GLaube Liebe HoffnunG

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Ödön von Horváth / Lukas Kristl
Glaube Liebe Hoffnung
Presseinformation
Ödön von Horváth / Lukas Kristl
Glaube Liebe Hoffnung
„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, am größten
jedoch unter ihnen ist die Liebe.“ (Paulus, 1 Kor 13,13)
Elisabeth versucht, sich als Vertreterin für Korsette, Strapse und
Büstenhalter eine Existenz aufzubauen. Weil sie ohne Wandergewerbeschein
gearbeitet hat – sie konnte die 150 Mark nicht aufbringen, um sich einen
zu kaufen – erhält sie eine Geldstrafe von wiederum 150 Mark. Zwar
gelingt es ihr, die zwei mal 150 Mark aufzutreiben, aber sie verstrickt
sich dabei in Missverständnisse und Halbwahrheiten. So verschweigt sie
ihrer Arbeitgeberin, dass sie eine Geldstrafe abbezahlen muss. Und der
Präparator des anatomischen Instituts hält sie irrtümlich für die Tochter
eines Zollinspektors und damit für kreditwürdig – Elisabeth ist aber bloß die
Tochter eines Versicherungsinspektors. Als er dies herausfindet, bringt er sie
wegen Betrugs ins Gefängnis. Elisabeth gibt nicht auf und darf dank einer
Romanze mit dem jungen Schupo Alfons Klostermeyer wieder hoffen – bis er
ihre Vorgeschichte erfährt …
„Man wirft mir vor, ich sei zu derb, zu ekelhaft, zu unheimlich, zu zynisch
und was es dergleichen noch an soliden, gediegenen Eigenschaften
gibt – und man übersieht dabei, dass ich doch kein anderes Bestreben
habe, als die Welt zu schildern, wie sie halt leider ist.“
Ödön von Horváth
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Dichter der Sprachlosigkeit
Der Ungar Ödön von Horváth war Student in München, als er sich 1920 dafür
entschied, Schriftsteller zu werden, denn er ging nach eigenen Aussagen
gern ins Theater, widersprach gern und viel und hatte schon allerhand
erlebt. Was Horváth allerdings wirklich liebte, waren Rummelplätze,
Vorstadtkneipen und Sportstadien. Er lebte nicht, um zu schreiben, aber er
musste unentwegt schreiben, um leben zu können. Einen Beruf hat er nie
gelernt, das 1919 begonnene Studium brach er nach wenigen Semestern
ab. Der 1901 in Fiume (heute Rijeka, Kroatien) geborene und in Belgrad,
Budapest, Preßburg, Wien und München aufgewachsene Horváth schrieb:
„Während meiner Schulzeit wechselte ich viermal die Unterrichtssprache
und besuchte fast jede Klasse in einer anderen Stadt. Das Ergebnis war,
dass ich keine Sprache ganz beherrschte ... Erst mit vierzehn Jahren
schrieb ich den ersten deutschen Satz.“
Diese außergewöhnlichen Umstände führten zur einzigartigen Kunstsprache
Horváths. Eben weil er in verschiedenen Sprachen erzogen wurde und ihm
der wirklich vertraute Umgang mit dem Deutschen in seiner Kindheit fehlte,
war er unbefangen und hellhörig genug, um die sonst kaum bemerkten
Nuancen und Besonderheiten der Umgangssprache wahrzunehmen. Dem
Nachbarn auf den Mund geschaut, sprechen seine Figuren daher einen
herrlichen Dialekt aus mundartlich geprägter Alltagssprache und einem
mit leeren Phrasen gespickten Bildungsjargon.
Seine Stücke zeigen, dass es diese Sprache war, die die Kommunikation
zwischen den Menschen erschwerte oder gar verhinderte. Die Horváth’sche
„Stille“ ist heute ähnlich berühmt wie Kleists Gedankenstriche. Horváth
wurde zum Dichter der Sprachlosigkeit – und zwar in zweierlei Hinsicht:
Zum einen sind seine Figuren nur begrenzt fähig auszudrücken, was
sie sagen wollen, zum anderen verfügte der Dichter selbst – wenn auch
natürlich auf anderer und höherer Ebene – lediglich über beschränkte
Ausdrucksmöglichkeiten: „Ich schreibe ja auch nur deshalb süddeutsch“,
bekannte er, „weil ich anders nicht schreiben kann.“
Die „kleinen Paragraphen“
Horváth, selbst aus der Oberschicht, hat das Abgründige, Einfache,
eher Verborgene und Missbrauchte viel mehr interessiert, als die glatte
Oberfläche eines großbürgerlichen Lebens. So stammt auch die Idee für
GLAUBE LIEBE HOFFNUNG aus der Zeitung. Lukas Kristl, ein befreundeter
Gerichtsreporter, schilderte Ödön von Horváth 1932 in München den
Fall der Korsettreisenden Klara Gramm, die 1929 wegen Betrugs zu drei
Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Wie später Elisabeth im Stück, stolpert
auch Gramm über die strikte Anwendung „kleiner Paragraphen“. Für
Horváth bot sich anhand dieses Falles die Gelegenheit, „den gigantischen
Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft zeigen zu können“, wie er
es in einer Randbemerkung zum Stück nannte. Diesen Kampf schildert
Horváth – wie in allen seinen Dramen – allerdings mit den Mitteln der
Komödie. Dafür spitzt er das Material in kurzen poetischen Szenen radikal
und zum Teil bis ins Groteske zu. Horváth zeigt in seinen Texten stets ein
Bewusstsein für soziale Problematiken, ohne Sozialdramen zu schreiben.
Er schaut gewissermaßen „komödientragisch“ auf die Menschen.
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Im Zentrum des Stücks steht ein Individuum, das von der Gesellschaft
zerstört wird. Die Welt, in die Horváth seine Elisabeth stellt, ist eine
rätselhafte, ein Panoptikum degenerierter, „untoter“ Gestalten, die an ihrem
Leben vorbeileben. Elisabeth stolpert währenddessen über Banalitäten in
den Abgrund der anderen hinein, weil sie keinerlei Hilfe, Vertrauen oder
Geld bekommt, bestenfalls Floskeln über Glaube, Liebe und Hoffnung. Und
alle sehen dabei zu, wie sie langsam zu Grunde geht.
Elisabeth jedoch hält an ihrem Credo fest: „Aber ich lasse den Kopf nicht
hängen“ und es ist Horváths Humor, dass seine anderen Figuren genau
das zu verhindern wissen. Denn in dem Moment, wo sie sich das erste
Mal für Elisabeth interessieren und in ihr Schicksal eingreifen, verhindern
sie ausgerechnet ihren Selbstmord. Dabei wäre der Selbstmord ihre
letzte Rettung – aber das unerschütterliche Pflichtbewusstsein der Polizei
verbietet ihr zu gehen.
Das „verfaulte System“ tritt Elisabeth in ihren letzten Sekunden in Form von
fliegendem Gewürm vor die Augen, bevor es sie endgültig in sich aufnimmt.
1931 erhielt Horváth für „Geschichten aus dem Wiener Wald“ den KleistPreis. Nachdem er die Nationalsozialisten vor allem mit dem Stück
„Italienische Nacht“ gegen sich aufbrachte, wurde die 1933 am Deutschen
Theater Berlin geplante Uraufführung von GLAUBE LIEBE HOFFNUNG
verboten, weil das Stück den nationalsozialistischen „Richtlinien für eine
lebendige deutsche Spielplangestaltung, aufgestellt vom dramaturgischen
Büro des Kampfbundes für deutsche Kultur“, widerspreche. Uraufgeführt
wurde das Stück schließlich am 13. November 1936 in Wien. Beim
Anschluss Österreichs 1938 ging Horváth nach Paris. Dort wurde er
am 1. Juni auf den Champs Elysées während eines Sturms durch einen
herabstürzenden Ast erschlagen. Horváth war damals erst 36 Jahre alt.
Lea Redlich
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Ödön von Horváth / Lukas Kristl
GLaube Liebe HoffnunG
Besetzung
elisabeth .................................................................................... anna Rausch
Schupo (alfons Klostermeyer) ............................................. Christian Simon
Präparator ............................................................................. Holger Spengler
oberpräparator, oberinspektor, amtsgerichtsrat ............... Wolfgang finck
Der baron, Vizepräparator ................................................ Johannes Simons
cand. med. eltz, Kriminaler, 3. Schupo ............................ Robert oschmann
irene Prantl, Maria ............................................................... Julia blechinger
frau amtsgerichtsrat ......................................................... Sibylle Hellmann
invalider, Joachim .................................................................... benno Schulz
buchhalter ...................................................................... Pascal Simon Grote
Kamerad .................................................................................. Clemens Wolff
Regie ........................................................................................ Gerhard Hess
bühne & Kostüme ................................................................ Matthias nebel
Musikbearbeitung ........................................................................ udo becker
Dramaturgie ................................................................................. Lea Redlich
Regieassistenz ....................................................................... Clemens Wolff
Soufflage ..................................................................................... Petra Hillers
inspizienz ........................................................................ Pascal Simon Grote
Vorstellungsdauer ........................................................ ca. 1:20, keine Pause
Premiere ................................. 25/01/2014, Stadttheater Wilhelmshaven
aufführungsrechte .......................................... Thomas Sessler Verlag, Wien
anna Rausch, Christian Simon
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Ödön von Horváth / Lukas Kristl
Glaube Liebe Hoffnung
Termine
Premiere:
Samstag, 25/01/2014 / 20.00 Uhr
Stadttheater Wilhelmshaven
Spieltermine im Stadttheater Wilhelmshaven:
Fr., 31/01/2014 / 20.00 Uhr
Mi., 12/02/2014 / 20.00 Uhr
So., 23/02/2014 / 15.30 Uhr
Spieltermine im Spielgebiet:
Di., 28/01/2014 / 19.30 Uhr / Papenburg, Theater auf der Werft
Do., 30/01/2014 / 20.00 Uhr / Norden, Theatersaal
Mi., 05/02/2014 / 19.30 Uhr / Norderney, Kurtheater
Di., 11/02/2014 / 19.30 Uhr / Leer, Theater an der Blinke
Do., 13/02/2014 / 20.00 Uhr / Wittmund, Aula Brandenburger Str.
Fr., 14/02/2014 / 20.00 Uhr / Jever, Theater am Dannhalm
Di., 18/02/2014 / 20.00 Uhr / Emden, Neues Theater
Mi., 19/02/2014 / 19.30 Uhr / Aurich, Stadthalle
TheaterKirche zu diesem Stück:
So., 16/02/2014 / 18.00 Uhr / Christus- und Garnisonkirche, WHV
Stand: 21/01/2014 / Änderungen vorbehalten!
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Ödön von Horváth / Lukas Kristl
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Fotos
Die Inszenierungsfotos finden Sie ab Mittwoch, 22/01/2014 zum
Download im Internet: www.landesbuehne-nord.de
Reservierung von Pressekarten
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E-Mail an [email protected] .
Ansprechpartner
Lea Redlich, Dramaturgin
Telefon 04421.9401-18
E-Mail [email protected]
Jarno Stiddien, Pressesprecher
Telefon 04421.9401-12
E-Mail [email protected]
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