StrategiSche innovationen von oben führen und geStalten

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6 General Management Fokus
C-Level magazin 5 | 2014
C-Level magazin 5 | 2014
General Management Fokus 7
Strategische
Innovationen
von oben
führen
und
gestalten
Nur ein strategischer Ansatz für Innovationen
und hierauf abgestimmte Strukturen fördern in
Unternehmen die Innovationskraft. Dass diese
unerlässlich ist, um langfristig im Markt zu
bestehen, ist unbestritten. Dennoch hapert
es vielerorts an der Umsetzung geeigneter
Massnahmen.
8 General Management Fokus
„Innovation unterscheidet den Vorreiter von den Verfolgern.“ Dieses Zitat von Apple-Gründer und Inno­
vations-Guru Steve Jobs gilt heute mehr denn je. Das
systematische Führen von Innovationen hat rasant
an Bedeutung zugenommen und wird längst als Kernkompetenz der obersten Management-Riege wahrge­
nommen. Denn strategische Innovationen sind zu
einem kritischen Erfolgsfaktor geworden, der über
nachhaltigen Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens entscheiden kann. Dabei reichen inkrementelle
Veränderungen des Status Quo schon lange nicht mehr
aus. Gefragt sind heute vermehrt strategische Innovationen mit grosser Tragweite im gesamten Unternehmen und im Markt.
Vieles deutet jedoch darauf hin, dass das Thema
Innovation noch immer oftmals mit dem Durchfüh­ren
von Kreativitätsworkshops als ausreichend gewürdigt
angesehen wird. Eine fatale und ungenügende Heran­gehensweise für dieses aus Unternehmenssicht überlebensnotwendige Thema. Gerade etablierte, in ihrem
bisherigen Geschäft traditionell erfolgreiche Unternehmen tun sich schwer, neue Ideen in ihrer Organisation zu entwickeln und dann auch noch erfolgreich
umzusetzen. Ohne diese Fähigkeit laufen viele Unter-
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nehmen jedoch Gefahr, dass ihr traditionelles Geschäft früher oder später zu einem Auslaufmodell wird
und sie den Anschluss verlieren.
Schliesslich hat sich die Halbwertszeit von Unternehmen weltweit aufgrund des verschärften globalen
Wettbewerbsdrucks in den vergangenen Jahren stetig verkürzt. Bekanntes Beispiel hierzu ist Kodak. Der
ehemalige Branchenprimus entwickelte zwar früh
eine Digitalkamera, die aber zu teuer und vom Management als zu wenig gut beurteilt wurde. Letzten Endes
wurde Kodak von der Konkurrenz überrollt.
Um in diesem dynamischen Umfeld zu bestehen,
sind Unternehmen aller Branchen gezwungen, sich
immer wieder neu zu definieren und zu erfinden. Es
genügt nicht mehr, seine aktuelle Marktposition in
traditioneller Weise zu behaupten.
Genau aus diesem Grund widmete sich der 3. C-Le­vel-Roundtable am 3. Juli im Park Hyatt in Zürich dem
Thema „Strategische Innovationen von oben führen
und gestalten“. An diesem von Cognizant und Boydak
Strategy Consulting unterstützten Anlass entwickelte sich unter den Top-Managern im Publikum und den
drei Podiumsteilnehmern, August Harder (CIO, Head of
IT and Production bei Coop), Oliver Heckmann (Vice
General Management Fokus 9
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Wie hoch ist derzeit bei Ihnen der Druck
zu Innovation?
Was sind die Haupttreiber für Innovation?
Fast drei Viertel der Befragten spürt bereits hohen
Innovationsdruck.
Digitalisierung wird als wichtigster Treiber für Innovation
angesehen.
Digitalisierung
32
Big Data
17
Mobilität
73 %
Hoch
15
Globalisierung
13
Andere
Nachhaltigkeit
10*
5
(Sich wandelnde)
Kundenbedürfnisse
4
Social Media
4
Anzahl Antworten
* Enthält Treiber wie Marktveränderung, Demografie,
Mitarbeitende, Regulierung,
Dezentralisierung und
makro­ö konomisches Umfeld
Quelle: Umfrage bei 58 Top-Executives der C-Level-Community am 3. Juli 2014
President Engineering EMEA bei Google) und Euan
Davis (Director Center for the Future of Work bei Cognizant) sowie Moderator Ralph Landolt (Vice President
bei Boydak Strategy Consulting) eine spannende Diskussion.
Innovationsdruck im digitalen Zeitalter Fast
drei Viertel der teilnehmenden Top-Manager geben an,
dass der Druck auf die Unternehmen zu fortwährender Innovation sehr hoch sei. Als grösster Treiber für
Innovationen in Unternehmen wurde beim jüngsten
10 General Management Fokus
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Von links nach rechts: Moderator Ralph Landolt (Boydak Strategy Consulting), Euan Davis (Cognizant), Oliver Heckmann (Google) und
August Harder (Coop).
C-Level-Roundtable die Digitalisierung genannt, gefolgt von Big Data. Eines der Schlagworte dazu ist SMAC
(Social, Mobile, Analytics and Cloud). Die vier Technologien stehen stellvertretend für das Potenzial neuer
Produkte und Geschäftsmodelle, die durch das Zusammenspiel der Trends des Social Networkings, Mobile
Computing, Analytics (Big Data) und Cloud Compu­ting entstehen.
Egal, in welcher Branche ein Unternehmen tätig
ist, SMAC betrifft sie alle. Gleichzeitig verändert sich
auch die Wertschöpfungskette. Moderator Ralph Land­olt veranschaulichte dies in seiner Einleitung am Beispiel der Musikindustrie: Die Innovationskurve der
Musik verlief lange Zeit sehr flach, Aborigines und
Mayas verbesserten etwa mit der Wahl des Holzes ihrer
Instrumente den Ton. Mit dem Bau von Opernhäusern
wurde Musik später an einen Ort gebunden. Erst Ende
des 19. Jahrhunderts wurde Musik auf Schallplatten
gebannt und so erstmals vom Musiker getrennt. Die
Musikindustrie war geboren. Die Schallplatten wurden
von Kassetten abgelöst, mit deren Verkauf die Musikindustrie noch vor 25 Jahren den grössten Teil ihres
Umsatzes generierte. Heute kennen Jugendliche diesen Tonträger kaum mehr. Musik ist ein weitgehend di­gitalisiertes Produkt. Dasselbe „Schicksal“ ereilt auch
andere Branchen.
Vorausschauendes Innovationsmanagement
Der Innovationsdruck ist natürlich nicht in jeder
Branche gleich gross. Zu spüren ist er jedoch überall,
und er wird weiter zunehmen. So spürt laut Google-Manager Oliver Heckmann selbst das Vorzeigeunterneh­
General Management Fokus 11
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men in diesem Bereich den Druck zu Innovation. „Obwohl wir in vielen Bereichen Leader sind, lässt der
Innovationsdruck nicht nach. Wir hinterfragen fortlaufend, wie wir unseren Kunden einen echten Mehrwert durch Neues geben können. Und wir diskutieren
gleichzeitig disruptive Innovationen. Auch solche, die
zukünftig für uns eine Gefahr darstellen könnten.“ Als
Beispiel führte der Innovationsexperte den zunehmenden Shift der Kundschaft vom Web zu Mobile an.
Auch Google als ursprünglich klassisches Web-Unternehmen musste auf diese Entwicklung reagieren, um
seine Marktposition aufrechtzuerhalten, und steckt
daher zunehmend Energie in die Welt der Apps.
August Harder von Coop sieht ebenfalls vor allem
die Entwicklungen des digitalen Zeitalters als Treiber
des Innovationsdrucks. Im Detailhandel sei der Inno­
vationsdruck momentan zwar noch weniger stark. Er
werde aber natürlich auch hier zunehmen. Bis in fünf
Jahren werden alle Non-Food-Produkte, mit denen heute rund sechs Milliarden Franken umgesetzt werden,
auch übers Internet zu beziehen sein. Harder schätzt,
dass rund ein Drittel dieses Verkaufsvolumens ins Internet abwandern wird. Dies hat einerseits zwar zur
Folge, dass die Preise für Produkte sinken. Auf der anderen Seite lässt sich im Internethandel das Angebot
massiv vergrössern, weil es nicht auf den Platz eines
Verkaufsstandortes beschränkt ist, was zu zusätzli­chen
Verkaufspotenzialen führt. Zudem entfallen die Kosten
für den physischen Verkaufsstandort. Für Coop ist es
trotzdem weiterhin wichtig, auch physisch mit einem
Ladengeschäft präsent zu sein. Das Unternehmen legt
deshalb den Fokus auf eine Mehr-Kanal-Strategie. Und
nicht jede Entwicklung erfordert laut dem Top-Manager ein hohes Mass an Kreativität. So zählte Harder
einige der Erfolgsfaktoren im Internethandel auf, die
im Grunde offensichtlich sind. „Preis? Natürlich möglichst den günstigsten. Sortiment? Wenn möglich alles. Lieferzeit? So schnell wie irgend möglich.“
Doch auch wenn theoretische Erfolgsrezepte quasi
kein Geheimnis sein müssen, können Innovationen
helfen, sie zu erreichen bzw. zu optimieren. Jüngstes
Beispiel hierfür ist etwa das Drohnenprojekt des Inter­netriesen Amazon, mit dem in Ballungsräumen innerhalb weniger Stunden das bestellte Produkt den Kunden erreichen soll.
Heckmann bezeichnet folglich Innovation auch als
den Treiber des Erfolges, der schliesslich die Daseinsberechtigung eines Unternehmens ausmache. Gleichzeitig geben in der Umfrage aber mehr als die Hälfte
der anwesenden Top-Manager an, dass bloss ein bis
zehn Prozent ihrer Unternehmensumsätze auf Inno­v a­tionen der vergangenen drei Jahre zurückgeführt werden können. Noch reichlich Potenzial also in Schweizer Unternehmen. Den höchsten Nutzen erzielen die
befragten Unternehmen aus Innovationen in den Bereichen Produktion & Operatives sowie Marketing & Verkauf.
Strategische Herangehensweise Zentral für
eine höhere und stetige Innovationskraft ist das Vorhandensein einer intelligenten Herangehensweise an
das Thema Innovationen. Dabei lassen sich je nach
Tragweite drei Arten von Innovation unterscheiden:
Zum einen disruptive neue Produkte, Services oder gar
Geschäftsmodelle (Create). Etwa iTunes von Apple, das
in Kombination mit der entsprechenden Hardware
eine ganze Branche auf den Kopf gestellt hat. Zweitens
die transformative Umgestaltung eines bestehenden,
etablierten Geschäftes (Transform). So geschehen erneut bei Apple, indem die Fertigung von Produktteilen
beispielsweise an Foxconn ausgelagert wurde. Und drit-
In welchem Geschäftsbereich ziehen Sie
den grössten Nutzen aus Innovation?
Innovation wirkt sich am stärksten in den Bereichen
Produktion & Operations und Marketing & Vertrieb aus.
Produktion &
Operations
31
Marketing & Vertrieb
28
Forschung &
Entwicklung
14
Finanz- & Risikosteuerung
Andere
4
2
Anzahl Antworten
Quelle: Umfrage bei 58 Top-Executives der C-Level-Community am 3. Juli 2014
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Strategische Innovation
General Management Fokus 13
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­
Wie hoch ist die Erfolgsrate von Innovationsprojekten innerhalb Ihres Unternehmens?
Drei Arten strategischer Innovationsvorhaben
Die durchschnittliche Erfolgsrate von Innovationsprojekten liegt lediglich bei 31 Prozent.
2. Transform
3. Optimize
Transformative
Umgestaltung
eines bestehenden,
etablierten
Geschäftes
Optimierung
bereits zur Marktreife gelangter
Produkte, Services
und Prozesse
Quelle: Boydak Strategy Consulting
t­ ens die Optimierung bereits zur Marktreife gelangter
Produkte und Dienstleistungen (Optimize). Bekanntes Beispiel hierzu ist der Automobilkonzern Toyota,
dem es erfolgreich gelingt, seine Fahrzeugmodelle kon­tinuierlich zu verbessern.
In vielen Organisationen sind strategischen Inno­
vationen jedoch eher dem Zufall überlassen. Entweder
kommt es zu homöopathischen Veränderungen von
unten, die keinen signifikanten Wertbeitrag für das
Unternehmen nach sich ziehen. Schliesslich ist es einfacher und bequemer, Etabliertes immer weiter zu entwickeln, als etwas vollkommen Neues zu erfinden, von
dem man nicht weiss, ob es Erfolg haben wird. Oder
ein ungeplanter Geistesblitz führt zu einer zukunftsträchtigen Neuentwicklung mit grosser Wirkung. Sich
auf diese beiden Innovationsansätze zu verlassen, wäre
fatal. Vielmehr sollte der Zufall durch einen strategi­
schen Ansatz für Innovationen in einem Unternehmen
ersetzt werden. Und zwar angestossen von der Unter­
nehmensführung, von oben also. Nur durch diese strategischen Innovationen können fundamentale Veränderungen mit hoher Ertragskraft nachhaltig herbeigeführt werden.
Die verschiedenen Arten von Innovation im Unternehmen (Create, Transform oder Optimize) erfordern natürlich Mit­a r­beitende mit unterschiedlichen
Fähigkeiten und Know-how. Daher ist es generell sinnvoll, je nach Innovationsart jeweils Teams mit unterschiedlichem Skill-Mix zu beauftragen. Umso überraschender war vor diesem Hintergrund ein weiteres
Ergebnis der Umfrage unter den am C-Level-Round-
Durchschnitt: 31 %
15
Anzahl Nennungen
1. Create
Disruptive neue
Produkte, Services
und Geschäfts­
modelle
10
5
0
< 10 %
10 – 20 %
20 – 30 %
30 – 40 %
40 – 50 %
50 – 60 %
60 – 70 %
70 – 80 %
80 – 90 %
Erfolgsquote Innovationsprojekte
Quelle: Umfrage bei 58 Top-Executives der C-Level-Community am 3. Juli 2014
table teilnehmenden Top-Managern. Demnach wählt
nur ein Drittel der Schweizer Unternehmen den Ansatz, mit dem ein Innovationsprojekt verfolgt wird, in
Abhängigkeit von der Art der Innovation. Alle ande­ren machen diesbezüglich keine Unterscheidung im
Projektablauf.
Differenzieren Sie systematisch Ihren ansatz je
nach Innovation (Create, Transform, Optimize)?
Nur ein Drittel der Firmen passt seinen Innovationsansatz
den unterschiedlichen Innovationsarten an.
33 %
Ja, klar differenziert
Quelle: Umfrage bei 58 Top-Executives der C-Level-Community am 3. Juli 2014
Die richtigen Strukturen für strategische
Innovationen Neben dem strategischen Innova­
tionsansatz bezeichnet Euan Davis von Cognizant es als
unerlässlich, im Unternehmen geeignete Struktu­ren
zu schaffen, damit die Ideen überhaupt wahrgenommen und weiterverfolgt werden können. Zwar wer­den
laut dem schottischen Innovationsexperten nie alle
Ideen das Stadium eines markttauglichen Produktes
erreichen. Die Voraussetzung für einen Verkaufsschlager ist jedoch zunächst einmal, dass Ideen überhaupt
die Chance haben, im Unternehmen in alle relevanten Entscheidungsebenen durchzudringen.
August Harder von Coop vergleicht den Zugang zu
Innovationsmanagement mit einem schmerzenden
Rückenleiden: „Man muss täglich seine Übungen machen, den Rücken fortlaufend pflegen und sich darum
kümmern. Dasselbe gilt für Innovation.“ Das sei zwar
aufwendig, aber lohnenswert. „Innovationen muss
man führen und lenken. Trotz einem systematischen
Vorgehen muss man sich aber bewusst sein, dass nicht
alle Innovationen erfolgreich sein können“, fügt Harder
an. Diese Aussage wird durch die Befragung der C-Level-Community gestützt, die Innovationsprojekten
eine auf den ersten Blick relativ niedrige Erfolgsrate
von durchschnittlich 31 Prozent bescheinigt.
14 General Management Fokus
Gerade dann aber ist auch das Top-Management
gefragt. Eine in allen Unternehmensebenen verankerte Innovationsfähigkeit verlangt vom Unternehmensleiter auch die Toleranz, dass ein von Mitarbeitenden entwickeltes Produkt ein Misserfolg ist. Die
betreffenden Personen zu sanktionieren, wäre das
falsche Signal, bindet die Innovationsfreude zurück
und schürt gar Angst, so Heckmann. Eine Garantie
für einen stetigen Fluss an Innovationen gibt es natürlich auch dann nicht, aber dass Mitarbeitende Innovationskultur als Bestandteil der UnternehmensDNA verinnerlichen, ist die notwendige Bedingung.
Gelingt es dann noch, diese Innovationskultur mit
ausgeklügelten Innovationskonzepten zu verknüpfen,
wird die Unternehmensführung die Mitarbeitenden
erfolgreich dazu befähigen, echte Marktchancen zu
erkennen und das Unternehmen nachhaltig in einem
globalisierten Wirtschaftsumfeld zu positionieren.
Innovationskultur fördern Doch wie gelingt
es, eine nachhaltige Innovationskultur im Unternehmen einzuführen?
Sucht man nach Beispielen für Unternehmen mit
ausgeprägter Innovationskultur, landet man schnell
beim Technologieriesen Google. Legendär ist beispielsweise das „80/20 innovation time off model“
von Google, in dem Mitarbeitende aktiv aufgefordert
werden, 20 Prozent ihrer Arbeitszeit für Innovations­-
C-Level magazin 5 | 2014
aktivitäten zu nutzen. Nun steht selbst Googles Ansatz
nicht mehr uneingeschränkt jedem seiner Mitarbeitenden zur Verfügung. Und die 80/20 kann sicherlich
nicht 1 : 1 auf andere Unternehmen übertragen werden.
Dennoch können Unternehmen branchenübergreifend
von Firmen wie Google lernen, was die Essenz dieser
Herangehensweise ausmacht. Eine Kultur der Innovationslust und Kreativität in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verankern, um darauf basierend nachhaltig
General Management Fokus 15
C-Level magazin 5 | 2014
vom Mitarbeiterpotenzial und deren innovativen Ansätzen zu profitieren. „Hat ein Mitar­bei­tender eine tolle
Idee, kommt aber bei der Umse­tzung nicht alleine
weiter, so sucht er Kollegen, die seine Idee auch gut finden und bereit sind, ihre ‚In­no­v ationszeit‘ in die Entwicklung der Idee des Kollegen zu investieren. So entstehen jeweils ganze Entwicklungsgruppen“, erläutert
Heckmann den Ablauf. Viele Google-Produkte seien
genau auf diese Weise entstanden.
Auch andere Unternehmen lassen es sich viel kosten, Innovationen zu fördern. Sie stellen verschiedene Innovationsteams zusammen und verteilen sie im
gesamten Unternehmen in der Meinung, so werde der
Innovationsgeist im Unternehmen gestreut. Ernüchternd daran ist aber, dass sich Innovation so wenig wie
Ideen an Arbeitszeiten hält, sondern die Gedanken
während 24 Stunden beschäftigt – oder auch nicht.
Deshalb ist es nicht nur entscheidend, dass ein Un-
Was SIND DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN
für den Innovationserfolg?
Welches sind die innovativsten Markt­
teilnehmer innherhalb ihrer Branche?
Worauf fokussiert sich ihr unternehmen
beim thema Innovation?
Die Finanzierung spielt für die Realisierung von Innovationen nur
eine kleinere Rolle. Andere Herausforderungen sind zentraler.
Über 60 Prozent der innovativsten Marktteilnehmer sind
neue Mitbewerber.
Produkt- und Serviceinnovationen werden als wichtigstes Feld
für Innovationen im Unternehmen erachtet.
Mitarbeitende
16
Priorisierung
38 %
15
Ideenfindung
14
Implementierung
14
Finanzierung
100 %
Neue Mitbewerber
100 %
69 %
34 %
28 %
6
17 %
14 %
Anzahl Antworten
Quelle: Umfrage bei 58 Top-Executives der C-Level-Community am 3. Juli 2014
Etablierte
Marktteilnehmer
Branchen­
verwandte neue
Mitbewerber
Branchen­fremde neue
Mitbewerber
Quelle: Umfrage bei 58 Top-Executives der C-Level-Community am 3. Juli 2014
Produkte/
Prozesse
Dienstleistungen
Geschäfts­
modell
16 General Management Fokus
ternehmen genügend Ressourcen zur Verfügung stellt,
sondern auch die richtigen Personen mit der Aufgabe betraut werden. Die richtigen Mitarbeitenden zu
haben ist neben der Entwicklung kreativer Ideen an
sich und der Priorisierung dieses Ideen-Pools auch
für die Mitglieder der C-Level-Community die grösste Herausforderung in der erfolgreichen Gestaltung
von Innovationen. Was die organisatorische Struktur
für Innovationsprojekte innerhalb eines Unternehmens betrifft, zeigen sich die Schweizer Unternehmen
gespalten. Etwa die Hälfte der Top-Manager gibt an,
ihr Innovations-Know-how in einem oder mehreren
Exzellenzzentren gebündelt zu haben, wohingegen
die andere Hälfte dieses im ganzen Unternehmen gestreut hat.
Strukturelle Hilfsmittel zur Wahrnehmung und
Entwicklung von Innovationsideen sind sogenannte
Collaboration-Plattformen. Das Unternehmen Cogni­
zant nutzt eine solche Plattform. Der KonsumgüterHersteller Procter & Gamble beispielsweise arbeitet mit
einem Co-Kreations-Programm, zu dem auch ihre Zulieferer Zugang haben und Ideen einbringen können.
Voraussetzung für ein solches Programm ist, dass das Management diese Inputs von ausserhalb des Unterneh-
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mens gutheisst. Und Migros öffnet sich noch weiter
und lässt mit „Crowd-Innovation“ ihre Online-Community an den Innovationen mitarbeiten. Konkurrent
Coop baut derweilen auf einen Mix aus Trendscouting,
Innovationsportfolios für jeden Prozess und die Interaktion mit seinen Kunden.
General Management Fokus 17
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Haben Sie ihre innovationskompetenz
innerhalb ihres Unternehmens gebündelt?
WELCHEN Ansatz des Innovationsmanagements
ERACHTEN SIE ALS ERFOLGSVERSPRECHENDer?
Das Innovations-Know-how eines Unternehmens kann sowohl in
zentralen als auch in dezentralen Strukturen verwaltet werden.
Der gewählte Ansatz beim Thema Innovationsmanagement
variiert stark in Schweizer Unternehmen.
100 %
49 %
100 %
28 %
Bottom-up und Top-down Die Steuerung strate­
gischer Innovationen lässt sich nicht tief in die Or­g a­­ni­s ation delegieren, sondern erfordert höchste Aufmerk­samkeit auf Top-Management-Ebene. Daher soll­te
neben der Förderung der Innovationsfähigkeit an der
Basis (Bottom-up-Ansatz) auch der Top-down-Ansatz verfolgt werden. Im Laufe der Diskussion kristallisierte sich zunehmend heraus, dass eine Kombina­
tion der beiden Ansätze am sichersten zum Ziel führe.
Die Rolle des Managements im Innovationsprozess
hängt auch von der Unternehmensgrösse ab. In mittleren Unternehmen liegt die Innovationsfähigkeit oft
stärker in den Händen des Top-Managements als in
grossen. Hier ist die Aufmerksamkeit der Geschäftsleitung oft durch andere, zum Beispiel ad­m i­n istrative
Aufgaben gebunden, sodass oft einfach die Zeit fehlt,
sich um Innovatio­nen ausreichend zu kümmern. Hier
19 %
51 %
Ja, innerhalb eines
oder mehrerer
Kompetenzzentren
Nein, Aktivitäten sind
breit über das ganze
Unternehmen gestreut
53 %
Top-down
Bottom-up
Kombination
von beidem
Quelle: Umfrage bei 58 Top-Executives der C-Level-Community am 3. Juli 2014
ist man gut bera­ten, die Innovationsentwick­lung an
einen Stab zu delegieren, wie Heckmann beobachtet.
Das empfiehlt sich nicht zuletzt, weil disruptive Ideen
erfahrungsgemäss selten aus den Reihen des Managements kommen.
Chancen erkennen und Prioritäten setzen
Empfiehlt es sich, viele verschiedene Ideen zu verfolgen, oder fokussieren Unternehmen besser auf einige
wenige Projekte? Lohnenswert ist sicherlich, die Inno­vations-Pipeline gut bestückt zu halten, Projekte, die
18 General Management Fokus
C-Level magazin 5 | 2014
weniger Erfolgschancen versprechen, aber schonungslos fallen zu lassen. Um sich zu entscheiden, welche
Ideen markttauglich zu werden versprechen, bietet
sich ein Brainstorming oder die Präsentation eines
Prototyps an. Das Ziel ist, Emotionen zu wecken. Die
Begeisterung oder das Missfallen bisher unbeteiligter
Mitarbeitender über einen Prototyp sind oft die bes-
Wie viel Ihres Umsatzes geht auf Innovationen
der letzten drei Jahre zurück?
Über die Hälfte der Befragten generiert weniger als 10 Prozent
ihres Umsatzes aus Innovationen.
100 %
54 %
13 %
1 – 10 %
11 – 20 %
CHARLOTTE PAUK Nächster C-Level-Roundtable am 18. September
2014 in Zürich, zum Thema „Das Business erfolgreich
digitalisieren“.
28 %
% des
Umsatzes
ten Gradmesser dafür, ob ein Produkt im Markt bestehen oder floppen wird. Je mehr Emotionen ein Prototyp hervorruft, desto besser sind seine Marktchancen,
schildert Heckmann seine Erfahrungen. Allerdings
dürfen diese Diskussionen nicht unnötig viel Zeit in
Anspruch nehmen. Denn zum einen zählt Geschwindigkeit, um nicht von Wettbewerbern überholt zu werden.
Andererseits gilt es sparsam mit den beschränkten
Innovationsbudgets zu haushalten.
Wie die Befragung der anwesenden Top-Manager
zeigte, investieren Unternehmen insgesamt sehr unterschiedliche Grössenordnungen in Innovation. Allerdings ist auch ein grosses Innovationsbudget kein
Garant für grosse Innovationen. Gerade eine der be­kanntesten Innovationen der Schweiz, die Swatch,
wurde weniger aus jahrelanger Erfindungsfreude als
aus einer puren Notsituation heraus geboren. Dennoch
kann die Schweiz ein guter Platz für Innovationen
sein, dessen sind sich die Podiumsteilnehmer einig.
In vielen Bereichen sind die Schweizer stärker in kleinen, schrittweisen Innovationen als in disruptiven,
meint Harder. Dies entspräche auch besser dem schweizerischen Charakter.
Chancen auf disruptive Innovationen aus der
Schweiz bestehen aber dennoch: Die hohen Löhne, die
gute Ausbildung der Mitarbeitenden und die hohe Di­versität der Beschäftigten fördern die Innovationskraft. Bei Google Schweiz arbeiten 75 verschiedene
Nationalitäten zusammen. Diese Zahl übertrifft sogar
die Diversität am Google-Hauptsitz. Und so verwundert es nicht, dass die Schweiz zum wiederholten Male
zum Spitzenreiter des jährlich veröffentlichten Global
Innovation Index gekürt worden ist. TURHAN BOYDAK/
21 – 30 %
5 %
> 30 %
Quelle: Umfrage bei 58 Top-Executives der C-Level-Community am 3. Juli 2014
Strategie-Forum am Zürichsee am 20. November
2014 im Panorama Resort & Spa Feusisberg zum Thema „Get Ready for Next Generation Business Models
– the Perfect Setup for Continuous Transformational
Change“.
C-Level magazin 5 | 2014
General Management Fokus 19
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