende Zusammenhänge (Porter, 1992): • Die Abnehmergruppe ist stark konzentriert und hat hohen Anteil am Gesamtumsatz des Verkäufers. • Je niedriger die Gewinne des Abnehmers sind, desto eher wird er versuchen, die Einkaufspreise zu senken. • Bei standardisierten, nichtdifferenzierten Produkten sind die Abnehmer meist in der Lage, die Lieferanten zu wechseln oder diese gegeneinander auszuspielen. 2 managerTool.ch • Je niedriger die Umstellkosten sind, denen sich der Abnehmer beim Wechseln der Lieferanten gegenübersieht (z.B. Kosten für Umschulung), desto leichter kann der Wechsel der Lieferanten erfolgen. • Wenn die Abnehmer eine Möglichkeit zur Rückwärtsintegration haben, können sie oft Zugeständnisse bei ihren Lieferanten erreichen. Verhandlungsmacht der Lieferanten Die Verhandlungsstärke der Lieferanten ist von folgenden Faktoren abhängig: • Konzentrationsgrad und Anzahl der Lieferanten: Ist der Konzentrationsgrad der Lieferanten hoch und wird der Lieferantenmarkt von einem oder wenigen Unternehmen dominiert, so ist ihr Einfluss auf Preis, Qualität und Verfügbarkeit und damit auch die Abhängigkeit der Abnehmer gross. • Die Lieferanten sind nicht durch Substitute bedroht, mit denen sie konkurrieren müssen. • Wenn die Lieferanten beim Kunden Produktdifferenzierungen aufgebaut haben oder der Umstieg zu anderen Lieferanten hohe Umstellungskosten mit sich bringen würde, wird die Verhandlungsstärke der Lieferanten ebenfalls erhöht. • Eine besondere Machtposition haben Lieferanten, wenn sie die Möglichkeit zur Vorwärtsintegration haben. Rivalität unter den bestehenden Unternehmen Die Wettbewerbsintensität unter den bestehenden Konkurrenten hängt von folgenden Faktoren ab: • Zahlreiche oder gleich ausgestattete Wettbewerber mit einer vergleichbaren Kostensituation sind der Grund dafür, dass die Rivalität unter den bestehenden Wettbewerbern im Kampf um die Marktführerschaft relativ hoch ist. • Fehlende Differenzierung verstärkt den Rivalitätsgrad, da aufgrund weitgehend austauschbarer Produkte der Wettbewerb primär über den Preis geführt wird. • Heterogene Wettbewerber, die sich in Zielen und Strategien, Herkunft, Einstellungen oder Stellung in ihrem Konzern deutlich voneinander unterscheiden, lassen nicht zu, dass sich allgemein gültige Wettbewerbsspielregeln durchsetzen. • Hohe strategische Einsätze können für die Rivalität unter den etablierten Unternehmen von Bedeutung sein, wenn einige Unternehmen alles darauf ausrichten, die Gesamtstrategie 3 managerTool.ch des Konzerns zu vollziehen, und zur Erreichung der gesteckten Ziele zu aggressiven Mitteln greifen (Preissenkungen, Dumping etc.). • Grosse Kapazitätsausweitungen, die mit dem Ziel getätigt werden, Kostenvorteile zu erreichen, können das AngebotNachfrage-Verhältnis destabilisieren und den Wettbewerb intensivieren. • Geringes Branchenwachstum führt zu einem harten Wettbewerb um Marktanteile. • Hohe Austrittsbarrieren liegen dann vor, wenn der Austritt aus einer Branche durch ökonomische, strategische oder auch emotionale Faktoren erschwert wird, und daher Unternehmen im Wettbewerb verbleiben, obwohl die Rentabilität unbefriedigend ist. 4 managerTool.ch