TOTALUNTERNEHMERAUFTRAG ZUR ERRICHTUNG DER STRAHLENTHERAPIE IM LANDESKRANKENHAUS KREMS Ing. Harald Fries, Dipl.-Ing. Michael Wiener ALLGEMEINES machung, die Errichtung des Gebäudes samt allen Anschlussmaßnahmen an das bestehende Krankenhaus unds an das öffentliche Versorgungsnetz sowie mit den Kosten für die Lieferung und Montage einschließlich der Inbetriebnahme des gesamten medizin-technischen Equipments sowie Ausstattung der Bettenstation, und zwar in Form einer Leasingfinanzierung. Der Auftrag der PORR umfasste auch die gesamten Rohbau- und Ausbauarbeiten inklusive Möblierung, die zur Errichtung des Gebäudes notwendig waren. Die Stadt Krems an der Donau als Rechtsträger der A.ö. Landeskrankenhauses Krems beauftragte die Arbeitsgemeinschaft Strahlentherapie Krems als Totalunternehmer mit Planung, Errichtung, Serviceeinrichtung, Wartung und Finanzierung einer strahlentherapeutischen Abteilung sowie einer Bettenstation mit der Zielsetzung, dadurch die Versorgung einer Bevölkerung von ca. 700.000 Menschen mit strahlentherapeutischen Leistungen sicherzustellen. Die strahlentherapeutische Abteilung sollte auf einem der Stadt Krems gehörigen und in unmittelbarer Nachbarschaft zum A.ö. Landeskrankenhaus Krems gelegenen Gründstück errichtet werden, wobei diese Abteilung in funktioneller und organisatorischer Hinsicht bestmöglich an das bestehende Krankenhaus angebunden werden sollte. Foto: Wiener BESCHREIBUNG Es wurden besonders differenzierte Baukörper, die sich durch die Grundstücksgrenzen ergeben, errichtet. Die Funktionen der Gebäude wurden auf fünf Ebenen wie folgt aufgeteilt: • Kellergeschoss: Behandlungsräume (zwei Linacräume, eine Brachytherapie) und Technikräume • Erdgeschoss: Behandlungsräume (CT-Raum, Simulationsraum) und Besprechungsräume • Erstes Obergeschoss: Bettenstation • Zweites Obergeschoss: Verwaltung • Technikgeschoss ECKDATEN Umbauter Raum 18.000 m3 Nettonutzfläche 3.650 m2 Beton 2.800 m3 Strahlenschutzbeton Bewehrung Anzahl der Betten 800 m3 450 t 28 Fassade Nord AUFTRAG Der Auftraggeber betraute im Frühjahr 2004 die Arbeitsgemeinschaft, an der die PORR-Niederlassung Niederösterreich beteiligt ist, mit der Finanzierung des gesamten Projektes, also den Kosten für die Baureif- 32 Die innere Gliederung des Gebäudes setzt sich durch die Fassadengestaltung mit den unterschiedlichen Farben der hinterlüfteten Großflächenelemente, den beiden Aluglaskonstruktionen und der Blechfassade des Technikgeschosses nach außen hin fort. PORR-NACHRICHTEN . 150-2006 Foto: www.industriebild.at Rohbaufertigstellung KONSTRUKTION UND BAUAUSFÜHRUNG Die Errichtung des Bauwerkes war sowohl aus terminlicher als auch aus technischer Sicht eine besondere Herausforderung an alle Mitwirkenden, da vom Spatenstich Ende Juni 2004 bis zur Aufnahme des Probebetriebs Anfang Oktober 2005 für die Errichtung des Bauwerkes nur 15 Monaten zur Verfügung standen. Da das Bauwerk direkt an den Grundstücksgrenzen auf sehr eingeengten Platzverhältnissen zu errichten war, und um die angrenzende, sehr alte Bausubstanz zu schützen, wurde als Baugrubensicherung ein erschütterungsarmer Bohrträgerverbau gewählt. Bei dieser Verbauart wurden HEB-300-Profile mit bis zu 12 m Länge und einem Abstand von 1,20 m eingebohrt und der Zwischenraum mit Holzbohlen ausgefacht. Die besondere technische Herausforderung war im Keller einerseits die Ausführung als Weiße Wanne – ausgeführt mit einseitiger Wandschalung, an den Bohrträger- PORR-NACHRICHTEN . 150-2006 verbau anbetoniert – und andererseits die Herstellung der Strahlenschutzbunker aus Hämatitbeton für den Betrieb der Linearbeschleuniger. Der Rest des Bauwerkes wurde als Stahlbetonskelett errichtet. Foto: Wiener Im Inneren wurde viel Wert auf ein helles Erscheinungsbild gelegt, das durch kräftige farbige Elemente zur optischen Identifikation einzelner Räume unterstützt wurde. Die gesamte Einrichtung, wie Büromöbel, Küchen, Türblätter, Zimmereinrichtungen, usw., wurde vor allem in hellem Holz verwirklicht. Hämatitbeton der Linacräume 33 Fotos: Wiener Behandlungsraum Linac mit künstlerischer Gestaltung Strahlenschutztüre Der Strahlenschutzbeton hat als Hauptzuschlagsstoff Hämatit (der aus Südafrika per Schiff importiert werden musste), um die geforderte Festbetonrohdichte von 3.800 kg/m3 zu erreichen. Hämatit tritt in der Natur als Gestein auf, das Pulver und der Hämatitbeton sind rot. Besonderes Augenmerk war beim Einbau des Hämatitbetons auf die Anforderungen an die Schalung zu legen, da wegen des Strahlenschutzes die erforderlichen Wand- und Deckendicken bis 1,70 m betragen. Weitere Maßnahmen zur Umsetzung des baulichen Strahlenschutzes waren die besondere Anordnung von Arbeitsfugen und Durchbrüchen. Im Keller wurden drei Bunker für die Linearbeschleuniger vorgesehen sowie ein Raum für die Brachytherapie, der aus „Normalbeton“ mit erhöhter Wand- und Deckendicke hergestellt wurde. Die je 4,7 t schweren Strahlenschutztüren ergänzten den geforderten Strahlenschutz und sind gefüllt mit 220 mm Paraffin und 30 mm Blei. Der Strahlenschutz bei den Räumen im Erdgeschoss (CT und Simulation) wurde durch Bleieinlagen in den Trockenbauwänden und in den Türblättern erzielt. Die Durchsichtfenster zur Beobachtung der Patienten wurden aus Bleiglas ausgeführt. Foto: Wiener FINANZIERUNG Der Gesamtprojektpreis von 21,1 Mio. Euro setzt sich hauptsächlich aus den Punkten Aufschließung, Planung, Honorare, Errichtung des Bauwerkes und der Außenanlagen und den Kosten für die Einrichtung und die medizin-technischen Anlagen zusammen. Das Leasingentgelt setzt sich aus Leasingverträgen für das Bauwerk und für die Einrichtung, differenziert nach Großgeräten und Kleingeräten, die unterschiedliche Laufzeiten haben, zusammen. Die Leasingfinanzierung erstreckt sich über 20 Jahre mit der Option einer weiteren Verlängerung um zehn Jahre. Das Objekt geht anschließend in das Eigentum der Stadt Krems über. SCHLUSSWORT Fassade Süd 34 Aus der Sicht der Patienten ist das Projekt Strahlentherapie Krems ein längst gewünschtes Projekt für den Raum mittleres und nördliches Niederösterreich, vergleicht man nur die bisherige Anfahrtsstrecke zu den Kliniken in Wiener Neustadt und in Wien. Es wurden hier ca. 80 Arbeitsplätze geschaffen. PORR-NACHRICHTEN . 150-2006