Mit dem Römerschiff nach Germanien

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Mit dem Römerschiff nach
Germanien
Ein Schulprogramm für die 5.-7. Klasse zur Begleitung des
Schiffsbauprojekts Fridericiana Alexandrina (Navis) in Zusammenarbeit
mit dem Landesverband für Museumspädagogik Bayern (LVMPB)
Themenschwerpunkte:
- Römische Provinzen und ihre Besiedlung
- Antike Verkehrswege
- Römischer Schiffbau
Dauer: etwa 90min
Kosten: 3€ pro Schüler
Als die Römer Germanien eroberten, gab es keine Straßen. Truppen, Waren, Nachrichten – all das
konnte vornehmlich nur auf einem Weg in die wilden Gebiete des Nordens transportiert werden: per
Schiff. Die natürlichen Wasserstraßen – kleine und große – ersetzten den Römern die Autobahnen. Doch
wie genau waren römische Schiffe – oder besser: Boote – beschaffen? Ein Team von verschiedenen
Wissenschaftler an der FAU Erlangen-Nürnberg baut nach historischem Vorbild ein römisches
Patrouillenboot
nach.
Wir beschäftigen uns mit den römischen Provinzen, erlernen anhand authentischer Karten und Quellen
die römischen Provinzen im heutigen Deutschland kennen. Im Anschluss daran besichtigen wir
gemeinsam die Baustelle, wo uns Prof. Dreyer den aktuellen Stand des Bootsbaus berichten wird und
bauen unser eigenes Patrouillenboot, das uns bei dem Brettspiel „Mit dem Römerschiff nach
Germanien“ gleich seine Schnelligkeit beweisen darf
Autor:
Simon Hamper, M.A.
Thüringer Straße 14
91074 Herzogenaurach
Zeitlicher Ablauf
Dauer
Ort
Inhalt
Vor der
Baustelle
Begrüßung, Vorstellung, Einführung
I)
5 min
II)
15min Röhrenzelt Inhaltliche Einführung
- Wer waren die Römer?
- Wo kamen Sie her?
- Was haben Sie in Germanien
gemacht?
- Dabei Entwicklung der Fragestellung:
Wie bewegt man sich fort, wenn es
keine Straßen gibt?
- Lösung: Per Schiff
III)
15min Werft der
FAN
Führung über die Originalbaustelle
IV)
20min Röhrenzelt Gruppenarbeit der Schüler an
Originaltexten
V)
15min Röhrenzelt Aktivteil – Eigenständige Gestaltung eines
Patrouillenboots
VI)
20min Röhrenzelt Brettspiel „Mit dem Römerschiff nach
Germanien“
-
I)
Begrüßung und Einführung – etwa 5min
Treffpunkt außerhalb der Baustelle
Begrüßung durch den MP
Kurze Vorstellung des Projektes und der Beteiligten
Unbedingt zu beachten: Das Programm wird auf einer aktiven, nicht
extra abgesicherten Baustelle durchgeführt
Es erfordert von allen Beteiligten absolute Disziplin, kein Rennen,
Herumalbern, Knöpfchendrücken oder ähnliches.
Die Schüler müssen verstehen, dass schweres Werkzeug zum Einsatz
kommt und Gefahr bestehen kann
Danach Übergang ins Röhrenzelt zur inhaltlichen Einführung
Materialien zu I):
- Laminierte Abbildung des Wracks von Oberstimm
-
-
II)
Inhaltliche Einführung – etwa 15min
Gemeinsam mit der Gruppe erarbeitet der MP die Ausdehnung des
römischen Reiches
Dieses erstreckte sich von Nordafrika bis Großbritannien
Rom wurde der Legende nach gegründet 763 v. Chr. Und hat sich in
den Jahren danach zu einer Großmacht entwickelt
Die römische Herschaft lässt sich in drei Phasen einteilen
o Königreich
o Republik (509 v. Chr - 27 v. Chr.)
o Kaiserreich
Unter Kaiser Trajan erreicht es seine größte Ausdehnung
- Anhand der Karte des heutigen Europas im Vergleich mit der
historischen Karte lokalisieren die Schüler ihre eigene Wohngegend
im Vergleich zum römischen Reich
- Ergebnis: Wir lägen heute nördlich des Reiches, der Fundort ist
ziemlich genau an der Grenze
- Neue Karte: Autobahnen in der Region heute
- Man findet ein relativ straffes Netz an Autobahnen, anhand derer
man von einem Ort zum anderen kommt.
- Direkter Kontrast dazu: Die Karte Deutschlands zur Römerzeit
- Erster Eindruck: Es gibt keine Möglichkeit zum Reisen, die Römer
waren in völlig fremden Terrain
- Der zweite Blick zeigt: Die vorhandenen Flüsse konnten das nicht
vorhandene Straßennetz ersetzen, sofern man sie benutzen konnte
- Hier wird der Rückbezug zum Lernort geschlagen: Genau so ein
Schiff wird hier gebaut
- Gemeinsam macht man sich jetzt auf die Suche nach eventuellen
Überresten der Römer
- Nachdem die Schülergruppe nun einen relativ langen Teil arbeiten
musste, dürfen Sie nun selbst auf die Baustelle.
Materialien zu II):
-
Karte des römischen Reiches
Karte Deutschlands zur Orientierung
Karte Autobahnen in der Region
Karte Die Region zur Römerzeit
1
1
http://www.michaelmaxwolf.de/bilder/antike/rom/karte_roemische_reich.jpg
2
2
https://www.google.de/url?sa=i&rct=j&q=&esrc=s&source=imgres&cd=&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwiapvn
T6MTTAhVJtRoKHWM8A28QjRwIBw&url=http%3A%2F%2Fwww.stepmap.de%2Flandkarte%2Fdeutschlandstaedte-und-fluesse-5-1524858&psig=AFQjCNHGZX4UiA0pTwv18cQn_83iQGjG_g&ust=1493388722027087
3
3
Googlemaps
4
4
Schulbuchverlag?
-
-
III) Führung über die Originalbaustelle - etwa 15 min
Zusammen mit einem Helfer auf der Baustelle oder im besten Falle
Prof. Dr. Dreyer bekommen die Schüler eine kurze Führung über die
Baustelle
Je nach Baufortschritt bekommen Sie den aktuellen Stand gezeigt,
die vorherigen Schritte illustriert und die nächsten Schritte erklärt
!Unbedingt vorher abklären, wer von den Anwesenden für diesen
Part bereit stehen kann!
Gegen Ende der Führung bekommen die Schüler von dem
Wissenschaftler noch eine geheime Schatzkiste mit dem Hinweis,
dass diese Schatzkiste einem römischen General gehört und dass die
Schüler sich einmal ansehen sollen, was darin zu finden ist.
Materialien zu III)
- „Schatzkiste des Generals“ mit:
o Vier Arbeitsblättern mit Beschreibungen der Schiffe und der
Taktik
o Kleine Vorlagen für Holzschiffe5
o Buntstiften und Bastelmaterialien
o Spielplan mit Spielelementen
5
https://www.amazon.de/Bamboo-snacks-nibbles-canap%C3%83%C2%A965X42mm/dp/B00X9ZFVEI/ref=sr_1_5?s=toys&ie=UTF8&qid=1493730787&sr=8-5&keywords=mini+schiffchen
IV) Gruppenarbeit am Originaltext – 20 min
- Anhand der vier Arbeitsblätter erarbeiten sich die Schüler in
Kleingruppen die Inhalte des antiken Stoffs
- Nach etwa 10 min präsentieren sich die Gruppen gegenseitig die
Ergebnisse ihrer Arbeit (4 Gruppen á 2,5min)
Materialien zu IV)
- Gruppenarbeitsblätter (4 Stück)
Gruppe I
- Lest und besprecht gemeinsam den Textausschnitt des
Vegetius
- Dann versucht die Fragen zu beantworten.
- Benötigt man, nach Meinung des Vegetius, überhaupt noch
eine Flotte? Wofür?
- Rom hat die besten Standorte herausgefunden. Wo sind
diese und was sind ihre Vorteile?
Gruppe II
- Lest und besprecht gemeinsam den Textausschnitt des
Vegetius
- Dann versucht die Fragen zu beantworten.
- Was ist eine Liburne? Warum heißt das so?
- Bestimme Materialien müssen hochwertig sein. Welche und
Warum?
Gruppe III
- Lest und besprecht gemeinsam den Textausschnitt des
Vegetius
- Dann versucht die Fragen zu beantworten.
- Welche Eigenschaften hat eine sogenannte „Liburne“?
- Um die Schiffe für den Krieg einzusetzen, werden
verschiedene Tricks angewandt. Welche sind das?
Gruppe IV
- Lest und besprecht gemeinsam den Textausschnitt des
Vegetius
- Dann versucht die Fragen zu beantworten.
- Wie führen die Römer Krieg auf dem Meer?
- Die Römer sind klassischerweise kein Seefahrervolk,
sondern kämpfen auf dem Land. Wie bringen Sie diese
Stärken auf das Meer?
V)
Aktivteil – etwa 15 min
- Anhand des in IV) erarbeiteten Aussehens eines römischen Schiffes,
kann jeder Schüler selbst ein Schiff entwerfen und es mit den
vorhandenen Materialien verzieren
- Ob man sich dabei an den Originalen Plänen orientiert oder nicht,
bleibt jedem Schüler selbst überlassen
- Die Schiffchen werden später im Teil VI) als Spielfiguren eingesetzt
Materialien zu V)
- Bambusschiffchen aus der Kiste
- Bastelmaterialien aus der Kiste
VI)
Brettspiel – Mit dem Römerschiff nach Germanien – etwa
20min
- Auf dem Spielplan, der sich auch mehrmals in der Kiste findet,
dürfen die Schüler gemeinsam spielerisch erfahren, wie nützlich ein
Schiff und damit eine schnellere Fortbewegung sein kann.
- Genaue Spielregeln finden sich bei den Materialien:
- Wichtig! Im Spiel kommen die selbstgebastelten Schiffe zum Einsatz.
Nach Ende des Spiels dürfen diese mit nach Hause genommen
werden. SPIELPLAN, SPIELFIGUREN, WÜRFEL ETC. MÜSSEN IN DER
KISTE BLEIBEN!
Materialien zu VI)
- Spielbrett aus der Kiste
- Spielutensilien aus der Kiste
- Selbstgebastelte Römerschiffchen
Mit dem Römerschiff nach Germanien – Ein Spiel für 2-10 Spieler
Materialien:
-
Spielbrett
10 Spielfiguren – 5 Rote und 5 Grüne
5 Goldmünzen
1 Würfel
Spielanleitung
Ziel des Spiels:
Die Römer, die hinter dem Limes sicher geschützt sind, versuchen die Schätze
Germaniens zu erobern, wenn Sie schon das Land nicht einnehmen konnten.
Die Germanen versuchen dies zu verhindern, indem Sie ihrerseits die Schätze in
Sicherheit bringen.
Jedes Team muss versuchen, möglichst viele Schätze in eines der beiden Lager
zu retten. Gewonnen hat das Team, das am Ende mehr Schätze gesichert hat.
Aber Vorsicht: Die Römer haben mit ihrer Geheimwaffe einen Vorteil.
Vorbereitungen:
- Teilt euch in zwei (möglichst) gleich große Teams auf
- Römer starten auf einem der roten Felder, Germanen auf einem der grünen, Je nach
Spieleranzahl werden die übrigen Figuren nicht benötigt.
- Nehmt die beiliegenden Goldmünzen und werft sie so aufs Spielfeld, dass sie gleichmäßig in
Germanien verteilt sind
Spielablauf:
- Die Spieler kommen, beginnend mit den Römern, der Reihe nach so zum Zug, dass die
Teams immer abwechselnd ziehen können:
1. Römer – 1. Germane – 2. Römer – 2. Germane – 3. Römer – 3. Germane – usw…..
- Der Spieler, der am Zug ist, würfelt und zieht die Anzahl von Feldern, die der Würfel zeigt,
weiter. Während des Zuges darf die Richtung geändert werden. Der Zug endet auf dem
letzten Feld. Es muss nicht die gesamte Würfelaugenzahl gezogen werden, sondern der Zug
kann vorzeitig beendet werden.
Beispiel, mögliche Züge bei der Augenzahl 4:
- Erreicht eine Spielfigur einen Schatz, muss dieser erst verpackt werden, der Zug ist also zu
Ende und die Rückreise mit dem Schatz an Bord darf erst mit dem nächsten Zug beginnen.
Als Zeichen dafür wird die Spielfigur auf die Münze gestellt.
- Erreicht die Spielfigur mit dem Schatz das Basislager, ist der Schatz gesichert und kann nicht
mehr verloren werden.
- Treffen sich zwei Spielfiguren auf einem Feld, das heißt, betritt eine Spielfigur ein Feld, das
schon von einer anderen Figur besetzt ist, so müssen (BEIDE) Figuren wieder zurück in eines
der Startlager. Es ist also möglich, gegnerische Figuren zu „werfen“. Trägt eine der Figuren
dabei einen Schatz, so verbleibt er auf dem Feld des Zusammentreffens.
Sonderregel:
- Immer wenn Römer auf einen Fluss treffen, so dürfen Sie ein Schiff bauen. Dafür stellt der
Spieler sein selbst gebasteltes Holzschiff auf den Spielplan und setzt seine Figur (und einen
eventuellen Schatz) in das Boot. Germanen können dies nicht.
- Sitzt eine Figur in einem Boot, so darf sie die Würfelaugenzahl verdoppeln, auf den großen
Flüssen Main und Naab sogar verdreifachen. Verlässt die Figur das Schiff wieder, kommt es
vom Spielfeld.
- Boote können nicht in der Mitte eines Zuges bestiegen oder verlassen werden.
Hintergrundinformationen
Zu I)6
Rudern wie die Römer:
FAU baut römisches Boot in Originalgröße
Fridericiana Alexandrina (Navis) soll Frankens Wasserstraßen entlang und
auf der Donau fahren
Das Schiffswrack von Oberstimm (Kelten-Römer-Museum Manching) und ein rekonstruierter Nachbau dient als
Vorbild für die FAN.
Als die Römer Germanien eroberten, gab es keine Straßen. Truppen, Waren,
Nachrichten – all das konnte nur auf einem Weg in die wilden Gebiete des
Nordens transportiert werden: per Schiff. Die natürlichen Wasserstraßen –
kleine und große – ersetzten den Römern die Autobahnen. Doch wie genau
waren römische Schiffe – oder besser: Boote – beschaffen? Woraus waren sie
gemacht? Mit welcher Technik wurden sie bewegt? Welche Geschwindigkeiten
konnten sie erreichen und welche Strecken zurücklegen? Wer waren die
Ruderer? Antworten auf diese Fragen sind zum Teil überliefert – doch wie fühlte
sich das in der Realität an? Dem wollen FAU-Forscher um den Althistoriker Prof.
Dr. Boris Dreyer gemeinsam mit Studierenden, Schülerinnen und Schülern und
vielen Freiwilligen auf die Spur kommen. Gemeinsam bauen sie, mit
Unterstützung der Stadt Erlangen, das römische Patrouillen- und Geleitzugboot
„Fridericiana Alexandrina (Navis)“ – kurz: FAN – in Originalgröße nach. Und
wollen damit Frankens Wasserstraßen unsicher machen.
Ein ambitioniertes Projekt – doch Kollegen an einer anderen Uni haben vorgemacht,
dass es funktionieren kann. Wenn auch mit einem ganz anderen Modell und neuen
Fragestellungen. Das Bauteam hat sich vorgenommen, nicht nur ein ganz anderes
6
https://www.egea-ev.de/projekte/
Boot zu bauen, sondern tatsächlich auch die antiken Rudertechniken zu
rekonstruieren. Nur so können wir erforschen, wieviel Krafteinsatz tatsächlich nötig war
und auf welche Distanzen man das Boot einsetzen konnte. Der Vergleich soll dann mit
den Vorgängerbau tatsächlich erfolgen. Als Vorbild dienen die in Oberstimm bei
Manching gefundenen Bootswracks, die dort im Kelten-Römer-Museum – ebenfalls
ein
Kooperationspartner
des
Projekts
–
ausgestellt
sind.
Doch FAN dient nicht nur der Forschung, sondern auch einem weiteren wichtigen Ziel:
Sie soll für Studierende und auch schon für interessierte Schülerinnen und Schüler
das Abenteuer Geschichte greifbar und erlebbar machen. Und: Das Projekt bringt
verschiedene Disziplinen der Universität zusammen – von den Historikern und
Archäologen über die Ingenieure bis hin zu den Sportwissenschaftlern.
Noch im November wird das nötige Holz geschlagen, das das Forstamt Mittel- und
Oberfranken in einer großzügigen Spende zur Verfügung stellt. Eine erste
Informationsveranstaltung für Studierenden und andre Interessierte findet am 18.
Januar in der Kochstr. 4, Zi. 2.058, in Erlangen statt. Helfer werden noch jede Menge
gesucht – und auch die Suche nach Sponsoren ist in vollem Gange. Der tatsächliche
Startschuss fällt dann im April kommenden Jahres. Ein Bootsbauer wird das Projekt
fachlich
betreuen.
Ist das Boot fertig, wird es zum 275. Geburtstag der Universität im Jubiläumsjahr 2018
seine Jungfernfahrt unternehmen und während der Sommermonate auf dem Kanal die
drei Universitätsstädte Erlangen, Fürth und Nürnberg mit Fahrten verbinden, ganz im
Sinne des Jubiläumsmottos „Wissen in Bewegung“. Alle interessierten Bürgerinnen
und Bürger haben die Möglichkeit, an Bord dabei zu sein und auch mal selbst beim
Rudern Hand anzulegen.
Bildergalerie: Das Schiffswrack von Oberstimm im Kelten-Römer-Museum Manchning.
Fakten
Vorlage sind zwei römische Wracks, die in den 1990er Jahren in Oberstimm bei
Ingolstadt entdeckt wurden und in Manching ausgestellt sind. Sie stammen aus der
Zeit 100 n.Chr. und sind als Patrouillen- und Geleitzugboote in den mittelfränkischen
Gewässern und entlang der Donau zur Grenzkontrolle und Vorfeldverteidigung
gefahren,
Maße/technische Daten: 15,7-16 m lang, 2,7 m breit; 70 cm Tiefgang, mit 18-20
Ruderern, die in jeweils 89 cm Abstand hintereinander saßen. Die Schnelligkeit betrug
bis zu 6 Knoten, mit Segel und unter Wind noch schneller. Damit waren die Römer
ihren
Gegnern
militärtechnisch
weit
überlegen.
Diagnose: Die Nut und Federbauweise der Planken entspricht der modernen
Holzbootbauweise. Die Schnelligkeit ermöglichte einen raschen Informationsfluss im
Falle feindlicher Angriffe, denen somit noch im Ansatz entgegen getreten werden
konnte.
Gleichzeitig
waren
mit
dem
technischen
Wissensvorsprung
Truppenverschiebungen möglich und auch Transporte (Nachschub, Handel)
hinreichend
gegen
Attacken
abgesichert.
Nachbau: Die Arbeiten haben bereits begonnen (November/Dezember): Das Holz
wird im Staatswald geschlagen, getrocknet und dann in den Erlanger Hafen
transportiert, wo dann im Frühjahr 2017 der Bau in einem eigenen Bauzelt beginnt.
Nach dem Vorbild werden zum Bau Eiche (Kiel und Spanten) sowie Lerche und Kiefer
(Planken,
Mast)
eingesetzt.
Derzeit werden auch die Eisennägel mit Hand nachgeschmiedet, auf der Basis der
Analysen der Nägel unseres Vorbild-Wracks. Gleichzeitig laufen wissenschaftliche
Analysen über die Herkunft des Holzes der Boote von Oberstimm, um unsere Kenntnis
für
den
Nachbau
optimal
zu
gestalten.
Die Bauzeit im Hafen setzt ein im April des Jahres, erstreckt sich über zwei Semester
und umfasst auch die semesterfreie Zeit im Sommer. Unter der Anleitung von
erfahrenen Bootsbauern werden Erlanger Studenten aller Fakultäten diesen Bau
durchführen, unterstützt von Schulen aus dem Erlanger und Nürnberger Umland, die
zugleich auch das Bauumfeld gestalten und Dokumentationen für das Netz
vornehmen.
Verschiedene Projekte (z.B. Boys’ Day) wollen die Gelegenheit des Besuchs und der
Begleitung des Baus ergreifen. Der Bau ist generell für Besucher offen.
Kosten: Der Bau alleine (insbesondere die Finanzierung des Bootsbauers) belaufen
sich auf ca. 97.000 Euro. Das Forstamt Mittel- und Oberfranken hat das Holz
gespendet und sorgt für den Transport und die künstliche Trocknung des frisch
geschlagenen Holzes. Der Hafen Erlangen gewährt den Platz für den Bau, er stellt die
Gerätschaften für den Bau und den Strom zur Verfügung. Er finanziert auch die Hälfte
des
Bauzeltes.
Testprogramm: Nach Fertigstellung im Frühjahr 2018 steht dem Boot ein großes
Programm vor: Mit moderner Messtechnik (die Geräte werden uns zur Verfügung
gestellt) soll das Boot auf Schnelligkeit geprüft werden und auch weite Strecken auf
der Donau zurücklegen, und dabei die internationalen Partner der FAU entlang der
Donau bis zum Schwarzen Meer besuchen. Der Bayrische Rundfunk will den Bau und
diese Tests begleiten. Verlage haben Interesse an der Publikation bekundet.
Danach ist ab dem Herbst 2018 eine Ausstellung im Stadtmuseum Erlangen geplant,
bei der das gebaute Boot im Zentrum stehen soll, historisch eingeordnet und versehen
mit einer Dokumentation über den Bau und der Präsentation der Testergebnisse.
Weiter ist ein „Rendevous“ mit dem „Schwesterschiff“ (jetzt bei Hamburg) geplant, das
unter der Leitung von Prof. Schäfer (Trier) und Dr. Bockius (Mainz) nachgebaut wurde,
die wie das Museum in Manching unsere Partner sind. Vergleichsfahrten (auf dem
Kanal bei Erlangen) sind geplant.
Beteiligte
Beteiligt sind verschiedene Institute mehrerer Fakultäten der Universität ErlangenNürnberg: Neben den Disziplinen der Altertumswissenschaften (bes. Alte Geschichte,
Archäologie (Ur- und Frühgeschichte, Klass. Arch.)), gehören dazu besonders die
Anglistik, der Lehrstuhl für Fertigungstechnologie und Sportwissenschaften. Somit
stellt das Boot auch ein Geschenk der beteiligten Erlanger Institute an Ihre Alma Mater
zu
ihrem
Jubiläum
im
Jahre
2018
dar.
Betreiber: Verein „Erlebnis Geschichte und experimentelle Archäologie e.V.“.
Zu II)7
Im Spannungsfeld zwischen Etruskern und Sabinern
Seit etwa 1200 v.Chr. wanderten indogermanische Stämme in Italien ein und unterwarfen die einheimische
Bevölkerung. An den Ufern des Tibers wurden so um 1000 v.Chr. latinische Bauern sesshaft.
Der Sage nach wurde Rom offiziell im Jahre 753 v.Chr. durch Romulus und Remus gegründet. So wie die
Grundsteinlegung durch Fremde erfolgte, wurde die Stadt auch in den nächsten beiden Jahrhunderten verwaltet:
von ausländischen Königen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass keiner von ihnen (vielleicht Romulus)
etruskischer Herkunft war, obwohl die Stadt sehr von deren Kultur beeinflusst wurde. Die meisten Könige
stammten aus dem Sabinerland oder anderen Gegenden Latiums.
Bereits in dieser Zeit begann Rom zu expandieren. Um 550 v.Chr. beherrschte die Stadt das zentralitalische
Kernland. Um sich gegen Feinde zu schützen, liess König Servius Tullius um 550 v.Chr. das stadtgewordene
Rom mit einer Mauer umgeben.
Vom Königreich zur Republik
Der erste grosse Einschnitt in der römischen Geschichte war die Vertreibung des letzten Königs Tarquinius
Superbusim Jahre 510 v.Chr., womit auch die etruskische Fremdherrschaft abgeschüttelt wurde. Die neue
Staatsform war republikanisch und orientierte sich an griechischen Vorbildern. Dennoch ist sie als Adelsrepublik
zu bezeichnen, da ihre Amtsträger, vorneweg die Consuln, ausschliesslich dem Patrizierstand entstammten.
Über 200 Jahre lang kämpften nun die Plebejer um eine Besserstellung. Die Zeit der Ständekämpfe wurde durch
die Secessio plebis (Auszug der Plebs aus der Stadt) eingeleitet. Der Staat funktionierte nur, weil sich die Römer
darüber im klaren waren, dass sie einem höheren Prinzip, dem Gemeinwohl, dienten. So machten die Patrizier
Zugeständnisse und die Plebs erhielten Ämter, die nur ihnen zugänglich waren.
Expansion auf allen Gebieten
Im Jahre 450 v.Chr. wurde das geltenden Rechts als Zwölf-Tafel-Gesetze kodifiziert. Diese Gesetze bildeten
noch lange die Grundlage für das römische Recht. Dem folgte eine weitere Verbesserung der rechtlichen
Situation der Plebs, die etwa ab dem Jahre 360 v.Chr. die volle politische Gleichberechtigung erlangen konnten.
Das Ergebnis der inneren Konsolidierung war eine stetige Expansion nach aussen. Schon 509 v.Chr. wurde der
erste Handelsvertrag mit Karthago geschlossen. Die Etrusker wurden 396 v.Chr. endgültig besiegt und das Land
für die Besiedlung der wachsenden Bevölkerung gewonnen.
In Oberitalien hatten sich zu diesem Zeitpunkt die Kelten bis Eturien festgesetzt und nach einer schweren
römischen Niederlage 390 v.Chr. besetzte der Keltenkönig Brennus Rom. Nach der Überlassung der meisten
Schätze konnten die Kelten zum Abzug bewogen werden.
Die schnell wachsende Bevölkerung brauchte immer mehr Land und so kam es zu Konflikten mit den Städten in
den fruchtbaren Ebenen von Latium und Campanien. Nach langen Kämpfen wurden die Latiner in den
römischen Staatsverband integriert. Die nächsten Kämpfe wurden mit den Samniten ausgefochten, die im
südlichen Apennin heimisch waren. Das Land konnte nur gegen erbittertsten Widerstand besetzt werden.
Rom war zwar zu diesem Zeitpunkt noch keine Grossmacht, doch beherrschte die Stadt am Tiber ganz
Mittelitalien und übte durch ihre staatliche Geschlossenheit Einfluss auf die umliegenden Gebiete aus.
Von Karthago nach Kleinasien und zurück
7
http://www.imperiumromanum.com/geschichte/geschichte_kurz_01.htm,
http://www.imperiumromanum.com/geschichte/geschichte_kurz_02.htm
Bei der weiteren Expansion traf Rom auf die Handelsmacht Karthago, die in drei Kriegen niedergerungen wurde.
Der erste Punische Krieg (264 bis 241 v.Chr.) begann auf Sizilien, verlief äusserst wechselhaft und wurde erst
durch die Niederlage der karthagischen Flotte in einer Seeschlacht beendet. Karthago musste Sizilien räumen
und eine hohe Kontribution entrichten.
Rom besass mit Sizilien seine erste Kolonie. Das System der künftigen Macht Roms war geboren worden. Im
Laufe der nächsten Jahre kamen mit Sardinien, Korsika, Dalmatien und Oberitalien weitere Provinzen hinzu.
Der Krieg hatte keine wirkliche Erschütterung einer der beiden Mächte zur Folge gehabt und die Entscheidung
war damit lediglich vertagt worden. So wurde der zweite Punische Krieg (218 bis 201 v.Chr.) noch erbitterter
geführt als der erste.
Der Krieg begann 218 v.Chr. mit der Zerstörung der spanischen Stadt Sagunt, die mit den Römern im Bunde
gestanden war. Um den Krieg ins italischen Kernland zu tragen, überquerte Hannibal mit seiner Armee die
Alpen. Die Römer wurden mehrmals und vor allem bei Cannae vernichtend geschlagen. Doch Hannibal
verabsäumte es das wehrlose Rom anzugreifen. Schritt für Schritt gewannen die Römer die verlorenen Städte
zurück.
Zum mächtigsten Gegner Hannibals avancierte Publius Cornelius Scipio, der Karthago direkt bedrohte. Hannibal
musste Italien räumen und nach der Schlacht bei Zama 202 v.Chr. war die einstige Grossmacht besiegt.
Kaum war Karthago keine grosse Bedrohung mehr, wandte sich Rom dessen Verbündeten Philipp von
Makedonien zu. Er wurde 197 v.Chr. besiegt und ein Jahr später Griechenland erobert. Hannibal hatte bei König
Antiochos von Syrien Unterschlupf gefunden. Aber auch er wurde besiegt. Nach der Schlacht von Pydna 168
v.Chr. war Rom endgültig Herrscherin über das östliche Mittelmeer. Da sich unterdessen Karthago wieder zu
fangen schien, überzeugte Cato d.Ä. die Römer, den ewigen Fein endgültig auszulöschen. Die Stadt wurde
erobert und ausradiert.
Verschiebungen im Staatsgefüge
Das Engagement und der Aufschwung Roms hatten schwerwiegende Folgen für die innere Struktur des
ehemaligen Stadtstaates. Die italischen Kleinbauern waren nach all den Kriegen ruiniert und waren gezwungen
ihr Land an Grossgrundbesitzer zu verkaufen. Auf grossen Latifundien wurden statt Getreide mittels Sklaven Ölund Weinplantagen betrieben.
Die verarmten Bauern zogen in die Städte und wurden so zu Slumbewohnern. Mit den Eques hatte ein neuer
Stand an Bedeutung gewonnen. Als Händler, Grossunternehmer und Bankiers hatten sie am Krieg verdient und
bildeten nun das finanzielle Rückgrat des Reiches. Die Patrizier standen ihnen kaum nach und als Statthalter
sorgten sie für schamlose Ausbeutung zahlreicher Provinzen.
Durch die Ausweitung des Herrschaftsgebietes kam Rom mit neuen geistigen Strömungen in Berührung. Die
Faszination für alles Griechische bestimmte von nun an die kulturelle Entwicklung des Weltreichs.
Die Ressourcen der neuen Provinzen dienten zur Ausgestaltung der Hauptstadt. Der äussere Glanz wurde durch
die inneren Probleme getrübt. Die staatlichen Einrichtungen waren kaum noch in der Lage die Administration
des Reiches zu bewältigen. Die Plebejer hatten kaum ein Mitspracherecht. Daraus resultierten Anarchie und
Chaos.
Ackergesetze und die Parteien
Die Gracchen versuchten sich als erstes daran, die Lage der Armen zu verbessern. Als Volkstribun brachte
Tiberius Gracchus 133 v.Chr. ein Ackergesetz ein, nach dem neue Gehöfte auf Staatsland zu schaffen wären. Die
Durchsetzung stiess auf breite Ablehnung in der Oberschicht.
Nachdem sein Bruder bei einem Tumult ermordet worden war, setzte Gaius Gracchus die Pläne der
Bodenreform fort. Mit Unterstützung des Ritterstandes konnte er Getreidezuteilungen aus Staatsmitteln an die
Armen durchsetzen. Als er aber allen Italikern das Bürgerrecht verleihen lassen wollte, wurde auch er ermordet.
All dies hatte das Gemeinwesen polarisiert. Die Agrarreformen wurden behindert und die Reformgegner
schlossen sich Optimaten zusammen. Die Anhänger des Volkes wurden Popularen genannte.
Marius und Sulla
Zur Lösung der anstehenden Probleme im Krieg gegen Jugurtha setzte die Ritterschaft das Konsulat für einen
starken Mann mit Können, aber ohne aufsehnerregende Ahnen, durch. Gaius Marius beendete den Krieg und
schützte Rom vor den einströmenden Kimbern und Teutonen. Am bekanntesten ist jedoch seine Heeresreform,
die die Grundlage für das römische Berufsheer schuf.
Nachdem man den Italikern das Bürgerrecht verweigert hatte, zogen die Enttäuschten in den
Bundesgenossenkrieg, der für Rom schwere Niederlagen brachte. So wurde 88 v.Chr. den Aufständischen das
Bürgerrecht verliehen.
König Mithridates von Pontos liess unterdessen in Kleinasien 80.000 Römer samt Anhänger umbringen. Um die
Tat zu rächen wurde von den Optimaten der Feldherr Sulla berufen. Die Popularen vertrauten weiterhin auf
Marius. Wegen dieses Oberkommandos kam es in Rom zum Bürgerkrieg mit wechselnden Siegern und
Verfolgung der Gegner. Unter Abwesenheit von Sulla errag Marius die Oberhand und übte Vergeltung an all
seinen Feinden in Rom.
Sulla kehrte siegreich nach Rom zurück und mittels Prokriptionen erklärte er Tausende von Popularen für
vogelfrei. 82 v.Chr. ordnete Sulla den römischen Staat neu und zog sich anschliessend ins Privatleben zurück.
Die inneren Verhältnisse blieben gespannt und es kam zu mehreren Aufständen, u.a. der Skalven unter ihrem
Anführer Spartakus.
Pompeius, Crassus und Caesar
Als Anhänger der Optimaten wurde Pompeius im die Bekämpfung der Seeräuberei übertragen. Anschliessend
wandte er sich gegen Mithridates und ordnete Kleinasien von Grund auf neu.
Er verbündete sich 60 v.Chr. mit Caesar und Crassus zum ersten Triumvirat. Die Macht lag in den Händen dieser
drei Männer und ihrer Anhänger und nicht mehr bei den gesetzlichen Einrichtungen. Als Proconsul eroberte
Caesar von 58 bis 51 v.Chr. Gallien und schlug die Germanen über den Rhein zurück.
Crassus hatte sich unterdessen in einen prestigeträchtigen Feldzug gegen die Parther gewagt und fiel im
Feindesland. Der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius begann, als Caesar den Rubicon überschritt.
Pompeius wich nach Griechenland aus, aber Caesar folgte ihm. In der Schlacht von Pharsalus war für Caesar
siegreich und Pompeius floh nach Ägypten, wo er kurz danach ermordet wurde.
Eine Romanze verband ihn mit der ägyptischen Königin Kleopatra. Als Diktator auf Lebenszeit begann er Rom
eine neue Ordnung zu geben. Arbeitsbeschaffung und die Gründung von Veteranenkolonien liess auch die Zahl
der Almosenempfänger in Rom deutlich zurückgehen. Das Bürgerrecht wurde auch an einige Provinzialen
verliehen, der Strassenbau forciert und der Kalender einer Reform unterzogen.
Von Caesar zu Octavian
Die Gegner von Caesars Alleinherrschaft gaben sich noch nicht geschlagen und an den Iden des März 44 v.Chr.
fiel Caesar einem Mordanschlag unter der Führung von Brutus und Cassius zum Opfer. Die Täter wurden
verfolgt und getötet.
In der Folge verbündeten sich Marcus Antonius, Gaius Octavius und Lepidus zum zweiten Triumvirat. Lepidus
wurde bald entmachtet. Antonius heiratete Kleopatra und handelte im Stile der Ptolemäer. Der Gegensatz
zwischen dem orientalischen Antonius und dem die westliche Hälfte beherrschenden Octavian führte zum
militärischen Konflikt.
Die Entscheidung fiel 31 v.Chr. in der Seeschlacht von Actium durch Octavians Feldherrn Agrippa. Antonius
und Kleopatra mussten flüchten und begingen Selbstmord. Damit war Octavian der alleinige Herrscher über die
römischen Gebiete.
Militär und Verwaltung stützen das Reich
Die Herrschaft des Octavian beendete die vom Bürgerkrieg erschütterte Republik. Nach Verleihung des
Titels Augustus begann Octavian als Kaiser das Römische Reich von Grund auf zu erneuern, ohne an den
Grundfesten der Tradition zu rütteln.
Er selbst bezeichnete sich als Princeps; erster Bürger des Staates. Senat und Volksversammlung blieben
bestehen und behielten die meisten Funktionen bei. Rom schaffte dabei einen Zustand zwischen Republik und
Monarchie.
Die Verwaltung in den Provinzen wurde von einem neu entstandenen Beamtenadel erledigt, der sich aus
Ritterstand und Offizieren rekrutierte. Um seine Herrschaft abzustützen schuf Augustus ein ihm ergebenes Heer,
das zur Grenzsicherung überall im Reich verteilt war.
Pax Romana
Wichtig für Augustus war, dass sich die Römer wieder mit ihrem Staat zu identifizieren begannen. Die alte
Religion wurde wiederbelebt und zahlreiche Tempel restauriert. Als Pontifex Maximus, Oberster Priester,
verbanden sich Religion und Politik an der Staatsspitze. Prächtige Kommunalbauten versorgten die Einwohner
der Hauptstadt mit dem "Lebensnotwendigen".
Die herausragendste Leistung war die Pax Romana. Der römische Friede brachte den Völkern rund um das
Mittelmeer ein Ende der Bedrohung von durchziehenden Heerscharen, die das Land verwüsteten. In diesem
neuen Geist konnten sich nach anfänglichem Zögern Künstler und Gelehrte entfalten.
Augustus versuchte die Grenzen Roms abzurunden und verzichtete auf eine grossangelegte Eroberungspolitik
jenseits der "natürlichen" Grenzen. Ein Versuch Germanien bis zur Elbe unter römischen Einfluss zu bringen
scheiterte. In der Schlacht im Teuteburger Wald gingen 9 n.Chr. unter Varus drei Legionen verloren. Im Osten
arrangierte sich Augustusmit den Parthern und erlangte verlorengegangene Feldzeichen zurück.
Die iulisch-claudischen Nachfolger
Die Regelung der Nachfolge wurde für Augustus zur Nagelprobe, da ihm einige Todesfälle immer wieder einen
Strich durch die Rechnung machten.
Der direkte Nachfolger wurde Tiberius, ein pflichtbesessener Regent, der in seiner Spätzeit das Reich verbittert
und in abgeschiedener Einsamkeit regierte. Ihm folgte Gaius, der unter seinen Spitznamen Caligula bekannt
wurde. Nach Anzeichen für Wahnsinn und entsprechender Politik wurde er von den Prätorianern ermordet, die
hier erstmals als bedeutender Machtfaktor auftraten. Caligulas Onkel Claudius passte die Verwaltung des
Reiches neuen Erfordernissen an und leitete die aktive Eroberung Britanniens ein.
Die Dynastie des Augustus erlebte mit dem Selbstmord des von vielen Seiten angefeindeten Nero ein abruptes
Ende. Dem exzentrischen Kaiser wurde zu Unrecht die Brandschatzung der Stadt Rom zur Last gelegt.
Nach dem Selbstmord Neros kam es zum Dreikaiserjahr. Galba, Otho und Vitellius lösten sich 68/69 n.Chr. in
kurzen Abständen auf dem Thron ab bis die im Osten stationierten Legionen Vespasian zum Kaiser ausriefen
und sich durchsetzen konnten.
Während der kurzen Regierung des Titus kam es 79 v.Chr. mit dem Ausbruch des Vesuv bei Pompeji zur
grössten Naturkatastrophe der römischen Antike. In der Herrschaft des Domitian wurden immer mehr Aufgaben
durch den kaiserlichen Apparat erledigt.
Die Adoptivkaiser
Unter dem vom greisen Kaiser Nerva adoptierten Trajan errang das Römische Reich militärisch seine grösste
Ausdehnung. Hadrian konnte das Erreichte absichern und Antoninus Pius das Imperium ohne kriegerische
Auseinandersetzungen regieren. Unter Marc Aurel machten sich die ersten Anzeichen der bevorstehenden
Völkerwanderung bemerkbar.
Erst Marc Aurel hatte mit Commodus einen Sohn, den er als Nachfolger bestimmen konnte. Marc Aurel hatte
auch zum ersten Mal die Doppelherrschaft verwirklicht und sich mit Lucius Verus einen gleichrangigen
Mitregenten geschaffen.
Commodus war wahnsinnig und hielt sich für die lebendige Verkörperung des Herkules. Es folgte ein
Bürgerkrieg, in dem die Kurzzeitkaiser Pertinax und Didius Iulianus ermordet wurden.
Die Severer
Der Sieger des Bürgerkrieges von 193 hiess Septimius Severus. Die nordafrikanische Dynastie der Severer
brachte dem Römischen Reich nochmals einen machtpolitischen Aufschwung. Doch gleichzeitig begann ein
vermehrter Abbau der zentralen Stellung Roms und des italischen Kernlandes zugunsten der Provinzen.
Septimius Severus hatte mit Caracalla und Geta zwei Söhne, die in seine Fussstapfen treten konnten.
Nachdem Caracalla seinen Bruder hatte ermorden lassen, konnte er die uneingeschränkte Herrschaft über das
Imperium ausüben.
Caracalla wurde während seines Feldzuges gegen die Parther im Zuge einer Verschwörung ermordet. Die
Soldaten riefen den Prätorianerpräfekten Macrinus zum Kaiser aus. Dessen Regierung erwies sich allerdings als
äusserst kurzlebig.
Unter falschen Annahmen riefen die Legionäre einen vierzehnjährigen Knaben zum Kaiser aus, den man schon
bald nach dem syrischen Sonnengott Elagabal nannte. Seine Unbeliebtheit liess ihn seinen, bei den Römern
beliebten, vierzehnjährigen Vetter Severus Alexander adoptieren. Unter Severus Alexander lag die wahre Macht
weiterhin bei Iulia Maesa und später bei deren Tochter Mamaea.
Die latente Unruhe im Reich konnte indes kaum unterdrückt werden. Sie gipfelte in der Ermordung des Severus
Alexander und der damit verbundenen Ausrufung des Soldaten Maximinus Thrax zum Kaiser.
Kurzlebige Soldatenkaiser
Die folgenden fünfzig Jahre stellen einen Tiefpunkt in der römischen Geschichte dar. Dem Druck von aussen
konnte das innerlich zerrissene Imperium nur mit Mühe standhalten.
Maximinus Thrax sicherte Rhein- und Donaugrenze gegen einfallende Stämme, scheiterte jedoch an seiner
Finanzpolitik. Aus Unzufriedenheit mit seinem Regiment wurden Gordian I. und Gordian II. auf den Kaiserthron
gehoben. Sie wurden jedoch von ihren Gegner sogleich hinweggefegt und der Senat legte
mit Pupienus und Balbinusnoch einmal eigenen Kandidaten den Kaiserpurpur um. Um das Volk zu befrieden
waren sie gezwungen Gordian III.als ihren Nachfolger zu bestimmen. Die Chance einer Stabilisierung wurde
vertan und ab 244 begann mit Philipp dem Araber für das Römische Reich die Zeit seiner grössten Wirren.
Decius fiel 251 als erster Kaiser in der Schlacht und Valerian geriet 260 als erster und einziger in die Hand des
Feindes, wo er in Ketten starb. Trotz aller Rückschläge konnte das Kaisertum wieder erstarken. Verlorene
Gebiete wurden zurückerobert und das Prestige konnte allmählich wieder hergestellt werden. Von 235 bis 284
n.Chr. wurden über 20 Kaiser "verbraucht" und einer war eines natürlichen Todes gestorben.
Die geteilte Reichsverwaltung
Infolge von Thronstreitigkeiten kam es erstmals um 260 n.Chr. zu einem Riss in der Reichsverwaltung. Doch
schaffte es Aurelian 270 n.Chr. als Restitutor orbis, Erneuerer der Welt, das Reich eisern zusammenzuhalten.
Nach seinem Tod herrschte wieder Chaos bis zur Inthronisation von Diocletians.
Der neue Kaiser begründete endgültig die absolute Monarchie und zentralisierte die Verwaltung rigoros. Als
Kaiser und Gott verehrt, gab es neben ihm nur mehr Untertanen.
Die Wirtschaft des Römischen Reiches lag danieder. Diocletian versuchte den Problemen durch staatliche
Massnahmen Herr zu werden. Die Berufsvereinigungen wurden zu staatlichen Zwangsinnungen und mit
dem Diocletianischen Preisedikt eine Höchstpreisverordnung erlassen.
Als richtungsweisend sollte sich die Teilung des Römischen Reiches in einen West- und in einen Ostteil
erweisen. Er selbst übernahm den Osten, der Westen ging an seinen Mitregenten Maximianus. Zusätzlich erhielt
jeder der beiden einen Caesaren zur Seite gestellt. Das System wurde Tetrarchie genannt und sollte eine straffere
Verwaltung ermöglichen.
Das christliche Reich
Nach der Abdankung Diocletians und seines Mitregenten sicherte sich nach langem Bürgerkrieg Konstantin im
Kampf gegen seine Rivalen Maxentius und Licinius die Unterstützung der Christen. Unter dem Zeichen des
Kreuzes siegte er 313 n.Chr. an der Milvischen Brücke in Rom und erlangte damit die Herrschaft im Westreich.
Die Christen erlangten völlige religiöse Gleichstellung und erwiesen sich von nun an als bedeutende politische
Stütze. Ab 324 n.Chr. regierte Konstantin als absoluter Herrscher. Bedeutend war die Gründung einer zweiten
Hauptstadt im Osten. Konstantinopel wurde nach dem Vorbild Roms errichtet.
Nach seinem Tod hinterliess der Kaiser ein Reich, das völlig umgestaltet worden war. Ein Restaurationsversuch
der alten Kulte unter Iulianus schlug fehl. Was folgte war die Dynastie des Kaisers Valentinian, die sich bis 379
n.Chr. hielt.
Die letzte Blüte erlebte das Römische Reich unter den Kaisern Valentinianus und Theodosius. Die
Politik Konstantinswurde konsequent fortgesetzt und das Christentum zur Staatsreligion erhoben. Dies hatte zur
Folge, dass alle heidnischen Kulte endgültig verboten wurden.
Noch vor seinem Tod teilte Theodosius 395 n.Chr. das Reich unter seinen beiden Söhnen auf. Honorius bekam
den Westen, Arcadius den Osten. Ab diesem Zeitpunkt war das Reich endgültig getrennt.
Die Auflösung des Westreiches
Der Westteil geriet in der Folge unter immer grösseren Druck eindringender Germanenstämme. 410 n.Chr.
gelang es dem Westgotenkönig Alarich Rom zu erobern. Die Ansiedlung germanischer Siedler im Reichsgebiet
war ebenfalls für die weitere Entwicklung von grosser Bedeutung.
Unter ihrem König Attila verbreiteten die Hunnen Angst und Schrecken. In einem einmaligen Kraftakt
verbündeten sich Germanen und Römer und schlugen 451 n.Chr. die Hunnen in der Schlacht auf den
Katalaunischen Feldern. Rom kam indessen nicht zur Ruhe und wurde ein zweites Mal, von den Wandalen,
geplündert.
Diese Zeit brachte nur schwache Kaiser hervor und die eigentliche Macht lag in der Hand von germanischen
Heerführern. Den Schlusspunkt bildete 476 n.Chr. die Absetzung des Kaisers Romulus Augustulus durch den
Germanen Odoaker.
Das Byzantinische Reich
Nach dem Zusammenbruch des Westteils verstand sich Ostrom als legitimer Erbe des Römerreiches. Nicht nur
die Verwaltung hatte sich indes aufgespaltet; auch die Streitigkeiten um theologische Fragen lähmen das
Oströmische Reich, doch können die Kaiser Leo I. und Zeno die Lage stabilisieren.
Iustinianus verfolgte von 527 bis 565 n.Chr. energisch das Ziel, die verloren gegangenen Provinzen im Westen
für Ostrom zurückzugewinnen. Seine Feldherren vernichteten die neugegründeten Germanenreiche in Africa und
Italien. Einfälle der Slawen auf dem Balkan und der schwierige Abwehrkampf gegen die Sassaniden
verhinderten eine vollständige Wiedereroberung des Westens.
Als Byzantinisches Reich überdauerte es nochmals 1000 Jahre. Vorerst noch als Grossmacht, wurde es ab dem
8. Jh. immer mehr durch den Islam in Bedrängnis gebracht. Erschwerend wirkten sich auch die Streitigkeiten
mit Rom um die religiöse Vormachtstellung im Christentum aus.
Das schliesslich auf Griechenland und Kleinasien beschränkte Reich wurde durch die Kreuzzüge erheblich
geschwächt und erlag schlussendlich 1453 dem Ansturm der Osmanen unter Muhammed II.
Zu IV) 8
Flavius Vegetius Renatus
Mulomedicina (1250–1375 ca., Biblioteca Medicea Laurenziana, pluteo 45.19)
Publius Flavius Vegetius Renatus (kurz Vegetius, deutsch auch veraltet Vegez) war ein
Kriegstheoretiker des ausgehenden 4. Jahrhunderts. Von seinem Leben, seinem Werdegang und
seinen militärischen Erfahrungen ist wenig bekannt. In antiken Quellen wird er vir
illustris und comes genannt. Demnach gehörte er der hohen römischen Reichsaristokratie an und
war Angehöriger des Kaiserhofes. In der Vorrede seines Hauptwerks bezeichnet er sich als
Christ.
Epitoma rei militaris
Vegetius’ Hauptwerk, die Abhandlung Epitoma rei militaris (auch: De re militari) entstand am
Mailänder Kaiserhof und ist nur so allgemein gewidmet, dass als Adressaten die
Kaiser Theodosius I. der Große (regierte 379–395), möglicherweise aber auch dessen
Sohn Honorius, sowie Theodosius II. und Valentinian III. in Frage kommen. Die Datierung ist
daher nicht ganz sicher.
Quellen sind nach Vegetius’ eigenen Angaben Cato, Aulus Cornelius Celsus, Frontinus, Paternus
und die kaiserlichen Armeereglemente von Augustus, Trajan und Hadrian (Kaiser).
Das erste der fünf Bücher behandelt Rekrutierung und Ausbildung der Soldaten. Es schildert
dabei anschaulich den militärischen Niedergang des spätrömischen Reiches und ist ein Plädoyer
für eine grundlegende Reform der Armee seiner Zeit.
Im zweiten Buch beschreibt Vegetius detailliert Aufbau, Ausbildung und Ausrüstung der Legionen
früherer Epochen (speziell der frühen Kaiserzeit).
Das dritte Buch über Strategie und Taktik enthält eine Reihe militärischer Maximen, die zur
Grundlage militärischen Denkens für europäische Feldherrn von Karl dem Kahlen über Wilhelm
von Oranien bis Friedrich dem Großen wurden. Erst mit Ausbruch der französischen Revolution –
den unter dem Stichwort einer « nation en armes » (deutsch: „Volk in Waffen“) anders
geführten Revolutionskriegen – gerät Vegetius zunehmend in Vergessenheit. Einige seiner
Grundsätze mögen die Prinzipien eines Krieges mit begrenzter politischer Zielsetzung
verdeutlichen:
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„Was für den Feind vorteilhaft ist, wird dir selbst zum Nachteil, und was dir hilft schadet dem
Feind.“
„Der entscheidende Punkt in der Kriegführung ist die Sicherstellung des eigenen Nachschubs
und die Vernichtung des Feindes durch Hunger. Hunger ist schlimmer als das Schwert.“
„Niemand gehört auf das Schlachtfeld, der nicht erfahren und erprobt ist.“
„Es ist besser, dem Feind den Nachschub abzuschneiden, ihn mit Überfällen und
Hinterhalten zu bekämpfen, als eine offene Feldschlacht anzunehmen, für deren Ausgang
der Zufall häufig eine größere Rolle spielt als die Entschlossenheit.“
„Wer den Frieden will, bereite den Krieg (vor).“
Solche Maximen finden sich in ähnlicher Form schon in Sunzis Kunst des Krieges und
entsprechen einer Philosophie der Kriegführung, die von der Antike bis zur Zeit der
Napoleonischen Kriege allgemein akzeptiert war.[1] Seine „sieben üblichen Dispositionen zur
Schlacht“, einst von europäischen Adepten des Kriegshandwerks verehrt, können durchaus auch
auf modernere Verhältnisse übertragen werden.
Sein viertes Buch zur Belagerungstechnik ist wichtig, da es die beste diesbezügliche
Beschreibung für die Zeit der Spätantike und des Mittelalters bis in das 10. Jh. hinein enthält. Es
8
https://de.wikipedia.org/wiki/Flavius_Vegetius_Renatus
beschreibt zum Beispiel detailliert den Onager, eine Maschine, die vor der Entwicklung moderner
Kanonen bei Belagerungen zum Einsatz kam.
Das fünfte Buch schließlich ist eine Auflistung von Personal und Materialbestand der römischen
Flotte.
Vegetius beklagt primär den Niedergang des römischen Heerwesens seiner Zeit, des späten 4.
Jahrhunderts. Um dies zu beleuchten, glorifiziert er die Armee der frühen Kaiserzeit. Er betont vor
allem den hohen Standard der Rekruten und die Qualität ihrer Ausbildung sowie des
Offizierskorps. Tatsächlich entwirft er hier eher ein Idealbild, als dass er die Realität des 1.
nachchristlichen Jahrhunderts korrekt beschreibt.
Digesta Artis Mulomedicinae
Eine separate Abhandlung über die Tier-, speziell Pferdeheilkunde, (Digesta Artis
Mulomedicinae), in welcher er von den „Thüringern“ (Sächsisch-Thüringisches Schweres
Warmblut) als einer für den Kriegsdienst besonders tauglichen Pferderasse schreibt, stellt
zugleich die früheste Erwähnung dieses Namens dar. Im Gegensatz zu den „Epitoma“ ist dieses
Werk jedoch kaum bekannt.
Rezeptionsgeschichte der Epitoma
Die Epitoma rei militaris in einer für Lupus Servatus (Lupus von Ferrières) angefertigten Handschrift.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vaticanus Palatinus lat. 1572, fol. 62r (Mitte des 9. Jahrhunderts)
Fünf Handschriften sind für das 9. Jahrhundert und einige Auszüge sogar schon für das 7.
Jahrhundert nachweisbar. Dass dieses Werk im Mittelalter stark verbreitet war, zeigt die Anzahl
der Exemplare, die vom 10. bis zum 15. Jahrhundert von 25 auf 304 anstieg. Die ersten
Büchsenmeisterhandschriften, vor allem Konrad Kyesers Bellifortis, scheinen Vegetius vermehrt
zu rezipieren. Die Auseinandersetzung mit diesem Sachgebiet scheint die Ingenieurkunst der
Frühen Neuzeit stark beeinflusst zu haben.
Seit dem ersten Erscheinen erfreuten sich Abschriften der Epitoma außerordentlicher Beliebtheit.
Ihre Regeln der Belagerungstechnik wurden bis in das Mittelalter hinein viel beachtet. Das Werk
wurde noch vor der Erfindung des Buchdrucks ins Englische, Französische (von Jean de
Meung und Christine de Pisan), Italienische (von Bono Giamboni u. a.), Katalanische, Spanische,
Tschechische und Jiddische übersetzt. 1394/95 wurde es unter dem Namen „ler der streit“ von
Johann Seffner ins Deutsche übersetzt.
Die ersten gedruckten Ausgaben erschienen in Utrecht (1473), Köln (1476), Paris (1478), Rom
(in Veteres de re mil. scriptores, 1487) und Pisa (1488). Eine deutsche Übersetzung von Ludwig
Hohenwang wurde im Jahre 1475 in Ulm gedruckt. Eine frühe englische Version (basierend auf
der französischen Fassung) erschien bei Caxton im Jahr 1489. Vegetius' herausragende Position
als Autorität auf dem Gebiet des Kriegshandwerks war damit für lange Zeit gesichert. Noch im 18.
Jahrhundert bekennt sich der französische Lieutenant général Puysegur zu Vegetius’
Grundsätzen und macht sie explizit zur Grundlage seines eigenen Werks. Charles Joseph de
Ligne schrieb 1770: « C'est un livre d'or ».
Die zuverlässigste moderne Ausgabe stammt von Michael D. Reeve (Oxford, 2004). Eine ebenso
detaillierte wie kritische Stellungnahme zu Werk und Bedeutung Vegetius' liefert Max Jähns,
Geschichte der Kriegswissenschaften, i. 109-125 (München, 1889). In neuerer Zeit weist Rainer
Leng im Vortrag der DFG-Forschergruppe „Bild des Krieges“ vom 5. März 1999 darauf hin, dass
die Epitoma rei militaris nur in den seltensten Fällen als Lehrschrift für militärisches Handeln
galten: „Meist wurden sie als moralisch-aszetische Schrift oder bestenfalls als politischideologischer Entwurf betrachtet und somit mehr Philosophie und den Artes zugerechnet als der
Kriegswissenschaft.“ Ungeachtet der Tatsache, dass es sich um das einzige antike
kriegswissenschaftliche Dokument handelt, das im Mittelalter und bis in das 18. Jahrhundert
weite Verbreitung fand, war seine praktische Bedeutung wohl eher gering.
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