Informationen zu den Teilnehmern an der Aachener Irakkonferenz 2012: Erzbischof Jean Benjamin Sleiman OCD Der Irak braucht seine Christen Foto: kna/Ebel Mit Entsetzen erfährt Jean Benjamin Sleiman, dass inmitten eines Gottesdienstes Terroristen gewaltsam in ein Gotteshaus eingedrungen sind und die dort Betenden in ihre Gewalt gebracht haben. Nur mit Hilfe von irakischem Militär kann die Geiselnahme beendet werden, bei der 40 Menschen ihr Leben verlieren. Sleiman ordnet Polizeischutz für christliche Viertel an. Die Gewaltbereitschaft gegenüber Christen ist nichts Neues für den gebürtigen Libanesen. Bis heute werden Christen im Irak angegriffen oder entführt. Als Sleiman im Jahr 2001 nach Bagdad kommt, leben noch über eine Million Christen im Land – heute bekennen sich vielleicht noch 400.000 Christen und davon einige tausend römische Katholiken (Lateiner) zu ihrem Glauben. „Mittlerweile hat sich die Emigrationsbewegung der Christen zu einem ungeheuren Exodus ausgewachsen. Die erzwungenen Ausreisen sind wie ein regelmäßiger Aderlass“, findet Erzbischof Sleiman. „Es ist durchaus möglich, dass die Christen bald vollständig aus dem Irak verschwunden sein werden.“ Der Hirte aber ist entschlossen zu bleiben – auch wenn er der letzte Christ im Irak wäre. Denn für den 66-Jährigen steht fest, dass es nicht gut wäre, wenn die Christen ihre Jahrtausende alte Heimat Irak verlassen würden. Denn sie gehören dazu. Auch lehnt er die bevorzugte Aufnahme von christlichen Asylbewerbern aus dem Irak ab, um nicht den Zorn der Muslime zu schüren. „Gut für die Christen wäre, was auch gut für alle anderen Iraker wäre, der Aufbau eines funktionierenden Rechtsstaats“. Der weltoffene Ordensmann hat in Paris Theologie und Sozialwissenschaften studiert und glaubt, dass die Gewalt im Irak mehr politisch als religiös motiviert ist. Vor allem dort, wo Fundamentalisten an der Macht sind, sei das Leben der Christen besonders gefährdet. Den Verlust des Gefühls, in den Irak zu gehören, hält Erzbischof Sleiman für viel schlimmer als die Gewalt selbst. Der Karmeliter ist der Überzeugung, dass die Friedensförderung im Nahen Osten und im Irak mit dem Engagement für Frieden in Europa einhergehen müsse – denn die Folgen der Gewalt beträfen auch die Europäer.