SWR2 Musikstunde

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SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
Caruso, Canzonen, Camorra
Musik in Neapel und rund um den Vesuv (5)
Von Ulrich Mutz
Sendung:
Freitag, 30. Januar 2015
Redaktion:
Bettina Winkler
9.05 – 10.00 Uhr
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR.
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Musikstunde mit Ulrich Mutz
Freitag, 30. Januar 2015
Caruso, Canzonen, Camorra
Musik in Neapel und rund um den Vesuv (5)
Jingle
Mit Ulrich Mutz unterwegs am Golf von Neapel; heute der fünfte und – leider
- letzte Tag unserer Tour. Desto mehr: herzlich willkommen!
Signet
Caruso, Canzonen und Camorra: Das war und ist unsere Devise diese
Woche. Mit Caruso haben wir uns gestern noch ausgiebig beschäftigt: in
Sorrent, wo der große Tenor die letzten Wochen seines Lebens verbracht
hat. Doch die Regionalbahn „Circumvesuviana“ hat uns, am Vesuv vorbei
inzwischen zurück nach Napoli gebracht: Und hier kommen wir an der
Camorra kaum vorbei; sie ist das neapolitanische Gegenstück zur
sizilianischen Mafia. So friedlich es auf der Sorrentiner Halbinsel zuzugehen
scheint, so brenzlig ist die Atmosphäre hier in Neapel. Bis heute ist die Stadt
eine Hochburg der Kriminalität: Da gibt es zum einen das organisierte
Verbrechen großen Stils: fast schon ein Wirtschaftszweig – und auf der
anderen Seite die Kleinkriminalität auf der Straße. Nirgendwo sonst habe je
ich eine solche Menge unverfrorener Taschendiebe bei ihrer zweifelhaften
“Arbeit” beobachten können, nicht einmal auf Sizilien. In Linienbussen
nesteln sich da die Langfinger auf der Suche nach Wertgegenständen durch
fremde Handtaschen: sozusagen die artistische Variante neapolitanischen
Diebstahls. Die brutale Version zeigt sich auf offener Straße, wenn rasende
Vespa-Fahrer plötzlich um die Ecke düsen und alten Damen die
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Handtaschen gleich ganz vom Arm reißen. Am besten, liebe Hörerinnen,
Sie nehmen gar nicht erst eine Handtasche mit, wenn Sie in Neapel
unterwegs ist; das gibt einem schon ein gewisses Sicherheitsgefühl. - Alles
nur Vorurteile und Klischees? Von wegen! - Die rauhe Wirklichkeit hier läßt
sich jedenfalls auf Dauer nur mit unserem dritten C ertragen, der Canzone –
und die ist oft auch mit dem hohen C verbunden, will sagen: die Domäne
italienischer Tenöre. Wie Beniamino Gigli, Der stammt allerdings nicht aus
Neapel sondern aus den mittelitalienischen Marken. Doch nach dem Tod
des großen Caruso wird er als potentieller Nachfolger des Tenorissimo
gehandelt: zusammen mit seinen Zeitgossen Giacomo Lauri-Volpi
und
Giovanni Martinelli. Auch Gigli war ein Meister im Gesang populärer
Canzonen – und das sogar in neapolitanischer Mundart: „Mandulinata a
Napule“.
Musik 1) Ernesto de Curtis:
Mandulinata a Napule
Beniamino Gigli, Tenor
CD: Nimbus NI 7874, (LC: 5871), Tr. <1>; Dauer: 3’12
„Mandulinata a Napule“ Beniamino Gigli hat diese neapolitanische Canzone
1925 gesungen: eine der allerschönsten Liedaufnahmen des Tenors, der
damals, mit 35 Jahren, im Zenit seiner Gesangskunst stand. Nicht von
ungefähr war Gigli der populärste italienische Tenor seiner Generation: nicht
etwa weil er vielleicht eine bessere Technik gehabt hätte als seine
Mitbewerber, oder einem kultivierteren Stil, sondern vor allem wegen der
schieren Schönheit seines Materials. Die sinnliche Süße seines Tenors
verströmt sich wie flüssiger Honig. - Über alle drei Tugenden: Stimme, Stil
und Technik verfügte später der Kollege Carlo Bergonzi: Er gilt bis heute als
der ideale Verdi-Tenor des 20. Jahrhunderts. 1924 wurde er unweit von
Verdis Geburtsort Le-Roncole-Busseto geboren; 2014, kurz nach seinem
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90. Geburtstag, ist er gestorben. Carlo Bergonzi war aber nicht nur ein
maßstäblicher
Verdi-Sänger,
er
hat
mit
seinem
Stilgefühl
auch
neapolitanische Canzonen geadelt. Wir hören jetzt einen Konzertmitschnitt
aus der Oper Zürich. Bergonzi, damals 67, hat unüberhörbar Spaß daran,
mit seiner Stimme - und mit dem, was er singt - zu spielen. Sein
Klavierbegleiter, der elegante Pianist Vincenzo Scalera: Der spielt dieses
Spiel mit ebensolchem Spaß mit. Und was die beiden gleich zum Besten
geben: Das brauche ich jetzt gar nicht anzusagen.
Musik 2) Eduardo Di Capua:
O sole mio
Carlo Bergonzi, Tenor; Vincenzo Scalera, Klavier
CD: Relief CR 911035 (LC: N.N.), 2. CD, Tr. <8> (Applaus zum folgenden
Sprechtext blenden); Dauer: ca. 2'45
Bravi für Carlo Bergonzi und seinen Klavierbegleuter Vincenzo Scalera nach der populärsten aller populären neapolitanischen Canzonen: „O sole
mio“. Gestern haben wir sie von einer verrauschten und verknisterten
Schellackplatte mit Enrico Caruso hören können; eben ging die Sonne des
italienischen Südens ohne akustische Bewölkung auf: an einem strahlend
blauen Himmel, so wie man sich das von einem Sommermorgen in
Süditalien wünscht. Hier, am Golf von Neapel, ist Italien genau so, wie auf
den Farbfotos im Reisekatalog. Das hat wohl schon Gioachino Rossini
geahnt, der erfolgeichste italienische Opernkomponist seiner Epoche. Seine
Opern-Italienerin Isabella läßt er ja nach Algier fahren - doch der
reiselustige türkische Fürst Selim in Rossinis “Turco in Italia”: Der geht an
den schönen Gestaden des Golfs von Neapel an Land. Als Rossini die Oper
komponiert, ist er 22. Im Jahr darauf verpflichtet der Agent Domenico
Barbaja den jungen Komponisten nach Neapel. Mit dem 1737 erbauten
Teatro di San Carlo beherbergt die Stadt bis heute eines der großartigsten
Opernhäuser Europas. Barbaja, damals Direktor des San Carlo, bewohnt
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einen Palazzo gleich um die Ecke. Der mächtige Theatermann wird auch
der „König der Impresari“ genannt - und sogar „Vizekönig von Neapel“.
Dieser Barbaja soll Rossini einmal gar in seinem Palazzo eingesperrt
haben. „Ich habe die Ouvertüre von Otello“, klagte Rossini selbst, „in einem
kleinen Zimmer im Palazzo Barbaja komponiert, wo der glatzköpfigste und
grausamste aller Direktoren mich gezwungenermaßen eingeschlossen
hatte. Ohne etwas anderes als einen Teller Maccheroni und mit der
Drohung, daß ich auch lebenslänglich nicht das Zimmer verlassen könnte,
bis ich die letzte Note geschrieben hätte.“ Nun, Rossini kommt wieder frei, und hier und jetzt trifft auch der angekündigte “Türke in Italien” ein: Sein
Schiff ankert, und Selim ist verständlicherweise voller Freude, endlich
italienischen Boden zu betreten. Allerdings singt er nicht „O sole mio“,
sondern: „Bella Italia“. Und mit dieser Cavatine macht er auf Anhieb auch
„bella figura“: Die kapriziöse Italienerin Fiorilla ist jedenfalls gleich Feuer und
Flamme für den türkischen Touristen.
Musik 3) Gioacchino Rossini:
“Bella Italia” aus “Il Turco in Italia”
Samuel Ramey, Baß-Bariton; Montserrat Caballé, Sopran; National
Philharmonic Orchestra, Leitung: Riccardo Chailly
CD: Warner Fonit 857382245-2 (LC: N.N.), 1. CD, Tr. <7>; Dauer: 6’26
Samuel Ramey und Montserrat Caballé in einem Ausschnitt aus der
Rossini-Oper „Il Turco in Italia“.
Das National Philharmonic Orchestra
spielte unter Riccardo Chailly. - “Bella Italia”: Mit diesem nicht sonderlich
originellen, doch von Herzen kommenden Ausruf preist der türkische Fürst
Selim bei seinem ersten Landgang die Schönheiten des Golfs von Neapel.
Ein aufmerksamer Beobachter Napolis und seiner Umgebung ist auch der
russische Schriftsteller Maxim Gorki. Doch anders als der 08/15-Tourist,
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richtet er sein Augenmerk auch auf die soziale Realität. Und damit auf die
Schattenseiten der Mezzogiorno-Metropole. Seit der Jahrhundertwende um
1900 hält sich Gorki wiederholt und für längere Zeit hier auf, auch auf Capri
und in Sorrent: nicht als Tourist, sondern in engem Kontakt mit der
einheimischen Bevölkerung. In seinen “Italienischen Märchen” erzählt er
etwa die Geschichte eines gar nicht so märchenhaften, doch desto
realistischeren Ereignisses: “Streik in Neapel”:
“In Neapel”, so Gorki, “streiken die Angestellten der Straßenbahn; längs der
ganzen Riviera di Chiaia zieht sich eine Kette leerer Straßenbahnwagen hin,
während sich auf der Piazza della Vittoria eine Menge Wagenführer und
Schaffner angesammelt hat – lauter fröhliche, lärmende Neapolitaner,
beweglich wie Quecksilber. Über ihren Köpfen, hinter dem Gitter des Parks,
glänzt schlank wie ein Degen der Strahl eines Springbrunnens. Feindselig
umringt die Straßenbahner eine große Anzahl von Menschen, die in alle
Richtungen
der
riesigen
Stadt
fahren
müssen,
und
alle
diese
Handlungsgehilfen, Gesellen, Krämer und Näherinnen äußern böse und laut
ihre Mißbilligung über die Streikenden. Zornige Worte, boshafte Sticheleien
ertönen, und unaufhörlich fuchteln Hände in der Luft herum, mit denen der
Neapolitaner ebenso ausdrucksvoll und beredt zu sprechen versteht wie mit
seiner nie stillstehenden Zunge.
Vom Meer her weht eine leichte Brise, leise wiegen sich die dunkelgrünen,
fächerförmigen Blätter der mächtigen Palmen des Stadtparks, ihre Stämme
haben eine merkwürdige Ähnlichkeit mit den klobigen Beinen riesiger
Elefanten. Kleine Jungen – die halbnackten Kinder der neapolitanischen
Straßen – hüpfen umher wie Sperlinge und erfüllen die Luft mit Lachen und
lautem Geschrei.
Die Stadt, die wie ein alter Stich aussieht, ist ganz in heißes Sonnenlicht
getaucht und dröhnt wie ein Orchestrion; die blauen Wellen des Golfs
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klatschen mit dumpfen Schlägen gegen das steinige Ufer und begleiten das
Murren und Schreien der Leute gleich einem Tamburin.”
(Maxim Gorki, Italienische Märchen, aus dem Russischen übersetzt von
Alexander Stein und Erich Boehme, Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1968, S.
11 f.)
Soweit der russische Schrüftsteller Maxim Gorki über einen Streik in
Neapel. Aufstände und Revolten haben fast schon Tradition am Vesuv.
Schließlich mußte die Region im Lauf der Jahrhunderte immer wieder
Fremdherrschaft erdulden. Auch in einer einst vielgespielten Oper des
Franzosen Daniel-Francois-Esprit Auber: “Die Stumme von Portici” heißt
sie. Das Städtchen Portici liegt übrigens nur einen Katzensprung südlich
von Neapel, an der Strecke der Regionalbahn “Circumvesuviana” nach
Sorrent. Aubers Oper wurde 1830, bei ihrer Erstaufführung in Brüssel, zur
Initialzündung einer politischen Revolte in Belgien. Kein Wunder: Die
Handlung dreht sich um einen Volksaufstand gegen den spanischen
Vizekönig von Neapel. Anführer der Aufständischen ist der eigemtlich
friedfertige Fischer Masaniello: jetzt gesungen von Alfredo Kraus.
Musik 4) Daniel-Francois-Esprit Auber:
Spectacle affreux...Du pauvre ami seul, aus „La Muette de Portici“
Alfredo Kraus, Tenor; Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo, Leitung:
Thomas Fulton
CD: EMI 5752572 (LC: 6646); 2. CD, Tr. <4>; Dauer: 11'22
Alfredo Kraus lieh seinen Tenor eben Masaniello, einem neapolitanischen
Fischer, der in Daniel-Francois-Esprit Aubers Oper “Die Stumme von
Portici” zum Anführer eines Volksaufstandes wird. Thomas Fulton stand am
Pult des Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo. À propos Fischer:
Wenn Sie sich für Fische oder anderes Wassergetier interessieren und nach
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Neapel kommen, dann sollten Sie nicht versäumen, im Stadtpark am
Meeresufer das historische Aquarium zu besichtigen. Der deutsche Zoologe
Anton Dohrn hat es im 19. Jahrhundert eingerichtet – eines der
renommiertesten
Forschungsinstitute seiner Art auf der Welt. Im
Erdgeschoß kann man in altertümlichen Becken die Fauna das Mittelmeers
beäugen, im Vortragssaal in der Bel Etage dagegen mediterrane Fresken:
einen Zyklus von Wandbildern nämlich, die der deutsche Künstler Hans von
Marées hier gemalt hat. Natur- und Kunstgenuß unter einem Dach. 1925
war für ein paar Monate auch der Schriftsteller Ernst Jünger zu Studien hier.
Nach den Stahlgewittern des Ersten Weltkriegs erforschte er hier nun
Tintenfische. Doch seine Zeit in Neapel war letztlich eher mit ästhetischer
Betrachtung
ausgefüllt
als
mit
ertragreicher
Naturforschung.
Das
unterstreicht auch ein Abschnitt aus seinem Buch “Das abenteuerliche
Herz”. Die Überschrift: “Frutti di Mare. Neapel.”
“Seit einigen Wochen”, so Jünger, “habe ich mich hier seßhaft gemacht, als
Dottore pescatore, wie das Volk die in den Räumen des Aquariums
arbeitenden Zoologen zu nennen liebt. Es ist ein kühler, klösterlicher Ort, an
dem bei Tag und Nacht süßes und salziges Wasser in große gläserne
Becken sprudelt, inmitten eines Parkes, der sich am Meer erstreckt. Über
den Arbeitstisch hinweg ruht sich das Auge auf dem Castell dell'Ovo aus,
das die Staufer als Zwingburg aus dem Wasser errichteten, und weiter
hinten, mitten im Golfe, lagert, in seiner Form an eine ausgestreckte
Weinbergschnecke erinnernd, das schöne Capri, auf dem einst Tiberius mit
seinen Spintriern saß. (...)
Meine Aufmerksamkeit ist einem kleinen Tintenfisch gewidmet, der Loligo
media heißt und mich jeden Morgen von neuem durch die Schönheit seines
farbigen Schwanengesanges entzückt, den er aus einer fließenden Skala
brauner, gelber, violetter und purpurner Töne kombiniert. Insbesondere
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liebe ich eine köstliche Art des Erblassens an ihm, eine nervöse
Nachlässigkeit, durch die er neue, unerhörte Überraschungen vorzubereiten
pflegt. Allzubald fällt diese Pracht dem Tode anheim; sie erlischt gleich
flammenden Wolken, die sich im Feuchten auflösen, und nur die
grüngoldenen Ringe, die die großen Augen emaillieren, leuchten wie
Regenbogen nach. Auf seinem spannenlangen Körper spielt das Leben
seine berauschende Melodie; es überschüttet ihn mit seinem Überflusse
und läßt ihn gleich einer grausamen Geliebten im Stich. Nach so viel Glanz
bleibt der Überrest wie ein bleicher Schemen, wie die ausgebrannte Hülse
eines goldenen Feuerwerks zurück.”
(Ernst Jünger, Das abenteuerliche Herz, Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1979,
S. 50 f.)
Musik 5) Luigi Denza:
Funiculì Funiculà
Beniamino Gigli, Tenor; Orchester, Chor, Leitung: N.N.
CD: Nimbus NI 7807 (LC: 5871), Tr. <22>; Dauer: 2'50
„Funiculì Funiculà“, ein musikalisches Feuerwerk, war das, gesungen von
Beniamino Gigli. “Funiculì Funiculà” ist übrigens kein neapolitanisches
Volkslied, sondern ein italienischer Schlager aus dem ausgehenden 19.
Jahrhundert. Der Komponist Luigi Denza schreibt ihn damals zur Eröffnung
der neuen Standseilbahn auf den Vesuv. Längst ist sie den Launen des
unberechenbaren Vulkans zum Opfer gefallen – wie im Jahre 79 nach
Christus schon die Städte Pompeji und Herkulaneum. Doch als 1886 der
Komponist Richard Strauss hier ist, da ist er sich nicht zu schade, den
Seilbahnschlager in eines seiner Orchesterwerke aufzunehmen. Strauss
bringt es als eine Art musikalisches Souvenir von hier mit heim. Ich meine
seine sinfonische Fantasie „Aus Italien“. Gestern konnten wir schon den
dritten Satz genießen: „Am Strande von Sorrent“. Bei der Uraufführung - die
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war 1887 in Straussens Heimatstadt München - da stieß vor allem das
Finale auf Unverständnis, - was den selbstbewußten Jung-Komponisten
auch noch amüsiert hat. „Die Uraufführung meiner Fantasie über Italien“,
berichtet er, „hat großen Rumor hier hervorgerufen (...) die ersten Sätze
fanden noch leidlichen Beifall; nach dem letzten, der etwas toll ist (in Neapel
geht’s aber auch bunt her) ging neben lebhaftem Beifall auch ordentliches
Zischen los, das mir natürlich großen Spaß machte.“ So selbstbewußt:
Richard Strauss. Ja, und in diesem Satz macht er hörbar Anleihen beim
Gassenhauer des Kollegen Denza. Schließlich heißt der Satz auch
„Neapolitanisches Volksleben“.
Musik 6) Richard Strauss:
Finale („Neapolitanisches Volksleben“) aus der Sinfonischen Fantasie „Aus
Italien“ op. 16
Staatskapelle Dresden, Leitung: Rudolf Kempe
CD: EMI 7643502 (LC: 6646), 2. CD, Tr. <4>; Dauer: 8’48
Das Finale aus Richard’ Strauss sinfonischer Fantasie “Aus Italien”, gespielt
von der Staatskapelle Dresden unter Rudolf Kempe. Ja, und damit geht
unsere musikalische Tour an den Golf von Neapel nun auch unaufhaltsam
ihrem Ende entgegen. Nach fünf erwärmenden Musikstunden müssen wir
uns bald wieder an das rauhe teutonischen Klima gewöhnen. Doch vor dem
drohenden Kälteschock singt uns Enrico Caruso erst noch das passende
Abschiedslied: 1919 hat er es auf Schellack aufgenommen. Der
Orchesterpart
wurde
der
akustischen
Aufnahme
jedoch
erst
zwei
Jahrzehnte später, mit elektrischen Mitteln, hinzugefügt. „L’Addio a Napoli“.
Musik 7) Guglielmo Cottrau:
L’Addio a Napoli
Enrico Caruso, Tenor
CD: Archiphon ARC-116 (LC: 7730), Tr. <18>; Dauer: 3’06
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Das war eine letzte Schellackplatte von und mit Enrico Caruso: Der
neapolitanische Jahrhunderttenor sang Guglielmo Cottraus Canzone
„L’Addio a Napoli“. Ja, und auch wir müssen Neapel jetzt nolens volens:
Adé sagen. Aber natürlich können Sie auch die Musikstunden dieser Woche
wieder jeweils sieben Tage lang im Internet nachhören. Dort finden Sie auch
die Manuskripte dazu: auf unserer Internetseite swr.de und dort einfach
weiterklicken zu SWR 2 und der Musikstunde. Wenn Sie einen
Sendungsmitschitt auf CD haben mögen: Unser Mitschnittdienst macht's
möglich, hier die Telefonnummer: 0 72 21 - 92 92 60 30. Vielleicht fällt es
damit auch weniger schwer, sich wieder im winterlichen Deutschland zu
akklimatisieren. Morgen früh folgt hier die musikalische Monatsrevue mit
Lars Reichow. Ihr Cicerone rund um den Vesuv in dieser Woche war Ulrich
Mutz, und der sagt jetzt auch: Addio!
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