Vordach, Halle und Organisation : das neue Messegebäude des Atelier ww in ZürichOerlikon Autor(en): Loderer, Benedikt Objekttyp: Article Zeitschrift: Hochparterre : Zeitschrift für Architektur und Design Band (Jahr): 11 (1998) Heft 3 PDF erstellt am: 22.08.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-120800 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Es gibt drei Ansätze, diesen bahn, das Hallenstadion und um den grossen Container zu beschreiben: Stadthof 11 (Architekt: Werner Stüche¬ li) hatten sich die (vereinigten Hütten¬ Als Bauwerk der Städtekonkurrenz, als Organisationslösung und als architektonische Leistung. werke) angelagert, provisorische Hal¬ len, die den Charme von Flugzeughan¬ UH&U V\\ Land müssten 30000 m2 Nutzfläche untergebracht werden. Statt in eben¬ erdige, eingeschossige Hallen wie es sich für eine moderne Messe gehört, musste die Nutzung in ein vierge¬ schossiges Gebäude versorgt werden. Das wurde mit zwei Stützenreihen pro Halle erkauft, denn die Nutzlast be¬ gars ausstrahlten. Sie hatten nur einen Vorteil: Sie waren ebenerdig. Alle redeten vom Neubau und anfangs trägt 1500 kg/m2. Mit Ausnahme des Dachgeschosses sind alle Nutzflächen mit Sattelschlep¬ der achtziger Jahre gab's einen Pro¬ jektwettbewerb, den das Atelier ww ge¬ pern erreichbar, was die Organisation des Gebäudes diktierte. Es ist eine wann. Doch das Projekt erlitt in der Volksabstimmung Schiffbruch. Schnittlösung mit klaren Zonierungen. Von vorn nach hinten ergibt sich: S*H % ¦-.- 1 • Die Ankunft: ein weit auskragendes Der Wirtschaftsstandort Die politischen Kräfte legten sich ge¬ genseitiglahm, bis die Wirtschaftsflau¬ te zu neuen Standpunkten zwang. Das übersättigte Zürich lernte unwillig ein Mangelwort zu buchstabieren: die Bauherrenberater: Richard Schubiger Architekten: Atelier ww Aktienkapital: 13 Millionen Darlehen Stadt: 15 Millionen Darlehen Kanton: 15 Millionen Hypotheken: 45 Millionen Eigenmittet: 17 Millionen Total: 105 Millionen Gebäude Länge: 137 m Breite: • Die Servicezone: pro Geschoss ein Restaurant, die Sanitäranlagen und die Nottreppen. Die Restaurants liegen dazu die erste Probe aufs Exempel. hinter den Ausstellungshallen, damit die Besucher die Hallen durchqueren Denn plötzlich wurde das Unmögliche müssen. wahr. Die Stadt Zürich entdeckte ein • Die Anlieferung: Zwei Schnecken¬ Grundstück, das in Windeseile umgezont wurde, ein Sportplatz wurde ge¬ rampen für Auf- und Abfahrt und Stau¬ raum auf den Geschossen. Diese Organisation verkürzt die Auf- zügelt, Parkplätze aufgehoben und vor allem brauchte es nun statt rund Schritte vom Neubau entfernt war po¬ litisch korrekt. Zusammenfassend: Von Pfeilerraster: 19,20 x 9,60 m Klima: Thermokernkühiung und Lüftung und Abbauzeiten und erlaubt damit tionales Baudenkmal. Würde der Neu¬ bau nicht das Denkmal beeinträch¬ der Stadt, das die veränderte Lage abbildet. Die Hallen übereinander Selbstverständlich war das Grund¬ stück knapp. Auf 16 000 Quadratmeter Das Merkzeichen eines öffentlichen Baus: ein weitausladendes Vordach und eine Reihe schlanker Stützen Ein Kühler Container kompromissbereit. Die fetten Jahre sind vorbei, jetzt muss wieder um die Märkte gekämpft werden. Die neue tigen? Die Befürchtungen waren um¬ sonst. Der Neubau stellt sich leise neben die ausdrucksvolle Form der Riesenschildkröte. Und er zeigt auch, dass es die eng ans Hallenstadion an¬ schliessenden niedrigen Provisorien waren, die das Denkmal beeinträchtig¬ ten. Jetzt, wo es frei steht, entfaltet es s v lungen gleichzeitig durchzuführen. Viel zu reden gab die Nachbarschaft des Hallenstadions, immerhin ein na¬ Messe Zürich ist das erste Gebäude in l mehr Ausstellungen pro Jahr. Es ist auch möglich, verschiedene Ausstel¬ der Angst um die Standortsgunst ge¬ trieben, fanden sich alle Beteiligten 115 m Höhe: 33 m Erschlies- gen Lyon, Stuttgart, Frankfurt, Wien und Mailand. Von links bis rechts hiess che nur noch etwa 30000. Sogar ein Parkhaus mit 1500 Plätzen ein paar Kosten in CHF und Kennziffern das hallen, je zwei pro Geschoss nebenein¬ ander liegend. 88 000 Quadratmeter Ausstellungsflä¬ (alle Zürich) Halle: lich nicht bloss gegen Basel, Genfund Bern behaupten, sondern ebenso ge¬ Bauingenieur: Höltschi & Schurter Elektroplanung: Schurter + Rosasco • Die grosse Städtekonkurrenz. Das eingebildete Wirtschaftszentrum musste sich plötz¬ Generalunternehmung: Steiner Haustechnik: Gruenberg & Partner Messeleitung als aufgehängter Glas¬ kasten. sungszentrumdes Hauses für das Pub¬ likum mit den Rolltreppen und zwei Glasliften. • Die Nutzflächen: die Ausstellungs¬ die neue Losung: Fördert den Wirt¬ schaftsstandort! Die Messe Zürich ist Bauherrschaft: Messe Zürich Vordach und darunter die Büros der sr**- i i X Querschnitt mit der Zonierung von hinten nach vorn Ausstellungshallen 3 4 Grosse Halle mit Besucher- i Ver- und Entsorgung mit den bei¬ den Autorampen erschliessung Vordach, darunter BUrto und Konferenztrakt 5 2 Restaurants und 25 Nottreppen R ¦ Sanitärbereiche, il « ß p-t<-x?t-^ ¦ Ill > „I »Li J Irti > ii! " m" '" Til _ 'u" EP m mWmmW -K. ¦ v///////////////yyAw^ v//////////////^ w^à ¦M I JJ J §1 t m ' »m & l i 3 +4 1+2 rn £ EC J !——!—r—i ZT.r mn „I DJ T7T^/7Ä7A Grundriss Erdgeschoss Die grosse Halle bindet das Konglo¬ merat der Messe architektonisch zu¬ sammen. Endlich ein Ort zum Durch¬ atmen jgTjii :rv nach Jahren wieder seine Präsenz. sucher mit dem Blick nach, durch und Der Neubau ist ein öffentliches Gebäu¬ von der Halle orientieren können. Im de und bringt dies auch klar zum Aus¬ kleinteiligen Gewühl der Messe ist hier ein Ort mit grossem Atem entstanden. Der Rest ist ein Gefäss, in das Messen abgefüllt werden. Die Fassade bleibt hinter den Flucht¬ druck. Das riesige Vordach mit den schlanken Stützen ist ein weitwirken¬ des Merkzeichen, das deutlich <hier> x* sagt. Diese Eingangsfassade wird ins öffentliche Bewusstsein eindringen. H Im Innern baikonen zurückhaltend. Eine Haut von Profilitgläsem, wobei die Stege der U- le. Sie ist der gefühlsmässige Schwer¬ Profile nach aussen gekehrt sind. Je nach Licht beziehungsweise Sonnen¬ konzentriert sich der archi¬ tektonische Wille auf die Eingangshal¬ punkt. Sie bietet Überblick und Rich¬ tung. Immer wird sich der Messebe- Profilitfassade: eine zurückhaltende, aber vieldeutige Haut Die Messe von hinten. Die stand hatdiese HautalleZuständevon gleissend bis stumpf, sie stellt andere Ansprüche als nur eine Hülle zu sein. Die neue Messe Zürich ist ein res¬ pektabler Bau. Benedikt Loderer