Mit dem Römerschiff nach Germanien Ein Schulprogramm für die 5.-7. Klasse zur Begleitung des Schiffsbauprojekts Fridericiana Alexandrina (Navis) in Zusammenarbeit mit dem Landesverband für Museumspädagogik Bayern (LVMPB) Themenschwerpunkte: - Römische Provinzen und ihre Besiedlung - Antike Verkehrswege - Römischer Schiffbau Dauer: etwa 90min Kosten: 3€ pro Schüler Als die Römer Germanien eroberten, gab es keine Straßen. Truppen, Waren, Nachrichten – all das konnte vornehmlich nur auf einem Weg in die wilden Gebiete des Nordens transportiert werden: per Schiff. Die natürlichen Wasserstraßen – kleine und große – ersetzten den Römern die Autobahnen. Doch wie genau waren römische Schiffe – oder besser: Boote – beschaffen? Ein Team von verschiedenen Wissenschaftler an der FAU Erlangen-Nürnberg baut nach historischem Vorbild ein römisches Patrouillenboot nach. Wir beschäftigen uns mit den römischen Provinzen, erlernen anhand authentischer Karten und Quellen die römischen Provinzen im heutigen Deutschland kennen. Im Anschluss daran besichtigen wir gemeinsam die Baustelle, wo uns Prof. Dreyer den aktuellen Stand des Bootsbaus berichten wird und bauen unser eigenes Patrouillenboot, das uns bei dem Brettspiel „Mit dem Römerschiff nach Germanien“ gleich seine Schnelligkeit beweisen darf Autor: Simon Hamper, M.A. Thüringer Straße 14 91074 Herzogenaurach Zeitlicher Ablauf Dauer Ort Inhalt Vor der Baustelle Begrüßung, Vorstellung, Einführung I) 5 min II) 15min Röhrenzelt Inhaltliche Einführung - Wer waren die Römer? - Wo kamen Sie her? - Was haben Sie in Germanien gemacht? - Dabei Entwicklung der Fragestellung: Wie bewegt man sich fort, wenn es keine Straßen gibt? - Lösung: Per Schiff III) 15min Werft der FAN Führung über die Originalbaustelle IV) 20min Röhrenzelt Gruppenarbeit der Schüler an Originaltexten V) 15min Röhrenzelt Aktivteil – Eigenständige Gestaltung eines Patrouillenboots VI) 20min Röhrenzelt Brettspiel „Mit dem Römerschiff nach Germanien“ - I) Begrüßung und Einführung – etwa 5min Treffpunkt außerhalb der Baustelle Begrüßung durch den MP Kurze Vorstellung des Projektes und der Beteiligten Unbedingt zu beachten: Das Programm wird auf einer aktiven, nicht extra abgesicherten Baustelle durchgeführt Es erfordert von allen Beteiligten absolute Disziplin, kein Rennen, Herumalbern, Knöpfchendrücken oder ähnliches. Die Schüler müssen verstehen, dass schweres Werkzeug zum Einsatz kommt und Gefahr bestehen kann Danach Übergang ins Röhrenzelt zur inhaltlichen Einführung Materialien zu I): - Laminierte Abbildung des Wracks von Oberstimm - - II) Inhaltliche Einführung – etwa 15min Gemeinsam mit der Gruppe erarbeitet der MP die Ausdehnung des römischen Reiches Dieses erstreckte sich von Nordafrika bis Großbritannien Rom wurde der Legende nach gegründet 763 v. Chr. Und hat sich in den Jahren danach zu einer Großmacht entwickelt Die römische Herschaft lässt sich in drei Phasen einteilen o Königreich o Republik (509 v. Chr - 27 v. Chr.) o Kaiserreich Unter Kaiser Trajan erreicht es seine größte Ausdehnung - Anhand der Karte des heutigen Europas im Vergleich mit der historischen Karte lokalisieren die Schüler ihre eigene Wohngegend im Vergleich zum römischen Reich - Ergebnis: Wir lägen heute nördlich des Reiches, der Fundort ist ziemlich genau an der Grenze - Neue Karte: Autobahnen in der Region heute - Man findet ein relativ straffes Netz an Autobahnen, anhand derer man von einem Ort zum anderen kommt. - Direkter Kontrast dazu: Die Karte Deutschlands zur Römerzeit - Erster Eindruck: Es gibt keine Möglichkeit zum Reisen, die Römer waren in völlig fremden Terrain - Der zweite Blick zeigt: Die vorhandenen Flüsse konnten das nicht vorhandene Straßennetz ersetzen, sofern man sie benutzen konnte - Hier wird der Rückbezug zum Lernort geschlagen: Genau so ein Schiff wird hier gebaut - Gemeinsam macht man sich jetzt auf die Suche nach eventuellen Überresten der Römer - Nachdem die Schülergruppe nun einen relativ langen Teil arbeiten musste, dürfen Sie nun selbst auf die Baustelle. Materialien zu II): - Karte des römischen Reiches Karte Deutschlands zur Orientierung Karte Autobahnen in der Region Karte Die Region zur Römerzeit 1 1 http://www.michaelmaxwolf.de/bilder/antike/rom/karte_roemische_reich.jpg 2 2 https://www.google.de/url?sa=i&rct=j&q=&esrc=s&source=imgres&cd=&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwiapvn T6MTTAhVJtRoKHWM8A28QjRwIBw&url=http%3A%2F%2Fwww.stepmap.de%2Flandkarte%2Fdeutschlandstaedte-und-fluesse-5-1524858&psig=AFQjCNHGZX4UiA0pTwv18cQn_83iQGjG_g&ust=1493388722027087 3 3 Googlemaps 4 4 Schulbuchverlag? - - III) Führung über die Originalbaustelle - etwa 15 min Zusammen mit einem Helfer auf der Baustelle oder im besten Falle Prof. Dr. Dreyer bekommen die Schüler eine kurze Führung über die Baustelle Je nach Baufortschritt bekommen Sie den aktuellen Stand gezeigt, die vorherigen Schritte illustriert und die nächsten Schritte erklärt !Unbedingt vorher abklären, wer von den Anwesenden für diesen Part bereit stehen kann! Gegen Ende der Führung bekommen die Schüler von dem Wissenschaftler noch eine geheime Schatzkiste mit dem Hinweis, dass diese Schatzkiste einem römischen General gehört und dass die Schüler sich einmal ansehen sollen, was darin zu finden ist. Materialien zu III) - „Schatzkiste des Generals“ mit: o Vier Arbeitsblättern mit Beschreibungen der Schiffe und der Taktik o Kleine Vorlagen für Holzschiffe5 o Buntstiften und Bastelmaterialien o Spielplan mit Spielelementen 5 https://www.amazon.de/Bamboo-snacks-nibbles-canap%C3%83%C2%A965X42mm/dp/B00X9ZFVEI/ref=sr_1_5?s=toys&ie=UTF8&qid=1493730787&sr=8-5&keywords=mini+schiffchen IV) Gruppenarbeit am Originaltext – 20 min - Anhand der vier Arbeitsblätter erarbeiten sich die Schüler in Kleingruppen die Inhalte des antiken Stoffs - Nach etwa 10 min präsentieren sich die Gruppen gegenseitig die Ergebnisse ihrer Arbeit (4 Gruppen á 2,5min) Materialien zu IV) - Gruppenarbeitsblätter (4 Stück) Gruppe I - Lest und besprecht gemeinsam den Textausschnitt des Vegetius - Dann versucht die Fragen zu beantworten. - Benötigt man, nach Meinung des Vegetius, überhaupt noch eine Flotte? Wofür? - Rom hat die besten Standorte herausgefunden. Wo sind diese und was sind ihre Vorteile? Gruppe II - Lest und besprecht gemeinsam den Textausschnitt des Vegetius - Dann versucht die Fragen zu beantworten. - Was ist eine Liburne? Warum heißt das so? - Bestimme Materialien müssen hochwertig sein. Welche und Warum? Gruppe III - Lest und besprecht gemeinsam den Textausschnitt des Vegetius - Dann versucht die Fragen zu beantworten. - Welche Eigenschaften hat eine sogenannte „Liburne“? - Um die Schiffe für den Krieg einzusetzen, werden verschiedene Tricks angewandt. Welche sind das? Gruppe IV - Lest und besprecht gemeinsam den Textausschnitt des Vegetius - Dann versucht die Fragen zu beantworten. - Wie führen die Römer Krieg auf dem Meer? - Die Römer sind klassischerweise kein Seefahrervolk, sondern kämpfen auf dem Land. Wie bringen Sie diese Stärken auf das Meer? V) Aktivteil – etwa 15 min - Anhand des in IV) erarbeiteten Aussehens eines römischen Schiffes, kann jeder Schüler selbst ein Schiff entwerfen und es mit den vorhandenen Materialien verzieren - Ob man sich dabei an den Originalen Plänen orientiert oder nicht, bleibt jedem Schüler selbst überlassen - Die Schiffchen werden später im Teil VI) als Spielfiguren eingesetzt Materialien zu V) - Bambusschiffchen aus der Kiste - Bastelmaterialien aus der Kiste VI) Brettspiel – Mit dem Römerschiff nach Germanien – etwa 20min - Auf dem Spielplan, der sich auch mehrmals in der Kiste findet, dürfen die Schüler gemeinsam spielerisch erfahren, wie nützlich ein Schiff und damit eine schnellere Fortbewegung sein kann. - Genaue Spielregeln finden sich bei den Materialien: - Wichtig! Im Spiel kommen die selbstgebastelten Schiffe zum Einsatz. Nach Ende des Spiels dürfen diese mit nach Hause genommen werden. SPIELPLAN, SPIELFIGUREN, WÜRFEL ETC. MÜSSEN IN DER KISTE BLEIBEN! Materialien zu VI) - Spielbrett aus der Kiste - Spielutensilien aus der Kiste - Selbstgebastelte Römerschiffchen Mit dem Römerschiff nach Germanien – Ein Spiel für 2-10 Spieler Materialien: - Spielbrett 10 Spielfiguren – 5 Rote und 5 Grüne 5 Goldmünzen 1 Würfel Spielanleitung Ziel des Spiels: Die Römer, die hinter dem Limes sicher geschützt sind, versuchen die Schätze Germaniens zu erobern, wenn Sie schon das Land nicht einnehmen konnten. Die Germanen versuchen dies zu verhindern, indem Sie ihrerseits die Schätze in Sicherheit bringen. Jedes Team muss versuchen, möglichst viele Schätze in eines der beiden Lager zu retten. Gewonnen hat das Team, das am Ende mehr Schätze gesichert hat. Aber Vorsicht: Die Römer haben mit ihrer Geheimwaffe einen Vorteil. Vorbereitungen: - Teilt euch in zwei (möglichst) gleich große Teams auf - Römer starten auf einem der roten Felder, Germanen auf einem der grünen, Je nach Spieleranzahl werden die übrigen Figuren nicht benötigt. - Nehmt die beiliegenden Goldmünzen und werft sie so aufs Spielfeld, dass sie gleichmäßig in Germanien verteilt sind Spielablauf: - Die Spieler kommen, beginnend mit den Römern, der Reihe nach so zum Zug, dass die Teams immer abwechselnd ziehen können: 1. Römer – 1. Germane – 2. Römer – 2. Germane – 3. Römer – 3. Germane – usw….. - Der Spieler, der am Zug ist, würfelt und zieht die Anzahl von Feldern, die der Würfel zeigt, weiter. Während des Zuges darf die Richtung geändert werden. Der Zug endet auf dem letzten Feld. Es muss nicht die gesamte Würfelaugenzahl gezogen werden, sondern der Zug kann vorzeitig beendet werden. Beispiel, mögliche Züge bei der Augenzahl 4: - Erreicht eine Spielfigur einen Schatz, muss dieser erst verpackt werden, der Zug ist also zu Ende und die Rückreise mit dem Schatz an Bord darf erst mit dem nächsten Zug beginnen. Als Zeichen dafür wird die Spielfigur auf die Münze gestellt. - Erreicht die Spielfigur mit dem Schatz das Basislager, ist der Schatz gesichert und kann nicht mehr verloren werden. - Treffen sich zwei Spielfiguren auf einem Feld, das heißt, betritt eine Spielfigur ein Feld, das schon von einer anderen Figur besetzt ist, so müssen (BEIDE) Figuren wieder zurück in eines der Startlager. Es ist also möglich, gegnerische Figuren zu „werfen“. Trägt eine der Figuren dabei einen Schatz, so verbleibt er auf dem Feld des Zusammentreffens. Sonderregel: - Immer wenn Römer auf einen Fluss treffen, so dürfen Sie ein Schiff bauen. Dafür stellt der Spieler sein selbst gebasteltes Holzschiff auf den Spielplan und setzt seine Figur (und einen eventuellen Schatz) in das Boot. Germanen können dies nicht. - Sitzt eine Figur in einem Boot, so darf sie die Würfelaugenzahl verdoppeln, auf den großen Flüssen Main und Naab sogar verdreifachen. Verlässt die Figur das Schiff wieder, kommt es vom Spielfeld. - Boote können nicht in der Mitte eines Zuges bestiegen oder verlassen werden. Hintergrundinformationen Zu I)6 Rudern wie die Römer: FAU baut römisches Boot in Originalgröße Fridericiana Alexandrina (Navis) soll Frankens Wasserstraßen entlang und auf der Donau fahren Das Schiffswrack von Oberstimm (Kelten-Römer-Museum Manching) und ein rekonstruierter Nachbau dient als Vorbild für die FAN. Als die Römer Germanien eroberten, gab es keine Straßen. Truppen, Waren, Nachrichten – all das konnte nur auf einem Weg in die wilden Gebiete des Nordens transportiert werden: per Schiff. Die natürlichen Wasserstraßen – kleine und große – ersetzten den Römern die Autobahnen. Doch wie genau waren römische Schiffe – oder besser: Boote – beschaffen? Woraus waren sie gemacht? Mit welcher Technik wurden sie bewegt? Welche Geschwindigkeiten konnten sie erreichen und welche Strecken zurücklegen? Wer waren die Ruderer? Antworten auf diese Fragen sind zum Teil überliefert – doch wie fühlte sich das in der Realität an? Dem wollen FAU-Forscher um den Althistoriker Prof. Dr. Boris Dreyer gemeinsam mit Studierenden, Schülerinnen und Schülern und vielen Freiwilligen auf die Spur kommen. Gemeinsam bauen sie, mit Unterstützung der Stadt Erlangen, das römische Patrouillen- und Geleitzugboot „Fridericiana Alexandrina (Navis)“ – kurz: FAN – in Originalgröße nach. Und wollen damit Frankens Wasserstraßen unsicher machen. Ein ambitioniertes Projekt – doch Kollegen an einer anderen Uni haben vorgemacht, dass es funktionieren kann. Wenn auch mit einem ganz anderen Modell und neuen Fragestellungen. Das Bauteam hat sich vorgenommen, nicht nur ein ganz anderes 6 https://www.egea-ev.de/projekte/ Boot zu bauen, sondern tatsächlich auch die antiken Rudertechniken zu rekonstruieren. Nur so können wir erforschen, wieviel Krafteinsatz tatsächlich nötig war und auf welche Distanzen man das Boot einsetzen konnte. Der Vergleich soll dann mit den Vorgängerbau tatsächlich erfolgen. Als Vorbild dienen die in Oberstimm bei Manching gefundenen Bootswracks, die dort im Kelten-Römer-Museum – ebenfalls ein Kooperationspartner des Projekts – ausgestellt sind. Doch FAN dient nicht nur der Forschung, sondern auch einem weiteren wichtigen Ziel: Sie soll für Studierende und auch schon für interessierte Schülerinnen und Schüler das Abenteuer Geschichte greifbar und erlebbar machen. Und: Das Projekt bringt verschiedene Disziplinen der Universität zusammen – von den Historikern und Archäologen über die Ingenieure bis hin zu den Sportwissenschaftlern. Noch im November wird das nötige Holz geschlagen, das das Forstamt Mittel- und Oberfranken in einer großzügigen Spende zur Verfügung stellt. Eine erste Informationsveranstaltung für Studierenden und andre Interessierte findet am 18. Januar in der Kochstr. 4, Zi. 2.058, in Erlangen statt. Helfer werden noch jede Menge gesucht – und auch die Suche nach Sponsoren ist in vollem Gange. Der tatsächliche Startschuss fällt dann im April kommenden Jahres. Ein Bootsbauer wird das Projekt fachlich betreuen. Ist das Boot fertig, wird es zum 275. Geburtstag der Universität im Jubiläumsjahr 2018 seine Jungfernfahrt unternehmen und während der Sommermonate auf dem Kanal die drei Universitätsstädte Erlangen, Fürth und Nürnberg mit Fahrten verbinden, ganz im Sinne des Jubiläumsmottos „Wissen in Bewegung“. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit, an Bord dabei zu sein und auch mal selbst beim Rudern Hand anzulegen. Bildergalerie: Das Schiffswrack von Oberstimm im Kelten-Römer-Museum Manchning. Fakten Vorlage sind zwei römische Wracks, die in den 1990er Jahren in Oberstimm bei Ingolstadt entdeckt wurden und in Manching ausgestellt sind. Sie stammen aus der Zeit 100 n.Chr. und sind als Patrouillen- und Geleitzugboote in den mittelfränkischen Gewässern und entlang der Donau zur Grenzkontrolle und Vorfeldverteidigung gefahren, Maße/technische Daten: 15,7-16 m lang, 2,7 m breit; 70 cm Tiefgang, mit 18-20 Ruderern, die in jeweils 89 cm Abstand hintereinander saßen. Die Schnelligkeit betrug bis zu 6 Knoten, mit Segel und unter Wind noch schneller. Damit waren die Römer ihren Gegnern militärtechnisch weit überlegen. Diagnose: Die Nut und Federbauweise der Planken entspricht der modernen Holzbootbauweise. Die Schnelligkeit ermöglichte einen raschen Informationsfluss im Falle feindlicher Angriffe, denen somit noch im Ansatz entgegen getreten werden konnte. Gleichzeitig waren mit dem technischen Wissensvorsprung Truppenverschiebungen möglich und auch Transporte (Nachschub, Handel) hinreichend gegen Attacken abgesichert. Nachbau: Die Arbeiten haben bereits begonnen (November/Dezember): Das Holz wird im Staatswald geschlagen, getrocknet und dann in den Erlanger Hafen transportiert, wo dann im Frühjahr 2017 der Bau in einem eigenen Bauzelt beginnt. Nach dem Vorbild werden zum Bau Eiche (Kiel und Spanten) sowie Lerche und Kiefer (Planken, Mast) eingesetzt. Derzeit werden auch die Eisennägel mit Hand nachgeschmiedet, auf der Basis der Analysen der Nägel unseres Vorbild-Wracks. Gleichzeitig laufen wissenschaftliche Analysen über die Herkunft des Holzes der Boote von Oberstimm, um unsere Kenntnis für den Nachbau optimal zu gestalten. Die Bauzeit im Hafen setzt ein im April des Jahres, erstreckt sich über zwei Semester und umfasst auch die semesterfreie Zeit im Sommer. Unter der Anleitung von erfahrenen Bootsbauern werden Erlanger Studenten aller Fakultäten diesen Bau durchführen, unterstützt von Schulen aus dem Erlanger und Nürnberger Umland, die zugleich auch das Bauumfeld gestalten und Dokumentationen für das Netz vornehmen. Verschiedene Projekte (z.B. Boys’ Day) wollen die Gelegenheit des Besuchs und der Begleitung des Baus ergreifen. Der Bau ist generell für Besucher offen. Kosten: Der Bau alleine (insbesondere die Finanzierung des Bootsbauers) belaufen sich auf ca. 97.000 Euro. Das Forstamt Mittel- und Oberfranken hat das Holz gespendet und sorgt für den Transport und die künstliche Trocknung des frisch geschlagenen Holzes. Der Hafen Erlangen gewährt den Platz für den Bau, er stellt die Gerätschaften für den Bau und den Strom zur Verfügung. Er finanziert auch die Hälfte des Bauzeltes. Testprogramm: Nach Fertigstellung im Frühjahr 2018 steht dem Boot ein großes Programm vor: Mit moderner Messtechnik (die Geräte werden uns zur Verfügung gestellt) soll das Boot auf Schnelligkeit geprüft werden und auch weite Strecken auf der Donau zurücklegen, und dabei die internationalen Partner der FAU entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer besuchen. Der Bayrische Rundfunk will den Bau und diese Tests begleiten. Verlage haben Interesse an der Publikation bekundet. Danach ist ab dem Herbst 2018 eine Ausstellung im Stadtmuseum Erlangen geplant, bei der das gebaute Boot im Zentrum stehen soll, historisch eingeordnet und versehen mit einer Dokumentation über den Bau und der Präsentation der Testergebnisse. Weiter ist ein „Rendevous“ mit dem „Schwesterschiff“ (jetzt bei Hamburg) geplant, das unter der Leitung von Prof. Schäfer (Trier) und Dr. Bockius (Mainz) nachgebaut wurde, die wie das Museum in Manching unsere Partner sind. Vergleichsfahrten (auf dem Kanal bei Erlangen) sind geplant. Beteiligte Beteiligt sind verschiedene Institute mehrerer Fakultäten der Universität ErlangenNürnberg: Neben den Disziplinen der Altertumswissenschaften (bes. Alte Geschichte, Archäologie (Ur- und Frühgeschichte, Klass. Arch.)), gehören dazu besonders die Anglistik, der Lehrstuhl für Fertigungstechnologie und Sportwissenschaften. Somit stellt das Boot auch ein Geschenk der beteiligten Erlanger Institute an Ihre Alma Mater zu ihrem Jubiläum im Jahre 2018 dar. Betreiber: Verein „Erlebnis Geschichte und experimentelle Archäologie e.V.“. Zu II)7 Im Spannungsfeld zwischen Etruskern und Sabinern Seit etwa 1200 v.Chr. wanderten indogermanische Stämme in Italien ein und unterwarfen die einheimische Bevölkerung. An den Ufern des Tibers wurden so um 1000 v.Chr. latinische Bauern sesshaft. Der Sage nach wurde Rom offiziell im Jahre 753 v.Chr. durch Romulus und Remus gegründet. So wie die Grundsteinlegung durch Fremde erfolgte, wurde die Stadt auch in den nächsten beiden Jahrhunderten verwaltet: von ausländischen Königen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass keiner von ihnen (vielleicht Romulus) etruskischer Herkunft war, obwohl die Stadt sehr von deren Kultur beeinflusst wurde. Die meisten Könige stammten aus dem Sabinerland oder anderen Gegenden Latiums. Bereits in dieser Zeit begann Rom zu expandieren. Um 550 v.Chr. beherrschte die Stadt das zentralitalische Kernland. Um sich gegen Feinde zu schützen, liess König Servius Tullius um 550 v.Chr. das stadtgewordene Rom mit einer Mauer umgeben. Vom Königreich zur Republik Der erste grosse Einschnitt in der römischen Geschichte war die Vertreibung des letzten Königs Tarquinius Superbusim Jahre 510 v.Chr., womit auch die etruskische Fremdherrschaft abgeschüttelt wurde. Die neue Staatsform war republikanisch und orientierte sich an griechischen Vorbildern. Dennoch ist sie als Adelsrepublik zu bezeichnen, da ihre Amtsträger, vorneweg die Consuln, ausschliesslich dem Patrizierstand entstammten. Über 200 Jahre lang kämpften nun die Plebejer um eine Besserstellung. Die Zeit der Ständekämpfe wurde durch die Secessio plebis (Auszug der Plebs aus der Stadt) eingeleitet. Der Staat funktionierte nur, weil sich die Römer darüber im klaren waren, dass sie einem höheren Prinzip, dem Gemeinwohl, dienten. So machten die Patrizier Zugeständnisse und die Plebs erhielten Ämter, die nur ihnen zugänglich waren. Expansion auf allen Gebieten Im Jahre 450 v.Chr. wurde das geltenden Rechts als Zwölf-Tafel-Gesetze kodifiziert. Diese Gesetze bildeten noch lange die Grundlage für das römische Recht. Dem folgte eine weitere Verbesserung der rechtlichen Situation der Plebs, die etwa ab dem Jahre 360 v.Chr. die volle politische Gleichberechtigung erlangen konnten. Das Ergebnis der inneren Konsolidierung war eine stetige Expansion nach aussen. Schon 509 v.Chr. wurde der erste Handelsvertrag mit Karthago geschlossen. Die Etrusker wurden 396 v.Chr. endgültig besiegt und das Land für die Besiedlung der wachsenden Bevölkerung gewonnen. In Oberitalien hatten sich zu diesem Zeitpunkt die Kelten bis Eturien festgesetzt und nach einer schweren römischen Niederlage 390 v.Chr. besetzte der Keltenkönig Brennus Rom. Nach der Überlassung der meisten Schätze konnten die Kelten zum Abzug bewogen werden. Die schnell wachsende Bevölkerung brauchte immer mehr Land und so kam es zu Konflikten mit den Städten in den fruchtbaren Ebenen von Latium und Campanien. Nach langen Kämpfen wurden die Latiner in den römischen Staatsverband integriert. Die nächsten Kämpfe wurden mit den Samniten ausgefochten, die im südlichen Apennin heimisch waren. Das Land konnte nur gegen erbittertsten Widerstand besetzt werden. Rom war zwar zu diesem Zeitpunkt noch keine Grossmacht, doch beherrschte die Stadt am Tiber ganz Mittelitalien und übte durch ihre staatliche Geschlossenheit Einfluss auf die umliegenden Gebiete aus. Von Karthago nach Kleinasien und zurück 7 http://www.imperiumromanum.com/geschichte/geschichte_kurz_01.htm, http://www.imperiumromanum.com/geschichte/geschichte_kurz_02.htm Bei der weiteren Expansion traf Rom auf die Handelsmacht Karthago, die in drei Kriegen niedergerungen wurde. Der erste Punische Krieg (264 bis 241 v.Chr.) begann auf Sizilien, verlief äusserst wechselhaft und wurde erst durch die Niederlage der karthagischen Flotte in einer Seeschlacht beendet. Karthago musste Sizilien räumen und eine hohe Kontribution entrichten. Rom besass mit Sizilien seine erste Kolonie. Das System der künftigen Macht Roms war geboren worden. Im Laufe der nächsten Jahre kamen mit Sardinien, Korsika, Dalmatien und Oberitalien weitere Provinzen hinzu. Der Krieg hatte keine wirkliche Erschütterung einer der beiden Mächte zur Folge gehabt und die Entscheidung war damit lediglich vertagt worden. So wurde der zweite Punische Krieg (218 bis 201 v.Chr.) noch erbitterter geführt als der erste. Der Krieg begann 218 v.Chr. mit der Zerstörung der spanischen Stadt Sagunt, die mit den Römern im Bunde gestanden war. Um den Krieg ins italischen Kernland zu tragen, überquerte Hannibal mit seiner Armee die Alpen. Die Römer wurden mehrmals und vor allem bei Cannae vernichtend geschlagen. Doch Hannibal verabsäumte es das wehrlose Rom anzugreifen. Schritt für Schritt gewannen die Römer die verlorenen Städte zurück. Zum mächtigsten Gegner Hannibals avancierte Publius Cornelius Scipio, der Karthago direkt bedrohte. Hannibal musste Italien räumen und nach der Schlacht bei Zama 202 v.Chr. war die einstige Grossmacht besiegt. Kaum war Karthago keine grosse Bedrohung mehr, wandte sich Rom dessen Verbündeten Philipp von Makedonien zu. Er wurde 197 v.Chr. besiegt und ein Jahr später Griechenland erobert. Hannibal hatte bei König Antiochos von Syrien Unterschlupf gefunden. Aber auch er wurde besiegt. Nach der Schlacht von Pydna 168 v.Chr. war Rom endgültig Herrscherin über das östliche Mittelmeer. Da sich unterdessen Karthago wieder zu fangen schien, überzeugte Cato d.Ä. die Römer, den ewigen Fein endgültig auszulöschen. Die Stadt wurde erobert und ausradiert. Verschiebungen im Staatsgefüge Das Engagement und der Aufschwung Roms hatten schwerwiegende Folgen für die innere Struktur des ehemaligen Stadtstaates. Die italischen Kleinbauern waren nach all den Kriegen ruiniert und waren gezwungen ihr Land an Grossgrundbesitzer zu verkaufen. Auf grossen Latifundien wurden statt Getreide mittels Sklaven Ölund Weinplantagen betrieben. Die verarmten Bauern zogen in die Städte und wurden so zu Slumbewohnern. Mit den Eques hatte ein neuer Stand an Bedeutung gewonnen. Als Händler, Grossunternehmer und Bankiers hatten sie am Krieg verdient und bildeten nun das finanzielle Rückgrat des Reiches. Die Patrizier standen ihnen kaum nach und als Statthalter sorgten sie für schamlose Ausbeutung zahlreicher Provinzen. Durch die Ausweitung des Herrschaftsgebietes kam Rom mit neuen geistigen Strömungen in Berührung. Die Faszination für alles Griechische bestimmte von nun an die kulturelle Entwicklung des Weltreichs. Die Ressourcen der neuen Provinzen dienten zur Ausgestaltung der Hauptstadt. Der äussere Glanz wurde durch die inneren Probleme getrübt. Die staatlichen Einrichtungen waren kaum noch in der Lage die Administration des Reiches zu bewältigen. Die Plebejer hatten kaum ein Mitspracherecht. Daraus resultierten Anarchie und Chaos. Ackergesetze und die Parteien Die Gracchen versuchten sich als erstes daran, die Lage der Armen zu verbessern. Als Volkstribun brachte Tiberius Gracchus 133 v.Chr. ein Ackergesetz ein, nach dem neue Gehöfte auf Staatsland zu schaffen wären. Die Durchsetzung stiess auf breite Ablehnung in der Oberschicht. Nachdem sein Bruder bei einem Tumult ermordet worden war, setzte Gaius Gracchus die Pläne der Bodenreform fort. Mit Unterstützung des Ritterstandes konnte er Getreidezuteilungen aus Staatsmitteln an die Armen durchsetzen. Als er aber allen Italikern das Bürgerrecht verleihen lassen wollte, wurde auch er ermordet. All dies hatte das Gemeinwesen polarisiert. Die Agrarreformen wurden behindert und die Reformgegner schlossen sich Optimaten zusammen. Die Anhänger des Volkes wurden Popularen genannte. Marius und Sulla Zur Lösung der anstehenden Probleme im Krieg gegen Jugurtha setzte die Ritterschaft das Konsulat für einen starken Mann mit Können, aber ohne aufsehnerregende Ahnen, durch. Gaius Marius beendete den Krieg und schützte Rom vor den einströmenden Kimbern und Teutonen. Am bekanntesten ist jedoch seine Heeresreform, die die Grundlage für das römische Berufsheer schuf. Nachdem man den Italikern das Bürgerrecht verweigert hatte, zogen die Enttäuschten in den Bundesgenossenkrieg, der für Rom schwere Niederlagen brachte. So wurde 88 v.Chr. den Aufständischen das Bürgerrecht verliehen. König Mithridates von Pontos liess unterdessen in Kleinasien 80.000 Römer samt Anhänger umbringen. Um die Tat zu rächen wurde von den Optimaten der Feldherr Sulla berufen. Die Popularen vertrauten weiterhin auf Marius. Wegen dieses Oberkommandos kam es in Rom zum Bürgerkrieg mit wechselnden Siegern und Verfolgung der Gegner. Unter Abwesenheit von Sulla errag Marius die Oberhand und übte Vergeltung an all seinen Feinden in Rom. Sulla kehrte siegreich nach Rom zurück und mittels Prokriptionen erklärte er Tausende von Popularen für vogelfrei. 82 v.Chr. ordnete Sulla den römischen Staat neu und zog sich anschliessend ins Privatleben zurück. Die inneren Verhältnisse blieben gespannt und es kam zu mehreren Aufständen, u.a. der Skalven unter ihrem Anführer Spartakus. Pompeius, Crassus und Caesar Als Anhänger der Optimaten wurde Pompeius im die Bekämpfung der Seeräuberei übertragen. Anschliessend wandte er sich gegen Mithridates und ordnete Kleinasien von Grund auf neu. Er verbündete sich 60 v.Chr. mit Caesar und Crassus zum ersten Triumvirat. Die Macht lag in den Händen dieser drei Männer und ihrer Anhänger und nicht mehr bei den gesetzlichen Einrichtungen. Als Proconsul eroberte Caesar von 58 bis 51 v.Chr. Gallien und schlug die Germanen über den Rhein zurück. Crassus hatte sich unterdessen in einen prestigeträchtigen Feldzug gegen die Parther gewagt und fiel im Feindesland. Der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius begann, als Caesar den Rubicon überschritt. Pompeius wich nach Griechenland aus, aber Caesar folgte ihm. In der Schlacht von Pharsalus war für Caesar siegreich und Pompeius floh nach Ägypten, wo er kurz danach ermordet wurde. Eine Romanze verband ihn mit der ägyptischen Königin Kleopatra. Als Diktator auf Lebenszeit begann er Rom eine neue Ordnung zu geben. Arbeitsbeschaffung und die Gründung von Veteranenkolonien liess auch die Zahl der Almosenempfänger in Rom deutlich zurückgehen. Das Bürgerrecht wurde auch an einige Provinzialen verliehen, der Strassenbau forciert und der Kalender einer Reform unterzogen. Von Caesar zu Octavian Die Gegner von Caesars Alleinherrschaft gaben sich noch nicht geschlagen und an den Iden des März 44 v.Chr. fiel Caesar einem Mordanschlag unter der Führung von Brutus und Cassius zum Opfer. Die Täter wurden verfolgt und getötet. In der Folge verbündeten sich Marcus Antonius, Gaius Octavius und Lepidus zum zweiten Triumvirat. Lepidus wurde bald entmachtet. Antonius heiratete Kleopatra und handelte im Stile der Ptolemäer. Der Gegensatz zwischen dem orientalischen Antonius und dem die westliche Hälfte beherrschenden Octavian führte zum militärischen Konflikt. Die Entscheidung fiel 31 v.Chr. in der Seeschlacht von Actium durch Octavians Feldherrn Agrippa. Antonius und Kleopatra mussten flüchten und begingen Selbstmord. Damit war Octavian der alleinige Herrscher über die römischen Gebiete. Militär und Verwaltung stützen das Reich Die Herrschaft des Octavian beendete die vom Bürgerkrieg erschütterte Republik. Nach Verleihung des Titels Augustus begann Octavian als Kaiser das Römische Reich von Grund auf zu erneuern, ohne an den Grundfesten der Tradition zu rütteln. Er selbst bezeichnete sich als Princeps; erster Bürger des Staates. Senat und Volksversammlung blieben bestehen und behielten die meisten Funktionen bei. Rom schaffte dabei einen Zustand zwischen Republik und Monarchie. Die Verwaltung in den Provinzen wurde von einem neu entstandenen Beamtenadel erledigt, der sich aus Ritterstand und Offizieren rekrutierte. Um seine Herrschaft abzustützen schuf Augustus ein ihm ergebenes Heer, das zur Grenzsicherung überall im Reich verteilt war. Pax Romana Wichtig für Augustus war, dass sich die Römer wieder mit ihrem Staat zu identifizieren begannen. Die alte Religion wurde wiederbelebt und zahlreiche Tempel restauriert. Als Pontifex Maximus, Oberster Priester, verbanden sich Religion und Politik an der Staatsspitze. Prächtige Kommunalbauten versorgten die Einwohner der Hauptstadt mit dem "Lebensnotwendigen". Die herausragendste Leistung war die Pax Romana. Der römische Friede brachte den Völkern rund um das Mittelmeer ein Ende der Bedrohung von durchziehenden Heerscharen, die das Land verwüsteten. In diesem neuen Geist konnten sich nach anfänglichem Zögern Künstler und Gelehrte entfalten. Augustus versuchte die Grenzen Roms abzurunden und verzichtete auf eine grossangelegte Eroberungspolitik jenseits der "natürlichen" Grenzen. Ein Versuch Germanien bis zur Elbe unter römischen Einfluss zu bringen scheiterte. In der Schlacht im Teuteburger Wald gingen 9 n.Chr. unter Varus drei Legionen verloren. Im Osten arrangierte sich Augustusmit den Parthern und erlangte verlorengegangene Feldzeichen zurück. Die iulisch-claudischen Nachfolger Die Regelung der Nachfolge wurde für Augustus zur Nagelprobe, da ihm einige Todesfälle immer wieder einen Strich durch die Rechnung machten. Der direkte Nachfolger wurde Tiberius, ein pflichtbesessener Regent, der in seiner Spätzeit das Reich verbittert und in abgeschiedener Einsamkeit regierte. Ihm folgte Gaius, der unter seinen Spitznamen Caligula bekannt wurde. Nach Anzeichen für Wahnsinn und entsprechender Politik wurde er von den Prätorianern ermordet, die hier erstmals als bedeutender Machtfaktor auftraten. Caligulas Onkel Claudius passte die Verwaltung des Reiches neuen Erfordernissen an und leitete die aktive Eroberung Britanniens ein. Die Dynastie des Augustus erlebte mit dem Selbstmord des von vielen Seiten angefeindeten Nero ein abruptes Ende. Dem exzentrischen Kaiser wurde zu Unrecht die Brandschatzung der Stadt Rom zur Last gelegt. Nach dem Selbstmord Neros kam es zum Dreikaiserjahr. Galba, Otho und Vitellius lösten sich 68/69 n.Chr. in kurzen Abständen auf dem Thron ab bis die im Osten stationierten Legionen Vespasian zum Kaiser ausriefen und sich durchsetzen konnten. Während der kurzen Regierung des Titus kam es 79 v.Chr. mit dem Ausbruch des Vesuv bei Pompeji zur grössten Naturkatastrophe der römischen Antike. In der Herrschaft des Domitian wurden immer mehr Aufgaben durch den kaiserlichen Apparat erledigt. Die Adoptivkaiser Unter dem vom greisen Kaiser Nerva adoptierten Trajan errang das Römische Reich militärisch seine grösste Ausdehnung. Hadrian konnte das Erreichte absichern und Antoninus Pius das Imperium ohne kriegerische Auseinandersetzungen regieren. Unter Marc Aurel machten sich die ersten Anzeichen der bevorstehenden Völkerwanderung bemerkbar. Erst Marc Aurel hatte mit Commodus einen Sohn, den er als Nachfolger bestimmen konnte. Marc Aurel hatte auch zum ersten Mal die Doppelherrschaft verwirklicht und sich mit Lucius Verus einen gleichrangigen Mitregenten geschaffen. Commodus war wahnsinnig und hielt sich für die lebendige Verkörperung des Herkules. Es folgte ein Bürgerkrieg, in dem die Kurzzeitkaiser Pertinax und Didius Iulianus ermordet wurden. Die Severer Der Sieger des Bürgerkrieges von 193 hiess Septimius Severus. Die nordafrikanische Dynastie der Severer brachte dem Römischen Reich nochmals einen machtpolitischen Aufschwung. Doch gleichzeitig begann ein vermehrter Abbau der zentralen Stellung Roms und des italischen Kernlandes zugunsten der Provinzen. Septimius Severus hatte mit Caracalla und Geta zwei Söhne, die in seine Fussstapfen treten konnten. Nachdem Caracalla seinen Bruder hatte ermorden lassen, konnte er die uneingeschränkte Herrschaft über das Imperium ausüben. Caracalla wurde während seines Feldzuges gegen die Parther im Zuge einer Verschwörung ermordet. Die Soldaten riefen den Prätorianerpräfekten Macrinus zum Kaiser aus. Dessen Regierung erwies sich allerdings als äusserst kurzlebig. Unter falschen Annahmen riefen die Legionäre einen vierzehnjährigen Knaben zum Kaiser aus, den man schon bald nach dem syrischen Sonnengott Elagabal nannte. Seine Unbeliebtheit liess ihn seinen, bei den Römern beliebten, vierzehnjährigen Vetter Severus Alexander adoptieren. Unter Severus Alexander lag die wahre Macht weiterhin bei Iulia Maesa und später bei deren Tochter Mamaea. Die latente Unruhe im Reich konnte indes kaum unterdrückt werden. Sie gipfelte in der Ermordung des Severus Alexander und der damit verbundenen Ausrufung des Soldaten Maximinus Thrax zum Kaiser. Kurzlebige Soldatenkaiser Die folgenden fünfzig Jahre stellen einen Tiefpunkt in der römischen Geschichte dar. Dem Druck von aussen konnte das innerlich zerrissene Imperium nur mit Mühe standhalten. Maximinus Thrax sicherte Rhein- und Donaugrenze gegen einfallende Stämme, scheiterte jedoch an seiner Finanzpolitik. Aus Unzufriedenheit mit seinem Regiment wurden Gordian I. und Gordian II. auf den Kaiserthron gehoben. Sie wurden jedoch von ihren Gegner sogleich hinweggefegt und der Senat legte mit Pupienus und Balbinusnoch einmal eigenen Kandidaten den Kaiserpurpur um. Um das Volk zu befrieden waren sie gezwungen Gordian III.als ihren Nachfolger zu bestimmen. Die Chance einer Stabilisierung wurde vertan und ab 244 begann mit Philipp dem Araber für das Römische Reich die Zeit seiner grössten Wirren. Decius fiel 251 als erster Kaiser in der Schlacht und Valerian geriet 260 als erster und einziger in die Hand des Feindes, wo er in Ketten starb. Trotz aller Rückschläge konnte das Kaisertum wieder erstarken. Verlorene Gebiete wurden zurückerobert und das Prestige konnte allmählich wieder hergestellt werden. Von 235 bis 284 n.Chr. wurden über 20 Kaiser "verbraucht" und einer war eines natürlichen Todes gestorben. Die geteilte Reichsverwaltung Infolge von Thronstreitigkeiten kam es erstmals um 260 n.Chr. zu einem Riss in der Reichsverwaltung. Doch schaffte es Aurelian 270 n.Chr. als Restitutor orbis, Erneuerer der Welt, das Reich eisern zusammenzuhalten. Nach seinem Tod herrschte wieder Chaos bis zur Inthronisation von Diocletians. Der neue Kaiser begründete endgültig die absolute Monarchie und zentralisierte die Verwaltung rigoros. Als Kaiser und Gott verehrt, gab es neben ihm nur mehr Untertanen. Die Wirtschaft des Römischen Reiches lag danieder. Diocletian versuchte den Problemen durch staatliche Massnahmen Herr zu werden. Die Berufsvereinigungen wurden zu staatlichen Zwangsinnungen und mit dem Diocletianischen Preisedikt eine Höchstpreisverordnung erlassen. Als richtungsweisend sollte sich die Teilung des Römischen Reiches in einen West- und in einen Ostteil erweisen. Er selbst übernahm den Osten, der Westen ging an seinen Mitregenten Maximianus. Zusätzlich erhielt jeder der beiden einen Caesaren zur Seite gestellt. Das System wurde Tetrarchie genannt und sollte eine straffere Verwaltung ermöglichen. Das christliche Reich Nach der Abdankung Diocletians und seines Mitregenten sicherte sich nach langem Bürgerkrieg Konstantin im Kampf gegen seine Rivalen Maxentius und Licinius die Unterstützung der Christen. Unter dem Zeichen des Kreuzes siegte er 313 n.Chr. an der Milvischen Brücke in Rom und erlangte damit die Herrschaft im Westreich. Die Christen erlangten völlige religiöse Gleichstellung und erwiesen sich von nun an als bedeutende politische Stütze. Ab 324 n.Chr. regierte Konstantin als absoluter Herrscher. Bedeutend war die Gründung einer zweiten Hauptstadt im Osten. Konstantinopel wurde nach dem Vorbild Roms errichtet. Nach seinem Tod hinterliess der Kaiser ein Reich, das völlig umgestaltet worden war. Ein Restaurationsversuch der alten Kulte unter Iulianus schlug fehl. Was folgte war die Dynastie des Kaisers Valentinian, die sich bis 379 n.Chr. hielt. Die letzte Blüte erlebte das Römische Reich unter den Kaisern Valentinianus und Theodosius. Die Politik Konstantinswurde konsequent fortgesetzt und das Christentum zur Staatsreligion erhoben. Dies hatte zur Folge, dass alle heidnischen Kulte endgültig verboten wurden. Noch vor seinem Tod teilte Theodosius 395 n.Chr. das Reich unter seinen beiden Söhnen auf. Honorius bekam den Westen, Arcadius den Osten. Ab diesem Zeitpunkt war das Reich endgültig getrennt. Die Auflösung des Westreiches Der Westteil geriet in der Folge unter immer grösseren Druck eindringender Germanenstämme. 410 n.Chr. gelang es dem Westgotenkönig Alarich Rom zu erobern. Die Ansiedlung germanischer Siedler im Reichsgebiet war ebenfalls für die weitere Entwicklung von grosser Bedeutung. Unter ihrem König Attila verbreiteten die Hunnen Angst und Schrecken. In einem einmaligen Kraftakt verbündeten sich Germanen und Römer und schlugen 451 n.Chr. die Hunnen in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern. Rom kam indessen nicht zur Ruhe und wurde ein zweites Mal, von den Wandalen, geplündert. Diese Zeit brachte nur schwache Kaiser hervor und die eigentliche Macht lag in der Hand von germanischen Heerführern. Den Schlusspunkt bildete 476 n.Chr. die Absetzung des Kaisers Romulus Augustulus durch den Germanen Odoaker. Das Byzantinische Reich Nach dem Zusammenbruch des Westteils verstand sich Ostrom als legitimer Erbe des Römerreiches. Nicht nur die Verwaltung hatte sich indes aufgespaltet; auch die Streitigkeiten um theologische Fragen lähmen das Oströmische Reich, doch können die Kaiser Leo I. und Zeno die Lage stabilisieren. Iustinianus verfolgte von 527 bis 565 n.Chr. energisch das Ziel, die verloren gegangenen Provinzen im Westen für Ostrom zurückzugewinnen. Seine Feldherren vernichteten die neugegründeten Germanenreiche in Africa und Italien. Einfälle der Slawen auf dem Balkan und der schwierige Abwehrkampf gegen die Sassaniden verhinderten eine vollständige Wiedereroberung des Westens. Als Byzantinisches Reich überdauerte es nochmals 1000 Jahre. Vorerst noch als Grossmacht, wurde es ab dem 8. Jh. immer mehr durch den Islam in Bedrängnis gebracht. Erschwerend wirkten sich auch die Streitigkeiten mit Rom um die religiöse Vormachtstellung im Christentum aus. Das schliesslich auf Griechenland und Kleinasien beschränkte Reich wurde durch die Kreuzzüge erheblich geschwächt und erlag schlussendlich 1453 dem Ansturm der Osmanen unter Muhammed II. Zu IV) 8 Flavius Vegetius Renatus Mulomedicina (1250–1375 ca., Biblioteca Medicea Laurenziana, pluteo 45.19) Publius Flavius Vegetius Renatus (kurz Vegetius, deutsch auch veraltet Vegez) war ein Kriegstheoretiker des ausgehenden 4. Jahrhunderts. Von seinem Leben, seinem Werdegang und seinen militärischen Erfahrungen ist wenig bekannt. In antiken Quellen wird er vir illustris und comes genannt. Demnach gehörte er der hohen römischen Reichsaristokratie an und war Angehöriger des Kaiserhofes. In der Vorrede seines Hauptwerks bezeichnet er sich als Christ. Epitoma rei militaris Vegetius’ Hauptwerk, die Abhandlung Epitoma rei militaris (auch: De re militari) entstand am Mailänder Kaiserhof und ist nur so allgemein gewidmet, dass als Adressaten die Kaiser Theodosius I. der Große (regierte 379–395), möglicherweise aber auch dessen Sohn Honorius, sowie Theodosius II. und Valentinian III. in Frage kommen. Die Datierung ist daher nicht ganz sicher. Quellen sind nach Vegetius’ eigenen Angaben Cato, Aulus Cornelius Celsus, Frontinus, Paternus und die kaiserlichen Armeereglemente von Augustus, Trajan und Hadrian (Kaiser). Das erste der fünf Bücher behandelt Rekrutierung und Ausbildung der Soldaten. Es schildert dabei anschaulich den militärischen Niedergang des spätrömischen Reiches und ist ein Plädoyer für eine grundlegende Reform der Armee seiner Zeit. Im zweiten Buch beschreibt Vegetius detailliert Aufbau, Ausbildung und Ausrüstung der Legionen früherer Epochen (speziell der frühen Kaiserzeit). Das dritte Buch über Strategie und Taktik enthält eine Reihe militärischer Maximen, die zur Grundlage militärischen Denkens für europäische Feldherrn von Karl dem Kahlen über Wilhelm von Oranien bis Friedrich dem Großen wurden. Erst mit Ausbruch der französischen Revolution – den unter dem Stichwort einer « nation en armes » (deutsch: „Volk in Waffen“) anders geführten Revolutionskriegen – gerät Vegetius zunehmend in Vergessenheit. Einige seiner Grundsätze mögen die Prinzipien eines Krieges mit begrenzter politischer Zielsetzung verdeutlichen: „Was für den Feind vorteilhaft ist, wird dir selbst zum Nachteil, und was dir hilft schadet dem Feind.“ „Der entscheidende Punkt in der Kriegführung ist die Sicherstellung des eigenen Nachschubs und die Vernichtung des Feindes durch Hunger. Hunger ist schlimmer als das Schwert.“ „Niemand gehört auf das Schlachtfeld, der nicht erfahren und erprobt ist.“ „Es ist besser, dem Feind den Nachschub abzuschneiden, ihn mit Überfällen und Hinterhalten zu bekämpfen, als eine offene Feldschlacht anzunehmen, für deren Ausgang der Zufall häufig eine größere Rolle spielt als die Entschlossenheit.“ „Wer den Frieden will, bereite den Krieg (vor).“ Solche Maximen finden sich in ähnlicher Form schon in Sunzis Kunst des Krieges und entsprechen einer Philosophie der Kriegführung, die von der Antike bis zur Zeit der Napoleonischen Kriege allgemein akzeptiert war.[1] Seine „sieben üblichen Dispositionen zur Schlacht“, einst von europäischen Adepten des Kriegshandwerks verehrt, können durchaus auch auf modernere Verhältnisse übertragen werden. Sein viertes Buch zur Belagerungstechnik ist wichtig, da es die beste diesbezügliche Beschreibung für die Zeit der Spätantike und des Mittelalters bis in das 10. Jh. hinein enthält. Es 8 https://de.wikipedia.org/wiki/Flavius_Vegetius_Renatus beschreibt zum Beispiel detailliert den Onager, eine Maschine, die vor der Entwicklung moderner Kanonen bei Belagerungen zum Einsatz kam. Das fünfte Buch schließlich ist eine Auflistung von Personal und Materialbestand der römischen Flotte. Vegetius beklagt primär den Niedergang des römischen Heerwesens seiner Zeit, des späten 4. Jahrhunderts. Um dies zu beleuchten, glorifiziert er die Armee der frühen Kaiserzeit. Er betont vor allem den hohen Standard der Rekruten und die Qualität ihrer Ausbildung sowie des Offizierskorps. Tatsächlich entwirft er hier eher ein Idealbild, als dass er die Realität des 1. nachchristlichen Jahrhunderts korrekt beschreibt. Digesta Artis Mulomedicinae Eine separate Abhandlung über die Tier-, speziell Pferdeheilkunde, (Digesta Artis Mulomedicinae), in welcher er von den „Thüringern“ (Sächsisch-Thüringisches Schweres Warmblut) als einer für den Kriegsdienst besonders tauglichen Pferderasse schreibt, stellt zugleich die früheste Erwähnung dieses Namens dar. Im Gegensatz zu den „Epitoma“ ist dieses Werk jedoch kaum bekannt. Rezeptionsgeschichte der Epitoma Die Epitoma rei militaris in einer für Lupus Servatus (Lupus von Ferrières) angefertigten Handschrift. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Vaticanus Palatinus lat. 1572, fol. 62r (Mitte des 9. Jahrhunderts) Fünf Handschriften sind für das 9. Jahrhundert und einige Auszüge sogar schon für das 7. Jahrhundert nachweisbar. Dass dieses Werk im Mittelalter stark verbreitet war, zeigt die Anzahl der Exemplare, die vom 10. bis zum 15. Jahrhundert von 25 auf 304 anstieg. Die ersten Büchsenmeisterhandschriften, vor allem Konrad Kyesers Bellifortis, scheinen Vegetius vermehrt zu rezipieren. Die Auseinandersetzung mit diesem Sachgebiet scheint die Ingenieurkunst der Frühen Neuzeit stark beeinflusst zu haben. Seit dem ersten Erscheinen erfreuten sich Abschriften der Epitoma außerordentlicher Beliebtheit. Ihre Regeln der Belagerungstechnik wurden bis in das Mittelalter hinein viel beachtet. Das Werk wurde noch vor der Erfindung des Buchdrucks ins Englische, Französische (von Jean de Meung und Christine de Pisan), Italienische (von Bono Giamboni u. a.), Katalanische, Spanische, Tschechische und Jiddische übersetzt. 1394/95 wurde es unter dem Namen „ler der streit“ von Johann Seffner ins Deutsche übersetzt. Die ersten gedruckten Ausgaben erschienen in Utrecht (1473), Köln (1476), Paris (1478), Rom (in Veteres de re mil. scriptores, 1487) und Pisa (1488). Eine deutsche Übersetzung von Ludwig Hohenwang wurde im Jahre 1475 in Ulm gedruckt. Eine frühe englische Version (basierend auf der französischen Fassung) erschien bei Caxton im Jahr 1489. Vegetius' herausragende Position als Autorität auf dem Gebiet des Kriegshandwerks war damit für lange Zeit gesichert. Noch im 18. Jahrhundert bekennt sich der französische Lieutenant général Puysegur zu Vegetius’ Grundsätzen und macht sie explizit zur Grundlage seines eigenen Werks. Charles Joseph de Ligne schrieb 1770: « C'est un livre d'or ». Die zuverlässigste moderne Ausgabe stammt von Michael D. Reeve (Oxford, 2004). Eine ebenso detaillierte wie kritische Stellungnahme zu Werk und Bedeutung Vegetius' liefert Max Jähns, Geschichte der Kriegswissenschaften, i. 109-125 (München, 1889). In neuerer Zeit weist Rainer Leng im Vortrag der DFG-Forschergruppe „Bild des Krieges“ vom 5. März 1999 darauf hin, dass die Epitoma rei militaris nur in den seltensten Fällen als Lehrschrift für militärisches Handeln galten: „Meist wurden sie als moralisch-aszetische Schrift oder bestenfalls als politischideologischer Entwurf betrachtet und somit mehr Philosophie und den Artes zugerechnet als der Kriegswissenschaft.“ Ungeachtet der Tatsache, dass es sich um das einzige antike kriegswissenschaftliche Dokument handelt, das im Mittelalter und bis in das 18. Jahrhundert weite Verbreitung fand, war seine praktische Bedeutung wohl eher gering.